Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und...

33
______________________________________________________________________ Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs Hannover ______________________________________________________________________ Auftraggeber: aurelis Real estate GmbH & Co KG Anckelmannsplatz 1 20537 Hamburg Hans-Scharoun-Weg 1 D – 31535 Neustadt 05032 / 67 42 3 Bearbeiter Dipl.-Biol. Dirk Herrmann Dr. Oliver Katenhusen Dipl.-Biol. Tobias Wagner www.abia.de Juli 2008

Transcript of Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und...

Page 1: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

______________________________________________________________________

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs Hannover

______________________________________________________________________

Auftraggeber:aurelis Real estate GmbH & Co KG

Anckelmannsplatz 120537 Hamburg

Hans-Scharoun-Weg 1D – 31535 Neustadt

05032 / 67 42 3

BearbeiterDipl.-Biol. Dirk Herrmann

Dr. Oliver KatenhusenDipl.-Biol. Tobias Wagner

www.abia.de

Juli 2008

Page 2: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs Hannover

Auftraggeber:

aurelis Real estate GmbH & Co KG Anckelmannsplatz 1 20537 Hamburg

Bearbeitung:

Dipl.-Biol. Dirk Herrmann Dr. Oliver Katenhusen Dipl.-Biol. Tobias Wagner

Abia GbR Hans-Scharoun-Weg 1 D – 31535 Neustadt 05032 / 67 42 3 www.abia.de

10. Juli 2008

Abia GbR Neustadt 2

Page 3: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Inhaltsverzeichnis1 Untersuchungsgebiet....................................................................................................4 2 Methoden......................................................................................................................7

2.1 Flora und Biotoptypen............................................................................................7 2.2 Fledermäuse..........................................................................................................7 2.3 Brutvögel................................................................................................................8 2.4 Reptilien.................................................................................................................8 2.5 Bewertung..............................................................................................................9

3 Ergebnisse..................................................................................................................11 3.1 Biotoptypen..........................................................................................................11 3.2 Flora.....................................................................................................................15 3.3 Nach Baumschutzsatzung geschützte Bäume und Großsträucher .....................17 3.4 Fledermäuse........................................................................................................20 3.5 Brutvögel..............................................................................................................21 3.6 Reptilien...............................................................................................................22

4 Naturschutzfachliche Bewertung ................................................................................24 5 Eingriffsbezogene Bewertung und Hinweise zu Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation....................................................................................................................27 6 Zusammenfassung.....................................................................................................28 7 Literatur ......................................................................................................................29 8 Karten.........................................................................................................................31 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Kartiertage Fauna. ............................................................................................10 Tabelle 2: Flächenbilanz der verschiedenen Biotoptypen .................................................12 Tabelle 3: Gefährdete Pflanzenarten sowie Arten der Vorwarnliste. .................................16 Tabelle 4: Übersicht über die nach Baumschutzsatzung geschützten Bäume und

Großsträucher ............................................................................................................19 Tabelle 5: Nachgewiesene Fledermausarten. ...................................................................20 Tabelle 6: Habitate der nachgewiesenen Fledermausarten ..............................................20 Tabelle 7: Artenliste Brutvögel...........................................................................................22 Tabelle 8: Verteilung der Biotoptypen auf die verschiedenen Wertstufen .........................24 Tabelle 9: Zusammenfassende naturschutzfachliche Bewertung. ....................................26 Tabelle 10: Auswirkungen der Planungen auf Arten und Lebensgemeinschaften ............27 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Luftbild des Untersuchungsgebietes...............................................................5 Abbildung 2: Blick über die Ruderalfluren im nördlichen Teil des Geländes. ......................6 Abbildung 3: Mauerraute (Asplenium ruta-muraria)...........................................................17 Abbildung 4: Baumbestand am Westrand des Geländes. .................................................18 Abbildung 5: Böschung der Bahntrasse am Ostrand des UG ...........................................23 Kartenverzeichnis Karte 1: Biotoptypen, Baumbestand und Artvorkommen Karte 2: Bewertung Arten und Lebensgemeinschaften

Im Text verwendete Abkürzungen BArtSchV: Bundesartenschutzverordnung BNatG: Bundesnaturschutzgesetz NNatG: Niedersächsisches Naturschutzgesetz FFH-RL: Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie UG: Untersuchungsgebiet

Abia GbR Neustadt 3

Page 4: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

1 Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet liegt zentral in der Innenstadt von Hannover. Naturräumlich zählt es zum Weser-Aller-Flachland und damit zum niedersächsischen Tiefland. Es besitzt eine Fläche von rund 9 ha.

Bei dem untersuchten Gebiet handelt es sich um den ehemaligen Hauptgüterbahnhof Hannover (Abbildung 1). Aktuell sind große Teile des Geländes ungenutzt. Kleinere Teilbereiche werden als Postverteilzentrum bzw. Parkplatz genutzt.

Das Gebiet ist zum überwiegenden Teil mit Gebäuden überbaut oder durch Verkehrsflächen versiegelt. Nur im Norden haben sich im Bereich der ehemaligen Rangiergleise – die bereits entfernt wurden – auf überwiegend geschotterten Flächen mehr oder weniger lückige Ruderalfluren entwickelt ( ). Gehölze sind kaum entwickelt. Neben jungen Sukzessionsgehölzen im Norden des Geländes handelt es sich im Wesentlichen um einige Bäume auf der westlichen Grenze des Gebietes. Die Umgebung des Untersuchungsgebietes wird von stark verdichteten, innerstädtischen Siedlungs- und Verkehrsflächen gebildet.

Abbildung 2

Das Klima der Region Hannover ist insgesamt atlantisch geprägt, wobei sich das Stadtklima insbesondere durch höhere Temperaturen gegenüber dem Umland auszeichnet (SEEDORF & MEYER 1992). Im langjährigen Durchschnitt (1961-1990) fielen in Hannover (Messegelände) etwa 634 mm Niederschlag, die Jahresdurchschnitts-temperatur betrug in der Station Hannover-Langenhagen (Flughafen) 8,9°C (Quelle: Deutscher Wetterdienst).

Schutzgebiete oder aus landesweiter Sicht faunistisch wertvolle Bereiche werden nicht berührt1,2,3,4.

1Kartenserver MU, http://www.kartenserver.niedersachsen.de/www/NLWKN_Natur/Schutzgebiete/viewer.htm

(Download 07.07.2008) 2: Kartenserver MU, http://www.kartenserver.niedersachsen.de/www/NLWKN_Natur/Avifauna_Brut/viewer.htm (Download 07.07.2008) 3 Kartenserver MU, http://www.kartenserver.niedersachsen.de/www/NLWKN_Natur/Avifauna_Gast/viewer.htm

(Download 07.07.2008) 4 Kartenserver MU (Download 07.07.2008),

http://www.kartenserver.niedersachsen.de/www/NLWKN_Natur/wertvolleBereiche_Fauna/viewer.htm

Abia GbR Neustadt 4

Page 5: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Abbildung 1: Luftbild des Untersuchungsgebietes (rot umrandet; Quelle: Stadt Hannover)

Abia GbR Neustadt 5

Page 6: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Abbildung 2: Blick über die Ruderalfluren im nördlichen Teil des Geländes (im Hintergrund das östlich angrenzende Conti-Gelände).

Abia GbR Neustadt 6

Page 7: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

2 Methoden

2.1 Flora und Biotoptypen Die Geländearbeiten zur Biotoptypenkartierung, zur Erfassung gefährdeter Pflanzenarten sowie zur Kartierung der unter die Baumschutzsatzung der Stadt Hannover fallenden Bäume und Großsträucher wurden im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juli 2008 durchgeführt.

Die Kartierung der Biotoptypen erfolgte auftragsgemäß nach dem Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen (V. DRACHENFELS 2004); dabei wurde eine Differenzierung bis hin zu Untertypen vorgenommen sowie – sofern inhaltlich geboten erscheinend – Zusatzmerkmale zur Struktur vergeben5. Die Einstufung der Gefährdung der Biotoptypen orientiert sich unter Berücksichtigung von v. DRACHENFELS (1996) an den örtlichen und regionalen Gegebenheiten und Bedingungen.

Die Einschätzung des Gefährdungsgrades der Gefäßpflanzen folgt GARVE (2004). Um sämtliche bedrohten Pflanzenarten (einschließlich Vorwarnliste) des UG nachzuweisen, wurde bei den floristischen Untersuchungen eine weitgehend komplette Erfassung des Arteninventars angestrebt. In der Tabelle 3 werden jedoch gemäß Auftrag lediglich die bedrohten Sippen, jene der Vorwarnliste sowie ferner die im lokalen wie regionalen Maßstab etwas selteneren und bemerkenswerten Arten aufgeführt; Vorkommen der die Biotope kennzeichnenden Sippen können zudem den Auflistungen zu den einzelnen Biotoptypen entnommen werden.

Die Erhebung geschützter Bäume und Sträucher orientiert sich an der Baumschutzsatzung für die Landeshauptstadt Hannover (LANDESHAUPTSTADT HANNOVER, FACHBEREICH UMWELT UND STADTGRÜN, 2002). Als Bäume wurden dabei nur jene baumförmig wachsenden Gehölze erfasst, welche über einen oder mehrere Stämme verfügen; lediglich strauchförmig wachsende Individuen von Baumarten wurden nicht kartiert; dies gilt insbesondere für an oder nahe des Bodens abgesägte Bäume, die nur mit Zweigen austreiben, jedoch keine (auch schwächeren) Stämme mehr aufweisen.

