NEWSLETTER - back-to-life.org · Besuch von Slumschule und Kinderheimen: Kevin und Bianca aus...

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NEWSLETTER FRÜHJAHR 2017

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NEWSLETTERF R Ü H J A H R 2 0 1 7

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Back to Life e.V. fördert seit 1996 in Indien und seit 2009 in Nepal die Verbesserung der Lebensumstände von notleidenden und schwer benachteiligten Menschen. Bis zu 45.000 Menschen werden mittlerweile durch die Maßnahmen von Back to Life erreicht. Unter dem Leitgedanken „Hilfe zur Selbsthilfe“ werden die Projekte von der Gründerin Stella Deetjen initiiert. Projektleiter und Partner begleiten diese,

um die örtliche Bevölkerung schließlich in die Selbst-bestimmung und Selbstständigkeit zu führen. Administrative Aufgaben werden in Deutschland von einem kleinen Team ausgeführt, um die Kosten gering zu halten. Darüber hinaus leisten viele Helfer, Vereinsmitglieder sowie der Vorstand ehrenamtliche Arbeit.

NEPAL

INDIEN

Besuch von Slumschule und Kinderheimen: Kevin und Bianca aus Berlin 18

Schreckliches Unglück im Mädchenheim: Unsere Kinder trauern. 20

Am Ende war sie zu schwach: Gulavi Devi erlag ihrem Leiden. 21

Ein bescheidenes Leben an den Ghats: Vijay und sein Blumenstand 21

Leistung wird belohnt – Anita und ihr neuer Laptop 22

Weihnachten in den Kinderheimen: eine fast schon eine indische Tradition 22

Happy Shivaratri – Benares verehrt Shiva. 23

Vier Jahrzehnte Straßenleben: Mahendra bettelt weiterhin nahe „Underground“. 24

Nähen für die Familie: Reshma versucht, der Armut zu entkommen. 25

Gegen Rassismus, für Courage – Stella wird Pate des Adolf-Reichwein-Gymnasiums. 26

Vielseitiges Engagement: Die Spendenaktionen der letzten Monate 27

Dominic und Silvio – mit dem Fahrrad für Back to Life nach Nepal 28

Einzigartige Begegnung: Stella zu Besuch beim Papst 30

Rückblick: Das nächste Kapitel der „Unberührbar“-Lesereise 31

WEITERE THEMEN

Tipp: Für eine schnelle Navigation zu den Artikeln genügt ein Klick auf die Überschriften im Inhaltsverzeichnis.

Wiederaufbau nepalesischer Schulen – Stella direkt vor Ort 4

Zwei neue Geburtshäuser in Mugu – zwei neue „Back to Life-Babys“ in Gamtha 6

Endlich nicht mehr frieren – neue Winterkleidung für 2.120 Kinder 8

Die Nacht wird heller in Gamtha – Solaranlagen für 520 Haushalte 10

Jobperspektiven im Nirgendwo: Back to Life bildet für Mugu aus. 12

Eine Unachtsamkeit führt zur Tragödie – das Feuer von Chakpande 13

Freude auf dem Schulhof: Neue Winterkleidung für die Schüler Chitwans 14

Weil es immer wieder passieren kann – Erdbeben-Sicherheitstrainings 15

Gesundheit geht vor: Regelmässige Healthcamps in Chitwans Schulen 16

Einzug ins neue Zuhause – die Familie von Mr. Sanchasing ist überglücklich. 17

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An 24 Schulen in den Bergen Mugus verteilten wir im Rahmen unserer Winterhilfe warme Wintersachen, eine dringend notwendige Maßnahme. Insgesamt 2.120 Schüler müssen fortan nicht mehr auf dem Weg zu ihrer Schule frieren. Ihre bisherigen dünnen Hemdchen hatten zwangsläufig zur Folge, dass der Krankenstand an den Schulen hoch war. Nun hat die erbarmungslose Kälte ihren Schrecken für die Kinder verloren.

Im März war ich erneut in Deutschland unterwegs, um über unsere Arbeit zu berichten und aus meinen Buch „Unberührbar“ vorzulesen. Es ist schön zu erleben, dass das Interesse an unseren Projekten sowie am Buch weiterhinungebrochen ist. Besonders freut es mich, wieder neue Paten für unsere Projekte gefunden zu haben: Menschen, die gerne unsere Einladung annahmen, das Schicksal der Bedürftigen in Nepal und Indien positiv zu beeinflussen. Herzlich willkommen!

Entdecken Sie nun die neuesten Geschichten aus unseren Projektgebieten und sehen Sie selbst, was aus Ihrer Unter-stützung erwachsen kann. Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen haben: Unsere Facebook- und Webseite berichten wöchentlich über die aktuellsten Entwicklungen unserer Projektarbeit. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Frühling sowie ein schönes Osterfest!

Alles Liebe und Gute, Ihre

Liebe Freunde von Back to Life,

der herzenswärmste Tag des vergangenen Winters war für mich die Begegnung mit Papst Franziskus, dem ich mein Buch „Unberührbar“ überreichen durfte. Einen kurzen Bericht über diesen besonderen Moment in meinem Leben finden Sie im Heft.

Das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings erlebte ich in Nepal. Dort reiste ich nach Nuwakot, ins ehemalige Erdbebengebiet, um die Fortschritte unserer sechs Schul-Baustellen zu sichten. Es ist eine Herausforderung und ein nie zuvor dagewesenes Großprojekt für uns, so viele Gebäude gleichzeitig in den Bergen fertigzustellen. Das sehnsüchtige Hoffen der Kinder, wieder in einer richtigen Schule zu lernen, hat somit, zwei Jahre nach den schrecklichen Erdbeben, doch noch ein glückliches Ende gefunden. Nun können sie endlich ihre schulische Ausbildung unter würdigen Bedingungen abschließen. Viele hunderttausend Kinder in Nepal haben nicht diese Möglichkeit und werden, wenn überhaupt, noch immer in Ruinen und provisorischen Verschlägen unterrichtet. Ihre Zukunftschancen werden erheblich schlechter sein.

Besonders freue ich mich über unsere beiden neuen Geburts-häuser in Gamtha und Khamale, deren täglicher Betrieb nun in vollem Gange ist. Begleitete Geburten unter sicheren, medizinischen Bedingungen – unsere mittlerweile sechs Geburtshäuser sind Meilensteine im Kampf gegen die noch immer viel zu hohe Mütter- und Kindersterblichkeitsrate in Mugu.

Vorwort

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Schon bei der Landung überwältigte mich das Gefühl der Heimkehr. Die vielfältigen Gerüche, das laute, bunte Chaos auf den Straßen, das freundliche, offene Lachen der Nepali, die Gelassenheit... ...es freut mich so sehr, wieder hier zu sein. Mein erster Weg führte mich nach Nuwakot ins ehemalige Erdbebengebiet. Dort bauen wir zur Zeit 6 Schulen wieder auf und ich konnte es kaum abwarten, die Fortschritte mit eigenen Augen zu sehen. Allerdings hätte ich mich vielleicht doch noch einen Tag länger ausruhen sollen, denn die Fahrt über die bergigen Straßen, Serpentinen und unzähligen Schlaglöcher schüttelte mich derart durch, dass mir furchtbar schlecht wurde. Ich war regelrecht „seekrank“ – da half auch der atemberaubende Blick auf den Horizont mit den majestätischen, schneebedeckten Gipfeln des Himalayas nicht. Als wir endlich, nach 4 Stunden Seekrankheit, in unserem kleinen Büro in Nuwakot ankamen, konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und musste mich hinlegen. Das ist mir noch nie passiert. Abends war ich dann aber wieder in der Lage, das Teammeeting zu leiten und unser Architekt und Bauleiter erklärte mir den Stand der einzelnen Bauprojekte.

Am nächsten Morgen starteten wir früh, ich stieg bei meinem nepalesischen Projektleiter hinten aufs Motorrad und durch die frische Morgenluft brausten wir beständig auf nicht ausgebauten, staubigen und holprigen kleinen Pisten den Berg hoch und dann von Hügel zu Hügel. Ab und zu passierten wir kleine Siedlungen, die man kaum Dörfer nennen konnte, die Menschen schauten uns neugierig hinterher. Die meiste Zeit arbeiteten wir uns bergauf. Dabei hat man den Berg auf der einen Seite und die andere gibt den Blick frei auf Terrassenfelder, die sich an den Flanken aller sichtbaren Hügel schmiegen – dahinter blitzen immer mal wieder die weißen Gipfel des Himalayas auf. Schließlich erreichten wir die erste Baustelle voller Tatendrang. Jetzt war ich vollends wieder angekommen!

Die „Sundari Devi“-Schule ist bereits so weit, dass ich tatsächlich schon die ersten Pinselstriche an der Außenwand tätigen konnte – es war mir eine Herzensfreude! Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann können die Mädchen und Jungen endlich aus den behelfsmäßigen Blechverschlägen in die schöne Schule umziehen. Vor meinem inneren Augen sehe ich bereits die Kinder in diesen neugebauten, erdbeben-sicheren Klassenräumen lernen und heranwachsen.

Dass unsere Schulgebäude auch nach allen von den Behörden vorgegebenen Standards erdbebensicher sind, habe ich nicht nur bereits vor Monaten auf Papier in Form der Baupläne abgenommen, sondern mich davon nun auch vor Ort selbst überzeugen können. Die Dicke der Mauern, die Tiefe des Fundaments, die Abstände zwischen den einzelnen Gebäuden, damit sie im Notfall ausschwingen können – das alles ist behördlich genau festgelegt. Stahlstreben sind als Stützen nicht nur vertikal im Mauerwerk verbaut, sondern legen sich wie sichernde Gürtel auch horizontal um die Gebäude. Gleichfalls gibt es strenge Richtlinien, welches Baumaterial genutzt werden darf. Wir bauen ausschließlich mit Eco-Mauer-steinen, die nicht nur umweltfreundlich hergestellt werden, sondern auch stabiler als die traditionellen Lehmziegel sind.

