notabene 5/2014

16
1 Seite 8 Verdingkinder und die Rolle der Kirchen Licht bringen in ein dunkles Kapitel: Auch die Kirchen sind gefordert Gestärkt durch Abstimmungsresultat: Sorge tragen geht weiter Seite 10 Von Skepsis bis zur Lust am Umbau Die Pfarrschaft bezieht Position zu KirchGemeindePlus nota bene Nr 5 / Juni 2014 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

description

Nach der Abstimmung: Sorge tragen geht weiter

Transcript of notabene 5/2014

Page 1: notabene 5/2014

11

Seite 8

Verdingkinder und die Rolle

der KirchenLicht bringen in ein dunkles Kapitel: Auch die Kirchen sind gefordert

Gestärkt durch Abstimmungsresultat:

Sorge tragen geht weiterSeite 10

Von Skepsis bis zur

Lust am UmbauDie Pfarrschaft bezieht Position zu KirchGemeindePlus

notabeneNr 5 / Juni 2014Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Page 2: notabene 5/2014

notabene 5 / 20142

Liebe Leserin, lieber Leser

Als die Jungfreisinnigen ihre Initiative

einreichten, empfanden das viele als de-

mokratische Zwängerei, hatte doch das

Zürcher Volk erst grad der Neuregelung

des Verhältnisses zwischen Staat und

Kirchen in Verfassung und Kirchenge-

setz zugestimmt. Das erreichte Resultat

bestätigt diese Einschätzung. Das neu

errichtete transparente und faire Ver-

hältnis kann nun umgesetzt werden.

Trotzdem mussten wir die Herausfor-

derung annehmen, einen Abstimmungs-

kampf zu führen. Es galt, ihn als Chance

zu nutzen, die Tätigkeiten der Kirchen

sichtbar zu machen. Ein Abstimmungs-

kampf gibt ja naturgemäss das Recht,

Propaganda zu machen. In unserem Fall

sollte es nicht darum gehen, das Blaue

vom Himmel herunter zu versprechen,

sondern die verborgenen guten Taten

der Kirchen ins Licht der Öffentlichkeit

zu stellen. Das Licht unter dem Scheffel

hervorholen, mit einem umgekehrten bi-

blischen Bild formuliert.

Diese Chance haben die Kirchgemein-

den und Pfarreien mit ihren Mitarbei-

tenden und Freiwilligen genutzt. Sie ha-

ben das Kampagnenmaterial mit dem

hervorragend passenden Thema «Sorge

tragen» unter die Leute gebracht. Da-

rum gebührt der Dank den Vielen, die

Leserbriefe geschrieben, Flyers verteilt,

Papiersäcke herumgetragen und Plakate

in die Gärten gestellt haben, und die sich

im Bekanntenkreis und auf Podien im

Gespräch eingesetzt haben. Das ein-

drückliche Ergebnis zeigt auch, dass die

Verbindung zwischen Volk und Kirchen

lebt.

Natürlich sind Steuererleichterungen

im Kanton Zürich – egal für welche

Gruppe – nicht beliebt. Das Volk lehnt

seit längerem solche ab. Es ist trotzdem

ein starker Vertrauensbeweis, dass das

Zürcher Stimmvolk den Kirchen zu-

traut, das Geld der juristischen Perso-

nen sinnvoll einzusetzen. Die Kirchen

sind kredit- bzw. glaubwürdig, gerade

auch weil sie transparent Aus-

kunft geben können, wie und wo-

für das Geld verwendet wird.

Das ist zugleich auch der grosse

Auftrag, der uns mitgegeben

wird. Wir bleiben Kirche, die of-

fen für die Menschen ist, die

grosszügig und menschenfreundlich den

Zusammenhalt in der Gesellschaft

stärkt. Das tun wir nicht primär, weil

uns das Zürcher Stimmvolk den Auftrag

gibt, sondern weil wir aus dem Evange-

lium heraus für die Menschen da sind.

Gott begegnet uns gerade im Hungri-

gen, Kranken, Gefangenen und Frem-

den, wie es Mt. 25 formuliert. Christli-

che Gemeinschaften, die sich nur um

sich selbst drehen, verpassen ihren

Herrn. So gesehen, danken wir der

Stimmbevölkerung doppelt: für die

grosse Unterstützung und die Erinne-

rung an unseren evangelischen Auftrag!

Michel Müller

Kirchenratspräsident

Aktuell

Nachrichten3 – 6

Kolumne «Frauensache»

Ist Gender ein Unwort?5

Schwerpunkte

Neuer Präsident beim

Stadtverband Zürich6

Kommentar: «Streckt die

Köpfe aus den Medien!»7

Heim- und Verdingkinder:

Das Schweigen brechen8 – 9

Pfarrkonferenzen:

Perspektiven aus der

Sicht der Pfarrschaft10 – 12

Rubriken

Themen und Termine12 – 14

Stellenmarkt14

kreuz & quer:

Adliswil feiert seine

Geburtstagskinder15

Impressum / Cartoon16

Editorial / Inhaltsverzeichnis

«Wir haben das Licht unter dem Scheffel hervorgeholt.»

Page 3: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 3

kom / sch. Mit 71,8 Prozent Nein-Stim-

men haben die Stimmbürgerinnen und

Stimmbürger des Kantons Zürich die

Kirchensteuer-Initiative verworfen. In

sämtlichen Bezirken und Gemeinden

scheiterte die von den Jungfreisinnigen

lancierte Vorlage, die unter dem Titel

«Weniger Steuern fürs Gewerbe» die ju-

ristischen Personen von der Kirchen-

steuer-Pflicht befreien wollte.

Die deutlichste Abfuhr erteilte die Ge-

meinde Henggart mit über 80 Prozent

Nein-Stimmen. Mehr als ein Drittel Ja-

Stimmen erzielte die Vorlage nur in we-

nigen Gemeinden. Neerach mit 36,24

und Hofstetten bei Elgg mit 39,51 Pro-

zent Ja-Anteil zählten zu den Gemein-

den mit den grössten Befürworter-An-

teilen. Hohe Absagen gab es in den

Städten Zürich (72 Prozent) und Win-

terthur (74.98 Prozent). Die Stimmbe-

teiligung lag bei 55,4 Prozent.

Konfessionslose stimmen Nein

Mit ihrem Nein am 18. Mai bekräftigten

die Abstimmenden, dass die Unterneh-

men im Kanton Zürich weiterhin in die

gesellschaftliche Verantwortung einge-

bunden sind und dass mit dem 2010 ein-

geführten Finanzierungsmodell der Kir-

chen eine tragfähige Lösung gefunden

worden ist. Die Steuern der juristischen

Personen dürfen von den Kirchen aus-

schliesslich für nicht-kultische Zwecke

verwendet werden. Die Gelder fliessen

also in die Bereiche Bildung, Soziales

und Kultur und kommen der gesamten

Gesellschaft zugute. Diese Regelung

überzeugte offenbar weite Teile der Be-

völkerung und nicht nur die Mitglieder

der reformierten, römisch-katholischen

und der christkatholischen Kirchen im

Kanton. Noch 60 Prozent gehören zu

einer dieser drei öffentlich-rechtlich an-

erkannten Kirchen.

Dank an die Kirchgemeinden

Der Kirchenrat zeigte sich nach dem

deutlichen Erfolg erfreut und dankte al-

len Stimmbürgerinnen und Stimmbür-

gern, die mit ihrem Nein an der Urne

dazu beigetragen haben, dass die Kir-

chen ihr Engagement im Dienste der

Allgemeinheit im bisherigen Umfang

weiterführen können. Den Dank richtet

der Kirchenrat auch an das Nein-Komi-

tee, und er würdigte den grossen Einsatz

der Kirchgemeinden im Abstimmungs-

kampf.

Transparenz und Sorgfalt

Gegenüber den Medien sagte Kirchen-

ratspräsident Michel Müller, es sei ge-

lungen, die Leistungen, die die Kirchen

zugunsten der Gesellschaft erbringen,

auf überzeugende Weise sichtbar zu ma-

chen. Er werte das Abstimmungsergeb-

nis deshalb als Anerkennung der Bevöl-

kerung für die guten Dienste der Kirche

und als Auftrag, ihre Angebote weiter-

zuentwickeln und an die sich wandeln-

den gesellschaftlichen Herausforderun-

gen anzupassen. Mit diesem Auftrag

verbunden sei auch der sorgfältige und

verantwortungsbewusste Umgang mit

den anvertrauten Steuermitteln und de-

ren transparente Verwendung.

Pressestimmen: Die Zeitungskommentatoren zeigten

sich überrascht von der Deutlichkeit

des Abstimmungsresultats. Umso

mehr, als SVP, FDP und EDU die Ja-

Parolen gefasst hatten. Die Resulta-

te in den entsprechenden Partei-

hochburgen zeigten, dass sich die

Basis nicht daran gehalten hätte,

schrieb der «Landbote»: «Weder im

Weinland, wo die SVP dominiert,

noch an der Goldküste, wo die FDP

stark präsent ist, überstieg die Zu-

stimmung die Marke von 36 Pro-

zent.» Das Nein zur Initiative sei Indiz

dafür, dass das Zürchervolk das Ver-

hältnis zwischen Kirche und Staat

nicht weiter lockern will: «Selbst

Konfessionslose scheinen zu wün-

schen, dass die Kirchen eine Rolle

spielen in der Gesellschaft.»

Den hohen Nein-Stimmenanteil deu-

teten die Kommentatoren aber nicht

nur als Votum für die Kirchen. Die

Stimmbevölkerung habe nicht nur Ja

zu den Kirchen gesagt, hiess es im

«Tages-Anzeiger». Die Bevölkerung

hätte sich vor allem für ein solidari-

sches und soziales Zusammenleben

ausgesprochen. Gleichwohl hält der

«Tages-Anzeiger» fest: «Trotz teils

leerer Kirchen sind die Körperschaf-

ten ein wichtiger Teil unserer Kultur,

selbst wenn viele von uns davon we-

nig konsumieren. Auch das Boden-

und Hilfspersonal der Kirchen ge-

niesst viel Goodwill.»