Die Berechnung der Flächenanteile der einzelnen Biotoptypen erfolgte im GIS. Bei Biotopkomplexen wurde jeweils die Gesamtfläche des entsprechenden Polygons dem dominanten Biotoptyp zugeschlagen.

2.2 Fledermäuse Die Erfassung der Flug- und Jagdaktivität der Fledermäuse erfolgte durch Verhören mittels Ultraschall-Detektor (Mischerdetektor Mönnich FD2.OL, Mischer-/ Zeitdehnungs-detektor Pettersson D240x), verbunden mit optischen Kontrollen. Auf diese Weise ist ein Nachweis von Fledermäusen allgemein gut, eine genaue Artbestimmung jedoch nicht immer sicher möglich (vgl. MÜHLBACH 1993, LIMPENS & ROSCHEN 1995). Bei der vorliegenden Untersuchung konnten jedoch alle Beobachtungen sicher zugeordnet werden.

Ein Vorteil des eingesetzten Zeitdehnungsverfahrens liegt in der Möglichkeit, die aufgezeichneten Rufe am PC mit Hilfe einer speziellen Akustik-Software (hier BatSound 3.31) analysieren zu können. Hinweise zur Analyse der Rufe bietet u.a. SKIBA (2003).

5 Auf eine Verwendung des Zusatzmerkmals x (= im Industrie-, Verkehrs- oder Siedlungsbereich) für die

Ruderalfluren wurde verzichtet, da dieses Merkmal der Lage/(früheren) Nutzung ausnahmslos für alle Ruderalflächen im UG zutrifft.

Abia GbR Neustadt 7

Page 8: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Es fanden insgesamt 5 nächtliche Begehungen im Zeitraum von Mitte April bis Ende Juni 2008 statt (Kartiertage siehe Tabelle 1). Das Untersuchungsgebiet wurde bei den Begehungen jeweils in einer anderen Reihenfolge abgesucht, um die einzelnen Teilgebiete möglichst homogen zu erfassen. Alle Fledermausbeobachtungen wurden mit Uhrzeit und Flugrichtung (bei durchziehenden Tieren) dokumentiert, um Flugbewegungen möglichst genau zu bestimmen.

Außerdem wurde eine Überprüfung auf Quartiere durchgeführt. Dabei wurden die potenziell als Quartier in Frage kommenden Bereiche der Gebäude, d.h. insbesondere Keller und Dachböden abgesucht. Außerdem wurde auf aus- bzw. einfliegende Tiere geachtet.

Die Angabe der Gefährdungskategorien entspricht der Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Säugetierarten, 1. Fassung (Stand 1991, HECKENROTH et al. 1993). Die bundesweite Gefährdung wird nach BOYE et al. (1997) angegeben.

2.3 Brutvögel Die Bestandsaufnahme der Vögel im Untersuchungsgebiet erfolgte mittels fünf Begehungsdurchgängen, die in den frühen Morgenstunden durchgeführt wurden. Die Kartierung begann am 17.03.2008 und erstreckte sich bis Anfang Juni 2008 (Beobachtungstage siehe Tabelle 1).

Grundlage der Revierkartierung war eine flächendeckende punktgenaue Kartierung aller Vogelbeobachtungen unter besonderer Berücksichtigung aller Revier anzeigenden Merkmale (vgl. BIBBY, BURGESS & HILL 1995). Die Erfassungsmethodik und Auswertung erfolgte in Anlehnung an die Methodenvorschläge der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen (SÜDBECK et al. 2005). Als „Brutvogel“ werden alle Arten bezeichnet, für die ein Brutnachweis oder ein Brutverdacht vorliegt. Brutzeitfeststellungen zählen nicht zum Brutbestand. Kartografisch dargestellt wurden die Reviermittelpunkte. Diese stimmen nicht notwendig mit dem tatsächlichen Brutplatz überein.

Randreviere, d.h. Reviere, die nicht vollständig im Untersuchungsgebiet liegen, wurden unabhängig vom Reviermittelpunkt dann zum Gebiet gerechnet, wenn zumindest ein wichtiger Teil des Reviers innerhalb des Untersuchungsgebietes liegt.

Besonderes Gewicht lag auf der gezielten Suche nach regional und habitatspezifisch zu erwartenden charakteristischen bzw. gefährdeten Arten. Die Angabe der Gefährdungs-kategorien entspricht der Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvogelarten, 6. Fassung (KRÜGER & OLTMANNS 2007).

2.4 Reptilien Die für Reptilien, insbesondere für die Zauneidechse geeigneten Bereiche des Gebietes wurden dreimal flächendeckend abgesucht. Die Begehungen fanden im Frühjahr nach Verlassen der Winterquartiere und zur Paarungszeit ausschließlich bei günstiger Witterung statt (Tabelle 1). Aufgrund einer Kälteperiode in der zweiten Märzhälfte und der noch recht kühlen ersten Aprilhälfte wurde mit der Erfassung erst relativ spät im April begonnen.

Alle für Reptilien geeigneten, unversiegelten Bereiche wurden jeweils vollständig abgelaufen. Auf ein Auslegen von Reptilienblechen wurde verzichtet, da im Gelände bereits zahlreiche Versteckplätze vorhanden sind, die jeweils stichprobenartig kontrolliert wurden.

Abia GbR Neustadt 8

Page 9: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

2.5 Bewertung Eine Bewertung des Gebietes erfolgt in Anlehnung an die „Naturschutzfachlichen Hinweise des NLÖ zur Anwendung der Eingriffsregelung in der Bauleitplanung“ (BREUER 1994). Allerdings wird dieses vor allem auf der Gefährdung basierende Bewertungsmodell durch zusätzliche Kriterien ergänzt: Ausprägung der Lebensgemeinschaften (Vorkommen von charakteristischen Arten, Artenzahl), Zustand der Populationen (Populationsgröße, reproduktiver Status bzw. Bodenständigkeit), Qualität des Lebensraumes (Eignung in Bezug auf die Habitatansprüche der untersuchten Artengruppen, Seltenheit und Wiederherstellbarkeit des Lebensraumes, Bedeutung für den Biotopverbund).

Es werden fünf Wertstufen für den Naturschutz unterschieden:

• von sehr hoher Bedeutung (Wertstufe 4): Vorkommen von vom Aussterben bedrohter, stark gefährdeter Arten oder größeren Populationen gefährdeter Arten; natürliche bzw. naturnahe Biotoptypen

• von hoher Bedeutung (Wertstufe 3): Vorkommen gefährdeter Arten (einschließlich regional oder lokal gefährdeter bzw. zurückgehender Arten); bedingt naturnahe und halbnatürliche Biotoptypen

• von allgemeiner Bedeutung (Wertstufe 2): keine gefährdeten Arten, aber gut ausgeprägte, artenreiche Lebensgemeinschaften oder große Populationen ungefährdeter Arten; hohe Bedeutung des Lebensraums aufgrund von Seltenheit oder zentraler Funktion für den Biotopverbund; bedingt naturferne Biotoptypen

• von geringer Bedeutung (Wertstufe 1): schlechter ausgeprägte Lebens-gemeinschaften oder kleine Populationen; naturferne Biotoptypen

• keine Bedeutung (Wertstufe 0): keine Arten nachgewiesen, künstliche Biotop-typen.

Die Bewertung erfolgt für jede Artengruppe (= Schutzgut) und für jeden Bereich getrennt, eine Aggregierung der Teilbewertungen wird nicht durchgeführt.

Bei der Bewertung der Bedeutung der Biotoptypen fand darüber hinaus die Zuordnung von BIERHALS et al. (2004) Berücksichtigung.

Abia GbR Neustadt 9

Page 10: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Tabelle 1: Kartiertage Fauna.

Datum

Wetter Arbeiten

17.03.2008 heiter bis wolkig, leichter Wind, ca. 5- 10°C

Brutvögel

27.03.2008 ca. -4°C, windstill, sternklar Brutvögel

18.04.2008 bedeckt, kühl, ca. 0 – 5°C, windstill

Brutvögel

28.04.2008 heiter bis wolkig, wenig Wind, ca. 15°C

Fledermäuse, Reptilien

05.05.2008 sonnig, ca. 5 – 10°C, wenig Wind Brutvögel

05.05.2008 sternklar, ca. 15°C, windstill Fledermäuse

08.05.2008 sonnig, kaum Wind, ca. 15- 20°C Reptilien

22.05.2008 heiter, 12°C, windstill Brutvögel

27.05.2008 bedeckt, ca. 20°C, wenig Wind Reptilien

02.06.2008 sonnig, ca. 25°C, windstill, schwül Brutvögel, Reptilien

04.06.2008 21 °C, anfänglich leichter Wind, später windstill, sternklar, trocken

Fledermäuse

18.06.2008 leichter Wind, halb bedeckt, ca. 20 °C, „noch“ trocken

Fledermäuse

30.06.2008 ca. 18°C, halb bedeckt, trocken Fledermäuse

Abia GbR Neustadt 10

Page 11: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

3 Ergebnisse

3.1 Biotoptypen Entsprechend der ehemaligen und gegenwärtigen Nutzung (früherer Hauptgüterbahnhof der Stadt Hannover, Teilbereiche jetzt als Postfachanlage und Postzentrum sowie Parkplatz genutzt) sind rund drei Viertel des Geländes durch Gebäude und Verkehrsflächen versiegelt oder teilversiegelt (Karte 1, ). Der übrige, unversiegelte Bereich wird von Ruderalfluren sowie von oft ruderalen Gebüschen und kleinen Gehölzbeständen eingenommen.