Wiederaufbau nepalesischer Schulen – Stella direkt vor Ort

NEPAL

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Schnell lernte ich, dass jede der 6 Baustellen ihre eigene Geschichte hat, denn Bauprojekte in den Bergen sind nicht einfach zu realisieren und mein Team begegnet den unterschiedlichsten Herausforderungen. Bei einer Baustelle ist die Wasserknappheit ein Problem, bei der nächsten musste erst ein fast 7 Meter hoher Hügel mühsam abgetragen und der Baugrund begradigt werden. Bei einer weiteren stießen die Arbeiter beim Ausheben des Fundaments auf eine riesige Felsplatte aus festem Granit, die mit dem herkömmlichen Werkzeug, wie einfache Hammer und Meißel, nicht zu brechen war. So musste erst ein schwerer Steinbohrer aus Kathmandu herangebracht werden, mit dem es dann endlich möglich war, das Fundament tief genug auszuheben. Für alle Baustellen legten wir letzten Herbst zeitgleich den Grundstein, die Baufortschritte sind durch die Begebenheiten jedoch unterschiedlich. Seit Ende letzten Jahres wird täglich gebaut. Unser Team ist über die einzelnen Baustellen verteilt, so dass es auf allen gleichzeitig vorangeht.

Die Dorfbewohner legen tatkräftig mit Hand an, gleichzeitig sind geübte Bauarbeiter engagiert und unsere Fachleute überwachen jeden Handschlag. Alle Baustellen wurden von den Behörden geprüft und abgenommen, der Fertigstellung steht nun nichts mehr im Weg. Ich danke meinem Team vor Ort und bin sehr zufrieden mit dem bisher Geleisteten. Im Frühling beginnt hier das neue Schuljahr. Bis zum Monsun sollen alle 6 Schulen fertig sein. Ich danke von ganzem Herzen allen Spendern, die dieses Großprojekt – das bisher größte in der Geschichte von Back to Life – überhaupt erst möglich gemacht haben. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes das Fundament für die Zukunft der Kinder gelegt, die durch die Erdbeben alles verloren hatten.

Ein herzliches Namaste aus Nepal,

Tara-Stella

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Endlich war es soweit: Die Eröffnungsfeierlichkeiten unserer neuen Geburtshäuser in den Orten Gamtha und Khamale in Mugu konnten stattfinden. In den Herbst-Monaten hatte die Bevölkerung beider Dörfer und das Back to Life-Team besonders konzentriert gearbeitet, um die Gebäude noch rechtzeitig vor dem Winter in Betrieb nehmen zu können. Die vielen Anstrengungen haben sich gelohnt: Der Bauplan konnte termingerecht eingehalten werden – bei einer Lage mitten im nepalesischen Gebirge nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.

Die Freude ist groß, endlich sind keine Geburten in Kuhställen und der freien Natur mehr nötig. Es wurde ein Rückzugsort für werdende Mütter geschaffen – ohne, dass der vorherrschende Glaube in Frage gestellt werden musste. Geburten in einem kontrollierten, medizinischen Umfeld – davon konnten die Frauen in beiden Orten bisher nur träumen. Mit großem Schrecken erinnert man sich deshalb in Gamtha noch an die Tragödie vom Januar 2016: Die hochschwangere Rupa Kanya war, zusammen mit ihrem Ungeborenen, nach einem schmerzvollen 12-stündigen Transport durch das Gebirge, noch an der Landepiste verstorben – bevor sie von uns für eine Notoperation in das Krankenhaus von Nepalgunj ausgeflogen werden konnte. Sie wurde nur 26 Jahre alt.

Zwei neue Geburtshäuser in Mugu – zwei neue „Back to Life-Babys“ in Gamtha

Bei der Eröffnungsrede sagte Shanti Sanjyal, die Sprecherin der Mütter Gamthas: „Ich hoffe, von nun an muss keine Mutter mehr in Gamtha sterben. Ich fordere alle Ehemänner, Brüder und Söhne auf: Bringt Eure Schwangeren in das Geburtshaus!“ Anschließend wurde, neben allen am Bau beteiligten Maurern, Schreinern und Arbeitern vor allem dem Rotary Club Bad Homburg-Schloss gedankt, der den Bau des Geburtshauses maßgeblich finanziert hatte. Wie dringend die Fertigstellung war, zeigt, dass schon kurz nach der Eröffnung die ersten beiden „Back to Life-Babys“ Gamthas geboren wurden. Beide Geburten verliefen ohne Komplikationen. Eine der beiden Mütter, die 24-jährige Hasu Rawell erzählte nach der Geburt ihres Sohns: „Ich war schon voller Sorge, dass ich mein Kind noch vor der Eröffnung des Geburtshauses bekomme. Dann hätte ich es doch noch in einem Kuhstall zur Welt bringen müssen. Jetzt bin ich überglücklich, dass alles so gut verlaufen ist“. Genau an so einem düsteren Ort hatte die 32-jährige Moti Rawal bisher alle ihre Kinder geboren. Das kleine Töchterchen ist bereits ihr siebtes Kind.

Die Eröffnungsfeier in Gamtha

Shanti Sanjal, Sprecherin der Mütter

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Auch in Khamale herrscht nun große Erleichterung dank der Großzügigkeit der Kurt Lange Stiftung: Die Bewohner der 335 Haushalte des Dorfes sind stolz auf ihr neues Geburts-haus. Bhakta Budha, Vorsitzender des Gesundheitskomitees betont: „Gesunde Mütter und Kinder machen das ganze Dorf gesund. Eine gute Gesundheit bedeutet Wohlstand für unser Dorf. Unser Dank geht an Back to Life und die Kurt Lange Stiftung, die unsere Gemeinschaft zum Gedeihen bringt!“ Bereits seit Anfang 2016 betreuen die Hebammen und Krankenschwestern beider Dörfer die Schwangeren und kümmern sich um die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen und Geburtsvorbereitungen. In Khamale durchgeführt von Ainkala Rawat und Sushila Karki: Beide kommen ursprünglich aus Nachbardörfern, Ainkala hat sogar schon zuvor im Distriktkrankenhaus von Mugu gearbeitet und deshalb be-reits viel Erfahrung. Auf die Frage, warum sie ihren von der Regierung bezahlten Job im Krankenhaus für das Geburtshaus

von Khamale gekündigt hatte, lächelt sie. „Außer, dass ich es jetzt viel näher zur Arbeit habe, begeistert mich vor allem die gute Ausstattung des Hauses. Von der Technik über die Medizin bis zu den hübschen Räumen ist alles so wie es sein sollte. So habe ich eine sehr gute Basis, den Frauen helfen zu können.“

Mittlerweile sind in den insgesamt sechs Geburtshäusern von Back to Life schon 400 Babys geboren worden – mit unseren Neueröffnungen ist es nicht unwahrscheinlich, die 500. Geburt noch 2017 feiern zu können. Wir freuen uns darauf.

Das 400. Back to Life-Baby heißt Chandani (Mondlicht) und kam gesund in Khamale zur Welt.

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Der Winter ist kalt in Mugu und dauert bis in den April hinein. Wenn die Kinder in dieser Zeit morgens zur Schule aufbrechen, hoffen sie schon sehnsüchtig auf die ersten wärmenden Sonnen-strahlen. Doch wegen den hohen Bergen liegen viele der Wege noch im Schatten. Wenn überhaupt, sind selbst tagsüber lediglich zarte Plusgrade zu erwarten. Die Kinder frieren jeden Tag – ihre Kleidung ist nicht annähernd ausreichend für die harschen klimatischen Bedingungen. Aber ihre Eltern sind schlichtweg zu arm, um ihren Nachwuchs angemessen einzukleiden und so macht sich dieser tagtäglich in dünnen Hemdchen und leichten Pullovern auf den Weg.

Die Sitzplätze auf den Fensterbänken der Klassenräume sind begehrt, um sich den Rücken durch etwas Sonne wärmen zu lassen. Denn die ungeheizten Schulgebäude haben wenig Behaglichkeit zu bieten, schon gar nicht im Winter. Oft findet der Unterricht sogar draußen vor der Schule statt, weil es dort einfach ein klein wenig wärmer ist. In den Gebäuden selbst sitzen die Kinder meist auf dem Boden, sofern überhaupt einer vorhanden ist. Tische und Bänke sind meist Fehlanzeige. In unseren Projektschulen in Mugu, mit den von uns konstruierten Neubauten, konnten wir diesbezüglich bereits Abhilfe schaffen. Doch noch immer gibt es viele Dörfer mit verfallenen Schulgebäuden, deren Schüler auf unsere Winterhilfe angewiesen sind. Deshalb verteilten wir, außer in unseren Projektdörfern Rara, Kalai, Seri, Khamale und Gamtha, auch an im Umkreis liegende Schulen warme Wintersachen für alle Kinder vom Kindergarten bis zur 5. Klasse: Insgesamt 2.120 Jungen und Mädchen aus 24 Schulen konnten somit von unserer diesjährigen Winterhilfe profitieren.

Endlich nicht mehr frieren – neue Winterkleidung für 2.120 Kinder

Die Kinder freuten sich sehr über ihre neuen Sachen, es war viel fröhliches Lachen bei der Anprobe zu hören. Für manche ist es sogar die erste Jacke oder Kappe in ihrem Leben überhaupt. Der kleine Jivan aus Khamale ist begeistert: „Ich hatte ständig Kopfschmerzen von der Kälte bekommen, das konnte ich gar nicht aushalten. Mit der warmen Kappe wird das endlich nicht mehr passieren!“

Der Schulleiter der Lokpriya School in Gamtha erzählt: „Gerade in den unteren Klassen bleiben sehr viel Kinder bei zu großer Kälte dem Unterricht fern – ihre Anziehsachen sind einfach zu dünn, um damit zur Schule zu kommen und den Tag zu überstehen. Die neue warme Kleidung wird die Kinder motivieren, keinen Unterricht mehr zu verpassen.“ Ein Lehrer der Chakpande School in Khamale fügt hinzu: „Nun wird sich bestimmt auch der Gesundheitszustand der Kinder verbessern. Durch die vielen Erkältungen, das ständige Husten der Kinder, wurden bisher die Unterrichtsaktivitäten fortlaufend gestört. Das wird sich nun sicher reduzieren.“

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Bereits seit 2009 ist Back to Life in Mugu aktiv. Von Anfang an setzten wir bei unseren Projekten vor Ort auf ökologisch saubere Energiequellen. Neben unseren rauchfreien Öfen, die das sonst übliche offene Feuer – mit der daraus resultierenden giftigen Rauchentwicklung – in den Häusern nach und nach ersetzten, entschieden wir uns außerdem für einfache, aber sehr effektive Solarlicht-Anlagen.