Auch die «NZZ» wies auf den Kont-

rast zwischen Mitgliederverlust der

Kirchen und der hohen Zustimmung

zu ihrem gesellschaftlichen Engage-

ment hin. «Die Öffentlichkeit schätzt

zwar kirchliche Dienstleistungen,

doch immer weniger Menschen füh-

len sich den Kirchen tatsächlich ver-

bunden. Das Nein zur Kirchensteuer-

Initiative ist ein Ja zu einer Kirche,

die für alle da ist, für die man sich

selber aber nicht engagieren will.»

Nein zur Kirchensteuer-Initiative / 71,8 Prozent stärken den Kirchen den Rücken

Luftballone vor der Augustinerkirche

signalisieren Hochstimmung bei den

Abstimmungssiegern (Bild unten).

Fo

to: D

anie

la B

rets

cher

Page 4: notabene 5/2014

notabene 5 / 20144

Jahresrechnung 2013 / 5,16 Millionen im Plus und weiter sparen

sch. Die Landeskirche schliesst die Jah-

resrechnung 2013 mit einem überra-

schend positiven Ergebnis ab. 5 161 530

Franken Ertragsüberschuss stehen zu

Buche und sollen dem Eigenkapital gut-

geschrieben werden. Budgetiert waren

nur gut 600 000 Franken. Zum guten

Rechnungsabschluss haben verschie-

dene Faktoren beigetragen: Rund 2,5

Millionen Franken konnten gespart

werden, weil der Sanierungsbeitrag für

die BVK kleiner ausfiel, als man erwar-

ten durfte. Die Pensionskasse konnte

Ende 2012 einen besseren Deckungs-

grad vermelden. Damit verringerten

sich die Beiträge für die Arbeitgeber.

Gute Zahlen lieferte einmal mehr das

Kloster Kappel. Das Bildungshaus der

Landeskirche erzielte im abgelaufenen

Jahr erstmals einen Unternehmensge-

winn von 122 301 Franken und wirt-

schaftete gesamthaft noch weit besser

als erwartet (1,7 Millionen Franken).

Auch der Sachaufwand der Landeskir-

che lag im vergangenen Jahr um eine

Million unter Budget. Dieter Zaugg,

Leiter der Abteilung Finanzen, windet

in diesem Punkt auch den Gesamtkirch-

lichen Diensten ein Kränzchen: «Alle

Abteilungen gehen sehr kostenbewusst

vor.» Auch bei der Wiederbesetzung von

Stellen sei man derzeit zurückhaltend

und schone das Budget beim Personal-

aufwand, sagt Zaugg.

Die Jahresrechnung wird am 10. Juni

der Kirchensynode zur Genehmigung

vorgelegt. Dass die Finanzverantwortli-

chen nach dem guten Abschluss den

Fuss von der Sparbremse nehmen, ist

nicht zu erwarten. «Es ist erklärtes Ziel

des Kirchenrates, das Eigenkapital der

Zentralkasse weiter zu stärken», stellt

Dieter Zaugg klar. In diese Richtung

hätte man nun einen kleinen Schritt ge-

tan, es seien aber weitere nötig.

www.zh.ref.ch/kirchensynode

Kirchensynode / Rückenwind für den Grünen Güggel

sch. Der Kirchenrat hält grosse Stücke

auf das Umweltmanagementsystem

Grüner Güggel. Von einer flächende-

ckenden Einführung sieht er aber vor-

derhand ab. In seiner Antwort auf ein

Postulat hält der Kirchenrat fest, dass

das Projekt viele personelle und finanzi-

elle Ressourcen binden würde, die der-

zeit für andere grosse Vorhaben wie

KirchGemeindePlus, Diakoniekonzept

oder Reformationsjubiläum gebunden

seien. Er könne sich aber vorstellen, das

Thema Umweltmanagement in einer

späteren Phase des Projekts Kirch-

GemeindePlus stärker zu positi-

onieren.

Ob das Kirchenparlament

diese Prioritätensetzung des

Kirchenrates unterstützt,

wird die Synodesitzung

vom 10. Juni (nach Re-

daktionsschluss) zeigen.

Das Postulat, 2011 ein-

gereicht von Roland Peter

und Mitunterzeichnen-

den, forderte den Kirchen-

rat auf, zu prüfen, wie gross

der Mehrwert einer Einfüh-

rung des Grünen Güggels für

die Landeskirche sei. Die Postu-

lanten verweisen dabei auf die Erfah-

rungen in Deutschland. Der «Grüne

Gockel» sei dort seit zehn Jahren eine

Erfolgsgeschichte. Über 200 Kirchge-

meinden hätten das Umweltmanage-

mentsystem umgesetzt. Dabei habe sich

gezeigt, dass ohne nennenswerte inves-

tive Massnahmen Energie- und Wasser-

verbrauch sowie Abfallaufkommen um

bis zu dreissig Prozent hätten gesenkt

werden können.

In seiner Antwort begrüsst der Kir-

chenrat Schritte hin zu mehr

Umweltbewusstsein und

zeigt, welche er selbst

bereits unternommen

hat. Es sei ihm ein

Anliegen, im um-

wel tbewussten

Handeln voran-

zugehen und die

Kirchgemein-

den zu motivie-

ren, ihrerseits

entsprechende

Aktivitäten zu

entwickeln.

www.zh.ref.ch/

kirchensynode

mission 21 / 1:0 für die Solidarität

kom. Parallel zur Fussball-WM in Brasi-

lien kicken Jugendliche in Bern und So-

lothurn an der «Strassenliga-Tour» für

Entwicklungsprojekte von mission 21.

Das Pilotprojekt will junge Menschen

im Spiel für Gleichaltrige in Entwick-

lungsländern sensibilisieren. Träger der

Strassenliga sind die Kinder- und Ju-

gendförderung Schweiz Infoklick.ch

und die Reformierten Kirchen Bern-

Jura-Solothurn. Mission 21 begleitet die

Tour als Partnerin auf insgesamt zwan-

zig Stationen. Wird die «Strassenliga-

Tour» ein Erfolg, soll sie in Zukunft re-

gelmässig stattfinden. Und vielleicht

schafft sie dank der Kooperation mit ei-

ner Kirchgemeinde auch den Sprung in

den Kanton Zürich.

Infos: www.mission-21.org

Kontakt: [email protected]: Rainer Sturm / pixelio

Page 5: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 5

FrauensacheIst «Gender» ein Unwort?In der Gleichstellungsarbeit muss

man mit der Sprache vorsichtig um-

gehen. In gewissen Kreisen ist z. B.

der Begriff Feminismus ein rotes

Tuch. Für Geschlechtergerechtigkeit

sind die Leute dann aber durchaus

zu haben. Auch den Begriff Gender

verwende ich sorgfältig, vor allem

weil er noch nicht überall geläufig ist.

Dieses englische Wort bedeutet sozi-

ales Geschlecht und wird vom biolo-

gischen Geschlecht unterschieden.

Ein nützliches und in den Wissen-

schaften längst etabliertes Wort, um

die Prägung der Geschlechterrollen

durch Erziehung, Vorbilder und das

kulturelle Umfeld zu beschreiben.

Mit grossem Erstaunen habe ich

deshalb die Ankündigung von Regie-

rungsrätin Regine Aeppli zur Kennt-

nis genommen, dass der Begriff

Gender aus dem Lehrplan 21 gestri-

chen werden soll. Das Wort habe zu

sehr provoziert. Bitte? Steht nun al-

les unter Generalverdacht, was mit

Gleichstellung zu tun hat? Beim Gen-

der-Thema in der Pädagogik geht es

ja gerade darum, Mädchen und Bu-

ben mit ihren unterschiedlichen Be-

dürfnissen und Prägungen gerecht

zu werden.

Nach kurzer Recherche finde ich her-

aus, dass es sogar eine Petition

«Kein Gender im Lehrplan 21» gibt.

Gender soll den Initianten zufolge die

Bipolarität der Geschlechter leugnen,

die Kinder sexualisieren und sei von

Pädophilen erdacht worden. Nun, in

einer Demokratie soll man auch

Schwachsinn in die politische De-

batte einbringen dürfen. Besorgnis-

erregend ist jedoch, dass die Erzie-

hungsdirektorenkonferenz dem so

weit entgegenkommt. Dass in dem

22-köpfigen Gremium neben Regine

Aeppli nur noch zwei weitere Frauen

sitzen (von wegen Feminisierung des

Schulbereichs), erstaunt mich hinge-

gen nicht weiter.

Nur gut, dass die Kirche hier für ein-

mal mutiger ist: In den neuen Konf-

lehrmitteln werden Genderfragen ex-

plizit mit einbezogen und Mädchen

und Jungs mit ihren unterschiedli-

chen Themen und Bedürfnissen

ernst genommen.

Pfrn. Sabine Scheuter

kom. Das Hilfswerk der Evangelischen

Kirchen Schweiz (HEKS) leistet ge-

meinsam mit seiner Partnerorganisation

EHO – Ecumenical Humanitarian Or-

ganization für 250 000 Franken Wieder-

aufbauhilfe für die Flutopfer im Westen

Serbiens. Die Unwetter im Balkan ha-

ben etwa vier Millionen Menschen ge-

troffen.

HEKS konzentriert seine Unterstüt-

zung auf die Instandstellung der über-

fluteten Häuser in ländlichen Gemein-

den von Westserbien. Die Dorfbewohner

werden dabei mit technischen Hilfsmit-

teln wie etwa Trocknungsgeräten, Bau-

material und bautechnischer Beratung

unterstützt. HEKS bezieht die Roma-

Gemeinschaften in das Projekt ein, die

oft in der Nähe der Flüsse wohnen und

deshalb besonders betroffen sind.

Spendenkonto: PC 80-1115-1. Vermerk

«Überschwemmungen Osteuropa»

Serbien / HEKS hilft Flutopfern

Stellennetz wird Stiftung – Ziel bleibt / Menschen und Arbeit zusammenbringen

sch. Kein Job und wenig Perspektiven:

Das Stellennetz zeigte in den letzten

dreissig Jahren unzähligen Menschen

Wege aus der Erwerbslosigkeit. Das

einstige Pionierprojekt der Kirche im

Bereich der Arbeitsintegration steht seit

diesem Frühjahr als Stiftung auf eigenen

Beinen. «Das ist deshalb sinnvoll, weil

das Stellennetz schon seit Anbeginn viel

Selbständigkeit und Unabhängigkeit be-

nötigt hat, um in seinem Aufgabenum-

feld gut und flexibel agieren zu können»,

sagt Carlo Piffari, Geschäftsführer des

Stellennetz. Man stehe heute mehr denn

je in einem Wettbewerb mit anderen Ins-

titutionen. Da bietet die Unabhängig-

keit zusätzlichen Spielraum, damit das

Stellennetzes auch in Zukunft den Be-

dürfnissen der Stellensuchenden gerecht

werden kann.