Tabelle 2

Die für Bahnanlagen typischen Ruderalfluren trockener Standorte (Flächenanteil ca. 22,5 %) haben sich dabei ganz überwiegend auf dem sehr wasserdurchlässigen, humusarmen und meist schotterreichem Substrat ehemaliger und jetzt rückgebauter Schienentrassen im Norden des UG entwickelt. Entsprechend der Standortbedingungen sind im Allgemeinen oft auch Vertreter der Magerrasen am Aufbau der Bestände beteiligt; aufgrund der starken Ruderalisierung kommen Biotoptypen dieser Einheit im Gebiet jedoch nicht vor.

Die kleinflächigen Gehölz-Biotope verteilen sich über das gesamte Gebiet. Sie sind sehr oft linear und nur maximal wenige Meter breit ausgeprägt und säumen verlassene Gebäude oder verlaufen entlang von Grenzlinien.

Abia GbR Neustadt 11

Page 12: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Tabelle 2: Flächenbilanz der verschiedenen Biotoptypen

Kürzel Biotoptyp gem. V. DRACHENFELS 2004 Fläche (m²) Anteil (%)

BE Einzelstrauch 5 0,01%BRL Lianen-Gestrüpp 39 0,04%BRR Rubus-Gestrüpp 1.650 1,82%BRS Sonstiges Sukzessionsgebüsch 1.042 1,15%BRU Ruderalgebüsch 193 0,21%

Gebüsche 2.929 3,23%

URT Ruderalflur trockenwarmer Standorte 20.417 22,51% Ruderalfluren 20.417 22,51%HE Einzelbaum/Baumbestand des Siedlungsbereichs 94 0,10%

BZN Ziergebüsch aus überwiegend nicht heimischen Gehölzarten 20 0,02%

Siedlungsgehölze 114 0,13%

TDK Kies-Flachdach 186 0,21%TFB Beton-/ Asphaltfläche 4.346 4,79%TFS Fläche mit Natursteinpflaster 6.615 7,29%TFW Fläche mit wassergebundener Decke 5.520 6,09%TFZ Fläche mit Ziegel-/Betonsteinpflaster 3.596 3,97%OHW Hochhausbauten mit vorherrschender Wohnfunktion 289 0,32%OVE Bahnanlage 41.732 46,02%OVP Parkplatz 4.938 5,45%

Gebäude, Verkehrs- und Industrieflächen 67.222 74,13%

Gesamtfläche 90.682 100,00%

Im Folgenden werden die im UG nachgewiesenen Biotoptypen (mit Ausnahme der naturschutzfachlich weitgehend irrelevanten versiegelten und mehr oder weniger vegetationsfreien Flächen) in ihrer räumlichen Verteilung, ihrer Ausprägung und an Hand ihrer kennzeichnenden Pflanzenarten näher vorgestellt.

Gebüsche und Gehölzbestände einschließlich der Gehölze und Baumbestände des Siedlungsbereichs Ruderalgebüsche / Sonstige Gebüsche (BR), Einzelstrauch (BE)

Ruderalgebüsch (BRU)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Kleinflächige Bestände im gesamten unversiegelten Bereich des UG. Entweder nach der Baumschutzsatzung geschützte Großsträucher des Schwarzen Holunders oder lineare Bestände an Gebäuden, die v.a. ebenfalls vom Schwarzen Holunder und/oder strauchförmigen Exemplaren des neophytischen Chinesischen Götterbaums aufgebaut werden. Dazu kommen vereinzelt andere Neophyten wie der Essigbaum (im Norden), die Armenische Brombeere oder mit Abia GbR Neustadt 12

Page 13: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Rosen und Blutrotem Hartriegel heimische Sträucher; ein mesophiles Gebüsch liegt aufgrund der Beimischung von Holunder und des Unterwuchses mit Ruderalarten jedoch nicht vor.

Kennzeichnende Pflanzenarten: Sambucus nigra, Ailanthus altissima (strauchförmig), Rubus armeniacus, Rosa spp., Cornus sanguinea, Rhus hirta, Acer pseudoplatanus sowie Arten von URT.

Rubus-Gestrüpp (BRR)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Hauptsächlich von der Armenischen Brombeere aufgebaute, undurchdringliche lineare Bestände in erster Linie an der Ostgrenze (Bahndamm) und der Westgrenze des UG. Bei dieser Art handelt es sich um eine vollständig eingebürgerte neophytische Brombeere, die nach PEDERSEN & WEBER (1993: 38) häufig „bestandsbildend an Bahndämmen, auf Industriebrachen und anderen Ruderalflächen“ auftritt und dort eine eigene Gesellschaft aufbaut (vgl. POTT 1995).

Kennzeichnende Pflanzenart: Rubus armeniacus, weitere Sippen aus der Gruppe von Rubus fruticosus agg., Robinia pseudoacacia

Sonstiges Sukzessionsgebüsch (BRS)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Schwerpunktmäßig im Norden verbreitete Einheit meist entlang von Gebäuden, so an zwei isoliert stehenden, kleinen Gebäuden nahe der Nordgrenze. Größter zusammenhängender Bestand im ehemaligen Einfahrtsbereich am nördlichen Rand der großen Güterbahnhofshalle. Neben den typischen Pioniergehölzen Hänge-Birke, Zitter-Pappel und Sal-Weide Beteiligung von anderen Bäumen und Sträuchern wie Silber-Weide, Hainbuche, Schwarzer Holunder, Rosen und v.a. der Schwarz-Pappel (Kultursorte).

Kennzeichnende Pflanzenarten: Betula pendula, Populus tremula, Populus nigra ssp. nigra (Kultursorte), Salix caprea, S. alba, S. viminalis, Sambucus nigra, Rosa canina, Rosa corymbifera, Carpinus betulus

Lianen-Gestrüpp (BRL)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Lediglich zwei kleine Bestände: eine Schleierflur auf der Südwestgrenze des UG mit auf niedrigen Gehölzen und Brombeeren windendem Hopfen sowie eine Durchdringung von Waldreben- und Brombeer-Gestrüpp im Norden.

Kennzeichnende Pflanzenarten: Humulus lupulus, Clematis vitalba

Einzelstrauch (BE)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Nur ein von Hecken- und Hunds-Rose aufgebautes Gebüsch an der Nordwestgrenze, das aufgrund der ruderalen Standortsituation nicht als mesophiles Rosengebüsch zu erfassen ist.

Kennzeichnende Pflanzenarten: Rosa corymbifera, Rosa canina.

Gehölze und Baumbestände des Siedlungsbereichs

Ziergebüsch aus überwiegend nicht heimischen Gehölzarten (BZN)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Ein kleiner, von Fächer-Zwergmispel aufgebauter Bestand in und vor einem Zaun an der Westgrenze des Gebietes, der aus einer Anpflanzung hervorgegangen ist.

Kennzeichnende Pflanzenart: Cotoneaster horizontalis

Abia GbR Neustadt 13

Page 14: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Einzelbaum / Baumbestand des Siedlungsbereichs (HE)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Neben von Hänge-Birke bzw. Berg-Ahorn gebildeten kleinen Beständen im Norden insbesondere eine längere und hochwüchsige Baumreihe an der Südwestgrenze mit 11 nach der Baumschutzsatzung geschützten Bäumen. Diese aus Götterbaum, Schwarz-Pappeln (Kultursorte), Esche sowie Felsen-Kirsche bestehend, die – evtl. mit Ausnahme einer älteren Pappel ganz im Süden – spontan aufgekommen und z.T. vor Längerem in geringer Höhe stark gestutzt bzw. gekappt worden sind und dann mehrstämmig wachsen. (Die Reihe wird insgesamt von erheblich mehr Bäumen aufgebaut, die sich jedoch nur wenige Dezimeter weiter westlich außerhalb des UG auf benachbarten Grundstücken befinden.)

Kennzeichnende Pflanzenarten: Ailanthus altissima, Populus nigra ssp. nigra (Kultursorte), Fraxinus excelsior, Betula pendula, Acer pseudoplatanus, Prunus mahaleb

Ruderalfluren

Ruderalflur trockenwarmer Standorte (URT)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: In oftmals recht artenreicher Ausprägung relativ großflächig im Norden auf den schotterreichen Böden der abgebauten Schienentrassen, daneben kleinere Flächen im Westen und Südosten. Aufgrund der extremen Standortbedingungen (geringer Feinerde- und Humusgehalt, starke Besonnung, hohe standörtliche Trockenheit) überwiegend niedrigwüchsig und lückig ausgebildet (URT1) und dann mit hohem Anteil der für Bahnanlagen charakteristischen annuellen Gräser Dach-Trespe und Mäuseschwanz-Federschwingel (vgl. FEDER 1990). Zudem mit oft kleinen und unscheinbaren Vertretern der trockenen Ruderal- und Ackerwildkrautfluren, (ruderalisierter) Trockenrasen sowie der trockenen Säume und des trockenen Grünlandes (z.B. Thymianblättriges Sandkraut, Fünfmänniges Hornkraut, Dreifinger-Steinbrech, Hasen-Klee, Feld-Klee sowie Tüpfel-Johanniskraut) sowie einigen Mauerpfeffer- und Fetthennen-Sippen. Vegetationskundlich vorwiegend der Bromus tectorum-Conyza canadensis-Gesellschaft (Dach-Trespen-Berufkraut-Flur) anzuschließen, die für die entsprechenden Standorte gerade auf Bahnhofs- und Gleisanlagen typisch ist (vgl. PREISING ET AL. 1995, POTT 1995). Beispielsweise am Westrand der drei Gebäude nordwestlich der großen Güterbahnhofshalle, aber auch ganz im Südosten überwächst diese Einheit in noch sehr lockerer Ausprägung mit charakteristischen Arten wie Kronblattloses Mastkraut sowie Kahles und Behaartes Bruchkraut seit Längerem nicht mehr befahrene und betretene Natursteinpflaster-Decken, die deshalb bei entsprechendem Bewuchs nicht mehr als TFS, sondern bereits als URT1 kartiert wurden. Vor allem nördlich der großen Bahnhofshalle, aber z.B. auch an der Nordost-Grenze sowie auf etwas feinerdereicheren Bodenmieten weiter westlich wurden mosaikartige Verzahnungen von URT1 mit hochwüchsigeren Beständen als URT2 kartiert (zusammenhängende dicht- und hochwüchsige Ruderalfluren [URT3] treten hingegen nicht auf). Mit auffälligen Arten wie Wilde Möhre, Gewöhnliches Bitterkraut, Gewöhnlicher Beifuß, Goldrute oder (nur im Nordosten) Natternkopf zum Dauco-Picridetum hieracioidis (Wildmöhren-Bitterkrautflur) bzw. Echio vulgaris-Meliloletum albae (Natternkopf-Steinklee-Flur) neigend, das sich aus der Bromus tectorum-Conyza canadensis-Gesellschaft entwickeln kann (vgl. PREISING ET AL. 1993, 1995, POTT 1995). Letztgenannte Einheit ist eine gerade für Bahnhofsgelände charakteristische, wärmebedürftige und basiphile, schwach nitrophile sowie buntblumige und farbenprächtige Pflanzengesellschaft.

