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Naturschutz und Zementindustrie Ulrich Tränkle Markus Röhl Projektteil 1: Auswertung einer Umfrage Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V. Verein Deutscher Zementwerke e.V.

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Naturschutz und

Zementindustrie

Ulrich TränkleMarkus Röhl

Projektteil 1:Auswertung einer Umfrage

Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V.

Verein Deutscher Zementwerke e.V.

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Herausgeber:

Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V., KölnVerein Deutscher Zementwerke e.V.,Düsseldorf

Auftraggeber:

Sozialpolitische Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zementindustrie e.V.,Köln

Auftragnehmer:

AG.L.N. - Dr. Ulrich Tränkle Landschaftsplanung und NaturschutzmanagementRauher Burren 989143 Blaubeuren

Prof. Dr. Peter PoschlodLehrstuhl für BotanikFakultät für Biologie und Vorklinische MedizinUniversität Regensburg93040 Regensburg

Impressum

Bearbeitung:

Dipl.-Biol. Dr. Ulrich TränkleDipl.-Biol. Markus Röhl

Fachliche Betreuung:

AG Naturschutz der BDZ/VDZ-Kommission Rohstoffe

Kontakt:

Michael BastenBundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V.Luisenstr. 4410117 Berlin

Dr. Manfred Lütkehaus, HEIDELBERGER ZEMENT GROUP TECHNOLOGY CENTER GmbHPeter-Schuhmacher-Str. 869181 Leimen

Gesamtherstellung:

Verlag Bau+Technik GmbHPostfach 12 01 1040601 Düsseldorf

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Naturschutz und Zementindustrie – Projektteil 1: Auswertung einerUmfrage, bearbeitet von: U. Tränkle und M. Röhl [Bundesverband derDeutschen Zementindustrie e.V. / Verein Deutscher Zementwerkee.V.] – Düsseldorf: Verlag Bau+Technik, 2001

ISBN 3-7640-0422-3

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1 Einleitung .............................................................................................. 7

2 Allgemeine Daten ................................................................................ 8

2.1 Abbaustätten – Auswertungsgrundlagen .......................................... 8

2.2 Abbaumengen und Abbauvolumina .................................................. 8

2.3 Flächen .................................................................................................. 9

2.4 Geologie ................................................................................................ 9

2.5 Gründung der Abbaustätten .............................................................. 10

3 Räumliche Verteilung der Abbaustätten ............................................ 12

3.1 Anzahl der Abbaustätten nach Bundesländern ................................ 12

3.2 Abbaumenge und Bevölkerungszahl

nach Bundesländern ............................................................................ 12

4 Flächenbedarf ...................................................................................... 13

4.1 Nutzbare Lagerstätten und genehmigte Flächen .............................. 13

4.2 Betriebsflächen, bebaute und

temporär stillgelegte Flächen.............................................................. 13

5 Naturschutz und Abbaustätten .......................................................... 14

5.1 Folgenutzungen .................................................................................... 14

5.1.1 Bundesweite Verteilung ...................................................................... 15

5.2 Aktuelle Nutzung des Umfeldes ........................................................ 15

5.3 Nutzungen vor dem Abbau ................................................................ 16

5.3.1 Qualitative Analyse .............................................................................. 16

5.3.2 Quantitative Analyse .......................................................................... 17

5.4 Schutzgebiete in und

angrenzend an Abbaustätten .............................................................. 18

5.4.1 Betriebene Abbaustätten .................................................................... 18

5.4.2 Stillgelegte Abbaustätten .................................................................. 19

5.4.3 Bundesweite Verteilung ...................................................................... 19

5.4.4 FFH- und Vogelschutzgebiete.............................................................. 19

5.5 Besonderheiten von Abbaustätten .................................................... 19

5.6 Naturschutzfachliche und geologische Untersuchungen ................ 20

6 Öffentliches Engagement .................................................................... 21

6.1 Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden .................................. 21

6.2 Öffentlichkeitsarbeit ............................................................................ 21

7 Zusammenfassung .............................................................................. 22

8 Literatur ................................................................................................ 23

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Inhaltsverzeichnis

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Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

4

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Geologie der betriebenen Abbaustätten .................................................. 9

Tab. 2: Portland-Zementwerksgründungen in Deutschland ................................ 10

Tab. 3: Betriebsflächen betriebener Abbaustätten und deren anteilige Nutzungen ................................................................ 13

Tab. 4: Gesamtfläche der Folgenutzung und deren Verteilung auf die unterschiedlichen Folgenutzungstypen in Hektar .............................. 14

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Größenklassen der jährlichen Abbaumengen in Tonnen .......................... 8

Abb. 2: Größenklassen der Abbaumengen in t/a undderen Anteil an der Gesamtabbaumenge ................................................ 8

Abb. 3: Größenklassen genehmigter Abbauflächen ............................................ 9

Abb. 4: Klassifizierung der Gründungszeiträume von 1850 bis 2000.................... 10

Abb. 5: Verhältnis zwischen Gründungen mit und ohne angrenzendeAbbaustätten aufgeschlüsselt nach Gründungsjahren ............................ 10

Abb. 6: Anzahl von Abbaustätten je Bundesland .................................................. 12

Abb. 7: Betriebene Abbaustätten, Abbaumengen in Millionen t/a und Einwohnerzahl nach Bundesländern ............................ 12

Abb. 8: Anteil der temporär stillgelegten Bereiche an der Betriebsfläche............ 13

Abb. 9: Anteil unterschiedlicher Folgenutzungstypen an der Gesamtfläche der Folgenutzung ........................................................ 14

Abb. 10: Anteil verschiedener Folgenutzungstypen aufgeschlüsselt nach Prozentklassen ...................................................... 14

Abb. 11: Aktuelle Nutzungstypen im Umfeld der Abbaustätten ............................ 15

Abb. 12: Qualitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau ........................ 16

Abb. 13: Quantitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau ...................... 17

Abb. 14: Quantitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau differenziert nach 50-Jahres-Zeiträumen.................................................. 17

Abb. 15: Anzahl der Schutzgebiete, die an betriebene Abbaustätten angrenzen oder innerhalb betriebener Abbaustätten liegen .................... 18

Abb. 16: Anzahl der Schutzgebiete, die an stillgelegte Abbaustätten angrenzen oder innerhalb stillgelegter Abbaustätten liegen .................... 18

Abb. 17: Anteil der Nennungen von Besonderheiten getrennt nach Betriebsflächen und rekultivierten/renaturierten Flächen ................ 19

Abb. 18: Übersicht über die Anzahl der naturschutzfachlichenund geologischen Untersuchungen ........................................................ 20

Abb. 19: Übersicht über die Anzahl faunistischer Untersuchungen ...................... 20

Abb. 20: Bewertung der Zusammenarbeit mit Naturschutz-verbänden durch die Betreiber der Abbaustätten .................................... 21

Abb. 21: Formen der Öffentlichkeitsarbeit ............................................................ 21

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Naturschutz und

Zementindustrie

Projektteil 1: Auswertung einer Umfrage

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1 Einleitung

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Zwischen der Rohstoffgewinnung und an-deren Belangen haben die Konflikte um dieNutzung von Flächen zugenommen. Zudiesen anderen Belangen gehört zuneh-mend der Naturschutz. Dabei gibt es vieleHinweise auf einen möglichen Ausgleichvon Rohstoffgewinnung und Naturschutz.Allerdings lagen bislang keine branchen-weit konsolidierten Informationen zu die-sem Thema vor. Die Arbeitsgruppe „Na-turschutz“ der Kommission „Rohstoffe“des Bundesverbands der Deutschen Ze-mentindustrie e. V. und des Vereins Deut-scher Zementwerke e. V. (BDZ/VDZ-Kom-mission Rohstoffe) hat daher 2000/2001eine umfassende naturschutzfachlicheBestandsaufnahme und Bewertung derAbbaustätten der deutschen Zementindu-strie unter Anwendung anerkannter Krite-rien durchgeführt.

Das Projekt setzt sich aus drei Teilen zu-sammen: Umfrage, Literaturstudie undManagement-Empfehlungen. Mit der Lite-raturstudie und der Auswertung der Um-frage wurden Prof. Dr. Peter Poschlod vonder Universität Regensburg und Dr. UlrichTränkle von der AG.L.N. - Landschaftspla-nung und Naturschutzmanagement be-traut. Auftraggeber war die SozialpolitischeArbeitsgemeinschaft der Deutschen Ze-mentindustrie e. V., die fachliche Betreu-ung erfolgte durch die Arbeitsgruppe Na-turschutz der BDZ/VDZ-Kommission Roh-stoffe.

Die Umfrage wurde vom BDZ durchge-führt. Ein Ziel der Umfrage war die Be-schaffung „grauer Literatur“ (unveröffent-lichte Gutachten etc.), die bei den Betrei-bern vorliegt und wichtiger Bestandteil derLiteraturstudie ist. Ziel der Umfrage war eszudem, erstmals flächendeckend Auskunftüber wichtige Parameter wie z. B. die Vor-und die Folgenutzung der Abbauflächen zu

erhalten. Das hier vorliegende, von UlrichTränkle und Markus Röhl bearbeitete Teil-projekt dient der statistischen und/odergrafischen bzw. verbalen Auswertung dervielfältigen Daten, die durch die Umfrageermittelt wurden. Alle Informationen sindin einer internen Datenbank zusammenge-fasst und unter Nutzung eines Geographi-schen Informationssystems (GIS) aufgear-beitet worden.

Der zugrunde liegende Fragebogen wurdeden einzelnen Firmen bzw. Standortenvom BDZ zugeschickt. Es konnte ein Rück-lauf von 100% erzielt werden. Üblich istbei einschlägigen Umfragen ein Rücklaufvon deutlich unter 30%. Neben den imBDZ organisierten Firmen sind weitere Un-ternehmen befragt worden, so dass alleZementwerke mit Klinkerherstellung (inte-grierte Zementwerke) in Deutschland mitihren eigenen, für die Zementproduktionwesentlichen Abbaustätten erfasst wer-den konnten. Nur ein Zementwerk mit Klin-kerproduktion betreibt keinen eigenenSteinbruch, sondern nutzt beibrechendesMaterial aus der Natursteinindustrie. Die-ser Standort wurde daher nicht berück-sichtigt.