Zu den Auftraggebern des Stellennetz

es gehören hauptsächlich staatliche Ins-

titutionen wie die Arbeitslosenversiche-

rung (im Kanton Zürich vertreten durch

das Amt für Wirtschaft und Arbeit), die

Fürsorgebehörden des Kantons Zürich

und die IV-Stellen. Die Angebote im Be-

reich Beratung, Vermittlung und Quali-

fizierung können aber auch für private

Unternehmen von Interesse sein. Den

Stellensuchenden bietet die Fachstelle

Vermittlung von befristeten Arbeitsein-

sätzen an, coacht sie in Einzel- und

Gruppensequenzen und schult sie in

Fachkursen. Sie klärt die Arbeitsmarkt-

fähigkeit von Sozialhilfebeziehenden ab

und fördert diese. Seit ein paar Jahren ist

das Stellennetz auch in der Vermittlung

von festen Stellen tätig. Insgesamt 25

Mitarbeitende zählt das Stellennetz mit

Sitz in Zürich-Binz heute.

Das Stellennetz wurde 1983 als «Pro-

jektstelle für Arbeitslose» lanciert. Ziel

war es, Kirchgemeinden und politische

Gemeinden im Kanton Zürich bei der

Durchführung von Arbeitseinsätzen

und Kursen für Erwerbslose zu unter-

stützen. Träger waren die beiden Kir-

chen, der Kanton Zürich (KIGA) finan-

zierte das Projekt. Es entstanden damals

die ersten sogenannten Präventivmass-

nahmen. Diese waren im Kanton Zürich

die Vorläufer der heutigen Arbeits-

marktlichen Massnahmen (AMM), und

das Stellennetz war dabei an vorderster

Front. Aus der Projektstelle wurde 1986

das «Stellennetz». Als Dienststelle der

reformierten Landeskirche wurde es zu

einer der renommiertesten Fachstellen

für Arbeitsintegration im Kanton. Das

Pionierprojekt ist seither mehrfach ko-

piert worden und muss sich heute als

Unternehmen im Markt behaupten.

Im Dezember 2013 beschloss der Kir-

chenrat, das Stellennetz in eine Stiftung

umzuwandeln. Im Stiftungsrat bleibt die

Kirche vertreten. Stiftungsratspräsident

ist Kirchenrat Bernhard Egg.

Page 6: notabene 5/2014

notabene 5 / 20146

mp. Der Verbandsvorstand des Refor-

mierten Stadtverbandes der Stadt Zü-

rich hat einen neuen Präsidenten: And-

reas Hurter steht seit dem 1. Juni der

Exekutive des Zürcher Stadtverbands

vor. Der 54-jährige Bauingenieur ETH

übernimmt zugleich die Leitung des Re-

formprozesses, den sich die im Verband

zusammengeschlossenen 34 Kirchge-

meinden verschrieben haben.

Nach dem Rücktritt des früheren Prä-

sidenten Rolf Walther im vergangenen

Jahr suchte die Findungskommission

nach einer integrativen Persönlichkeit

mit Erfahrung in Organisationsentwick-

lungs- und Reformierungsprozessen,

aber auch mit einer breiten gesellschaft-

lichen Vernetzung und politischer Er-

fahrung. Insbesondere dem Einbezug

der einzelnen Kirchenpflegen sollte in-

nerhalb des Reformprozesses grosse

Sorgfalt entgegengebracht werden.

Andreas Hurter überzeugte das Wahl-

gremium, die Zentralkirchenpflege

(ZKP), nicht nur durch seine vielseitige

Führungserfahrung, u.a. als ehemaliger

Kantonsingenieur Uri, und seinen Leis-

tungsausweis in interdisziplinären Ge-

samtprojektleitungen, sondern auch als

umsichtiger Organisator und Mediator.

Hurter ist heute selbständiger Oranisa-

tions- und Strategieentwickler.

«Die Kirche erfüllt eine wertvolle spi-

rituelle und gesamtgesellschaftliche

Funktion, in deren Dienst ich gerne

rund die Hälfte meiner Arbeitszeit

stelle», sagt Andreas Hurter zu seiner

Motivation, das Präsidium des Refor-

mierten Stadtverbandes zu übernehmen.

Die grösste Baustelle für den neuen Prä-

sidenten ist die seit Jahren aufgegleiste

Reform des Verbandes. Wie es damit

weitergeht, entscheidet diesen Herbst

das Stimmvolk: Die Zentralkirchen-

pflege hat Ende Mai ihren Beschluss

vom Januar dieses Jahres bestätigt, wo-

nach die reformierte Stimmbevölkerung

am 28. September 2014 über zwei Struk-

Neuer Vorstandspräsident beim Stadtverband Zürich / Ein Ingenieur baut mit am Stadtverband von morgen

turmodelle abstimmen kann. Zur Aus-

wahl stehen eine einzige Kirchgemeinde

in der Stadt Zürich (Modell1) oder der

Zusammenschluss der 34 Kirchgemein-

den zu grösseren Kirchgemeinden und

einer Stärkung des Stadtverbandes (Mo-

dell 2).

Andreas Hurter;

in der Stadt Zü-

rich soll die Kir-

chenlandschaft

grundlegend

umgebaut wer-

den. Es entbehrt

also nicht einer

gewissen Logik,

dass nun ein

Bauingenieur die Führung im Stadtver-

band übernimmt?

So hab ich das noch nie gesehen. Aber,

Sie haben Recht, als Ingenieur ist man

systematisches Vorgehen zum Aufbau

oder zur Fundamentlegung gewohnt.

sch. Am 24. Mai haben sich die Präsi-

dentinnen und Präsidenten der Zürcher

Kirchenpflegen in Zollikerberg zur Prä-

sidienkonferenz getroffen. Als Gast war

NZZ-Redaktor Thomas Ribi geladen.

In seinem Referat vor 115 Präsidentin-

nen und Präsidenten von Kirchenpfle-

gen und Bezirkskirchenpflegen skiz-

zierte Ribi seinen Blick von aussen auf

die Zürcher Kirche. Der klar gewonnene

Präsidienkonferenz / «Kirche präsentierte sich als gut geölte Sozialholding»

Abstimmungskampf gegen die Kirchen-

steuer-Initiative sei ein Zeichen dafür,

dass die reformierte Kirche als gesell-

schaftliche Institution gut in der Bevöl-

kerung verankert sei und Glaubwürdig-

keit geniesse, sagte Ribi. Die Bevölkerung

dürfe aber auch spüren, dass die Kirche

nicht einfach nur ein Dienstleistungsbe-

trieb sei. «Im Abstimmungskampf prä-

sentierte sich die Kirche als gut geölte

Sozialholding, auf deren Leistungen die

Gesellschaft nicht verzichten kann.»

Das reiche aber nicht, die Kirche dürfe

durchaus fordernder und unbequemer

sein: «Kirche lebt nicht nur davon, dass

sie für mich da ist, sondern ebenso da-

von, dass ich für sie da bin und mich auf

sie einlasse. Das darf und muss die Kir-

che laut und deutlich sagen.»

www.zh.ref.ch/praesidienkonferenz

Fo

to: sch

Fo

to:

zV

g

Page 7: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 7

Warum sich die Reformierten mit der Medienarbeit oft schwertun. Von Maja Peter*

Kommentar /

Streckt die Köpfe aus den Medien

und Journalisten verantwortlich ge-

macht. Dies in Verkennung des

Selbstverständnisses von Journalisten

und der Spielregeln des Medienbetriebs.

Rechtlich gesehen ist kein Medien-

schaffender verpflichtet, den Porträtier-

ten einen Bericht vor der Publikation

vorzulegen. Interviewte und Porträtierte

haben nur das Recht auf das eigene

Wort. Sie dürfen und sollen sich also

ihre Zitate vorlegen lassen. Ist eine Jour-

nalistin so kulant, vorab Einblick in ei-

nen Bericht zu gewähren, kann die Be-

fragte zwar über Gewichtung,

Formulierungen, Interpretation und Ti-

tel reden. Aber ein Recht auf Verände-

rung hat sie nur beim eigenen Zitat.

Wer sich gegenüber Journalisten als

Besserwisser aufspielt oder sogar droht,

gilt als unprofessionell und mühsam und

wird später nicht mehr berücksichtigt.

Wer hingegen mit den

leisen Übertreibungen

und Zuspitzungen der

Medien leben kann und

die Arbeitsweise der

Medienschaffenden re-

spektiert, wird in der

Branche weiterempfoh-

len. Deshalb sind es immer wieder die

gleichen Personen, die von Journalisten

befragt werden.

Die reformierte Kirche braucht Expo-

nenten und Exponentinnen, die sich in

den Medien zeigen, über ihre Berufung

und ihre Arbeit sprechen. Sie geben der

Kirche ein Gesicht. Ohne sie ist die Kir-

che in der Öffentlichkeit unsichtbar.

*Maja Peter ist Kommunikationsverant-

wortliche des Reformierten Zürcher

Stadtverbandes. Sie berät Pfarrpersonen

und kirchliche Behörden der Stadt Zürich

im Umgang mit den Medien.

Vertreter der reformierten Kirche be-

klagen sich gerne und oft, dass die

Reformierten im Vergleich mit den Ka-

tholiken von den Medien zu wenig wahr-

genommen werden. Das hat nicht nur

mit den Skandalen der Römisch-katho-

lischen Kirche zu tun, welche für Schlag-

zeilen sorgen, sondern auch mit der

Selbstverständlichkeit, mit der sich ka-

tholische Würdenträger exponieren. Die

Reformierten rümpfen bei Personenkult

hingegen die Nase. Theologisch mag

diese Abneigung richtig sein. Im Um-

gang mit den Medien ist sie falsch. Die

Medien brauchen Köpfe, Geschichten

oder Skandale für Berichte und Kom-

mentare.

