Regenwasserbewirtschaftung Betrieb von Anlagen zur naturnahen ... · 2010-07-16 · Januar 2009...

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Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung Betrieb von Anlagen zur naturnahen Niederschlagswasserversickerung www.munlv.nrw.de

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NaturnaheRegenwasserbewirtschaftungBetrieb von Anlagen zur naturnahenNiederschlagswasserversickerung

www.munlv.nrw.de

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Impressum

Herausgeber:

Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (MUNLV)Schwannstr. 340476 DüsseldorfJanuar 2009

Referat IV-7 Abwasserbeseitigung, VAwS

Konzeption und Bearbeitung:Dr.-Ing. Mathias Kaiser,unter Mitarbeit der Universität Essen, Fachbereich Bauwesen,Siedlungswasserwirtschaft

Gestaltung und Realisation:KAISERIngenieure, DortmundS.P.E.C.K.I.N, Mülheim an der Ruhr

Fotos:

Mathias Kaiser

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Nordrhein-

Westfalen herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern

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Naturnahe RegenwasserbewirtschaftungBetrieb von Anlagen zur naturnahenNiederschlagswasserversickerung

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4 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Inhalt

Vorwort des Ministers 5

0. Benutzerhinweis 7

1. Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung - neue Anforderungen an Wartung,

Pflege und Betrieb 8

1.1 Aktuelle Fragen 8

1.2 Problemstellung und Zielsetzung 8

2. Spezifische Bau- und Betriebsbedingungen naturnaher Versickerungssysteme 9

2.1 Anlagenspezifische Aspekte 9

2.2 Städtebauliche und stadtentwässerungstechnische Aspekte 10

2.3 Bauablauf 11

3. Hinweise zu Wartung und Betrieb von Versickerungsanlagen 13

Übersicht Betriebspunkte und Wartungsmaßnahmen 14

3.1 Flächenversickerung (Durchlässige Beläge) 16

3.2 Offene Ableitung 26

3.3 Muldenversickerung und großflächige Versickerung 48

3.4 Mulden - Rigolenversickerung 64

3.5 Integrierte Teichanlagen 70

3.6 Direkt beschickte, unterirdische Versickerungsanlagen (Sickerschacht und Rigole) 74

4. Organisation von Pflege- und Wartungsarbeiten 80

4.1 Öffentliche Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung 80

4.2 Private Anlagen 80

4.3 Private Gemeinschaftsanlagen 81

5. Rechtliche und Technische Grundlagen für Pflege und Wartung 84

5.1 Rechtliche Grundlagen 84

5.2 Fachtechnische Grundlagen 84

6. Voraussetzungen für einen nachhaltig erfolgreichen Betrieb 86

6.1 Schutz des Grundwassers 86

6.2 Winterbetrieb und Frosteinwirkung 86

6.3 Löschwasser/Gewerbe 87

7. Literatur 89

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5 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Vorwort

Nirgendwo in Deutschland ist das Nebeneinander von industriell geprägten Regionen undländlichen Räumen so dicht wie bei uns. Hohe Siedlungsdichte und intensive wirtschaftlicheNutzung führen noch immer zu einer hohen Wassernachfrage und -nutzung. Umso mehrliegt uns daran, die Möglichkeiten und Chancen der dezentralen Regenwasserbewirtschaf-tung zu nutzen, die Versickerung und ortsnahe Einleitung bieten. Das entspricht einerzukunftsfähigen Wasserwirtschaft, die ökologische Ziele und ökonomische Anforderungenauf der Höhe der Zeit berücksichtigt und ausgleicht.

Die gesetzliche Grundpflicht zur Versickerung oder Verrieselung von Niederschlagswasservor Ort oder zu einer ortsnahen Einleitung von Niederschlagswasser in ein Gewässer bestehtin NRW bereits seit 1996. Niederschlagswasser von bebauten und befestigten Flächen soll so– möglichst ortsnah – dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. Voraussetzungist, dass es unbelastet ist und die örtlichen und hydrogeologischen Bedingungen diesesVerfahren zulassen. Eine ortsnahe Niederschlagswasserbeseitigung hat vielfältige positiveökologische Effekte. Sie bringt mittelfristig auch ökonomische bzw. finanzielleErleichterungen für die Bürgerinnen und Bürger.

Die dezentrale Niederschlagswasserbewirtschaftung ist zum vorrangigen Prinzip in allenneuen Siedlungsbereichen geworden. Die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung gewinntim Rahmen der Stadtentwässerung an Bedeutung, da sie große Chancen für ökologisch undsozial orientierte städtebauliche und freiraumplanerische Konzeptionen eröffnet.

Ich freue mich über Interesse an diesem neuen Weg. Anlagen der naturnahenRegenwasserwirtschaft benötigen eine adäquate Pflege und Wartung, um den Betrieb dau-erhaft gewährleisten zu können. Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen als privaten oderöffentlichen Betreibern Hilfestellungen geben, um die nachhaltige Funktionsweise IhrerAnlagen dauerhaft auf der Grundlage aktueller Erfahrungen und Erkenntnisse sicher zustellen.

Eckhard UhlenbergMinister für Umwelt und Naturschutz,Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

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6 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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7 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Die vorliegende Broschüre ist als Handreichung für die Praxis konzipiert undrichtet sich an alle Betreiber von Regenwasserbewirtschaftungsanlagen wie z.B.:

■ Kommunen

■ Wohnungsgesellschaften

■ Gewerbebetriebe und

■ Private

Der vorliegende Leitfaden ist als Werkzeugkasten konzipiert. Die Betreiber vonRegenwasserbewirtschaftungsanlagen sollen damit in die Lage versetzt werden,eigene anlagenspezifische Pflegekonzepte zusammenzustellen, auszuschreiben,zu beauftragen und deren Durchführung zu überwachen.

Die einführenden Kapitel 1 und 2 geben dabei einen Überblick über die spezifi-schen Problemstellungen und Betriebsanforderungen naturnaher Bewirtschaf-tungsanlagen.

Im Hauptkapitel 3 werden die in der Praxis anzutreffenden Betriebspunkte unddie dort auszuführenden Wartungs- und Pflegemaßnahmen detailliert beschrie-ben. Der Anwender kann hier die für seine Anlage relevanten Betriebspunkte aus-wählen und so sein Wartungsprogramm zusammenstellen. Neben spezifischenProblemstellungen beim Betrieb werden hier Präventions- und Pflegemaßnahmensowie zeitliche Intervalle und jahreszeitliche Empfehlungen für die Durchführungangegeben.

In den Kapiteln 4, 5 und 6 werden die rechtlichen und technischen Grundlagen,Hinweise zur Organisation von Wartungs- und Pflegemaßnahmen und für einennachhaltig erfolgreichen Betrieb der Anlagen gegeben. Der Anwender wird damitin die Lage versetzt, anlagenspezifische Wartungs- und Pflegekonzepte zu erstel-len und deren dauerhafte Wahrnehmung zu organisieren.

0. Benutzerhinweis

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8 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

1. Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung – neue Anforderungen an Wartung, Pflege und Betrieb

1.1 Aktuelle Fragen

Die dezentrale Bewirtschaftung des Niederschlagswassersdurch Versickerung und ortsnahe Ableitung stellt den tradi-tionellen Weg der Niederschlagswasserbeseitigung dar. Erstim Zuge des Aufbaus und schnellen Wachstums unsererStädte in den vergangenen Jahrzehnten wurde dieser Wegmehr und mehr zugunsten der zentralen Sammlung undAbleitung auch des Niederschlagswassers aufgegeben. Dieslöst in jüngster Zukunft zunehmend Engpässe bei derLeistungsfähigkeit der Kanalnetze aus. Die dezentraleNiederschlagswasserbewirtschaftung als ökologische undökonomische Alternative zur zentralen Regenwasserablei-tung ist bereits 1995 mit der Einführung des § 51 a in dasLandeswassergesetz Nordrhein-Westfalens zum vorrangigenPrinzip der Niederschlagswasserbehandlung in allen neuenSiedlungsbereichen geworden.

Die dezentrale Bewirtschaftung von Niederschlagswasserstellt keine grundsätzlich neue Technik dar, doch dieAnforderungen an Versickerungsanlagen haben sich entschei-dend gewandelt. Heute geht es nicht mehr um die Ent-wässerung einzelner freistehender Einfamilienhäuser, sondernum die ganzer Siedlungsgebiete mit mehreren Hektar versie-gelter Fläche. In diesem Zusammenhang stellen sich fürPlaner und Betreiber eine Vielzahl von Fragen bei der Wartungund dem Betrieb von Versickerungsanlagen neu.

1.2 Problemstellung undZielsetzung

Bei der inzwischen unüberschaubaren Anzahl realisierterProjekte in NRW ist eine weite Bandbreite an Techniken zurdezentralen Regenwasserversickerung zum Einsatz gekom-men. Die eingesetzten Techniken unterscheiden sich vonkonventionellen Techniken, aber auch untereinander, erheb-lich. Dies gilt insbesondere hinsichtlich ihrer baulichenErstellung, ihrer betrieblichen Wartungsanforderungen undihrer dauerhaften Funktionsfähigkeit.

In der Praxis ergeben sich folgende wesentliche Problem-konstellationen:

1. Bei den Betreibern naturnaher Versickerungsanlagen lie-gen häufig nur wenige Erfahrungen über den ordnungsge-mäßen Betrieb, die dafür notwendigen Wartungs- undPflegemaßnahmen sowie die sachgerechte Behebung vonMängeln vor. Hier fehlen allgemein verständliche undleicht handzuhabende Bedienungsanleitungen.

2. Die Wahrnehmung von Problemen bei Planung, Bau undBetrieb der Anlagen ist selektiv. Die Planer, Ersteller undBetreiber, die sich bereits mit dezentralen Versickerungs-anlagen beschäftigt haben, stammen aus verschiedenenPlanungsdisziplinen (Bau-Ingenieure, Landschafts- und

Hochbauarchitekten etc.) und Gewerken des Bauge-werbes (Tiefbau, Garten- und Landschaftsbau). Sie grei-fen daher auf verschiedene positive und negative Er-fahrungen mit Versickerungsanlagen zurück und setzendabei unterschiedliche Schwerpunkte. Vor diesem Hinter-grund kommt es in der Praxis immer wieder zu unter-schiedlichen, zum Teil sogar widersprüchlichen Em-pfehlungen für Wartung, Pflege und Betrieb.

3. Da Planungsunterlagen und anlagenspezifische Betriebsan-weisungen von Versickerungsanlagen oft nur unzureichendbeim Eigentümer/Betreiber festgehalten werden, kommt esinsbesondere bei Eigentümer-, Betreiber- oder Nutzungs-wechseln im Nachhinein zu Informationsverlusten übererforderliche Maßnahmen zur Wartung und im Betrieb,sowie zu ungeklärten Zuständigkeiten und Rechtslagen.Aber auch bei der Neuerrichtung der Versickerungsanlagengilt es den Informationsfluss an den Schnittstellen zwischenden Akteuren, die mit den Anlagen in den verschiedenenPhasen ihrer Erstellung und dem späteren Betrieb zu tunhaben, zu organisieren. Ziel ist dabei, einen sicheren undnachhaltigen Betrieb der Anlagen zu gewährleisten.

Im Verlauf wechselnder Zuständigkeiten von

■ der Planung bis zur Abnahme (Bodengutachter, Planer,Aufsichtsbehörden),

■ von der Abnahme des Bauherrn bis zur Übergabe an denBetreiber (Eigentümer, Mieter),

■ der Konzeption und Ausschreibung von Wartungsmaß-nahmen durch den Eigentümer bzw. seines Beauftragten

■ bis zur Auftragsvergabe an den ausführenden Pflegebetrieb

liegt eine große Gefahr darin, dass der hohe Stellenwert derbaulich meist unscheinbaren Versickerungsanlagen, die diesefür eine gefahrlose Entwässerung haben, zunehmend verlo-ren geht.

Die aufgeführten Punkte machen deutlich, dass erheblicherHandlungsbedarf besteht, die Erfahrungen mit dem Betriebvon Versickerungsanlagen zu bündeln und diese als klareHandlungsanweisungen der rapide wachsenden Zahl vonBetreibern, Planern und ausführenden Firmen zur Verfügungzu stellen. Geschieht dies nicht, birgt die Wiederholung vonunwissentlich verursachten Fehlern beim Betrieb vonVersickerungsanlagen die Gefahr, dass das Vertrauen in dienaturnahe Regenwasserbewirtschaftung insgesamt getrübtwird.

Um die bisher vorliegenden Erfahrungen so zusammenzutra-gen und zu einem Leitfaden zu aggregieren, wurden dieBetreiber einer Vielzahl schon länger in Betrieb befindlicherAnlagen zu ihren Wartungs- und Pflegemaßnahmen befragt,die Anlagen auf ihren Zustand und ihren Grad der Funktions-erfüllung untersucht und daraus übertragbare Hinweise füreinen sicheren Betrieb abgeleitet (vgl. Kap.3).

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9 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

2.1 Anlagenspezifische Aspekte

Bei der Planung von Versickerungsanlagen werden heutesolche favorisiert, bei denen aus Gründen des Grundwasser-und Bodenschutzes und der damit verbundenen weitergehen-den Einsetzbarkeit (Versickerung auch von schwach belaste-tem Niederschlagswasser) auf die Passage der belebtenBodenzone gesetzt wird. Die dafür in Frage kommendenTechniken sind großflächige Versickerung und die Mulden-und Mulden-Rigolen-Versickerung.

fläche sofort sichtbar werden und nicht wie bei derSchachtversickerung erst im Versagensfall ins Bewusst-sein treten.

■ Statt als tief in den Untergrund einbindende Betonbau-werke werden heutige Versickerungsanlagen in der Regelals Geländebauwerke erstellt. Diese sind Veränderungendurch Setzungen, Erosion und Trittschäden ggfs. stärkerausgesetzt als unterirdische Betonbauwerke.

■ Die Versickerungsflächen sind nicht punktförmig konzen-triert, sondern breitflächig und dezentral über dasBaugebiet verteilt. Wegen der geringeren Tiefenlage dernaturnahen Versickerungsanlagen sind diese der Gefahrkünstlicher Verdichtungen (z.B. Befahren durch wildesParken, die die Versickerungsfähigkeit nachhaltig negativbeeinflussen, in erhöhtem Maße ausgesetzt.

In den folgenden Abschnitten werden zunächst allgemeineHinweise zu den Voraussetzungen eines sicheren Baus undBetriebes von Versickerungsanlagen gegeben. Die praxisre-levanten Fragestellungen lauten dabei:

■ Welche Aspekte sind schon bei der städtebaulichen Pla-nung zu berücksichtigen, damit ein System zur naturna-hen Regenwasserbewirtschaftung in einem Siedlungsge-biet auch tatsächlich sicher und zufriedenstellend erstelltund betrieben werden kann?

■ Welche spezifischen zeitlichen Bindungen beim Bauab-lauf eines Erschließungsvorhabens oder Bauvorhabenssind zu beachten?

2. Spezifische Bau- und Betriebsbedingungen naturnaherVersickerungs- und Bewirtschaftungssysteme

Diese Versickerungsanlagen unterscheiden sich von der inder Vergangenheit überwiegend gebräuchlichen Schachtver-sickerung in entscheidender Weise. Die Hauptunterschiedebeziehen sich dabei auf:

■ Entspanntere Verhältnisse von angeschlossener, un-durchlässiger Fläche (Au) und zur Verfügung stehenderVersickerungsfläche (As).

■ Eine horizontale, der natürlichen Geländemorphologiefolgenden Anordnung, statt der vertikalen, brunnenartigenAnlage, wie bei der Schachtversickerung.

■ Relativ naturnahe Versickerungsvorgang, indem breit-flächig über die belebte Bodenzone versickert wird.

■ Eine oberflächige Zuleitung und Versickerung, bei derVeränderungen und Einschränkungen der Leistungs-fähigkeit, z. B. Verschlämmungen der Versickerungsober-

*2 nur im Einzelfall einsetzbar*1 siehe dazu auch ATV 2002 und MURL 1998

Für Bau- und Betrieb relevante Merkmale von Versickerungsanlagen *1

Merkmale Schacht*2 Mulden-Rigole Mulde Flächen

Herkunft Dachflächen Dachflächen Dachflächen Dachflächendes Abflusses Wege Wege Wege Wege

Straßen Straßen Straßen

Anschlussverhältnis(Au : As) 100 : 1 10 : 1 10 : 1 < 2 : 1

bis2 : 1

Versickerungs- unbelebt belebt belebt belebtoberfläche (Untergrund) (Oberfläche) (Oberfläche) (Oberfläche)

+ unbelebt(Untergrund)

Bauweise Tiefbau Landschaft Landschaft LandschaftTiefbau

Material Kies + Boden + Boden BodenBeton Kies

Einsetzbarkeit < 5 x 103 > 5 x 106 5 x 103 < 5 x 103

bei Durchlässigkeit < 5 x 106 ohne Begrenzung > 5 x 107 > 2 x 105

von bis

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2.2 Städtebauliche und stadtentwässerungstechnischeAspekte

Die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung tritt bei derErschließung neuer Siedlungsgebiete als vollwertige Alter-native und nicht etwa als partielle Ergänzung zum bishermehrheitlich praktizierten Kanalableitungssystem an. Nebenökologischen Vorteilen naturnaher Gestaltung des Wasser-kreislaufes wird dabei immer angestrebt, auch die stadtent-wässerungstechnischen (Vermeidung zusätzlicher hydrau-lischer Belastungen der Kanalnetze) und ökonomischenVorteile (Baukosteneinsparungen) zu realisieren. Dies kannnur gelingen, wenn das konventionelle System zur Regen-wasserableitung in einem neuen Baugebiet tatsächlichersetzt wird. Als planerische Anforderung ergibt sich daraus,dass nahezu sämtliches in einem Baugebiet anfallendesNiederschlagswasser zu bewirtschaften ist; neben den un-problematischen „sauberen“ Dachflächen auch die stofflichvorbelasteten Verkehrsflächen. Zur Reinigung dieser Ab-flüsse und zum Schutz des Grundwassers vor Schadstoff-einträgen hat sich als effiziente Maßnahme die Versickerungüber die belebte Bodenzone durchgesetzt.

Aus den Anforderungen:

■ Aufnahme nahezu aller anfallenden Niederschlagswasseraus einem Baugebiet und

■ Schutz des Grundwassers vor Schadstoffeinträgen

ergibt sich die Anwendung der Versickerung über die belebteBodenzone.

Dies wiederum hat entscheidende Konsequenzen für diestädtebauliche Planung, wenn der Bau und Betrieb eines sol-chen naturnahen Bewirtschaftungssystems sicher und män-gelfrei funktionieren soll.

Das Niederschlagswasser der befestigten Flächen kann in derRegel nicht, wie sonst üblich, über im Erdboden verlegteLeitungen (mit ausreichender frostschützender Über-

deckung) den Versickerungsanlagen zugeführt werden.Stattdessen erfolgt die Ableitung oberflächig („OffeneAbleitung“).

Die Höhenentwicklung von Straßen, die nicht mehr überEinläufe, sondern offene Rinnen im Längsgefälle in die Ver-sickerungsflächen zu entwässern sind, ist vorrangig daranauszurichten.

Der Tatsache, dass Wasser, das in offenen Rinnen geführtwird, im Betrieb ganz anderen Kriterien unterliegt als inunterirdischen Rohrleitungen, ist dabei Rechnung zu tragen.

Die entscheidenden Merkmale dabei sind:

■ hohe Rauhigkeit der Oberfläche bei oftmals minimalenLängsgefällen,

■ Bündelung großer Wassermassen,

■ Richtungswechsel und

■ die Querung von Flächen unterschiedlicher Nutzung undGestalt (Straßen, Fußgängerbereiche, Stellplätze, Freian-lage)

Sie bergen eine Vielzahl an Betriebspunkten, die einer regel-mäßigen Funktionskontrolle und Wartung bedürfen (vgl.Kap. 3.2 Offene Ableitungen).

Schon im Rahmen der Planung sind die Betriebspunkte soanzuordnen, dass ein möglichst wartungsarmer Betrieb ge-währleistet werden kann.

Der Stellenwert der Elemente der offenen Ableitung füreinen sicheren Betrieb geht im Einzelfall über den dereigentlichen Versickerungsanlagen sogar hinaus, da dasNiederschlagswasser sich hier noch in der Nähe der beson-ders zu schützenden, baulichen Anlagen (Gebäude) befindetund eine noch ungebremste Fließdynamik aufweist. DasVersagen und Überlaufen einer Versickerungsanlage dage-gen, findet meist zeitlich abgepuffert, mit weniger Fließ-dynamik und vor allem in ausreichendem Abstand vonGebäuden statt.

Ziel muss es daher sein, bei der offenen Ableitung möglichstdirekte und kurze Wege für das Niederschlagswasser zuwählen. Die zu beherrschenden Wassermassen und die Stö-rungsanfälligkeit der Betriebspunkte lassen sich auf diesemWege reduzieren. Das verlangt im Gegenzug eine möglichstdezentrale Anordnung der Versickerungsflächen im Bau-gebiet.

Für die sehr kleinteilig dezentral angeordneten Ver-sickerungsflächen ergeben sich spezifische Anforderungen,die beim Bau und Betrieb einzuhalten sind.