Abia GbR Neustadt 14

Kennzeichnende Pflanzenarten in URT1 und URT2: Bromus tectorum, Vulpia myuros, Arenaria serpyllifolia ssp. serpyllifolia, Cerastium semidecandrum, Sagina apetala, Poa compressa, Hypericum perforatum, Conyza canadensis, Filago minima, F. arvensis, Hypochaeris radicata, Medicago lupulina, Chaenorhinum minus (RL V), Saxifraga tridactylites, Herniaria glabra, H. hirsuta, Tragopogon dubius, Veronica arvensis, Trifolium

Page 15: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

dubium, T. campestre, T. arvense, Sedum album, S. rupestre (RL V), S. sexangulare (RL V), S. acre, Potentilla argentea, Geranium robertianum, Erophila verna, Papaver rhoeas, P. dubium, Myosotis stricta (RL V), Verbascum thapsus, V. lychnitis, V. densiflorum, Convolvulus arvensis, Setaria viridis, Vicia hirsuta, Erigeron annuus, Erigeron acris ssp. acris, Leontodon saxatilis (RL V), Malva sylvestris (RL V), Sisymbrium altissimum, S. loeselii, Senecio inaequidens, S. viscosus, Eragrostis minor, Melilotus albus, M. officinalis, Reseda lutea, Dipsacus fullonum, Lactuca serriola, Brachythecium albicans mit Schwerpunkt in URT 2: Daucus carota, Echium vulgare (RL V), Oenothera biennis, Picris hieracioides, Festuca rubra ssp. rubra, Tanacetum vulgare, Epilobium angustifolium, Cirsium vulgare, Artemisia vulgaris, Vicia tetrasperma, Calamagrostis epigejos, Solidago gigantea, Rumex thyrsiflorus, Arctium lappa, A. minus, Onopordum acanthium, Anthemis tinctoria, Hieracium pilosella, Centaurea stoebe, Lathyrus latifolius

Gebäude, Verkehrs- und Industrieflächen

Ziegelmauer/-wand (TMZ)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Drei auskartierte Ziegelmauern mit teilweise lückigen Fugen mit Vorkommen der im niedersächsischen Tiefland gefährdeten Mauerraute: zwei individuenarme Bestände an Verladebahnsteigen am nördlichen und westlichen Rand der großen Halle sowie ein recht bedeutsames Vorkommen mit mindestens 30 Pflanzen an einer Grenzmauer im äußersten Nordwesten des UG (hier mit einigen Individuen auch in einer porösen Betonmauer). Der überwiegende Teil der Ziegelmauern im UG weist dagegen intakte Fugen und keinen Bewuchs auf.

Kennzeichnende Pflanzenart: Asplenium ruta-muraria (RL 3)

Kies-Flachdach (TDK)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Mit nicht heimischen Fetthenne-Sippen schütter bewachsenes und offenbar eingegrüntes Kies-Fachdach östlich des Bahn-Wohnheims im Süden des UG. Sehr wenig Spontanvegetation, darunter jedoch einige wenige Exemplare des auf der Vorwarnliste stehenden Kleines Orants.

Kennzeichnende Pflanzenarten: Sedum spp., Chaenorhinum minus (RL V), Senecio inaequidens

Bahnanlage (OVE)

Räumliche Verteilung und Ausprägung: Neben einigen kleineren Gebäuden in erster Linie die weitgehend vegetationsfreie große Halle des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs; hier jedoch stellenweise unter zerbrochenem Glasdach einiger der quer zur Hauptausrichtung angeordneten Oberlichter bei ausreichendem Licht- und Niederschlagswasserdargebot im Inneren Spontanvegetation mit bis zu 2 m hohen Büschen v.a. der Sal-Weide und krautigen, schattentoleranten Pflanzen wie dem Stinkendem Storchschnabel. (Die – z.T. rückgebauten - Außenanlagen des früheren Güterbahnhofs außerhalb der Gebäudeflächen mit ihren vegetationsbestimmten Biotoptypen wurden separat auskartiert.)

Kennzeichnende Pflanzenarten: Weitgehend vegetationsfrei, stellenweise Salix caprea, Geranium robertianum, Senecio inaequidens, Betula pendula

3.2 Flora Recht hohe Artenzahlen der Flora sind kennzeichnend für einen Großteil der Ruderalfluren, und insbesondere etwas höherwüchsige Bestände (URT2) besitzen aufgrund ihres erwähnten buntblumigen Aspekts und des Blütenreichtums mit Arten wie Abia GbR Neustadt 15

Page 16: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Natternkopf, Wilde Möhre und Gewöhnliches Bitterkraut eine hohe Bedeutung für die Insektenfauna (s. PREISING ET AL. 1993). Die floristische Zusammensetzung der Ruderalfluren wie auch der übrigen Biotoptypen ist dabei recht typisch für vergleichbare Standorte auf aufgegebenem oder nur wenig intensiv genutztem Bahngelände (s.a. FEDER 1990).

Zu den floristisch bedeutsamen Einzelfunden zählen drei Vorkommen der im niedersächsischen Tiefland gefährdeten Mauerraute in den Ziegelfugen von Verladebahnsteigen bzw. einer Grenzmauer ( , Karte 1), eine Art, die von FEDER (1990) noch nicht am Hauptgüterbahnhof beobachtet wurde. Daneben ist in den Ruderalfluren an der Böschung des Bahndamms am Ostrand des Gebietes (URT2) der Fund eines Exemplars der subkontinental verbreiteten Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) bemerkenswert, die bisher nur von wenigen Punkten aus Niedersachsen bekannt ist und sich hier möglicherweise etabliert (vgl. GARVE 2007). Ausgesprochene floristische Besonderheiten fehlen ansonsten jedoch, und außer der Mauerraute (sowie der Schwarz-Pappel [Kultursorte], näheres dazu s. Abschnitt 4) konnten keine gefährdeten Pflanzenarten der Rote Liste registriert werden; allerdings wurden in den Ruderalfluren acht Arten der Vorwarnliste festgestellt ( )

Abbildung 3

Tabelle 3

Tabelle 3: Gefährdete Pflanzenarten sowie Arten der Vorwarnliste.

RL-Status (GARVE 2004): T = Tiefland, NB = Niedersachsen und Bremen, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, - = ungefährdet. Status: S = mutmaßlich angesalbt bzw. aus gärtnerischer Kultur hervorgegangen und unbeständig; Z = züchterisch veränderte Kultursippe. Anzahl nach Meldebogen Rote Liste Gefäßpflanzen (a = Sprosse, b = blühende/sporentragende Sprosse; 2 = 2 – 5, 3 = 6 – 25, 4 = 26 – 50, 5 = 51 – 100, 6 = > 100 Sprosse).

Art RL-Status Status Anzahl

Lateinischer Name Deutscher Name T NB

Asplenium ruta-muraria Mauerraute 3 - b4

Campanula rapunculus Rapunzel-Glockenblume V - b2

Chaenorhinum minus Kleiner Orant V - b5

Echium vulgare Gewöhnlicher Natternkopf V - b6

Leontodon saxatilis Nickender Löwenzahn V V b3

Malva sylvestris Wilde Malve V - b3

Myosotis stricta Sand-Vergissmeinnicht V V b3

Populus nigra ssp. nigra (Kultursippe)

Schwarz-Pappel (Kultursorte) 3 3 S, Z b4

Sedum rupestre Felsen-Fetthenne V V S b5

Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer V - b4

Abia GbR Neustadt 16

Page 17: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Abbildung 3: Die im niedersächsischen Tiefland gefährdete Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) wächst in Fugen in Ziegelmauern in drei Bereichen des Geländes (hier die Mauer am Westrand des Geländes).

3.3 Nach Baumschutzsatzung geschützte Bäume und Großsträucher Nach Baumschutzsatzung der Stadt Hannover sind u.a. alle Laub- und Nadelbäume mit einem Stammumfang von mindestens 60 cm (gemessen in 100 cm Höhe) sowie alle Großsträucher mit einer Höhe von mindestens 3 m Höhe geschützt (weitere Schutzkategorien treffen für das UG nicht zu).