Nicht berücksichtigt wurden zudem Anga-ben zu Sand- und Tongruben, die im Allge-meinen eine begrenzte Bedeutung für dieZementproduktion haben. Die Auswertungerstreckt sich im Übrigen auf die Angabenzu allen werkseigenen Steinbrüchen, Tage-bauen und Gruben. Sie werden ungeachtetder jeweils geförderten Rohstoffe (Kalk-stein, Kalkmergelstein, Schreibkreide, Öl-schiefer etc.) im Folgenden unter dem Be-griff „Abbaustätte“ zusammengefasst.

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2 Allgemeine Daten

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2.1 Abbaustätten –

Auswertungsgrundlagen

Die Umfrage ergab einen Rücklauf von ins-gesamt über 90 Nennungen der Betreiber(inkl. Ton- und Sandgruben).

■ 86 Abbaustätten wurden in die vorlie-gende Auswertung einbezogen (vgl.Einleitung)1).

■ 19 Abbaustätten sind stillgelegt. EineAbbaustätte, die erst 2000/2001 still-gelegt wird, wurde bei bestimmtenFragestellungen den betriebenen An-lagen zugewiesen. Dies ist jeweils ver-merkt.

■ 67 Abbaustätten werden aktuell be-trieben. Davon befinden sich drei Stan-dorte im Übergang zum Abbauendeund weisen keine eigene Produktionmehr auf.

2. 2 Abbaumengen

und Abbauvolumina

In den betriebenen Abbaustätten der deut-schen Zementindustrie wurden im Erhe-bungszeitraum insgesamt 51.184.000 Jah-restonnen Gesteinsmaterial gewonnen.Dies entspricht bei einem angenomme-nen Verhältnis zwischen Abbauvolumenund Gewicht von etwa 1 : 2,0 bis 1 : 2,5 ei-nem Gesamtabbauvolumen von ca. 23,0bis 25,6 Mio. m3 pro Jahr (Abbaustand2000). Nach verbandseigenen Berechnun-gen fallen auf die Herstellung von Zement-klinker rund 45 Mio.t Gesteinsmaterial, ins-besondere Kalk- und Kalkmergelstein(BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN ZEMENTIN-DUSTRIE 2000). Die Differenz zwischen die-sen Berechnungen und dem Umfragewertist vor allem darauf zurück zu führen, dassan mehreren Standorten neben Zementauch diverse Kalkprodukte (Branntkalk,Schotter etc.) im Produktionsverbund her-gestellt werden.

Die Materialmengen, die in den Abbaustät-ten gewonnen werden, schwanken be-trächtlich. Abb. 1 gibt die Abbaumengen(in Größenklassen) und die entsprechendeAnzahl der Abbaustätten wider. Danachwerden in nur 10 Fällen, dies entspricht ei-nem Anteil von 15,6% aller Abbaustätten,weniger als 100.000 t/a abgebaut. Eine ge-wisse Häufung lässt sich in den dreiGrößenklassen zwischen 250.000 t/a und1.000.000 t/a ausmachen. Hierunter falleninsgesamt 31 Abbaustätten (48,4%). 16Abbaustätten (25%) fallen in die vier Grö-

ßenklassen über 1,0 Mio. t/a, davon 9 Ab-baustätten (14,1%) in die Größenklassenüber 1,5 Mio. t/a. Die höchste Nennungliegt bei 3,5 Mio. t/a.

Wie Abb. 2 zeigt, liegt der Anteil der Ab-baustätten mit einer Jahresproduktion vonunter 100.000 t an der gesamten Abbau-menge bei weniger als 1%, während diedrei Größenklassen zwischen 250.000 t/aund 1.000.000 t/a auf einen Anteil von38,4% kommen. Die Größenklasse zwi-schen 750.000 und 1.000.000 t/a hält dabei

1) Z. T. sind mehrere Abbaustätten je Produktions-standort vorhanden, so dass die Zahl der Produktions-standorte nicht identisch mit der Zahl der Abbaustättenist.

Abb. 1: Größenklassen der jährlichen Abbaumengen in Tonnen (n = 64).

Abb. 2: Größenklassen der Abbaumengen in t/a (blau) und deren Anteil an der Gesamtabbaumenge (gelb) (n = 64).

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einen Anteil von 18,5% an der gesamtenAbbaumenge. Auf ähnlich hohe Wertekommen nur die Größenklassen von 1,0bis 1,5 Mio. t/a (18%) und von 2,0 bis 3,0Mio. t/a (18,9 %). In den insgesamt 27 Ab-baustätten mit einer Jahresproduktion vonüber 750.000 t (42,2% aller Abbaustätten)werden 76,5% der gesamten Abbaumen-ge, in den 9 größten Abbaustätten mit ei-ner Jahresproduktion von über 1,5 Mio. t(14,1% der Abbaustätten) 40% der ge-samten Abbaumenge gefördert.

2.3 Flächen

In Abb. 3 werden betriebene und stillge-legte Abbaustätten nach Flächengrößen-klassen differenziert. Diese Differenzie-rung bezieht sich auf die genehmigteAbbaufläche, ist also nicht mit der offenenbzw. Betriebsfläche identisch. Im Hinblickauf die betriebenen Abbaustätten ergibtsich zunächst folgendes Bild: Nur 2 Anla-gen, das sind 3% der betriebenen Abbau-stätten, nehmen eine Fläche von unter 10 ha ein. Sieben Abbaustätten (10,5%)sind der Größenklasse von 10 bis 25 ha zu-zuordnen. Mit 49 Nennungen liegt dieMehrzahl der betriebenen Abbaustätten(73,1%) zwischen 25 und 150 ha. Neun An-lagen (13,4%) sind größer als 150 ha und 3 Abbaustätten (4,5%) sogar größer als250 ha.

Die betriebenen Abbaustätten der Zement-industrie sind damit im allgemeinen deut-lich größer als diejenigen, die typischer-weise in anderen Steine- und Erden-Bran-chen betrieben werden (vgl. TRÄNKLE et al.1992). Dies ist auch deshalb erwähnens-wert, weil große Flächen durch ihre i. d. R. strukturelle Vielgestaltigkeit ein ho-hes Natur- und Artenschutzpotenzial auf-weisen.

Erwartungsgemäß sind die stillgelegtenAbbaustätten der Zementindustrie in ihremAusmaß deutlich kleiner als die betriebe-nen Anlagen. So liegt hier jeweils nur einFall in der Größenklasse von 50 bis 75 habzw. in der Größenklasse von 75 bis 100ha. Hinzu kommt, dass im letztgenanntenFall die Abbaustätte erst 2001 stillgelegtwird. Eine Häufung lässt sich hingegen in

der Größenklasse zwischen 10 und 50hafeststellen. Ursache für die Größenunter-schiede von betriebenen und stillgelegtenAbbaustätten ist der Trend zu größeren Pro-duktionseinheiten in der Zementindustrie.

2.4 Geologie

Die wichtigsten Ausgangsstoffe für dieHerstellung von Zementklinker sind Kalk-stein oder Kreide und Ton sowie derennatürlich vorkommendes Gemisch, derKalkmergelstein. Je nach Lagerstätte kannes erforderlich sein, der Rohstoffmischungreinen Kalkstein, Ton, Eisenerz, Sand oderandere Korrekturstoffe zuzusetzen, umfehlende chemische Bestandteile auszu-gleichen. Deshalb werden neben Kalkmer-gelstein, Kalkstein und Kreide mitunterauch Tone und Sande abgebaut. Nebennatürlichen Rohstoffen werden zudem se-kundäre Rohstoffe, wie z. B. Kalkschläm-

me aus der Trinkwasseraufbereitung, ein-gesetzt (VEREIN DEUTSCHER ZEMENTWERKE

2000).

Die Zementherstellung ist vor allem auf La-gerstätten mit Kalksedimenten angewie-sen. Kalksedimentation entsteht in relativseichten Meeresbecken bei hohen Was-sertemperaturen. Neben abiotischen Fäl-lungsreaktionen ist die Entstehung vonKalksteinen vor allem auf biogene Bildun-gen durch Korallen und Schwämme zurückzu führen (STANLEY 1994). Solche Bedin-gungen herrschten in den mitteleuropäi-schen Sedimentationsbecken vor allem imMesozoikum, d. h. vor 250 bis 65 Mio. Jah-ren.

Entsprechend kommt dem Abbau in La-gerstätten der mittel- und norddeutschenKreide mit 27 Nennungen und einer Jahres-produktion von 19,590 Mio. t die größteBedeutung zu (vgl. Tab. 1). Mit 13 Nennun-

Abb. 3: Größenklassen genehmigter Abbauflächen (n = 19 [stillgelegt], n = 67 [in Betrieb])

Tab. 1: Geologie der betriebenen Abbaustätten (n = 67).

Geologie

Anzahl Nennungen

Gesamtmenge [t/a]

Anteil an der Gesamt-abbaumenge

Devon

6

2.160.000

4,22%

Trias

13

16.155.000

31,56%

Jura

11

8.781.000

17,16%

Kreide

27

19.590.000

38,27%

Tertiär

10

4.498.000

8,79%

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gen und 16,155 Mio. t/a folgt der Abbauvon Trias-Lagerstätten. In Lagerstätten desJura werden 8,781 Mio. t/a gewonnen(11 Nennungen), in tertiären und devoni-schen Lagerstätten 4,498 Mio. t/a bzw.2,160 Mio. t/a.