Reformierte Pfarrpersonen, die bereit

sind, sich den Medien zu stellen, werden

von Kollegen und Kirchenpflege nicht

selten desavouiert. Prominentes Beispiel

ist Gottfried Locher, Präsident des

Schweizerischen Evangelischen Kir-

chenbundes. Er hat sich vor Jahren öf-

fentlich für ein reformiertes Bischofsamt

ausgesprochen, um die reformierte Kir-

che auf Bundesebene sichtbar zu ma-

chen. Seither wird er von den Glaubens-

geschwistern als selbstverliebt und

machthungrig bezeichnet.

Auch Zürcher Pfarrpersonen, die sich

den Medien für Porträts, Interviews und

Blogs zur Verfügung stellen, bekommen

zu spüren, dass es sich für einen Refor-

mierten nicht gehört, aus der Masse zu

ragen. Dabei werden sie nicht selten

auch für die Formulierungen, Gewich-

tungen und Titel der Journalistinnen

«Wer sich den Medien stellt, wird nicht selten von Kollegen desavouiert.»

Wenn ich das dazu nützen kann, um den

Bau und die Organisation der Kirche in

der Stadt Zürich tragfähig zu gestalten,

passt das natürlich gut.

Zur Einarbeitung bleibt Ihnen nicht viel

Zeit. Bereits im September steht eine

wegweisende Abstimmung an. Wie gut

sind Sie mit dem Thema Reformpro-

zess der Stadtkirchen schon vertraut?

Ich komme von aussen – hatte bisher

noch keine kirchlichen Ämter inne. Das

hat den Vorteil, dass man unbelastet an

die Thematik herangehen kann. Aber

ich habe die Entwicklung der Kirche in

der Stadt Zürich seit einiger Zeit ver-

folgt und war als Projektleiter des Quar-

tierzentrums Friesenberg in direktem

Kontakt mit der Kirche. Ich empfinde es

ausserdem persönlich als positiv, wenn

es gleich richtig zur Sache geht.

Die Stimmbürger werden über zwei Va-

rianten abstimmen können. Haben Sie

sich schon festgelegt?

Nein, das wäre völlig unseriös. Ich bin

ergebnisoffen. Ich lasse mich auf das

ein, was entschieden wird.

Dass man den Stimmbürgern zwei Va-

rianten vorlegt, war umstritten, weil

man fürchtete, beide könnten Schiff-

bruch erleiden. Warum wagt man es

nun trotzdem?

Man wird nun einlösen, was man bereits

angekündigt hat. Für mich ist es einfach

wichtig, dass der Reformprozess in

Gang bleibt. Die Stimmbürgerinnen

und Stimmbürger müssen sich bewusst

sein, dass der Druck zur Reform beste-

hen bleibt. Es muss etwas geschehen.

Wir wollen die Chance der Neuausrich-

tung packen. Das ist der Grundgedanke

des Refomiertseins, reformieren und an-

passen. Das ist ein wesentlicher Teil mei-

ner Motivation.

Fo

to:

Tom

Kaw

ara

Page 8: notabene 5/2014

notabene 5 / 20148

Lange hat die Gesellschaft weggesehen. Jetzt bringt man endlich Licht in ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte: jenes der Verdingkinder und anderer Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen. Auch die Kirchen sind gefordert. Von Christian Schenk

Verding- und Heimkinder / Das Schweigen brechen

Es waren keine Einzelfälle. Dass «unehe-

liche» Kinder ihren Müttern entrissen, in

Heime gesteckt oder verdingt wurden,

dass Jugendliche versorgt, Kinder Fah-

render fremdplatziert oder junge Frauen

mit angeblich «liederlichem Lebenswan-

del» zwangssterilisiert wurden, war in

der Schweiz jahrzehntelang gängige und

behördlich angeordnete Praxis. Bis 1981

wurden Menschen, die arm oder rand-

ständig waren und nicht den moralischen

Normen der Zeit entsprachen, Opfer sol-

cher «fürsorgerischer Zwangsmassnah-

men». Betroffenenorganisationen gehen

davon aus, dass heute noch rund 20 000

Opfer dieser Praktiken in der Schweiz

leben und an dem ihnen angetanen Un-

recht leiden.

Nachdem anfänglich einzelne Schick-

sale publik wurden, gelang es den Opfern

und ihren Fürsprechern in den letzten

Jahren, einen breiten Diskurs über dieses

düstere Kapitel der Schweizer Sozialge-

schichte anzustossen und das Thema auf

die politische Agenda zu bringen (siehe

Kasten). Gefordert sind ein Solidaritäts-

fonds, Beratungsstellen für die Betroffe-

nen und eine wissenschaftliche Untersu-

chung. Sie soll aufzeigen, wie die

Missbrauchsfälle zustande kamen, in

welchen Fällen den Menschen Unrecht

geschehen ist, aber auch, wo Fremd- und

Heimplatzierungen verantwortungsvoll

praktiziert worden sind. Wichtig bei der

Beurteilung aus heutiger Sicht wird auch

sein, dass man die sozialen Umstände

schildert, in denen die damals oft auch

gutgemeinten Massnahmen der Für-

sorge ergriffen wurden

Welche Rolle spielte die Kirche?

Auch die Kirchen sehen sich heute ver-

anlasst, bei der Aufarbeitung mitzuwir-

ken. Zu Recht: Denn sie spielten in die-

sem Drama mit Sicherheit eine Rolle.

Welche, das sei noch schwer abzuschät-

zen, sagt Simon Hofstetter, der das Dos-

sier für den Schweizerischen Evangeli-

schen Kirchenbund (SEK) betreut. Die

Forschung dazu fehle noch weitgehend.

Klar ist aber, dass kirchliche Behörden

und Amtsträger in Kirchgemeinden an

der damaligen Fremdplatzierungspraxis

und anderen Zwangsmassnahmen mit-

beteiligt waren. Drei Szenarien sind laut

Hofstetter von Bedeutung:

In den lokalen Vormundschafts- oder

Armenbehörden, die die Entscheide

über die Verdingung von Kindern fäll-

ten, war in der Regel auch der Dorfpfar-

rer vertreten. In Zeiten, in denen noch

keine Sozialwerke vorhanden waren und

staatliche Behörden über keine Mittel

zur Unterstützung armer Familien ver-

fügten, galt die Fremdplatzierung von

Page 9: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 9

Kindern aus prekären Verhältnissen als

probate Lösung. Dass im Fürsorgewe-

sen nicht alles zum Besten stand, kriti-

sierte man schon damals: Pfarrer Albert

Wild beispielsweise, Zentralsekretär der

Gemeinnützigen Gesellschaft, wies An-

fang des 20. Jahrhunderts auf die Miss-

stände in der Kinder- und Jugendfür-

sorge hin.

Heime mit kirchlichen Trägern

Als zweiten Berührungspunkt der Kir-

che nennt Simon Hofstetter Institutio-

nen, die die verordneten Massnahmen

umsetzten: Fachleute gehen von einer

beträchtlichen Anzahl an Heimen und

Erziehungsanstalten mit reformierten

Trägerschaften aus, die in die Thematik

verwickelt waren. In dritter Linie gelte

es, die Rolle privater Organisationen

und Frauenbünde protestantischer Pro-

venienz und ihr bisweilen zweifelhaftes

Engagement in der Sittlichkeitsbewe-

gung zu untersuchen.

Nationale Kollekte

Für die Kirche besteht also Handlungs-

bedarf: Sie muss mithelfen, die Ge-

schichte aufzuarbeiten und sich der

Tragweite ihrer Mitwirkung bewusst

werden. Und sie will sich am eingerich-

teten Soforthilfefonds für bedürftige Be-

troffene beteiligen. Zu letzterem schlägt

der SEK den Landeskirchen vor, 2015

eine nationale Kollekte zu Gunsten der

Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnah-

men einzuziehen. Zahlreiche Opfer –

zum Teil schon in hohem Alter – befin-

den sich heute in prekären finanziellen

Verhältnissen. Die ihnen auferlegten

Zwangsmassnahmen machten ihnen bis-

weilen eine gute schulische und berufli-

che Ausbildung unmöglich. Entspre-

chend brüchig und lückenhaft ist bis

heute ihre finanzielle Basis.

Für die wissenschaftliche Aufarbei-

tung des Themas sind alle möglichen in-

volvierten Behörden, Institutionen und

Organisationen – und eben auch die

Kirchgemeinden – gefordert. Auf An-

stoss des Runden Tisches für die Opfer

fürsorgerischer Zwangsmassnahmen er-

suchen die Direktion der Justiz und des

Innern des Kantons Zürich und das

Staatsarchiv die Kirchgemeinden, keine

in ihrer Hoheit befindlichen Akten über

fürsorgerische Zwagnsmassnahmen zu

vernichten, sie vielmehr aufzubewahren,

um ihre Erschliessung zu ermöglichen.

Die Sicherstellung dieser Akten bildet

die Voraussetzung für eine seriöse wis-

senschaftliche Untersuchung der dama-

ligen Vorkommnisse und Verhältnisse.

Sie ist aber auch für betroffene Personen

wichtig. Sie haben das Recht auf Ein-

sicht in die sie betreffenden Unterlagen.

Und sie haben das Recht, dass das

Schweigen über das begangene Unrecht

endgültig gebrochen wird.

Akten sichern und Zugang erleichtern!Akten betreffend fürsorgerische

Zwangsmassnahmen sind zu si-

chern und vor der Vernichtung zu

schützen. Betroffenen soll die

Akteneinsicht erleichtert werden.