Im UG wurde mit 18 geschützten Bäumen und neun geschützten Großsträuchern eine angesichts der Gebietsgröße allenfalls mittelhohe Anzahl geschützter Gehölze festgestellt (Tabelle 4, zur Lage der Bäume siehe Karte 1). Dies erklärt sich zum einen mit dem noch recht niedrigen Alter vieler Bäume und Sträucher im Gebiet. Zahlreiche Bäume sind aber zum anderen auch stark gestutzt bzw. gekappt worden sind und schlagen nunmehr mit relativ dünnen Stämmen aus, die die Mindestanforderungen der Baumschutzsatzung (noch) nicht erfüllen. Solche Verstümmelungen sind die Ursache dafür, dass auch viele der geschützten Bäume mehrstämmig mit Umfängen der Einzelstämme von unter 60 cm wachsen und dann oft einen eher großstrauchartigen Habitus zeigen. Eindrucksvolle Baumgestalten mit mächtigeren Stämmen treten deshalb im Gebiet praktisch nicht auf; lediglich eine Schwarz-Pappel (Kultursorte) ganz im Süden erreicht einen Einzelstammumfang von mehr als einen Meter.

Abia GbR Neustadt 17

Page 18: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Sämtliche geschützten Gehölze finden sich an Grenzstrukturen wie Mauern und Zäunen und der ganz überwiegende Teil an den Außengrenzen des UG.

Aus Baumschutzsicht am bedeutsamsten ist mit Abstand die Baumreihe (HE) an der Südwestecke des Gebietes, die allein 11 der 18 im Gebiet geschützten Bäume auf sich vereinigt (Abbildung 4). Dieser Bestand wird hauptsächlich von Götterbaum und Schwarz-Pappel (Kultursorte) gebildet, den im Gebiet aus Baumschutzsicht wichtigsten Arten (Tabelle 4). Unter den geschützten Sträuchern ist eindeutig der ruderal wachsende Schwarze Holunder die wichtigste Art, auf den acht der neun Großsträucher entfallen.

Abbildung 4: Baumbestand am Westrand des Geländes.

Abia GbR Neustadt 18

Page 19: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Tabelle 4: Übersicht über die nach Baumschutzsatzung der Stadt Hannover geschützten Bäume und Großsträucher (Lage siehe Karte 1)

Nr.

Bau

m/S

trauc

h

Art

Anz

ahl S

täm

me

bei

meh

rstä

mm

igen

B

äum

en

Um

fang

[cm

]

Höh

e [c

m]

Bem

erku

ngen

1 B Schwarz-Pappel1) 158

2 B Felsen-Kirsche 3 58+50+32=14

0 3 B Götterbaum 75 4 B Götterbaum 2 80+145=120 5 B Esche 3 38+37+20=95

6 B Götterbaum 2 100+90=190

Südlicher Teilstamm verzweigt sich in 110cm Höhe zu einer Zwille (70+60cm)

7 B Götterbaum 2 55+50=105

8 B Götterbaum 2 42+45=97

"Verzweigung" unmittelbar am Boden und deshalb wie zwei einzelne Bäume aussehend

9 B Schwarz-Pappel1) 3

40+95+80=215

10 B Esche 2 60 Verzweigung in 40cm Höhe (32+28cm)

11 B Götterbaum 60

Eigentlich zweistämmig, aber zweiter Stamm (ebenfalls 60cm) nur als abgesägter Stumpf mit Seitenaustrieben

12 S Schw. Holunder 320 13 S Blutr. Hartriegel 330 14 S Schw. Holunder 350

15 B Schwarz-Pappel1) 5

37+24+25+28+29=143

Direkt an Oberfläche verzweigt; neben den Hauptstämmen zahlreiche kleinere Verzweigungen an der Basis

16 B Schwarz-Pappel1) 2 38+34=72

17 S Schw. Holunder 320 18 S Schw. Holunder 370 19 S Schw. Holunder 470 20 B Berg-Ahorn 2 36+34=70

21 S Schw. Holunder 350Sehr schüttere Belaubung und wohl absterbend

22 B Schwarz-Pappel1) 6

30+27+41+35+28+23=184

Abgesägt und wieder ausgetrieben; neben den Hauptstämmen zahlreiche kleinere Verzweigungen an der Basis

23 B Silber-Weide 3 25+21+21=67 24 S Schw. Holunder 350 25 S Schw. Holunder 350 26 B Berg-Ahorn 60 von Brombeere umwachsen 27 B Hänge-Birke 60 von Brombeere umwachsen

1) Kultursorte

Abia GbR Neustadt 19

Page 20: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

3.4 Fledermäuse Als einzige Art konnte die Zwergfledermaus nachgewiesen werden. Diese Art nutzte das Gelände sporadisch als Nahrungshabitat. Jeweils einzelne Beobachtungen von jagenden Tieren liegen vom 05.05. aus dem nördlichen und dem südlichen Randbereich des UG vor (siehe Karte 1). Zu den Lebensraumansprüchen dieser Art siehe . Tabelle 6

Tabelle 6: Habitate der nachgewiesenen Fledermausarten

Bei der Überprüfung der Gebäude konnten keine Quartiere gefunden werden. Als potenziell geeignet war im Vorfeld u.a. das ehemalige Zollgebäude beurteilt worden. Dieses Gebäude weist als einziges Gebäude auf dem Gelände einen Dachboden auf. Es handelt sich um ein Ziegeldach ohne Unterdecke bzw. Unterziehplane. Hangplätze sind zwar im Gebälk vorhanden, zudem gibt es Zuflugmöglichkeiten von außen. Dennoch ist der Dachboden als mikroklimatisch weniger geeignet einzustufen, da das Dach viele Ritzen aufweist und teilweise fehlende Ziegel aufweist und deshalb zugig ist.

Der Keller des Zollgebäudes ist trocken und weist Zuflugmöglichkeiten von außen auf. Aufgrund der Betondecken und –wände fehlen allerdings geeignete Hangplätze.

Die großen, ehemaligen Abfertigungshallen weisen kaum potenziell geeignete Quartierplätze auf. Hier wäre am ehesten an Fassadenquartiere der Zwergfledermaus zu denken, wobei kein Aus- bzw. Einflug beobachtet werden konnte. Ansonsten weisen die Hallen keine geeigneten Strukturen auf. Eine Unterkellerung ist zwar in einigen Teilbereichen vorhanden, allerdings ist aufgrund des meist dichten Verschlusses der Keller eine Nutzung durch Fledermäuse nur in kleinen Teilbereichen denkbar. Hinweise auf eine Nutzung als Quartier fanden sich jedoch weder hier noch in den anderen Gebäuden.

Baumquartiere konnten ebenfalls nicht beobachtet werden. Auch die geringe Zahl der Fledermausbeobachtungen weist auf das Fehlen von Quartieren auf dem Gelände hin.

Zwar ist einschränkend zu bemerken, dass die Fledermausaktivität nur bis Ende Juni 2008 untersucht werden konnte und dass sich die Raumnutzung dieser Artengruppe im Jahresverlauf deutlich ändern kann, im Vergleich mit anderen, gleichzeitig untersuchten Bereichen innerhalb der Stadt Hannover zeigte sich aber eine stark unterdurchschnittliche Nutzungsfrequenz des Gebietes.

Tabelle 5: Nachgewiesene Fledermausarten sowie Gefährdung in Niedersachsen (HECKENROTH et al. 1993, Stand 1991) und Deutschland (BOYE et al. 1998, Stand 1997). Abkürzungen: 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste. FFH-RL = IV: Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie.

Art

RL Niedersachsen

RL Deutschland FFH-RL

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus

3 - IV

Art

Habitatschwerpunkt

Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus)

Jagdhabitat Waldränder, Gewässer, Gärten und Parks; Sommerquartiere und Wochenstuben nahezu ausschließlich an Gebäuden, auch in Fledermauskästen; Winterquartiere in Höhlen, Stollen, Kellern usw. Entfernung Quartier - Jagdhabitat meist maximal 1 - 2 km

Abia GbR Neustadt 20

Page 21: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

3.5 Brutvögel Mit neun Brutvogelarten konnte nur ein eingeschränktes Artenspektrum nachgewiesen werden (Tabelle 7). Zudem ist die Siedlungsdichte der Arten – mit Ausnahme des Hausrotschwanzes – gering.

Die Brutvogelgemeinschaft wird zum überwiegenden Teil von charakteristischen Arten der Siedlungsgebiete gebildet. Typische Art ist der Hausrotschwanz, der als Brutplatz Nischen und Halbhöhlen an bzw. in Gebäuden nutzt und im UG zahlreiche geeignete Nistplätze vorfindet (vier Reviere, siehe Karte 1). Zur Nahrungsaufnahme werden die vegetationslosen bis lückig bewachsenen Bereiche und Ruderalfluren des Geländes aufgesucht.

Die Straßentaube findet vor allem im Bereich der stillgelegten Abfertigungshallen günstige Brutplätze vor. Dennoch werden diese Gebäude nur vergleichsweise spärlich besiedelt (zwei Reviere). Während die Straßentauben eher außerhalb des Geländes auf Nahrungssuche gehen, wurden im Bereich der Ruderalfluren regelmäßig einige Ringeltauben beobachtet, die hier nach Nahrung suchten.

Der Hausrotschwanz als weiterer typischer Gebäudebrüter besitzt ein Revier am westlichen Rand des Gebietes, wobei der Brutplatz schon knapp außerhalb des Geländes in einem Gebäudekomplex am Weidendamm liegt.

Die Dorngrasmücke ist ein typischer Brutvogel verbuschender, auch städtischer Ruderalfluren. Die Art findet im nördlichsten Teil des UG aufgrund der dort stellenweise aufkommenden Sukzessionsgebüsche einen geeigneten Lebensraum.

