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Magazin der SRG Deutschschweiz Ausgabe 2/2013 Radios mit unverwechselbarem Musikprofil Seite 6 Swissinfo 10 Eva Herrmann, neue stv. Chefredaktorin, im Gespräch SRG Deutschschweiz 9 Grosser Mitgliederanlass am Welttheater Luzern Ombudsstelle 16 Thomas Minder und HEV Schweiz beanstanden Radio SRF Bild: SRF / Oscar Alessio

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Magazin der SRG DeutschschweizAusgabe 2/2013

Radios mit unverwechselbarem Musikprofil Seite 6

Swissinfo 10Eva Herrmann, neue stv. Chefredaktorin, im Gespräch

SRG Deutschschweiz 9Grosser Mitgliederanlass am Welttheater Luzern

Ombudsstelle 16Thomas Minder und HEV Schweiz beanstanden Radio SRF

Bild: SRF/Oscar Alessio

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EditORiAl

Meine Musik, mein Zuhause

Stellen auch Sie sich Radiomoderatorinnen und -moderatoren als so etwas wie DJs vor? Musikbewandte Personen, die nach eigener Vorliebe und spontaner Entscheidung CDs aus dem Regal ziehen und sie – wenn es gerade zwischen Wortbeiträgen passt – lässig in den CD-Player stecken? Vergessen Sie es! Hinter der Musik grosser Radio-sender wie jene von SRF stecken systematische Computerempfehlungen, Markt-forschung und viel Knochenarbeit der Musikredaktionen, die nichts anderes machen, als Musik für die Moderatoren minutiös zu programmieren.

Was einem als unnötige Redaktionsbürokratie vorkommen könnte, hat seinen Grund. Dass viele Hörerinnen und Hörer SRF-Radiosender vorziehen, hängt vielleicht mit den gebotenen Wortsendungen oder mit der werbefreien Unterhaltung zusammen. Noch entscheidender ist aber das Musikprofil der einzelnen Sender. Durch die Musik fühlt sich die Zuhörerin, der Zuhörer zu Hause. Wie dies zustande kommt, ist komplex und verlangt nach System. LINK schaute hinter die Musikkulissen des Radiostudios Brunnenhof in Zürich, wo nichts dem Zufall überlassen wird. Lesen Sie den Bericht auf Seite 6– 8.Pernille Budtz.

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3 In Kürze

4 Meinungen/Verlosung «News ohne Sprachgrenzen»

und gelungene Programmreform bei Radio SRF 2 Kultur?

Verlosung: «Globi beim Fernsehen» 6 SRF Musikprogrammierung im Radio: ein Blick hinter die systematische

Redaktionsarbeit

9 Mitgliederanlass SRG.D Mitgliederanlass: Vergünstigte Tickets fürs Einsiedler Welttheater 10 Swissinfo Neue stv. Chefredaktorin,

Eva Herrmann, im Gespräch

12 tpc Media Future Day 2013: Weniger Technologie ist

ein Mehrwert

13 Facebook Programmentwickler Martin Bloch

über seinen Berufsalltag 14 Publikumsrat «Der Bestatter»: Keine Angst vor der Krimi-Konkurrenz «Einstein» zwischen Wissenschaft und Berufswelt Zwei neue Publikumsräte stellen

sich vor

16 Ombudsstelle Kein «Recht auf Antenne»: Thomas Minder und der HEV

Schweiz beanstanden Radio-sendungen von SRF

18 SRG SSR Svizra Rumantscha 50 Jahre «Versuchslabor» RTR

19 SRG Aargau Solothurn Rundgang im Computermuseum

«Enter» in Solothurn

20 SRG Bern Freiburg Wallis Duell Freysinger vs. Varone: Beim Duell siegt das Radio

20 Regional kreuz und quer

20 SRG Zentralschweiz Zentralschweizer Theatersommer

23 Carte blanche Vinzenz Wyss: «Auf dem Weg zum besten öffentlichen Rundfunk der Welt» 24 Agenda

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RTS startet Pilotprojekt mit interaktivem TV

Mit RTS+ ist in der Schweiz erstmals ein interaktives TV-Angebot (HbbTV) verfügbar.

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Der SRG Deutschschweiz geht es um das Angebot von Schweizer Radio und Fern­sehen (SRF): Was erwartet das Publikum vom Service public der SRG? Was macht dessen Qualität aus und wie ist sie zu sichern? Darüber zu debattieren, war und ist Kernaufgabe der SRG.D, 2012 und dar­über hinaus. Der Regionalvorstand disku­tierte 2012 die Programmkonzepte von SRF, der Regionalrat stellte Prüfungsanträ­ge dazu und suchte an der ersten «Medi­entagsatzung» den Dialog mit einzelnen Redaktionen. Der Publikumsrat feierte sein 20­jähriges Bestehen und der Ombuds­mann hatte etwas weniger Fälle zu beurtei­len als im Vorjahr. Näheres dazu findet sich im Geschäftsbericht 2012 der SRG. D.

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G.d

Radio Télévision Suisse hat am 5. März 2013 mit RTS+ ein neues, interaktives TV­Angebot (HbbTV) lanciert, das in der Schweiz zum ersten Mal zur Verfügung steht. RTS+ ist eine Art Multimedia­Teletext und ein Angebot für das On­demand­Abspielen von Inhalten. Vor allem handelt es sich um eine neue Art, fernzusehen. Ab sofort steht Zuschauerin­nen und Zuschauern mit einem HbbTV­

Geschäftsbericht 2012

Der Verwaltungsrat hat Beat Schneider, den heutigen Direktor von Swiss TXT, zum neuen Zentralsekretär der SRG gewählt. Er übernimmt das Amt im Laufe des Jahres von Willi Burkhalter, der Ende 2013 in Pension gehen wird. Beat Schneider wirkte in den letzten Jahren in verschiedenen strategischen Projekten der SRG mit.

Neuer SRG-Zentral-sekretär gewählt

Hinweis: Der Geschäftsbericht SRG.D 2012 kann unter www.srgd.ch eingesehen oder als PDF ausgedruckt werden.

kompatiblen TV­Gerät auf den Sendern RTS Un HD und RTS Deux HD ein völlig neuer Teletext mit erweiterten Inhalten zur Verfü­gung. Wer ein HbbTV­kompatibles Fernseh­gerät mit Internetanschluss besitzt, kann überdies on demand auf eine Reihe von Sendungen von RTS zugreifen. Das neue Angebot soll in den nächsten Monaten kontinuierlich ausgebaut werden.

HbbTV ist ein Standard, der es möglich macht, TV­Inhalte und Inhalte aus dem In­ternet in einem TV­Gerät zu vereinen. Durch blosses Drücken einer Taste der Fernbedie­nung gelangen die Zuschauer zu ergänzen­den Informationen und Dienstleistungen: vertiefende Informationen zur laufenden Sendung, Video on demand, Wiederholung von Sendungen on demand sowie Informa­tionsaustausch auf sozialen Netzwerken. Ausserdem besteht die Möglichkeit zur Interaktion mit den Sendungen.

SC2013030806 (swissclimate.ch)

Ausgabe 2/2013 (März 2013), erscheint sechs Mal jährlichVerantwortlich: SRG Deutschschweiz, Kurt Nüssli (kn), Pernille Budtz (pb) Redaktion: Pernille Budtz (pb), Jasmin Rippstein (jr)Erweiterte Redaktion: Isabelle Bechtel, Ursula Brechbühl, Cathérine Engel, Monika Gessler, Daniela Palla, Therese Rauch

Mitarbeitende dieser Ausgabe: Michael Benzing, Achille Casanova, Fabian Gressly, Markus Knöpfli, Denise Looser Barbera, Fee Riebeling, Niklaus ZeierKontakt: SRG Deutschschweiz, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich, Tel. 044 305 67 03, [email protected], www.srgd.chGestaltung/Produktion: Medianovis AG, Kilchberg/ZHDruckvorstufe: Küenzi & Partner, Langnau/ZH

Korrektorat: Ingrid Essig, WinterthurDruck: galledia ag, BerneckAuflage: 15 687 Expl. (WEMF­beglaubigt)

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Beat Schneider.

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Der Bundesrat verordnet der SRG, in In-formationssendungen vermehrt über die anderen Sprachregionen zu berichten. Er ortet hier Defizite bei der tagesaktuellen Berichterstattung in der deutschen und französischen Schweiz. Wie das Unter-nehmen die Forderung umsetzen will, erörterte LINK in der Ausgabe 1/2013. Als wie wichtig erachten es Mitglieder der SRG Deutschschweiz, dass die SRG-Medien über die anderen Sprachregio -nen berichten? Und wie interessiert sind sie an solchen News? Hier einige Stim-men von Mitgliedern zur Forderung des Bundesrats:

Als grösste gesamtschweizerische Medien­organisation hat die SRG die Chance und auch die Verpflichtung, über alle Sprachre­gionen zu berichten. Dies geschieht bisher zu wenig. Mich interessieren dabei nicht nur besondere Ereignisse in anderen Landesteilen, sondern auch die dortigen Sichtweisen auf nationale oder internatio­nale Themen.

Diego Hättenschwiler, Bern

Es ist etwas beschämend, wenn die SRG vom Bundesrat zu etwas genötigt werden muss, was eigentlich zu ihren Kernaufga­ben gehört: die Information – auch die tagesaktuelle – über das, was in den ande­ren Sprachregionen geschieht. Das Radio steht ein wenig besser da als das Fernsehen, in dessen Sendungen die französische und die italienische Schweiz vor allem dann wahrgenommen werden, wenn etwas Negatives geschieht. Lediglich die rätoro­manische Schweiz wird mit eigenen Sen­degefässen einigermassen gut bedient. Die TV­Sender der französischen Schweiz schneiden etwas besser ab: Sowohl die deutsche als auch die italienische Schweiz werden in den News­Sendege­fässen regelmässig berücksichtigt.

Hans Ulrich Büschi, Bern

«Darüber berichten, was jenseits der Sprachgrenzen von besonderer Aktualität ist»

Man könnte beispielsweise eine gemeinsa­me Sendung produzieren, wenn es um Na­tional­ und Ständeratswahlen geht und aus je einer welschen, einer Tessiner und einer Deutschschweizer Stadt berichten – ähn­lich wie bei «Arena vor Ort»

Urs Keller, Zürich

Im Editorial im LINK 1/2013 steht zum Kon­zessionsauftrag der SRG geschrieben: «Die Crux an der Sache: Im Programmalltag wer­den News themen nach ihrer Relevanz aus­gewählt. Das, was auf der andern Seite der Sprachgrenze läuft, mag aber nicht immer die gängigen Kriterien bezüglich Relevanz erfüllen.» – Logisch, würde ich sagen! Wenn der Medienkonsument nämlich nichts weiss über die andere Seite, werden zusätz­liche Informationen zu dem, was er ja nicht weiss, für ihn keine Aktualität und deshalb überhaupt keine Relevanz haben. Aktuell und relevant ist vor allem eine Nachricht, zu der man gewisse Vorkenntnisse hat. Kon­sequenz für die Erfüllung des Konzessions­auftrags der SRG? Die SRG muss alles von jenseits der Sprachgrenzen in der Schweiz berichten, was für die dortige Bevölkerung von besonderer Aktualität ist.

Alt RR Mathias Feldges, Basel

«Globi beim Fernsehen»: Exemplare zu gewinnenIn seinem neusten Buch besucht Globi die Studios von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Auf gewohnt witzige Art treibt Globi allerlei Schabernack – und kommt damit so gut an, dass er bald das Fernsehhandwerk erlernt und im Studio sowie draussen auf Reportage spannende Abenteuer erlebt.

Globi nimmt die Kinder mit in die interes­sante und faszinierende Welt der Stars und Moderatoren – darunter auch bekannte

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Teilnahme per E-Mail an: [email protected] (Teilnahmeschluss: 8. April 2013)

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Gesichter wie Stephan Klapproth, Kurt Aeschbacher und Roger Schawinski – und der vielen Menschen, die hinter den Kulissen tätig sind. Für die Geschichten im neuen Globi­Buch und die korrekte Wie­dergabe der Räumlichkeiten, der Technik und anderer Situationen vor Ort hat der Globi­Verlag mit SRF zusammengearbei­tet. LINK verlost 20 Exemplare. Nur für Mitglieder der SRG Deutschschweiz.

In seinem neusten Buch ist Globi zu Besuch bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).