Es gilt, die Fristen für die Akten-

aufbewahrung einzuhalten (bei Ad-

optionsakten 100 Jahre, bei Akten

aus vormundschaftlichen Verfah-

ren und fürsorgerischer Unterbrin-

gung 50 Jahre). Auch nach Ablauf

der Frist sollten die Akten im

Kirchgemeindearchiv erhalten

bleiben. Sollten Kirchgemeinden

eine Aktenauswahl treffen wollen,

müssen sie vorgängig mit dem

Staatsarchiv Rücksprache neh-

men. Bei Unklarheiten steht das

Staatsarchiv des Kantons zur Ver-

fügung (Bernhard Rieder, Leiter

Bereich Gemeindearchive, 044 635

69 14). Infos und Empfehlungen

auf: www.fuersorgerischezwangs-

massnahmen.ch

Gedenkfeier und Rehabilitierung

• 11. April 2013: Bundesrätin Simo-

netta Sommaruga bittet im Namen

des Bundesrates an einem Ge-

denkanlass bei den Betroffenen

um Entschuldigung für das ge-

schehene Unrecht. Auch Vertreter

der Städte, Gemeinden, Kantone,

Landeskirchen, Heime und des

Bauernverbands schliessen sich

der Entschuldigung an. Es wird ein

Runder Tisch zur Aufarbeitung des

Themas eingerichtet. Vertreten ist

auch der SEK.

• Am 21. März 2014 verabschiedet

das Parlament eine Gesetzesvorla-

ge zur Rehabilitierung administra-

tiv versorgter Menschen.

• Am 31. März 2014 wird eine Volks-

initiative eingereicht, die eine Wie-

dergutmachung samt wissen-

schaftlicher Aufarbeitung und Ent-

schädigungszahlungen in der

Höhe von 500 Millionen Franken

verlangt.

Forschung Eine Bestandsaufnahme der be-

stehenden Forschungsprojekte in

Sachen Verding- und Heimkinder

liefert der Bericht von Martin

Lengwiler zuhanden des Bundes-

amts für Justiz EJPD. Download

unter: www.fuersorgerische-

zwangsmassnahmen.ch

Infos zur Heimproblematik:

www.kinderheime-schweiz.ch

Pädagogik mit Schlagstock: Szene aus dem

Film «Der Verdingbub» (© 2014 C-FILMS AG),

für Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen

oft bittere Realität.

Page 10: notabene 5/2014

notabene 5 / 201410

Was geschieht mit den schwach besuchten Sonntagsgottesdiensten? Wie sieht die Zukunft der Seelsorge aus? Wie soll sich der Pfarrberuf entwickeln? Die Zürcher Pfarrerinnen und Pfarrer stellen sich an den Pfarrkonferenzen den ganz grossen Fragen. Drei von ihnen schildern gegenüber «nota-bene» ihre persönlichen Perspektiven. Interviews: Christian Schenk

Pfarrkonferenzen / Perspektiven statt Tunnelblick

Zusammen mit gegen achtzig Pfarrkol-

leginnen und -kollegen haben Sie sich

zur ersten von sechs Pfarrkonferenzen

getroffen. Wie war die Stimmung?

Anfänglich nicht grad enthusiastisch,

sondern eher skeptisch. Das änderte sich

allerdings im Laufe der Konferenz. Man

spürte, dass sich hier gute, motivierte

Kolleginnen und Kollegen eingefunden

hatten, dass man ein gutes Kollegium

abgibt und zusammen durchaus etwas

erarbeiten und erreichen kann.

Woher rührte die anfängliche Skepsis?

Das hat sicher mit den Umbrüchen von

KirchGemeindePlus zu tun, die viele

Kolleginnen und Kollegen als eine Be-

drohung oder zumindest als etwas sehr

Ungewisses empfinden. Und es herrschte

da und dort die Befürchtung, die Pfarr-

konferenz könnte eine Alibiübung sein.

War sie das?

Die Befürchtung trat bald in den Hinter-

grund. Wir haben uns beim Einstieg

über unsere seelsorgerliche Arbeit aus-

getauscht. Es hat sich rasch ein echtes

Wir-Gefühl entwickelt. Wir haben uns

den Fragen gestellt und die eigenen Vor-

stellungen selbstbewusst eingebracht.

Inhaltlich stand das Thema Seelsorge

auf der Traktandenliste. Welche Szena-

rien sind diskutiert worden?

Da gab es verschiedene Pläne. Eine Zu-

kunftsvision, die viel Zuspruch erhalten

hat, war die eines Kompetenzzentrums

für Seelsorge, das für eine grossflächige

Vernetzung der seelsorgerlichen Arbeit

und Kompetenzen sorgt. Daran wird

eine Arbeitsgruppe weiterarbeiten. Als

weiterer Schwerpunkt kristallisierte sich

die Gewinnung und Ausbildung von

Freiwilligen heraus. Ein anderer Grund-

tenor war, dass man die aufsuchende

Seelsorge auf jeden Fall beibehalten will,

auch wenn sie in grösseren, regionalen

Zusammenhängen gedacht werden soll.

Es darf nicht sein, dass einem Gemein-

depfarrer dafür keine Zeit mehr bleibt.

Wie kann das gelingen?

Wir diskutierten die Etablierung von

Call-Centern für Einzelpfarrämter: eine

regionale Stelle, die telefonische Anfra-

gen für Seelsorge und weitere Anliegen

entgegennehmen kann. Dass man also

nicht mehr bei einem Telefonbeantwor-

ter landet, wenn der Gemeindepfarrer

nicht vor Ort ist, sondern immer bei ei-

nem Menschen. Das könnte man durch

eine Vernetzung der Pfarrpersonen er-

reichen oder auch durch den Einbezug

von geschulten Freiwilligen.

Was ist Ihnen punkto Seelsorge per-

sönlich wichtig?

Als Spitalseelsorgerin ist mir natürlich

wichtig, dass die Pfarrämter in Instituti-

onen auf jeden Fall erhalten bleiben –

auch wenn die Mittel knapper werden

sollten. Wir machen eine wichtige Ar-

beit, gehen auf Menschen zu, arbeiten

kundenorientiert, arbeiten im Team und

mit anderen Berufen zusammen. Das

sind Qualitäten, die künftig auch im Ge-

meindepfarramt noch wichtiger werden

dürften. Vielleicht sind wir Institutions-

seelsorgende in diesem Bereich eine Art

Pioniere der Kirche der Zukunft.

«Von der Skepsis zum Wir-Gefühl»

Pfrn. Barbara Oberholzer, Unispital Zürich

«Übersteigerte Erwartung und Lust am Umbau»

Pfr. Dekan Oliver Madörin, Bezirk Dielsdorf

Die Pfarrschaft plant die Zukunft der

Kirche im Wissen, dass diese in einem

Schrumpfungsprozess steht. Nicht ge-

rade eine motivierende Ausgangslage.

Schrumpfungsprozesse lösen immer

auch Ängste aus und sind manchmal

schmerzhaft. Sie können aber auch als

Chancen gesehen werden. Die Kirche

steht vor einem Umbau. Ein Haus wird

ja nur umgebaut, weil es den gegenwär-

tigen Anforderungen der Bewohnerin-

nen und Bewohner nicht mehr ent-

spricht. Und hier liegt die Chance. Nach

Page 11: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 11

PfarrkonferenzenDie Pfarrkonferenzen sind Teil des Re-

formprozesses KirchGemeindePlus. Im

Rahmen von sechs Konferenzen entwi-

ckelt die Zürcher Pfarrschaft Zukunfts-

szenarien zu praktisch-theologischen

Handlungsfeldern: Seelsorge, Diakonie,

Gottesdienst und Kasualien, Team- und

Teilzeitarbeit, Gemeindeleitung, Freiwil-

lige. Das sind die Themenfelder, die je-

weils vierzig bis achtzig Pfarrerinnen

und Pfarrer aus Zürcher Kirchgemein-

den, Spitälern und anderen Institutio-

nen beackern. Daraus sollen Modelle

und Projekte für die Zürcher Kirche der

Zukunft entstehen. Bis Frühjahr 2015

konkretisieren Arbeitsgruppen die The-

sen weiter. Die Ergebnisse werden von

den Pfarrkapiteln weiterentwickelt und

gehen dann an den Kirchenrat. zh.ref.

ch/pfarrkonferenzen

einem Umbau ist das Gebäude neu ein-

zurichten, und das kann einen kräftigen

Anschub für neues Leben geben. Wich-

tig ist nur, und darum geht es an den

Pfarrkonferenzen, vor einem Umbau zu

klären, wie und für was man umbaut.

Die Pfarrschaft war bereits betroffen

von Sparmassnahmen und Stellenkür-

zungen. Wie ist die Stimmung?

Sparmassnahmen, Lohneinbussen und

Stellenkürzungen drücken immer auf

die Stimmung. Die wirklichen Heraus-

forderungen für die Pfarrerinnen und

Pfarrer sehe ich aber an einem anderen

Ort. Die hohen, zum Teil übersteigerten

Ansprüche, die eigenen und die frem-

den, an die eigene Person und der

Grundauftrag, das Evangelium trotz ei-

ner pluralisierten und von dramatischen

Traditionsabbrüchen betroffenen Ge-

sellschaft zu verkündigen, fordern die

Pfarrerinnen und Pfarrer weit mehr.

Eine kollektive Depression nehme ich

aber nicht wahr. Ganz viele sind hoch

motiviert in ihren Aufgaben tätig.

Wie geht man damit um, wenn Stellen-

prozente wegfallen und man eigentlich

doch gleich viel Einsatz leisten muss?

Man wird nicht darum herumkommen,

stärker noch auf die Mitarbeit von Frei-

willigen zu setzen, Stichwort Beteili-

gungskirche. Hie und da wird man auch

Mut zur Lücke zeigen und gewisse Ab-

striche im Angebot einer Kirchgemeinde

machen müssen. Sonst wird es auf die

Kosten der Gesundheit von Menschen

gehen.

Die Regionalisierung schreitet voran,

Sie selbst sind ja Pfarrer von drei Orts-

teilen. Ist der Gemeindepfarrer ein Aus-

laufmodell?

In der Zukunft wird es weniger Einzel-

pfarrämter geben. Der Gemeindepfarrer

als Bezugsperson für die lokale Bevölke-

rung ist aber kein Auslaufmodell. Auch

in einer regionalisierten Kirchgemeinde

muss es klare Zuständigkeiten und Ver-

antwortungen geben und es ist sinnvoll,

wenn eine einzelne Pfarrperson Haupt-

ansprechperson für ein bestimmtes Ge-

meindegebiet bleibt.