Ressourcenschutz in der kargen Bergwelt von Mugu ist nicht nur ein praktischer Nebeneffekt, sondern eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt des dortigen Lebensraums. Denn immer weiter müssen die Frauen und Kinder über die Berge laufen, um noch genügend Feuerholz zu finden. Zu viel wurde bereits abgeholzt – die Natur schafft es nicht mehr, sich schnell genug zu regenerieren. Gefährliche Erdrutsche sind die Folge. Unsere rauchfreien Öfen verbrauchen deutlich weniger Holz, aber durch die Solarlichter geht der Bedarf gleich noch einmal stark nach unten. Denn ab jetzt übernimmt die Sonnenenergie den Job, das Haus am Abend zu erhellen. Der enorme Zeitaufwand, der bisher für das tägliche Sammeln von Holz eingeplant werden musste, kann nun deutlich reduziert werden. Zeit, die für andere Dinge genutzt werden kann.

Die Nacht wird heller in Gamtha – Solarlicht-Anlagen für 520 Haushalte

Setzte bisher der tägliche Sonnenuntergang den Familien klare Grenzen, um ihre Arbeiten rechtzeitig zu erledigen, so ermöglichen nun die Solarlichter, auch abends noch aktiv zu bleiben. Das entschärft den Zeitdruck tagsüber und schafft zudem mehr Produktivität: Die Mutter kann noch etwas Haus- oder Handarbeiten erledigen und die Kinder haben die Möglichkeit, ihre Hausaufgaben zu beenden.

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In Gamtha eröffneten wir vor kurzem ein neues Geburts-haus. Nun wenden wir mit der Verteilung von Solar-licht-Anlagen an insgesamt 520 Haushalte eine unserer mehrfach bewährten Projektmaßnahmen an, die schon in vielen Dörfern erfolgreich den Sprung in die Neuzeit eingeleitet hat. In den vergangenen Jahren konnten ingesamt 2.500 Haushalte in Mugu von Back to Life mit der Kraft der Sonne versorgt werden. Ein wichtiges Puzzlestück im ganzheitlichen Ansatz unserer Projektarbeit vor Ort.

Der Transport der Anlagen in die Berge war, wie so oft, ein organisatorischer Kraftakt: Mit dem LKW über den Karnali Highway an die Grenzen von Mugu mussten diese auf Traktoren umgeladen werden, nur so waren die steilen, schmalen Wege nach Gamtha überhaupt motorisiert nutzbar. In einem Lagerraum in Gamtha wurden die Komponenten der Solarlichter nun vorrübergehend eingelagert, bis unser Team mit den Technikern eintraf. Am ersten Tag der Verteilung im Dorf warteten über 100 Bewohner schon in der Frühe ungeduldig auf unser Team. Stundenlang hatten sie zitternd in der Januarkälte ausgeharrt, ein paar spärliche Lagerfeuer boten nur unzureichend etwas Wärme.

Nach ein paar Dankesworten der Dorfvorsteher und der Bekanntgabe von ein paar Sicherheitshinweisen für den Transport der Anlagen zu den verstreuten Häusern, wurden die Komponenten endlich verteilt. Unser Solartechniker machte sich sofort an die Arbeit und installierte das erste Solarpanel auf einem Haus. Mit Hilfe eines Kompasses wird dabei der richtige Winkel für die perfekte Sonneneinstrahlung eingestellt. Im Haus selbst wird die mit dem Panel verbundene Batterie geladen, die wiederum die Glühlampen speist. Ein simples System ohne weitere monatliche Kosten, das zudem nur ein Mindestmaß an Wartung benötigt – besonders wichtig in so einer abgelegen Gegend. So funktionieren bis heute auch die älteren Anlagen in Mugu noch tadellos. Bir Singh Thapa und seine Frau freuen sich sehr über ihre Solarlichter: „Wir haben bisher immer vor Sonnenuntergang gegessen und sind dann direkt schlafen gegangen. Nun können wir auch noch am Abend ein gemeinsames Familienleben haben. Es ist schön, wenn das Haus hell erleuchtet ist, nicht wahr?“

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Schon auf Grund seiner geografischen Abgeschiedenheit bietet die Bergregion Mugu nur wenige Möglichkeiten, überhaupt Arbeit zu finden. Viele der Männer müssen deshalb abwandern und versuchen lieber in anderen Gegenden Nepals sowie auch im Ausland ihr Glück. Dieser permanente Abzug von Arbeitskräften aus der Region hinterlässt seine Spuren und sorgt für eine gefährliche, wirtschaftliche Verödung in den Gebieten. Die Armutsspirale Mugus dreht sich dadurch immer noch ein wenig mehr nach unten.

Um jungen Frauen und Männern eine berufliche Perspektive zu bieten, aber auch unsere Geburtshäuser langfristig und nachhaltig mit einheimischen Mitarbeitern besetzen zu können, sorgen wir derzeit für die Ausbildung von vier Hebammen sowie vier männlichen medizinischen Assistenten. Die acht Jugendlichen werden im Februar 2018 – nach dem Abschluss der 2-jährigen Schulungen – in ihre Heimat-dörfer zurückkehren und vor Ort in unsere medizinischen Projekte eingegliedert werden. Derzeit gibt es noch nicht viele junge Menschen, die diesen Ausbildungsweg gehen können – zu niedrig ist das durchschnittliche schulische Leistungsniveau in Mugu: Nur wenige können ausreichend lesen und schreiben, ihre Eltern haben es ohnehin nie erlernt. Oft wird die Schule nur wenige Jahre besucht, denn die Eltern brauchen ihre Söhne regelmäßig für schwere Arbeiten, während die Mädchen häufig noch minderjährig verheiratet werden. Die Auswahl an Jugendlichen, die entsprechende Fähigkeiten mitbringen und zuvor die Schule abgeschlossen haben, ist deshalb derzeit noch überschaubar. Aber ihre Ausbildung wird ein Fundament setzen und ein Signal für einen Wandel ausstrahlen. Die zunehmenden Optionen auf Jobs könnten nach und nach einen Umschwung auf dem Arbeitsmarkt einleiten und somit auch die Motivation erhöhen, die Kinder zur Schule zu schicken.

Jobperspektiven im Nirgendwo: Back to Life bildet für Mugu aus.

In der Betreuung der Gemeinden abseits der Geburtshäuser steckt zudem Potenzial, die schwierige medizinische Situation entscheidend zu verbessern. Denn die ausgebildeten Jugendlichen sind mit den Werten und Vorstellungen ihrer Dörfer bestens vertraut und werden es einfacher haben, die Bewohner zu überzeugen, mehr auf ihre und die Gesundheit ihrer Kinder zu achten. Gleich, ob es sich um Hygienetrainings, Aufklärungskampagnen, die schlichte Einnahme von Medizin oder den dringend nötigen Transport in ein Krankenhaus handelt.

Die Auszubildenden selbst sind begeistert. Sarita aus dem Dorf Khamale meint: „Ich werde die erste Hebamme in unserem Dorf sein, ist das nicht toll? Ich weiß nun, dass man die Gesund-heit der Bevölkerung schon mit geringem Aufwand positiv beeinflussen kann.“ Asha aus Gamtha will später vor allem Kinder erreichen: „Ich danke Back to Life für diese Chance. Wenn ich zurückkomme, möchte ich den Schülern beibringen, wie man leicht viele Krankheiten verhindern kann.“ Aber auch der Schulleiter der Berufsschule von Banepa schätzt unser Ausbildungsprogramm: „Die Auszubildenden lernen sehr diszipliniert und mit exzellenten Resultaten. Ich sehe den Traum in ihren Augen. Hier geht es nicht nur darum, einzelnen Menschen zu helfen – auf diese Weise wird unserem ganzen Land geholfen!“

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Eine Unachtsamkeit führt zur Tragödie – das Feuer von Chakpande

Es geschah in den letzten Wochen vergangenen Jahres: Als das Kind im Haus seiner Eltern Feuer machen wollte – ganz so, wie es ihm seine Eltern gelehrt hatten – übersah es einen kurzen Moment lang, wie die Funken auf das umherliegende Stroh und ein paar trockene Blätter am Boden übersprangen. Der winterliche Wind fegte zur gleichen Zeit in das Haus und es passierte das Unvermeidliche: Die Flammen züngelten nach oben und steckten das mit Stroh gedeckte Dach in Brand. Es war der Beginn einer Katastrophe für den kleinen Ort Chakpande im Bezirk von Khamale: Die Feuersbrunst übertrug sich blitzschnell von einem Haus auf das nächste. Am Ende waren 11 Häuser komplett niedergebrannt und ein kleines Kind ums Leben gekommen. Es hatte keine Chance, sich noch rechtzeitig aus den Flammen zu retten.

Der ganze Ort stand unter Schock. Insgesamt 80 Menschen waren auf einen Schlag obdachlos geworden und trauerten zusammen mit den Eltern um das verstorbene Mädchen. Glücklicherweise können die Familien zumindest erst einmal bei ihren Nachbarn unterkommen und mussten nicht im Freien übernachten. Doch es fehlte an wärmenden Decken, ihre Nachbarn hatten gerade einmal genug, um ihre eigenen Familienmitglieder zu versorgen.

Als unser Team von der Tragödie hörte, brach es sofort auf, um die Familien mit Decken auszustatten. Jeder der 80 Menschen bekam umgehend sein eigenes Exemplar. Shova Bhuda, Mutter von 6 Kindern, brach vor Dankbarkeit in Tränen aus. „Habt vielen Dank für Eure Hilfe! Wir haben alle so gefroren. Meine Kinder sind schon alle erkältet. Unsere Sachen sind alle im Feuer verbrannt.“

Das Feuer zerstörte sämtlichen Besitz.