2.5 Gründung der Abbaustätten

Die industrielle Herstellung von Portland-zement beginnt in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts. Auf diese Zeit beziehensich auch die ersten Meldungen der Um-frage. Die für die stillgelegten Abbaustät-ten erfassten Daten können die Verhältnis-se der Gründerzeit erwartungsgemäß nurlückenhaft widerspiegeln (s. u.). Ein Ver-gleich der Umfrage-Ergebnisse mit den Zementwerksgründungen, die ALBRECHT

(1991) zwischen 1855 und 1914 ermittelthat, verdeutlicht diese Problematik (vgl.Tab. 2).

Während Albrecht für diesen Zeitraum ins-gesamt 109 Werksgründungen registriert,ergab die Auszählung der Fragebögen fürden gleichen Zeitraum nur 19 Gründungenvon Abbaubetrieben. Obwohl von Werks-gründungen nur indirekt auf die Gründungvon Abbaubetrieben geschlossen werdenkann, weisen die Abweichungen auf er-hebliche Lücken in den Angaben aus derUmfrage für das 19. Jahrhundert hin.

Diese Lücken sind vor allem auf den Struk-turwandel und den Konzentrationsprozessder letzten 150 Jahre in der Zementindu-strie zurückzuführen. Stillgelegte Abbau-stätten von Firmen, die heute nicht mehrexistieren, keinen Rechtsnachfolger besit-zen oder inzwischen im Besitz von Kom-munen und Ländern sind (z. B. als Natur-schutzgebiet), konnten durch die Umfragei. d. R. nicht erfasst werden, da potenzielleAnsprechpartner und ehemalige Standortenur in begrenztem Umfang bekannt sind.

Für den Zeitraum nach 1918 sind die An-gaben hingegen deutlich umfassender undfür die Gründung von Abbaustätten nach1945 sicherlich vollständig. Sie spiegelnsomit die Entwicklung im 20. Jahrhundertsehr gut wider.

Tab. 2: Portland-Zementwerksgründungen in Deutschland (1855-1914) Quelle: ALBRECHT (1991)

Zeitraum

1855 - 18641865 - 18741875 - 1884

Anzahl

14116

Zuwachs [%]

–78,624,0

Zeitraum

1885 - 18941895 - 19041905 - 1914

Anzahl

163131

Zuwachs [%]

51,666,039,7

Abb. 4: Klassifizierung der Gründungszeiträume von 1850 bis 2000 aufgeschlüsselt nach Gründungen mit und ohne angrenzende Abbaustätten (n = 84).

Abb. 5: Verhältnis zwischen Gründungen mit und ohne angrenzende Abbaustätten aufgeschlüsselt nach Gründungsjahren (bezogen auf die Werte von Abb. 4) (n = 84).

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Die Fragebögen wurden unter dem Ge-sichtspunkt ausgewertet, ob die Gründungeines Abbaubetriebes der deutschen Ze-mentindustrie auf der „grünen Wiese“ er-folgte (in Abb. 4 blau) oder ob eine betrie-bene Abbaustätte unmittelbar benachbartlag, also die Neugründung sich auf eineschon verritzte Lagerstätte konzentrierte(in Abb. 4 gelb). Insgesamt grenzen vonden 86 genannten Abbaustätten 37 unmit-telbar an eine bestehende Abbaustätte an.

Eine detaillierte Betrachtung verdeutlichtzunächst, dass der Abbaubeginn im 20.Jahrhundert eng mit der konjunkturellenEntwicklung und der politischen Lage ver-knüpft war, wie insbesondere die starkschwankenden Daten für den Zeitraumzwischen 1910 und 1960 mit ihrem im We-

sentlichen durch die beiden Weltkriege be-dingten Auf und Ab zeigen. Die Zahl derNeugründungen vor 1910 dürfte, wie be-reits dargelegt, de facto deutlich höher ge-wesen sein, da im Zuge der Industrialisie-rung eine Gründungswelle von Zement-werken stattfand.

Das Verhältnis zwischen den Neugründun-gen ohne räumlichen Zusammenhang zuschon bestehenden Abbaustätten und denGründungen innerhalb bestehender Abbau-komplexe verschiebt sich seit 1950 deut-lich in Richtung der bereits bestehendenAbbaukomplexe. Diese Entwicklung hat si-cher mehrere Ursachen, ist aber nicht zu-letzt auf zunehmende Konflikte mit anderenFormen der Flächennutzung einschließlichdes Naturschutzes zurückzuführen.

Abb. 5 zeichnet die Entwicklung des Ver-hältnisses der beiden Gründungsvariantennach. Während zwischen 1920 und 1970der Anteil von Neugründungen ohne an-grenzende Abbaustätten noch bei ca. 70%und höher lag, sank deren Anteil zwischen1970 und 1990 auf ca. 40%. Für den Zeit-raum zwischen 1990 und 2000 schließlichlässt sich keine Neugründung ohne bereitsangrenzende Abbaustätten registrieren.

Renaturierung und natürliche Sukzession in Abbaustätten der deutschen Zementindustrie

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3 Räumliche Verteilung der Abbaustätten

12

3.1 Anzahl der Abbaustätten

nach Bundesländern

Wie in Abschnitt 2.3 dargestellt, konzen-trieren sich die Abbaustätten der deut-schen Zementindustrie auf die Kalkgebieteder Mittelgebirge und der nördlichen Kalk-alpen. Auffallend ist die Häufung von Ab-baustätten in einzelnen Regionen, insbe-sondere bei Erwitte und Beckum in Nord-rhein-Westfalen. Solche Konzentrationenergeben sich aus den Anforderungen andie Lagerstätten für die Zementherstellung,aber auch aus der Größe der regionalenAbsatzmärkte und strukturellen Spezifika.

Insgesamt befinden sich die Abbaustättender integrierten Zementwerke in 10 von16 Bundesländern (vgl. Abb. 6). Eine Be-sonderheit stellt eine grenznahe Abbau-stätte dar, die von deutscher Seite betrie-ben wird, jedoch auf österreichischemStaatsgebiet liegt. Diese Abbaustätte wur-de aufgrund ihrer Anbindung an die deut-sche Produktion in der Auswertung belas-sen. Da das betreffende Werk in Bayernliegt, wurde diese Abbaustätte Bayern zu-geordnet.

Die höchste Anzahl von Abbaustätten – un-abhängig vom Abbauvolumen – weist mit22 betriebenen und 9 stillgelegten AnlagenNordrhein-Westfalen auf. Baden-Württem-berg und Bayern weisen 12 bzw. 9 betrie-bene und 4 bzw. 5 stillgelegte Abbaustät-ten auf. Es besteht eine positive Korrela-tion zwischen der Anzahl stillgelegter undbetriebener Abbaustätten.

3.2 Abbaumenge und Bevölkerungs-

zahl nach Bundesländern

Schlüsselt man die Abbaustätten und dieAbbaumengen nach Bundesländern undderen Bevölkerungszahlen auf, ergibt sichein ähnliches Bild der Verteilung (vgl. Abb.7). Hervorzuheben ist die geringe Anzahlder Abbaustätten in Verbindung mit dengroßen Abbaumengen in den neuen Län-dern und Schleswig-Holstein. Hier sind mitBlick auf Abbaumenge und Abbaustätten-fläche die größten Betriebe angesiedelt. InRheinland-Pfalz hingegen liegen fast gleichviele Abbaustätten wie in Bayern, abge-

baut werden jedoch nur ca. 50% derbayerischen Volumina.

Bei einem Vergleich zwischen Abbaumen-ge und Bevölkerungszahl (s. Abb. 7) mussman in Rechnung stellen, dass in den dreiStadtstaaten (Berlin, Bremen, Hamburg)und drei Flächenländern (Mecklenburg-Vor-pommern, Saarland, Sachsen) kein Ge-steinsabbau für die Herstellung von Ze-mentklinker erfolgt. Gleichwohl lassen sichaussagekräftige Ergebnisse gewinnen. So

besteht zwischen den Abbaumengen dereinzelnen Bundesländer und deren Bevöl-kerungszahl eine signifikante positive Kor-relation (Korrelationskoeffizient 0,89). DasVerhältnis zwischen Abbaumengen undBevölkerungszahlen liegt in den meistenBundesländern zwischen 0,6 und 0,9. Diesbedeutet, dass pro Einwohner 600 bis900 kg Gestein pro Jahr abgebaut werden.

Abb. 6: Anzahl von Abbaustätten je Bundesland, aufgeschlüsselt nach betriebenen und stillgelegten Anlagen (n = 86).

Abb. 7: Betriebene Abbaustätten, Abbaumengen in Millionen t/a und Einwohnerzahl nach Bundeslän-dern (n = 67). Quelle Einwohnerzahl: Stat. Bundesamt Stand 31.12.1999

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4 Flächenbedarf

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4.1 Nutzbare Lagerstätten

und genehmigte Flächen

In dem entsprechenden Abschnitt des Fra-gebogens wurde neben dem Abbauvolu-men auch die Größe der nutzbaren Lager-stätte und der genehmigten Fläche abge-fragt.

Als „Nutzbare Lagerfläche“ wurde nur derTeil der Lagerstätte interpretiert, der auf-grund geologischer Untersuchungen als ab-bauwürdig kartiert und nicht durch anderewichtige Formen der Flächennutzung über-plant ist, d. h. tatsächlich abgebaut werdenkann. Von Ausnahmen abgesehen ergabdie Summe der genehmigten Flächen undder noch nicht genehmigten Erweiterungs-flächen die nutzbare Lagerstätte.

Für die Abbaustätten der deutschen Ze-mentindustrie wurde von den Betreiberneine Fläche von insgesamt 8.951,22ha alsnutzbare Lagerstätte angegeben. Von die-ser Fläche waren im Jahr 2000 insgesamt5.618,13ha als genehmigte Abbauflächeausgewiesen.