Wie interessiert sind Mitglieder der SRG.D an News aus den anderen Sprachregionen?

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SRG.D-Mitglied L. Michel stellte im Mit-gliederforum die Programmreform von Radio SRF 2 Kultur zur Diskussion: Ihm gefalle die Vermischung von Wort- und Musikbeiträgen nicht. «Ein kleiner Schritt für die Programmgestalter, ein grosser Schritt für das zuhörende Publikum wäre es, wenn sich die gesprochenen Kultur-nachrichten zwischen 17 Uhr und 18 Uhr auf die erste halbe Stunde (17.03 bis 17.30) konzentriert würden – ohne musikalische Zwischenlagen – und dann die Musik von 17.30 bis 18 Uhr zu hören wäre. Dann könnte der geneigte und interessierte Hörer sich ‹seinem› Regionaljournal zuwenden. Ich jedenfalls bin recht gefordert – an einem Gerät höre ich Radio SRF 2 Kultur, am anderen Radio SRF 1. Das Durch-einander von Musikstückchen und Wort-beiträgen wertet beide Sparten ab, auch im Vormittagsprogramm». Hier einige Kommentare aus dem Mitgliederforum zur Diskussion:

Die starke Vermischung von Wort und Musik bei Radio SRF 2 Kultur bedaure ich sehr. Da ich primär die Musik hören möchte, bin ich veranlasst, wegen der unterbrechenden Reden den Sender auszuschalten. Selten treffe ich jedoch den Wiederbeginn der Musik. Manchmal schalte ich – enttäuscht – um auf ein anderes Programm. Das sollte doch nicht sein. Ich wäre dankbar für zeit­lich angezeigte Blöcke.

Theophil Tobler, Turbenthal

Frage: «Wer bin ich?» – Die Rätselreihe der frühen LINK-Ausgaben zeigte bekannte Radio- und Fernsehleute im Schwarz-Weiss-Profil. In welcher Ausgabe im Jahr 1997 wurde Moderator Sven Epiney abgebildet?Suchen Sie die Antwort unter: www.srgd.ch > Medienportal > Magazin LINK > Archiv 1993 – 2010

Talon bis 8.4.2013 einsenden an: SRG Deutschschweiz, Redaktion LINK, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich

In welcher Ausgabe im Jahr 1997 wurde das Rätsel-Profilbild von Moderator Sven Epiney abgebildet?

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20 Jahre LINK!Karten für «Happy Day» vom 11. Mai 2013 zu gewinnen

Die Wirtschaftssendung, die 1992 von SR DRS lanciert und 1993 vom Publikumsrat beobachtet wurde, heisst «Trend». Die Sendung gibt es heute noch: Samstag um 8.20 Uhr auf Radio SRF 1 und um 16.30 Uhr auf Radio SRF 4 News. Esther Peng aus Istighofen hat die richtige Antwort gefunden und gewinnt zwei Karten für die Live­Sendung «Happy Day».

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WEttBEWERB

Gelungene Programmreform bei Radio SRF 2 Kultur?

Wenn man schon Radio SRF 2 Kultur und insbesondere Radio SRF 4 News als Nach­richtenkanäle installiert hat, könnte man sich bei Radio SRF 2 Kultur zu jeder Stunde auf kurze Spots beschränken. Überdies stört das eingestreute Wort­Kurzfutter vor allem in den Morgenstunden, was schon unzählige Leserinnen des «Kulturtipp» festgestellt ha­ben. Gebt uns einfach die «Mattinata» zu­rück. Wenn die Macher schon keine neuen (jungen) Hörer dazugewinnen, wohl aber alte vergraulen und vertreiben, ist per Saldo nichts gewonnen.

Heinz Abler, Winterthur

Den vielen im «Kulturtipp» geäusserten kritischen Voten zu Radio SRF 2 Kultur kann ich nur zustimmen. Die Musikbeiträge werden gestückelt, das heisst, man hört jeweils einen recht willkürlich ausgewähl­ten Satz eines Werkes, wieso nicht das ganze Stück? Die Wortbeiträge sind etwas zusam­menhanglos eingestreut. Notgedrungen wechsle ich halt zu SWR 2 oder Bayern 4 Klassik. Schade, dass Radio SRF 2 Kultur so viele bisherigen Hörer vergrault. Bitte über­denken Sie die Programmierung.

Roman Steinmann, Horw

Beim Schweizer Radio und Fernsehen hat sich eine unangenehme Situation einge­schlichen. Es stört mich, wenn zum gesprochenen Wort Musik unterlegt wird. Mit dem Mix kann ich nur noch schwer­lich das Wort verstehen. Entweder es wird gesprochen oder es wird Musik abgespielt, aber nicht beides gleichzeitig.

Marcel W. Egger, Flaach

Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie uns: Redaktion LINK, Leserbriefe, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich, E-Mail: [email protected],und debattieren Sie mit im Mitglieder-forum unter www.mitglied.ch

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Welche Songs im Radio von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gespielt werden, entscheiden nicht die Moderatoren. Die Titel-Auswahl resultiert vielmehr aus dem vielschichtigen Zusammenspiel von Forschungserkenntnissen, Computerempfehlungen und Erfahrungswerten der Musikredaktionen.

Dem Hörer ein guter Freund sein

musikprogrammierung

Auf keinen Fall dem Zufall überlassen: Die Musik, die im Radio gespielt wird, wird systematisch vorbereitet. SRF 3-Musicmaster Chrigel Lindenmann (vorne links) mit SRF 3-Kollegen Sophie Gut und Stephan Lütolf.

Musik spielt im Radio eine grosse Rolle. Besonders bei den Sendern Radio SRF 1 und Radio SRF 3. Dort macht sie rund 60 bis 80 Prozent der täglichen Sendezeit aus. Einmal wird mit ihr ein Wortbeitrag unter­legt, ein andermal wird sie um ihrer selbst Willen gespielt. Wieder ein anderes Mal ist sie das eigentliche Thema. Doch immer dient sie dazu, bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Das übergeordnete Ziel: Die SRF­Sender sollen das Publikum nicht nur gut informieren, sondern auch weiterbil­den und gut unterhalten. So ist es im Leis­tungsauftrag formuliert. Eine Vorgabe, wie gross der Wort­ und der Musikanteil bei den Sendern SRF 1 und SRF 3 jeweils sein müssen, gibt es nicht. Wichtig ist: «Die Hörer

sollen sich bei uns Zuhause fühlen», sagt Michael Schuler, Leiter Fachredaktion Musik (Pop/Rock). Und das möglichst im Nu: «Wenn jemand ohne hinzuschauen das Radio einschaltet, muss er oder sie spätestens nach zwei Songs erkennen, dass es sich um seinen oder ihren Stammsender handelt.» Deshalb darf die Musikauswahl zwar abwechslungs­ und facettenreich sein, muss gleichzeitig aber auch zum Profil des jeweiligen Senders passen (siehe Box Seite 8).

Einmalig und unverwechselbar

Die Musikprogrammierung ist eine Arbeit, welche die Moderatoren unmöglich noch

neben ihrem Job «on air» stemmen kön­nen. Deswegen werden sie nur dann aktiv,

«Wenn jemand ohne hinzu-schauen das Radio einschaltet, muss er spätestens nach zwei Songs erkennen, dass er oder sie den Lieblingssender hört.»

Michael Schuler, Leiter Fachredaktion Musik (Pop/Rock)

wenn es die aktuelle Nachrichtenlage ge­bietet. «Beispielsweise können wir nach ei­nem Tsunami nicht mehr den Song ‹Die perfekte Welle› von Juli spielen», so Musik­

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experte Schuler. Nach einem Flug zeugab­sturz muss hingegen Joan Armatradings ‹Drop the Pilot› aus dem Programm genom­men werden. Ansonsten bringen die Mode­ratoren zuverlässig an den Mann, was ihre Kollegen aus der Musikredaktion für sie zu­sammengestellt haben. Deren Auswahl kommt nicht zufällig zustande, sondern ist das Ergebnis eines ausgeklügelten, konti­nuierlichen Verfahrens, bei dem es weniger auf den persönlichen Musikgeschmack der Verantwortlichen ankommt, sondern aus­schliesslich auf deren Interpretation von Studien aus der Marktforschung und der Wissenschaft. Auch die Playlists der direk­ten Konkurrenz und die nationalen sowie internationalen Charts spielen bei der mu­sikalischen Positionierung von Radio SRF 1 und Radio SRF 3 eine Rolle. Schliesslich sollen die Sender nicht nur inhaltlich, son­dern auch vom Musikmix her einmalig und unverwechselbar sein. Selbst voneinander müssen sie sich natürlich unterscheiden.

Die Mischung machts

Michael Schuler schätzt die statistischen Erhebungen. Doch verlassen möchte er sich nicht auf sie. «Es wäre fatal, wenn man die Ergebnisse der Marktforschung als sakrosankt erachten würde», sagt er. Aufgrund der standardisierten Fragen in vielen Tests erfahre man beispielsweise nichts über die Gründe für das vom Hörer gefällte Urteil. «Dabei ist gerade das für uns von Bedeutung», so der Experte. «Mag er den Song wirklich nicht? Hat er sich da­ran sattgehört? Oder kennt er ihn viel­leicht gar nicht und muss sich erst noch an ihn gewöhnen?» Die Antwort darauf sei entscheidend, so Schuler.

Um diese zu bekommen, hakt er häufig selbst nach. Beispielsweise bei Hörern, die per E­Mail, Facebook oder Telefon Feed­back zur Musikauswahl gegeben haben. Oder er nimmt an Forumsdiskussionen teil. Auch die Hinweise des Publikumsrats sind gemäss Schuler wertvoll. «Das ist na­türlich nur punktuell möglich und zudem aufwändig, aber es lohnt sich», so der Leiter der Fachredaktion Musik (Pop/Rock).

Denn einerseits zeige das der Zuhörer­schaft, dass man sie ernst nimmt. Anderer­seits erfahre man so, was diese sich punkto Musikprogrammierung wünscht.

Wie in einer guten Partnerschaft

Wie wichtig es ist, ein offenes Ohr für die Hörer zu haben, zeigt ein Beispiel von vor zwei Jahren. 2011 hatte Michael Schulers Auswertung der Hörer­Feedbacks ergeben, dass sich viele Anhänger von Radio SRF 1 mehr Instrumentals wünschen. Er kam dem Wunsch nach. «Dies, obwohl die For­schung ergeben hat, dass genau solche Stücke im Radio nicht funktionieren», so Schuler. Bisher habe es diesbezüglich noch keine Beschwerden gegeben.

«Es wäre fatal, wenn man die Ergebnisse der Marktforschung als sakrosankt erachten würde.»

Michael Schuler, Leiter Fachredaktion Musik (Pop/Rock)

Doch nicht nur berücksichtigen die Musik­redaktoren die Wünsche der Zuhörenden, sie stellen auch neue Songs vor. Solche, die zum Profil des Senders passen und den Menschen vor den Empfangsgeräten gefallen dürften. In diesem Rahmen dür­fen sich die Verantwortlichen bewegen.

Und das tun sie auch. Natürlich immer im Wissen, dass sie es nicht immer im Wissen recht machen können. «Das ist bei einem so dispersen Publikum wie dem von Radio SRF 1 und Radio SRF 3 gar nicht möglich», sagt Schuler. Das mache aber auch nichts. Denn die Hörer würden einander zwar nicht kennen, wüssten aber voneinander und respektierten sich und ihre musikali­schen Vorlieben. Daher tolerierten sie auch einmal einen Song, den sie weniger gut finden. Dies, weil sie Vertrauen darin haben, dass «ihr» Sender spätestens mit dem nächsten Lied wieder den eigenen Geschmack trifft. «Das ist wie in einer guten Partnerschaft, in der man sich zwar hin und wieder nervt, aber in der es insgesamt

Bye-bye Compact Disc

Rund eine Million – so viele Compact Discs (CDs) lagern in den Musikarchi-ven der SRG SSR. Doch diese haben nun ausgedient. Deswegen werden die Silber-scheiben derzeit digitalisiert und zentral abgelegt.

Neben den Musiktiteln werden auch Metadaten wie der Name des Interpreten und der CD erfasst. Bereits abgeschlos-sen ist die Speicherung der CD-Bestände von unter anderem Radio SRF 2 Kultur, RSI (Radiotelevisione svizzera) und RTS (Radio Télévision Suisse). Im Mai soll auch die Digitalisierung der physi-schen Archive von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in Zürich, Bern und Basel abgeschlossen sein.