Besonders warme Decken für alle Betroffenen

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Im Prinzip ist es nicht anders wie bei westlichen Kindern: Die Schüler an unseren Projektschulen in Chitwan haben nach einem Jahr ihre Anziehsachen abgetragen oder sind schlichtweg aus ihnen herausgewachsen. Back to Life schafft regelmäßig Abhilfe: Im Frühjahr, zu Beginn des neuen Schuljahres, verteilen wir immer neue Schuluniformen und Taschen an die von uns geförderten Kinder aus besonders armen Verhältnissen. Im Dezember gibt es dann noch einmal warme Anziehsachen für den Winter: Hemden, Hosen und natürlich die bekannten blauen Pullover. Die Kinder freuen sich immer sehr über die hübsche Kleidung, geduldig warten sie stets bis unsere Mitarbeiter die passenden Größen für sie herausgesucht haben. Dann folgt unter großem Gekicher die Anprobe – mit oder ohne größere Hilfe durch die Erwachsenen. Also, auf geht’s ins nächste Schuljahr!

Freude auf dem Schulhof: Neue Winterkleidung für die Schüler Chitwans

Die Kinder sind sehr dankbar für ihre neuen Sachen. Etwas Hilfe beim Anziehen ist erlaubt.

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Weil es immer wieder passieren kann – Erdbeben-Sicherheitstrainings

Die verheerenden Erdbeben von 2015 forderten in Nepal fast 9.000 Tote. Aber es hätten noch Hundertausende mehr sein können: Denn als damals die 1. grausame Welle der Zerstörung über das Land hinwegfegte, war zum Glück Samstag – der einzige schulfreie Tag der Woche. An jedem anderen Tag wären die Schulkinder von den Mauern und Dächern der 30.000 zusammengefallenen Klassenräume erschlagen worden und die Opferzahlen in eine unvorstellbare Höhe geschnellt.

Neben unserem späteren Wiederaufbau-Programm in Nuwakot konnten wir im Rahmen unserer Erdbeben-Sofort-hilfe bereits sehr positive Erfahrungen mit verschiedenen Trauma-Bewältigungsseminaren und Erdbeben-Sicher-heitstrainings sammeln. Damit in einem erneuten Katastrophen-fall Lehrer und Kinder vorbereitet sind, ist es wichtig, von Zeit zu Zeit Sicherheitstrainings zu wiederholen. Aus diesem Grund organisierten wir diese für Lehrer von insgesamt 18 Schulen aus Chitwan.

Der Bezirksleiter der Erziehungsbehörde nahm ebenfalls an unserem Training teil und lobte unsere Initiative. Inhaltlicher

Fokus war u.a. die wissenschaftliche Erklärung der Ursachen und Folgen von Erdbeben. Dabei gab es verschiedene Bereiche zu beachten: Wie kann man sich vorbereiten? Wie kann man sich und seine Schüler während eines Bebens in Sicherheit bringen? Was sind die ersten Maßnahmen nach dem Ernstfall? Die Lehrer wurden an praktischen Beispielen geschult. Unser Bauingenieur gab darüber hinaus Tipps, wie man Schul-gebäude von erdbebensicher baut und auf was dabei zu achten ist. Dies ist wichtig, da die Lehrer oft in Schulbau-projekte der Regierung mit einbezogen werden und diese somit von vornherein auf sichere Konstruktionen achten können.

Die Lehrer waren beeindruckt und sehr zufrieden mit dem Training. Sie freuten sich darauf, das erworbene Wissen an ihre Schüler weiterzugeben. Ein Lehrer meinte dazu: „Als das Beben wütete, geriet ich völlig in Panik. Ich lief aus dem Haus und verletzte mich direkt bei einem Sturz. Heute weiß ich, die erste Regel lautet: Ruhig bleiben, sich auf den Boden setzen und versuchen sich zu schützen!“

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Die von uns geförderten Kinder in Chitwan erhalten auch zweimal jährlich Gesundheitschecks – denn kranke Kinder werden auch nicht richtig lernen können. Um einem Ausfall vorzubeugen, schicken wir immer wieder Ärzte in unsere sieben Projektschulen, um die Kinder der verschiedenen Dörfer direkt vor Ort untersuchen zu lassen. Davon profitieren letztlich nicht nur unsere „Back to Life-Kinder“, sondern auch alle anderen Schüler, da diese ebenso kostenlos an der Unter-suchung teilnehmen dürfen.

Auf diese Weise können ernsthafte Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. Viel zu oft müssen Kinder in Nepal leiden und mit langfristigen Konsequenzen leben, weil ihre Eltern sich keine Behandlung leisten können. Nicht selten stürzt ein schwer erkranktes Kind eine ganze Familie in den finanziellen Ruin, da diese sich für Medikamente und Arztleistungen völlig

verschulden muss. Für einen einfachen Arbeiter kann das eine Abhängigkeit auf Lebenszeit bedeuten – auf Gedeih und Verderb den Interessen und Launen des Großgrundbesitzers oder Baustellenbetreibers ausgeliefert zu sein.

Im Dezember 2016 nutzten insgesamt 854 Kinder das Angebot – darunter, ohne Ausnahme, alle von Back to Life unter-stützten Kinder. Wenn die diagnostizierten Probleme einfach zu behandeln waren, wurden die Medikamente unmittelbar an die Schüler ausgegeben. Bei 37 schwereren Fällen ließen wir die Kinder an die jeweiligen Fachärzte des Bharatpur Hospitals überweisen. Neben Zahnproblemen traten vor allem Erkrankungen der Augen auf, die versorgt und beobachtet werden mussten. Wir freuen uns, dass wir so vielen Kindern helfen konnten – nun kann das nächste Schuljahr kommen.

Jedes Kind wird so genau wie möglich untersucht. Die Medikamentenausgabe direkt vor Ort

Gesundheit geht vor: Regelmäßige Health Camps in Chitwans Schulen

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Ein Waldbrand im nepalesischen Dorf Dhamili in Chitwan hatte ihnen letzten Sommer den ganzen Besitz genommen – ihre einfache Holzhütte stand in kürzester Zeit lichterloh in Flammen. Zum Glück blieben alle sieben Familienmitglieder unverletzt, sie waren zum Zeitpunkt des Brandes nicht im Haus. Nach ersten Notmaßnahmen durch Back to Life – wodurch eine rudimentäre Grundversorgung ermöglicht werden konnte – beschlossen wir, der Familie ein neues einfaches Haus zu bauen und dieses noch möglichst vor dem Winter fertig zu stellen.

Mit der schnellen Unterstützung von mehreren Spendern konnte im November der Aufbau des kleinen Hauses beginnen. Das Back to Life-Team fasste selbst vor Ort mit an und legte das Fundament. In Zusammenarbeit mit der Familie und mehreren

Einzug ins neue Zuhause – die Familie von Mr. Sanchasing ist überglücklich.

Helfern gelang es uns tatsächlich, noch kurz vor Weihnachten das Haus an Mr. Sanchasing zu übergeben. Dieser ist über-glücklich: „Ich kann mein Glück kaum fassen. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal in meinem Leben ein so schönes Haus bekommen würde. Vielen Dank an alle Spender!“

Zusätzlich zum neuen Heim legten wir für die Familie noch einen kleinen Gemüsegarten an, damit vor allem die Ernährung der Kinder in Zukunft verbessert werden kann. Back to Life dankt allen Spendern, die sich das Schicksal der Familie Sanchasing zu Herzen genommen haben. Das kleine Häuschen ist ein schönes Symbol dafür, wie unkompliziert und schnell echtes Mitgefühl und gelebte Nächstenliebe etwas in der Welt verbessern können.

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Besuch von Slumschule und Kinderheimen: Kevin und Bianca aus Berlin

Kurz vor einer Reise nach Indien traf ich Stella bei ihrer Lesung in Berlin. Als ich berichtete, dass es meine Schwester und mich nach Benares führen würde, bot sie mir an, die Kinderheime ihrer Organisation zu besuchen. Schon wenige Tage später wurden wir morgens in Benares vom Back to Life-Team an den Ghats abgeholt.

Erster Anlaufpunkt war eine Slumschule. Die Wege im Slum waren mit Müll überfüllt – dieser wird durch die Bewohner sortiert und dann verkauft. Unser Weg führte an vielen Hütten vorbei, die zumeist aus Holz- bzw. Bambusstäben, Plastikplanen und Reifen zusammengebaut waren. Mir blieb diese Einfachheit in Erinnerung, mit der die Menschen ihr Leben führen, vermutlich ohne Aussicht auf bessere Umstände.

INDIEN

Fast ohne Aussicht. Denn, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen, hat Back to Life gleich nebenan eine Slum-schule eingerichtet, in welcher Kinder mittelloser Familien eine Perspektive mittels Bildung erhalten sollen. Die Schule, ein kleiner quadratischer Raum, wo der Nachwuchs das Alphabet lernte, Blumennamen aufschrieb oder neugierig um die Ecke schaute, als wir um selbige bogen, bezauberte uns. Nach wenigen Treppenstufen saßen wir im Kreis der Kinder. Die einen sehr aufgeschlossen, die anderen eher schüchtern. Auf dem Boden sitzend versuchten wir, Kontakt

aufzunehmen: „My name is Kevin.“ Den Namen meiner Schwester Bianca hatten Klein und Groß sofort drauf. „Oh, it‘s an Indian name ... Priyanka... yes?“ Damit war das Eis gebrochen und schon zeigten uns die Kinder stolz ihre Mitschriften. Schließlich gingen wir unter lauten „Bye Bye“-Rufen hinaus – wir mussten weiter, das Auto wartete, um uns ins Kinderheim zu fahren.