4.2 Betriebsflächen, bebaute und

temporär stillgelegte Flächen

Als Betriebsfläche wurde die verritzteFläche angegeben, die zum Abbau genutztwird. Mit diesem Abschnitt des Fragebo-gens sollten mögliche Entwicklungspoten-ziale für den Natur- und Artenschutz inForm temporär stillgelegter Flächen er-fasst werden (vgl. RANSON & DOODY 1981).Damit einher ging die Frage, welchenFlächenanteil Betriebsanlagen, Bauten undsonstige Nutzungen in den Abbaustätteneinnehmen. Unverritzte, genehmigte Flä-chen fallen nicht unter diese Kategorie.

Die verritzte Betriebsfläche in den Abbau-stätten der deutschen Zementindustrie be-trägt zurzeit insgesamt 2.461,39ha (vgl.

Tab. 3). Davon sind im Durchschnitt 5,82%(143,20 ha) mit Betriebsanlagen, Transport-einrichtungen oder Brechern bebaut. Unter„Sonstiges” konnten Angaben zu weite-ren Nutzungen, z. B. zu betrieblichen Ab-raumdeponien, gemacht werden. Diesesonstigen Nutzungen spielen mit einemAnteil von 5,06% (124,55 ha) ebenfalls nureine untergeordnete Rolle.

Unter der Kategorie „temporär stillgelegt”sollten Flächen genannt werden, auf de-nen zumindest zeitweise keine Abbau-tätigkeit erfolgt. Diese Teilflächen erfüllenauch in betriebenen Abbaustätten Funktio-nen für den Arten- und Naturschutz. Für 20Abbaustätten (29,4% aller betriebenen Ab-baustätten) wurden hierzu positive Anga-ben gemacht. Danach summieren sich dietemporär stillgelegten Flächen der deut-schen Zementindustrie auf 373,91 ha, diesentspricht 15,19% der gesamten Betriebs-fläche.

Schlüsselt man für die 20 Abbaustätten mitpositiven Angaben die temporär stillgeleg-ten Flächen nach 10%-Klassen als Anteilan der Betriebsfläche auf, so ergibt sich

2) Das höhere n = 68 ergibt sich dadurch, dass in die-se spezielle Auswertung eine ansonsten unter „stillge-legt” geführte Abbaustätte mit einbezogen wurde, dadurch das Abbauende im Jahr 2001 auswertbare Datenvorliegen.

Tab. 3: Betriebsflächen betriebener Abbaustätten und deren anteilige Nutzungen (n = 68 2)).

Betriebsfläche

insgesamt

2461,39 ha

Abb. 8: Anteil der temporär stillgelegten Bereiche an der Betriebsfläche (n = 20).

temporär

stillgelegt

373,91 ha

bebaut

143,20 ha

Sonstiges

124,55 ha

Abb. 8. Dabei zeigt sich, dass 7 Abbaustät-ten zwischen 10 und 20% der Betriebs-fläche zeitweise stillgelegt haben. Bemer-kenswert ist, dass 6 Abbaustätten über50% ihrer Betriebsfläche temporär stillge-legt haben. Einheitlich interpretierbare Zu-sammenhänge sind nicht zu erkennen. Solässt sich z. B. kein Zusammenhang zwi-schen dem Umfang der Betriebsfläche unddem Umfang der temporär stillgelegtenFlächen feststellen.

Es ist davon auszugehen, dass nicht für al-le Standorte Angaben zu temporär stillge-legten Flächen gemacht wurden. Für48 Abbaustätten liegen hierzu keine Anga-ben vor. Eine Ursache könnte ein gewissesMisstrauen gegenüber behördlichen Ein-griffen und ungewolltem, nicht genehmig-tem „Naturschutz-Tourismus” sein. Der po-tenzielle Wert solcher temporär stillge-legten Flächen für den Naturschutz stehtfachlich außer Frage. Dies gilt im Übrigenauch für Teilflächen, die der aktiven Be-triebsfläche zugerechnet werden müssen,wie z. B. Fahrwegsränder oder Fahrwegs-halden (vgl. TRÄNKLE 1997).

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5 Naturschutz und Abbaustätten

14

5.1 Folgenutzungen

Die Folgenutzung stillgelegter Flächen istfür die Beurteilung der Naturschutzpoten-ziale von Abbaustätten von direkter Bedeu-tung. Abgefragt wurden die in Folgenut-zung befindlichen Flächen mit den jewei-ligen Anteilen der verschiedenen Folgenut-zungstypen.

Intention der Frage war es, den aktuellenStand der Folgenutzungen zu ermitteln.Ausgewertet wurden die Angaben zu 60betriebenen und stillgelegten Abbaustät-ten. Acht Antworten, die sich auf planeri-sche Vorgaben zur künftig vorgesehenenRekultivierung bzw. Renaturierung bezie-hen, wurden hier nicht berücksichtigt. Für18 Abbaustätten wurden keine Angabenzur Folgenutzung gemacht. Hierzu gehörenausschließlich betriebene Abbaustätten, indenen noch keine Maßnahmen zur Folge-nutzung durchgeführt worden sind.

In der Auswertung wurde die Gesamt-fläche der Folgenutzung in Bezug zu dendiversen Folgenutzungstypen gesetzt. Tab.4 gibt die absoluten Werte wieder. Abb. 9zeigt, dass das Verhältnis zwischen der Fol-genutzung „Naturschutz” und anderenFolgenutzungstypen eindeutig zugunstendes Natur- und Artenschutzes ausfällt. Ins-gesamt kommt die Folgenutzung Natur-schutz auf einen Anteil von 53,7 %. Forst-liche (15,4%) und landwirtschaftliche Re-kultivierung (14,3%) folgen mit jeweils fastgleichen Anteilen an zweiter bzw. dritterStelle. Der Anteil von Deponieflächen be-trägt 13,3%. Genannt wurden hier Reifen-,Hausmüll- und Erddeponien.

Alle anderen Folgenutzungstypen spielenoffenbar nur eine untergeordnete Rolle.Dies gilt auch für Freizeit und Erholung miteinem Anteil von nur 0,7%. Zwar sind ehe-malige Abbauflächen mit ihrem i. d. R. gro-ßen Strukturreichtum für den Sport- und

Freizeitsektor sehr attraktiv. Zugleich sindsie aus betrieblichen Gründen für einen un-kontrollierten Publikumsverkehr aber häu-fig nicht geeignet (Instabilität von Abbau-wänden, Gewässer- und Uferstruktur etc.).

Bei der Beantwortung waren Mehrfach-nennungen möglich. Daher lässt sich inAbb. 10 zeigen, welchen Anteil die ver-schiedenen Folgenutzungstypen bei wel-cher Anzahl von Abbaustätten einnehmen.

Tab. 4: Gesamtfläche der Folgenutzung und deren Verteilung auf die unterschiedlichen Folgenutzungstypen in Hektar (n = 60).

Folgennutzung

gesamt

1.442,32

Natur

774,59

Landwirtschaft

205,71

Forst

221,52

Freizeit

10,00

Gewerbe

20,60

Deponie

192,10

Sonstiges

14,40

Abb. 9: Anteil unterschiedlicher Folgenutzungstypen an der Gesamtfläche der Folgenutzung (n = 60).

Abb. 10: Anteil verschiedener Folgenutzungstypen aufgeschlüsselt nach Prozentklassen (n = 60).

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Dazu wurden die prozentualen Werte für je-de Abbaustätte ermittelt und dann in Pro-zentklassen gruppiert. Die Balken in der je-weiligen Prozentklasse geben also an, mitwelcher Häufigkeit (Summe der Fälle) einbestimmter Folgenutzungstyp welchen An-teil an der Gesamtfolgenutzung einnimmt.Nicht berücksichtigt sind jeweils die Fälle,in denen ein bestimmter Folgenutzungstypnicht vorkommt (0%-Klassen).

Danach wird die Folgenutzung Natur mit28 Nennungen, das entspricht 46,7 % derhier berücksichtigten Abbaustätten, über-proportional hoch auf über 75% der Ge-samtfläche umgesetzt. Die Detailauswer-tung ergibt sogar, dass in diesen 28Abbaustätten Naturschutz auf über 98%der gesamten Folgenutzungsfläche durch-geführt wird. Auch in den anderen Pro-zentklassen ist die Anzahl der Abbaustät-ten mit der Folgenutzung Naturschutzimmer am größten. Insgesamt wird in 48Fällen, das sind 80% der hier berücksich-tigten Abbaustätten, Naturschutz als zu-mindest anteilige Folgenutzung umge-setzt.

Der Folgenutzungstyp Deponie wird aufbegrenzten Teilflächen (Klassen 1-25%und 25-50%), in immerhin 7 Fällen aberauch auf mehr als 75% der Folgenutzungs-flächen umgesetzt. Insgesamt kommt derFolgenutzungstyp Deponie bei 15 Fällen,das sind 25% der hier berücksichtigten Ab-baustätten, vor. Land- und Forstwirtschaft(zusammen 29 Fälle, das sind 48,3% derAbbaustätten) verhalten sich relativ indiffe-rent. Sie sind als Folgenutzungstypen so-wohl in den niedrigeren als auch in denhöheren Prozentklassen vertreten, ohnedass eine eindeutige Tendenz feststellbarwäre. Während die forstliche Rekultivie-rung immerhin noch bei 4 Abbaustättenauf mehr als 75% der Folgenutzungsflächekommt, weist die landwirtschaftliche Re-kultivierung nur in einem Fall diesen hohenAnteil auf.

Insgesamt macht Abb. 10 deutlich, dassdie Folgenutzung Naturschutz sowohl mitBlick auf die Anzahl der Abbaustätten alsauch hinsichtlich der Flächenausdehnungdominiert. Von den insgesamt 60 Abbau-stätten, für die Angaben über aktuelle Fol-genutzungen vorliegen, weisen lediglich12 Fälle keine Folgenutzung Natur auf.Demgegenüber wird in 31 Fällen weder ei-ne landwirtschaftliche noch eine forstwirt-schaftliche Rekultivierung durchgeführt.