Die weiteren, festgestellten Arten besiedeln Gehölze im Randbereich des UG, wobei die Brutplätze teilweise außerhalb des Geländes liegen. Dennoch werden diese Arten als Randsiedler hier mit aufgeführt.

Über die oben erwähnten Beobachtungen hinaus besitzt das Gelände nur eine geringe Bedeutung als Nahrungshabitat. Hier unterscheidet sich der ehemalige Hauptgüterbahnhof deutlich vom hannoverschen Südbahnhof, der aufgrund der längeren Entwicklungszeit der Brachflächen eine stärker entwickelte Vegetation und damit eine größere Nahrungsgrundlage aufweist (vgl. Abia GbR 2005).

Erwähnenswert ist die Beobachtung eines durchziehenden Steinschmätzers, der sich am 08.05. im nördlichen Teil des Geländes im Bereich der Ruderalfluren aufhielt. Diese Art brütet in Hannover regelmäßig in geringer Zahl im Bereich der Mergelgruben in Anderten und Misburg (WENDT 2006), der Hauptgüterbahnhof war jedoch ebenfalls zunächst als mögliches Bruthabitat anzusehen. Eine gezielte Nachsuche bis Ende Juni erbrachte jedoch keine weiteren Beobachtungen.

Außerdem soll die Brut eines Turmfalkenpaars auf dem angrenzenden Contigelände erwähnt werden; eine Nutzung des UG durch diese Art konnte jedoch nicht beobachtet werden.

Abia GbR Neustadt 21

Page 22: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Tabelle 7: Artenliste Brutvögel. Angabe der Gefährdung in Niedersachsen (RL Nds.) nach KRÜGER & OLTMANNS (2007) und Gefährdung in Deutschland nach BAUER et al. (2002). Angegeben ist zudem die Anzahl der ermittelten Reviere im Untersuchungsgebiet (inkl. Randreviere).

Artname deutsch Artname wissenschaftlich RL Nds. RL D Reviere

Amsel Turdus merula 1

Dorngrasmücke Sylvia communis 1

Grünling Carduelis chloris 1

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros 4

Haussperling Passer domesticus V V 1

Heckenbraunelle Prunella modularis 1

Kohlmeise Parus major 1

Straßentaube Columba livia domestica 2

Zilpzalp Phylloscopus collybita 1

3.6 Reptilien Bei der Untersuchung war insbesondere das Vorkommen der Zauneidechse gezielt zu überprüfen, da Bahnanlagen gerade auch im Raum Hannover eine große Rolle als Lebensraum dieser Art spielen (BLANKE 1999, BLANKE 2004). Trotz flächendeckender Suche konnte jedoch weder die Zauneidechse noch eine andere Reptilienart nachgewiesen werden. Damit ergibt sich hier das gleiche Ergebnis wie für den hannoverschen Südbahnhof, der im Jahr 2005 untersucht wurde (Abia GbR 2005).

Zwar ist hinsichtlich der Reptilien von einer schwierigen Erfassbarkeit auszugehen, d.h. sehr kleine Bestände von Reptilien in einem Gebiet können nicht mit völliger Sicherheit nachgewiesen werden. Dies gilt auch deshalb, weil eine Herbstkartierung – bei der u.a. Jungtiere der Zauneidechse relativ gut nachweisbar sind – aus zeitlichen Gründen nicht möglich war. Als Kompensation wurde hier jedoch eine intensive Frühjahrskartierung durchgeführt.

Das Gelände weist nur in Teilbereichen eine für Reptilien geeignete Struktur auf (Abbildung 5), insgesamt überwiegen stark versiegelte und damit ungünstige Bereiche. Die Lage im Innenstadtbereich von Hannover ist im Fall der Zauneidechse nicht als Isolierung zu sehen, da die Bahnlinie als potenzieller Ausbreitungskorridor dieser Art zu sehen ist.

Abia GbR Neustadt 22

Page 23: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Abbildung 5: Böschung der Bahntrasse am Ostrand des UG Richtung Süden fotografiert

Abia GbR Neustadt 23

Page 24: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

4 Naturschutzfachliche Bewertung

Biotope Vor dem Hintergrund seiner ehemaligen und aktuellen Nutzung wird das UG durch einen hohen Versiegelungsgrad sowie ferner durch trockenwarme Ruderalfluren und kleinflächige und meist lineare Gehölzbiotope geprägt. Nach § 28a und § 28b NNatG gesetzlich geschützte Biotoptypen wie etwa Magerrasen kommen ebenso wie Lebensraumtypen des Anhangs I oder Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie nicht vor.

Insgesamt überwiegen Gebäude und Verkehrsflächen, die keine oder allenfalls geringe Biotopbedeutung besitzen ( ). Allerdings besitzen aus Sicht des Naturschutzes die meisten Bestände der Ruderalfluren aufgrund ihres oft großen Artenreichtums einen relativ hohen Wert. Die kartierten Ruderalfluren und ihre Pflanzengesellschaften sind in typischer Art und Weise mit einem großen Teil des Spektrums der für sie charakteristischen Arten ausgestattet (vgl. PREISING et al. 1993, 1995; POTT 1995). Solch großflächigen und gut entwickelten Ruderalfluren wie im Norden des UG sind im Stadtgebiet von Hannover und auch im weiteren Umkreis insgesamt eher selten vertreten und auch deshalb als schutzwürdig zu betrachten.

Tabelle 8

Tabelle 8: Verteilung der Biotoptypen auf die verschiedenen Wertstufen (zur Methodik vgl. Abschnitt 2.5)

Nach V. DRACHENFELS (1996) gelten Ruderalfluren trockenwarmer Standorte generell als gefährdet. Die wasserdurchlässigen Schotterböden von Bahnanlagen bilden in Niedersachsen einen wichtigen Verbreitungsschwerpunkt dieses Biotoptyps, der z.B. in Dörfern erhebliche Flächenverluste verzeichnet. PREISING et al. (1993: 71, 1995: 55) geben für Niedersachsen an, dass die Natternkopf-Steinklee-Flur „stark im Rückgang befindlich“ sowie schutzwürdig und auch die Dach-Trespen-Berufkraut-Flur „stark zurückgedrängt“ sei. Die bereits artenreicheren, älteren Ruderalfluren (URT2) wurden in die Wertstufe 3 (hohe Bedeutung) eingeordnet (Karte 2), die anderen Ruderalfluren in die Wertstufe 2 (allgemeine Bedeutung).

Von den Gehölzbiotopen werden die Ruderal- und Sukzessionsgebüsche (BRU, BRS) von V. DRACHENFELS (1996) als schutzwürdig eingestuft. Von den Baumbeständen des Siedlungsbereichs (HE) gelten Altbäume, insbesondere von heimischen Arten, als gefährdet, die im Gebiet aber nicht vorkommen. Durch die Baumschutzsatzung der Stadt Hannover ist ein Teil der Bäume und Sträucher der kartierten Gehölzbiotope geschützt. Wegen ihres geringen Alters wurden Gebüsche und Gehölzbestände in der Regel nur in die Wertstufe 2 (von allgemeiner Bedeutung) eingestuft.

Den übrigen Biotoptypen kommt hingegen eine sehr geringe Bedeutung aus Sicht des Naturschutzes zu. Eine Ausnahme stellen lediglich die in Abschnitt 3.1 vorgestellten Bereiche der Ziegelmauern (TMZ) dar, die lückige bzw. mürbe Fugen aufweisen, in denen die im niedersächsischen Tiefland gefährdete Mauerraute wächst. Alte, lückige Ziegelmauern sind nach V. DRACHENFELS (1996) gefährdet und schutzwürdig. Intakte Ziegelwände weisen dagegen keine besondere Biotopbedeutung auf.

Wertstufe Bedeutung Fläche (m²) Anteil (%)

0 keine 67.036 73,92%

1 gering 206 0,23%

2 allgemein 18.223 20,10%

3 hoch 5.217 5,75% Abia GbR Neustadt 24

Page 25: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Flora Das UG zeichnet sich zwar durch einen recht hohen Pflanzenartenreichtum mit zahlreichen für Bahnanlagen typischen Sippen aus (s.a. FEDER 1990). Es besitzt aber keine hervorragende Bedeutung für den Schutz gefährdeter Arten. Mit Ausnahme der Vorkommen der Mauerraute am Sonderstandort der Ziegelmauern konnten keine Arten der Roten Liste festgestellt werden (Tabelle 3). Eine etwas höhere Bedeutsamkeit für den Pflanzenartenschutz wird den Ruderalfluren aber durch die Vorkommen von immerhin acht Arten der Vorwarnliste verliehen, die jedoch aktuell (noch) nicht gefährdet sind.

Nach der Übersicht der im UG erfassten Sippen der Roten Liste einschließlich der Arten der Vorwarnliste (Tabelle 3) wurde mit der Schwarz-Pappel zwar noch eine weitere grundsätzlich bedrohte Art erfasst, doch handelt es sich im Gebiet immer um Kultursorten, die in ihren Merkmalskombinationen teilweise zur Bastard-Schwarz-Pappel (Populus x canadensis) überleiten und deshalb ausdrücklich nicht in die Bewertung eingehen (s.a. GARVE 1994).

Fledermäuse Das Gebiet besitzt nur eine geringe Lebensraumbedeutung für Fledermäuse. Zwar konnte die nach Roter Liste Niedersachsen (HECKENROTH et al. 1993) gefährdete Zwergfledermaus nachgewiesen werden, diese nutzt das Gebiet jedoch nur unregelmäßig und in geringer Zahl als Nahrungshabitat. Eine Bedeutung des Geländes als Quartiergebiet oder als Flugroute konnte nicht beobachtet werden.