Was erhoffen Sie sich von der Pfarr-

konferenz? Glauben Sie, dass sich die

Pfarrschaft genügend einbringen kann

und auch gehört wird?

Die Kirche besteht auf Grund des Wor-

tes Gottes. Sie ist also theologisch be-

gründet. Für die Pfarrerinnen und Pfar-

rer bieten die Pfarrkonferenzen die

Gelegenheiten, ihre theologische Ver-

antwortung für die Kirche zu überneh-

men. Diese Gelegenheit zu ergreifen und

konstruktiv, offen, in der Verantwortung

vor dem Evangelium sich wirklich auch

einzubringen, ist das Gebot der Stunde.

Denn, ob die Pfarrschaft sich genügend

einbringen kann und gehört wird, hängt

auch von der Pfarrschaft selbst ab.

«Gottesdienste in aller Vielfalt»

Pfr. Werner Schneebeli, Affoltern am Albis

An den Pfarrkonferenzen steht auch

der Gottesdienst zur Debatte. Was ist

für Sie wünsch- und wandelbar? Und

woran gibt’s nichts zu rütteln?

Es ist offensichtlich, dass in Zukunft

nicht mehr jeden Sonntag in jeder Ge-

meinde ein Gottesdienst angeboten wer-

den muss. Quantität und Form sind also

wandelbar. Ich wünsche mir verschie-

denste Gottesdienst-Formate, welche

die unterschiedlichsten Menschen an-

sprechen. Der Gottesdienst soll aber in

aller Vielfältigkeit die Mitte der Kirche

bleiben. Zu einem Gottesdienst gehört

unabdingbar eine Gemeinschaft, in wel-

cher das Evangelium vielsprachig in die

Lebenswelt der Mitfeiernden hinein

übersetzt wird.

Sie haben es angetönt: Schwach be-

setzte Sonntags-Gottesdienste sind ei-

nes der offensichtlichsten Probleme.

Wird dieses mit einer Regionalisierung

entschärft?

Die treue Gottesdienstgemeinde ist

überaltert. Die Zahl derer, die wöchent-

lich einen Gottesdienst besuchen möch-

ten, nimmt stetig ab. Wenn es gelingt, die

Mitglieder mit diesem Bedürfnis mit

Page 12: notabene 5/2014

12 notabene 5 / 2014

Themen und Termine

Verkündigung &

Gottesdienst

Gebet als verleiblichtes Verstehen

Neue Zugänge zu einer Herme-

neutik des Gebets. Um das

Gebet zu verstehen und um es

als Ort religiösen Verstehens zu

verstehen, muss auch die

Bedeutung seiner Leiblichkeit

und Sinnlichkeit verstanden

werden. Wissenschaftliche

Tagung des Instituts für Herme-

neutik und Religionsphilosophie

der Theologischen Fakultät der

Universität Zürich.

12. und 13. Juni. Collegium Hel-

veticum, Schmelzbergstrasse 25,

Zürich. www.hermes.uzh.ch

Beauftragung Katechetinnen

Beauftragungs-Gottesdienst für

den katechetischen Dienst mit

anschliessendem Apéro.

26. Juni, 18 Uhr.

Fraumünster, Zürich

Fest-Gottesdienst 750 Jahre Winterthur

Die christlichen Kirchen Winter-

thurs feiern gemeinsam einen

Festgottesdienst auf dem histo-

risch bedeutsamen Neumarkt-

platz. Anschliessend an den

ökumenischen Gottesdienst

lebt eine alte Winterthurer Tra-

dition neu auf: das Albanimahl.

Begegnung und Gemeinschaft

werden sichtbar und spürbar

erfahren. An langen Tischreihen

in der Steinberggasse werden

Brot, Käse, Wein und Trauben-

saft bereitstehen. Alle Winter-

thurerinnen und Winterthurer

sind willkommen, miteinander

zu teilen und ins Gespräch zu

kommen. Gastgeber des Fest-

gottesdienstes sind die refor-

mierten Kirchgemeinden, die

römisch-katholischen und

christkatholischen Pfarreien

sowie die Evangelische Allianz

Winterthur.

22. Juni, 10.40 Uhr: Stadtglüüt

11 Uhr: Gottesdienst, Neumarkt

Winterthur

GKD Sommer-Gottesdienst mit Abendmahl

Musikalische Begleitung: GKD-

Chor unter der Leitung von

Eugenio Giovine.

2. Juli, 17 Uhr. Predigerkirche,

Zürich

Ordinationsgottesdienst

Ordination der diesjährigen

Vikarinnen und Vikare zu «Die-

nerinnen und Dienern am göttli-

chen Wort» mit anschliessen-

dem Apéro.

17. August, 17 Uhr, Grossmünster

Diakonie &

Seelsorge

Arbeiten für die Dargebotene Hand – Ausbildungskurs

Die Teilnehmenden lernen, eine

Beziehung am Telefon herzu-

stellen; das Anliegen des Anru-

fenden zu erfassen; eine wert-

freie Haltung einzunehmen; die

Gesprächsführung an die unter-

schiedlichen Bedürfnisse anzu-

passen; sich selber wertzu-

schätzen; ein Gespräch zu

strukturieren und zu beenden

und ihr eigenes Verhalten am

Telefon zu reflektieren. Dauer:

ein Jahr, Beginn: Januar 2015.

Wöchentlich ein Kursabend.

Infos und Anmeldung: Dargebo-

tene Hand Zürich, Zeltweg 27,

8032 Zürich. Tel 043 244 80 80.

zuerich.143.ch

Lagerplanung

Die Teilnehmenden kennen die

wichtigsten Punkte der Pla-

nungsarbeit für ein Lager.

Anhand der kantonalen Richtli-

nien für Freizeitangebote geht

es um Fragen der Planungs-

grundlagen, der Verantwortlich-

keit und der Sicherheit. Leitung:

Fränzi Dürst und Barbara

Schleuniger.

3. Juli und 19. August, 8.30 bis 13

Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: katja.martin@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 93

Intervisionsgruppe Jugendarbeit

Kollegiales Coaching mit Mode-

ration. Die Teilnehmenden

reflektieren ihre Arbeit, tau-

Transportangeboten auf eine Kirche in

der Region zu konzentrieren, spart man

Ressourcen, und Kirchenräume werden

frei für Feiern mit anderen Formaten. In

ländlichen Regionen muss man aber

subtil vorgehen, weil die traditionelle

Gottesdienstgemeinde den Gottesdienst

gerne im eigenen Dorf besucht.

Muss die Gottesdienstgestaltung noch

zielgruppenorientierter werden oder

kann es gelingen, alle Milieus im Got-

tesdienst zusammenzubringen?

Muss es gelingen, alle Milieus zusam-

menzubringen und allen Generationen

in einem Gottesdienst gerecht zu wer-

den? Gerade dieser Anspruch führt zu

einer Gestaltung, die am Schluss nie-

mandem gerecht wird. Wenn es sich

durch eine Taufe, Abdankung oder

durch eines der wichtigen Feste des Kir-

chenjahrs ergibt, dass Generationen und

Milieus zusammen feiern, dürfen wir

diese wenigen Augenblicke pflegen und

geniessen. Ansonsten sollten wir Got-

tesdienste in verschiedenen Formaten

anbieten, bei denen klar ist, auf was sich

die Mitfeiernden einlassen. Eine ein-

zelne Gemeinde kann diesen Ansprü-

chen nicht gerecht werden, eine Region

hingegen hat mehr Spielraum.

In welche Richtung soll sich die Litur-

gie entwickeln: Pflege der reformierten

Schlichtheit oder mehr Sinnlichkeit?

Die reformierte Liturgie besticht durch

ihr einfaches Gerüst. In fünf Schritten

führt sie von der Sammlung bis zur Sen-

dung. Inhaltlich kann die Liturgin oder

der Liturg jeden Schritt für jeden Got-

tesdienst anders gestalten und neu fül-

len. Da ist genug Spielraum für mehr

Sinnlichkeit, mehr Kontemplation,

mehr Beteiligung, mehr Bewegung oder

mehr Spektakel. Diese Einfachheit und

diese Freiheit muss unbedingt erhalten

bleiben.

Wie schwierig wird es sein, in der

Pfarrschaft einen Grundkonsens in die-

sen Fragen zu erreichen?

Nur schon in der Vorbereitung der Kon-

ferenz war es spürbar, wie verschieden

meine Kolleginnen und Kollegen den

Fokus setzten. Diese unterschiedlichen

Blicke erlebe ich aber nicht als trennend,

vielmehr als bereichernd. Aussensicht

und Horizonterweiterung schützt vor

Engführungen.

Page 13: notabene 5/2014

13notabene 5 / 2014

schen Lösungsansätze aus,

erweitern ihre Methoden- und

ihre Kommunikationskompe-

tenz. Leitung: Barbara Schleu-

niger.

10. Juli, 8.30 bis 11 Uhr. Hirschen-

graben 50, Zürich. Anmeldung:

[email protected]

Tel. 044 258 92 41

Bildung &

Spiritualität

Säkulares Judentum?

Religionswissenschaftliches

Seminar. Sigi Feigel-Gastpro-

fessur für jüdische Studien. Die

Tagung fragt nach unterschied-

lichen Konzepten von Säkulari-

sierung im Judentum.

16. und 17. Juni. Theologische

Fakultät der Universität Zürich

Kirchgasse 9, Zürich

www.religionswissenschaft.uzh.ch

Katechetische Ausbildung

Informationsveranstaltung. Die

Teilnehmenden gewinnen eine

Übersicht über Aufbau, Inhalt

und Arbeitsweise der Ausbil-

dung zur Katechetin, zum Kate-

cheten. Leitung: Katharina

Sigel, Sabine Stückelberger.

18. Juni, 17.30 bis 19.30 Uhr.

Anmeldung: dorathea.morf@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Biografie als Arbeit? Biografiearbeit!

Tagung der Reformierten Bil-

dungslandschaft Schweiz. Über

das eigene Leben nachdenken,

mich erinnern, andern erzählen.

Leitung: Walter Lüssi, Brigitte

Becker, Angela Wäffler-Bove-

land.