Ziel des Projekts: Künftig sollen alle Mitarbeitenden von jedem Arbeitsplatz aus online auf den gesamten SRG-Fundus an Songs, Melodien und Geräuschen sowie die dazugehörigen Metadaten zugreifen können. Davon profitieren beispielsweise die Musikredaktoren. Denn diese müssen die physischen Tonträger dann nicht mehr aufwändig im Archiv suchen, sondern können sie be quem per Mausklick auf ihrem Compu-ter aufrufen und abspielen. Auch das An-hören und Vergleichen verschiedener Versionen eines Titels wird so einfacher. Zudem erlaubt der Online-Zugriff kurz-fristige Anpassungen in den Radiopro-grammen.

Fee Riebeling

Die SRG verabschiedet sich von physischen Tonträgern.

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gut läuft», so der Experte. «Das Radio soll ein Freund sein, dem man gerne die Hand reicht und von dem man sich gerne führen, aber auch Neues zeigen lässt.»

Deshalb spielen die Programme von Radio SRF 1 und SRF 3 nicht nur Songs, die sich bewährt haben, sondern stellen auch neue

Titel vor. Dies stets mit Ankündigung. «Denn wenn erklärt wird, warum in den nächsten zwei bis drei Minuten ein völlig unbekann­ter Song läuft, ist die Akzeptanz gleich viel höher», erklärt Michael Schuler. Zudem lerne der Hörer en passant etwas dazu. Da­mit erfüllt die Musikprogrammierung auch den Leistungsauftrag, der vorsieht, dass das

Radio nicht nur unterhalten, sondern auch bilden soll.

Sender soll ein Zuhause sein

Bei ihrer Arbeit setzen die Mitglieder der Musikredaktion auf ein spezielles Compu­terprogramm. Dieses stellt auf Basis der be­kannten Parameter einen Musikmix zusam­men, der abwechslungsreich ist und zum Profil des Senders passt. «Doch mit der Soft­ware verhält es sich gleich wie mit der Marktforschung», sagt Schuler. «Es kommt darauf an, wie man damit umgeht.»

Deshalb sieht man die vorgeschlagene Mu­sikauswahl in seiner Abteilung nur als Rat­schlag an: «Das Feintuning übernehmen wir lieber selbst.» Wenn beispielsweise wie derzeit der Frühling vor der Tür steht, wer­den ein paar sommerliche Tracks mehr programmiert – um den Hörer auf die ers­ten Sonnenstrahlen einzustimmen. Dies, da­mit er sich bei «seinem» Sender jederzeit gut aufgehoben fühlt.

Fee Riebeling

Radio SRF 1, der meist-gehörte Sender in der Deutschschweiz, liefert aktuelle Informationen, Hintergründe und Unter-

haltung. Das gesprochene Wort hat einen grossen Stellenwert. Die Musik muss den Hörer nach einem Beitrag in Empfang nehmen, wie einen alten Bekannten. Deshalb werden nicht allzu viele neue Titel gespielt. Der Fokus liegt auf den 1960er- bis 1990er- Jahren. Ergänzt wird der Mix mit weniger be-kannten, aber zu Radio SRF 1 passenden Titeln aus allen Dekaden sowie mit Chansons, Canzoni und Instrumentals. Die 2013 bisher meistgespielten Titel:1. Nit miin Typ – Trauffer2. Guet Nacht, Elisabeth –

Patent Ochsner3. Breathe it in – Nils Burri

Radio SRF 3 hingegen ist das führende Pop/Rock- und New-Media-Radio in der Deutschschweiz. Auch hier ist der Informationsgehalt

hoch. Doch das Interesse der Hörerschaft gilt vor allem der Musik. Deshalb zeigt diese sich auch gegenüber neuen Songs und Stilen offen. Radio SRF 3 trägt dem Rechnung und macht die Musik häufig selbst zum Thema. Beispielsweise indem es live vom Gurtenfestival überträgt oder Konzertmitschnitte sendet. Der Schwer-punkt liegt bei modernen Titeln, die nicht nur melodiös sind, sondern auch Ecken und Kanten haben. Für Abwechslung sor-gen Songs aus der Kategorie Oldies. Die 2013 bisher meistgespielten Titel:1. Hey World – Caroline Chevin2. Another Love – Tom Odell3. Under – Alex Hepburn

Anders als bei den zuvor erwähnten Programmen überwiegt bei Radio SRF 2 Kultur der Wortanteil. In-formationen werden hier

in ausführlichen Features, Magazinen oder auch Diskussionen vermittelt. Der Sender richtet sich an ein Publikum, das gewillt ist, dazuzulernen. Bei Radio SRF 2 Kultur dominiert die ernste Musik. Dazu zählen nicht nur klassische Töne, son-dern auch Anspruchsvolles aus den Be-reichen Pop, Chanson, Jazz, Welt- und Experimentalmusik. Der 2013 bisher meistgespielte Titel:1. Ouvertüre von «La scala di seta» – Gioachino RossiniDie Plätze 2 und 3 sind nicht besetzt, denn rund 33 Titel wurden bisher zwei-mal eingesetzt, die übrigen 3600 Titel kamen bislang nur einmal zum Einsatz.

Musikprofile der drei SRF-Radiosender

Michael Schuler hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Deshalb weiss er als Leiter der Fachredaktion Musik (Pop/Rock) stets, worauf es ankommt.

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Das Welttheater zwischen Tradition und Moderne

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Einsiedeln wird in diesem Jahr bereits zum 16. Mal seit 1924 Aufführungsort des traditionsreichen Freilicht­Mysterienspiels «Das grosse Welttheater» («El gran teatro del mundo») von Pedro Calderón de la Barca. Thema des Stücks ist das menschli­che Leben, das als Theaterstück dargestellt wird. Unter der künstlerischen Leitung von Autor Tim Krohn und Regisseur Beat Fäh wird vom 21. Juni bis 7. September 2013 auf dem imposanten Einsiedler Kloster­platz das Welttheater aufgeführt. Spiele­risch hat Tim Krohn Calderóns Spektakel neu entworfen: Verwirrt und leidgeplagt lässt er Calderóns Figuren durch das Le­ben der Neuzeit taumeln. Krohn und Fäh führen dem Publikum das Dilemma des modernen Menschen vor Augen, der mehr Möglichkeiten hat, als er nutzen kann, und der oft daran zerbricht, dass er nicht weiss, ob er die richtige Wahl trifft. Beat Fäh reali­siert die Uraufführung des Stücks mit rund 500 Mitwirkenden aus dem Klosterdorf.

Mit nebenstehendem Anmeldetalon kön­nen Mitglieder der SRG Deutschschweiz an der Verlosung einer beschränkten Anzahl vergünstigter Tickets (CHF 50.– pro Person statt CHF 110.– pro Person) für den Mitgliederanlass im Rahmen des Einsiedler Welttheaters teilnehmen. Der Anlass findet am Freitag, 28. Juni 2013 statt. Fixes Ersatzdatum bei schlechtem Wetter ist Freitag, 23. August 2013. Ab 18.30 Uhr wird ein Apéro riche serviert, Spielbeginn ist um 20.45 Uhr. Im exklusiven Angebot inbegriffen sind ein Sitzplatz 1. Kategorie, ein Programmheft, der Apéro riche und ein Eintritt ins Museum FRAM mit der Aus­stellung «Dem Meister ein Spiel. Calderón, die Einsiedler und ihr Welttheater».

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Im Sommer 2013 steht Einsiedeln wieder ganz im Zeichen des Welttheaters. Autor Tim Krohn thematisiert in seiner Interpretation den Mensch der Moderne. Am Freitag, 28. Juni 2013, lädt die SRG Deutschschweiz zum exklusiven Mitgliederanlass in Einsiedeln ein.

Mitgliederanlass am Einsiedler Welttheater, Kloster EinsiedelnMöchten Sie am Einsiedler Welttheater dabei sein? Datum und Zeit: Freitag, 28. Juni 2013 (fixes Ersatzdatum bei schlechtem Wetter: Freitag, 23. August 2013), ab 18.30 Uhr (Spielbeginn um 20.45 Uhr) bis ca. 22.30 Uhr. Nehmen Sie an der Verlosung der ver-günstigten Tickets (CHF 50.– pro Person) teil! Achtung: nur für Mitglieder.

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Vorname:

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Mitgliedgesellschaft:

Ich komme allein. Wir kommen gerne zu zweit. (Zutreffendes bitte ankreuzen)

Anmeldetalon bis spätestens 14. April 2013 einsenden an: SRG Deutschschweiz, Mitglieder Services, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich

Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden schriftlich benach -rich tigt. Die Anmeldung ist verbindlich. Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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LINK: Frau Herrmann, welche Sprachen sprechen Sie?Eva Herrmann: Zu wenige (lacht). Ich spreche Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und kämpfe bereits beim Spanischem.

Seit 1. Februar 2013 sind Sie stellvertre-tende Chefredaktorin von Swissinfo und leiten jene Redaktionen, die Beiträge auf Chinesisch, Russisch, Japanisch, Arabisch, Spanisch und Portugiesisch produzieren – also Sprachen, die Sie nicht können. Wie funktioniert das im Alltag?Wenn man eine Sprache nicht beherrscht, muss man während der Produktion viel mit den Fachverantwortlichen und den anderen Mitarbeitenden sprechen, die Texte verfas­sen und Multimedia­Elemente produzieren.

Was hat Sie an dieser Stelle gereizt?Die sechs Sprachen, die weit mehr Kultu­ren repräsentieren. Spanisch wird ja nicht

nur in Spanien gesprochen, sondern auch in Mexiko oder Guatemala. Das ist faszi­nierend. Mein Job ist wohl schweizweit einzigartig. Gereizt haben mich auch die hohen Qualitätsansprüche und die Dyna­mik des Internets.

Sind Ihre Mitarbeitenden eher Secondos oder ehemalige Auslandschweizer?Das ist unterschiedlich. Beim neuen Rus­sisch­Dienst sind es alles qualifizierte rus­sische Journalistinnen und Journalisten, die hier als Korrespondenten arbeiteten und die Schweiz und Russland gut ken­nen. Beim Spanisch­Team haben wir aus­ländische Personen, die schon lange hier leben, sowie eine Seconda. Beim Englisch­Dienst hat es ehemalige Auslandschweizer. Grundsätzlich schreiben unsere Mitarbei­tenden aber in ihrer Muttersprache.

Swissinfo hat vom Bund den Auftrag, Auslandschweizer mit Informationen aus

der Schweiz zu versorgen – dazu auch Menschen, die sich über die Schweiz informieren wollen. Das ist eine Grat-wanderung. Einerseits müssen Sie Fak-ten bieten, andererseits ein «virtuelles Schaufenster für die Welt» sein.Swissinfo richtet sich in erster Linie an ein internationales, an der Schweiz interessier­tes Publikum und erst in zweiter Linie an Auslandschweizerinnen und Ausland­schweizer. Letztere können sich via Inter­net besser als vor zehn Jahren über die Schweiz informieren. Mit Sprachen wie Rus­sisch, Japanisch und Chinesisch erreichen wir hingegen ein internationales Publikum, das sonst weniger Informationen über die Schweiz findet. Zu Ihrer Frage: Wir müssen dem internationalen Publikum kein Schau­fenster bieten, denn dieses ist ebenfalls an journalistischen Inhalten interessiert. Das sah man deutlich am Wochenende vom 3. März: Die Annahme der Abzockerinitiative war international ein Thema, und wir muss­ten in verschiedenen Sprachen erklären, worum es geht, was eine Initiative ist und wie die direkte Demokratie funktioniert.

«Wir sind nur glaubwürdig, wenn wir unabhängig bleiben»

Ausbau der Swissinfo-plattform

Nach einer von SRG SSR und Bund verordneten Sparrunde konnte das vielsprachige Informations-portal www.swissinfo.ch kürzlich wieder ausbauen: Es bietet nun auch Beiträge auf Russisch an. LINK sprach darüber mit Eva Herrmann, der neuen stellvertretenden Chefredaktorin.

Eva Herrmann und ihre Teams klären die Welt täglich über die Schweiz auf.

Zur PersonEva Herrmann (47) studierte Naturwissen-schaften und war bereits von 2001 bis 2004 als Online-Redaktorin bei Swissinfo tätig. Danach ging die gebürtige Bernerin für fünf Jahre als Korrespondentin der Schweizeri-schen Depeschenagentur (SDA) nach Brüssel. 2009 stieg sie erneut bei Swissinfo ein, dies-mal als Nachrichten chefin und Mitglied der Chefredaktion. Am 1. Februar 2013 wurde Herrmann stellvertretende Chefredaktorin des Informationsportals.