Alle einheimischen Fledermausarten sind gemäß Bundesartenschutz-Verordnung streng geschützt. Sie sind zudem auch in Anhang IV der FFH-Richtlinie als streng zu schützende Arten von gemeinschaftlichem Interesse verzeichnet (Anhang II - Arten wurden nicht festgestellt).

Brutvögel Es wurde eine Art der niedersächsischen Vorwarnliste nachgewiesen (Haussperling), deren Brutplatz allerdings knapp außerhalb des Geländes liegt. Sowohl die Arten- als auch die Individuenzahl der Brutvogelgemeinschaft ist als vergleichsweise gering anzusehen. Eine etwas höhere Bedeutung ergibt sich nur für Gebäudebrüter, wobei die vorgefundenen Arten allerdings weit verbreitet und häufig sind. Insgesamt besitzt das UG nur geringe Bedeutung für die Avifauna.

Allerdings sind alle wildlebenden europäischen Vogelarten besonders geschützt (streng geschützte Arten konnten nicht nachgewiesen werden).

Reptilien

Das Gebiet weist keine Bedeutung für diese Artengruppe auf.

Abia GbR Neustadt 25

Page 26: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Tabelle 9: Zusammenfassende naturschutzfachliche Bewertung. Gefährdung: Artenzahl jeweils nach Roter Liste Niedersachsen. Schutz: Biotopschutz gemäß § 28a, b NNatG; Artenschutz gemäß BNatG / BArtSchV: § = besonders geschützt, §§ = streng geschützt, BS = Vorkommen nach Baumschutzsatzung geschützter Bäume oder Sträucher. Bei den Biotoptypen Einstufung der Bedeutung überwiegend. nach BIERHALS ET AL. (2004); Bewertung des Schutzgutes Arten und Lebensgemeinschaften (vgl. Methode): Wertstufe: 4 = von sehr hoher Bedeutung, 3 = von hoher Bedeutung; 2 = von allgemeiner Bedeutung, 1 = von geringer Bedeutung, 0 = keine Bedeutung.

Biotoptyp Gefährdung Schutz Bedeutung Wert-stufe

URT gefährdet - meist allgemeine Bedeutung, bei hohem Artenreichtum und typischem Arteninventar auch allgemeine bis besondere Bedeutung

2 - 3

BRU, BRR, BRS, BRL

- BS allgemeine Bedeutung 2

HE, BE - BS geringe bis allgemeine Bedeutung 1 - 2

BZN - - geringe Bedeutung 1

TDK geringe Bedeutung 1

TMZ gefährdet - ältere, fugenreiche Wände teilweise bedeutsam als Wuchsort der gefährdeten Mauerraute

2 - 3

TF, OHW, OGG, OV

- - keine Bedeutung 0

Artengruppe RL-Arten Schutz Funktionale Bedeutung Wert-stufe

Flora 1 (1 x gefährdet)

BS in Teilbereichen bedeutsam aufgrund des Artenreichtums und des Vorkommens einer gefährdeten Art, acht Sippen der Vorwarnliste und nach Baumschutz-satzung geschützter Bäume und Sträucher

2 - 3

Fledermäuse 1 (1 x gefährdet)

geringe Bedeutung als Nahrungshabitat 1

Brutvögel - geringe Bedeutung als Bruthabitat 1

Reptilien - keine Bedeutung 0

Abia GbR Neustadt 26

Page 27: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

5 Eingriffsbezogene Bewertung und Hinweise zu Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation

In Folge der Überplanung des Gebietes wird es in der Regel zum Verlust der vorhandenen Schutzgüter kommen. Bei einzelnen Arten bzw. Artengruppen ist aber eine Vermeidung und Minimierung von Beeinträchtigungen möglich. Tabelle 10 fasst die Auswirkungen der Planungen auf bedeutsame Arten und Lebensgemeinschaften zusammen und gibt Hinweise zu Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation von Beeinträchtigungen.

Tabelle 10: Auswirkungen der Planungen auf Arten und Lebensgemeinschaften (Wertstufen 2 und 3) und Hinweise zu Maßnahmen zur Vermeidung und zu funktionaler Kompensation Art und Lebens-gemeinschaften

Empfindlichkeit gegenüber geplanten Eingriffen

Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Kompensation

Ruderalfluren trockenwarmer Standorte (URT)

Verlust durch Überbauung Biotoptyp ist zwar prinzipiell extern entwickelbar, aber aufgrund standörtlicher und mikroklimatischer Faktoren kaum gleichartig

Gebüsche und Baumbestände (BRU, BRR, BRS, BRL, HE)

Verlust durch Überbauung Neupflanzung von standortgerechten Gehölzen

Mauer/Wand (TMZ)

Verlust durch Überbauung Prüfung von Möglichkeiten zur Erhaltung bzw. bei Bautätigkeit Schonung der Mauer und des Mauerrauten-Bestandes an der Nordwestgrenze

Flora Verlust durch Überbauung übliche Ersatzmaßnahmen wie Extensivierung von Grünland, Schaffung artenreicher Ruderalfluren (z.B. durch Entsiegelung von Verkehrs- und Industrieflächen)

Fledermäuse geringfügige Beeinträchtigung von Jagdhabitaten der Zwergfledermaus

Entwicklung von neuen Nahrungshabitaten auf dem Gelände (Neupflanzung von standortgerechten Gehölzen)

Brutvögel Verlust von wenigen Brutplätzen ungefährdeter Arten

-

Reptilien - -

Abia GbR Neustadt 27

Page 28: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

6 Zusammenfassung

Im Auftrag der aurelis Real Estate GmbH & Co KG wurde das Gelände des ehemaligen hannoverschen Hauptgüterbahnhofs im Jahr 2008 auf die Artengruppen Flora, Fledermäuse, Brutvögel und Reptilien sowie auf Biotoptypen und Baumbestand hin untersucht.

Das Untersuchungsgebiet ist zum überwiegenden Teil überbaut oder versiegelt und weist keine naturnahen Biotoptypen auf. Eine höhere naturschutzfachliche Wertigkeit erreichen nur die Ruderalfluren aufgrund ihres Artenreichtums sowie ihrer Gefährdung. Außerdem weisen die in einigen Bereichen vorhandenen Ziegelmauern drei Wuchsorte der im niedersächsischen Tiefland gefährdeten Mauerraute auf, die gleichzeitig die einzige Rote-Liste-Art der Flora des Gebietes darstellt.

Für die Fauna weist das Gebiet insgesamt nur eine geringe Bedeutung auf. Als einzige Rote-Liste-Art konnte die Zwergfledermaus (RL Niedersachsen: gefährdet) nachgewiesen werden, die allerdings nur unregelmäßig und in geringer Zahl randliche Bereiche des Untersuchungsgebietes als Jagdhabitat nutzt, so dass durch das Vorhaben keine erheblichen Beeinträchtigungen für diese Art zu erwarten sind. Darüber hinaus wurden keine weiteren Fledermausarten festgestellt. Quartiere sind nicht vorhanden.

Die Avifauna ist mit vergleichswenige wenigen Arten in meist geringer Siedlungsdichte vertreten. Gefährdete Arten konnten nicht beobachtet werden. Auch für die Avifauna ergibt sich damit eine geringe Bedeutung.

Reptilien konnten nicht nachgewiesen werden, wobei einschränkend anzumerken ist, dass eine Erfassung im Spätsommer / Herbst aus terminlichen Gründen nicht möglich war. Dies wurde soweit möglich durch eine intensive Frühjahrserfassung ausgeglichen.

Nach Baumschutzsatzung der Stadt Hannover geschützt sind 18 auf dem Gelände wachsende Bäume und neun Großsträucher.

Das Gutachten gibt neben der naturschutzfachlichen und eingriffsbezogenen Bewertung einige Hinweise zu möglichen Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation von Beeinträchtigungen.

Abia GbR Neustadt 28

Page 29: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

7 Literatur

Abia GbR (2005): Gutachten zu Fauna, Flora und Biotoptypen auf dem Gelände des hannoverschen Südbahnhofs. Unveröff. Gutachten im Auftrag der aurelis Real Estate GmbH & Co KG.

BAUER, H.-G., P. BERTHOLD, P. BOYE, W. KNIEF, P. SÜDBECK & K. WITT (2002): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 3., überarbeitete Fassung, Stand 2002. – Ber. Vogelschutz 39: 13 – 60.

BIBBY, C.J., BURGESS, N.D., & HILL, D.A. (1995): Methoden der Feldornithologie: Bestandserfassung in der Praxis, 270 S.; Radebeul (Neumann).

BIERHALS, E., V. DRACHENFELS, O. & RASPER, M. (2004): Wertstufen und Regenerationsfähigkeit der Biotoptypen in Niedersachsen. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24/4, 231-240, Hannover

BLANKE, I. (1999): Erfassung und Lebensweise der Zauneidechse (Lacerta agilis) an Bahnanlagen. – Zeitschrift für Feldherpetologie 6: 147 – 158.

BLANKE, I. (2004): Die Zauneidechse. Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 7: 1 – 160.

BREUER, W. (1994): Naturschutzfachliche Hinweise zur Anwendung der Eingriffsregelung in der Bauleitplanung. – Informationsdienst Naturschutz Niedersachen 14(1): 1 – 60.

DRACHENFELS, O. V. (2004): Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen unter besonderer Berücksichtigung der nach § 28a und § 28b NNatG geschützten Biotope. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. A/4, 240 S., Hildesheim.

DRACHENFELS, O. V. (1996): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen. = Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen 34, 146 S, Hannover.