Dort angekommen erblickten wir den knallgelben „Back to Life“-Schulbus, ihm gegenüber das mehrstöckige Heim. Nur wenige Schritte und ein Strahlen trat in unsere Gesichter –die Überraschung, die uns bereitet wurde, rührte uns sehr: Wir bekamen wunderschöne Blumenketten umgehängt. Zudem erstrahlte vor uns ein hübsch auf die Steinplatten gemaltes, farbenfrohes und ebenso blumengeschmücktes Rangoli, dazu in Großbuchstaben „Welcome“. Die Atmosphäre war unglaublich freundlich, aufgeschlossen, liebenswert. Jeder lächelte uns entgegen. Auch wir waren glücklich hier zu sein, die großen Augen der Mädchen zu sehen und den interessanten Geschichten zum Leben in Indien und speziell im Kinderheim zu lauschen. Mit Heim-leiter Rajesh Rai entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, aufgelockert durch einen leckeren Snack, der uns gebracht wurde. Die freundliche „Serviererin“ war das heutige Geburtstagskind: Swati.

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Als wir das erfuhren, war es uns ein Bedürfnis, „Happy Birthday“ zu singen. Alle schlossen sich sogleich an. Der Abschnitt mit dem Namen stellte meine Schwester und mich vor eine Herausforderung, doch nach Klanggewusel und Gelächter war die heikle Stelle überwunden.

Dann war Zeit, das „Senior Boy Home“ zu besuchen, für alle Jungs von 14 bis 18 Jahren. Ein kurzer Fußmarsch und schon waren wir angekommen. Wir besuchten die oberen Etagen, wo wir auf mehrere Jungen trafen. Die gemeinsamen Fotos nahmen nur kurze Zeit ein, vielmehr interessierte sich einer der Jungen für Europa, Deutschland, vor allem aber für die Schweiz, wo er hofft, seine Zukunft verbringen zu können. Er war ganz beflissen, uns mit Fragen zu löchern. Nebenan bereiteten währenddessen zwei Frauen das Essen für die hungrige Truppe zu. Nach einem Austausch unter Männern zu Fußball-WM und Muskeltraining – auf der Terrasse stand ein Fitnessgerät – waren wir zurück am Eingang. Nun führte man uns zum „Junior Boy Home“ der 10- bis 14-Jährigen. Am Eingang wurden wir von zwei Jungs begrüßt, der Erste lächelnd und mit strahlenden Augen aufblickend, der Zweite noch leicht verunsichert. Im ersten Stock trafen wir auf eine Gruppe Kinder, die sich gleich in einem der Aufenthalts-räume aufstellte. Woher kommt ihr? Wie heißt ihr? Die Zukunftspläne der Jungen hier waren noch nicht so weit entwickelt – verständlicherweise, sie haben auch noch ein paar Jahre Zeit darüber nachzudenken.

Wie schon zuvor, tat sich auch hier ein Junge hervor, der mit uns sprechen wollte. So tauschten wir uns über seine täglichen Besuche an den Ghats aus. Vor allem das Manikarnika Ghat sei ein besonderer Ort für ihn. Er fände dort Erholung, Entspannung sowie innere Einkehr. Es ziehe ihn dahin – woanders zu leben, erschien ihm deshalb nicht sinnvoll. Es war interessant, dem jungen Mann zuzuhören. Auf dem Weg nach unten begegneten wir einem großen, schlanken Jungen, der mich fragte, ob ich Tara kennen würde. Ich erzählte, dass ich sie kennengelernt hatte. Als er berichtete, was Tara für ihn getan habe, was sie für ihn bedeute, erklangen Worte großer Dankbarkeit. Sehr bewegend.

Wieder im „Girls Home“ angekommen, bot man uns an, mit den anderen zu essen. Wir stimmten sehr gern zu und stiefelten allesamt in den großen Essraum. Das Essen befand sich jeweils auf einer großen Metallplatte, gefüllt mit unter-schiedlichsten, gut gewürzten Leckerbissen. Einzige Hürde: Wie nun das Essen ohne Besteck in den Mund bekommen? Hier half Abgucken. Genauso wie die Anderen schloss ich die Finger der rechten Hand zu einer Fläche, sozusagen einer

Schaufel, zusammen, tunkte sie in den Reis samt leckerem Allerlei und schob mir alles in den Mund. Anschließend sangen uns die Mädchen in ihren Räumen ein schönes Lied vor. Da waren wir in Zugzwang: Nicht so wohlklingend, aber mit großem Engagement, gaben wir deutsches Liedgut zum Besten. Aufgrund eklatanter Textlücken schafften wir es jedoch nicht sehr weit. Das haben die Mädels eindeutig besser gemacht! Außerdem gaben alle ihren Berufswunsch kund, besonders die Berufe „Tänzerin“ und „Künstlerin“ hatten es den Mädchen angetan. Doch am meisten hat uns der Wunsch eines Mädchens bewegt, die später ebenfalls ein Heim leiten möchte. Sie sei so glücklich, hier wohnen zu dürfen, dass es für sie das Wichtigste wäre, später auch anderen Kindern zu einem besseren Leben zu verhelfen. Ein schöner Gedanke.

Seit dem ersten Zusammensein waren die werdenden „Künstlerinnen“ ganz verrückt darauf zu zeigen, welche Begabungen in ihnen schlummern. So sahen wir die schönsten Motive an den Wänden sowie auf Papier. Dazu gehörten Micky Maus, Arielle – die Meerjungfrau, Blumen oder idyllische asiatische Landschaften. Ein kleines Mädchen schenkte mir sogar ein eigens gemaltes, buntes Blumenbild. Jedes der Mädchen wollte uns ihre gestalteten Kunstwerke zeigen, auf die sie mit strahlenden Augen blickten. Leider war es schon spät und Zeit zu gehen. Wir waren ganz geplättet von den emotionalen Eindrücken dieses großartigen Tages, den freundlichen, aufgeschlossenen Mädchen und Jungen sowie dem tollen Engagement für sie. Es war schon dunkel, als wir zurück zum Guest House fuhren. Wir waren dankbar und glücklich, all diese liebenswerten Menschen kennengelernt zu haben. Großes Dankeschön!

Kevin Walther

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Schreckliches Unglück im Mädchenheim: Unsere Kinder trauern.

Das neue Jahr begann mit einem Schock: Gleich zu Beginn war es in unserem Heim für Mädchen in Benares zu einem furchtbaren Unfall gekommen. Die 16-jährige Pooja hatte sich für den Abend heimlich außerhalb des Heims mit einem Jungen verabredet. Natürlich ist aber jeder unbegleitete Ausgang am Abend für unsere minderjährigen Mädchen strengstens untersagt. Nicht nur unsere europäisch geprägten Vorstellungen von Sicherheit und Erziehung verbieten das von vornherein – auch die indische Kultur hat für solche Aktivitäten nicht das geringste Verständnis. Diese gesellschaftlichen Regeln, wie auch unsere Hausordnung, sind allen unseren Kindern – Jungen wie Mädchen – selbstredend bekannt.

Doch Pooja wollte sich von dem Verbot nicht aufhalten lassen und versuchte zuerst, den Wachmann des Heimes davon zu überzeugen, sie am Abend heimlich aus dem Haus zu lassen. Als dieser Plan fehlschlug, fasste sie einen tragischen Entschluss: Pooja wollte an zusammengeknoteten Sari-Kleidern aus dem Kinderheim klettern – durch die Lüftungsklappe eines Fensters, auf der steilen Gebäude-Rückseite in ca. 12 m Höhe. Es kam zur Tragödie: Pooja konnte sich nicht halten und stürzte in der Tiefe so unglücklich auf den Kopf, dass sie sofort ins Koma fiel. Sie wurde unverzüglich in ein Krankenhaus gebracht, doch Pooja erlag bereits in der nächsten Nacht ihren schweren Kopfverletzungen. Die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen. Es ist das erste Mal, dass wir eines unserer Kinder verlieren, Stella und unser gesamtes Team sind erschüttert. Wir trauern mit den Angehörigen und unseren Kindern um Pooja und vermissen sie sehr. Es ist ein überaus sinnloser Verlust eines jungen Lebens voller Perspektiven.

Back to Life schickte umgehend einen deutschen Mitarbeiter nach Benares. Auch die Polizei und das Jugendamt vor Ort prüften die Unglücksursache akribisch. Alle Untersuchungen kamen am Ende zu dem Ergebnis, dass sämtliche Sicherheits-vorkehrungen eingehalten sowie die Aufsichtspflicht zu keinem Zeitpunkt verletzt worden waren. Es war nicht vorhersehbar, dass ein Kind versuchen würde, auf solch

gefährliche Weise aus dem Heim zu gelangen. Doch nun müssen wir dafür Sorge tragen, dass ein solches Unglück kein zweites Mal passieren kann: Sofort wurden sämtliche Sicherheitsvorkehrungen in allen drei Kinderheimen noch einmal verschärft. Darüber hinaus prüfen wir zur Zeit, wie wir durch weitere Maßnahmen jegliche Unfallgefahr noch einmal verringern können.

Auch einen Psychologen haben wir den Kindern und Mitarbeitern zur Seite gestellt. Wir hoffen, dass er dazu beitragen kann, diese Tragödie bestmöglich zu verarbeiten, damit unsere Kinder ihren Blick bald wieder in die Zukunft richten können.

Pooja

Die Trauerzeremonie im Mädchenheim

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Bereits in der letzten Ausgabe mussten wir leider vom Tod Banus, der leiblichen Mutter Rupas, berichten. Ihre ebenso von uns unterstützte Ziehmutter Gulavi Devi, auch Mutter mehrerer Kinder unserer Heime, erlitt damals fast zur gleichen Zeit einen Herzanfall und musste umgehend in ein Kranken-haus eingeliefert werden. Zu Beginn schien die sofortige Behandlung noch erfolgreich und ein weiterer schwerer Verlust abwendbar zu sein. Gulavi Devi kehrte sogar nach einer Weile nach Dasaswamedh zurück und verkaufte nahe den Ghats wieder mit ihrem unnachahmlichen Humor ihre Niem-Stöckchen, die als eine Art Zahnbürste fungieren und gerne von den Pilgern auf dem Weg zu Ganga gekauft werden.