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Ist Swissinfo mehr als andere Medien Vereinnahmungsversuchen seitens Bundesverwaltung, Banken oder Tourismusorganisationen ausgesetzt?Nein, nicht häufiger. Wir betreiben aber keine Werbung für die Schweiz, sondern stellen dar, was in der Schweiz passiert – wie jedes andere journalistische Produkt auch. Wir sind nur glaubwürdig, wenn wir unabhängig bleiben.

Wie verhielt sich Swissinfo etwa bei der Minarett-Initiative?Unsere arabischen Mitarbeitenden haben durch ihre Kontakte zur Heimat und zu ihren arabischen Kollegen früh gemerkt, dass dies ein Riesenthema wird. Als dann in arabischen Medien falsche Informa­tionen verbreitet wurden, etwa, dass die Schweizer Regierung Minarette verbieten wolle, war das für uns ein Alarmsignal. Deshalb publizierten wir umgehend ein ausführliches Dossier auf Arabisch und erklärten, wie in der Schweiz die politi­schen Prozesse ablaufen. Auch liessen wir alle Seiten zu Wort kommen. Zudem

stellten wir klar, dass nicht Moscheen oder der Islam verboten werden sollen.

«Etwa die Finanzkrise und der Arabische Frühling führten zur Einsicht, dass es wertvoll ist, wenn die Schweizer Positionen im Ausland wahrgenommen werden.»

Eva Herrmann, stv. Chefredaktorin Swissinfo

Swissinfo verfügt in den nächsten vier Jahren (2013–2016) über ein Budget, das um 30 Prozent kleiner ist als zuvor. Wie wirkte sich das aus?Letztes Jahr setzten wir ein Sparprogramm um, indem wir uns auf unsere Kernkompe­tenz besannen: Dinge erklären, die in der Schweiz geschehen, sie einordnen und auf­zeigen, wie die Schweiz auf internationale Entwicklungen reagiert. Folglich zogen wir uns aus der reinen Newsproduktion zurück. Heute beschränken wir uns auf Tagesthe­men, veröffentlichen schwerpunktartige,

Swissinfo existiert seit 1999 und ist ge-mäss swissinfo.ch der «Internationale Service der SRG». Das Portal bestand zunächst parallel zu Schweizer Radio International (SRI). Als der Sender 2004 eingestellt wurde, übernahm Swissinfo dessen Funktion: Das Ver-breiten von Informationen über die Schweiz. Dies geschieht heute in zehn Sprachen – auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portu-giesisch, Chinesisch, Japanisch, Ara-bisch und Russisch. Damit können über 80 Prozent der weltweiten Inter-netnutzer in einer ihnen verständli-chen Sprache Informationen aus der Schweiz abrufen.

Von 2005 bis 2010 stand Swissinfo im Sparfokus des Bundesrats. Dieser

wollte den Dienst bis auf das englisch-sprachige Angebot streichen, was durch politischen Druck im Parlament verhindert wurde. In der Folge schlug die SRG eine massive Budgetkürzung um 30 Prozent vor. 2012 wurden 40 von 126 Stellen abgebaut. Das Ergebnis war ein neuer, vom Bundesrat verab-schiedeter Auslandauftrag: Für die Jahre 2013 bis 2016 steht Swissinfo nun ein jährliches Budget von 17 Mil-lionen Franken zur Verfügung, je zur Hälfte finanziert vom Bund und von der SRG. Swissinfo setzt auch auf so-ziale Medien: Aktuell hat das Portal über 400000 Fans auf Facebook, zu-dem ist es auf Twitter und YouTube präsent. Direktor von Swissinfo ist Pe-ter Schibli, der Chefredaktor heisst Christophe Giovannini.

Zehn Sprachen trotz reduzierten Budgets

«magazinige» Beiträge. Mit einer Ausnahme: Beim Englisch­Dienst gibts weiterhin ein Newsangebot. Grosse Einsparungen nah­men wir auch bei den Landessprachen vor, dort greifen wir jetzt stärker auf Inhalte aus den SRG­Unternehmenseinheiten und der SDA zurück. Einzig die Abstimmungsdos­siers machen wir noch selbst, denn für die fünfte Schweiz muss man diese anders auf­bereiten und früher bereitstellen.

Während vier Jahren, von 2008 bis 2012, wurde monatlich von weltweit etwa 850000 Computern aus auf Swissinfo zu-gegriffen. Die Spitze war im März 2011 mit 1,2 Millionen Zugriffen. Vor vier Monaten brach die Nutzung aber ein. Warum?Das ist eine Folge der vom SRG­Verwal­tungsrat beschlossenen Sparmassnahmen: Weil wir die Zahl der publizistischen In­halte reduziert haben, gibts weniger Klicks und Swissinfo erscheint weniger häufig bei einer Google­Suche. Zudem reduzier­ten wir unsere Service­Gefässe: Wir stellten den Währungsrechner und die Sportbe­richterstattung ein – Dinge, die zwar Klicks generierten, die aber nicht zu unseren Kernaufgaben gehören.

Wer nutzt Swissinfo – eher Personen im Ausland oder eher ausländische Personen in der Schweiz?Aus der Messung wissen wir, dass mehr als zwei Drittel der Zugriffe aus dem Ausland kommen – was unserem Zielpublikum entspricht.

Vor zwei Jahren wollte der Bundesrat die Mittel von Swissinfo noch drastischer kürzen (siehe Kasten). Weshalb hat er davon doch abgesehen? Das Sparprogramm und die Einsicht, dass ein neun­, heute zehnsprachiges Pro­gramm einzigartig sowie staatspolitisch unverzichtbar ist. Bei der Bewusstseinsver­änderung halfen aktuelle Entwicklungen: So führten etwa die Finanzkrise, die Dis­kussion über das Bankgeheimnis und der Arabische Frühling zur Einsicht, dass es wertvoll ist, wenn die Schweizer Positionen im Ausland wahrgenommen werden.

Interview: Markus Knöpfli

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Weniger Technologie ist ein Mehrwert

media Future day 2013

Verliert sich nicht in Details: Thomas Brun, Head of Innovation tpc.

«Reduce to the max» – weniger ist mehr. Dieses Motto galt beim diesjährigen Media Future Day von tpc am 26. Februar in Zürich. Zeichen, dass diese Maxime in der multimedialen Welt durchaus Fuss fassen könnte, gibt es bereits zur Genüge. Immer mehr Menschen klagen über Reizüberflu­tung durch zu viele Daten. Ein mögliches Rezept hielt Thomas Brun, Head of Innova­tion bei tpc und Moderator des Media Future Day 2013, parat: «Vielleicht sollten wir viel mehr das Ganze sehen und uns dann auf das Maximum reduzieren.»

Die Informationsüberflutung wird für viele Menschen zunehmend zum Problem. Der diesjährige Innovationsevent im Studio 1 von technology and production center switzerland ag (tpc) Ende Februar zeigte auf, wie Medien ihre Qualität durch technologische Reduktion steigern können.

In eindrücklicher Weise verkörperte der Webdesigner Oliver Reichenstein das Tagesmotto. Ganz ohne Laptop, Projektor oder Flipboard hielt er sein Referat über die Reduktion in der Typografie. Was man in der Powerpoint­Zeit schlicht für unmög­lich hält, klappte auch an diesem Tag noch hervorragend: Das Publikum lausch­te gespannt, was Reichenstein über den unnötigen Lärm am Bildschirm durch zu viele Elemente zu erzählen hatte. Sein Rezept: «Reduzieren aufs Wesentliche und dann noch ein Schöggeli dazugeben.»

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«Stillstand ist Rückschritt»

Trendforscher Stephan Sigrist machte klar, dass die Informationsgesellschaft auf die Bremse treten muss. Um der Daten­ und Wissensexplosion der letzten Jahre stand­halten zu können, müsse der Fokus künftig auf den Gesamtzusammenhang gelegt werden. «Die Schnittstelle zum Menschen ist wichtiger als der technische Fortschritt», urteilte Sigrist und fügte auch gleich hin­zu, wo etwas weniger unter dem Strich mehr sein kann: «Computer aus­ und Hirn einschalten.»

Michael Benzing

LINK: Das Motto war «Reduce to the max». Welche Aspekte dieser Philoso-phie existieren bereits in Ihrem Leben?Thomas Brun: Ich bin grundsätzlich ein bequemer Mensch und bequeme Menschen versuchen immer zu reduzie­ren. Ich will aber jetzt nicht ins Detail gehen, sonst werde ich noch enttarnt (lacht). Spass beiseite, um das reduzierte

Ist die Grenze nun erreicht oder kann die Veranstaltung noch weiter wachsen?Ich glaube schon. Stillstand ist Rück­schritt.

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Im Rahmen des Events «Reduce to the max» sprach LINK kurz mit Thomas Brun, Moderator des Media Future Day und Head of Innovation bei tpc, über die Veranstaltung.

Maximum zu erreichen, muss man aber immer wieder aufpassen, denn dieses Streben kann aus Erfahrung sehr auf­wändig werden.

Es war die grösste Veranstaltung aus der Reihe Media Future Day. 500 Teilnehmende, innert 48 Stunden war sie ausverkauft. Was begründet den Erfolg?Ich glaube, wir haben die letzten Jahre unser inhaltliches Angebot stetig zu verbessern versucht, und das dankt uns unser Publi­kum. Es hat sich herumgesprochen, dass wir uns grosse Mühe geben, tolle Referen­ten zu präsentieren. Vielleicht ist es aber auch etwas die Überraschung: Vom Broad­cast­Technologen tpc erwartet man viel­leicht nicht diese breit ge fächerten Inhalte.

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Als Programmentwickler der Abteilung Unterhaltung bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ist Martin Bloch für neue Formatideen zuständig. Den Fans der SRG.D-Facebookseite gewährte der 36-jährige Ostschweizer einen Einblick in seinen Berufsalltag.

Mit dem Musikformat «The Voice of Swit­zerland» hat die Unterhaltungsabteilung von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Anfang des Jahres eines der welt­weit erfolgreichsten Formate übernom­men. Zur Entscheidung mitgetragen hat Martin Bloch, Programmentwickler bei SRF Unterhaltung. Die Vorstellung, dass ein Programmentwickler sich in erster Linie ausländische TV­Formate ansieht und so Ideen und Inspiration sucht, ist jedoch gänzlich falsch, wie Martin Bloch im Ge­spräch mit der SRG Deutschschweiz er­klärt. «Es wäre fatal, wenn ich nur schauen würde, was das Ausland macht», so Bloch. Im Fokus seiner Arbeit stehen vielmehr Schweizer Eigenentwicklungen. Denn: Das Ziel der Unterhaltungsabteilung besteht darin, dass zwei Drittel aller SRF­Unterhal­

tungsformate intern entwickelt werden. «Das ist ambitioniert und macht uns in Europa einzigartig», betont Bloch.

«Die Ideen liegen auf der Strasse»

Wie aber entwickelt man neue Formate? «Ich beschäftige mich hauptsächlich mit unserem Publikum und seinem Medien­nutzungsverhalten, werte Feedbacks aus, versuche, gesellschaftliche Trends einzu­ordnen, hinterfrage Sendeplätze und schaue, was die Konkurrenz dort macht. Und schliesslich schaue ich mir viele un­serer Sendungen am Bildschirm an, um mir ein Bild über unsere Qualität zu ma­chen», beschreibt der Programmentwick­ler seine vielfältige Tätigkeit. Er liefere damit Entscheidungsgrundlagen in Form

«Ich lebe ein Stück weit in der Zukunft»

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Programmentwickler Martin Bloch: «Die Ideen für eigenentwickelte Schweizer Formate liegen auf der Strasse.»

Ein ausführliches Interview mit Martin Bloch und weitere Informationen finden sich unter www.srgd.ch > Medienportal > Social Media > Themenwoche «The Voice of Switzerland»

von strategischen Überlegungen und Ar­gumenten. Inspiration für neue Formate zu finden, fällt dem 36­jährigen Ostschweizer leicht: «Die Ideen für eigenentwickelte Schweizer Formate liegen auf der Strasse. Geh mit offenen Augen durchs Leben, und du findest sie!», lautet Blochs Kredo.