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So dürfen die Flächen in der Bauzeit nicht als Lager- oderRangierflächen genutzt werden, um einer Verdichtung undeinem Verlust der Versickerungsfähigkeit des Bodens vorzu-beugen.

Dies ist im Rahmen eines Konzeptes zur Baustelleneinrich-tung vorzubereiten und mit den ausführenden Firmen ver-traglich zu vereinbaren.

Auch für den Betrieb muss sichergestellt werden, dass dieFlächen nicht überfahren oder anders verdichtet und einerregelmäßigen Wartung und Pflege zugänglich gemacht wer-den können. Die Voraussetzungen für einen sicheren undstörungsfreien Bau und Betrieb werden im Rahmen derPlanung mit Hilfe einer zielgerichteten Kombination der:

■ höhenmäßigen Realisierung der offenen Ableitung und der

■ Anordnung dezentraler Versickerungsflächen geschaffen

Für die städtebauliche Planung bedeutet das, dass dieEntwässerung nicht weiter eine (zeitlich) nachgeordneteEntsorgungsplanung, sondern selbst Gegenstand der städte-baulichen Planung wird. Dies erfordert eine zeitparalleleEntwicklung der Niederschlagsentwässerung.

2.3 Bauablauf

Zeitliche Bindungen:

Zum Zeitpunkt der Erstellung befestigter Flächen in einemBaugebiet/auf einem Grundstück sind für die Entwässerungfunktionstüchtige Entwässerungsanlagen bereitzustellen. Beider konventionellen Entwässerung über Kanäle ist dies in derRegel gewährleistet, da Kanal und Straße als erste erstellt unddie einzelnen Grundstücke erst im Anschluss daranbebaut/versiegelt werden. Im Gegensatz zu Kanalsystemenbedarf es bei der Erstellung naturnaher Versickerungsanlagenimmer eines zeitlichen Puffers zwischen Fertigstellung undInbetriebnahme. Auf den fertig profilierten und eingesätenVersickerungsflächen muss sich vor Einleitung desNiederschlagswassers erst eine stabile, den Boden durchwur-zelnde und fixierende Vegetationsdecke entwickeln.

Die für das Auflaufen der Rasenansaat erforderlichen Vor-aussetzungen wie Bodentemperaturen von mindestens 8°Cund ausreichende Bodenfeuchte (vgl. DIN 18917, 5.2.1, S.3)sind im Regelfall nur in den Monaten Mai bis Septembergegeben. In dieser Zeit ist eine witterungsabhängige Vor-laufzeit für die Begrünung der Versickerungsflächen vonmindestens sechs Wochen vorzusehen. Wegen der für dasAuflaufen der Rasenansaat ungünstigen Witterungsbedin-gungen in den Monaten Oktober bis April kommt es je nach

Fertigstellungstermin der undurchlässigen Flächen und derdamit einsetzenden Einleitung des Niederschlagswassers indie Versickerungsflächen zu im Jahresverlauf stark schwan-kenden Vorlaufzeiten für die Ansaat der Versickerungs-flächen. Bei einer Inbetriebnahme der Versickerungsanlagenin der Zeit von November bis April ist die Fertigstellung undEinsaat noch im September erforderlich. Die Vorlaufzeit beispäterer Fertigstellung erhöht sich infolgedessen von 1,5Monaten im Oktober sukzessive bis auf 8,5 Monate beiInbetriebnahme im April. Die Anwuchsphase kann durchAufbringen von Vegetationsmatten oder Rollrasen verkürztwerden.

Bei der Erschließung komplexer Baugebiete mit mehrerenHektar Fläche und einer Vielzahl öffentlicher semizentralerund privater, auf den Grundstücken anzuordnender Ver-sickerungsanlagen ist die durchgängige Einhaltung solcherVorlaufzeiten keine realistische Perspektive. In einem sol-chen Fall sind die öffentlichen Versickerungsanlagen früh-zeitig im Rahmen der Erschließungsmaßnahmen (Kanal- undStraßenbau) zu erstellen. Für eine Übergangszeit haben dieseneben den Abflüssen von den öffentlichen Straßen auch dievon Grundwasserabsenkungen im Zusammenhang mit derErrichtung von Kellergeschossen sowie die privaten Dach-flächen mitzuentwässern.

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12 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Zur hohen hydraulischen Belastung, denen die öffentlichenMulden in dieser Phase ausgesetzt sind, kommen die Be-lastungen durch die Sedimenteinträge der Baustraßen hinzu.

Diesen starken Beanspruchungen können die Versickerungs-anlagen nur dann gerecht werden, wenn sich dort tatsächlicheine stabile Vegetationsdecke entwickelt hat. Andernfallsdrohen langanhaltende Wasserstände in den Mulden und einZusammenbrechen der Vegetation. Die Folgen sind dannzwangsläufig eine Verschlammung und Selbstabdichtung der

Muldensohlen. Unkontrolliertes Überlaufen und hohe Ero-sionsschäden zeigen dann das Versagen des Entwässerungs-systems an.

Als Konsequenz ist hieraus abzuleiten, dass im Gegensatzzum gewohnten Vorgehen bei der Erschließung vonBaugebieten/Bebauung von Grundstücken die (hier für dieVersickerung mitgenutzten) Frei- und Grünflächen nichtnach oder zum Abschluss, sondern gleichzeitig, bei ungün-stigen jahreszeitlichen Verhältnissen (Baubeginn im Herbstoder Winter) zeitlich sogar weit vor der Erstellung derErschließungsanlagen und Gebäude zu erfolgen hat.

Die Terminierung des Beginns und Ablaufes eines Bau-vorhabens aus der isolierten Sicht der Naturnahen Regen-wasserbewirtschaftung ist illusorisch und in der Praxis nichtdurchzusetzen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig die Optio-nen einer sicheren Erstellung und Ínbetriebnahme zielge-richtet so zu nutzen, dass das übrige Baugeschehen dadurchmöglichst wenig eingeengt wird. Dafür empfiehlt sich dieBeachtung folgender Hinweise:

■ Zielgerichtete Anordnung der Versickerungsanlagen so,dass sie tatsächlich vor bzw. während anderer Bauleistun-gen erstellt werden können

■ Vorrausschauende Entwicklung von Provisorien für dieBauzeit für den Fall unvorhergesehener Zeitverzögerun-gen bei Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme der Ver-sickerungsanlagen

■ Vorausschauende Integration des Baus der Versickerungsanlagenin die Gesamtablaufplanung bei der Erschließung einesBaugebietes/Bebauung eines Grundstückes (Ausloten derMöglichkeiten eines möglichst frühen Baus der Versickerungs-anlagen)

■ Verbindliche Terminsetzungen bei Ausschreibung undVergabe der Leistungen für die Erstellung der Ver-sickerungsanlagen. Dabei sind den Bietern die Konse-quenzen nicht eingehaltener Termine transparent aufzu-zeigen, Maßnahmen zur Kompensation verpassterFertigstellungstermine sind zu benennen und dieKostenträgerschaft ist vertraglich festzulegen.

■ Ggfs. ist es auch erforderlich, Vorunternehmer die nichtdirekt mit dem Bau der Versickerungsanlage beauftragtsind, aber notwendige Vorleistungen erbringen und somitdie termingerechte Fertigstellung der Anlagen blockierenkönnen, ebenfalls über die Tragweite von Terminver-schleppungen zu informieren und entsprechend vertrag-lich zu verpflichten.

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13 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3. Hinweise zu Wartung und Betrieb von Versickerungsanlagen

Auf den folgenden Seiten sind für das in denvergangenen Jahren breiter gewordene Spek-trum der Anlagen zur Regenwasserbewirt-schaftung Hilfestellungen für Pflege, Wartungund Betrieb zusammengestellt. Dabei werdender geeignete Anwendungsbereich der ver-schiedenen Elemente, der konstruktive Auf-bau, typische Betriebsprobleme sowie War-tungs- und Präventionsmaßnahmen zur Vor-beugung von Schäden dargestellt. Der Anwen-der des Leitfadens wird so in die Lage versetzt,aus dem Gesamtkatalog der Betriebspunkteund Maßnahmen die für seine Anlagen relevan-ten auszuwählen und so ein qualifiziertes undauf die örtlichen Randbedingungen abge-stimmtes Pflege- und Wartungsprogrammzusammenstellen. Die aufgeführten Maßnah-mebeschreibungen lassen sich als Grundlagefür die Zusammenstellung eines Leistungsver-zeichnisses und einer qualifizierten Ausschrei-bung der Pflege- und Wartungsmaßnahmenweiter verwenden. Die angegebenen zeitlichenIntervalle für die Durchführung der Maßnah-men verstehen sich als allgemeine Orientier-ungswerte. Je nach örtlicher Situation (Laub-fall, sonstige Stoffeinträge, Verhältnis von befe-stigter Fläche zu Versickerungsfläche) sinddiese im Einzelfall anzupassen.

Flächenversickerung (Durchlässige Beläge)

Offene Ableitung

Muldenversickerung und großflächigeVersickerung

Mulden-Rigolenversickerung / Mulden-Rigolen-System

Integrierte Teichanlagen

Direktbeschichtete unterirdischeVersickerungsanlagen

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14 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Übersicht Betriebspunkte und Wartungsmaßnahmen

Titel Pos. Gegenstand Seite JAN FEB

1. Flächenversickerung (Durchlässige Beläge) 16

1. 1 Poröse Betonpflastersteine 18

1. 2 Dränasphalt 19

1. 3 Sickerfugenpflaster 20

1. 4 Rasenfugenpflaster 22

1. 5 Rasengitterstein / Rasenkammerstein 24

2. Offene Ableitung 26

2. 1 Dachrinne 28

2. 2 Fallrohr 29

2. 3 Rohrbrücke - kleinteilig strukturierte Gebäude 30

2. 4 Rohrbrücke - Gewerbe 31

2. 5 Fallrohrkrümmer 32

2. 6 Rinnenanschluss 33

2. 7 Offene Rinne - Ableitung von Gebäuden 34 ● ●

2. 8 Offene Rinne - Straßenentwässerung 36 ● ●

2. 9 Gedeckte Kastenrinne 38 ● ●

2. 10 Übergang befestigte Rinne zu unbefestigter Rasenrinne 40 ●

2. 11 Rasenrinne 42 ●

2. 12 Dezentrale Übergänge von befestigter zu unbefestigter Rasenrinne 44 ● ●●

2. 13 Diffuser Übergang von befestigter zu unbefestigter Rasenrinne 46 ●

3. Muldenversickerung und großflächige Versickerung 48

3. 1 Muldenwall, -böschung 49

3. 2 Notüberlauf 50

3. 3 Versickerungsmulde kontrollieren und ausbessern 52

3. 4 Versickerungsmulde säubern 54 ●

3. 5 Versickerungsmulde mähen 56

3. 6 Versickerungsmulde - Funktionsüberprüfung 58

3. 7 Versickerungsmulde - Regeneration 60

3. 8 Versickerungsmulde - Sanierung 62

4. Mulden - Rigolen - Versickerung 64

4. 1 Dränrohr in Mulden - Rigolen 65

4. 2 Drosselschacht mit Anstauregelorgan 66

4. 3 Kanalschlussschacht mit Rückstausicherung 67

4. 4 Mutterbodenschicht - Mulden - Rigole 68

5. Integrierte Teichanlagen 70 ●

6 Direktbeschickte, unterirdische Versickerungsanlagen 74

6. 1 Rigole 75

6. 2 Rohrrigole - Dränrohr 76

6. 3 Rohrrigole - Absetzschacht 77

6. 4 Sickerschacht Typ A 78

6. 5 Sickerschacht Typ B 79

14 ● durchzuführende Wartu

Empfehlunge

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15 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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15ngsarbeiten ●● /●●● mehrere durchzuführende Wartungsarbeiten

J a h re

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en zu Ausführungszeitpunkten und -Intervallen

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16 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Einsatzbereich:

Wasserdurchlässige Flächenbeläge werden heute in ver-kehrlich eher geringer frequentierten Bereichen eingesetzt,wie:

■ Anliegerstraßen,

■ Parkplätzen,

■ Grundstückszufahrten,

■ Garagenzufahrten,

■ Feuerwehr- und Rettungswegen,

■ Schulhöfen,

■ Radwegen und

■ Fußgängerzonen.

Funktionsprinzip:In der Praxis finden heute zwei unterschiedliche Typenwasserdurchlässiger Verkehrsflächen Anwendung:

■ Poröse wasserdurchlässige Betonpflastersteine,

bei denen das Niederschlagswasser über die gesamteOberfläche durch das Befestigungsmaterial (den Beton)hindurchsickert.

■ Fugenpflaster,

bei dem das Niederschlagswasser über die Fugen zwischenden Pflastersteinen in den Untergrund abgeleitet wird.

Ein Versagen wasserdurchlässiger Flächenbeläge ist oft aufPlanungs- und Baufehler zurückzuführen. In diesem Fall rei-chen Wartungs- und Reinigungsmaßnahmen nicht aus, um dieVersickerungsleistung wieder herzustellen. Bei ordnungs-gemäßem Bau sind die auftretenden Betriebsprobleme vorallem auf eine unzureichende Reinigung zurückzuführen.

3.1 Flächenversickerung (Durchlässige Beläge)

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17 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Betriebs- und Wartungsanforderungen:

Durch den permanenten Eintrag von Partikeln und durch dieAbrasion der Oberfläche wird die Sickerleistung herabgesetzt.

Bei Untersuchungen an mehreren 2 bis 15 Jahre altenBelägen konnte jedoch festgestellt werden, dass es keineoffensichtlichen Zusammenhänge zwischen dem Alter und der Abnahme der Infiltrationsleistung gibt. Vielmehrsind lagebedingte Einflussgrößen wie Laubfall, Ver-schmutzung durch abgelagerte Sedimente und Verkehrsbe-lastung (Reifenabrieb) hier bestimmend.

Wird ein Rückgang der Sickerleistung beobachtet, ist die aktu-elle Versickerungsleistung mit Hilfe eines Infiltrometer-versuches (s. Kapitel 3.1.3) zu ermitteln und daraus ein Zeit-punkt für erforderliche Reinigungsmaßnahmen abzuleiten.

Bei einer Sickerleistung des Belages von weniger als 2,5 cmWassersäule in 15 min empfiehlt sich eine Reinigung, um dieFunktion wieder herzustellen.

An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass vomDeutschen Institut für Bautechnik (DIBt, Berlin, 2005)Flächenbeläge bauaufsichtlich zugelassen werden. UnterBeachtung der Materialeigenschaften, des Aufbaus und derWartung (Reinigung) kann dann in einem großen Anwen-dungsbereich eine dauerhafte Versickerung sicher gestelltwerden. Insbesondere werden hier zum Schutz des Bodensund des Grundwassers auch Mineralöle und Schwermetallebei der Versickerung zurückgehalten, was für bestimmteAnwendungsbereiche (z.B. Parkplätze, Stellflächen) vonBedeutung sein kann.

Reinigung der Oberfläche poröser Betonpflastersteine:

Grundsätzlich ist bei Pflasterbelägen eine Reinigung vonOberfläche und Fugen mittels Hochdruckreinigung und Ab-saugung möglich. Herkömmliche Hochdruckreiniger eignensich jedoch nicht für die Reinigung poröser Betonsteine, dader Wasserstrahl Feinpartikel nur noch tiefer in den Belagdrückt und die Durchlässigkeit so weiter verringert wird.Hier sind spezielle Reinigungsgeräte zu verwenden. (siehe3.1.3 Sickerfugenpflaster).

Reinigung von Sickerfugenpflaster:

In den Fugen kommt es nach längerer Betriebszeit zu einerbiologischen Kolmation, die die hydraulische Leitfähigkeitherabsetzt. Das Fugenmaterial ist bei Verlust der Sicker-fähigkeit komplett aus den Fugen zu entfernen. Nach demAusspülen sind die Fugen mit neuem oder gereinigtemMaterial zu füllen.

Für die Fugenfüllung eignet sich am besten ein enggestufterMittel- bis Grobsand oder ein Splitt der Abstufung von 1 mmbis 3 mm. Bei begrünten Fugen ist auf keinen Fall ein her-kömmlicher Boden als Fugenmaterial zu verwenden, da die-ser im Regelfall keine ausreichenden Durchlässigkeiten auf-weist und zur Verschlämmung neigt. Als geeignetes Materialist hier ein Gemisch aus einem Grobsand oder Splitt mitBodenanteilen oder ein Extensivsubstrat wie bei der Dach-begrünung zu verwenden. Hier ist, wie bei der Auswahl desSaatgutes begrünter Fugen, den Herstellerangaben zu folgen.

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18 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.1.1 Poröse Betonpflastersteine

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Wartung:

Messung der Versickerungsleistung

Bei nachlassender Versickerungsleistung (Pfützenbildungetc.) oder stärkeren Verschmutzungen. Durchführung derMessung mit Einring-Infiltrometer, Überstauhöhe ≤ 10 mmund Dokumentation (erforderliche Mindestdurchlässigkeitkf=5,4x10-5 m/s).

■ Wiederherstellen der Versickerungsleistung durch Reini-gung:

Tiefporige Nassreinigung nach dem Spülsaugverfahrenmit Hilfe Spezial-Hochdruck-Absauggerät(Herausspülen angelagerter Schmutzpartikel).

■ Messung der Versickerungsleistung nach Reinigungsgang(s.o.)

■ Nachverfugung des ausgespülten Fugenmaterials, Korn-zusammensetzung gemäß Herstellerangaben

Fachgerechte Entsorgung des Reinigungs-Sediment-schlammes und Vorlage Deponierungsnachweis

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Anliegerstraßen

■ Parkplätze

■ Grundstückszufahrten

■ Garagenzufahrten

■ Feuerwehr- und Rettungswege

■ Schulhöfe

■ Radwege und

■ Fußgängerzonen

Konstruktiver Aufbau

Poröser, durchlässiger Betonstein, durch den das Nieder-schlagswasser hindurch sickert. Unterbau aus ungebundenenTragschichten ohne Nullanteile gemäß Herstellerangaben.

Betriebsproblem

Ablagerungen (Laub, Sedimente, Reifenabrieb) setzen diePoren an der Oberfläche zu und führen so zu einem Rück-gang der Versickerungsleistung. Pfützenbildung und wild ab-fließendes Wasser sind die Folgen.

VerschmutzterPflasterbelag(Lehm)

Stellplatzanlage mit porösem Betonpflaster

PorösesBetonpflaster -Sollzustand

Laubansammlungam Rand desStellplatzes

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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19 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.1.2 Dränasphalt

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Wartung:

Messung der Versickerungsleistung

Bei nachlassender Versickerungsleistung (Pfützenbildungetc.) oder stärkeren Verschmutzungen. Durchführung derMessung mit Einring-Infiltrometer, Überstauhöhe ≤ 10 mm,Radius ≤ 500 mm. Auswertung der Messergebnisse undDokumentation (erforderliche Mindestdurchlässigkeitkf=5,4x10-5 m/s).

■ Wiederherstellen der Versickerungsleistung durch Rei-nigung: Tiefporige Nassreinigung nach dem Spülsaug-verfahren mit Hilfe Spezial-Hochdruck-Absauggerät(Herausspülen angelagerter Schmutzpartikel).

■ Messung der Versickerungsleistung nach Reinigungsgang(s.o.)

■ Fachgerechte Entsorgung des Reinigungs-Sediment-schlammes und Vorlage Deponierungsnachweis

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Anliegerstraßen

■ Parkplätze

■ Bürgersteige

■ Rad- und Gehwege

Konstruktiver AufbauPoröser Asphalt (Bitumenbeton), durch den das Nieder-schlagswasser hindurch sickert.

Unterbau aus ungebundenen Tragschichten ohne Nullanteilegemäß Herstellerangaben.

Betriebsproblem

Ablagerungen (Laub, Sedimente, Reifenabrieb) setzen diePoren an der Oberfläche zu und führen so zu einem Rück-gang der Versickerungsleistung. Pfützenbildung und wildabfließendes Wasser sind die Folgen.

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Dränasphalt verschmutzt - verminderteVersickerungsleistung

Dränasphalt gereinigt - hohe Versickerungsleistung

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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20 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.1.3 Sickerfugenpflaster

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Anliegerstraßen

■ Parkplätze

■ Grundstückszufahrten

■ Garagenzufahrten

■ Feuerwehr- und Rettungswege

■ Schulhöfe

■ Radwege und Fußgängerzonen

Konstruktiver Aufbau

Betonpflaster mit Abstandshaltern (Sickeröffnungen), durchdie das Niederschlagswasser hindurch sickert.

Unterbau aus ungebundenen Tragschichten ohne Nullanteilegemäß Herstellerangaben.

Stellplatzanlage - Sickerfugenpflaster

Sickerfugenpflaster 8 Jahre alt vor Reinigung

Sickerfugenpflaster nach der Reinigung Sickerfugenpflaster gereinigt und neu verfugt

Betriebsproblem

Ablagerungen (Laub, Sedimente, Reifenabrieb) lagern sichin den Sickeröffnungen und Fugen ab und führen so zu ei-nem Rückgang der Versickerungsleistung.

Pfützenbildung und wild abfließendes Wasser sind die Folgen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Wartung:

Messung der Versickerungsleistung

Bei nachlassender Versickerungsleistung (Pfützenbildungetc.) oder stärkeren Verschmutzungen. Durchführung derMessung mit Einring-Infiltrometer, Überstauhöhe ≤ 10 mmund Dokumentation (erforderliche Mindestdurchlässigkeitkf=5,4x10-5 m/s).