Doch in den ersten Wochen des neuen Jahres verschlechterte sich der Zustand von Gulavi Devi erneut rapide: Ein weiterer Aufenthalt im Krankenhaus war unvermeidlich. Mit großen Schmerzen wurde sie nun auf der Intensivstation im Kranken-haus behandelt – unter liebevoller Pflege von ihrem Sohn Rajesh, der uns auch in der Projektarbeit in Benares unterstützt. Doch seine Mutter war mittlerweile zu schwach und verlor schließlich den Kampf um ihr Leben. Rajesh und Rupa, seit einem Jahrzehnt praktisch Geschwister, stehen sich nun in ihrer Trauer bei. Back to Life übernahm natürlich die Kosten für eine angemessene Bestattung und steht Rajesh und Rupa nun in dieser schweren Zeit zur Seite.

Am Ende war sie zu schwach: Gulavi Devi erlag ihrem Leiden

Ein bescheidenes Leben an den Ghats – Vijay und sein Blumenstand

Als wir unser erstes Kinderheim in Benares eröffneten, war Vijay eines der ersten Kinder, das wir damals von der Straße holten. Von Beginn an hatte er es schwer gehabt und musste Traumatisches miterleben: Seine mittlerweile verstorbene, taube Mutter wurde zu jener Zeit regelmäßig misshandelt. Vijay selbst hat zudem Sprachprobleme und kann sich nur schwer ausdrücken – das jahrelange, grausame Straßenleben hatte tiefe Spuren bei ihm hinterlassen: Er wurde verhaltens-auffällig, bekam sich nicht mehr unter Kontrolle. Irgendwann ging er gar nicht mehr zur Schule und lief schließlich mit 15 Jahren aus unserem Kinderheim weg – etwas, was er später sehr bereute.

Doch bis heute kümmert sich Back to Life immer wieder um Vijay: Vom Bett über Kochutensilien bis zum regelmäßigen Health Check – wir versuchen, Vijay das Leben zumindest von Zeit zu Zeit etwas leichter zu machen. Denn ohne Ausbildung bleiben ihm nicht viele Optionen: Im Morgen-grauen, wenn Gläubige von überall her zum Dasaswamedh Ghat strömen, sitzt er nun an seinem Stand und verkauft jene mit Blumen dekorierten, schwimmenden Kerzen, welche von den Betenden sowie Touristen auf Ganga ausgesetzt und von der Strömung fortgetragen werden. Nach einer kurzen Pause kommt er mittags zurück und beendet den Verkauf erst gegen 21 Uhr. Weil er sich nicht gut artikulieren kann, findet er keinen besseren Job und ist auch häufig Anfeindungen ausgesetzt – andere Verkäufer wollen ihn immer wieder aus ihrem „Revier“ verjagen. Doch Vijay hält tapfer durch und behauptet sich. Der Stand selbst gehört ihm nicht, für ihn selbst bleibt täglich nur ca. ein Euro von den Einnahmen übrig. Lediglich in der spendablen Festi-valzeit kann er mit etwas höheren Beträgen rechnen. Eines Tages, so träumt er, würde er gerne einen einfachen Fern-seher besitzen. Doch diesen Luxus wird er sich äußerst hart erarbeiten müssen.

Vijay schlug einen Weg abseits der Fürsorge der Kinderheime ein. Die Konsequenz dieser Entscheidung beeinflusste sein ganzes weiteres Leben. Nun versucht er, das Beste daraus zu machen. Wir werden weiterhin ein Auge auf ihn haben.

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Weihnachten in den Kinderheimen: eine fast schon indische Tradition

Leistung wird belohnt – Anita und ihr neuer Laptop

Am liebsten singt und malt sie, wann immer sie dafür Zeit findet. Irgendwann eine richtige Künstlerin zu werden, würde Anita erst recht begeistern. Doch auch ihre schulischen Leistungen sprechen ganz klar für sich: Anita gehört zu den Besten in der 11. Klasse an der Mahatma Memorial School in Benares. Ihr dortiges Engagement blieb schon im vergangenen Schuljahr auch den offiziellen Vertretern nicht verborgen und so konnte ihr unser Heimleiter Rajesh Rai gegen Ende Dezember hocherfreut mitteilen, dass sie auf die Short-list für eine staatliche Förderung gerutscht war. Das Grundkonzept dieser Initiative beinhaltet, besonders hart arbeitende Schüler mit einem kostenlosen Laptop gezielt beim Lernen zu unterstützen.

Wenige Tage später stand dann endlich fest: Anita war tatsächlich ausgewählt worden. Sie kann noch heute ihr Glück kaum fassen, noch nie hat sie so etwas Wertvolles besessen. Doch es wäre nicht Anita, wenn sie nicht noch pflichtbewusst hinzufügen würde: „Mit dem Laptop werde ich meine Leistungen und Bildungschancen sicher noch mal verbessern können. Auch das Arbeiten mit Computern wird dadurch für mich ganz selbstverständlich werden. Ich danke allen, die mir geholfen haben, diesen Erfolg zu verwirklichen...“

Back to Life richtet sich schon immer nach dem in Benares vorherrschenden hinduistischen Glauben und den Traditionen, mit denen unsere Kinder in ihrer Kultur verwurzelt sind. Wir betreiben selbstredend keinerlei Form vom Missionierung. Denn unser Ziel war von Beginn an, die ehemaligen Straßenkinder mit Leprahintergrund wieder vollständig in die indische Gesellschaft zu integrieren – nicht, sie der westlichen anzugliedern.

Das bedeutet aber natürlich längst nicht, dass sich die Kinder eine waschechte Weihnachtsfeier entgehen lassen würden. Der „deutsche“ Einfluss in unseren Kinderheimen hatte insofern doch einen prägenden Charakter, was das gemeinsame Weihnachtsfest angeht. So ist es also auch hier zu einer festen Tradition geworden, die Räumlichkeiten der

Kinderheime feierlich-bunt zu schmücken und es sich mit vielen, leckeren Süßigkeiten gutgehen zu lassen. Das klappt natürlich auch ohne Schnee vor der Tür überaus bestens. Unsere Kinder bedanken sich ganz herzlich bei allen Paten, die diese Weihnachtsfeier mit einer Extra-Spende unterstützt haben.

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Happy Shivaratri – Benares verehrt Shiva.

Shivaratri, die Nacht des Shiva, ist eine der bedeutendsten Feiertage im Hinduismus. Vor allem in Benares wird ausgiebig gefeiert. Unzählige Menschen fasten und durchwachen die Nacht zu Ehren Shivas. Denn wer den Gott an diesem Tag verehrt, wird von seinen Sünden erlöst werden. Stella erzählt in ihrem Buch „Unberührbar“ über dieses wichtige Fest, wie sie es schon vor ca. 20 Jahren miterlebte:

„Am 14. Tag des abnehmenden Mondes wurde Shivaratri, das größte Festival in der Stadt Shivas, gefeiert. Die Dharamsalas der Ghats waren angefüllt, und auch an Tempelmauern und den Treppenabsätzen der meisten Uferabschnitte lagerten zahllose Sadhus. Shiva ist der Gott der Asketen, der Mahayogi, der größte aller Yogis. Die Sadhus, die seine Anhänger sind, leben asketisch und besitzlos, tragen Dreadlocks und reiben sich ihre Haut mit Asche ein. Als Zeichen ihres Glaubens malen sie sich das Vibhuti quer über die Stirn, drei weiße Linien aus Sandelholzpaste oder Asche, die Shivas Macht, seine übernatürlichen Kräfte und seine ewige Existenz anzeigen. Die Welt ist für diese Sadhus nur maya, ein Trugbild wie eine Erscheinung. Wie ein Nebel, der erst, wenn er sich auflöst, das wahre Bild dahinter zeigt, das Göttliche. Wenn man in diesen Tagen an den Ghats entlanglief, sah man Sadhus mit Dreizack und alte Gurus auf Tigerfellen sitzen, so wie ihr Gott Shiva. Das Fell des wilden Tieres symbolisierte die Meisterung der Wut. Die langen Dread-locks fielen manchen bis zum Boden wie die Luftwurzeln eines Banyanbaumes.

In der dunklen Nacht vor Neumond, der auch Shivamond genannt wird, hatten die Hindus die ganze Nacht Tempel-

wache, sie rezitierten Shivas Namen tausendfach, sangen Bhajans und intonierten Mantren, wie »Om namah Shivaya«. Die Gläubigen schmückten die Shivalingams in den Tempeln mit Blumen, Früchten und Reis, sie badeten ihn in Honig und Milch, dem Göttertrank, Amrit genannt. Man glaubt, das sei die Nacht, in der Shiva auf die Erde kam und dass er in dieser Nacht über die Erde wandelte und die Sünden der Gläubigen hinwegnahm. In den Puranas, den alten Schriften, stehen viele Geschichten über die Belohnungen, die diejenigen bekommen, die nächtliche Wache halten, selbst die Diebe und die Jäger, die es gar nicht wegen Shiva machten, genießen diesen Benefit.