Formate mit Schweizer Note

Bei externen und internationalen Forma­ten entscheidet Bloch, welche Ideen wei­ter verfolgt werden und welche nicht. Ge­rade ausländische Formate werden mit besonderem Bedacht ausgewählt. Es exis­tieren zahlreiche internationale Messen für Fernsehformate, welche auch Martin Bloch regelmässig besucht. Das Prozedere sei «etwa vergleichbar, wie wenn ich an der Olma, der Züspa oder der Muba eine Küche kaufe». Voraussetzung für den Ein­kauf sei eine klare Vision: «Was wollen wir mit dem Format? Und wie machen wir es typisch schweizerisch, eigenständig, unver­wechselbar?» Sind diese Fragen geklärt, folge eine ziemlich unspektakuläre Phase: «Man wählt die Details, spricht über Vor­stellungen und einigt sich auf einen Preis», fasst Bloch den geschäftlichen Teil zusam­men. Als Programmentwickler ist Martin Bloch in erster Linie also in der Zeit vor Produktionsbeginn eines neuen Sende­formats involviert: «Ich lebe daher ein Stück weit in der Zukunft», sinniert Bloch schmunzelnd.

Jasmin Rippstein

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Im Januar zeigte SRF 1 als Dienstagskrimi die eigenproduzierte Serie «Der Bestatter». Die (vorerst) auf vier Folgen beschränkte Serie findet im Publikumsrat viel Zustim­mung. Eine Ratsmehrheit bezeichnet die Krimiserie als spannende Unterhaltung, die Ermittlungen seien knifflig. Betreffend Handlung, Dialoge und Spannung habe man von Folge zu Folge eine Steigerung gespürt. Nur wenige im Rat wünschen sich mehr Spannung und Action.

Auch wenn die Handlung insgesamt als nachvollziehbar und authentisch beurteilt wird, erscheinen dem Rat einige Szenen

und Figuren als überzeichnet und realitäts­fremd, zum Beispiel die eingesperrte Jugendliche im Sarg oder die sexuelle Verbandelung mehrerer Mitglieder einer Familie miteinander.

Einblick in eine oft fremde Welt

Das Bestatter­Motiv bietet nach Auffassung des Publikumsrats einen unverkrampften Zugang zu einer den meisten Menschen unbekannten, interessanten Welt. Daraus ergeben sich ungeahnte Begegnungen und Geschichten sowie skurril­komische Situationen. Dabei sei die Würde der Toten

nie verletzt worden. «Leben, Sterben und der Tod werden auf eine offene und unbe­schwerte Art thematisiert», meint Thomas Merz stellvertretend für viele seiner Rats­kolleginnen und ­kollegen.

Sprache verbesserungswürdig

Anklang im Rat findet, dass «Der Bestatter» aktuelle, gesellschaftspolitische Themen aufgreift. Gemäss Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion bei SRF, soll die Serie auch unsere Gesellschaft widerspiegeln und aufzeigen, wo und wie wir leben. Mühe bekunden einige Ratsmitglieder aber mit dem eher düsteren, mit Klischees behafteten Men­schenbild (z. B. Raser mit Balkan­Akzent, böse Schwiegermütter, rechtsradikale Ge­walttäter). Zugute gehalten wird jedoch, dass diese Klischees immer wieder durch­brochen werden.

Die meisten Ratsmitglieder finden die Sprache zeitgemäss, allerdings seien die Dialoge zuweilen etwas holprig. Einige stören sich auch an den vielen Kraftaus­drücken. Für die Ratsmehrheit ist Mundart ein Muss. Für Gremienmitglieder, die sich Fiktion in Standarddeutsch gewohnt sind, ist Mundart aber gewöhnungsbedürftig.

«Der Bestatter» kann in den Augen einer Ratsmehrheit gegenüber anderen Krimise­rien bestehen. Dem Gremium gefällt, ein­mal eine durch und durch schweizerische Krimiserie zu sehen, welche die Schweiz in all ihren Farben und Kulturen abbildet. Gerne wünscht sich der Publikumsrat eine weitere Staffel.

Denise Looser Barbera

Keine Angst vor der Krimi-Konkurrenz

«der Bestatter» auf SRF 1

«Der Bestatter» ist in den Augen des Publikumsrats ein Erfolg. Bemängelt werden Klischees sowie die derbe und teilweise holprige Sprache. Doch die überwiegende Mehrheit des Publikumsrats würde die Produktion einer zweiten Staffel begrüssen.

Gemäss Publikumsrat greift «Der Bestatter» das Thema Tod auf entspannte Weise auf, ohne je pietätlos zu werden.

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Der Publikumsrat schätzt am Wissensmagazin «Einstein» die Themenvielfalt, die spannenden Beiträge und die Verbindung zum Alltag des Publikums. Verbesserungs-würdig seien der Internet- und der Facebook-Auftritt.

«Einstein» oder «Galileo»? Bei dieser Frage geht es nicht darum, welcher der beiden Wissenschaftler der genialere war. Der Publikumsrat diskutierte an seiner Sitzung vom 7. März 2013, ob das Wissensmagazin «Einstein» auch das junge Publikum errei­che. Einige Ratsmitglieder erzählten näm­lich, dass vor allem die Pro­7­Sendung «Galileo» ihre Kinder im Teenageralter fasziniere. Chefredaktor Diego Yanez erin­nerte an die «Einstein»­Beobachtung des Publikumsrats vor fünf Jahren, als dieser gemahnt hatte, das Magazin dürfe nicht dem «Sauglattismus» verfallen. Ganz im Sinne von Ratsmitglied Kathy Gerber: «Ich hätte Bedenken, wenn ‹Galileo› nachge­macht würde.» «Einstein»­Redaktionsleite­rin Silvia Zwygart betonte: «Wir versuchen, Erlebnisse zu vermitteln, aber mit einem vertiefenden Element.»

In der Diskussion zu «Einstein» überwo­gen die positiven Äusserungen. Die Sen­dung sei spannend, informativ. Sie bringe sowohl komplexe wissenschaftliche The­men als auch solche, die an den Alltag eines breiten Publikums anknüpften. Die Mehrheit des Gremiums schätzt es, dass vor allem Themen aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaften zum Zug kommen. Einige Ratsmitglieder wünschen sich allerdings mehr Beiträge zu sozial­ und geisteswissenschaftlichen Themen.

Diskutiert wurde im Rat auch über die Menge der Tierbeiträge. Redaktionsleiterin Silvia Zwygart sagte, dass sich viele Zu­schauerinnen und Zuschauer von Beiträ­gen über Tiere angesprochen fühlten. Und tatsächlich gab es auf der «Einstein»­Face­book­Seite in letzter Zeit zu keinem ande­ren Thema so viele Kommentare wie zum Bär «M13» im Puschlav. Vom Facebook­ Auftritt war die Beobachtungsgruppe im Übrigen nicht begeistert. Die Interaktions­möglichkeiten seien zu dürftig. Und zur Internetseite hiess es trocken: «Pflicht erfüllt.»

Ein Gesprächspunkt zu «Einstein» war – wie zu jeder Sendung – auch die Modera­tion. Einige Mitglieder fanden, Nicole Ulrich und Tobias Müller wirkten sympa­thisch, würden aber zu wenig Leiden­schaft für die Wissenschaft ausstrahlen. Publikumsrat Mark Balsiger widersprach vehement: «Nicole Ulrich und Tobias Müller sind zwei Riesentalente. Wenn man so jung schon so vieles richtig macht, dann verspricht das viel für die Zukunft.»

Cornelia Diethelm

Wissenschaft und Alltagswelt

«Einstein» auf SRF 1

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«Einstein» gelinge es, wissenschaftliche Themen an den Alltag anzuknüpfen. Im Bild Moderator Tobias Müller.

Thomas Merz, Prof. Dr. phil., lic. theol., befasst sich seit vielen Jahren leiden-schaftlich mit ver-schiedenen Facetten von Medien und Kommunikation. «Mich interessiert im Publikumsrat vor allem, wie SRF für unser Land mit den

vorhandenen Mitteln optimale Leistungen erbringt.» Merz war Primarlehrer und hat an den Universitäten Fribourg und Zürich studiert, bringt Erfahrung als Radio- und Pressejournalist mit, ist Autor zahlreicher Publikationen und engagiert sich vielerorts ehrenamtlich. Heute ist er Fachverantwort-licher für Medienbildung an der Pädagogi-schen Hochschule Thurgau. Er vertritt im Publikumsrat die SRG Ostschweiz. Thomas Merz ist verwitwet und Vater von drei Jugendlichen.

Stefan Z’Graggen wurde 1970 geboren, lebt seit 2004 mit sei-ner Frau und seinen zwei Kindern in Ottenbach (ZH) und arbeitet als Senior Software Support Engineer in Zürich. Nach Abschluss der kaufmännischen Lehre als Speditions-kaufmann leistete er

mehrere militärische Beförderungsdienste. 1994 machte Z’Graggen sein Hobby zum Beruf und absolvierte eine Ausbildung zum Informatiker. 1999 verliess er die Schweiz, um in Bermuda während vier Jahren die Finanzsysteme einer Schweizer Versicherung zu betreuen. Während dieser Zeit hat er erlebt, wie wichtig unabhängige Medien für die Bevölkerung sind. Bei der SRG Zürich Schaffhausen ist er im Vorstand der Sektion 2 und Mitglied der Programmkommission.

Neu im Publikumsrat

Thomas Merz.

Stefan Z’Graggen.

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Es gibt kein «Recht auf Antenne»

Beanstandungen von thomas minder und hauseigentümerverband Schweiz

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Bei dieser Ausgangslage verlangte Minder von Radio SRF «ein Einzelinterview in der gleichen Länge und zu einer gleich guten Sendezeit». Um seine Forderung zu unter­stützen, kündigte er an, dass er ohne ein derartiges Gespräch Radio SRF «vor und am 3. März und danach keine Interviews» mehr geben würde. Dieser an sich proble­matische Boykott ginge so weit, dass die Vertreter von Radio SRF an dem von Minder organisierten Abstimmungsanlass vom 3. März nicht zugelassen würden.

Es ging nicht um die Initiative

In Übereinstimmung mit der Chefredakto­rin von Radio SRF, Lis Borner, war die Om­budsstelle ebenfalls der Meinung, dass die Einladung an Dominique Biedermann aus staatspolitischer Sicht heikel war. Denn die verlangte erhöhte Sorgfaltspflicht im Vor­feld von Volksabstimmungen beschränkt sich nicht auf eigentliche Abstimmungs­sendungen, sondern gilt für das Gesamt­programm, vorliegend auch für eine Sen­dung wie die «Samstagsrundschau».

Bei dieser Ausgangslage hatte die Ombuds­stelle im Spannungsfeld zwischen der ver­langten Ausgewogenheit und Zurückhal­tung im Vorfeld einer Volksabstimmung und dem allgemeinen Informationsauftrag sowie der Medienfreiheit zu urteilen. Aus verschiedenen Gründen wurde die Teil­nahme von Dominique Biedermann in der «Samstagsrundschau» als zulässig er­achtet. In der Sendung ging es nicht um

Bei beiden Beanstandungen wurde in unterschiedlicher Form ein «Recht auf

Antenne» beansprucht. Dies wurde durch die Ombuds stelle klar abge­wiesen, mit dem Hinweis auf die Programmautonomie, die durch Bundesverfassung und Gesetz gewährleistet wird. Denn die Pro­grammautonomie beinhaltet nament­

lich auch die Freiheit von Radio und Fernsehen in der Wahl des Themas ei­

ner Sendung und in der inhaltlichen Bearbeitung. Dabei sieht das Gesetz auch

ausdrücklich vor, dass niemand von einem Programmveranstalter gegen dessen Willen die Verbreitung bestimmter Informationen oder die Teilnahme an einer Sendung ver­langen kann.

Kritik und Forderungen

In der ersten Beanstandung gegen die «Samstagsrundschau» monierte der Initiant der Volksinitiative «gegen die Abzockerei», Ständerat Thomas Minder, die Sendung sei einseitig und inakzeptabel gewesen. Dominique Biedermann würde seit Jah­ren an vorderster Front für mehr Aktio­närsrechte kämpfen. Gleichzeitig engagiere er sich vehement für den indirekten Ge­genvorschlag zur Initiative. Er sei wohl der glaubwürdigste Gegner der Initiative. Ihm in der so zentralen letzten Woche vor der Volksabstimmung eine derartige Radio­plattform zu bieten, würde gegen alle Re­geln einer ausgewogenen Berichterstat­tung verstossen.