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21 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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■ Wiederherstellen der Versickerungsleistung durch Rei-nigung:

Tiefporige Nassreinigung nach dem Spülsaugverfahrenmit Hilfe Spezial-Hochdruck-Absauggerät (Herausspülendes angereicherten Materials in den Sickeröffnungen).

■ Messung der Versickerungsleistung nach Reinigungsgang(s.o.)

■ Neuverfugung des ausgespülten Fugenmaterials undVerfüllung der Sickerfugen mit Fugenmaterial gemäßHerstellerangaben

Fachgerechte Entsorgung des ausgespülten Materialsund Vorlage Deponierungsnachweis

Reinigung mit Hochdruck-Absauggerät (Saug-Spül-Verfahren)

Verschmutztes / gereinigtes Sickerfugenpflaster Neuverfugen gereinigten Sickerfugenpflasters

DurchführungInfiltrationsmessung

Aufbau Infiltrationsmessgerät(Ringinfiltrometer)

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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22 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.1.4 Rasenfugenpflaster

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Anliegerstraßen - wenig genutzte Stellplätze

■ Private Grundstücks- und Garagenzufahrten

■ Feuerwehr- und Rettungswege

■ Fußwege

Konstruktiver Aufbau

Betonpflaster mit Abstandshaltern und breiten (2-3 cm)Fugen (Fugenanteil ca. 20-30 %). Bewachsene Fugen, durchdie das Niederschlagswasser hindurch sickert.Unterbau aus ungebundenen Tragschichten ohne Nullanteilegemäß Herstellerangaben.

Betriebsproblem

Ablagerungen (Laub, Sedimente, Reifenabrieb) lagern sichin den Fugen ab und führen so zu einem Rückgang derVersickerungsleistung. Pfützenbildung und wild abfließen -des Wasser sind die Folgen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Wartung:■ Messung der Versickerungsleistung

Bei nachlassender Versickerungsleistung(Pfützenbildung etc.) oder stärkeren Verschmutzungen.Durchführung der Messung mit Einring-Infiltrometer,Überstauhöhe ≤ 10 mm, Radius ≤ 500 mm. Auswertung

Stellplatzanlage – Stellflächen in Rasenfugenpflaster Stellplatzanlage – Rasenfugenpflaster

Fußweg in Rasenfugenpflaster

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23 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

der Messergebnisse und Dokumentation (erforderlicheMindestdurchlässigkeit kf=5,4x10-5 m/s)

■ Wiederherstellen der Versickerungsleistung durchReinigung:Tiefporige Nassreinigung nach dem Spül-Saug-Verfahrenmit Hilfe Spezial-Hochdruck-Absauggerät (Herausspülendes angereicherten Materials in den Sickerfugen).Alternativ: Auskratzen der Fugen mit Handgerät

■ Neuverfugung des ausgespülten Fugenmaterials undVerfüllung der Rasenfugen mit Fugenmaterial und Ansaat gemäß Herstellerangaben

Fachgerechte Entsorgung des ausgespülten Materials und Vorlage Deponierungsnachweis

■ Messung der Versickerungsleistung nach demReinigungsgang (s.o.)

Erhöhte Sedimenteinträge in Rasenfugen beiKombination mit wassergebundener Decke

Rasenfugenpflaster - Sollzustand

Rasenfugenpflaster – geschädigte Vegetation, reduzier-te Versickerungsleistung

Rasenfugenpflaster – zerstörte Vegetation, keineVersickerungsleistung

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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24 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.1.5 Rasengitterstein / Rasenkammerstein

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Wenig genutzte Stellplätze

■ Private Grundstücks- und Garagenzufahrten

■ Feuerwehr- und Rettungswege

■ Fußwege

Konstruktiver AufbauBeton-, Ziegelstein oder Kunststoffwabenplatte mit ca. 50 %Vegetationsanteil. Das Niederschlagswasser versickert überdie mit Bodensubstrat gefüllten rasenbewachsenen Loch-kammern in den Untergrund.

Betriebsproblem

Zu hohe Frequentierung fahrender oder parkender Fahrzeuge(Verschattung) führen zur Schädigung / dem partiellen Ver-lust der Vegetation. Ablagerungen können zu einer Vollfül-lung und nachfolgender Verdichtung der Rasenkammernführen. Beides zieht einen Verlust der Versickerungsleistungnach sich.

Rosengitterstein auf Stellplatzflächen eines Baumarktes

Stellplatzanlage in Rasenkammerstein

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25 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Wartungs- und Pflegemaßnahmen■ Einsatz nur in gering bis mäßig frequentierten Bereichen

■ Vermeiden der Zuordnung von Wassergebundener Deckeund Rasenfugenpflaster

■ Schutz vor Stoffeintragungen bis Baumaßnahmen imUmfeld durch großflächige Abdeckung

Wartung:■ Messung der Versickerungsleistung

Bei nachlassender Versickerungsleistung (Pfützenbil-dung, Verlust Vegetation etc.) oder stärkeren Verschmut-zungen. Durchführung der Messung mit Einring-Infil-trometer, Überstauhöhe ≤ 10 mm, Radius ≤ 500 mm. Aus-wertung der Messergebnisse und Dokumentation (erfor-derliche Mindestdurchlässigkeit kf=5,4x10-5 m/s)

■ Wiederherstellen der Versickerungsleistung durch Reini-gung:Tiefporige Nassreinigung nach dem Spül-Saug-Verfahrenmit Hilfe Spezial-Hochdruck-Absauggerät (Herausspülendes angereicherten Bodensubstrats in den Rasenkammern).

■ Messung der Versickerungsleistung nach dem Reini-gungsgang (s.o.)

■ Neuverfüllung des ausgespülten Fugenmaterials und Ver-füllung der Rasenkammern mit Bodensubstrat und Ansaatgemäß Herstellerangaben

Fachgerechte Entsorgung des ausgespülten Bodensubs-trates und Vorlage Deponierungsnachweis

Rasenkammerstein – normaler Bewuchs

Rasenkammerstein – verschmutzte / verdichteteRasenkammer, verringerte Durchlässigkeit

Rasengittertstein – geschädigte Vegetation Rasengittertstein – stabile Vegetation

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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26 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Der Planungsgrundsatz, in aller Regel über die belebteBodenzone zu versickern (vgl. Kap. 2), zieht als Konsequenznach sich, dass das Niederschlagswasser nach Möglichkeit inHöhe der Geländeoberkante in die Versickerungsmulden ein-zuleiten ist.

Nur so lassen sich die Versickerungsanlagen mit Sohltiefenvon 0,20 - 0,30 m harmonisch in die Freiflächen integrieren.

Die Ableitung des Niederschlagswassers mit Hilfe vonRohrleitungen scheidet in der Regel aus, da diese (bei frost-freier Anordnung) Tiefenlagen der Versickerungsmuldenvon 1,5 - 2,5 m unter Geländeoberkante nach sich ziehenwürden. Die offene Führung des Niederschlagswassers ander Geländeoberfläche zieht jedoch eine Vielzahl an Be-triebspunkten nach sich, die eine besondere Beachtung imBetrieb erfordern. Bereiche anderer Nutzung sind zu que-ren, Nahtstellen zwischen Gebäudeentwässerung (z.B. Fall-rohren) und offenen Rinnen, Richtungswechsel und Zu-sammenflüsse zwischen befestigten und bewachsenen Be-reichen sind betrieblich instand zu halten. Eine zuverlässigeAbleitung in die Versickerungsanlagen, die Vermeidung vonRückstau und wild abfließendem Wasser ist dabei im alltäg-lichen Betrieb wie auch für den Fall des Bemessungs-ereignisses sicherzustellen. Die offene Führung des Nieder-schlagswassers hat den Vorteil gegenüber Rohrleitungs-netzen, dass Verstopfungen oder Ablagerungen in denRinnen jedermann sofort ins Auge springen und so schnellreagiert und Abhilfe geschaffen werden kann.

Bisherige Betriebserfahrungen mit der offenen Ableitunghaben gezeigt, dass der Auswurf aus Dachrinnen und einefehlerhafte Sicherung der Wasserführung in den Rinnen zuBetriebsstörungen geführt haben (Börger, M. 1997).

Das abfließende Niederschlagswasser gefährdet hier nochunmittelbar Gebäude (Vernässung von Kellerwänden). Beiungenügender Pflege der Ableitungsrinnen, kann es zu Ver-nässungen bis hin zur Überflutung kommen.

Den Ableitungsbauwerken ist deshalb die gleiche Aufmerk-samkeit zu schenken wie den Versickerungsbauwerken selber.

Auf den folgenden Seiten finden sich für folgende Betriebs-punkte konkrete Pflege- und Wartungshinweise:

■ Dachrinne

■ Fallrohr

■ Rohrbrücke- kleinteilige Gebäude

■ Rohrbrücke - grossflächige Gebäude

■ Fallrohrkrümmer

■ Rinnenanschluß am Gebäude

■ Offene Rinne - Ableitung vom Gebäude

■ Offene Rinne - Straßenentwässerung

■ Gedeckte Kastenrinne

■ Übergang befestigte Rinne - unbefestigte Rasenrinne

■ Rasenrinne

■ Dezentraler Übergang von bef. zu unbef. Fläche

■ Diffuser Übergang von bef. zu unbef. Fläche

3.2 Offene Ableitung

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27 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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28 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

28

3.2.1 Dachrinne

Wartungs- und Pflegemaßnahmen■ Laubfangkorb reinigen, passgenau einsetzen, bei Bedarf

erneuern

■ Dachrinne reinigen:

Dachrinne von Hand reinigen (fegen), Stoffe aufnehmen

Stoffart: Laub, Äste, Müll, Sedimente

Wartungsintervall

Alle 2-5 Jahre einmal, bei starkem Laubanfall jedoch häufiger,bis hin zu 2-3x jährlich, wenn Bäume direkt über derDachrinne stehen

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Gebäude mit geneigten Dächern und außenliegender Ent-wässerung

Konstruktiver Aufbau

Hängerinne (Halbkreis, „U“- oder „V“-Profil) aus Zink,Kupfer, Edelstahl oder Kunststoff

Laubfangkorb am Fallrohranschluss

Betriebsprobleme in Folge unterlassenerWartung und Pflege

Verunreinigung durch Vogelkot, Laubeintrag, Silvester-raketen, Müll und Sedimenten (Abrieb von Betondachsteinen)

Abspülung Sedimente in offene Rinnen und Auslaufbereichin Rasenrinne / Mulde, führt dort zur Verunreinigung undAbflussbehinderungen

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Ablagerungen in Dachrinne Ablagerungen aus der Dachrinne im Fallrohr

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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29 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.2 Fallrohr

Austretendes Regenwasser vernässt die Gebäudewand.

Algenbildung am Außenputz, Wanddurchfeuchtung, Verlustdes Wärmeschutzes, Frostabplatzungen und Schimmelbil-dung innen können die Folgen sein

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Fallrohr kontrollieren und neu fixieren:

■ Fixierschrauben der Rohrschellen kontrollieren und nach-ziehen.

■ Bei Bedarf Gleitschutz am Rohr im Schellenbereich ein-bauen.

■ Beschädigte, nicht tragfähige Schellen durch stabilereersetzen.

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Gebäude mit geneigten Dächern und außenliegender Ent-wässerung

Konstruktiver Aufbau:Kreis- oder Rechteckprofil

Ø i.d.R. 100 mm

aus Zink, Kupfer, Edelstahl oder Kunststoff

Betriebsprobleme in Folge unterlassener Wartung und Pflege

Verstopfung

Bei offener Ableitung hängt das Fallrohr an Schellen in derRegel frei über dem Boden.

Lockern sich die Fixierschrauben, rutscht das Fallrohr nachunten ab - und droht aus der Muffe herauszurutschen.

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Fixieren der Schellen am FallrohrFeuchteschaden in Folge abge-rutschten Fallrohres

Fallrohr direkt aufBetonpflasterrinne aufgestellt

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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30 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

30

3.2.3 Rohrbrücke - kleinteilig strukturierte Gebäude

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Bei Rohrleitung: Einbau einer Revisionsöffnung am

Knickpunkt (Bogen) von horizontaler zu vertikalerAbleitung

Wartung bei geschlossenem Rohrquerschnitt:

■ Spülung mit Wasserschlauch im Rahmen der Arbeiten zurDachrinnenreinigung

bei offenem „U-“ oder „V-“Profil:

■ Gerinne von Hand reinigen (fegen), unbrauchbare Stoffeaufnehmen

Stoffart: Laub, Äste, Müll, Sedimente

Wartungsintervall

Alle 1 bis 5 Jahre je nach Laubanfall auf dem Dach.Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Zur Ableitung von Dachflächenwasser über tiefergelegeneBereiche oder Wege bei kleinteilig strukturierten Gebäuden(Wohnungsbau, Bürogebäude, Schulen etc.)

Konstruktiver Aufbau

Stahlgitterträger- und Stützenkonstruktion mit geschlossenerRohrleitung oder offenem „U-“ oder „V-“Profil

Betriebsprobleme in Folge unterlassener Wartung und Pflege

Verunreinigung durch Laubeintrag, Sedimente etc. vonDach(rinne)

Ablagerungen können zu Querschnittsverringerung und ver-ringerter Ableitungskapazität führen

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... im Wohnungsbau

... bei einer Schule

Rohrbrücke bei einem Krankenhaus

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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31 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.4 Rohrbrücke - Gewerbe

Rohrbrücken zur offenen Ableitung desNiederschlagswassers (Freispiegelleitung)

Rohrbrücke (Unterdruckentwässerungssystem)

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:

■ Reinigen der Dachfläche von Laub und Müll.

Wartung:

■ Reinigen und kontrollieren der Laubfangkörbe an den

Flachdachgullys.

■ Erneuern beschädigter Laubfangkörbe.

■ Spülen der Gebäudeentwässerung inkl. der Rohrleitungen

in den Rohrbrücken.

Wartungsintervall

Die Häufigkeit einer Reinigung der Dacheinläufe (Laubfang-

körbe etc.) ist abhängig von der Höhe des Gebäudes und dem

Baumbestand in der näheren Umgebung.

Bauteilbeschreibung

Rohrbrücke – großflächige Gebäude (Gewerbe/Industrie)

Einsatzbereich

Zur Entwässerung großer Hallendachflächen mit mehrerentausend bzw. zehntausend Quadratmetern Dachfläche im ge-werblichen und industriellen Bereich.

Dabei Überspannung von Transport- und Lagerflächen u.a.zur Ableitung in höher gelegene Versickerungsbereiche.

Konstruktiver Aufbau

PE-Rohre größerer Querschnitte (DN 300) auf Stahlgitteroder –profilträgern zur horizontalen und vertikalen Ablei-tung des Regenwassers.

Betrtiebsproblem

Eintrag und Ablagerung von Laub, Müll und Sedimentenvon den Dachflächen in den Rohrleitungen.

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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32 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.5 Fallrohrkrümmer

Stabiler, kurzer Fallrohrkrümmer aus Gussstahl, passge-nau mit Rinnstein verbunden. Fallrohr im Sockelbereichdoppelt fixiert.

In Folge gelockerter Schellenbefestigung und ggfs. Vandalis-mus Verdrehung des Fallrohrkrümmers. Wasser fließt nichtin Rinne, sondern wild ab. Sockel- und Kellerwand werdenvernässt. Bei Kellerlichtschächten und außenliegendenKellerabgängen Gefahr der Überflutung.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Verwendung stabiler Rohre und Schellen.

■ Passgenauen Sitz des Fallrohrkrümmers kontrollieren, beiBedarf richten und Schrauben neu fixieren.

Wartungsintervall

Einmal jährlich im Spätherbst

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Gebäude mit außenliegender Entwässerung (Fallrohren)

Konstruktiver Aufbau

Rohrbogen (90°-60°) Kreis oder Rechteckprofil mitSchraubschellen an Hauswand fixiert.

Querschnitt i.d.R. >100 mm

Material:

Gussstahl, Zink, Kupfer, Edelstahl, Kunststoff

Betriebsproblem

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Fallrohrkrümmer aus Zinkblech. Fehlende Fixierung birgtdie Gefahr der Fehlableitung (Feuchtschäden Keller).

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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33 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.6 Rinnenanschluß

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Verwendung spezieller Rinnenelemente (Betonfertigteile)

mit Aufkantung an Hauswand.

■ Minimierung Fugenanteil in der Rinne (Verwendunggrößerer Pflastersteine oder Rinnenbetonfertigteile).

■ Versetzen der Rinne in Beton mit Mörtelfugen

Wartung:

1. Rinne von Laub und Sedimenten reinigen,

2. Wulstbildung durch Pflanzenaufwuchs abschälen,Fugen abflammen

3. Pflanzenwurzeln aus Fugen abkratzen, und fehlendenFugenanteil neu einschlämmen.

Bauteilbeschreibung

Rinnenanschluss Gebäude

Einsatzbereich

Gebäude mit außenliegender Entwässerung (Fallrohren)

Konstruktiver AufbauOffene Rinne als Stichbogen- oder Kastenprofil

Material:■ Betonfertigteilelemente

■ Betonpflastersteine

■ Natursteinpflaster

Betriebsproblem■ Sedimentablagerung und Wulstbildung durch Pflanzen-

aufwuchs (Wasserrückstau)

■ Auswaschen des Fugenmaterials

■ Setzungen durch Unterspülen des Unterbaus

■ Vernässung Kellerwand, Regenwasser fließt wild ab undgefährdet Kellerlichtschächte, außenliegende Kellerab-gänge

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Vernässung der Hauswand im Sockelbereich

Wasserdichter Rinnenanschluß mitSpezialformstein

Mangelnde Rinnenabdichtung imAnschlußbereich Hauswand

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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34 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.7 Offene Rinne - Ableitung von Gebäuden

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Wohnungsbau und ähnlich kleinteilig strukturierte Gebäudewie Büros, Schulen etc.

(angeschlossene befestigte Fläche bis ca. 200 m2).

Konstruktiver Aufbau

Offene Rinne als Stichbogen- oder Kastenprofil in Betonversetzt und wasserdicht verfugt.

Material:■ Betonfertigteilelemente

■ Betonpflastersteine

■ Natursteinpflaster

Betriebsproblem

Verlust der Ableitungskapazität / wild abfließendes Wasserdurch:

■ Pflanzenaufwuchs in Fugen (Sedimentablagerungund Wulstbildung)

■ Auswaschen des Fugenmaterials (Verlust Wasser-dichtheit)

■ Unterspülung Pflasterbett (Setzungen und VerlustAbleitungsgefälle)

■ Abstellen von Pflanzkübeln o.ä. durch Nutzer

■ Schneefall und Eisbildung im Winter

Offene Rinne aus Betonfertigteilelementen Abflussbehinderung durchSedimentablagerung/Wulstbildung

Pflanzenaufwuchs inFugen

Pflanzkübel in offenerRinne

Sedimenteinträge von angrenzender wassergebundenerDecke

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35 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Minimierung des Fugenanteils in der Rinne

(Verwendung größerer Pflastersteine oderBetonfertigteilrinnenelemente)

■ direktes Angrenzen an wassergebundene Decke vermeiden,um Sedimenteintrag zu minimieren

Wartung:

1. Bei langanhaltenden Frostperioden auf abflussstörendeEisbildung kontrollieren und diese beseitigen.

2. Rinne von Laub und Sedimenten reinigen.

3. Wulstbildung durch Pflanzenaufwuchs abschälen undFugen abflammen.

4. Pflanzenwurzeln aus Fugen auskratzen und fehlendenFugenanteil neu einschlämmen.

5. Rinnengefälle mit Wasserwaage kontrollieren.

Wartungsintervalle:

Mindestens einmal jährlich im Spätherbst. Bei hohem Fu-genanteil und Pflanzenwuchs und/oder starker Stoffan-sammlung jedoch auch öfter.

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Offene Rinne im zweitenBetriebsjahr

Offene Rinne im fünftenBetriebsjahr

Freilegen der Rinne

Abflammen des Pflanzenaufwuchses in den Fugen

Kontrolle des Längsgefälles

1 1 2 1 52 3 4

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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36 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.8 Offene Rinne - Straßenentwässerung

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Straßen- und Stellplatzentwässerung über Längsgefälle (≥ 0,5 - 1 %) in offenen Rinnen, Ableitung gesammeltenRegenwassers in zentrale oder semizentrale Bewirtschaf-tungsanlagen.

Maximale Ableitungslänge, je nach Längsgefälle und ange-schlossener befestigter Fläche bis ca. 250 m.

Konstruktiver Aufbau

3- bis 7-zeilige Rinne mit Stichbogen aus Betonsteinpflasteroder Natursteinpflaster in Beton versetzt, wasserdicht verfugt.

Betriebsproblem

Ablagerung von Laub, Müll und Sedimenten sowie Schnee-fall und Eisbildung im Winter in der Rinne kann Ableitungs-kapazität verringern (Rückstau, wild abfließendes Wasser)und zu Rutschgefahr führen.

Mittelrinne aus Betonpflaster in Mischverkehrsfläche Mittelrinne aus Betonpflaster - Separationsprinzip

Mittelrinne - Baustraße in Schwarzdecke

Ableitungsdetail Mittelrinne in Versickerungsmulde

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37 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Direkten Anschluss an wassergebundene Decke vermei-

den, um Sedimenteinträge zu verringern.