FEDER, J. (1990): Flora und Vegetation der Bahnhöfe Hannovers. - Ber. Naturhist. Ges. Hannover 132: 123-149

GARVE, E. (1994): Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Kartierung 1982-1992. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. 30/1-2, 895 S., Hannover.

GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. 5. Fassung, Stand 1.3.2004 – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24/1, 76 S., Hildesheim.

GARVE, E. (2007): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. 43, 507 S., Hannover.

KRÜGER, T. & B. OLTMANNS (2007): Rote Liste der in Niedersachsen gefährdeten Brutvögel. 7. Fassung, Stand 2007. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 27(3): 131 – 175.

LANDESHAUPTSTADT HANNOVER, FACHBEREICH UMWELT UND STADTGRÜN (2002): Baumschutzsatzung für die Landeshauptstadt Hannover.

LIMPENS, H.J.G.A. & Roschen, A. (1995): Bestimmung der mitteleuropäischen Fledermausarten anhand ihrer Rufe. - BAG Fledermausschutz NABU; Bremervörde.

MÜHLBACH, E. (1993): Grundlagen der Echoortung und der Bestimmung von Fledermäusen mit Ultraschalldetektoren. - Mitteilungen aus der NNA 5 / 93: 61 - 67; Schneverdingen.

Abia GbR Neustadt 29

Page 30: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

PEDERSEN, A. & H.E. WEBER (1993): Atlas der Brombeeren von Niedersachsen und Bremen. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. 28, 202 S., Hannover.

POTT, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Aufl., 622 S., Stuttgart.

PREISING, E., H.-C. VAHLE, D. BRANDES, H. HOFMEISTER, J. TÜXEN & H.E. WEBER (1993): Die Pflanzengesellschaften Niedersachsens – Bestandsentwicklung, Gefährdung und Schutzprobleme. Ruderale Staudenfluren und Saumgesellschaften. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. 20/4, 86 S., Hannover.

PREISING, E., H.-C. VAHLE, D. BRANDES, H. HOFMEISTER, J. TÜXEN & H.E. WEBER (1995): Die Pflanzengesellschaften Niedersachsens – Bestandsentwicklung, Gefährdung und Schutzprobleme. Einjährige ruderale Pionier-, Tritt- und Ackerwildkrautgesellschaften. = Naturschutz Landschaftspfl. Nieders. 20/6, 92 S., Hannover.

SEEDORF, H. H. & H.-H. MEYER (1992): Landeskunde Niedersachsen. Bd. 1: Historische Grundlagen und naturräumliche Ausstattung. Neumünster, 517 S.SKIBA, R. (2003): Europäische Fledermäuse – Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben, 212 S.

SKIBA, R. (2003): Europäische Fledermäuse – Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben, 212 S.

SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (Hrsg.; 2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.

WENDT, D. (2006): Die Vögel der Stadt Hannover. Hrsg. vom HVV, Hannover; 323 S.

Abia GbR Neustadt 30

Page 31: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover

Abia GbR Neustadt 31

8 Karten

Page 32: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

#*

#*

#*

#*

#*

OVE

URT1

OVP

TFS

TFW

URT2

TFS

TFW

TFBTFZ

TFZ

OVE

OVE

BRS

TFB

OVE

TFB

OHW

TFB

OVP

TFS

BRS

OVE

TFB

TDK

TDK

TFZ

TFB

BRR

URT2

TFB

URT1

URT2v

TFB

URT2

BRS

TFB

URT1

BRR

HE

URT1

URT1

OVE

BRU

URT2

URT1

BRR

BRS

OVE

BRR

BRS

URT2

BRU

BRR

BRS

URT1v

URT2v

BRS

BRR

OVE

TFZ

BRS

BRS

BRU

URT2v

BZN

URT2

BRL/BRR

HE

URT1

BRS

BRS

TFW

BRR

BRR

BRS

BRR

BRR

BRR

BRS

BE

BRU

BRU

HE

OVE

BRR

BRU

BRS

HE

BRU

BRU

Zf

Zf

Mr

Mr

Mr

Hauptgüterbahnhof Hannover B-Plan Nr. 1714

Erhebung von Flora und Fauna

Bewertung Arten und Lebensgemeineinschaften

Auftraggeber: aurelis Real estate GmbH & Co KG Anckelmannsplatz 1, 20537 Hamburg

Karte Nr. Datum Name

Blatt 07.07.2008 Herrmann

Maßstab

Grundlage

Hans-Scharoun-Weg 1 31535 Neustadt Tel. 05032 / 67 42 3 Fax. 05032 / 800 404

0 50 10025Meter

´

2

1 : 1.000Stadtkarte Hannover

Arten der Roten Listen

Mr: Mauerraute (RL Tiefland: 3)

Zf: Zwergfledermaus (RL Niedersachsen: gefährdet)

Bewertung Biotoptypen

hohe Bedeutung

allgemeine Bedeutung

geringe Bedeutung

#*

Grenze des untersuchten Geländes

keine Bedeutung

Page 33: Gutachten Fauna und Flora Hauptgüterbahnhof Hannover-+2008.07.11... · Gutachten zu Flora und Fauna auf dem Gelände des Hauptgüterbahnhofs Hannover Es fanden insgesamt 5 nächtliche

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.

!.!.!.

!.

!.

!.!.!.

!.

!.!.

!.

!.

!.

!.

!.

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

#*

")

")

5 (Esche, 95)

10 (Esche, 60)

3 (Götterbaum, 75)

26 (Berg-Ahorn, 60)

7 (Götterbaum, 105)

4 (Götterbaum, 120)

11 (Götterbaum, 60)

20 (Berg-Ahorn, 70)

27 (Hänge-Birke, 60)

23 (Silber-Weide, 67)

16 (Schwarz-Pappel, 72)

2 (Felsen-Kirsche, 140)

1 (Schwarz-Pappel, 158)

9 (Schwarz-Pappel, 215)

22 (Schwarz-Pappel, 184)

15 (Schwarz-Pappel, 143)

12 (Schwarzer Holunder)

21 (Schwarzer Holunder)

24 (Schwarzer Holunder)

25 (Schwarzer Holunder)

19 (Schwarzer Holunder)

18 (Schwarzer Holunder)

17 (Schwarzer Holunder)

14 (Schwarzer Holunder)

13 (Blutroter Hartriegel)

8 (Götterbaum, 97)6 (Götterbaum, 190)

OVE

URT1

OVP

TFS

TFW

URT2

TFS

TFW

TFB TFZ

TFZ

OVE

OVE

BRS

TFB

OVE

TFB

OHW

TFB

OVP

TFS

BRS

OVE

TFB

TDK

TDK

TFZ

TFB

BRR

URT2

TFB

URT1

URT2v

TFB

URT2

BRS

TFB

URT1

BRR

HE

URT1

URT1

OVE

BRU

URT2

URT1

BRR

BRS

OVE

BRR

BRS

URT2

BRU

BRR

BRS

URT1v

URT2v

BRS

BRR

OVE

TFZ

BRS

BRS

BRU

URT2v

BZN

URT2

BRL/BRR

HE

URT1

BRS

BRS

TFW

BRR

BRR

BRS

BRR

BRR

BRR

BRS

BE

BRU

BRU

HE

OVE

BRR

BRU

BRS

BRU

BRU

A

H

K

Zf

Zf

Dg

Zi

St

Gf

St

Hr

Hr

Hr

Hr

He

Mr

Mr

Mr

Hauptgüterbahnhof Hannover B-Plan Nr. 1714

Erhebung von Flora und Fauna

Biotoptypen, Baumbestand und Artvorkommen

Auftraggeber: aurelis Real estate GmbH & Co KG Anckelmannsplatz 1, 20537 Hamburg

Karte Nr. Datum Name

Blatt 07.07.2008 Herrmann

Maßstab

Grundlage

Hans-Scharoun-Weg 1 31535 Neustadt Tel. 05032 / 67 42 3 Fax. 05032 / 800 404

0 50 10025Meter

´

1

1 : 1.000Stadtkarte Hannover

") Fledermäuse

!. Flora

#* Vögel

Gebüsche

BE Einzelstrauch

BRL Lianen-Gestrüpp

BRR Rubus-Gestrüpp

BRS Sonstiges Sukzessionsgebüsch

BRU Ruderalgebüsch

Siedlungsgehölze

BZN Ziergebüsch

HE Einzelbaum

Ruderalfluren

URT Ruderalflur trockenwarmer Standorte

Struktur:

1 niedrigwüchsige, oft lückige Bestände

2 mosaikartiger Wechsel hoch- und niedrigwüchsiger Bestände

v gehölzreiche Ausprägung

Befestigte Fläche

TFW Fläche mit wassergebundener Decke

TFB Beton-/Asphaltfläche

TFS Fläche Natursteinpflaster

TFZ Fläche mit Ziegel-/ Betonsteinpflaster

Gebäude und Verkehrsflächen

OHW Hochhaus

OVE Bahnanlage

OVP Parkplatz

TDK Kies-Flachdach

Biotoptypen

Artvorkommen

Mr: Mauerraute (RL Tiefland: 3)

A: AmselDg: DorngrasmückeGf: GrünfinkH: Haussperling (RL Niedersachsen: V)He: HeckenbraunelleHr: HausrotschwanzK: KohlmeiseSt: StraßentaubeZi: Zilpzalp

Zf: Zwergfledermaus (RL Niedersachsen: gefährdet)

!.

Nach Baumschutzsatzunggeschützte Bäume und Sträucher

(angegeben ist jeweils Nr., Art und Stammumfang)

Bereiche mit älteren, fugenreichenZiegelmauern (TMZ)