25. Juni, 10 bis 16 Uhr. Hirschen-

graben 7, Zürich. Anmeldung und

Infos: www.wtb.ref.ch

Wo Muslime beten, lernen und feiern

Das Zürcher Forum der Religio-

nen organisiert einen Besuchs-

tag muslimischer Gebetsstätten

im Raum Zürich: Blaue

Moschee im Kreis 4, Zentrum

der Albanisch-Islamischen

Gemeinschaft und Föderation

Islamischer Gemeinschaften in

Altstetten, Islamisch-kultureller

Verein Ahle-I-Beyt und der Dze-

mat der Bosnier in Schlieren.

Leitung: Denise Perlini.

21. Juni, 9 bis 15 Uhr. Start: bei

der Blauen Moschee an der

Kochstrasse 22, Zürich

www.forum-der-religionen.ch

Gesprächsnachmittag für verwitwete Frauen

Fremd im eigenen Leben. Lei-

tung: Heidi Hofer Schweingru-

ber.

26. Juni, 14 bis 17 Uhr. Brahms-

hof, Brahmsstrasse 32, Zürich.

Unkostenbeitrag für Nachmittag

mit Kaffee und Kuchen Fr. 20.–

Bibel plus

Orientierungshilfen für die bibli-

sche Bibliothek. Die Teilneh-

menden eignen sich Grund-

kenntnisse und Methoden an

für einen gewinnbringenden

Umgang mit der Bibel. Leitung:

Sabine Stückelberger.

27. Juni und 4. Juli, 8.30 bis 16.15

Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: Tel. 044 258 92 93

[email protected]

Frauentreff Winterthur

Liebeskummer – Medizinstu-

dium – Arztpraxis. Ein Blick auf

das Leben der ersten Schwei-

zer Ärztin Marie Heim Vögtlin.

Referentin: Verena E. Müller,

Historikerin.

28. Juni, 9 bis 11 Uhr. Hotel

Krone, Marktgasse 49, Winter-

thur. Kosten (inkl.) Frühstück:

Fr. 25.–. www.vefz.ch

Konfarbeit frisch gestrichen

In zwei Tagen fit für das neue

Konfjahr. Leitung: Barbara

Schleuniger.

1. und 8. Juli, 8.30 bis 12.30 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: Tel. 044 258 92 93

[email protected]

«Hör nicht auf zu singen» – Zeuginnen der Reformation

Die Tagung will die Beiträge von

Frauen in der Reformationszeit

im Schweizer Kontext sichtbar

machen und den Einfluss der

Reformation auf Frauen- und

Männerrollen sowie auf das

Ehe- und Familienverständnis

klären und diskutieren.

20. bis 22. August. Theologische

Fakultät, Kirchgasse 9, Zürich.

Anmeldung und alle Infos:

www.zh.ref.ch/frauen

Relimedia mit grossem Film-Angebot

Relimedia hat sein Angebot an

Filmen in den vergangenen

Wochen und Monaten um neue,

sehenswerte Titel erweitert:

Nicht weniger als 74 Titel wur-

den ins Angebot aufgenom-

men, ein Grossteil auch als

Download. Relimedia ist ein

ökumenisches Dienstleistungs-

angebot des Katholischen

Mediendienstes und der Refor-

mierten Medien.

Gemeindestrasse 11, Zürich.

www.relimedia.ch

Gemeindeaufbau &

Leitung

Mitgliederbindung

Biografiebezogene Kommuni-

kation von der Wiege bis zur

Bahre. Die Teilnehmenden

machen sich die individuelle

Begleitung der Mitglieder durch

die Kirche im Lebenslauf

bewusst und lernen Möglich-

keiten kennen, diese in der

Kommunikation zur Mitglieder-

bindung einzusetzen. Leitung:

Frank Worbs.

24. Juni, 18 bis 21 Uhr. Hirschen-

graben 50, Zürich. Anmeldung:

www.zh.ref.ch/kommunikation

Bildbearbeitung fürs Web & Bildarchiv

Nach diesem Kurs können Sie

ein Bildarchiv auf Flickr pflegen

und es ist Ihnen möglich, Bilder

schnell für das Publizieren im

Web vorzubereiten. Leitung:

Barbara Roth.

28. Juni, 9 bis 16 Uhr. Techno-

parkstrasse 1, Zürich. Anmel-

dung: [email protected]

Tel. 044 258 91 40

Personalfach-Stamm

Erfahrungsaustausch zwischen

den Ressortverantwortlichen

Personelles und Informationen

aus dem Personaldienst. Lei-

tung: Harry Nussbaumer.

7. Juli, 18.15 bis 20.15 Uhr. Hir-

schengraben 50, Zürich.

Anmeldung: Tel. 044 258 92 36

[email protected]

Neu in der Kirchenpflege – Ressort Personelles

Grundkurs B für neugewählte

Kirchenpflegerinnen und Kir-

chenpfleger.

18. August, 18.15 bis 21.15 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: edwin.blumer@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Neu in der Kirchenpflege – Ressort Finanzen

Grundkurs B für neugewählte

Kirchenpflegerinnen und Kir-

chenpfleger. Leitung: Dieter

Zaugg.

21. August, 18.15 bis 21.15 Uhr.

Hirschengraben 50, Zürich.

Anmeldung: edwin.blumer@

zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Von & für

Gemeinden

Predigtreihe: Tiere in der Bibel

In der Bibel werden ungefähr

130 Tierarten erwähnt. An den

sechs Sonntagen der Schulfe-

rien wird im Gottesdienst der

Kirchgemeinde Wangen-Brütti-

sellen jeweils ein Tier der Bibel

vorgestellt. Hirsch, Taube,

Löwe, Esel, Hahn, Lamm.

13. Juli bis 17. August, jeweils

9.45 Uhr. Kirche Wangen, Dietli-

kon und Brüttisellen.

www.ref-wangen-bruettisellen.ch

Kontemplation und Beratung

Im Haus der Stille auf der Grim-

mialp bei Schwenden im Diem-

tigtal finden seit über zwanzig

Jahren Einkehrtage und berufs-

begleitende Ausbildungen statt.

Gegründet und geführt wird das

Haus von der Steppenblüten-

Communität. Die evangelisch-

reformierte Schwesternschaft

ist Anfang der 70er Jahre im

Rahmen eines geistlichen Auf-

bruchs in Basel entstanden und

betreibt das Bildungs- und

Gästehaus im Berner Oberland

seit 1992. Seit vier Jahren fin-

den auch berufsbegleitende

Ausbildungen zum diplomierten

Coach SCA Kontemplation und

Beratung statt. Der nächste

Kurst startet diesen Herbst.

Infos unter:

www.steppenbluete-grimmialp.ch

Page 14: notabene 5/2014

14 notabene 5 / 2014

Kloster Kappel

Auskunft/Anmeldung:

Tel. 044 764 88 30

www.klosterkappel.ch

Pilgersternwanderung Johannisnacht

In der (fast) kürzesten Nacht

unterwegs zum (fast) längsten

Tag. Eine Pilgersternwanderung

zum Kloster Kappel, organisiert

von den Kirchen Affoltern am

Albis, Muri im Freiamt, Oberrie-

den, Wädenswil, Zug, dem Pil-

gerzentrum St. Jakob Zürich

und dem Kloster Kappel.

21. und 22. Juni

Ausstellung

Impressionen aus dem Säuli-

amt. Fotografien von Renato

Balsiger.

Täglich geöffnet von 8 bis 22 Uhr

29. Juni bis 16. September

Musik und Wort

Hildegard Consort: Lisa Stöhr

(Sopran), Neal Banerjee (Tenor),

Ziv Braha (Laute) und Marc

Fitze (Orgel) «… und ich hörte

eine Stimme zu mir sprechen»

– ein Programm mit Gesängen

von Hildegard von Bingen.

Lesungen: Pfr. Markus Sahli.

29. Juni, 17.15 Uhr

Abendrundgang durch den Klostergarten

«Wer schadet, wer nützt? Nütz-

linge und Schädlinge». Chris-

tine Schmid, Leiterin Garten.

4. Juli, 17 Uhr

Kappeler Klostertage

Zur Mitte finden – aus der Mitte

leben. Team Kappeler Freun-

deskreis.

4. bis 7. Juli

Kappeler Singwoche 2014

Es ist ein Gesang in der Welt.

Eva Rüegg.

13. bis 19. Juli

Ewigkeit inmitten der Zeit

Exerzitien (spirituelle Übungen)

mit Impulsen von Meister Eck-

hart. Arnold Steiner und Katha-

rina Zimmermann.

20. bis 26. Juli

Kalligrafieworkshop zum Bibelschreibprojekt

Schreiben und Experimentieren.

Hansulrich Beer.

9. bis 10. August

Atmen – Sein – Wirken

Begegnung mit sich selbst;

atmend, tönend, bewegend

und in der Stille. Verena-Bar-

bara Gohl.

11. bis 15. August

Die Wolken teilen

Shibashi Qi Gong – Meditation

in Bewegung. Barbara Lehner.

22. bis 24. August

Gruppe Atem Klang Herbst

Insel der Ruhe, wo Heilung und

Wandlung möglich wird.

Verena-Barbara Gohl. (Kurs-

reihe von acht Vormittagen).

Start: 22. August

Ordinationen

Ordiniert zu «Dienerinnen und

Dienern am göttlichen Wort»

(Verbi divini ministri et minist-

rae) werden am 17. August:

Autenrieth Katharina

Brüngger Suzanne

Gyssler Beatrice

Mainz Peter

Moser Marion

Russ Carina

Schneebeli Matthias

Wyss Judith

Zöbeli Christian

Beauftragungen

Für den katechetischen Dienst

in der Kirche beauftragt werden

am 26. Juni:

Beer Hungerbühler Ulrike

Brechbühl Nadia

Casutt Gabi

Furrer Patrizia

Gubler Astrid

Heussi-Jaggi Liselotte

Hurni Evi

Lang Corinne

Mikula Mariana

Nett Manuela

Reimann Jolanda

Rüedi Patricia

Rutschi Corina

Sauer Regina

Schaufelberger Franziska

Schickli Claudia

Stuckert-Hayoz Sara

keten mit Goldregeneffekt ein-

gefüllt und an seinem ultimati-

ven Abschiedsfest in den

Nachthimmel geschossen wird.