5.1.1 Bundesweite Verteilung

Eine Detailauswertung ergab hinsichtlichder Verteilung der Folgenutzung Natur-schutz auf die Abbaustätten in den Bun-desländern zusätzliche Hinweise. Danachspielt die Folgenutzung „Naturschutz” inden neuen Bundesländern und Schleswig-Holstein aktuell keine große Rolle3). In Bay-ern, Baden-Württemberg, Nordrhein-West-falen und Hessen hingegen sind die aktu-ellen Folgenutzungsflächen zum größerenTeil (>50%) Naturschutzflächen. Für Rhein-land-Pfalz und Niedersachsen ergibt sichkeine eindeutige Tendenz.

5.2 Aktuelle Nutzung des Umfeldes

Abbaustätten stehen immer in einem land-schaftlichen Kontext, der in vielen FällenNutzungskonflikte impliziert. Deshalb wur-de die aktuelle Nutzung rund um die Ab-baustätten abgefragt. Dadurch lassen sichdie wichtigsten Nutzungstypen im Umfeld,mögliche Konfliktpotenziale bei Produkti-onserweiterungen und Standortsicherun-gen sowie Hinweise auf naturschutzfachli-che Entwicklungspotenziale identifizieren(vgl. TRÄNKLE 1997).

Bei der Auswertung wurde keine Differen-zierung zwischen stillgelegten und betrie-benen Abbaustätten vorgenommen. Dadie Anteile der betreffenden Nutzungsty-pen im Umfeld der Abbaustätten nur überRandlinienlängen oder andere aufwendigeLandschaftsanalysen auswertbar gewesenwären, wurde zudem auf eine prozentualeflächenmäßige Aufschlüsselung der diver-sen Nutzungstypen verzichtet.

Im Umfeld der Abbaustätten dominiert dielandwirtschaftliche Nutzung (vgl. Abb. 11).Denn 74,4% aller Abbaustätten grenzendirekt an ackerbaulich genutzte Flächen an.Summiert man die nicht immer einfach zutrennenden Bereiche „Grünland” (51,2%)und „Weide” (24,4%), erhält man einenähnlich hohen Wert.

Abb. 11: Aktuelle Nutzungstypen im Umfeld der Abbaustätten (n = 86).

3) Diese Situation dürfte sich aufgrund planerischerVorgaben in Zukunft deutlich ändern. Zudem würde ei-ne Einbeziehung von Ton- und Sandgruben in die Aus-wertung auch in den neuen Bundesländern das Ergeb-nis zugunsten der Folgenutzung Naturschutz verändern.

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Bei der forstlichen Nutzung überwiegen dieLaubwälder mit 47,7%: Viele Abbaustättender deutschen Zementindustrie liegen auf-grund der notwendigen geologischen Vor-aussetzungen in Landschaften, die im Un-terschied zu silicatischen Gebirgen nochhäufig von Laubmischwäldern bestandensind. Ausnahmen stellen die Abbaustättenim unmittelbaren Voralpenraum dar. Insge-samt treten Nadelwälder im Umfeld von34,9% aller Abbaustätten auf.

Hohes Konfliktpotenzial beim Abbau undbei der Erweiterung ergibt sich vor allemaus den Angaben zu „Besiedelung” und„Magerrasen/Felsstandorte”. So grenzenimmerhin 19,8% aller Abbaustätten unmit-telbar an Siedlungsflächen an.

Für den Natur- und Artenschutz relevanteBereiche sind neben naturnahen Wäldernund Felsstandorten vor allem extensiveBeweidungssysteme wie z. B. Magerra-sen. Entsprechende Flächen können auchmit Blick auf die Wiederbesiedelung vonAbbaustätten wichtige Refugialräume fürseltene Tiere und Pflanzen darstellen. Sol-che Biotope (13 Nennungen) grenzen in ca.15,1% aller Fälle an Abbaustätten an. Un-ter diesen 13 Fällen befinden sich 3 stillge-legte Abbaustätten. Nur in dieser Gruppefindet sich zudem eine Abbaustätte, die imUmfeld ausschließlich Magerrasen undFelsstandorte aufweist. In den verbleiben-den 10 Fällen werden je zweimal 2, 3 und4 verschiedene Nutzungstypen, dreimal 5und einmal 6 Nutzungstypen angegeben.

Unter „sonstige Nutzungen” wurden drei-mal andere Abbaustätten genannt. Dane-ben wurden Feuchtgebiete (2 Nennungen)und Naherholungsbereiche (2 Nennungen)aufgeführt. In einem Fall wurden zusätz-lich noch Straßen/Eisenbahn, Brachflächenund Fließgewässer angegeben.

Festzuhalten ist, dass es sich hier um dieAuswertung qualitativer Angaben handelt.Eine quantitative, flächenmäßig fundierteAnalyse würde die Bedeutung von Mager-standorten im Umfeld der Abbaustättenvermutlich noch stärker relativieren. Dieszeigt – wenn auch nur indirekt – die quanti-tative Analyse der Flächennutzung vor demAbbau (vgl. Abschnitt 5.3.2).

5.3 Nutzungen vor dem Abbau

Die Vornutzung wurde nicht nur abgefragt,um einen Vergleich mit dem Status quound den Folgenutzungen ziehen zu kön-nen. Entsprechende Angaben ermöglichenvielmehr auch einen Vergleich zwischender Vornutzung und dem aktuellen Umfeldder Abbaustätten. Da für das aktuelle Um-feld keine detaillierten, flächenmäßig auf-geschlüsselten Daten erhoben werdenkonnten (vgl. Abschnitt 5.2), wird im Fol-genden zwischen einer qualitativen und ei-ner quantitativen Analyse unterschieden.

5.3.1 Qualitative Analyse

In Abb. 12 sind zunächst die qualitativenAngaben zusammengefasst (Mehrfach-nennungen waren möglich). Nur einer der86 Fragebögen enthält weder quantitativenoch qualitative Angaben. Es handelt sichdabei um eine stillgelegte Abbaustätte.

Schon hier wird deutlich, dass landwirt-schaftliche und insbesondere ackerbau-liche Flächen bei der Vornutzung eine wich-tige Rolle spielen. Während 69,8% derAbbaustätten Ackerbau als Vornutzung auf-weisen, wurden Grünland- und Weide-flächen in 39,5% bzw. in 27,9% der Fällegenannt. In 3,5 % der Fälle ist keine ein-

deutige Zuordnung zwischen Grünland-und Weidenutzung möglich. 52,3% derAbbaustätten weisen Wälder, d. h. forst-wirtschaftliche Flächen als Vornutzung auf.Die Kategorie „Sonstiges” (insgesamt12,8 %) umfasst sehr unterschiedliche Vor-nutzungstypen. Genannt wurden hier u. a.Magerrasen, Weinbau, Altsteinbrüche, Ge-wässer- und Siedlungsflächen.

Die Ergebnisse deuten bereits auf erhebli-che Unterschiede zwischen Vor- und Folge-nutzung hin. Wie in Abschnitt 5.1 gezeigtwurde, wird als Folgenutzung überpropor-tional Naturschutz umgesetzt. In vielen Fäl-len werden daher nach Abbauende die inAbb. 12 dargestellten, überwiegend land-und forstwirtschaftlichen Vornutzungen(schrittweise) von naturschutzfachlich be-deutsamen Flächen abgelöst.

Auffällig ist, dass der Vornutzungstyp Ma-gerrasen nur zweimal genannt wird. Durchdie historische Kulturlandschaftsanalyse istbekannt, dass Magerrasen und Wachol-derweiden in den Kalkmittelgebirgen sehrweit verbreitet waren und große Flächeneinnahmen (vgl. KONOLD 1996). Ob bzw. in-wieweit hier der Begriff „Weide” als Sy-nonym zu betrachten ist, kann nicht beant-wortet werden. In einigen Fällen wird diesdurch naturschutzfachliche Untersuchun-gen bestätigt. Dieser Annahme folgend

Abb. 12: Qualitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau (n = 86).

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hätten bis zu 31,8% aller Abbaustätten (27Nennungen) unter anderem Magerrasenals Vornutzung aufgewiesen.

Für 22 dieser 27 Fälle wurden präziseFlächen- bzw. Prozentangaben gemacht.Danach weisen 5 Abbaustätten einen Wei-de-Anteil von unter 10% als Vornutzungauf. Bei 11 Abbaustätten wurden 10 bis20% und bei 3 Abbaustätten 20 bis 30%der Fläche vormals als Weide genutzt. Wei-tere drei Abbaustätten weisen bei der Vor-nutzung Weide-Anteile von 50%, 66,7%und 100% auf. Bei 2 dieser letztgenann-ten Fälle grenzt heute noch Magerrasenan. Eine Beobachtung, die bereits vonTRÄNKLE (1997) und POSCHLOD & TRÄNKLE

(1997) gemacht wurde, ist die hohe natur-schutzfachliche Wertigkeit von Abbaustät-ten, die von Magerrasen umgeben sindbzw. in solchen angelegt wurden. So istdenn auch eine der letztgenannten Abbau-stätten, die bereits stillgelegt wurde, aufder gesamten Fläche als Naturschutzge-biet ausgewiesen worden.

5.3.2 Quantitative Analyse

Bei 79 der 86 Fragebögen (91,9%) wur-den die Angaben zur Vornutzung mit ent-sprechenden Hektar- oder Prozentanteilenversehen. Die Prozentangaben wurden fürdie Auswertung auf die genehmigte Flächein Hektar umgerechnet. In den restlichenFällen war eine solche detaillierte Auf-schlüsselung nicht bzw. nicht mehr mög-lich. Einschließlich der Mehrfachnennun-gen wurden insgesamt 161 Nutzungsanga-ben für eine Gesamtfläche von 6.111 hagemacht. Abb. 13 gibt den Flächenumfangder verschiedenen Nutzungstypen und dieAnzahl der jeweiligen Nennungen wider.