Bei den erwähnten Beanstandungen ging es um zwei Berichterstattungen von Radio SRF. Die erste betraf die Sendung «Samstagsrundschau» vom 23. Februar 2013 mit dem Chef der Anlagestiftung «Ethos», Dominique Biedermann. Bei der zweiten Beanstandung ging es um die Berichterstat­tung im «Rendez­vous» vom 17. Januar 2013 über die Verknüpfung der Ausdehnung der Personenfreizügigkeit an Kroatien mit dem Erlass von flankierenden Massnahmen im Wohnungsbereich.

Bei der Behandlung von zwei Beanstandungen hatte kürzlich die Ombudsstelle einen wichtigen Grundsatz in Erinnerung zu rufen: Ein «Recht auf Antenne» existiert in der Schweiz nicht. Niemand hat somit Anspruch darauf, von Radio und Fernsehen berücksichtigt zu werden, und kann nicht im Programm die Ausstrahlung von Informationen verlangen.

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die Abzocker­Initiative, sondern um die Generalversammlung von Novartis und die viel beachtete Intervention von Biedermann. Politik und Tätigkeit der Stiftung Ethos waren auch das eigentliche Thema des kontrovers angelegten Einzel­gesprächs.

Ein generelles Auftrittsverbot von Domi­nique Biedermann in einer Sendung, die das Abstimmungsthema nur indirekt be­rührt, würde eine unverhältnismässige Be schrän kung der Programmautonomie sowie auch der Meinungs­ und Informations­freiheit darstellen. Dass gegen Schluss der Sendung während einigen Minuten auch über die Abzocker­Initiative diskutiert wur­de, ist unbestritten und war an sich auch vorhersehbar. Doch Biedermann wurde durch den Gesprächsleiter Oliver Washington stets sehr kritisch hinterfragt. Im Gespräch wurde somit nie einseitig und unwider­sprochen Werbung für den indirekten Gegenvorschlag gemacht.

Insgesamt bin ich zur Auffassung gelangt, dass die Sendung nicht als einseitig gegen die Initiative angesehen werden kann. Würde man die Argumentationslinie von Thomas Minder ad absurdum weiterver­folgen, dann könnte man die breite Be­richterstattung über die 72 Millionen für Daniel Vasella indirekt als unzulässige Bevorzugung seiner Initiative betrachten.

Die Ablehnung war nicht diskriminierend

Auch wenn kein «Recht auf Antenne» be­steht, hatte die Ombudsstelle zu prüfen, ob die Ablehnung der Forderung von Minder nach einem Einzelgespräch eine rechtswid­rige Verweigerung des Zugangs zum Pro­gramm darstellt. Auch diese Frage hat die Ombudsstelle verneint. Indem das Gebot der Ausgewogenheit vor Abstimmungen nicht verletzt wurde, gab es keine Veranlas­sung, die Ablehnung der geforderten Sen­dezeit als diskriminierend zu betrachten. Die Verweigerung des Zutritts zum Pro­gramm ist keinesfalls rechtswidrig erfolgt.

Musste der Hauseigentümer-verband zu Wort kommen?

In der Sendung «Rendez­vous» vom 17. Ja­nuar 2013 wurde über den Entscheid der SP, der Grünen Partei sowie des Mieterver­bandes berichtet, die Personenfreizügig­keit nur zu unterstützen, wenn flankierende Massnahmen im Wohnungsbereich erlas­sen werden. Da auch die Präsidentin des Mieterverbands, Marina Carobbio, kurz zu Wort kam, hätte auch der Hauseigentü­merverband Schweiz seine Sicht der Dinge zwingend erläutern müssen. Da dies nicht der Fall war, sei der Beitrag – so der HEV Schweiz in seiner Beanstandung – unausgewogen gewesen.

Indirekt forderte somit der HEV Schweiz ein «Recht auf Antenne» jedesmal, wenn es um Mietrecht gehe. Die Ombudsstelle konnte diese Auffassung grundsätzlich als auch sachlich nicht unterstützen. Wie von der Chefredaktorin von Radio SRF, Lis Borner, unterstrichen, ging es im Bei­trag nicht um die einzelnen geforderten Massnahmen im Mietrecht. Vielmehr han­delte der Beitrag von der politischen Be­deutung der Erweiterung der flankieren­den Massnahmen im Mietrecht allgemein. Aus publizistischer Sicht teilt deshalb die Ombudsstelle den publizistischen Ent­scheid von Radio SRF, nicht den HEV Schweiz, sondern FDP­Präsident Philipp Müller zu dieser rein politischen Entwick­lung zu befragen. Das Publikum war somit in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden. Auch diese Beanstandung wurde deshalb als unberechtigt abgewiesen.

In beiden Fälle hat die Ombudsstelle ihren Grundsatz befolgt, «das Publikum vor Manipulation zu schützen und gleichzeitig die Medienfreiheit zu achten».

Achille Casanova

Die «Rundschau» vom 9. Januar 2013 the-matisierte die Unterbringung von Pflege-kindern in religiösen Gemeinschaften. Elf Personen und religiöse Organisationen be-anstandeten den Beitrag. Darin sei impli-ziert worden, dass es grundsätzlich falsch oder sogar dem Kindswohl schädlich sei, wenn Kinder in Familien mit religiösen Werten und Überzeugungen platziert würden. Ombudsmann Achille Casanova räumt Mängel in der Recherche ein.

Diskriminierender «Rundschau»-Beitrag?

Ein Radiohörer beanstandete die Radio SRF 1-Sendung «Treffpunkt» vom 16. Januar 2013. Im Beitrag sei «alle zwei bis drei Minuten» auf jene Institution hingewiesen worden, für die der Hauptgast der Sendung als Fach - mann arbeitet. Heidi Ungerer, Publizistische Leiterin von Radio SRF 1, entgegnete, dass die Nennung von Name, Funktion und Firma einer interviewten Person zu Beginn eines Beitrags den radiojournalistischen Grundan-forderungen entspreche, um Transparenz zu schaffen. Der Ombudsmann gelangte zum Schluss, dass die Grenzen einer unzuläs sigen Schleichwerbung «vielleicht geritzt, aber nicht überschritten» worden seien.

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Unzulässige Schleichwer-bung bei «Treffpunkt»?

Sämtliche Schlussberichte der Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz finden Sie unter: www.ombudsstellesrgd.ch > Beanstandungen

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Ombudsstelle SRG.D, Kramgasse 16,3011 Bern, [email protected] Beanstandungen finden Sie unter www.ombudsstellesrgd.ch

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SRG SSR SVizRA RumAntSChA

Klarer konnte es die Schweizer Stimmbe­völkerung wohl kaum ausdrücken: 1938 – also vor 75 Jahren – sprachen sich 92 Pro­zent der Stimmberechtigten dafür aus, Rätoromanisch offiziell als vierte Schwei­zer Landessprache anzuerkennen. Später ging dann beim Schweizer Fernsehen auch das erste rätoromanische Pro­gramm über den Sender: Am 17. Februar 1963 wurde «Balcun tort» («der Erker») ausgestrahlt. Auch RTR Radiotelevisiun Svizra Rumantscha feiert also ein Jubiläum der vierten Landessprache: 50 Jahre räto­romanisches Fernsehen. Grund genug für RTR, auf die bewegte Bildergeschichte zurückzublicken.

Denn der Start damals war verhältnismäs­sig turbulent. Die rätoromanischen Zeitun­gen kamen zum Schluss, «Balcun tort» sei in den Bildern trüb und im Inhalt einseitig. Ein Streit um die nicht allen Rätoromanen

geläufige Bedeutung des Titels und eine Übertragungspanne komplettierten den harzigen Start. Die erste Sendung ist in den Archiven leider nicht vollständig er­halten; es sind nur noch einzelne bruch­stückhafte Sequenzen vorfindbar.

Von Folklore bis Konvergenz

Von den Anfangszeiten weiss auch Mariano Tschuor das eine oder andere zu erzählen. Bevor er 2008 zum Direktor von RTR ge­wählt wurde, arbeitete er ab 1982 beim Radio Rumantsch und war ab 1990 beim Schweizer Fernsehen Inlandkorrespondent, Moderator und Redaktionsleiter. 2003 wur­de er Programmleiter bei RTR und 2006 auch Chefredaktor. «In der Pionierzeit be­zeichnete Zürich die Macher der Televisiun Rumantscha noch als ‹Fantasten› mit ‹kon­zeptlosen Sendungen›», weiss Tschuor. Zu jener Zeit seien folkloristische Aspekte im

Dokumentation einer Sprach- und Kulturgemeinschaft: Eindrücke aus den ersten 50 Jahren RTR.

Vor 50 Jahren ging erstmals eine Sendung in rätoromanischer Sprache über den Sender des Schweizer Fernsehens. In den Anfangszeiten wurden die Macher von RTR als «Fantasten» mit «konzeptlosen Sendungen» bezeichnet. Seither hat sich vieles verändert.

«RTR ist eine Art Versuchslabor geblieben»

Vordergrund gestanden. Anfang der 70er­Jahre wurde das Programmangebot diversi­fiziert; es entstanden neue Formate und Sendungen wie die Gutenacht­Geschichte, «Dal parlamaint» oder Quizsendungen. In den 80ern verliess man dann die Schiene des Bildungsanspruchs sowie der Sprach­ und Kulturförderung etwas. Als Folge davon etablierte sich in den 90ern ein neues Selbstverständnis innerhalb der Televisiun Rumantscha: «Weg vom Dienst an der Sprache, hin zu einem professionellen und journalistischen Zugang zu Themen», wie Tschuor zusammenfasst. Eine Art Versuchs­labor ist RTR aber geblieben: Dank der überschaubaren Grös se würden hier neue Organisationsstrukturen innerhalb der SRG aus probiert: «Dies war der Fall bei der Konvergenz zwischen Radio und Fernse­hen und aktuell wieder im Rahmen des Digital Shifts beim Fernsehen», so der RTR­Direktor.

Ein halbes Jahrhundert rätoromanisches Fernsehen

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Totgesagte leben länger

Für Tschuor bestätigt das Jubiläum des rätoromanischen Fernsehens, «dass die romanische Kultur­ und Sprachwelt lebt und sich entwickelt. 1963 gab es einige Stimmen, die behaupteten, die rätoroma­nische Sprache würde sowieso bald aus­sterben». Die Realität hat das Gegenteil bewiesen: Insgesamt sprechen heute noch 75 000 Personen Rumantsch und von 100 000 wird Rätoromanisch verstanden. Noch immer ist Rumantsch die Haupt­sprache für 40 000 Personen.

Heute ist RTR im Fernsehen mit drei Sen­dungen regelmässig vertreten und erreicht damit konstant einen Grossteil der Ru­mantsch sprechenden Bevölkerung. Je­den Abend von Montag bis Freitag infor­miert «Telesguard» über die wichtigsten Ereignisse aus der Region. Das Nachrich­tenpendant für Kinder, «Minisguard», ist jeweils samstags auf Sendung und jeden Sonntag beleuchtet «Cuntrasts» in 25 Mi­nuten Themen und Entwicklungen in der rätoromanischen Schweiz. Auch das Wort zum Sonntag wird als «In pled sin via» vier Mal im Jahr auf Rätoromanisch aus­gestrahlt und «Controvers» greift sechs Mal im Jahr aktuelle Themen auf. Mit all den Sendungen entstanden zum Beispiel 2011 100,5 Stunden Fernsehprogramm. RTR beziffert seinen Personalaufwand mit insgesamt 128 Vollzeitstellen. Beim Sendestart des rätoromanischen Fernse­hens 1963 waren es gerade mal acht Mitarbeitende.

Nahe an den Menschen

«Beim Durchstöbern des Archivs werde ich mir bewusst, wie viele Menschen, wie viele Schicksale RTR über all die Jahre porträtiert hat», bilanziert Mariano Tschuor: «Alle markanten Persönlichkeiten und Berufsleute, welche die Svizra Rumant­scha geprägt haben, scheinen zu Wort ge­kommen zu sein.» Seiner Auffassung nach gibt es im Alpenraum keine zweite Sprach­ und Kulturgemeinschaft, die derart gut do­kumentiert ist.