■ Ausreichendes Längsgefälle vorsehen

■ Biegungen der Rinne minimieren und mit großem Radiusversehen

Wartung:■ Im Rahmen der Straßenreinigung Pflasterrinne von Laub

und Sedimenten reinigen.

■ Bei langanhaltendem Frost auf abflussstörende Eisbildungund Schneeablagerungen kontrollieren und diese beseitigen.

Detailschnitt Pflasterrinne

Lageplan Wohngebiet - Straßenentwässerung überMittelrinne

Seitenrinne Kastenprofil

Seitenrinnen aus NatursteinpflasterMittelrinne aus Natursteinpflaster in wassergebundenerDecke

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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38 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Im privaten Bereich:

Entwässerung von Terrassen, Wege und Garagenzufahrten

Im öffentlichen Bereich:

Entwässerung von Straßen und Stellplätzen

Konstruktiver Aufbau

Betonfertigteilrinne mit Rostabdeckung aus verzinktemStahlblech oder Gussstahl (schwerlastverkehrssicher), liefer-bar in verschiedenen Dimensionen (100-400 mm Breite) undhydraulischer Leistungsfähigkeit

Betriebsproblem

Zusetzen der Gitterroste durch Laub und Müll verhinderndas Abfließen des Regenwassers.

Ablagerung von Laub, Müll und Sedimenten in der Rinneverringern Ableitungskapazität

Gedeckte Kastenrinne – Straßenentwässerung

Stellplatzentwässerung

Ableitung vom Gebäude

3.2.9 Gedeckte Kastenrinne

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39 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Direkte Zuordnung von wassergebundener Decke ver-

meiden, um Sedimenteinträge zu verringern.

Wartung:

1. Reinigen der Abdeckroste von Laub und Müll im Rahmender Straßenreinigung

2. Sichtkontrolle der Ableitungskapazität, insbesondere anRinnenknicken und Zusammenflüssen zweier Rinnensowie Ein- und Abläufen

3. Freispülen des Rinnenquerschnittes von Sedimenten undAblagerungen. Öffnen der (verschraubten) Abdeckrostean:

■ Rinnenanfang und -ende

■ Höhenknicken

■ Rinnenknicken

Die Gitterroste sind beim Spülvorgang mit schweren Gum-mimatten abzudecken, um Verschmutzungen durch heraus-gespülte Ablagerungen zu vermeiden.

1 1 1 1 1 1 112

12

12

13

12

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Verringerung Rinnenquerschnitt durch Ablagerungen Gereinigter Rinnenquerschnitt

Zuordnung wassergebundene Decke – erhöhterSedimenteintrag

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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40 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.10 Übergang befestigte Rinne zu unbefestigter Rasenrinne, Vegetationsfläche oder Mulde

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Gebäude-, Stellplatz- und Straßenentwässerung

Konstruktiver Aufbau

Rinnenende aus Betonstein angrenzend an Vegetationsfläche(Rasen, Wiese)

Betriebsproblem

Wegen des Rückstaus auf befestigten Flächen, wild ab-fließenden Wassers und der schlagartig erhöhten Rauhigkeitlagern sich mitgeführte Sedimente, Laub und Müll im Über-gangsbereich ab.

Wulstbildung durch Einwachsen der mitgeführten Stoffe inVegetation behindern Wasserabfluss.

Ablagerungen von Laub undSedimenten an Rinnenende

Wulstbildung an Rinnenende

Straßenentwässerung Detail

Aufwuchs von Gräsern in Fugen

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41 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

1 1 31

2JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ regelmäßiges Reinigen der Dachrinne, offenen Rinnen

und befestigten Flächen

■ Anordnung Sohle Rasenrinne mind. 5 cm unter SohlePflasterrinne

Wartung:

1. Übergangsbereich säubern, unbrauchbare Stoffe vonHand aufnehmen und abfahren:

Im Übergangsbereich der Rasenrinne inkl. Einlaufberei-che (Kolk) von Hand und/oder mit Kleingerät (Rechen,Harke) aufnehmen und zur Abfuhr auf Haufen setzen.

Stoffart: Laub, Äste, Hölzer, Müll und Steine, Sediment-ablagerungen.

Stoffe laden und auf geeigneter Deponie entsorgen, inkl.Deponiegebühr und Entsorgungsnachweis

2. Abschälen von Wulstbildungen.

3. Wiederherstellung Niveauunterschied zwischen befestig-ter Rinne und Vegetationsfläche.

Zustand direkt nach Fertigstellung

Straßenentwässerung

Zustand nach sechs Jahren Betrieb

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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42 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.2.11 Rasenrinne

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Gebäude, Stellplatz- und Straßenentwässerung

Konstruktiver Aufbau

Vegetationsfläche (Rasen)

Betriebsproblem

Wegen der schlagartig erhöhten Rauhigkeit lagern sich mit-geführte Sedimente, Laub und Müll in der Rasenrinne ab.

Wulstbildung durch Einwachsen der mitgerührten Stoffe inVegetation behindern Wasserabfluss.

Trittschäden und Ablagerungen in der Rinne führen dazu, dassdas erforderliche, durchgängige Fließgefälle verloren geht.

Es entsteht die Gefahr von Rückstau auf befestigten Flächenund wild abfließenden Wassers.

Rasenrinne im Wohnungsbau Rasenrinne im Gewerbe

Konventionelle Straßenentwässerung über Rasenrinne(Straßenseitengraben) – stabiler Aufwuchs derVegetation durch regelmäßige Pflege gewährleistet

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43 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

1 1 312

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ regelmäßiges Reinigen der undurchlässigen Flächen und

vorgeschalteten offenen Rinnen

■ Anordnung Sohle Rasenrinne mind. 5 cm unter SohlePflasterrinne

Wartung:

1. Rasenrinne säubern, unbrauchbare Stoffe von Hand auf-nehmen und abfahren.

Im Bereich der Rasenrinne inkl. Einlaufbereiche (Kolk)von Hand und/oder mit Kleingerät (Rechen, Harke) auf-nehmen und zur Abfuhr auf Haufen setzen.

Stoffart: Laub, Äste, Hölzer, Müll und Steine, Sediment-ablagerungen.

Stoffe ordnungsgemäß entsorgen.

2. Rasenrinne mit tragbarem Freischneider (Motorsense)mähen.

3. Wiederherstellung Niveauunterschied zwischen befestig-ter Rinne und Rasenrinne durch Abschälen von Ablage-rungen und Pflanzenaufwuchs.

4. Kontrolle des Fließgefälles (mit Richtlatte und Wasser-waage ggfs. Höhennivellement) und Wiederherstellendes durchgängigen Fließgefälles durch Entfernen vonAblagerungen und Wulstbildung, Korrigieren von Tritt-schäden.

Wartungsintervall:

1. Säubern der Rasenrinne im Spätherbst und Frühjahr.

2. Mähen in der Zeit von Mai bis Oktober je nach Lage ca. alle 4 Wochen.

3. Niveauunterschied wiederherstellen alle 2-5 Jahre

4. Fließgefälle wiederherstellen alle 5-10 Jahre

Verlust Vegetationsdecke durch Laubablagerung

Laubablagerung

422222

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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44 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Entwässerung von Gewerbebetrieben und Stellplatzanlagen(großflächige, befestigte Flächen)

Konstruktiver Aufbau

Hochbord mit Magerbetonstütze sichert die Versickerungs-fläche gegen Überfahren / Verdichtung und stellt mit Hilfe

Ablagerungen vor zu schmaler Lückeverursachen Rückstau

Rückstau durchVegetationsaufwuchs inHochbordlücke

Wasserrückstau wegen verstopfter Ableitungslücken im Hochbord

Zwischenstein garantiert ausreichendeLückenbreite und glatte, gut zu reini-gende Sohlfläche

der Lücken die breitflächige Einleitung des Niederschlags-wassers sicher.

Betriebsproblem

Mitgeführte Stoffe (Laub, Müll, Sedimente) lagern sich in denLücken ab und werden von der Vegetation eingewachsen.

Verstopfte Lücken verursachen Rückstau und führen zu Über-schwemmungen der befestigten Flächen.

3.2.12 Dezentrale Übergänge von befestigter zu unbefestigter Fläche (Lücke im Hochbord)

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45 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ Anordnung Vegetationsfläche mind. 5 cm tiefer als befe-

stigte Fläche.

■ Herstellen einer glatt abgezogenen Oberfläche derRückenstütze des Hochbords.

■ Ausbildung der Sohle der Lücke mit Betonpflasterstein10/20/6, um Lückenbreite von mind. 10 cm und eine glat-te, gut zu reinigende Sohlfläche in der Lücke sicher-zustellen.

Wartung:

1. Aufnehmen Laub und Unrat, der sich vor der Entwässe-rungslücke abgesetzt hat (wie Straßenreinigung).

2. Kontrolle und Reinigung der Lücken und dahinterlie-genden Bankettflächen.

3. Wulstbildung in Lücke und Bankettflächen abschälen /fräsen. Wiederherstellen 5 cm Niveauunterschied zwi-schen befestigter Fläche und Bankettfläche.

Stellplatzentwässerung im Wohnungsbau Stellplatzentwässerung im Wohnungsbau - Detail

11 1 1 1 1 1 1 13JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

212

121

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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46 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Wohnungsbau (Garagenzufahrt, Terrasse, Wege)

Öffentliche Gebäude und Parks

Öffentliche Straßen (Wohnstraßen, Sammelstraßen, Landund Bundesstraßen, Bundesautobahnen)

Betriebsproblem

Wegen des Rückstaus auf befestigten Flächen und derschlagartig erhöhten Rauhigkeit lagern sich mitgeführte Sedi-mente, Laub und Müll im Übergangsbereich ab.

Wulstbildung durch Einwachsen der mitgerührten Stoffe inVegetation behindern Wasserabfluss.

Pfützenbildung und wild abfließendes Wasser können dieFolge sein.

Straßenentwässerung über Seitenstreifen Wulstbildung im Übergangsbereich befestigte/unbefestigteFläche

3.2.13 Diffuser Übergang von befestigter zu unbefestigter Fläche (über die Schulter)

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:■ regelmäßiges Reinigen der befestigten Flächen

■ Anordnung Sohle Seitenstreifen 3 cm unter Sohle Pflaster-rinne

■ Seitenstreifen mit 12 % Querneigung nach außen anlegen.

Wartung:

1. Seitenstreifen säubern, unbrauchbare Stoffe von Handoder mit Kleingerät aufnehmen und abfahren.

2. Seitenstreifen mähen

3. Wulstbildungen abschälen und abfahren. Niveauunter-schied zwischen befestigter Fläche und Seitenstreifenwiederherstellen

Wartungsintervall:

Säubern des Seitenstreifens im Spätherbst und Frühjahr.Mahd in der Zeit von Mai bis Oktober je nach Lage alle 4bis 8 Wochen.

1 1 3

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2222212

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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47 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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48 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Die Versickerung von Niederschlagswasser über die belebteBodenzone, d. h. über bewachsene Vegetationsoberflächen,ist die heute vom Gesetzgeber, den Aufsichtsbehörden undPlanern bevorzugte Variante. Neben der hohen Reinigungs-wirkung zum Schutze des Grundwassers vor Schadstoffein-wirkung, stellt diese auch die hydraulische Funktionserfül-lung der Versickerungsanlagen sicher. Die Vegetationsdeckebefestigt den Boden mit ihrem Wurzelwerk, so dass er gegenErosion weitgehend beständig ist. Gemeinsam mit den imBoden vorhandenen Mikroorganismen und Kleinstlebewe-sen schließt sie den Boden permanent auf und läßt eine po-renreiche Struktur entstehen.

Die Vegetationsdecke stellt eine hohe Durchlässigkeit an derOberfläche der Versickerungsanlage sicher. Das Porenvolumendes Bodens bietet darüber hinaus Speichervolumen für die tem-poräre Zwischenspeicherung des Niederschlagswassers.

Die Vegetationsdecke selbst ist dabei auf ein regelmäßigesTrockenfallen, d. h. auf ein vollständiges Absickern des Nie-derschlagswassers angewiesen, um sich regenerieren zu kön-nen. Dabei ist die Vegetationsdecke in der Lage, sich auf dasspezifische Wasserregime, das sich in Abhängigkeit von:

■ der Größe der angeschlossenen, versiegelten Fläche,

■ der Durchlässigkeit und

■ der vorgegebenen Tiefe der Mulde ergibt,

standortgerecht anzupassen (Pflanzenauswahl durch Aussaatund Sukzession).

Eine störungsfreie Versickerung des Niederschlagswassersist in der Regel dann gegeben, wenn die Vegetationsflächesich flächendeckend, dicht und stabil ausgebildet hat. DiesenZustand zu erreichen bzw. zu erhalten ist daher Ziel allerWartungsmaßnahmen. Gefahren für die Abweichung vondiesem Zielzustand bringen folgende Faktoren mit sich:

Verottende Vegetationsreste

Die Spannweite der Gestaltung einer belebten Vegetations-oberfläche geht vom gepflegten Hausgartenrasen überRasenflächen, parkähnlich oder extensiv gepflegte Wiesen-flächen bis hin zu Wildwiesen und Staudenpflanzungen. Ne-ben dem Wasserregime bestimmen Art und Häufigkeit derMahd die Zusammensetzung der Pflanzen. Bei regelmäßigerMahd eines Rasens kann das Mähgut auf den Versickerungs-flächen verbleiben, bei zwei bis einjähriger Mahd ist das Mäh-gut jedoch zu entfernen, damit eine auch nur stellenweise Be-hinderung des Aufwuchses der Vegetation vermieden wird.

Eingeleitete Sedimente

Insbesondere bei der Ableitung der Niederschlagsabflüssevon Verkehrsflächen werden Sedimente, Laub und Abfällemit in die Versickerungsflächen eingeschwemmt. Abfälle

(Verpackungsreste etc.) sind je nach Anfall regelmäßig zuentfernen. Laub u. a. organische Stoffe sind vorrangig imHerbst zu entfernen. Mitgeführte Sedimente lagern sich imEinlaufbereich auf der Sohle der Versickerungsanlagen abund wachsen dort ein. Mit der Zeit kommt es an Stellen kon-zentrierter Ablagerung zu einer Aufhöhung der Muldensohle.Diese ist im Bedarfsfalle (in der Regel erst nach mehrjähri-gem Betrieb) durch Abschälen zu beseitigen.

Verschattung durch Gehölze

Eine freiraumplanerisch anspruchsvolle Eingliederung derVersickerungsflächen in die Grünflächen eines Siedlungsge-bietes bringt in der Regel die Anpflanzung von Gehölzen inder Nähe der Versickerungsanlagen mit sich. Hier sind nachden ersten Betriebsjahren eintretende Verschattungserschei-nungen und damit einhergehende Schwächen oder gar derVerlust der geschlossenen Vegetationsfläche durch Beschnei-den der Gehölze zu verhindern.

Verdichtung

Die Gefahr der Verdichtung von belebten Versickerungs-flächen ist durch eine Vielzahl verschiedener Ursachen gege-ben. Bei linienförmigen, z. B. straßenbegleitenden Muldendominiert hier die Gefahr des Überfahrens und der Aus-bildung von Trampelpfaden. Bei großflächigen Versicke-rungsmulden, die in naturnahe Landschaftsräume integriertsind, zeigt die Praxis, dass die größte Gefahr für eineVerdichtung und Schädigung der Versickerungsleistungdurch die Pflegemaßnahmen an den Versickerungsanlagenselbst drohen. Die Forderung, die Mahd bei trockenerWitterung und trockenem, tragfähigem Boden ohne schwe-res Gerät durchzuführen, wird oftmals nicht befolgt. Selbstin Fällen, wo der Einsatz schwerer Maschinen per Leistungs-beschreibung dezidiert ausgeschlossen wurde, ist es zu gra-vierenden Verdichtungserscheinungen gekommen. In diesenFällen wurde zwar per Handgerät gemäht; das Mähgut aberanschließend mit schwerem Schlepper und Hänger aufgela-den und abgefahren.

Auf den folgenden Seiten finden sich konkrete Pflege- undWartungshinweise für:

■ Muldenwall-, böschung

■ Notüberlauf

■ Kontrollieren und Ausbessern

■ Säubern

■ Mähen

■ Funktionsüberprüfung

■ Regeneration

■ Sanierung

3.3. Muldenversickerung und großflächige Versickerung

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49 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.3.1 Muldenwall, -böschung

Betriebsproblem

Durch Setzungen, Trittschäden, Erosion oder Tiere entstehenTiefpunkte, an denen das gespeicherte Regenwasser unplan-mäßig, also vor Erreichen der definierten Überlaufhöhe, ab-fließt.

Durch Erosion vergrößern sich solche Stellen sehr schnell.

Die Folgen sind wild abfließendes Wasser, Überflutungenund ein vollständiger Verlust des Retentionsvolumens.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Muldenwall-, böschung kontrollieren und ausbessern.

Muldenwall, -böschung auf

■ Lücken und schadhafte Stellen

■ Erosionsschäden

■ Trockenrisse

■ Absackungen

■ Aufhöhungen (Wulstbildung)

■ Trittschäden

■ Löcher und Unterhöhlungen durch Mäuse undMaulwürfe

kontrollieren.

Die Auswaschungen und Setzungen sind durch Andeckenvon Oberboden zu beseitigen.

Oberboden ist vom Auftragnehmer zu liefern.

Erstellung Muldenwälle auf vorhan-dener Vegetationsfläche(Muldenkaskade)

Erstellung Muldenwälle auf neupro-filierter Versickerungsfläche

Die nachgearbeiteten Stellen sind mit Rasensoden abzu-decken oder mit Landschaftsrasen einzusäen.

Vor der Einsaat ist die oberste Schicht ca. 5 cm aufzulockernund nach der Aussaat wieder anzuwalzen.

Diese Arbeiten sind ausschließlich von Hand auszuführen, derEinsatz von Radladern oder Minibaggern ist auszuschließen.

2. Wiederherstellen der erforderlichen Wall- bzw.Böschungshöhe

Bei augenscheinlichen Veränderungen der Wall- oder Bö-schungshöhe durch Setzung oder Ab- bzw. Unterspülungenist die Sollhöhe wiederherzustellen und durch Höhenaufmassfestzustellen.

Muldenwall mit schützen-der Vegetationsdecke

Muldenböschung

Schnitt Erdwall

1 2

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1

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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50 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.3.2 Notüberlauf

Konstruktiver Aufbau

Abgesenkter Bereich im Muldenwall mit definierter Über-laufhöhe (ca. 15 - 20 cm unter Oberkante Muldenwall).Pflasterung in Wasserbaustein, Naturstein oder Betonpflastermit Mörtelfugen in Betonbett.

Betriebsproblem

Notüberläufe haben eine definierte Überlaufhöhe, die beimBetrieb einzuhalten ist.

Ablagerungen von Laub und Sedimenten und der Aufwuchsvon Pflanzen können zu einer Anhöhung des Überlaufesführen (Wulstbildung).

Dies birgt die Gefahr, dass das Bewirtschaftungssystem nichtoder unplanmäßig an anderer Stelle entlastet (Überflutung).

Auswaschungen und Unterspülungen des Notüberlaufesführen zu einer Absenkung der Überlaufhöhe und Verringe-rung an Retentionsvolumen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Notüberlauf kontrollieren, säubern und ausbessern

1. Notüberlauf der Versickerungsmulde auf

■ Lücken und schadhafte Stellen

■ Erosionsschäden

■ Trockenrisse

■ Absackungen

■ Aufhöhungen (Wulstbildung)

■ Trittschäden

■ Löcher und Unterhöhlungen durch Mäuse undMaulwürfe

kontrollieren.

Aufhöhungen und Auswaschungen sind durch Abschälenbzw. Andecken von Oberboden zu beseitigen. Oberbodenund Pflastersteine sind vom Auftragnehmer zu liefern. Dienachgearbeiteten Stellen sind mit Rasensoden abzudecken.

Notüberlauf aus Wasserbausteinen in Beton nach derFertigstellung

Notüberlauf in Betrieb

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51 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ 2-5 5-10 10-20

2. Wiederherstellen der erforderlichen Überlaufhöhe

Bei augenscheinlichen Veränderungen der Überlaufhöhedurch Setzung oder Ab- bzw. Unterspülungen ist die Soll-höhe des Notüberlaufes durch Höhenaufmaß festzustellenund wiederherzustellen.

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Auswaschungen im Pflaster gefährden dieStandfestigkeit

Unterspülter und abgsackter Notüberlauf

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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52 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.3.3 Versickerungsmulde kontrollieren und ausbessern

Bauteilbeschreibung

Betriebsproblem

Der plan- und funktionsgerechte Zustand der Anlagen ist imBetrieb permanenten Veränderungen unterworfen. Die fürdie gleichmäßige Versickerung und das Trockenfallen wich-tige Ebenheit der Sohle wird durch Sedimenteintragung /Laubfall, Aktivitäten von Nagetieren / Maulwürfen, Trocken-risse, Setzungen und Erosionserscheinungen verändert.

In den so entstehenden Senken kann es zu langanhaltendenWasserständen und Verschlammungserscheinungen kommen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Versickerungsmulde kontrollieren, ausbessern und nachsäen.