Mit 55 Nennungen und einer Fläche von3.357 ha nimmt die Ackernutzung diehöchsten Flächenanteile (54,9%) ein. Aufeine Waldnutzung entfallen 42 Nennungenmit einer Fläche von 1.604 ha und einemFlächenanteil von 26,3%. Die Grünland-nutzung folgt mit 31 Nennungen, 646 haund einem Flächenanteil von 10,6%. DerNutzungstyp Weide erreicht mit 22 Nen-nungen dagegen nur eine Fläche von234 ha (3,8%). In drei Fällen konnten Wei-

de- und Grünlandnutzung nicht voneinan-der getrennt werden. Die entsprechendeFläche beträgt 190 ha (3,1%). Insgesamtnehmen die landwirtschaftlichen Nut-zungstypen damit eine Fläche von 4.427 haein, dies entspricht einem Anteil von72,4%. Auf die sonstigen Nutzungen ent-fallen bei 8 Nennungen nur 80 ha (1,3%).

Im Vergleich zur qualitativen Auswertunglässt sich folgendes festhalten: Die Domi-nanz der ackerbaulichen Vornutzung wirdmit einem Flächenanteil von 54,9% auch

durch die quantitative Analyse bestätigt.Abb. 13 zeigt zugleich, dass die Fragebö-gen mit quantitativen Angaben beim Vor-nutzungstyp „Ackerbau“ die geringste Dif-ferenz zwischen Anzahl der Nennungenund Flächenumfang aufweisen. Bei denanderen Vornutzungstypen ergeben sichhier durchweg deutlich ungünstigere Rela-tionen (viele Nennungen, wenig Fläche).Festzuhalten sind ferner folgende Punkte:Während bei der qualitativen Betrachtungdie Forstnutzung die Grünlandnutzung umdas 1,3-fache übertrifft, ergibt sich bei der

Abb. 13: Quantitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau (n = 79).

Abb. 14: Quantitative Analyse der Nutzungstypen vor dem Abbau differenziert nach 50-Jahres-Zeiträumen (n = 79).

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quantitativen Auswertung ein fast 2- bis2,5-fach höherer Anteil der Waldflächen.Der Weidenutzung kommt im Gegensatzzu den qualitativen Auswertungen mit ei-nem Flächenanteil von 3,8% nur eine un-tergeordnete Bedeutung zu. Dies gilt auchfür die sonstigen Nutzungen.

Schlüsselt man die quantitativen Daten inAbb. 13 nach drei 50-Jahres-Zeiträumenauf (vgl. Abb. 14), wird deutlich, dass dieInanspruchnahme vormals ackerbaulicherFlächen für die Rohstoffgewinnung der Ze-mentindustrie seit 1850 konstant von39,7% auf 71,6% zunimmt, während dieInanspruchnahme von Wald- und Grünland-flächen von 30,1% auf 20,0% bzw. von17,2% auf 3,1% abnimmt. Der Nutzungs-typ Weide bleibt bis 1950 mit 4,8% kon-stant niedrig und sinkt von 1950 bis heutenoch einmal erheblich auf nur noch 1,6%.

5.4 Schutzgebiete in und

angrenzend an Abbaustätten

Zwischen Rohstoffsicherung bzw. -gewin-nung und verschiedenen Schutzgüternkönnen erhebliche Nutzungskonflikte ent-stehen. Um das entsprechende Potenzialabzuschätzen, wurde gefragt, ob die je-weilige Abbaustätte in einem Schutzgebietliegt bzw. an ein solches angrenzt.

Im Rahmen von Genehmigungsverfahrenfür den Abbau oberflächennaher Rohstoffewerden bestehende Schutzgebietsflächenteilweise beibehalten, so dass es zu Über-schneidungen zwischen Abbauflächen undSchutzgebietsgrenzen kommt. Mitunterwerden auch Schutzgebiete auf Teilflächenbereits bestehender Abbaustätten faktischoder planerisch ausgewiesen. Auf dieseUmstände ist die Nennung von Schutzge-bieten innerhalb von Abbaustätten zurückzu führen.

Ausgewertet wurden Angaben zu allen 86Abbaustätten, wobei zwischen betriebenenund stillgelegten Anlagen unterschiedenwurde. Mehrfachnennungen waren möglich.

5.4.1 Betriebene Abbaustätten

Selbst wenn man die Antworten um Mehr-fachnennungen konsolidiert, haben vonden 67 in Betrieb befindlichen Abbaustät-ten lediglich 18 keine Berührungspunktemit faktisch oder planerisch vorgesehenenSchutzgebieten innerhalb oder außerhalbihrer Flächenareale (ohne neue NATURA2000-Gebiete). Dies zeigt einerseits, dassin Deutschland ein dichtes Schutzgebiets-

netz für Tiere, Pflanzen, Landschaft oderWasser aufgebaut wurde, und anderer-seits, dass ein Interessenausgleich mög-lich ist.

25 der 67 betriebenen Abbaustätten wei-sen nach Konsolidierung der Mehrfach-nennungen faktisch oder planerisch vorge-sehene Schutzgebiete innerhalb ihresFlächenareals auf. Dies entspricht einemAnteil von 37,3% aller betriebenen Abbau-

Abb. 15: Anzahl der Schutzgebiete, die an betriebene Abbaustätten angrenzen oder innerhalb betriebe-ner Abbaustätten liegen. Absolute Angaben (n = 67). (NSG: Naturschutzgebiete; LSG: Land-schaftschutzgebiete; LB: Geschützte Landschaftsbestandteile).

Abb. 16: Anzahl der Schutzgebiete, die an stillgelegte Abbaustätten angrenzen oder innerhalb stillgeleg-ter Abbaustätten liegen. Absolute Angaben (n = 19). (NSG: Naturschutzgebiete; LSG: Land-schaftschutzgebiete; LB: Geschützte Landschaftsbestandteile).

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stätten. Besonders hervorzuheben ist,dass sich 9 Nennungen auf Naturschutz-gebiete beziehen (vgl. Abb. 15). Auf Land-schafts- und Wasserschutzgebiete wurdemit 10 bzw. 12 Nennungen sogar nochhäufiger verwiesen.

Hinzu kommt, dass an 31 der 67 betriebe-nen Abbaustätten (46,3%) faktisch oderplanerisch vorgesehene Schutzgebiete an-grenzen. Den höchsten Wert erreichenhier die Naturschutzgebiete mit 16 Nen-nungen, gefolgt von 13 Landschafts- und10 Wasserschutzgebieten. Naturparks undgeschützte Landschaftsbestandteile spie-len eine untergeordnete Rolle.

5.4.2 Stillgelegte Abbaustätten

Nach Konsolidierung der Mehrfachnen-nungen liegen bei 13 der 19 stillgelegtenAbbaustätten (68,4%) Schutzgebiete ent-weder innerhalb des Flächenareals oderangrenzend vor. Davon weisen 7 Abbau-stätten Schutzgebiete innerhalb ihresFlächenareals auf oder sind selbst Schutz-gebiet. 4 Nennungen beziehen sich hierbeiauf Naturschutzgebiete (vgl. Abb. 16) undjeweils 3 weitere Nennungen auf Land-schafts- und Wasserschutzgebiete.

An 8 der 19 aufgelassenen Abbaustättengrenzen nach Konsolidierung der Mehr-fachnennungen Schutzgebiete an. Mit 8Nennungen sind hier die Landschafts-schutzgebiete besonders stark vertreten.Geschützte Landschaftsbestandteile wur-den zweimal, die Kategorie „Naturschutz-gebiete” wurde einmal genannt.

Die Anzahl der als Schutzgebiete ausge-wiesenen ehemaligen Abbaustätten istvermutlich höher, als es die Ergebnisse derUmfrage widerspiegeln. Viele ehemaligeAbbaustätten können, wie bereits weiteroben dargelegt wurde, durch eine Umfragebei den aktuellen Betreibern nicht mehr er-fasst werden (vgl. TRÄNKLE et al. 1992).

5.4.3 Bundesweite Verteilung

Eine Detailanalyse ergab hinsichtlich derVerteilung der Schutzgebiete auf die Ab-baustätten in den verschiedenen Bundes-ländern zusätzliche Hinweise. Es ist auffäl-lig, dass sich die Angaben zu Schutzgebie-ten auf einzelne Bundesländer konzentrie-ren. So sind vor allem in Baden-Württem-berg und Nordrhein-Westfalen in Abbau-stätten Schutzgebiete ausgewiesen oderplanerisch vorgesehenen worden. In Bay-ern und Hessen liegt hingegen kein einzi-ges Schutzgebiet innerhalb einer Abbau-stätte. Dies kann u. a. auf unterschiedlicheVorgaben bei der Ausweisung von Schutz-gebieten hindeuten.

5.4.4 FFH- und Vogelschutzgebiete

Der Bearbeitungsstand bei der Meldungvon europäischen Schutzgebieten gemäßder FFH- und der Vogelschutz-Richtlinie,den so genannten NATURA 2000-Gebie-ten, ist in den Bundesländern unterschied-lich. Insgesamt machten die Betreiber in20 Fällen hierzu Angaben, die sich zum Teilauf Meldelisten der Bundesländer, zum Teilauf die „Schattenlisten“ der Naturschutz-verbände beziehen. In 17 Fällen handelt essich um betriebene Abbaustätten, in 3 Fäl-len um stillgelegte Anlagen.

Nach der Umfrage grenzen 9 betriebeneAbbaustätten an geplante FFH- bzw. Vo-gelschutzgebiete an, was Konsequenzenin punkto Umgebungsschutz nach sich zie-hen kann. Bei 8 betriebenen und den 3 still-gelegten Abbaustätten soll das NATURA2000-Gebiet sogar innerhalb der Abbau-areale liegen4).