«Von nichträtoromanischen Zuschauerin­nen und Zuschauern bekomme ich sehr viele positive Rückmeldungen auf unser Fernsehangebot», so Tschuor. Mit Genug­tuung stelle er fest, dass RTR­Sendungen grosse Sympathien geniessen. Wenn dabei bei den Unterländern eine gewisse roman­tische Verklärung mitspiele, «so schadet sie bestimmt nicht», findet der RTR­Direktor. Er selbst nehme diese Romantisierung je­doch nicht wahr und wolle vor allem, dass RTR authentisch ist: «RTR ist ein Medien­haus, das journalistisch relevante Situatio­nen reflektiert, analysiert und kommen­tiert, wie alle anderen Medienhäuser dies auch tun.» Und: «RTR ist der beste Beweis für den Service­public­Auftrag der SRG, aber auch die Verkörperung einer mehr­sprachigen und kulturreichen Schweiz.»

RTR hat im Februar all diese Geschichten aufgerollt, Personen aufgespürt und Anek­doten ausgegraben. Ein schöner, unterhalt­samer und interessanter Blick auf 50 Jahre Fernsehgeschichte, die auch auf der Web­site von RTR (www.rtr.ch) nachgelesen, ­gehört und ­gesehen werden kann.

Fabian Gressly

Seit einigen Monaten wird in der Schweiz mit der neuen DAB+-Technologie gesen-det; die erste Generation der DAB-Emp-fänger ist schon fast museumsreif. Zum Beispiel für das Computermuseum «Enter» in Solothurn. Im Museum, das sich seit zwei Jahren beim Solothurner Haupt-bahnhof befindet, sind nebst Computern, Rechenmaschinen und anderen Geräten auch Telefonrundspruch-, Radio- und Fernsehgeräte zu sehen.

Der Umfang der Sammlung ist beachtlich: Jede und jeder findet wohl ein Gerät, das früher im Haushalt stand – oder auch heu-te noch benutzt wird. Gegen 50 Fernsehge-räte und rund 200 Radios aus dem frühen 20. Jahrhundert, aber auch aus der Neu-zeit, dokumentieren nicht nur den techno-logischen Fortschritt, sondern auch die ge-sellschaftliche Bedeutung der Medien. Vom Kommoden-grossen Radioempfänger, vor dem sich in den 30er-Jahren die ganze Nachbarschaft versammelte, über den (da-mals) ultramodernen Design-TV aus den 60ern und 70ern bis hin zu heutigen Gerä-ten. Ebenfalls zu sehen sind ganze Studio-ausrüstungen für Fernseh- und Tonaufnah-men. Besondere Beachtung findet die Firmengeschichte des Regensdorfer Ton-bandgeräte-Herstellers «Revox» oder der Solothurner «Autophon».

Das Museum geht auf Sammlungen der Unternehmer Felix Kunz (früher CEO der Digital-Logic Luterbach) und Peter Regenass (Motorex Langenthal) zurück.www.pcmuseum.ch

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Apropos Radio- und Fernsehgeschichte: Das Computermuseum «Enter» in Solothurn nimmt seit zwei Jahren Interessierte mit auf eine Funk-Zeitreise. LINK schaute rein.

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Der Verein SRG.RIn der rätoromanischen Schweiz setzt sich der Verein SRG SSR Svizra Rumantscha für die Anliegen des rätoromanischen Radio und Fernsehen ein. Die SRG.R besitzt in-nerhalb der SRG SSR einen Sonderstatus: Sie ist sowohl eine Regionalgesellschaft wie die SRG Deutschschweiz als auch eine Mitgliedgesellschaft der SRG.D. Basis des 1946 gegründeten Vereins sind die rund 800 Mitglieder. Mehr zu SRG.R unter www.rtr.ch > srg.r

Sicht- und greifbare Radio- und TV-Geschichte

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RTR und SRG.R teilen sich die Räumlichkeiten im Churer Medienhaus, das 2006 eingeweiht wurde.

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SRG BERn FREiBuRG WAlliS

LINK: Ein voll besetzter Saal und ein hervorragendes mediales Echo: Sowohl in den Printmedien wie im Fernsehen wurde ausführlich über das Wahlpodium in Brig berichtet. Haben Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?Peter Brandenberger: Erhofft schon, aber mit so vielen Gästen rechnen konnten wir nicht. Es ist in letzter Zeit immer schwieriger geworden, die Leute für ein Podiumsgespräch zu mobilisieren. Deshalb mussten wir uns auch schon mit weniger als 100 Anwesenden zufrieden geben.

Wie erklären Sie sich diese Publikumsmüdigkeit?Die Politikinteressierten haben unzählige Möglichkeiten, sich zu informieren. Die Medienkonkurrenz ist enorm. Auch das Regionaljournal Bern Freiburg Wallis hatte

Beim Duell siegt das Radio

Wahlpodium

Gut 250 Gäste besuchten am 12. Februar 2013 in Brig die Wahlveranstaltung des Regio-naljournals Bern Freiburg Wallis. Im Foyer des Pfarreisaals drängten sich Kameramänner, Journalistinnen und Fotografen. Heisst das Rezept für ein erfolgreiches Podium «Duell»? LINK sprach mit Peter Brandenberger, dem Leiter des Regionaljournals Bern Freiburg Wallis.

in der Woche zuvor bereits Bilanz gezogen und die Kandidaten porträtiert.

Weshalb haben Sie sich trotzdem für ein Wahlpodium entschieden?Zum einen besteht im Wallis eine langjäh­rige Tradition, dass wir zusammen mit dem «Walliser Boten» und der SRG Wallis Podien durchführen. Das Entscheidende war jedoch, dass die Ausgangslage mit dem Kampf zwischen den beiden Protago­nisten Varone und Freysinger um den frei­en Sitz brisant war und auch Emotionen versprach. Diese sind wichtig, um das Pub­likum anzulocken.

Hätte es ohne Duell «Freysinger–Varone» ein Podium gegeben?Eher nicht. Wir verstehen Podiumsdiskus­sionen als Dienst an der Zivilgesellschaft. Aber wenn die Meinungen schon ge­macht sind, lässt sich niemand mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Dann ver­kommt der Service public zum «Service sans public». Das ergibt keinen Sinn.

Neben den Duellanten standen nur zwei der vier amtierenden Regierungsräte auf dem Podium – weshalb?Gemäss einer internen Empfehlung soll­

ten nicht mehr als vier Personen an ei­nem Podiumsgespräch teilnehmen. Das Aufnahmevermögen der Zuhörerinnen und Zuhörer ist begrenzt. Man kann nicht einer beliebigen Anzahl Stimmen folgen. Deshalb haben wir uns darauf be­schränkt, neben den Duellanten die bei­den bisherigen Oberwalliser Staatsräte einzuladen. Mit ihnen hatten wir die vier grössten Walliser Gruppierungen auf dem Podium.

Im Wallis sind die Deutschsprachigen in der Minderzahl. Waren die Sprach-kenntnisse ein Kriterium bei der Auswahl der Podiumsteilnehmer?Mangelnde Sprachkenntnisse sind zwar eine Herausforderung, als Auswahlkriterium für die Teilnehmer jedoch zweitrangig. Es ist aber schwierig, ein attraktives und un­terhaltendes Podium mit schlagfertigen Wortduellen durchzuführen, wenn meh­rere Teilnehmer die deutsche Sprache zu wenig gut beherrschen.

Die Spiesse im Duell des wortgewandten Deutschlehrers und Schriftstellers Freysinger gegen den französischspra-chigen Christian Varone waren – sprach-lich gesehen – nicht gleich lang. Wie

Luzius Theler, Redaktor «Walliser Bote» (l.), und Reinhard Eyer, Walliser Korrespondent SRF.

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Peter Brandenberger, Regi-Leiter Bern Freiburg Wallis.

Zuschauer beim Duell «Freysinger vs. Varone».

Oskar Freysinger.

Christian Varone.

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13 neue Stagiaires starten trimedialen SRF-Lehrgang

Rund 450 Interessenten haben sich bewor­ben – dreizehn Bewerberinnen und Be­werber haben es geschafft: Sie haben am 1. März 2013 einen zweijährigen trimedialen Journalismus­Lehrgang bei SRF begonnen – vier davon bei den SRF­Regional journalen.

Während 24 Monaten kommen die Stagiaires nun in den Genuss von viel Praxis: Sie sind auf einer Stammredaktion (acht im Bereich TV, fünf im Bereich Radio) tätig, dazu kommen Praktika in den jeweils anderen Bereichen. In 88 Kurstagen, die fast alle in der hausinternen Ausbildung absolviert werden, lernen sie den Umgang mit Fernsehbildern, Radiotönen und Multimediainhalten.

Vier der Stagiaires werden ihre Ausbildung bei den SRF-Regionaljournalen absolvieren: Annina Mathis beim Regi Ostschweiz, Sedrik Eichkorn beim Regi Basel, Daniel Fritzsche und Meline Sieber beim Regi Zürich/Schaff-hausen.

Der Stage hatte bereits vor der SRF-Ära Tradition als Talentschmiede: Bei SR DRS wurden seit 2001 Stagiaires zu Radiojournalisten ausge-bildet, bei SF seit 2003 zu Fernsehjournalisten. Beide SRG-Unternehmen haben bisher über 100 Stagiaires ausgebildet. Unter den Absol-venten befinden sich viele bekannte Namen wie zum Beispiel Stefanie Buchli, Paddy Kälin, Patrizia Laeri und Christian Franzoso.

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geht man mit einem solchen Ungleich-gewicht um?Wir haben Herrn Varone gefragt, ob er sich eine Diskussion in deutscher Sprache zumute. Und er hat während der ganzen Debatte praktisch nie um den richtigen Ausdruck gerungen. Schliesslich ging es um Inhalte und Argumente und nicht um grammatikalische Formen. In unserem Sendegebiet sind solche Situationen ja nichts Ungewöhnliches.

Was, wenn Varones Deutschkenntnisse ungenügend gewesen wären?Dann hätten wir im Notfall eine Simultan­übersetzung organisiert oder Christian Varone unterstützt. Dreh­ und Angelpunkt dieses Podiums waren ja die beiden Kon­trahenten. Die Leute wollten nicht nur hö­ren, was sie zu ihrer Kandidatur zu sagen haben, sondern auch sehen, wie die Duel­lanten miteinander umgehen. Setzen sie sich nebeneinander oder weichen sie sich aus? Meiden sie den Blickkontakt oder klopfen sie sich gar auf die Schultern?

Solche Dinge konnte nur erfahren, wer die beiden am Abend im Saal oder nachher beim Apéro gesehen hat.

Die Podiumsdiskussion als Gesellschafts-anlass?Im Idealfall und wie in Brig geschehen, kann daraus durchaus ein Gesellschafts­anlass werden. Auch für uns, das Radio, sind solche Anlässe wichtig. Sie geben uns die Möglichkeit, dem Publikum näherzu­kommen und zu zeigen, wer wir sind und auch, dass wir etwas für die politische Debatte tun.

Wird es bei den Regierungsratswahlen 2014 in Bern eine öffentliche Diskussion geben?Wenn die Diskussion Zündstoff birgt, dann bestimmt. Wir möchten rund 100 Leute in den Saal locken können. Ein Gradmesser und eine Entscheidungsgrundlage ist auch, ob der Infokanal SRF 4 News das Podium live oder zeitverschoben überträgt.

Interview: Ursula Brechbühl

Im Vorfeld der Walliser Kantonswahlen kam es zum «Duell Freysinger–Varone». Die beiden Anwärter auf den einzigen frei werdenden Regierungssitz, Polizei-kommandant Christian Varone (FDP) und Oskar Freysinger (SVP-Nationalrat), kreuzten auf dem Podium die Klingen und diskutierten anschliessend mit den beiden bisherigen Regierungsmitglie-dern Esther Waeber-Kalbermatten (SP) und Jean-Michel Cina (CVP).

Initiiert wurde der Wahlanlass vom Regio-naljournal Bern Freiburg Wallis von Radio SRF und durchgeführt in der bewährten Zusammenarbeit mit dem «Walliser Boten» (WB) und der SRG Wallis. Reinhard Eyer und Priska Dellberg stell-ten die Fragen, WB-Redaktor Luzius Theler zog Bilanz über den Leistungsaus-weis der Kandidierenden und die SRG Wallis sorgte für den würdigen Rahmen und das Wohl der Gäste.