Dazu liefe dann «Purple Rain»

von Prince, und für die Gäste

gäbe es einen perfekt gemixten

Tom Collins mit Kirsche. Reiner

Sörries (Museumsdirektor für

Sepulkralkultur in Kassel) hin-

gegen will nichts dergleichen

und schon gar nicht das eigene

Begräbnis organisieren: Das sei

immer Sache der Hinterbliebe-

nen, schreibt er. Ein Denkmal

brauche er nicht, «eher ein

Vaterunser für meine arme

Seele». Rochus Lussi (Künstler)

zeichnet das eigene Begräbnis

in Graphit und nennt es «der

Engel begegnet dem verstorbe-

nen Schaf». Und Andreas Vogel

(Rektor Schule für Kunst und

Mediendesign Zürich) entschul-

digt sich per Mail, dass er sein

Werk zum eigenen Tod nicht

abliefern werde, weil zu persön-

lich, zu plakativ oder zu schal.

Die vier Beiträge sind Teil eines

Buchs mit dem Titel «Das

Eigene», initiiert und herausge-

geben vom Friedhof Forum der

Stadt Zürich. 65 Persönlichkei-

ten aus Kultur, Politik und

Medien haben Werke zum eige-

nen Sterben, zum eigenen

Begräbnis gestaltet und getex-

tet. Entstanden ist ein Sammel-

surium von ganz persönlichen

Vorstellungen und Wünschen

zum eigenen Tod, kreativ,

berührend und höchst gekonnt

umgesetzt mit Texten, Bildern,

Textilien, Grafiken.

Das Eigene. Herausgegeben vom

Friedhof Forum, Stadt Zürich,

nach einer Idee und mit künstleri-

scher Begleitung von Nora Fehr.

Zürich 2014. Fr. 18.–. ISBN 978-3-

9524142-1-7. Bestellung: Per Mail

an [email protected]

oder im Buchhandel.

Stellenmarkt

Vakante Pfarrstellen

Adliswil 16.02.14

Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13

Buch am Irchel 1.06.14

Eglise française,

30%, EPS* 16.08.13

Flaach-Volken 1.07.14

Fällanden, 80% 1.01.14

Kilchberg 1.08.13

Langnau am Albis, 50% 1.09.14

Maschwanden 1.09.14

Oberwinterthur 1.01.13

Opfikon, 80% 1.11.13

Rümlang 1.03.12

Rümlang, 30%, EPS 1.07.12

Rüti 1.08.13

Schönenberg 1.08.13

Steinmaur, 80%, EPS 1.08.14

Turbenthal 1.07.12

Zürich Fluntern 1.08.14

Zürich Höngg 1.06.13

Zürich Matthäus, 80% 1.08.13

Zürich Industriequartier 1.09.11

Zürich Industriequartier,

50%, EPS 1.09.11

Zürich Saatlen 1.02.14

Zürich Wipkingen,

30%, EPS 1.08.12

Zürich Wollishofen 1.12.15

Zürich Wollishofen,

50%, EPS 15.08.13

*Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen im Web

Offene Stellen in den Gesamt-

kirchlichen Diensten und den

Kirchgemeinden finden Sie auf:

www.zh.ref.ch/stellen

Buchtipp:

Dem eigenen

Sterben begegnen

sch. Daniel Soldenhoff (Gestal-

ter) möchte, dass seine Asche

dereinst in drei Feuerwerksra-

Page 15: notabene 5/2014

notabene 5 / 2014 15

kreuz & quer / Adliswil lädt zur GeburtstagspartyDie Kirchgemeinde Adliswil will mehr für die mittleren Generationen da sein und treuen Kirchenmitgliedern auch einfach einmal Danke sagen. Von Christian Schenk

Man kann jahrzehntelang Mitglied der

Kirche sein – ohne sie je zu besuchen

und ohne je von ihr persönlich eingela-

den worden zu sein. Schade eingentlich,

fanden Mitarbeitende der Kirchge-

meinde Adliswil und lancierten jüngst

ein Projekt, um dies zu ändern und jene

mittleren Generationen anzusprechen,

die in den kirchlichen Anlässen sonst

eher zu kurz kommen.

In diesem Frühjahr erhielten Adliswi-

lerinnen und Adliswiler mit den Jahr-

gängen 49, 54 und 59 persönliche Post

von ihrer Kirchgemeinde. Pfarrerin Bet-

tina Krause und Sozialdiakonin Silvia

Bänziger gratulierten in diesem Brief

herzlich zum runden Geburtstag und lu-

den die 55-, 60- und 65-Jährigen samt

Begleitung zu einem gemeinsamen Ge-

burtstagsfest ins Kirchgemeindehaus

ein. Garniert war das Schreiben mit ei-

nem humorvollen Rezeptvorschlag zum

neuen Jahr, dem Dank für die jahrzehn-

telange Treue zur Kirche und der Zusi-

cherung, dass die Kirche nun einmal

speziell für die Geburtstagskinder da

sein möchte: mit einem Apéro und ei-

nem Nachtessen.

Über 180 solcher Einladungen ver-

schickte Silvia Bänziger – und erhielt

bald darauf Antwort. Dreissig Jubilare

und Jubilarinnen meldeten sich für den

Anlass an, zahlreiche Angeschriebene

dankten für die überraschende Einla-

dung und teilten ihr Bedauern mit, aus

Termingründen nicht dabei sein zu kön-

nen.

Kirche mit Gastgeberqualitäten

Für die Kirchgemeinde zeichnete sich

mit diesem erfreulichen Rücklauf ab,

dass die Aktion ein Erfolg werden

würde. Zum Geburtstagsessen an einem

Freitag Abend im Mai kamen dann ins-

gesamt fünfzig Personen. «Altbekannte

Gesichter und viele neue, die am Ge-

meindeleben bis anhin kaum oder gar

nicht teilgenommen haben», sagt Silvia

Bänziger. Bunt gemischt nahmen die

Gäste nach einem Willkommensdrink

Platz im Saal des Kirchgemeindehauses

und genossen das Festessen, das die

Störköchin an diesem Abend anrichtete.

Der Sigrist sorgte für die Infrastruktur,

der Organist mutierte zum Barpianisten,

Pfarrerin und Sozialdiakonin amteten

als Gastgeberinnen und nutzten in kur-

zen und spielerischen Inputs die Gele-

genheit, die Kirchgemeinde vorzustel-

len. Es wurde geplaudert, gelacht. Man

tauschte Erinnerungen aus, streckte bei

einem Kreuzwortspiel die Köpfe zusam-

men und suchte gemeinsam Antworten

auf knifflige Fragen.

«Jetzt kommen wir dann wieder öfter

zur Kirche», sagte ein Ehepaar, das sich

offenbar blendend unterhalten hatte.

Das sei ein nettes Echo, meint Silvia

Bänziger, versichert aber, dass es an die-

sem Abend vielmehr um Wertschätzung

für die Mitglieder und um das Knüpfen

oder Auffrischen von persönlichen Kon-

takten gegangen sei. Dieses Angebot

wurde gern und ausgiebig genutzt. Als

nach 22.30 Uhr die Pfarrerin den offizi-

ellen Schluss verkündete, hat kaum je-

mand Anstalten gemacht, den Heimweg

anzutreten.

Noch vor der Evaluationssitzung des

Teams ist absehbar, dass der Anlass im

nächsten Jahr eine Neuauflage finden

wird und dereinst vielleicht zum festen

Programmpunkt im Jahreskalender der

Kirchgemeinde wird. Die Adliswiler ab

Jahrgang 50 dürfen sich jedenfalls jetzt

schon freuen.

Adliswil lud zum Geburtstags-

fest für die Generation Ü-55.

«Lebenslang Mitglied bleiben» Geburtstagsgrüsse sind eine schöne

Form des persönlichen Kontakts zu

den Mitgliedern – ob mit einer Einla-

dung zu einer Veranstaltung oder

auch nur mit einer Karte. Diese Art

von direkter Kontaktpflege möchte

die Projektgruppe «Lebenslang Mit-

glied bleiben – Beziehungsmanage-

ment der Kirchgemeinden» im Auf-

trag des Kirchenrates unter der

Projektleitung der Landeskirche Aar-

gau weiterentwickeln. Das Projekt-

team soll ein Paket von Ideen und

Massnahmen zur Kontaktpflege er-

arbeiten. Möchte Ihre Kirchgemein-

de bei der Entwicklung einzelner

Massnahmen mitarbeiten? Ihre Ide-

en und Ihre Mitwirkung sind willkom-

men! www.zh.ref.ch/kommunikation

Kurs zum Thema:• Mitgliederbindung, Biografiebezo-

gene Kommunikation von der Wiege

bis zur Bahre, 24. Juni, Hirschengra-

ben 50, 18 bis 21 Uhr. Frank Worbs.

Anmeldung: Tel. 044 258 91 40

Fo

to: B

ett

ina K

rause

Page 16: notabene 5/2014

AZ

B

CH

-80

01

Züric

h

P. P

. / Jo

urn

al

Po

st C

H A

G

Ab

send

er:

no

tab

ene

Eva

ng

.-ref. L

and

eskirc

he d

es K

anto

ns Z

üric

hB

laufa

hnenstra

sse 1

0, 8

00

1 Z

üric

h

Ad

ressb

eric

htig

ung

meld

en a

n:

Eva

ng

.-ref. L

and

eskirc

he, K

om

munik

atio

nB

laufa

hnenstra

sse 1

0, 8

00

1 Z

üric

h

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mit-glieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.Redaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97www.zh.ref.ch / notabene, [email protected] Helena Klöti, [email protected]. 044 258 92 13

HerausgeberinEvangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. KommunikationDruck Robert Hürlimann AG, ZürichAuflage 7000 ExemplareErscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar.Nächste AusgabenNr. 6 / 2014 (Juli/August, Woche 27)Nr. 7 / 2014 (September, Woche 35)Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Plakatsujet gegen die Kirchensteuer-Initiative. Die wuchtige Ablehnung stärkt das soziale Engagement der Kirchen.

Trotz gewonnener Abstimmung bleibt Sparen weit oben auf der Traktandenliste der Landes-

kirche. Hoffnungsvollere Szenarien aus Sicht der Pfarrschaft lesen Sie im Bericht ab Seite 10.