5.5 Besonderheiten

von Abbaustätten

Abbaustätten können wichtige Refugialräu-me für seltene und bedrohte Tier- und Pflan-zenarten darstellen (vgl. TRÄNKLE 1997). Die-ser Sachverhalt sollte – neben anderen Be-sonderheiten der jeweiligen Abbaustätte(wie z. B. Geotopen) – mit der Frage nach„Spezialitäten und Sehenswürdigkeiten”abgeklärt werden. Die Angaben wurdennach Betriebsflächen und deren renaturier-tem bzw. rekultiviertem Teil getrennt.

Sehr häufig wurden Hinweise auf geologi-sche und ornithologische Besonderheitengegeben. Angaben z. B. zu seltenen Insek-ten oder Moosen fehlen. Die Daten gebennur einen Ausschnitt wider und müssendurch die Auswertung der Fachliteraturund der „grauen” Literatur ergänzt werden(Naturschutz und Zementindustrie, Pro-jektteil 2: Literaturstudie).

4) Hierbei handelt es sich primär um die Standorte inder Hellweg-Börde (Raum Erwitte/Geseke), von dernach Auffassung der Naturschutzverbände aufgrund ei-ner Wiesenweihen-Population große Teilflächen inklusi-ve der Abbauareale der EU-Kommission als NATURA2000-Gebiet gemeldet werden sollen.

Abb. 17: Anteil der Nennungen von Besonderheiten getrennt nach Betriebsflächen und rekultivierten/renaturierten Flächen. Angaben in Prozent der gesamten Abbaustätten (n = 86).

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20

Insgesamt wurden für 47 der 86 Abbau-stätten Angaben gemacht. Bei den Be-triebsflächen sind für 25 Abbaustätten, beiden rekultivierten bzw. renaturierten Flä-chen für 36 Abbaustätten Hinweise auf Be-sonderheiten gegeben worden. Diese An-gaben wurden einschließlich der Hinweisezu Tieren und Pflanzen in Abb. 17 zusam-mengefasst.

Während im Hinblick auf die Betriebs-flächen die geologischen und (kumulierten)biologischen Besonderheiten einen etwagleich großen Anteil einnehmen, dominie-ren bei den Hinweisen zu Besonderheitenauf rekultivierten und renaturierten Flächeneindeutig Biotope, Flora und Fauna.

Schlüsselt man die Oberbegriffe weiterauf, so wurden z. B. bei „Artenschutz Fau-na” insgesamt 7 Uhu-Brutvorkommen, 6regional bedeutsame Amphibienvorkom-men, 4 wichtige Libellenvorkommen so-wie 1 national bedeutsames Fledermaus-habitat aufgeführt. Unter dem Stichwort„Artenschutz Flora” wurden vor allem Or-chideenvorkommen (7 Nennungen) zu-sammengefasst. Berücksichtigt man einehohe Dunkelziffer, so deutet sich bereitsvor Auswertung der Literatur die wichtigeFunktion der Abbaustätten für den Arten-und Naturschutz an.

5.6 Naturschutzfachliche und

geologische Untersuchungen

Ziel der Umfrage zu diesem Punkt war es,Hinweise zur so genannten „grauen“ Lite-ratur (Gutachten, UVS etc.) zu erhalten, diefür die Literaturstudie (vgl. Projektteil 2)von großer Bedeutung sein kann.

Die Ergebnisse spiegeln die seit 15 bis 20Jahren veränderten Genehmigungsanfor-derungen und die damit verbundene Aus-weitung entsprechender Untersuchungenwider. Inhaltliche Schwerpunkte bildenzum einen Geologie und Hydrogeologieund zum anderen Renaturierung, Biotope,Flora und Fauna (vgl. Abb. 18). Nur für 9

Abbaustätten wurden hierzu keine weiter-gehenden Angaben gemacht. Von diesen9 Abbaustätten sind 3 seit längerer Zeit(>30 Jahre) stillgelegt.

Splittet man die Angaben zur Fauna weiterauf, zeigt sich ein Schwerpunkt der Anga-ben bei den Artengruppen „Vögel”, „Am-phibien”, „Reptilien”, „Laufkäfer” und„Schmetterlinge” (Abb. 19). Andere Tier-gruppen wurden weniger häufig genannt.Vergleicht man die Gesamtzahl der fauni-stischen Untersuchungen (37 Nennungen)

Abb. 18: Übersicht über die Anzahl der naturschutzfachlichen und geologischen Untersuchungen aufgeschlüsselt nach Themenbereichen (n = 86).

Abb. 19: Übersicht über die Anzahl faunistischer Untersuchungen (n = 37).

5) Unter einer Taxozönose wird die Gesamtheit einerverwandten Organismengruppe verstanden. Eine Taxo-zönose können z. B. die Laufkäfer (als Untergruppe derKäfer), alle Käfer oder auch alle Insekten sein.

mit der Summe der darin enthaltenen Ein-zeluntersuchungen (99 Nennungen), zeigtsich, dass je faunistischer Untersuchungca. drei Taxozönosen5) behandelt wurden.

Untersuchungeninsgesamt

Vögel Reptilien Amphibien Laufkäfer Schmetter-linge

Heu-schrecken

Fleder-mäuse

Spinnen Libellen

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21

6.1 Zusammenarbeit mit Natur-

schutzverbänden

Im Hinblick auf die Zusammenarbeit mitNaturschutzverbänden wurde zum einengefragt, ob überhaupt ein Kontakt bestehtund zum anderen, wie dieser bewertetwird. Dabei wurde von den Betreibern z. T.auch auf die Zusammenarbeit mit Behör-den und Naturschutzbeauftragten einge-gangen. Die 10 Nennungen, die sich aufBehörden beziehen (vornehmlich die Unte-re Naturschutzbehörde), wurden bei der

Auswertung nicht weiter berücksichtigt,da eine Zusammenarbeit in der Regel obli-gatorisch ist. Die Naturschutzbeauftragtenhingegen wurden für die Zwecke dieserAuswertung den Naturschutzverbändenzugeordnet, die 5 entsprechenden Nen-nungen also in die Auswertung einbezo-gen.

Die Angaben erfolgten verbal argumenta-tiv, so dass keine Daten vorliegen, die inein einfaches, wenig stufiges Ranking über-führt werden könnten. Der weitaus größte

Teil der Antworten deckt sich jedoch in derFormulierung. Daher konnten die weiter un-ten aufgeführten Kategorien erstellt wer-den. Nur in einem Fall war eine direkte Zu-ordnung zu einer dieser Gruppen nichtmöglich. Dieser Einzelfall wurde daher derKategorie „keine Bewertung” zugewiesen.

Bei insgesamt 86 betriebenen und stillge-legten Abbaustätten der deutschen Ze-mentindustrie liegt in 28 Fällen (25 betrie-bene, 3 stillgelegte Abbaustätten) eine Zu-sammenarbeit zwischen Betreibern undNaturschutzverbänden vor. In 48 Fällen hin-gegen wurde angegeben, dass kein Kon-takt besteht. Im Falle von Kontakten lässtsich die Bewertung der Betreiber ganzüberwiegend den Kategorien von „nütz-lich“ bis „sehr positiv/sehr gut“ zuordnen.Während in insgesamt 14 Fällen die Zu-sammenarbeit sogar „positiv/gut“ bzw.„sehr positiv/sehr gut“ bewertet wurde,gab es nur in 4 Fällen eine negative Reso-nanz (vgl. Abb. 20).

6.2 Öffentlichkeitsarbeit

Hier wurde gefragt, ob für die betreffendeAbbaustätte Öffentlichkeitsarbeit betrie-ben wird und wenn ja, in welcher Form.Danach wird für über 80% aller Abbaustät-ten Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt. Nurfür 11 betriebene und drei stillgelegte Ab-baustätten trifft dies aktuell nicht zu. Derweitaus größte Teil der Betreiber hat dem-nach die Notwendigkeit aktiver Öffentlich-keitsarbeit klar erkannt.

Betrachtet man die Instrumente der Öf-fentlichkeitsarbeit genauer (s. Abb. 21), er-gibt sich eine klare Dominanz von Exkursio-nen und Führungen. Zielgruppen sindhäufig Schüler und Studenten, so dass indiesem Zusammenhang auch schulischeProjekttage und Praktika genannt wurden.Andere Instrumente der Öffentlichkeitsar-beit spielen offenbar eine geringere Rolle.Zwar werden noch 25% der Abbaustättenin einen „Tag der offenen Tür” einbezogen.Pressearbeit, Internet oder Video sind hin-gegen deutlich unterrepräsentiert. Es kannaber sein, dass sie in andere Formen derÖffentlichkeitsarbeit integriert sind.

6 Öffentliches Engagement

Abb. 20: Bewertung der Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden durch die Betreiber der Abbaustätten (n = 28).

Abb. 21: Formen der Öffentlichkeitsarbeit (n = 69, Mehrfachnennungen möglich).

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7 Zusammenfassung

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Folgende Ergebnisse lassen sich – insbe-sondere mit Blick auf naturschutzfachlicheFragestellungen – nach Auswertung derUmfrage festhalten:

Für die 67 betriebenen Abbaustätten derdeutschen Zementindustrie liegen nun-mehr umfassende Daten und naturschutz-fachlich bemerkenswerte Ergebnisse vor.Dies gilt auch für die 19 stillgelegten Ab-baustätten. Die Entwicklung nach 1945dürfte damit nahezu vollständig erfasstworden sein. Erhebliche Lücken bestehenerwartungsgemäß für ältere, seit langemstillgelegte Betriebe, für die aufgrund desStrukturwandels in der Zementindustriekeine Angaben gemacht werden konnten.Die Erschließung neuer Abbauflächen hatsich aufgrund des Strukturwandels, aberauch aufgrund zunehmender Nutzungs-konflikte von „der grünen Wiese“ auf dieErweiterung bestehender Abbaukomplexeverlagert.