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REGiOnAl kREuz und quER

Wenn SRF, SRG und Printmedien zusammenspannen

Die Stagiaires 2013 (v. l. n. r., hinten): Jeff Baltermia, Daniel Fritzsche, Igor Basic, Lukas Zumstein, Meline Sieber; (Mitte) Simone Herrmann, Annina Mathis, Daniel Daester, Anna-Katharina Ehlert; (vorne) Adrian Lustenberger, Felicie Notter, Nina Blaser, Sedrik Eichkorn.

Auf dem Podium (v. l. n. r.): Waeber-Kalbermatten, Cina, Freysinger, Varone und Eyer.

Die beiden Bisherigen: Esther Waeber-Kalbermatten und Jean-Michel Cina.

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Zentralschweizer Sommer ganz im Namen der Freilichtspiele wie dem «Wetterleuchten» auf Tribschen in Luzern.

Event-highlights 2013

Zentralschweizer Theatersommer mit der SRG«Gemeinsam vielfältiger»: Die sechs Sektionen der SRG Zentralschweiz präsentieren für 2013 ein gemeinsames Programm. Jede Sektion prägt mit einem bis zwei Anlässen diesen Veranstaltungskalender. Im Zentrum stehen Besuche von Freilichttheatern.

Veranstaltungshinweise Informationen zum Zentralschweizer SRG-Programm finden sich im Internet unter www.srgzentralschweiz.ch. Gegen Ende April 2013 wird den Mitgliedern der SRG Zentralschweiz das Programm per Post zugestellt.

Gutschein für Mitglieder der

Luga 2013: SRG-Country-Music-Showtag Bereits tradition hat der SRG-zentralschweiz-tag an der luga auf der luzerner Allmend. Am 4. mai steht Country music auf dem programm. in der zweiteiligen Show wechseln sich die Bands possum pie und the Black Barons ab, während michelle Ryser und p. J. dell als Special Guests weitere Farb-tupfer ins programm bringen. die Black kodiak dancers aus Sursee animieren das publikum mit ihrer tanzshow. zwischendurch lockert das komi-ker-duo «Corinne und kerstin» das programm auf. moderiert wird der luga-tag von Radio- und Fern-sehjournalist kurt zurfluh. Wettbewerbe und publi-kumsspiele locken die messebesucherinnen und -besucher. Wie immer informiert die SRG zen-tralschweiz mit ihren Bot schafterinnen und Bot-schaftern SRG-interessierte. (4. mai 2013, luga-Eventbühne, halle 5, 11.30–18.00 uhr).

Ermässigter Eintritt zur luga, der zentralschweizer Erlebnismesse

pro person 1 Eintritt ermässigt zu ChF 10.– (statt ChF 15.–), nicht kumulierbar

der Gutschein muss an der luga-kasse abgegeben werden.

Die SRG Zentralschweiz ist seit über 50 Jahren als Dachverband organisiert. Mitglieder sind die sechs Kantonssektio­nen sowie die Stadt Luzern. Die Jahres­programme verantworten die sechs kantonalen Vereine selber. Die SRG Zent­ralschweiz setzt nur ein paar übergeordne­te Programmakzente für alle Mitglieder aus der Zentralschweiz. 2011 haben die Präsidien der SRG Zentralschweiz diese Programmrezeptur geändert. Jede Sektion steuert einem gemeinsamen Jahrespro­gramm mindestens einen Anlass bei, der allen rund 4000 Mitgliedern der SRG Zent­ralschweiz offensteht: Ein buntes Angebot,

das in allen Regionen Treffpunkte für SRG­Mitglieder schafft.

Das Programm 2013 wird von Freilicht­theatern geprägt sein. Der Zufall will es, dass zwei Theaterleute mit SRG­Vergangen­heit je ein Stück für den Zentralschweizer Theatersommer geschrieben haben. Gisela Widmer, Theaterautorin und ehemalige Auslandkorrespondentin bei Schweizer Radio DRS, schrieb das Stück «Tyyfelsbrigg», das vom 12. Juli bis am 31. August 2013 in Andermatt gespielt wird. In Giswil geht «Häxä machä» vom 24. Mai bis am 29. Juni 2013 über die Bühne. Dieses Stück stammt

SRG zEntRAlSChWEiz

aus der Feder von Romano Cuonz, einem ehemaligen langjähriger Radiojournalisten im Team des Regionalstudios Zentralschweiz.

Natürlich gehört zum SRG­Theaterpro­gramm 2013 auch ein Angebot zum Be­such des berühmten Welttheaters in Ein­siedeln. 100 vergünstigte Tickets warten für den 5. Juli auf Theaterbegeisterte aus der Zentralschweiz. Abgerundet wird das Som­mertheaterprogramm mit einem Besuch des Freilichtspiels «Wetterleuchten» auf Tribschen in Luzern. Das Stück stammt von Beat Portmann, Regie führt Volker Hesse.

Ergänzt wird dieses Jahresprogramm mit einem Medienpodium, mit Konzerten, mit einem musikalisch­kulinarischen Abend, mit einem Blick hinter die Kulissen des «Tatort» sowie mit der bereits traditionellen Radiowanderung, in diesem Jahr im Kanton Uri. Dank dem Miteinander der sechs SRG­Sektionen lockt ein abwechslungsreiches Programm.

Niklaus Zeier, Präsident der SRG Zentralschweiz

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Auf dem Weg zum besten öffentlichen Rundfunk der Welt

Zum Beispiel indem wir unsere Vorstellungen zu einem zeitge­

mässen Service public nach aussen tragen und dazu eine öffent­

liche Debatte anstossen. Indem wir Einfluss nehmen auf die

Prozesse der Qualitätssicherung im Unternehmen und die uns

zur Verfügung stehenden Machtmittel wie Programmkommis­

sionen und Publikumsrat bewusst als solche einsetzen oder

über unsere Delegierten planvoll Qualitätsberichte einfordern

und genehmigen.

Wir können auch Fragen stellen. Zum Beispiel, warum es die von

Generaldirektor Roger de Weck längst angekündigte medienkri­

tische Sendung noch nicht gibt. Und schliesslich können wir uns

etwa über die Nutzung von selbst organisierten Bildungsangebo­

ten zu Medienkompetenz fit machen, um die medienkritische

Debatte unter Rückgriff auf transparente Qualitätsstandards

nachvollziehbar führen zu können. Bei all dem sind wir primär

der Zivilgesellschaft verpflichtet.

In der Trägerschaft versammeln sich nicht einfach die Cheerleader

der SRG. Hier werden diejenigen aktiv, welche die Tätigkeit

der SRG aus befreundeter Distanz kritisch begleiten,

kontrollieren und Rechenschaft einfordern. Das Sollen

ist längst gegeben, das Können mit der Strukturreform

auch. Nun liegt es noch am Wollen.

Vinzenz WyssProfessor für Journalistik an der ZHAW und Leiter der Bildungskommission der SRG Zürich Schaffhausen.

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Kommentare zur Carte blanche: [email protected]

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Mindestens seit der Strukturreform der SRG SSR im Jahr 2010 ist

diese auf dem Weg, zum besten öffentlichen Rundfunk der Welt

zu werden. Nur hat dies bisher keiner so richtig gemerkt, was ja

möglicherweise manchen gelegen kommt.

Die Strukturreform weist den Regionalgesellschaften der SRG

neu eine zivilgesellschaftliche Rolle zu. Bloss: Was heisst das?

Die SRG Deutschschweiz hat neue Möglichkeiten, das Unterneh­

men zu begleiten, zu kontrollieren und in der Gesellschaft zu

verankern. Die Zivilgesellschaft – also wir alle als Bürgerinnen,

Konsumierende, Gläubige, Kunstliebhaber oder Eltern zugleich –

sind dazu aufgerufen, uns in den ständigen Prozess der Media

Governance einzubringen. Die Art und Weise, wie wir das Zu­

sammenleben von Medien und Gesellschaft organisieren, darf

uns gerade in Zeiten des technologischen Umbruchs nicht

gleichgültig sein.

Als Trägerschaft verfügen wir über (bisher noch wenig aus­

geschöpfte) Möglichkeiten, die professionelle Tätigkeit

der SRG zu kontrollieren. Das ist weltweit einzigar­

tig. Wir sollten diesen Prozess der Media Gover­

nance nicht sich selbst überlassen, indem wir

bloss in der Rolle des Fanpublikums über

simples Konsum/Nicht­Konsum­Verhalten

reagieren. Vielmehr sollten wir die Rolle

des Vermittlers zwischen SRG und Gesell­

schaft aktiv wahrnehmen und den Prozess

organisieren.

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Fernsehstudio-Führung und Sendungs-besuch «Die Millionen-Falle»

Samstag, 20. April 2013, 12.15 Uhr. Anmeldung bis 9. April 2013 an [email protected] oder 031 388 94 72 (Teilnahme wird bestätigt).

Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Bern

Sonntag, 21. April 2013, 10 Uhr, im Stadt-theater Bern. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.

Generalversammlung der SRG Bern Freiburg Wallis

Samstag, 4. Mai 2013, 10.30 Uhr, im Rathaus Bern. Mitglieder der SRG BE FR VS erhalten eine persönliche Einladung.

Generalversammlung der SRG Region Basel

Dienstag, 23. April 2013, 18.30 Uhr, im ZicZac in Allschwil BL. Mitglieder der SRG Region Basel erhalten eine persönliche Einladung.

Studioführungen für NeumitgliederMontag, 13. Mai 2013, und Dienstag, 28. Mai 2013, jeweils um 17 Uhr im Studio Basel. Neumitglieder erhalten eine persön-liche Einladung.

83. Mitgliederversammlung der SRG Ostschweiz

Samstag, 11. Mai 2013, 10.15 Uhr, im Brau-ereigasthof Adler in Schwanden (Glarus Süd). Mitglieder der SRG Ostschweiz erhalten eine persönliche Einladung.

Fernsehstudio-Führung und Sendungsbesuch «sportpanorama»

Sonntag, 26. Mai 2013, 15.40 bis 19 Uhr, Anmeldung bis 30. April 2013 an [email protected] oder 071 243 22 14 (beschränkte Teilnehmerzahl).

Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Aarau AG

Sonntag, 31. März 2013, 10 Uhr, im Aargauer Kunsthaus. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.

Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Balsthal SO

Sonntag, 7. April 2013, 10 Uhr, im Hotel Balsthal. Der Anlass ist öffentlich.

Verleihung des Medienpreises Aargau/Solothurn 2012

Montag, 29. April 2013, im Stadttheater Olten. Weitere Informationen unter: www.medienpreis-agso.ch

Generalversammlung der SRG Aargau Solothurn

Dienstag, 14. Mai 2013, 17.30 Uhr, im Alten Spital Solothurn. Mitglieder der SRG AG SO erhalten eine persönliche Einladung.

«Zoogä-n-am Boogä» aus RothenthurmFreitag, 26. April 2013, 20 bis 22 Uhr. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.

Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Steinen SZ

Sonntag, 28. April 2013, 10 Uhr, im Restau-rant Kündig. Der Anlass ist öffentlich.

SRG Luzern: Besuch der Sendung «Giacobbo/Müller»

Sonntag, 28. April 2013, 18.45 Uhr, im Kauf-leuten Zürich. Anmeldung (für Mitglieder der SRG Luzern) an [email protected] oder 041 360 85 72 (Platzzahl beschränkt).

SRG-Country-Music-Tag an der LugaSamstag, 4. Mai 2013, auf der Luzerner All-mend. Beachten Sie das Angebot auf S. 22.

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SektionsversammlungenSektion 4: Montag, 8. April 2013, 19 Uhr, im Hotel Rüden in Schaffhausen. Referent: Bernard Thurnheer

Sektion 1: Dienstag, 16. April 2013, 18 Uhr, im Fernsehstudio Zürich Leutschenbach. Referent: Urs Gredig

Sektion 3: Mittwoch, 17. April 2013, 19.30 Uhr, im Sorell Hotel Sonnental in Dübendorf. Referent: Reto Lipp

Sektion 2: Freitag, 19. April 2013, 19 Uhr, im Restaurant Dörfli in Uitikon-Waldegg. Referent: Röbi Koller

Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Küsnacht ZH Sonntag, 14. April 2013, 10 Uhr, in der Kulturbar in Küsnacht. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.

Generalversammlung der SRG Zürich Schaffhausen

Donnerstag, 16. Mai 2013, 18 Uhr, im Stadt-hofsaal in Uster. Mitglieder der SRG ZH SH erhalten eine persönliche Einladung.

Einen Überblick über alle Veranstaltungen der SRG.D und weitere Informationen finden Sie unter: www.srgd.ch/agendaB

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