Die Vegetationsfläche der Versickerungsmulde (Sohl- undBöschungsflächen) sind auf

■ Lücken und schadhafte Stellen

■ Erosionsschäden

APR AUG 2-5 5-10 10-20

■ Trockenrisse

■ Absackungen

■ Aufhöhungen (Wulstbildung)

■ Trittschäden

■ Löcher und Unterhöhlungen durch Mäuse und Maulwürfe

zu kontrollieren.

Die Schäden und Unebenheiten sind durch Andecken bzw.

Abschälen vom Oberboden zu beseitigen.

Oberboden ist von Auftragnehmer zu liefern.

Die nachgearbeiteten Stellen sind mit Rasensoden abzu-

decken oder mit Sickerrasen einzusäen.

Vor der Einsaat ist die oberste Schicht ca. 5 cm aufzulockern

und nach der Ansaat wieder anzuwalzen.

Diese Arbeiten sind ausschließlich von Hand auszuführen, der

Einsatz von Radladern oder Minibaggern ist auszuschließen.

● ●

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Geschädigte Vegetationsfläche Sichtkontrolle Versickerungsmulde

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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53 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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54 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Betriebsproblem

Ablagerungen (Laub, Müll, Sedimente) lagern sich auf Mul-densohle ab und behindern flächendeckenden Aufwuchs ge-schlossener Vegetationsdecke.

Laubablagerungen bei öffentlicher Stellplatzanlage imJuni

Holzabfälle ziehen Trittschäden, Verdichtungen undVerschlammungen nach sich

Laubablagerungen straßenbegleitende Mulde

Weihnachtsbaumentsorgung in eingezäunter Mulde

3.3.4 Versickerungsmulde säubern

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55 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Säubern der Mulde im Herbst

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Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Vorbemerkung:

Ein Befahren der Mulde mit Geräten (Schleppern, Hängern,Pritschenwagen, größeren Mähern) ist bei allen Tätigkeitenabsolut zu vermeiden.

Schäden (Verdichtungen, Verlust der Versickerungsleistung),die auf die Arbeiten des Auftragnehmers zurückzuführensind, gehen zu seinen Lasten und sind zu beheben.

Wartung:■ Im Bereich der Muldensohle und -böschung Zivilisati-

onsmüll (Dosen, Papier, Flaschen, Kunststoffe, Steineetc.) sowie Laub und Äste von Hand oder mit Kleingerät(Rechen, Harke) aufnehmen und zur Abfuhr außerhalbder Mulde auf Haufen setzen.

■ Stoffe ordungsgemäß entsorgen.

Ein Entsorgungsnachweis ist auf Verlangen zu erbringen.

Wartungsintervall:■ Die Muldensohle ist im Frühjahr vor und zu Beginn der

Vegetationsperiode sowie im Herbst während und nachAbschluss des Laubfalls zu säubern.

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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56 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Betriebsproblem

Optimale Versickerungsbedingungen herrschen bei stabilemBewuchs mit Rasen / Wiese.

Spielraum erstreckt sich dabei von gepflegtem Rasen bis zurWildwiese.

Eine seltene Mahd begünstigt die Wurzelausbildung derPflanzen und so den Aufschluss des Bodens für die Ver-sickerung.

Der Aufwuchs von Gehölzen (Birken/Weiden) ist zu verhin-dern (einjährige Mahd als Mindestpflege).

Häufig werden die Versickerungsflächen bei der Mahd durchdas Befahren mit Geräten verdichtet und in ihrer Leistungs-fähigkeit beeinträchtigt.

Die Mahd ist deshalb mit Handgeräten unter Verzicht auf denEinsatz schwerer Maschinen durchführen. Einsatz Aufsitzra-senmäher nur bei trockener Witterung.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Muldenfläche mähen und Mähgut aufnehmen und abfahrenbzw. seitlich lagern.

Extensiv gepflegte Versickerungsmulden inAusgleichsfläche – einschürige Mahd

Verdichtung durch Einsatz schwerer Geräte bei hoherBodenfeuchtigkeit

3.3.5 Versickerungsmulde mähen

Die Muldenfläche ist von Hand (Freischneider) oderKleingerät (Handrasenmäher, max. Spurbreite 60 cm) zumähen.

Beim Einsatz von Aufsitzrasenmähern muss der Boden aus-getrocknet und gut tragfähig sein. Eine Durchführung derArbeiten mit Fahrgeräten (Rasenmähern) ist nach Regenpe-rioden auszuschließen.

Die Übergangsbereiche (Muldenböschung etc.) sind vonHandgeräten zu mähen, um Schäden an der Gransnarbe(abschälen) zu vermeiden. Kalkulatorisch sind dafür je nachGeländeneigung 20 % - 60 % der Gesamtfläche anzusetzen.

Das Mähgut kann auf der Fläche verbleiben, wenn durch dieArt der verwendeten Mäher und durch die Beschaffenheitdes Schnittgutes ein Verklumpen ausgeschlossen ist.

Ab einer Schnittlänge von 5 cm ist das Mähgut mit ange-hängten Auffangkörben oder von Hand (Rechen, Harke) auf-zunehmen und seitlich zu lagern bzw. abzufahren. Ein Be-fahren der Versickerungsfläche mit Gerät zur Aufnahme desMähgutes ist auszuschließen.

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57 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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Einsatz Motorsense (Freischneider)im Eckbereich/Böschung

Einsatz Aufsitzmäher nur bei trockenem Untergrund !

Einsatz Handmäher im Böschungs-bereich

Selbstfahrender Handmäher

Einsatz Mäher mit Hydraulikschwenkarm bei straßenbe-gleitender Mulde

Verdichtung durch Einsatz von zu schwerem Gerätbei Abholung des Mähguts

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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58 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Betriebsproblem

Bei nachlassender bzw. ungenügender Versickerungsleistungin Teilbereichen der Versickerungsanlage sind, um geeigneteRegenerationsmaßnahmen abzuleiten, Untersuchungen zuden Ursachen nachlassender Versickerungsleistung durchzu-führen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Durchführen von Verdichtungsmessungen (Druckson-dierungen) mit dem Hand-Penetrometer

Die Spitze des Penetrometers ist von Hand in den Bodenbis zur Tiefe der für die Untersuchung relevanten Boden-schicht durch gleichmäßiges Drücken per Hand einzu-bringen.

Der maximale Bodenwiderstand ist aufzunehmen. Zumrelativen Vergleich sind Drucksondierungen in Bereichenmit befriedigenden Referenzmessungen und in den Be-reichen mit mangelnder Versickerungsleistung (längereWasserstände, Vegetationsschäden o.ä.) durchzuführen.

2. Durchführen von Infiltrationsversuchen mit dem Dop-pelring-Infiltrometer

Der Versuch ist mit einem Doppelring-Infiltrometer aufder Geländeoberkante / Vegetationsschicht durchzu-führen.

Funktionsüberprüfung schadhafter Versickerungsmulde Messung der Versickerungsleistung mit Doppelring-Infiltrometer

3.3.6 Versickerungsmulde - Funktionsüberprüfung

Außenring (Ø 400 mm) und Innenring (Ø 250 mm) sinddafür ca. 3-5 cm in den Boden einzuschlagen, so dass keinWasser seitlich entweichen kann.

Verdichtungen, Auflockerungen oder Beschädigungen derVegetationsdecke sind dabei zu vermeiden.

3. Durchführen vertikaler Bodenaufschlüsse mit Handgeräten:

■ Aufschlüsse in der belebten Bodenzone: Ausstechen desOberbodens mit Spaten

■ Durchführen von Aufschlüssen bis in 1-2 m Tiefe:Abteufen von Schlitzsondierungen mit der Schlitz-sonde 0 - 2 m Tiefe.

Entnahme von Bodenproben über das gesamte Bohrpro-fil, jeweils bei Schichtwechsel und nach jedem laufen-den Meter

Ansprache des Bohrgutes aus geologischer und physika-lisch-chemischer Sicht; Führen des Schichtenverzeich-nisses.

Darstellen der Sondierergebnisse in einem Schichtenver-zeichnis mit Säulenprofil nach DIN 4023

Einmessen der Sondieransatzpunkte nach Lage, je An-satz

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59 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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Bodenprofil (Rammkernsonde)

Abdichtung Versickerungsmulde durch schichtenweiseAblagerung eingeschwemmter Feinkornsedimente

Verlust der Versickerungsfähigkeit durch Einschwemmenfeinkörnigen Bodens

4. Durchführen von Aufschlüssen in den tieferen Unter-grund mit Maschinengerät:

Wie vor, jedoch:

Abteufen von Rammkernsondierungen (Ø 36-50 mm)

0 bis 5 m Tiefe

Auf- und Abbau einschl. Umsetzen aller Geräte amBohransatzpunkt

5. Durchführen von Untersuchungen auf angereicherteSchadstoffe im Oberboden:

Entnahme einer repräsentativen Mischprobe des Ober-bodens (0-0,3 m) aus dem zu untersuchenden Bereich

Analyse auf Prüfparameter gemäß BBodSchV* undEOX (* ohne Organochlorpestizide)

Zusammenstellung der Ergebnisse in einem kurzenErläuterungsbericht

Analyse der Organochlorpestizide n. BBodSchV (nur beierhöhten EOX-Werten erforderlich)

6. Bewertung der Prüfwerte zu Durchlässigkeit und stoff-licher Belastung mit Soll- bzw. Grenzwerten

7. Dokumentation der Ergebnisse in einem Bericht

Wartungsintervall:

Durchführung bei Vorliegen offensichtlicher Betriebs-probleme (langanhaltende Wasserstände, Schädigung/Ver-lust der schützenden Vegetationsdecke, Ansammlung stoff-lich belasteter Sedimenteinträge)

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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60 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

60

Betriebsproblem

Verringerung der Vegetationsaktivität und Veränderung derVegetationszusammensetzung ziehen eine geringere Durch-wurzelung nach sich.

Folge ist eine geringe Wasserdurchlässigkeit des Oberbodensund längere Wasserstände in der Mulde. Daraus kann sichein selbstbeschleunigender Prozess des Vegetationsdecken-verlustes, der Verschlammung und Bodenverdichtung ent-wickeln, der schließlich zum Totalversagen der Versicke-rungsmulde führt.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Verbesserung der Aufwuchsbedingungen der Vegetations-decke / Regeneration der Durchlässigkeit im Oberboden(Vertikutieren und Lüften)

1. Vertikutieren (Senkrechtschneiden):

Bei verfilzten Vegetationsdecken (Moosbildung) mit Wachs-tumsproblem ist der Rasenfilz durch Senkrechtschneiden zuentfernen.

Ausdünnen von Rasenfilz durch Senkrechtschneiden.

■ Vegetationsdecke kreuzweise vertikutieren (senkrecht-schneiden), Einschnitttiefe max. 3 mm, Messerabstandmax. 60 mm. Entfernung herausgearbeiteten Rasenfilzes.

Vor Ausführung der Vertikutierarbeiten ist der Rasen auf 2 cm Länge zurückzuschneiden.

Anfallende Materialien sind aufzunehmen und zu Lastendes Auftragnehmers zu beseitigen.

Besanden der Versickerungsfläche Einschleppen des aufgebrachten Sandes

3.3.7 Versickerungsmulde - Regeneration

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2. Lüften (Aerifizieren):

Bei oberflächig leicht verdichteten Vegetationstragschichtenist der Boden zu löchern.

■ Löchern oberflächennah verdichteter Vegetationsschich-ten mit "Aerifiziergerät".

Dabei ist in den Boden einzuschneiden und der Bodenaus den Löchern auszuwerfen.

Mindestens 200 Löcher je m2, bei einer Arbeitstiefe vonmind. 8 cm und einem Lochdurchmesser von 1 cm. BeiBöden ab Bodengruppe 4 DIN 18915 ist der ausgeworfe-ne Boden zu entfernen.

3. Besanden der Vegetationstragschicht

Als vorbeugende Maßnahme gegen Rasenfilz oder als be-gleitende Maßnahme zum Senkrechtschneiden oder Löchernist der Boden zu besanden.

■ Sandgabe vor dem Senkrechtschneiden, Schlitzen oderLöchern von 3-5 l Sand je m2 gleichmäßig ausbringenund mit Handgerät einfegen bzw. mit Gerät einschlep-pen. Das Einschleppen mit Gerät ist, um Verdichtungenauszuschließen, nur bei trockener Witterung und trag-fähigem Boden zulässig. Es sind witterungsbeständigeSande der Körnung 0/2 mm zu verwenden. Schluff darfhöchstens mit einem Massenanteil von 6 %, Feinsandsoll mit einem Massenanteil von 20-30 % enthalten sein.

Wartungsintervall:

Ausführung vor Wachstumsschub im Frühjahr oder Sommer.

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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61 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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62 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Langanhaltende Wasserstände in den Versickerungsflächenführen zum Verlust der Vegetationsdecke.

Der ungeschützte Boden verschlammt, verliert seine Poren-struktur und seine Versickerungsleistung schließlich voll-ständig.

Solche Entwicklungen sind i.d.R. nicht Folge fehlerhafterGrundlagenerhebung und Bemessung, sondern auf Fehlerbei Bau und Inbetriebnahme zurückzuführen.

Häufigste Ursachen sind:

■ Verdichtung der zukünftigen Versickerungsflächen imRahmen der Erschließungs- und Hochbaumaßnahmen

■ Einschwemmung von Feinkornanteilen angrenzender, inder Bauphase noch unbefestigter Flächen (Böschungen).

■ Einleitung des Niederschlagswassers befestigter Flächen,bevor sich in der Versickerungsmulde eine stabile Vege-tationsdecke entwickelt hat.

3.3.8 Versickerungsmulde - Sanierung

Einleitung des Niederschlagswassers vor Ausbildungeiner stabilen Vegetationsdecke

Spuren schwerer Baumaschinen inden zukünftigenVersickerungsflächen

Messung der Versickerungsleistung nach erforderlichemBodenaustausch

Bauschutt und Spuren schwererBaumaschinen in den zukünftigenVersickerungsflächen

Wiederhergestellte Versickerungsanlagen nach erforder-lichem Bodenaustausch

Spuren von Baumaschinen in denmit Oberboden vorprofilierten,zukünftigen Versickerungsanlagen

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63 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1 Versickerungsflächen – Sanierung

Versickerungsflächen fräsen

■ Lockern der Vegetationsschicht (Bodenklasse 1 gem.DIN 18300) durch Fräsen, Tiefe 20 cm. Steine undFremdkörper, Durchmesser ab 5 cm, Unkraut undschwer verrottbare Pflanzteile ablesen, Stoffe werdenEigentum des AN und sind zu beseitigen.

Nach dem Fräsen muss eine gleichmäßige Durchmischungder Bodenarten erzielt sein.

2. Bodenaustausch bei Verdichtung:

Oberboden abtragen

Oberboden der Versickerungsflächen profilgerecht bis in 0,40 m Tiefe unter Muldensohle abtragen, laden und entsorgen.

Die Abtragsflächen sind dem Ausführungsplan zu entneh-men und mit der Bauleitung abzusprechen.

Der Bodenabtrag hat über Kopf zu erfolgen, der Unter-grund bzw. das Planum ist vor Verdichtungen zu schützen.

Schäden, die auf eine Verdichtung der Versickerungsanla-gen während der Bauzeit zurück zu führen sind, gehen zuLasten des Auftragnehmers.

Die Kippgebühren sind mit einzukalkulieren. Ein Nach-weis der Entsorgung ist zu führen.

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3. Untergrund lockern:

Der Untergrund ist vor neuem Bodeneinbau zu lockern.

Lockerungstiefe: 0,4 - 0,7 m

■ Oberbodeneinbau

Neuen Oberboden für die Muldenflächen liefern, unver-dichtet einbauen und profilieren.

Einbauschichtstärke: 0,4 m

Der Bodeneinbau ist so auszuführen, dass das Planum sowenig wie möglich verdichtet (befahren) wird.

Verdichtungen, die auf Grund des Einbaues zurückzu-führen sind, gehen zu Lasten des Auftragnehmers:

Material:

Für den Einbau wird Oberboden, Grundwasser ungefähr-det, vorgeschrieben. Die Bodendurchlässigkeit muss nach-weislich kf=1x10-5 m/s, die organische Substanz mindestens

1 %, der ph-Wert größer 6, betragen.

Abgerechnet wird nach Originalwiegescheinen mit einge-druckter Baustellenbezeichnung. Die Wiegescheine sindspätestens am Tag nach der Lieferung der örtlichen Bau-leitung vorzulegen.

Ein Nachweis über die in der vorherigen Position vorge-schriebenen Bodeneigenschaften ist gesondert vomAuftragnehmer zu erbringen.

Der Nachweis erfolgt unter anderem nach DIN 18300, 2.3.

4. Planum Versickerungsmulden gemäß DIN 18917 herstel-len, zulässige Abweichungen von der Sollhöhe 2 cm,Anschlüsse an die Umgebung oberflächengleich sowienach Angaben der Bauleitung.

Steine, Fremdkörper, Unkraut und schwer verrottbarePflanzenteile ablesen, Durchmesser der Steine und Fremd-körper ab 5 cm.

Stoffe werden Eigentum des Auftragnehmers und sind zuentfernen.

Es ist ein Massenausgleich von +/- 5 cm mit einzukalku-lieren.

5. Neuansaat von Sickerrasen auf Versickerungsflächen. Vordem Einbau ist die oberste Schicht ca. 5 cm aufzulockern,danach wieder anzuwalzen.6. Baggerspuren in fertiggestellter Versickerungsmulde

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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64 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

64

3.4 Mulden- Rigolenversickerung

Im wesentlichen gelten hier die gleichen Anforderungen wiebei der Flächen- und Muldenversickerung. Darüber hinausergeben sich zusätzliche spezifische Anforderungen, die fol-gende Ursachen haben:■ Das Verhältnis aus angeschlossener befestigter Fläche im

Verhältnis zur Versickerungsfläche ist hierbei in derRegel höher (Au: As=15:1) und deswegen die Mulde

öfter eingestaut als bei der reinen Muldenversickerung.Wegen der darunter liegenden Rigole fallen diese jedochauch schneller wieder trocken.

■ Die unter der Mutterbodenschicht der Mulden liegendeRigole wirkt im Sommer als kapillarbrechende Schicht.Das heisst, es steigt kein Bodenwasser nach oben, um diePflanzenwurzel mit Wasser zu versorgen. Die Folge isteine relativ schnelle Austrocknung in Perioden ohneNiederschläge.

Diese beiden Spezifika stellen erhöhte Anforderungen an dieVegetation, die sowohl einen häufigen Überstau als auch län-gere Trockenperioden vertragen können muss. Darüber hinausist, je nach Standort und Wetterlage, die Gefahr hoch, dass inTrockenperioden Schrumpfrisse in der Mutterbodenschichtentstehen. Solche Trockenrisse bergen die Gefahr, dass dasNiederschlagswasser direkt in die Rigole abfließt (nicht durchBodenpassage gereinigt wird) und sich die Risse in FolgeErosion schnell zu größeren Löchern entwickeln. Ein Eintragvon Bodensubstrat in die Rigole und ein Verlust des Rück-haltevolumens dort ist dann schnell die Folge. Eine regel-mäßige Kontrolle, Reinigung und Ausbesserung der Mulden-sohle/Mutterbodenschicht ist deshalb unerlässlich. Um die Ge-fahr von Trockenrissen zu minimieren, ist möglichst eineMutterbodenstärke von 30 cm einzuhalten und für eine stabileVegetation zu sorgen.

Die unterirdischen Elemente einer Mulden-Rigole wieKontroll-, Drossel- und Notüberlaufschächte sowie dieDrainrohre in der Rigole selber sind regelmäßig zu kontrol-lieren und zu reinigen. Der Rigolenkörper und das umgeben-de Geotextil können selber nicht gereinigt werden. Hier istein Eindringen von Feinkornmaterial durch Pflege derZuleitungselemente (Mutterbodenschicht, Schächte, Drain-rohre) abzuwenden. Schäden am Rigolenkörper selber sind

irreversibel und können nur durch eine bauliche Sanierung(Aufgrabung und Erneuerung des Rigolenmaterials) wiederbehoben werden.

Auf den folgenden Seiten finden sich für die hier aufgeführ-ten Betriebspunkte konkrete Pflege- und Wartungshinweise:

■ Mutterbodenschicht - Muldensohle

■ Notüberlaufschacht von Mulde in Rigole

■ Drainrohr

■ Drosselschacht mit Austauschregelorgan

■ Kanalansschlussschacht und Rückstausicherung

Überlauf einer Mulden-Rigolen-Kaskade

Mulden-Rigole durch unzureichend gesicherte Böschunggeschädigt

Großflächige Mulden-Rigole im Bau

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65 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.4.1 Dränrohr in Mulden-Rigolen

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Mulden-Rigolen-Element und Mulden-Rigolen-System mitTeilversickerung und gedrosselter Ableitung z.B. bei geringdurchlässigen Böden.

Konstruktiver Aufbau

Geschlitztes, steifes Dränrohr DN 200-500.

Material: PE (Polyethylen)

Betriebsproblem■ Stoffeinträge (Laub, Sedimente, Boden) lagern sich ab

und verstopfen die Schlitze mit der Folge nachlassenderWasseraufnahme- und Ableitungskapazität.