Natürlich musste man an Shivaratri einen der großen Tempel der Stadt besucht haben, am besten sogar mehrere. Kashi war an diesem Tag überfüllt, man trat sich auf die Füße und gelangte gar nicht so leicht in die Tempel hinein, sondern musste erst einmal Schlange stehen. Die Stadt sah aus wie ein Pendlerzug, bei dem Trauben von Menschen aus den Türen und Fenstern hingen und ebenso viele oben auf dem Dach mitfuhren. Die meisten Leute verbrachten den Festtag, indem sie einen großen Tempelkreis beschritten. Natürlich zog es jeden zum Vishwanath Mandir, dem Goldenen Tempel, da war die Menschenschlange kilometerlang, aber auch der Kedartempel und die gesamte Altstadt barsten vor Verehrungswütigen. Jeder sichtbare Shivalingam der Stadt wurde hingebungsfreudig mit Blumen geschmückt und mit Gangawasser begossen, selbst die, die in den kleinsten Ecken das ganze Jahr über unbeachtet standen und halbverwittert waren. Shivaratri gehörte zu meinen Lieblingsfesten, die ganze Stadt verbeugte sich vor ihrem Gott.“

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Seine unbeschwerte Kindheit endete früh: Mahendra (heute 69) war gerade einmal fünf Jahre alt, als er an Polio erkrankte und die Auswirkungen begannen, seine Beine zu deformieren. Als wäre dies nicht schon genug der schweren Bürde, diagnostizierte ihm mit 12 ein Arzt, auch noch an Lepra erkrankt zu sein und verschrieb ihm dagegen obskure Medikamente und „gutes Essen“. Das half zwar nicht – die Tabletten waren ganz offensichtlich Placebos oder für ganz andere Erkrankungen gedacht – aber belasteten die Familie finanziell sehr. Leider ist es bis heute kein Einzelfall in Indien, dass Ärzte sich auf Kosten von Ungebildeten und Bedürftigen bereichern wollen. Offensichtlich ist die Verlockung zu groß, am Leid armer Menschen zu verdienen.Die typischen äußeren Merkmale der Lepra blieben die ersten Jahre noch verborgen, er konnte weiterhin unbehelligt in seiner Heimat Bengal leben. Doch die Polio-Erkrankung, die vom Arzt genauso wenig behandelt wurde, war mittler-weile so weit fortgeschritten, dass normales Laufen für Mahendra unmöglich geworden war und er immer wieder schwer stürzte. Mit 17 schließlich brach die Lepra vollends aus. Jeder konnte von nun an erkennen, dass nicht nur die Polio ihn heimgesucht hatte – ein weiteres Leben in der Dorf gemeinschaft war unmöglich. Sein Vater wartete nicht lange, der gesellschaftliche Druck wird sein Übriges dazu beigetragen haben, und fuhr ihn nach Benares, wo er ihn kurzerhand einfach aussetzte. Das Betteln am Straßenrand würde fortan Mahendras Leben beherrschen. Jeglicher Kontakt mit seiner Familie brach an jenem Tag ab. Er wurde quasi über Nacht zum Waisenkind, ungeachtet der Tatsache, dass seine Familie ein normales Leben weiterführten konnte.

Vier Jahrzehnte Straßenleben: Mahendra bettelt weiterhin nahe „Underground“

Es ist kaum vorstellbar, dass er nun seit weit über 4 Jahrzehnten auf der Straße lebt und noch immer den ganzen Tag lang auf ein paar Almosen von Passanten hoffen muss. Unser Versuch, Mahendra in einer Leprakolonie anzusiedeln, war nur begrenzt erfolgreich. Die Umgebung des „Undergrounds“, jenem kargen Betongerippe nahe dem Dasaswamedh Ghat, wo die Bettler lebten und schliefen, ist einfach zu seiner Heimat geworden. An dem Tag jedoch, als die Armee vor Monaten den „Underground“ einfach verschlossen hatte und die Bettler davonjagte, verlor er neben seinem „Zuhause“ auch viele seiner persönlichen Gegenstände. Und so lebt er nun in den Seitenstraßen und schläft nachts vor den Eingängen von geschlossenen Geschäften. Immer wieder kommt es vor, dass Betrunkene ihn beschimpfen und wegjagen. Selbst Schläge sind keine Seltenheit, doch Mahendra kann über diese unangenehmen Erfahrungen nur noch die Schulter zucken. Es ist einfach Alltag für ihn - der Alltag von Jahrzehnten. Er ist auf seinen Rollstuhl angewiesen, der ihm etwas Mobilität garantiert und nun auch seinen ganzen Besitz beherbergt. Für ihn ist es jedes Mal eine enorme Kraftanstrengung sich aus diesem herauszubewegen, um sich schlafen zu legen oder zu erleichtern. Der Weg zur „Toilette“, einer für alle einsehbaren Stelle an einer Mauer, bedeutet für ihn unter Umständen bis zu 90 min. Strapazen.Back to Life unterstützt Mahendra nun seit ca. 20 Jahren finanziell, mit Medikamenten und sozialen Hilfen, damit er über die Runden kommt - die wenigen Rupees vom Straßen-rand würden dafür einfach nicht ausreichen. Quittieren tut er das unserem Team mit einem Fingerabdruck, denn Lesen und Schreiben hat er nie gelernt. Als einer unserer „ersten“ Leprabetroffenen stehen wir ihm natürlich auch weiterhin zur Seite. Mahendra ist dankbar, neben seinen Leidensgenossen ist Back to Life zu seiner Familie geworden.

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Im letzten Jahr führten wir in drei unserer non-formalen Slumschulen zusätzliche „Kompetenz-Center” ein. Um die handwerklichen Fähigkeiten junger Menschen punktuell zu fördern und ihnen so am Arbeitsmarkt weitaus bessere Chancen zu ermöglichen, bieten wir dort u.a. spezielle Nähkurse für Mädchen und Frauen an. Die 25-jährige Reshma aus dem Slum Shailputri nimmt diese Möglichkeit dankbar wahr, denn bisher gab es in ihrem Leben keine Gelegenheit, sich in irgendeiner Art und Weise fortzubilden.

Auch die soziale Struktur ihres Slums, in dem Hindus und Muslime in ca. 10 Familien gemeinsam wohnen und arbeiten, hat solche Ambitionen bisher nicht sonderlich unterstützt: Frauen sind bisher von lukrativen Arbeiten eher ausgeschlossen und kontinuierlich Diskriminierungen sowie dem unvorher-sehbaren Zorn der von Alkoholismus gezeichneten Männerwelt in den Slums ausgesetzt. Ein Frau darf in der Regel nicht selbst entscheiden, was sie aus ihrem Leben machen will. Im Rahmen der Finanzkrise in Indien hat sich die wirtschaftliche Situation der Menschen in den Slums noch einmal dramatisch verschärft. Die untersten Schichten der Gesellschaft haben schon per Definition keinen finanziellen Puffer, um diesen Umständen in irgendeiner Weise entgegenzuwirken. Die 10-köpfige Familie von Reshma hat bis heute kein Geld, um ihr einen Schulbesuch oder eine Ausbildung zu ermöglichen. Ihr ältester Bruder ist mit seiner Arbeitskraft nun dafür ver-antwortlich, die gesamte Großfamilie zu ernähren. Sowohl ihr Vater als auch ihr Ehemann, mit dem sie bereits als Kind verheiratet worden war, sind bereits verstorben. Das Schicksal hat es nicht wirklich gut mit ihr gemeint.

Doch Analphabetin Reshma, selbst Mutter einer fünf-jährigen Tocher, besucht regelmäßig die Erwachsenengruppe unserer NFE-Center. Dort lernte sie sowohl mehr über ihre Rechte als Frau und Bürgerin, als auch über die Zusammenhänge und Risiken der wirtschaftlichen Situation innerhalb der Slumgemeinschaft. Schließlich erfuhr Reshma auf diese Weise auch von unseren Nähkursen. Sofort bat sie, daran teilnehmen

Nähen für die Familie: Reshma versucht, der Armut zu entkommen.

zu dürfen. Von nun an will sie zum Einkommen ihrer Familie einen Beitrag leisten – schon allein, um ihrer Tochter einmal eine Schulausbildung ermöglichen zu können. Denn sie soll es einmal besser haben. Doch auch an andere Frauen denkt Reshma: „Irgendwann einmal würde ich gerne ein Training-Center für Frauen eröffnen und so auch ihnen neue Möglichkeiten eröffnen. Aber im Moment bin ich erstmal sehr dankbar, selbst die Chance erhalten zu haben, Nähen zu lernen.“

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Gegen Rassismus, für Courage – Stella wird Pate des Adolf-Reichwein-Gymnasiums.

Normalerweise läuft es eigentlich anders herum – Stella freut sich über Paten für die Projekte von Back to Life. Doch diesmal nahm sie voller Freude selbst eine Patenschaft an: Denn dem Adolf-Reichwein-Gymnasium in Heusenstamm bei Offenbach wurde der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ durch die Bildungsstätte Anne Frank verliehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigem Bestehen der Schule übernahm Stella im vergangenen Dezember – zusammen mit Peter Osterwold, seines Zeichens Sänger der Rodgau Monotones – die Patenschaft für die Schule und die Initiative.

Zum besagten Thema werden 2017 viele unterschiedliche Veranstaltungen stattfinden. Insgesamt 1.200 Schülern begrüßten Ihre Paten auf dem Schulhof – bei der anschließenden Feier in der Schulaula waren zudem auch der Landrat, Oliver Quilling, sowie der Bürgermeister Heusenstamms, Halil Öztas, anwesend. Für lustige Sprüche und magische Tricks sorgte Moderator Harry Keaton, auch Stella hielt eine kurze Ansprache.Gelebte Demokratie und Toleranz, Aufstehen gegen Ungerechtigkeit und Missstände – in der Philosophie von

Back to Life sind jene Grundwerte fest verankert. Wir freuen uns selbstverständlich sehr, wenn der kommenden Generation eben diese Werte vermittelt werden, gerade in der heutigen Zeit voller internationaler Konflikte. Denn neben dem nötigen Maß an Zivilcourage braucht jedes soziale Projekt, gleich wo auf der Welt, eines Tages junge, engagierte Menschen, die den eingeschlagenen Weg weitergehen wollen. Aus Heusenstamm könnten einige von ihnen kommen.

Stella mit Peter Osterwold von den Rodgau Monotones

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Vielseitiges Engagement: Die Spendenaktionen der letzten Monate

Schaeffler setzt auf „Spenden statt Schenken“.

Weihnachtsbäume für Nuwakot

Veganer Stand auf dem Weihnachtsmarkt Kronberg

Der Unternehmensbereich Automotive Aftermarket des Konzerns Schaeffler zeigt viel soziales Engagement und spendete 2016 an bedürftige Menschen in Nepal, anstatt Geschenke und Weihnachtskarten an Geschäftspartner zu verschicken. Insgesamt 15.000 Euro wurden Back to Life für den Bau einer Schule in Gamtha zur Verfügung gestellt: Eine fundamentale Verbesserung der Lernbedingungen für insgesamt 225 Schüler – eine zukunftsweisende Entwicklung für das ganze Dorf und seine Umgebung. Back to Life freut sich sehr über diese Unterstützung und bedankt sich von ganzem Herzen.