In den betriebenen Abbaustätten wurdenim Erhebungszeitraum einschließlich derRohstoffe, die nicht für die Klinker- und Ze-mentproduktion, sondern für andereZwecke (Herstellung von Branntkalk etc.)genutzt wurden, rund 51,2 Mio. Jahreston-nen Gesteinsmaterial gewonnen. Aus geo-logischer Sicht handelt es sich hierbei zurund 70% um Kalk- und Kalkmergelsteineder Kreide und des Trias. Die Abbaumen-gen schwanken beträchtlich. Allerdingswurden in den Abbaustätten mit einer Jah-resproduktion von über 750.000 t (42,2%der Abbaustätten) 76,5% der gesamtenRohstoffmenge und in den 9 größten Ab-baustätten mit einer Jahresproduktion vonüber 1,5 Mio. t (14,1% der Abbaustätten)40% aller Rohstoffe gefördert.

Die Abbaustätten der deutschen Zement-industrie sind in der Regel deutlich größerals die anderer Steine und Erden-Bran-chen. 86,6% der betriebenen Abbaustät-ten haben einen Flächenumfang von mehrals 25 ha, 13,4% sind größer als 150 ha.Zudem sind die stillgelegten Abbaustättender Zementindustrie kleiner als die betrie-benen Abbaustätten. Darin spiegelt sichder Trend zu größeren Produktionseinhei-ten in der Zementindustrie wider. Dies istaber auch deshalb bemerkenswert, weil

größere Flächen ein höheres Natur- und Ar-tenschutzpotenzial aufweisen können.

Die offene bzw. verritzte Betriebsfläche,die zur Rohstoffgewinnung genutzt wird,beträgt branchenweit rund 2.500 ha. Da-von sind derzeit 15,2% temporär stillge-legt. Nicht alle Betreiber haben zu tem-porär stillgelegten Bereichen Flächenan-gaben gemacht. Dies kann u. a. auf ein ge-wisses Misstrauen gegenüber behördli-chen Eingriffen und/oder ungewolltem„Naturschutz“-Tourismus zurückzuführensein. Der potenzielle Wert temporär still-gelegter Flächen für den Natur- und Arten-schutz (Wanderbiotope etc.) steht fachlichaußer Frage. Dies gilt auch für einen Teilder Flächen, die dem aktiven Betrieb zuge-rechnet werden (Fahrwegsränder etc.).

Die Gesamtfläche der Folgenutzung be-trägt rund 1.500 ha. Mit einem Flächenan-teil von 53,7% dominiert hier der Natur-und Artenschutz. Forstliche und landwirt-schaftliche Rekultivierung kommen auf ei-nen Anteil von 15,4% bzw. 14,3%. DerAnteil der Deponieflächen beträgt 13,3%.Alle anderen Folgenutzungstypen spielenbranchenweit nur eine untergeordnete Rol-le. Dies gilt auch für die Folgenutzung„Freizeit und Erholung“, die hier insge-samt nur auf einen Anteil von 0,7%kommt. In 48 Fällen, das sind 80,0% derAbbaustätten mit Folgenutzung, ist der Na-turschutz zumindest anteilig umgesetztworden. Eine Detailauswertung zeigt, dassin 28 Fällen auf über 98% der gesamtenFolgenutzungsfläche eine Renaturierungdurchgeführt wurde.

Im Hinblick auf die Vornutzung der Abbau-flächen wurde ein Flächenumfang von ins-gesamt rund 6.100 ha angegeben. Hier do-miniert mit einem Flächenanteil von 54,9%die ackerbauliche Nutzung, d. h. eine imAllgemeinen intensive Form der Landwirt-schaft. Auf die Waldnutzung entfallen26,3%. Dagegen kommen die Grünland-und die Weidenutzung nur auf einen Anteilvon 10,6% bzw. 3,8%. Bei weiteren 3,1%der Flächen konnten Grünland- und Weide-nutzung nicht unterschieden werden. EineDetailauswertung zeigt, dass die ackerbau-liche Vornutzung in den letzten 150 Jahrenbei gleichzeitig sinkendem Anteil der Wald-

und Weidenutzung kontinuierlich zuge-nommen hat und seit den 1950er-Jahrenbei über 70% liegt.

Für das Umfeld der Abbaustätten liegenaufgrund der schwierigen Datenlage nurqualitative Angaben in Form von Mehr-fachnennungen vor. Danach grenzen74,4% der Abbaustätten an ackerbaulichgenutzte Flächen, 51,2% an Grünland,47,7% an Laubwälder, 34,9% an Nadel-wälder und 24,4% an eine Weidenutzung.In 19,8% der Fälle liegen Siedlungsflächenim direkten Umfeld der Abbaustätten. Ma-gerrasen und Felsstandorte, d. h. beson-ders wichtige Biotope, grenzen in 15,1%der Fälle an. Dies kann bei betriebenen Ab-baustätten (10 Fälle) zu erheblichen Nut-zungskonflikten führen. Zu berücksichtigenist aber auch, dass benachbarte Biotopebei der Wiederbesiedelung ehemaliger Ab-bauflächen eine wichtige Rolle spielen.

46,3% der betriebenen Abbaustättengrenzen an bereits bestehende oder plane-risch vorgesehene Naturschutz-, Land-schaftsschutz- und/oder Wasserschutz-gebiete etc. an. 37,3% der betriebenenAbbaustätten weisen sogar innerhalb ihresFlächenareals entsprechende Schutzge-biete auf, davon 9 Naturschutzgebiete. Ins-gesamt haben nur 26,9% aller betriebenenAbbaustätten keinerlei Berührungspunktemit bestehenden oder vorgesehenenSchutzgebieten. Zudem liegen bei 68,4%der stillgelegten Abbaustätten die genann-ten Schutzgebietstypen entweder inner-halb oder im direkten Umfeld der Flächen.Dies zeigt einerseits, dass in Deutschlandein dichtes Schutzgebietsnetz aufgebautwurde, und andererseits, dass ein Interes-senausgleich möglich ist.

Bei 32,6% aller Abbaustätten bzw. 37,3%der betriebenen Abbaustätten besteht einKontakt zwischen Unternehmen und Na-turschützern. Im Falle von Kontakten lässtsich die Bewertung der Zusammenarbeitdurch die Unternehmen ganz überwiegendden Kategorien von „nützlich“ bis „sehrpositiv/sehr gut“ zuordnen. Zudem wirdfür über 80% aller Abbaustätten Öffent-lichkeitsarbeit betrieben, am häufigsten inForm von Exkursionen und Führungen. AlsBesonderheiten der Abbaustätten werden

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8 Literatur

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■ Albrecht, H. (1991): Von Caementum zumZement. Die Geschichte der Zementindu-strie im Alb-Donau-Raum. In: Albrecht, H.:Kalk und Zement in Württemberg. Technik+ Arbeit 4. Schriften des Landesmuseumsfür Technik und Arbeit Mannheim.

■ Bundesverband der Deutschen Zement-industrie/Verein Deutscher Zementwerke(Hrsg.): Naturschutz und Zementindustrie,Projektteil 2: Literaturstudie. Bearbeitetvon: Tränkle, U.; Röhl, M.; Offenwanger, H.;Hübner, F.; Poschlod, P., Verlag Bau + Tech-nik (in Vorbereitung).

■ Bundesverband der Deutschen Zement-industrie/Verein Deutscher Zementwerke(Hrsg.): Naturschutz und Zementindustrie,Projektteil 3: Management-Empfehlungen.Bearbeitet von: Beißwenger, T.; Tränkle, U.;Hehmann, M., Verlag Bau + Technik (in Vor-bereitung).

■ Bundesverband der Deutschen Zementin-dustrie (2000): Zement-Jahresbericht 1999-2000.

■ Konold, W. (1996): Die Veränderung einerFlusslandschaft. Das Beispiel obere Donau.In: Konold, W.: Naturlandschaft – Kultur-landschaft. Ecomed Verlag: 201-226.

■ Poschlod, P.; Tränkle, U. (1997): Stein-brüche und Folgenutzung Naturschutz –Perspektive oder Konflikt? In: Poschlod, P.et al.: Steinbrüche und Naturschutz. Eco-med Verlag: V-XV.

■ Ranson, C. E. & Doody, J. P. (1981): Quar-ries and nature conservation – objektivesand management. In: Ecology of quarries.The importance of natural conservation. ITESymposium No. 11. Ed. by B. N. K. Davis.Monkswood, Huntingdon (UK): 20-26.

■ Reinhardt, C. (1991): Was die Welt zusam-menhält. Die Entwicklung der Chemie vonKalk und Zement. In: Albrecht, H.: Kalk undZement in Baden-Württemberg. Technikund Arbeit 4. Schriften d. Landesmuseumsfür Technik und Arbeit Mannheim: 45-57.

■ Stanley, S. M. (1994): Historische Geologie.Eine Einführung in die Geschichte der Erdeund des Lebens. Spektrum AkademischerVerlag, Heidelberg.

■ Tränkle, U. (1997): Vergleichende Untersu-chungen zur Sukzession von Steinbrüchenin Südwestdeutschland und neue Ansätzefür eine standorts- und naturschutzgerechteRenaturierung. In: Poschlod, P. et al.: Stein-brüche und Naturschutz. Ecomed Verlag:1-328.

■ Tränkle, U., Poschlod, P., Kohler, A. (1992):Steinbrüche und Naturschutz. Literatur-studie. Veröff. Projekt „Angewandte Ökolo-gie 4“.

■ Verein Deutscher Zementwerke e.V. (2000):Umweltdaten der deutschen Zementindu-strie.

vor allem Geotope, Biotope sowie der Ar-ten- und Naturschutz genannt. Bei der„grauen“ Literatur dominieren geologi-sche, hydrogeologische und naturschutz-fachliche Fragestellungen, bei den faunisti-schen Arbeiten stehen Vögel, Amphibien,Reptilien und Insekten im Vordergrund. DieAuswertung dieser Arbeiten wird Bestand-teil der Literaturstudie sein (vgl. Natur-schutz und Zementindustrie, Projektteil 2:Literaturstudie).

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Verlag Bau + Technikvormals Beton-Verlag