■ Verstopfung durch Laubeinträge über mangelhaft gewar-tete Notüberlaufschächte.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Sickerrohr visuell kontrollieren und reinigen:

Sickerrohr über Kontrollschächte visuell auf Ablagerun-gen (Laub, Sedimente) und Verengungen/Verstopfungenhin kontrollieren und mit Handgerät reinigen

2. Sickerrohr mit fahrbarer Videokamera (Kanalfernauge)kontrollieren:

Sickerrohr mit fahrbarer Videokamera auf Schäden (zu-gesetzte Schlitze), Stoffansammlungen (Laub, Sedimente)und Verstopfungen hin untersuchen. Videoaufnahme incl.Auswertung, Schadensdokumentation (Art und Lage) undArchivierung.

3. Sickerrohr DN 200 bis 500 spülen:

Sickerrohr DN 200 bis 500 mit mind. 130 bis max. 160bar über Kontrollschächte rückwärtig spülen

Anzahl der Durchgänge: 1 mal

Beim Spülvorgang ist das Spülwasser mit geeignetemGerät abzusaugen und zu entsorgen

Beim Spülen mit Spülfahrzeugen ist darauf zu achten,dass die Versickerungsbereiche (Mulden) nicht befahrenwerden

Dränrohr mit Drosselschacht in flächigen Mulden-Rigolen

Dränrohr in linienförmiger Mulden-Rigole

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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66 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Einsatzbereich

Mulden-Rigolensystem mit Teilversickerung und gedrossel-ter Ableitung z.B. bei gering durchlässigen Böden.

Konstruktiver Aufbau

Anstau- und Drosselvorrichtung in Kunststoffschacht DN 400mit frei wählbarer Drosselspende und definierter Kennlinie.

Material: PE (Polyethylen)

Betriebsproblem

Verjüngung / Verstopfung der Drossel durch mitgeführteStoffe (Laub, Sedimente)

Verstellen der Drosselspende bzw. der Anstauhöhe in derRigole

Drosselschacht mit direktem Anschluss an Kanal(Oberhalb der Rückstauebene) im Bau

3.4.2 Drosselschacht mit Anstauregelorgan

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

■ Drosselschächte DN 400 kontrollieren und reinigen:

Schachtabdeckungen visuell kontrollieren und reinigen,für passgenauen Sitz sorgen

Drosselschächte und Anstauregelorgan von Unrat,Schmutz und Laub reinigen

Abfälle ordnungsgemäß entsorgen

■ Drosselorgan und -spende kontrollieren und nachjustieren

Kontrolle der Drosseleinstellung und ggf. Neueinstellungnach Vorgaben der Planung bzw. des Betreibers.

Festigkeit und Sitz der inneren Mimik prüfen, ggf. nach-justieren

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Drosselschacht mit überfahrbarerEinfassung/Abdeckung in Betrieb

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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67 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Einsatzbereich

Mulden-Rigolen-Systeme mit gedrosseltem Anschluss aneinen Mischwasserkanal.

Mulden-Rigolen-Elemente und direktbeschickte Rigolen mitNot- oder gedrosseltem Überlauf an einen Mischwasserkanal.

Konstruktiver Aufbau

Rückstauanschluss mit selbsttätig schließender Klappe DN100 bis DN 200 aus Kunststoff in begehbarem Beton- oderKunststoffschacht DN 1000.

Betriebsproblem

Versagen der Rückstausicherung durch Ablagerung von or-ganischen Stoffen und Sedimenten im Bereich beweglicherTeile (mangelnde Wartung und Pflege).

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Reinigen der Rückstausicherung:

■ Einschiebeteile (Rückstauklappe) herausziehen

Kanalanschlussschacht mit Rückstausicherung (Mulden-Rigolen-System im Bau)

3.4.3 Kanalanschlussschacht und Rückstausicherung

■ Alle Teile reinigen

■ Dichtungen überprüfen und außen mit Gleitmittel einstrei-chen

■ Einschiebeteile exakt einsetzen

■ Deckel aufsetzen, Muttern über Kreuz anziehen

■ Rückstauaggregat entsprechend Herstellerangabe prüfen

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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68 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Einsatzbereich■ Bei geringem Flächenangebot für Versickerungsanlagen

■ Bei geringen Durchlässigkeiten des anstehenden Bodens

■ Bei Einleitung von stofflich gering belastetem Nieder-schlagswasser

■ Anschlussverhältnis befestigte Flächen (Au) zu Versicke-

rungsfläche (As) 5:1 bis 15:1

Konstruktiver Aufbau■ In der Regel mit Wiese / Gras bewachsene Mutterboden-

schicht über Rigole

■ Stärke: 20-40 cm

■ Humusanteil mind. 1 %

■ pH-Wert: 6

Zerstörte Mutterbodenschicht in Mulden-Rigole,Niederschlagswasser, mitgeführte Schadstoffe undMutterboden werden in Rigole eingeschwemmt

3.4.4 Mutterbodenschicht – Mulden-Rigole

Betriebsproblem

Es gelten hier die gleichen Betriebsprobleme sowie Präven-tions- und Wartungsmaßnahmen wie bei "Pos. 3.2 - Mulden-versickerung"

Im folgenden sind nur die zusätzlichen, spezifischen Be-triebsprobleme der Mutterbodenschicht bei einer Mulden-Rigole aufgeführt:

Die Mutterbodenschicht wird wegen des höheren Verhält-nisses von undurchlässiger (befestigter) Fläche Au zurSickerfläche As stärker und öfter überstaut als reine Mulden-flächen.

Dies erfordert den Einbau von Bodensubstraten mit hoherDurchlässigkeit und entsprechend geringem Feinkornanteil.

In Verbindung mit dem durch die Rigole unterbrochenemkapillaren Wasseraufstieg zieht dies eine sehr schnelle Aus-trocknung der Mutterbodenschicht nach sich.

Erosionsschäden inMutterbodenschicht

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69 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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Dabei entstehende Trockenrisse bergen die Gefahr, dass siezu Löchern in der Bodenschicht erodieren und so Nieder-schlagswasser, mitgeführte Schadstoffe sowie den Bodenselber in die Rigole einschwemmen. Eine irreparable Schä-digung der Rigole ist dann die Folge.

Die bei angespanntem Verhältnis von Au zu As (z.B. 15:1)hohen Einleitungen von Niederschlagswasser können im Lang-zeitbetrieb zu einer Verschiebung des pH-Wertes führen.

Dies kann auf Dauer einen Verlust der Puffer- und Speicher-kapazität des belebten Bodens für mitgeführte Schadstoffe(Schwermetalle, organ. Verbindungen) und so eine Gefahrfür das Grundwasser nach sich ziehen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Mutterbodenschicht kontrollieren:

Die Vegetationsfläche der Mutterbodenschichten (Sohl-flächen) sind auf

■ Lücken und schadhafte Stellen

■ Erosionsschäden

■ Trockenrisse

■ Absackungen

■ Aufhöhungen (Wulstbildung)

■ Trittschäden

■ Löcher und Unterhöhlungen durch Mäuse undMaulwürfe

zu kontrollieren.

2. Ausbessern von Trockenrissen etc.:

Trockenrisse, Auswaschungen, Löcher und Unter-höhlungen durch Nagetiere sind durch Andecken vonOberboden zu beseitigen.

Oberboden ist vom Auftragnehmer zu liefern. Die nach-gearbeiteten Stellen sind mit Rasensoden abzudeckenoder mit Sickerrasen einzusäen.

3. Durchführung von pH-Wert-Messungen:

Entnahme einer repräsentativen Mischprobe (0-0,3 m)aus dem zu untersuchenden Bereich

Analyse des pH-Wertes

Bewertung in Bezug auf das Rückhaltevermögen vonSchadstoffen (Schwermetalle, organ. Verbindungen) undHinweise zur Regulierung des pH-Wertes

4. Regulierung des pH-Wertes:

Aufbringen von Kalkpulver mit Kleingerät

Wartungsintervall:■ Die Kontrolle ist halbjährlich durchzuführen.

■ Festgestellte Schäden sind sofort zu beheben.

■ pH-Wert-Messungen sind je nach Verschmutzungsgradder Zuflüsse alle 5-20 Jahre durchzuführen.

■ Der pH-Wert ist bei Feststellen einer Verschiebung inden sauren Bereich ≤ 6 durch Kalken zu regulieren

Trockenrisse in noch nicht vollständig bewachsenerMutterbodenschicht

12

12 3 4

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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70 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.5. Integrierte Teichanlagen

Eine Teichanlage, in ein System zur naturnahen Regenwasser-bewirtschaftung integriert, ist durch den Dauerstau definiert.Ziel ist es, diesen dauerhaft zu halten.

Die Sohle des Teiches ist dafür wasserundurchlässig herzustel-len. Ein Teich hat damit weder eine Versickerungsleistung, nochbietet er wasserwirtschaftlich relevante Rückhaltevolumina.Auch die Verdunstungsleistung auf der Teichoberfläche ist be-messungstechnisch ohne Belang, da der Verdunstungsprozesslangsam und im Jahresverlauf schwankend, die zu bewirtschaf-tenden Regenereignisse jedoch heftig und kurzzeitig über dengesamten Jahresverlauf anfallen.

Erst die zielgerichtete Kombination von Teich und umschlie-ßender Versickerungsmulde machen den Teich zu einem funk-tional leistungsfähigen Element eines naturnahen Bewirtschaf-tungssystems.

Bei Starkregenereignissen steigt der Wasserspiegel an, der Teichtritt über die Uferzone (die als Versickerungsmulde gestaltet ist)und das Niederschlagswasser versickert dort.

Die Teichfläche selbst bietet in der Phase des Aufstaus zusätzli-che Rückhaltevolumina.

Die konsequente Einhaltung dieser Planungsvorgaben istVoraussetzung für eine gestalterisch und funktional befriedigen-de Integration der Teichanlagen in ein Bewirtschaftungssystem.

Planungslösungen, die auf die Trennung der Funktion Teich(undurchlässige, nicht versickerungsfähige Fläche) und Ver-sickerungsfläche (durchlässiger, bewachsener Uferbereich) ver-zichten, sind bemessungstechnisch nicht zu erfassen und führenim Praxisbetrieb zu unansehnlichen verschlammten Bereichen

an den Uferzonen. Bei sommerlichen Hitzeperioden ohne Nie-derschläge droht oftmals schnell der ganze Teich trockenzufal-len.

Aber auch bei Berücksichtigung dieser Planungsvorgabe kannes zu Betriebsbeeinträchtigungen kommen, die regelmäßigeWartungsmaßnahmen erfordern. Neben der Ansammlung vonUnrat und Laub etc., handelt es sich dabei in erster Linie umAlgenbildung in den Sommermonaten.

Diese ist bei Einleitung von in der Regel nährstoffreichem oderkalkhaltigem Regenwasser von Dachflächen (Betondach-steindeckung, Flachdächer mit Vogelbesatz, insbesondere aberbegrünten Dächern) kaum zu verhindern. Daher gilt es zunächst,alle das Algenwachstum fördernden Umstände zu vermeiden(passive planerische Maßnahmen), bevor aktive Maßnahmenzur Begrenzung des Algenwachstums unternommen werden.

Teich mit Überlauf in Versickerungsmulde –Einfamilienhaus

Teich mit Überlauf in Versickerungsmulde - Gewerbebetrieb

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71 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Teich mit Überlauf in Versickerungs-mulde bei einem Kulturzentrum

… bei einem repräsentativen Bürogebäude

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72 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

Als gestalterische Ergänzung in Kombination mit Mulden-und Mulden-Rigolenversickerung

Konstruktiver Aufbau

Gedichteter Teich mit Dauerwasserstau und i.d.R. bewachse-ner Uferzone

Material der Abdichtung:■ Kunststofffolie auf Geotextil

■ dynamisch verdichteter Lehm

■ verdichteter Ton

■ wasserdichter Beton (WU-Beton) oder Asphalt

Betriebsproblem■ Müll, Laub etc. lagern sich am Teichboden der Uferzone

oder auf der Wasseroberfläche ab und reichern den Teichmit Nährstoffen an.

■ Algenbildung verhindert das Eindringen von Sonnenlichtund führt zu Sauerstoffarmut im Teich. Andere Teich-pflanzen und schließlich die Algen selber sterben wegenSauerstoffmangel ab und ziehen Fäulnisprozesse mit ent-sprechender Geruchsbelästigung nach sich.

3.5.1 Integrierte Teichanlagen

Regenwassergespeister Löschwasserteich mit umlaufen-der Versickerungszone

Versickerungsbecken mit Dauerstauzone seit 80 Jahrenerfolgreich in Betrieb (Berlin-Frohnau)

Teich mit unregelmäßig trocken fallender UferzoneTeich ohne definierten Dauerstaubereich

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73 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Prävention:

Vermeidung der direkten Einleitung nährstoffreichen Nieder-schlagswassers.

Einsatz von Pressballen zur Absenkung des pH-Wertes (Ver-hinderung von Algenaufwuchs)

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Wasseroberfläche und Uferzone von Zivilisationsmüll(Dosen, Papier, Flaschen, Kunststoffe, Steinen etc.) sowieLaub und Ästen mit Rechen / Harke säubern. Stoffe auf-nehmen und Abfälle ordnungsgemäß entsorgen .

2. Algen mit Rechen / Käscher aufnehmen und außerhalb desTeiches auf Haufen setzen.

3. Transducer (Signalwandler) zur Verhinderung des Auf-wuchses von Algen installieren und in den Sommermo-naten (Mai bis September) betreiben.

4. Wasseroberfläche von Bewuchs freihalten und Teich-ränder freischneiden.

5. Angefallenen Schlamm auf dem Teichboden / Uferzoneaufnehmen und fachgerecht entsorgen.

Wartungsintervall

Zu 1. regelmäßig alle 2-8 Wochen

Zu 2. in der Zeit von April bis September alle 2-4 Wochen

Zu 3. in der Zeit von Mai bis September

Zu 4. einmal im Jahr

Zu 5. alle 10-20 Jahre nach Bedarf

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Algenbildung im Sommer

Entfernen der Algen Regenwassergespeister Löschwasserteich mitVersickerungszone

1 1222 2 21 1 5

14

12

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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74 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

3.6 Direktbeschickte, unterirdischeVersickerungsanlagen

Einer Datenerhebung der ATV zufolge kommt es bei unterir-dischen Versickerungsanlagen häufiger zu Störungen undzum Versagen als bei oberirdischen Anlagen (Börger, M.1997). Unterirdische Versickerungsanlagen werden aufge-gliedert in:

■ Schotter oder Kiesrigolen

■ Rigolen

■ Rohrrigolen

■ Versickerungsschächte (Typ „A“ und „B“)

Sickerschächte sind die in Deutschland am meisten betrie-benen Versickerungsanlagen. Erfahrungsgemäß tritt hiernach 10 bis 15 Jahren eine Selbstabdichtung auf, dieschließlich zu einem Versagen der Anlage führen kann. Vorallem bei Frost werden Probleme gemeldet. Hauptgrundscheint hier zu sein, dass bei privaten Anlagen in der Regelkeine Reinigung erfolgt (Börger, M. 1997). Neben Schäch-ten werden in den letzten Jahren mehr und mehr Rigolenund Rohr-Rigolen eingesetzt. Alternativen zum Kies alsRigolenfüll-material wurden von der Baustoffindustrie neueSysteme entwickelt. Dabei werden Hohlkörper aus Kunst-stoff eingesetzt, die ein weit größeres spezifisches Speicher-volumen als Kies oder Schotter aufweisen.

Bei allen unterirdischen Anlagen, die direkt mit dem Nieder-schlagsabfluss beschickt werden, ist es sinnvoll, das Wasservor dem Eintritt in die Anlage von Feststoffen zu reinigen,damit es zu keiner Selbstabdichtung der Anlage kommenkann. Hierzu sind bei stärker verschmutzen Abflüssen Vor-reinigungsanlagen (Absetzschächte etc.) vorzuschalten.Alternativ lässt sich mit konstruktiven Lösungen wie derZuleitung über eine mit Rasen bewachsene Fläche oder derAnlage eines niedrigen Walles vor dem Einlauf (Beruhi-gungszone) eine Vorreinigung erreichen.

Die Kontroll- und Wartungsmöglichkeiten von unterirdischbeschickten Anlagen sind eher begrenzt, da nur an den zu-gänglichen Teilen wie Zuläufen, Kontroll- und Einlauf-schächten Reinigungsmaßnahmen ohne größeren technischenAufwand durchgeführt werden können. Der eigentlich ver-sickerungswirksame Teil der Anlagen dagegen ist unzugäng-lich. Die Wartung und Reinigung der Zuläufe ist deshalb hierbesonders wichtig, um einer Selbstabdichtung des nicht zu-gänglichen Teils vorzubeugen.

Im Allgemeinen sind Wartungsarbeiten zweimal im Jahrdurchzuführen. Dies gilt insbesondere für Schlammfänge inden Zuläufen, die regelmäßig nach Herstellerangaben zu rei-nigen sind. Bei hydraulisch sehr stark belasteten Anlagenund bei einem großen Eintrag von Laub und Schmutz, sinddie Intervalle entsprechend zu verkürzen.

Allgemeine Hinweise■ Verzicht auf den Einsatz von Granulat im Bereich der

Zuläufe (Winterdienst), um den Eintrag in die unterirdi-schen Teile der Versickerungsanlage zu vermeiden.

■ Anordnung eines Grünstreifens vor Einlaufbereichen,um einen Rückhalt von Feststoffen zu erreichen.

■ Verzicht auf die Lagerung und den Umschlag von was-sergefährdenden Stoffen im Einzugsgebiet der Ver-sickerungsanlage.

■ Verzicht auf Pflanzenschutzmittel

Rigolenversickerung

Im Bereich der Rigole ist eine nachträgliche Bepflanzungauszuschließen und der wilde Aufwuchs von Sträuchern oderBäumen zu entfernen, da die Wurzeln Geotextil und Rohreschädigen sowie das Porenvolumen des Rigolenkörpers aus-füllen können. Bei Bäumen ist näherungsweise mit einempotentiellen Kronendurchmesser als Wurzeldurchmesserauszugehen und ein entsprechender Abstand einzuhalten.

Bei Rückgang der Versickerungsleistung ist nur durch einAufgraben und Ersetzen der Kiespackung eine Regenerationmöglich.

Schachtversickerung

Der höchste Wasserstand ist einmal im Jahr zu protokollieren(Schwemmsaum an der Schachtwand). Nach dem Ablesenmit Hilfe eines Zollstocks ist er zu entfernen, damit der näch-ste höchste Wasserstand einwandfrei zu erkennen ist.

Sollte der Wasserstand anzeigen, dass der Schacht überflutetwurde, ist das Sediment aus dem Schacht zu entfernen. Ggfs.ist in diesem Zusammenhang auch der Filterkies auf demBoden des Schachtes auszutauschen.

Die Reinigung eines Versickerungsschachtes dauert beigeschultem und gut instruiertem Personal etwa 1/2 bis 1 1/2Stunden.

Auf den folgenden Seiten finden sich für die hier aufgeführ-ten konkreten Pflege- und Wartungshinweise:

■ Rigole

■ Rohrrigole

■ Sickerschacht Typ A

■ Sickerschacht Typ B

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75 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.6.1 Rigole

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Entwässerung von Dachflächen

■ Nur in Ausnahmefällen Entwässerung von Stellplätzensowie wenig befahrenen Verkehrsflächen (Wohnstraßen)

Konstruktiver Aufbau

Einleitung des Niederschlagswassers oberirdisch in einenmit Kies oder anderem Material mit großer Speicherfähigkeitgefüllten Graben (Rigole). Zwischenspeicherung und zeit-verzögerte Versickerung des Niederschlagswassers in denUntergrund.

Zulaufrinne in Rigole Schnitt Rigole

Rigole in Wohngebiet

● ●

Betriebsproblem

Ablagerung von Laub, Zivilisationsmüll und mitgeführtenSedimenten sowie Verdichtung durch Betreten / Befahrenziehen eine Verringerung der Versickerungsleistung an derOberfläche nach sich.

■ eingespülte Stoffe (Laub, Sedimente) werden in denRigolenkörper eingespült und füllen das Porenvolumenaus (Verringerung der Speicherkapazität).

■ Bäume / Gehölze in der näheren Umgebung wachsen in denRigolenkörper ein (Verringerung des Speichervolumens).

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:

■ Kein Einsatz von Granulat als Streumittel im Winter, umEintrag in Rigole zu verhindern.

■ Anlage eines Grünstreifens vor der Rigolenoberfläche bewirkt teilweisen Rückhalt von mitgeführten Stoffen(Laub, Müll, Sedimente).

■ Kein Anpflanzen von Bäumen / Gehölzen innerhalb despotenziellen Kronendurchmessers.

Wartung:

■ Rigolenoberfläche säubern

Im Bereich der Rigolenoberfläche Zivilisationsmüll(Dosen, Papier, Flaschen, Kunststoffe, Steine etc.) sowieLaub und Äste von Hand oder mit Kleingerät (Rechen,Harke) aufnehmen und zur Abfuhr neben der Rigole aufHaufen ziehen.

Stoffe ordnungsgemäß entsorgen.

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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76 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.6.2 Rohrrigole – Dränrohr

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Entwässerung von Dachflächen

Nur in Ausnahmefällen von Stellplätzen sowie wenig befah-renen Verkehrsflächen (Wohnstraßen)

Konstruktiver Aufbau■ geschlitztes, steifes Dränrohr DN 200-350, Material: PE

(Polyethylen)

■ Gelochtes Betonrohr DN 400-600

Betriebsproblem■ Stoffeinträge (Laub, Sedimente, Boden) lagern sich ab

und verstopfen die Schlitze mit der Folge nachlassenderWasseraufnahme- und Ableitungskapazität.