Die Mitarbeiter der Firma mts-immobilien kümmern sich normalerweise kompetent darum, die Öffentlichkeit für etwas größere Räumlichkeiten zu begeistern. Diesmal handelte es sich aber um ein nur 2,5 qm2 großes Häuschen – genauer gesagt um einen Stand auf dem Kronberger Weihnachtsmarkt. Dort wurden allerlei vegane Köstlichkeiten angeboten – vom Glühwein bis zum Kuchen. Zusätzlich im Angebot: Kinderschminken und sogar eine Gong-Meditation. Der Erlös des Verkaufs ging komplett an Back to Life, insgesamt über 600 Euro. Wir freuen uns sehr!

Auch 2016 veranstaltete das Porschezentrum Hofheim wieder seinen traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Firmengelände des Unternehmens und setzt damit seine Unterstützung für unser Projekte fort: Bereits seit Jahren kommt der Verkauf von Weihnachtsbäumen vor Ort Back to Life zugute. Wie schon im Jahr zuvor, steht der Wiederaufbau von durch Erdbeben zerstörten Schulen in Nuwakot im Mittelpunkt der Spendenaktionen. Die großzügige Summe von annähernd 7.000 Euro wird einen beachtlichen Anteil an der Wieder-auferstehung eines Schulgebäudes in Nepal haben. Vielen Dank, auch im Namen aller Schüler!

Die besonderen Initiativen zur Unterstützung unserer Projekte fanden diesmal vor allem in der vergangenen Weihnachts-zeit statt. Wie immer findet sich hier eine Auswahl von spannenden Aktionen, die wir gerne kurz vorstellen möchten.

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Dominic und Silvio – mit dem Fahrrad für Back to Life nach Nepal

Es gibt viele tolle, private Initiativen, die Back to Life mit Spendenaktionen unterstützen. Dabei sind wir immer wieder begeistert, mit wie viel Einfallsreichtum unsere Spender vorgehen. Besonders außergewöhnlich ist die Geschichte von Dominic und Silvio, zwei Leipziger Fahrrad-Enthusiasten: Sie setzten sich tatsächlich in den Kopf, im Rahmen einer 18-monatigen Mammut-Radtour, von der Türkei bis nach Nepal zu fahren – um auf ihrer Reise Spenden für uns zu sammeln und unsere Projekte auch vor Ort zu besuchen. Anschließend soll es sogar noch weiter bis nach Australien gehen, eine lange spektakuläre Reise, wie man sie wohl nur einmal erlebt...

Auf ihrem Blog www.auf-achse.net berichten sie unterwegs von ihren spannenden Erlebnissen und freuen sich schon jetzt über jeden Spender, der das Projekt unterstützen möchte. Jeder gespendete Euro geht dabei natürlich direkt an Back to Life und wird nicht für die Reisekosten der beiden genutzt werden. Ziel ist es, eine aktuelle oder auch zukünftige nepalesische Projektschule von Back to Life zu unterstützen.

Je nachdem, wie viele Spendengelder in den 18 Monaten zusammenkommen, werden anschließend z.B. neue Tische und Bänke, Schulmaterialien oder Schuluniformen davon finanziert. Der Traum von Dominic und Silvio wäre aber, sogar genug Spenden für einen kompletten Neubau eines Schulgebäudes zu sammeln. Daran darf sich natürlich jeder beteiligen, der das Projekt spannend findet. Gesammelt wird unter dem Verwendungszweck „Auf-Achse“ auf unserem Spendenkonto Nepal, der aktuelle Stand der Spenden wird dabei immer auf der ihrer Webseite genannt werden.

Back to Life e.V.IBAN: DE 9450 0800 0007 2999 9002BIC: DRESDEFFXXX, Commerzbank AG

Zuletzt befanden sich unsere beiden Fahrradhelden im türkischen Uçhisar in Kappadokien. Wir werden in den nächsten Monaten immer wieder vom aktuellen Stand der Reise berichten und wünschen Dominic und Silvio schon mal eine gute Fahrt, viel Kraft und natürlich auch gutes Wetter!

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Einzigartige Begegnung: Stella zu Besuch beim Papst

Namaste,

Papa Francesco, wie der Papst in Italien genannt wird, begegnen zu dürfen, war mir ein Herzenswunsch, der sich nun auf so wunderbare Weise erfüllt hat.

Den Schein mit den Schlüsselworten „Incontro con il Santo Padre Francesco“ (Begegnung mit dem Heiligen Vater Franziskus) hielt ich fest in den Händen, denn er öffnete mir den Weg bis zu meinem Platz in der „prima fila“, der ersten Reihe. Ich durfte tatsächlich dem Papst im Vatikan mein Buch überreichen. Nach Audienz, Gebet und Segen wandte sich der Papst der Reihe der „incontri“ zu und mein Herz klopfte in Vorfreude. Was würde ich fühlen, wenn ich ihm in die Augen sah? Gedankenströme durchzogen mich. Wegen Franz von Assisi wählte der Papst seinen Namen und der galt als der Patron der Armen, Blinden, Lahmen, Gefangenen, Schiffbrüchigen... Gleichsam als Vermittler der Religionen. Nun würde ich erfahren, ob dieser Papst das ausstrahlt. Natürlich erhoffte ich mir eine Begegnung wie die mit Mutter Teresa, die ich ja auch in meinem Buch beschreibe, denn sie schwingt noch heute in mir.

Als Papa Francesco vor mir stand, breitete sich eine große innerliche Gelassenheit in mir aus. Wie ein Herzensfreund, Bruder, Vater und Großvater wirkte er auf mich, gleichzeitig

und in einem. Sein Blick, seine Gesichtslinien, seine Präsenz und die lachenden Augen bestätigen mir: Er ist jemand, der mit dem Herzen sieht, der die Liebe liebt, Hingabe schätzt und in der Demut Stärke findet. Als er mein Buch in die Hand nahm und mich dazu befragte, beschrieb ich ihm, dass es von Leprakranken handelt, von ihren Schicksal, Denken und Fühlen sowie von der Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe und in ihr Leben eingetaucht bin. Wir sprachen in Italienisch miteinander.

Ich sagte ihm, dass ich mein Buch für die Liebe geschrieben habe und es auch der Liebe widmete. Da nahm er mich in den Arm. Als ich ihm von Back to Life und unseren Projekten in Nepal und Indien berichtete, segnete er diese, genauso wie Mutter Teresa das einst tat.

Ja, dieser Papst liebt und lebt die Liebe, insbesondere zu denen, die Not oder Ausgrenzung erleiden – in dieser Liebe sind wir uns begegnet, das war aufladend. Papa Francesco gibt einem das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen. Das tue ich hiermit.

Tara-Stella

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IMPRESSUM www.back-to-life.org | [email protected] | www.facebook.com/BackToLifeOrg | www.google.com/+backtolifeorgBack to Life e.V. | Louisenstraße 117 | 61348 Bad Homburg v.d.H. | Tel: 0049 (0) 6172 662 69 97 | Fax: 0049 (0) 6172 681 65 05

© Quelle: Nordhannoversche Zeitung (HAZ), Roman RoseRückblick: Das nächste Kapitel der „Unberührbar“-Lesereise

In den letzten Wochen absolvierte Stella erneut mehrere öffentliche Veranstaltungen. Es war die Fortsetzung ihrer erfolgreichen „Unberührbar“-Lesereise durch Deutschland – diesmal mit einem Schwerpunkt auf Norddeutschland. Doch auch in den heimatlichen Gefilden war Stella anzutreffen, so zum Beispiel auch am Adolf-Reichwein-Gymnasium in Heusenstamm. Große Resonanz auch am Pictorius Berufs-kolleg in Coesfeld, wo praktisch die gesamte Schülerschaft Stellas Ausführungen beiwohnte. Die dortigen Lehrer und Schüler sammeln bereits seit 12 Jahren Pfandflaschen, um den Erlös an unsere Projekte zu spenden. Nicht zu vergessen: Schließlich

konnte auch die Lesung in Visbek nachgeholt werden, die im vergangenen Herbst leider ausfallen musste. Das interessierte Publikum dankte es mit einem bis auf den letzten Platz gefüllten Rathaussaal und großer Begeisterung.

Bitte schon mal vormerken: Am 22.06. erscheint in den Fischer-Verlagen die schon erwartete Taschenbuch-Ausgabe von „Unberührbar“ – mit einem neuen Buchcover-Motiv. Zudem wird Stella am gleichen Tag im „ZDF Mittagsmagazin“ um 13:00 Uhr zu Gast sein.

32 |IMPRESSUM www.back-to-life.org | [email protected] | www.facebook.com/BackToLifeOrg | www.google.com/+backtolife-orgBack to Life e.V. | Louisenstraße 117 | 61348 Bad Homburg v.d.H. | Tel: 0049 (0) 6172 662 69 97 | Fax: 0049 (0) 6172 681 65 05

Werden Sie Teil unserer Projekte!

• Mit einer Schulpatenschaft in Nepal verhelfen Sie chancenlosen Mädchen zur Schulausbildung und fördern den notwendigen Ausbau der schulischen Infrastruktur.

• Ihre Geburtshauspatenschaft sichert langfristig den Unterhalt der nepalesischen Geburtshäuser und trägt aktiv zur Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit bei.

• Durch eine Projektpatenschaft in Nepal oder Indien unterstützen Sie verschiedene „Hilfe zur Selbsthilfe“- Program-me für die notleidende Bevölkerung. Mit der Projektpaten-schaft Nepal fördern Sie auch direkt unsere Erdbebenhilfe.

Wir haben uns der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ angeschlossen und ermöglichen auf unserer Homepage, alle relevanten Informationen wie z. B. Finanzberichte einzusehen. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat bei seiner Einschätzung keine kritischen Anhaltspunkte gefunden. Darüber hinaus informieren wir regelmäßig mittels Newsletter, Homepage und Facebook-Seite über unsere Aktivitäten. Informationsmaterialien ergänzen unsere Kommunikation.

Spendenkonto Nepalprojekte IBAN DE 94 500 800 000 729999002BIC Swift Code DRESDEFFXXXCommerzbank AG

Spendenkonto Indienprojekte IBAN DE 51 500 800 000 729999000BIC Swift Code DRESDEFFXXXCommerzbank AG

Gestaltung: Back to Life und Maria Klein