■ Verstopfung durch Laubeinträge über mangelhaft gewar-

tete Absetzschächte.

Rigole mit Kies aufgefülltDränrohre, Kontrollschächte und Geotextil

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:

■ Verzicht auf den Einsatz von Granulat als Streumittel imWinter

■ Regelmäßige Reinigung angeschlossener befestigterWege- und Verkehrsflächen

■ Vorschalten eines Absetzschachtes

■ Regelmäßige Reinigung Absetzschacht

■ Laubfangkörbe an Fallrohren und Flachdachgullys reinigen, ergänzen

■ Reinigung Dachrinnen

Wartung:

1. Sickerrohr visuell kontrollieren und reinigen (siehe 3.4.1)

2. Sickerrohr mit fahrbarer Videokamera (Kanalfernauge)kontrollieren (siehe 3.4.1)

3. Vollsickerrohr DN 200 bis 600 spülen (siehe 3.4.1)

1 1 2 3

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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77 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.6.3 Rohrrigole – Absetzschacht

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich

■ Entwässerung von Dachflächen

■ Nur in Ausnahmefällen Entwässerung von Stellplätzensowie wenig befahrenen Verkehrsflächen (Wohnstraßen)

Schnitt Rohrrigole Schacht mit Anschluss an Drainrohr (Rigole)

Schachtdeckel

● ●

Konstruktiver Aufbau

Unterirdische Einleitung des Niederschlagswassers über

Rohrleitungen in einen in Kies oder anderem Material mit

großer Speicherfähigkeit gebetteten, perforierten Rohrstrang,

der zur Geländeoberfläche hin mit Füllboden/Oberboden ab-

gedeckt ist.

Zur Rückhaltung mitgeführter Stoffe ist dem Zulauf ein

Absetz- und Kontrollschacht vorzuschalten. Die Anordnung

eines Spülschachtes am Ende der Rigole wird empfohlen.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

■ Schächte kontrollieren / reinigen.

■ Schachtabdeckungen visuell kontrollieren und reinigen,

für passgenauen Sitz sorgen.

■ Absetzbereich von Ablagerungen (Laub, Müll, Sedimente)

reinigen.

■ Beseitigung von Verengungen/Verstopfungen der abge-

henden Rohrleitungen

■ Stoffe laden und auf geeignete Deponie bringen, inkl.

Deponiegebühr und Entsorgungsnachweis

■ Kontrolle, Reinigung und Justieren des Drosselorgans

Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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78 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.6.4 Sickerschacht Typ A (gem. DWA A 138)

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Grundsätzlich nur in Ausnahmefällen

■ Entwässerung von Gründächern

■ Wiesen und Mutterland mit möglichen Regenabfluss indas Entwässerungssystem

■ Nach Entfernung von Stoffen durch Vorbehandlungs-maßnahmen auch Dachflächen in Wohn- und vergleich-baren Gewerbegebieten

■ Nur in Ausnahmefällen Rad- und Gehwege in Wohnge-bieten, verkehrsberuhigten Bereichen

■ Rad- und Gehwege außerhalb des Spritz- und Sprühfahr-zeugbereiches von Straßen

Konstruktiver Aufbau

Betonschacht DN 1000-3500 mit unterhalb des Einlei-tungsrohres wasserdurchlässiger (geschlitzter, poröser)Wandung.

Das Niederschlagswasser wird in einen textilen Filtersackgeleitet. Mitgeführte absetzbare und abfiltrierbare Stoffewerden dort zurückgehalten.

Das Niederschlagswasser versickert durch die durchlässigeWandung nach Passage einer Filterschicht über die Sohle desSchachtes in den Untergrund.

Betriebsproblem

Einträge von Laub, Müll, Sedimenten führen zur Abdichtungdes Geotextilfiltersackes.

Ansammlung von Feinkornsedimenten auf der Filterschichtverringern Versickerungsleistung.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention

Vorschalten eines Absetzschachtes

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

1. Sickerschacht kontrollieren

Der höchste Wasserstand ist halbjährlich anhand des Schnitt Sickerschacht Typ A

Schwemmsaumes zu notieren. Anschließend ist derSchwemmsaum mit Wasserschlauch und Bürste zu entfernen.

Störstoffe im Filtersack und im Bereich des Zulaufes sindzu entfernen.

2. Filtersack reinigen

Laubfang und Filtersack des Sickerschachtes von Laub,Müll und Sedimenten reinigen.

Filtersack zum Reinigen entnehmen, wenden und ananderer Stelle mit Wasser rückwärtig spülen. Sitz undFunktion von Schachtabdeckung und Filterkorb visuellkontrollieren und ggf. nachbessern. Filterkorb und -sackreinigen. Der Unrat ist auf einer geeigneten Deponie zuentsorgen (incl. Deponiegebühr und -nachweis).

Risse und Beschädigungen im Filtersack sind zu beheben.

■ Filtersack ersetzen

Defekte Laubfänge und Filtersäcke sind zu ersetzen undwerden auf Nachweis (Lieferschein) vergütet.

3. Spülen sickerfähige Schachtwände

Die Schachtwandungen sind bei Verstopfung (Schwemm-saum erreicht nahezu die Höhe des Einlaufes) mit einemhandelsüblichen Hochdruckreiniger bei Drücken zwi-schen 25 bar und 150 bar zu spülen.

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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79 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

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3.6.5 Sickerschacht Typ B (gem. DWA A 138)

Bauteilbeschreibung

Einsatzbereich■ Grundsätzlich nur in Ausnahmefällen

■ Entwässerung von Gründächern

■ Wiesen und Mutterland mit möglichen Regenabfluss indas Entwässerungssystem

■ Nach Entfernung von Stoffen durch Vorbehandlungs-maßnahmen auch Dachflächen in Wohn- und vergleich-baren Gewerbegebieten

■ Nur in Ausnahmefällen Rad- und Gehwege in Wohnge-bieten, verkehrsberuhigten Bereichen

■ Rad- und Gehwege außerhalb des Spritz- und Sprühfahr-zeugbereiches von Straßen

Konstruktiver Aufbau

Betonschacht DN 1000-3500 mit unterhalb der Filter-schicht wasserdurchlässiger (geschlitzter, poröser) Wandung.

Das Niederschlagswasser wird über Rohrleitungen in denSchacht eingeleitet. Mitgeführte absetzbare Stoffe lagernsich auf der Filterschicht ab.

Kleinteilige Schwebstoffe und Feinsedimente werden in derFilterschicht gebunden. Schnitt Sickerschacht Typ B

Sickerschacht in Wohngebiet

Betriebsproblem

Einträge von Laub, Müll, Holz, Steinen sowie Feinkornsedi-menten auf und in der Filterschicht verringern die Versicker-ungsleistung.

Wartungs- und Pflegemaßnahmen

Prävention:

Vorschalten eines Absetzschachtes

Wartungs- und Pflegemaßnahmen:

1. Maximalen Wasserstand aufnehmen

Der höchste Wasserstand ist halbjährlich anhand desSchwemmsaumes zu notieren. Anschließend ist er miteinem Wasserschlauch und Bürste zu entfernen.

2. Reinigen der Filterschicht

Mitgeführte Grobstoffe (Laub, Müll, Steine, Holz) sowieSedimentablagerungen auf der Filterschicht sind mittelsSchaufel und Eimer zu entfernen, eine visuelle Funkti-onskontrolle ist durchzuführen.

Maximalen Wasserstand aufnehmen

3. Erneuern der Filterschicht

Die Filterschicht ist bei Verstopfung (Schwemmsaum kurzvor Oberkante des Einlaufs, Überlaufen des Schachtes) zuersetzen. Dies kann von Hand mit Schaufel und Eimeroder mit einem geeigneten Gerät erfolgen. Eine neueFilterschicht ist einzubauen. Die ausgetauschte Filter-schicht ist fachgerecht zu entsorgen.

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Durchführung der Wartungsarbeiten Jahre

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80 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

4.2 Private Anlagen

Die Probleme bei der Organisation von Pflege- und War-tungsmaßnahmen im privaten Bereich lassen sich kurz wiefolgt zusammenstellen:

■ fehlende bzw. verlorengegangene Kenntnisse über Auf-gaben und Funktionsweise der Versickerungsanlagen

■ mangelnde Bereitschaft, Zeit und Geld für Wartung undPflege aufzubringen

■ fehlende Hinweise zu Pflege- und Wartungsmaßnahmen,weil überhaupt keine vorgelegen haben oder weil vor-handene Pflege- und Wartungsanleitungen nicht an diezuständigen Eigentümer weitergereicht werden

■ fehlende Funktionskontrollen durch den städtischenKanalbetrieb

■ Unkenntnis über die (Höhe der) eingesparten Abwasser-gebühr und der dafür erforderlichen Leistungserbringungder Versickerungsanlagen .

4. Organisation von Pflege- und Wartungsarbeiten

Organisation Wartung und Pflege bei öffentlichen Anlagen

Leistung Zuständigkeit Durchführung Kostenträger

Konzeption Stadtentwässerung, Stadtentwässerung, Abwasserge-+ Abteilung Kanalbetrieb Abteilung Kanal- bührAusschreibung in Abstimmung mit betrieb ggf. (Teil-)+ Straßenreinigung und Beauftragung vonVergabe Grünflächenpflege Straßenreinigung,+ GrünflächenpflegeÜberwachung oder Ing. Büro

Durchführung Stadtentwässerung, Beauftragung Abwasserge-a.) gärtnerische Abteilung Kanalbetrieb Grünflächenamt bührArbeiten oder Landschafts-(Pflege Mulden) bauunternehmen

b.) tiefbauliche Stadtentwässerung, Kanalbetrieb oder Abwasserge-Leistungen Abteilung Kanalbetrieb oder beauftragte bühr(Pflege Schächte, FachfimaDrosselorgane,Rohrleitungen)

c.) Straßenreinigung Stadtentwässerung, Straßenreinigung Straßenreini-(Pflege offener Abteilung Kanalbetrieb gungsgebühr,Rinnen in Wegen ggfs. Ab-und Straßen) wassergebühr

anteiligQualitätskontrolle Stadtentwässerung, Kanalbetrieb oder Abwasserge-Entwässerung Abteilung Kanalbetrieb beauftragte Fach- bühr

fima / Ing. BüroQualitätskontrolle Untere Wasserbehörde Untere Wasserbe- KommunenWasserrecht hörde bzw. Landkreis

Für die Organisation von Pflege- und Wartungsmaßnahmenergeben sich in der Praxis folgende relevante Eigentümer-konstellationen:

● öffentliche Anlagen

● private Anlagen

● private Gemeinschaftsanlagen

Im folgenden Abschnitt finden sich konkrete Hilfestellungenfür die Organisation der Pflege- und Wartungsmaßnahmen:

4.1 Öffentliche Anlagen zurRegenwasserbewirtschaftung

Vorbehalte gegenüber der naturnahen Regenwasserbewirt-schaftung werden von kommunaler Seite oftmals mit demHinweis erhoben, die Folgekosten für den Betrieb seienunkalkulierbar und eine zusätzliche Belastung für den städti-schen Haushalt. Dagegen ist auf der einen Seite einzuwen-den, dass die Kosten der naturnahen Regenwasserbewirt-schaftung, wie die Erfahrung in einer Vielzahl von Projektengezeigt hat, bei sorgfältiger, auch die Folgekosten im Augebehaltender Planung keineswegs höher sein müssen als beikonventionellen Ableitungs- und Speicherbauwerken. Aufder anderen Seite ist festzuhalten, dass öffentliche Regen-wasserbewirtschaftungsanlagen Teil des städtischen Entwäs-serungssystems sind, eine klar definierte Entwässerungs-leistung erbringen und ihre Pflege aus dem Abwassergebüh-renaufkommen zu finanzieren ist. Ein Unterschied zu kon-ventionellen Systemen bei Kosten und Kostenträgerschaftgibt es im Grundsatz also nicht. Vielfach verfügt der Kanal-betrieb jedoch weder über die technische Ausstattung nochüber entsprechend qualifiziertes Personal für die Pflege dernaturnahen Bewirtschaftungsanlagen. Diese Leistungen sinddann an Dritte (Grünflächenamt, private Garten- und Land-schaftsbauunternehmen) zu vergeben und aus dem Gebüh-renaufkommen zu finanzieren.

Ein besonderes Problem stellt hier bisher die qualifizierteFestlegung der Aufgabenwahrnehmung (Ausschreibung,Durchführung, Überwachung und Qualitätskontrolle) derPflege- und Wartungsmaßnahmen zwischen Kanalbetrieb,Straßenunterhaltung und dem die „grünen“ Teile der Bewirt-schaftungsanlagen pflegenden Dritten (Grünflächenamt,Landschaftsbaubetrieb) dar. Hier ist vor allem eine eindeutigeund praktikable Festlegung der Schnittstellen zwischen denBeteiligten wichtig. Dafür bieten die in Kapitel 3 aufgeführtenHinweise zur Ausführung und Ausschreibung von Pflege- undWartungsmaßnahmen eine wichtige Hilfestellung.

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81 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Organisation Wartung und Pflege bei privaten Anlagen

Leistung Zuständigkeit Durchführung Kostenträger-schaft

Konzeption Eigentümer Beauftragter Eigentümer+ desEigentümers Ausschreibung (Ing.Büro)+Vergabe +Überwachung+

Durchführung Eigentümer Eigentümer oder Eigentümera.) Gärtnerische Beauftragte desArbeiten Eigentümers(Pflege Mulden) (Garten- und

Landschaftsbau-betrieb

b.) Tiefbauliche Eigentümer Eigentümer oder EigentümerLeistungen Beauftragter (Pflege Schächte, Kanalwartungs-Drosselorgane, betriebRohrleitungen)

Qualitätskontrolle Stadtentwässerung, Kanalbetrieb oder EigentümerEntwässerung Kanalbetrieb beauftragte Fach- oder Ab-

firma (Ing. Büro) wassergebühr

Qualitätskontrolle Untere Wasserbehörde Untere Wasserbe- KommuneWasserrecht börde bzw. Landes-

kreis

Organisation Wartung und Pflege bei privaten Gemeinschaftsanlagen

Leistung Zuständigkeit Durchführung Kostenträger-schaft

Konzeption Eigentümergemeinschaft Beauftragter der Eigentümer-+ Eigentümerge- gemeinschaftAusschreibung meinschaft+ (Ing. Büro)Vergabe +Überwachung+

Durchführung Eigentümergemeinschaft Eigentümerge- Eigentümer-a.) Gärtnerische meinschaft oder gemeinschaftArbeiten Beauftragter (Pflege Mulden) (Garten- und

Landschaftsbau-betrieb)

b.) tiefbauliche Eigentümergemeinschaft Eigentümerge- Eigentümer-(Pflege Schächte, meinschaft oder gemeinschaftDrosselorgane, BeauftragteRohrleitungen) (Kanalwartungs-

betrieb)

Qualitätskontrolle Stadtentwässerung, Kanalbetrieb oder Eigentümer-Entwässerung Kanalbetrieb beauftragte Fach- gemeinschaft

firma / Ing. Büro oder Abwasser-gebühr

Qualitätskontrolle Untere Wasserbehörde Untere Wasserbe- Kommune bzw.Wasserrecht börde Landeskreis

Um diesen Defiziten abzuhelfen, sind vom KanalbetriebTypenpflichtenhefte für die unterschiedlichen Anlagentypenzu erstellen und an Planer bzw. Eigentümer auszuhändigen.Der Planer hat das entsprechende Typenpflichtenheft anzu-wenden und gegebenenfalls auf die spezifischen Bedin-gungen vor Ort hin zu konkretisieren und zu ergänzen.

Bei Feststellung von Wartungs- und Funktionsmängeln imRahmen der Qualitätskontrolle durch den Kanalbetrieb istein sofortiger Entzug der Gebührenbefreiung wegen Leis-tungsinanspruchnahme des öffentlichen Entwässerungssys-tems durchzusetzen. Dies ist, neben der amtlichen Forde-rung, die Anlage betriebsbereit zu halten, ein wichtiger öko-nomischer Anreiz, Wartungs- und Pflegemaßnahmen durch-zuführen.

4.3 Private Gemeinschaftsanlagen

Die Planung und Genehmigung privater Gemeinschaftsanla-gen wird wegen befürchteter Schwierigkeiten beim Betriebsowie der regelmäßigen Wahrnehmung von Wartungs- undPflegemaßnahmen von Bauträgern, Planern und Aufsichts-behörden oftmals abgelehnt. Befürchtet werden in Folgeungeklärter Zuständigkeiten eine Vernachlässigung derAnlagen oder die Blockade von grundstücksübergreifendenPflege- und Wartungsmaßnahmen durch einzelne Grund-stückseigentümer. Tatsächlich ergeben sich in der Praxiszwei grundsätzliche Konstellationen. Für beide Konstella-tionen existieren jedoch auf der Grundlage des BürgerlichenGesetzbuches (BGB) seit Jahrzehnten bewährte Organisati-onsmodelle:

1. Entwässerung befestigter Gemeinschaftsflächen (zumBeispiel Garagenhöfe) in Versickerungsanlagen/Grün-flächen, die in Gemeinschaftseigentum stehen.

Vorbild der Organisation ist hier die Instandhaltung,Wartung und Pflege der Gemeinschaftsgaragenhöfe sel-ber sowie der zugehörigen Grünflächen gemäß BGB.

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82 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

2. Entwässerung privater befestigter Flächen (zum BeispielDachflächen) in eine Gemeinschaftsversickerungsanlageauf verschiedenen privaten Grundstücken.

Vorbild ist hier die Organisation der Instandhaltung,Wartung und Pflege von Fenster, Fassade, Dach, sowieVersorgungs- und Installationsleitungen bei einemMehrfamilienhaus mit mehreren Eigentümern.

Die Organisation des Betriebs der Wartung und Pflege derVersickerungsanlagen stellt also kein Neuland bei derBewirtschaftung von komplexen Liegenschaften dar, son-dern kann mit dem vorhandenen Instrumentarium gut orga-nisiert werden. Allerdings sind die Vorraussetzungen dafür,wie für andere erschließungsrelevante Elemente (Wohn-wege, Garagenhöfe, Grünflächen) auch in der Teilungser-klärung durch die Begründung von Gemeinschaftseigentumund „Gemeinschaften nach Bruchteilseigentum“ gemäßBGB qualifiziert festzulegen.

Gemeinschaft nach Bruchteilen gemäß BGB Titel 17 § 741-758

Eine Gemeinschaft nach Bruchteilen gemäß BGB § 741-758wird regelmäßig begründet, um die Instandhaltung, Wartungund Pflege der z.B. beim Bau von Einfamilienhaussiedlun-

gen entstehenden gemeinschaftlich genutzten Wohnwege,Garagenhöfe und Grünflächen abzusichern. Eine solcheGemeinschaft ist auch geeignet, die Pflege und Wartunggemeinschaftlich genutzter Versickerungsanlagen sicherzu-stellen. Die Gemeinschaft nach Bruchteilen ( nach Anzahlder Miteigentümer) wird im Rahmen der Kaufverträgebegründet. Die Ausgestaltung einer Satzung (privatrechtlicheVereinbarung) mit drei bis vier Paragraphen zur Regelungder wichtigsten Sachverhalte ist sinnvoll, wenn regelmäßigrelevante Kosten für die Gemeinschaft entstehen. Die 741-758 §§ BGB setzen dabei den rechtlichen Rahmen für denGebrauch der Anlage, die Erhaltung der Funktionsfähigkeit,der erforderlichen Maßnahmen dafür wie auch der Kosten-verteilung.

Befinden sich gemeinschaftlich betriebene Versickerungs-anlagen auf verschiedenen privaten Grundstücken (also nichtausschließlich auf Gemeinschaftsgrundstücken) sind zusätz-liche Grunddienstbarkeiten gemäß § 1018-1029 BGB gegen-seitig einzuräumen.

Im folgenden ein Beispiel für eine privatrechtliche Vereinba-rung (Satzung) zur Pflege von privaten Gemeinschaftsver-sickerungsanlagen:

Entwässerung der Gemeinschaftsgaragenhöfe inGemeinschaftsversickerungsanlagen

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83 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Entwässerung der privaten Dachflächen über private, zusammengeschalteteVersickerungsanlagen (Gemeinschaftsanlage)

“Satzung einer Gemeinschaft zu Betrieb, Wartung, undPflege einer gemeinschaftlichen Versickerungsanlage:

Alle Miteigentümer verpflichten sich durch Unterschrift, derGemeinschaft beizutreten und die Mitgliedschaft bei einerRechtsnachfolge auch dem Rechtsnachfolger aufzuerlegen.Das Recht zur Aufhebung der Gemeinschaft wird für immerausgeschlossen, ausgenommen davon ist die Aufhebung auswichtigem Grunde gem. §749 Abs. 2, Satz 1 BGB.

§ 1 Zweck der GemeinschaftDie gemeinschaftlich betriebene Versickerungsanlage derGebäude x-y-Weg 76, 78, 80, 82 dient der Versickerung des aufden obengenannten Grundstücken, sowie auf dem gemeinsa-men Garagenhof anfallenden Niederschlagswassers.

§ 2 Art der Gemeinschaft

Die Teilhaber haben gleiche Anteile an der Gemeinschaft (Gemeinschaft nach Bruchteilen gemäß § 741 und 742 BGB)

§ 3 Gemeinschaftliche Verwaltung

Die für die Funktionsfähigkeit und den Erhalt der Versicker-ungsanlage erforderlichen Maßnahmen sind regelmäßig durch-zuführen (§ 744, § 745 BGB).

Zur Wahrnehmung der Aufgaben wird aus dem Kreis derEigentümer ein Verwalter z.B. im Wege der schriftlichenBeschlussfassung oder Versammlungen gewählt. Der Ver-walter ist berechtigt, Vorschüsse zur Unterhaltung zu verlan-gen, Regelungen mit Versorgungsunternehmen zu treffenund Versicherungen abzuschließen.

§ 4 Lasten- und Kostenträgerschaft

Jeder Teilhaber ist den anderen Teilhabern gegenüber ver-pflichtet, die Kosten des gemeinschaftlichen Gegenstandessowie die Kosten der Erhaltung, der Verwaltung und einergemeinschaftlichen Benutzung nach den Verhältnissen sei-nes Anteils zu tragen.”

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84 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Die Frage warum und wie Pflege- und Wartungsmaßnahmenzu ergreifen sind, sind in den vorhergehenden Kapiteln aus-giebig dargestellt worden. Im folgenden werden die gesetzli-chen und fachtechnischen Grundlagen zusammengestellt, indenen Maßnahmen zur Pflege und Wartung eingefordertwerden. Sie bilden den Bezugsrahmen, um z.B. als Auf-sichtsbehörde oder Stadtentwässerungsbetrieb von Betrei-bern eine ordnungsgemäße und die Funktionsfähigkeitsichernde Durchführung der Pflege- und Wartungsmaß-nahmen durchsetzen zu können.

5.1 Rechtliche Grundlagen

Neben der Planung und dem Bau von Abwasseranlagen - umsolche handelt es sich auch bei Anlagen zur Regenwasser-bewirtschaftung - werden im Landeswassergesetz Nord-rhein-Westfalen (LWG NW) im § 57 folgende Aussagen zumBetrieb gemacht:

„… Abwasseranlagen sind … so … zu betreiben und zuunterhalten, dass sie geeignet sind, die in der Erlaubnis zurEinleitung … festgelegten Werte … , mindestens jedoch dieden allgemeinen anerkannten Regeln der Technik entspre-chenden Werte im Ablauf einzuhalten. Zur Unterhaltung …gehören insbesondere die notwendigen Vorkehrungen, umStörungen im Betrieb der Anlage … vorzubeugen …”

Diese primär für Kläranlagen und Kanalnetze formuliertenAnforderungen sind sinngemäß und rechtlich verbindlich aufVersickerungsanlagen übertragbar.

Darüber hinaus konkretisieren die Erlasse des MUNLV (vgl.MBl. NRW S. 250 vom 03.01.1995) die Anforderungen an denBetrieb und die Unterhaltung von Kanalisationsnetzen, derenTeil zumindest komplexe, vernetze Bewirtschaftungssystemesind, und fordern unter anderem einen Betriebsbericht.

Der 1995 in das LWG NRW eingeführte § 51a fordert, dassdas Niederschlagswasser von Grundstücken „ … zu ver-sickern, zu verrieseln oder ortsnah in ein Gewässer einzuleiten… ist … “

Anforderungen an den Betrieb werden im Runderlass zum§ 51a LWG NRW vom 18.05.1998 (vgl. MBl. NRW S.654-665 vom 23.06.1998) in Punkt 19 „Betrieb von Versicker-ungsanlagen“ formuliert. Dort werden qualitative Anforde-rungen (kein Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln) undauch zeitliche Mindestintervalle (halbjährlich) für Kontrolleund Reinigung vorgegeben:

5. Rechtliche und Technische Grundlagen für die Pflegeund Wartung

Die Abwassersatzungen und Abwassergebührensatzungen derKommunen beinhalten in der Regel keine weitergehendenAussagen zu Pflege- und Wartungsmaßnahmen. Jedoch sindsie so zu lesen, dass die Durchführung dieser MaßnahmenVoraussetzung dafür ist, um z.B. in den Genuss von Gebühren-ermäßigung zu kommen. So wird bspw. die „ … dauerhafte…“ naturnahe Bewirtschaftung gefordert und es findet sichder Hinweis darauf, dass die Anlagen „ … betrieben …“ wer-den (vgl. Auszug aus der Abwassergebührensatzung der StadtDortmund vom 17. 12.1996):

§ 3 Gebührenmaßstab für Niederschlagswasser

(4) Für Flächen, deren Niederschlagsabfluss dauerhaft...auf dem Grundstück versickert, …. wird, entfällt dieNiederschlagswassergebühr …

(5) Wird eine Anlage zur Versickerung … betrieben, sowird … die … Abwassergebühr … vermindert …

Diese Anforderungen lassen sich nur mit Hilfe einer ord-nungsgemäßen Wartung und Pflege erreichen!

5.2 Fachtechnische Grundlagen

Das einschlägige technische Regelwerk für Planung, Bauund Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Nieder-schlagswasser ist das Arbeitsblatt DWA-A138 „Planung,Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Nieder-schlagswasser“ vom April 2005. Dieses Arbeitsblatt weistnun ein eigenes Kapitel zum „Betrieb von Versickerungsan-lagen“ auf.

Hier finden sich allgemeine Hinweise zur Wartung und Pfle-ge, wie regelmäßige Kontrolle, Reinigung und Schadensvor-

„…19. Betrieb von Versickerungsanlagen

Bei der Pflege und Unterhaltung von Versickerungsanla-gen dürfen keine Pflanzenbehandlungsmittel- und Schäd-lingsbekämpfungsmittel (PSM) eingesetzt werden. Ver-

sickerungsanlagen sollten wenigstens halbjährlich vomBetreiber kontrolliert und größere Stoffanreicherungen,z.B. bei Laubfall, entfernt werden. Zur Minderung derSelbstdichtung können anlagenspezifische Unter-haltungsmaßnahmen zweckmäßig sein, z.B. beiSchächten das Erneuern der Vliesmatte, bei Versicker-ungsmulden das Erhalten der Pflanzendecke. Einer auf-tretenden allmählichen Verdichtung der Oberfläche istdurch Auflockerungsarbeiten entgegenzuwirken.Anlagen zur Rigolen- und Rohrversickerung könnennur begrenzt gereinigt werden. Bei Schadensfällen, z.B.Ölunfall, ist unverzüglich die zuständige Wasserbe-hörde einzuschalten.“

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85 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

beugung. Für größere zusammenhängende Versickerungsan-lagen wird die Führung eines Betriebshandbuches empfohlen.In einer Tabelle werden die einzelnen betrieblichen Maß-nahmen für Versickerungsanlagen zusammengestellt. DerDetaillierungsgrad der geforderten Maßnahmen reicht für diekonkrete Konzeption, Ausschreibung, Durchführung undQualitätskontrolle nicht aus, gleichwohl wird hier eine wert-volle Orientierung gegeben.

- DWA Arbeitsblatt A138: Planung, Bau und Betriebvon Anlagen zur Versickerung von Niederschlags-wasser, Hennef, 2005

- DWA Merkblatt M 153, Hanndlungsempfehlungenzum Umgang mit Regenwasser, Hennef, 2007

- DWA Regelwerk Arbeitsblatt A147, Betriebsaufwandfür die Kanalisation - Betriebsaufgaben und Häufigkeit,Hennef, 2005

- DWA Regelwerk Arbeitsblatt A166, Bauwerke derzentralen Regenwasserbehandlung- und rückhaltung -konstruktive Gestaltung und Ausrüstung, Hennef, 1999

- SüwV Kan, Verordnung zur Selbstüberwachung vonKanalisationen und Einleitungen von Abwasser ausKanalisationen im Mischsystem und im Trennsystem,GVO NRW - Nr. 10/ 10.02.1995

Darüber hinaus existieren eine Reihe von Regelwerken undVerordnungen, die sich primär auf konventionelle Bauwerkeder Stadtentwässerung beziehen. Diese werden für Anlagenzur Regenwasserbewirtschaftung dort relevant, wo konven-tionelle Bauwerke (Schacht- und Drosselbauwerke) Teil desEntwässerungssystems sind. Die folgende Aufstellung gibtohne Anspruch auf Vollständigkeit einen Überblick über dierelevanten technischen Regelwerke der Stadtentwässerung:

Im Einzelfall werden Regelwerke aus dem Garten- undLandschaftsbau und dem Straßenbau relevant:

- DIN 18917, Vegetationstechnik im Landschaftsbau,Rasen- und Saatarbeiten, 2002

- DIN 18918, Vegetationstechnik im Landschaftsbau,Ingenieurbiologische Sicherungsbauweise, 2002

- DIN 18919, Vegetationstechnik im Landschaftsbau,Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflä-chen, 2002

- RAS - Ew, Richtlinie für die Anlage von Straßen - Teil:Entwässerung, Forscellschaft für Straßen- und Ver-kehrswesen, 2005

- RiStWag, Richtlinien für bautechnische Maßnahmen anStraßen in Wassergewinnungsgebieten, 2002

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86 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

6.1 Schutz des Grundwassers

Die einschlägigen Regelwerke zur gütemäßigen Behandlungvon Regenwasser sind neben dem im Kapitel 5 dargestelltenRegelwerk DWA A138 „Planung, Bau und Betrieb von An-lagen zur Versickerung von Niederschlagswasser“, derRunderlass des MUNLV vom 26.5.2004 „Anforderungen andie Niederschlagsentwässerung im Trennverfahren“ sowie dasDWA-Merkblatt M153 „Handlungsempfehlungen zum Um-gang mit Regenwasser“. Hier werden dem Planer Bewer-tungsverfahren an die Hand gegeben, mit denen das Reini-gungsvermögen der Bewirtschaftungssysteme auf die Schad-stoffbelastung des eingeleiten Niederschlagswassers abge-stimmt werden können, so dass ein ausreichender Grundwas-serschutz gewährleistet wird. Dabei ist grundsätzlich daraufzu achten, dass dem Gefährdungspotenzial (Flächennutzung,Oberflächenmaterial) der abflussliefernden Fläche bei derAuswahl der Bewirtschaftungssysteme Rechnung getragenwird. Bei stärker verunreinigten Abflüssen ist eine größerespezifische Versickerungsfläche vorzuhalten als bei geringverunreinigten Abflüssen (Verringerung des Anschlussver-hältnisses von befestigter Fläche zu Versickerungsfläche „Au:

As“).

In der Regel liegen die Konzentrationen organischer und anor-ganischer Schadstoffe (Schwermetalle) in der Oberboden-schicht von Versickerungsanlagen zwar weit über den natürli-chen vorkommenden Konzentrationen und sind von derZusammensetzung her den Klärschlammen zuzuordnen. DieGrenzwerte für das Aufbringen auf landwirtschaftlich odergärtnerisch genutzten Flächen werden jedoch in der Regelunterschritten. Erfahrungen in Berlin (vgl. Kaiser, M. 1998)haben gezeigt, dass dies auch nach rund 90 Betriebsjahren nochgilt. Allerdings hat in dieser Zeit eine vertikale Verlagerung derSchwermetalle von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 20-30cm stattgefunden. In Verbindung mit dem dort gemessenensehr niedrigen ph-Wert (4,3) bedeutet das, dass die Puffer-kapazität des belebten Bodens hier nahezu erschöpft und Im-mobilisierung von Schwermetallen in der Oberbodenzone aufDauer nicht mehr gewährleistet ist. Mit dem Aufbringen vonKalk (vgl. Kapitel 3.3) kann dieser Entwicklung jedoch früh-zeitig begegnet werden und die Pufferkapazität des belebtenOberbodens langfristig erhalten werden.

6.2 Winterbetrieb undFrosteinwirkungen

Vorbehalte, die gegenüber der naturnahen Regenwasser-bewirtschaftung in Winterperioden geäußert werden, bezie-hen sich regelmäßig auf:

■ die Gefahr der Eisbildung und nachfolgender Rutschgefahrbei Bauwerken der offenen Ableitung (offene Rinnen) und

■ das vermutende Versagen von oberirdischen Ver-sickerungsanlagen (Mulden und Mulden-Rigolen) beilanganhaltendem Bodenfrost.

6. Voraussetzung für einen nachhaltig erfolgreichen Betrieb

Offene Ableitung

Die oftmals angeführten Gefahren bezüglich der Verkehrs-sicherheit von z.B. Wegen, die von offenen Rinnen gekreuztwerden, bestätigen sich in der Praxis nicht. Tatsächlich ist esso, dass Wetterlagen, in denen einem abflusswirksamen Nie-derschlagsereignis ein sofortiger Frosteinbruch folgt, der dasRegenwasser noch auf dem Weg in die Versickerungsanlagefestfrieren lässt, meteorologisch äußerst selten ist. In denFällen aber, in denen es dazu kommt, friert auch bei konven-tioneller Entwässerung das Niederschlagswasser, das in derFlussrinne der Straße dem 50 Meter entfernten Straßen-einlauf zufließt, fest. Das heißt, in diesen Fällen friert allesWasser fest und es ist überall glatt! Unterschiede zwischenoffener Ableitung und einer Entwässerung über Einläufe, zudenen das Niederschlagswasser ja auch erst hinfließen muss,gibt es erfahrungsgemäß nicht. Spezifische Probleme mit derVerkehrssicherung bei der offenen Ableitung gibt es, wiezahlreiche historische Altstadtkerne im ganzen Bundesgebietzeigen, in denen die offene Ableitung das angestammte Ent-wässerungsprinzip ist, ebenso nicht.

Oberirdische Versickerungsanlagen

Skeptisch wird von Kritikern die Leistung von offenen Ver-sickerungsanlagen im Winter, insbesondere bei längeren Bo-denfrostperioden, gesehen. Erfahrungen mit einer Vielzahlausgeführter Anlagen in strengen Wintern belegen jedoch,dass in dieser Zeit die Versickerungsleistung erhalten bleibt.

Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, dass auch einvollständig durchgefrorener Boden versickerungsfähig ist.Das Bodengefüge des belebten Oberbodens hat einen hohenPorenanteil, der Boden wird durch Frosteinwirkung ehernoch weiter aufgeschlossen.

Ein längeres Pendeln der Temperaturen um den Gefrierpunktkann jedoch dazu führen, dass die Frosteindringzone in denobersten Zentimetern des Bodens verharrt und dann durchdas Eindringen von Tauwasser Eislinsen entstehen. Verstärkt

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87 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

6.3 Löschwasser/Gewerbe

Problemstellung:

Moderne Gewerbebauten/-hallen werden heute in Leicht-bauweise erstellt. Dach und Wände oftmals sind dabei ausSandwichelementen erstellt. Trapezförmig gebogene Bleche(ca. 2,5 mm stark) übernehmen dabei Lastabtragung undWetterschutz. Hartschäume aus Polystyrol/Polyurethan (ca.80 mm - 150 mm stark) gewährleisten dabei die Anforderungan den Wärmeschutz. Volumenbezogen bestehen moderneGewerbehallen zu rund 80 % aus solchen Hartschäumen. ImBrandfalle verbrennen/verschmoren diese Hartschäume undsetzen dabei giftige, wasserlösliche Stoffe in erheblichemMaße frei. Diese Stoffe werden vom Löschwasser aufge-nommen und fließen mit ab.

Bei konventionell entwässerten Gewerbegebieten ist dasLöschwasser daher auf dem Grundstück zurückzuhalten undfachgerecht zu entsorgen.

Bei mit Hilfe von Versickerungsanlagen entwässertenGewerbegebieten/-betrieben, die sich der offenen Ableitungbedienen, besteht die Gefahr der Einleitung des Löschwas-sers in die Versickerungsanlagen. Untersuchungen über dasRückhaltevermögen der belebten Bodenzone bei stoßweiserEinleitung stark belasteter Löschwässer liegen z. Zt. nichtvor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass zwar erheblicheAnteile der Schadstoffe zurückgehalten werden, im Extrem-fall aber ein Durchbrechen der Schadstoffe in die unbelebteBodenzone und in der Folge ins Grundwasser nicht vermie-den werden kann.

Hinweise zum Bau und Betrieb:

Tritt eine Einleitung von Löschwasser in die Versickerungs-anlagen tatsächlich ein, ist der Schaden möglichst schnelldurch Bodenaustausch zu beheben.

Zur vorbeugenden Vermeidung solcher Schäden lassen sichjedoch eine Reihe planerischer und betrieblicher Maßnah-men ergreifen:

So wird heute auch bei der konventionellen Entwässerung vonGewerbebetrieben mehr und mehr versucht, das Löschwasserdezentral zurückzuhalten. Dafür sind folgende Hinweise zubeachten:

■ Die Sohle der Betriebsgebäude ist 5-10 cm unterhalb desNiveaus der umliegenden befestigten und unbefestigtenFlächen anzulegen. Damit wird verhindert, dass dasinnerhalb des Gebäudes anfallende Löschwasser wildabfließt. Es kann von dort gezielt in das Schmutzwas-sernetz eingeleitet und behandelt werden. In diesem Fallsollte der Schmutzwasserkanal im Brandfalle zumöffentlichen Netz hin abgeschiebert werden können. DieDachentwässerung ist, wenn sie direkt in die Versicker-ungsanlagen entwässern, ebenfalls abzuschiebern. Diese

werden kann dieser Prozess durch einen hohen Grundwas-serspiegel. Bei normalen Bodenverhältnissen bildet sich je-doch keine durchgängige Eisschicht. Zwischen den Eislinsenbleiben trockene Bereiche erhalten, in denen überstautesWasser schnell in den Untergrund versickern kann.

Die zu befürchtende Schneeschmelze ist als Risikofaktor fürein Überlaufen der Versickerungsanlagen zu vernachlässi-gen, da sie mit ca. 2 mm/h erheblich unter den üblichenRisiken bei Bemessungsniederschlägen liegt. Das liegtdaran, dass der in der Mulde befindliche Schnee ein großesSpeichervolumen für anfallendes Niederschlagswasser undTemperaturen über dem Gefrierpunkt aufweist, was in derRegel zu einem schnellem Auftauen des Bodens führt. EinÜberlaufen von Anlagen zur Regenwasserversickerungdurch Frosteinwirkung kommt eher selten vor. LangjährigeErfahrung mit Versickerungsanlagen in der Schweiz habenbelegt, dass im Winterbetrieb die Betriebssicherheit von Ver-sickerungsanlagen nicht gefährdet ist (vgl. Amt fürGewässerschutz und Wasserbau, Zürich 1996).

Versickerungsmulde mit integriertem Teich im Sommer

Versickerungsmulde mit integriertem Teich im Winter beiFrost

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88 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Vorkehrungen sind auch bei naturnah entwässerten Ge-bäuden zu beachten.

■ Um zu vermeiden, dass das außen am Gebäude ab-fließende Löschwasser wild und ggf. in Richtung derVersickerungsanlagen abfließt, stehen je nach konkreterObjektsituation verschiedene Alternativen zur Verfü-gung:

a) Absenken eines 5-10 m breiten Streifens um dasGebäude - analog zur Gebäudesohle um 5-10 cm - undEntwässerung dieser über den Schmutzwasserkanal(Rückhaltung und Ableitung des Löschwassers wie obenbeschrieben). Nachteilig ist hier, dass diese Fläche imRegelbetrieb nicht über offene Ableitungen entwässertwerden kann und somit nicht an die Versickerungsanlageangeschlossen werden kann.

b) Als Alternative zur Absenkung eines umlaufendenStreifens um das Gebäude, wie auch als zusätzliche Maß-nahmen zum Löschwasserrückhalt im Brandfalle, bietet sichdas Verschließen der Ableitungselemente (in der RegelLücken im Hochbord) an. Dies kann mit Hilfe von Sand-säcken, besser durch Ausschäumen mit Polystirolhart-schaum geschehen. Die befestigten Flächen, die nun nichtmehr in die Versickerungsanlagen entwässern, bieten dannein erhebliches Löschwasserrückhaltevolumen. Das aufge-fangene Löschwasser kann einer Ableitung zugeführt wer-den bzw. fachgerecht entsorgt werden. In den Fällen, indenen Löschwasser in die offenen Versickerungsanlagen ge-langt, ist dies möglichst sofort abzupumpen. Anschließendsind Messungen über Schadstoffbelastungen des Bodens undbei relevanten Schadstoffanreicherungen ein Bodenaus-tausch zu veranlassen.

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89 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

7. Literatur

7.2 Literatur

AGW (1996):

Die Versickerung von Regenwasser auf der Liegenschaft -Planungsgrundlagen und Beispiele, Zweite, erweiterteAusgabe Juni 1996, Direktion der öffentlichen Bauten desKantons Zürich, Amt für Gewässerschutz und Wasserbau(AGW), Zürich, 1996

BGB (2009):

„Bürgerliches Gesetzbuch”Deutscher Taschenbuch Verlag, 63. Aufl., 2009

DIBt Berlin (2005):

Zulassungsgrundsätze für abwasserbehandelnde Flächenbeläge,Herausgeber: Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin

Hiller, Winzig, Dornauf (2001):

“Bodenchemische Untersuchungen von Versickerungsanlagenals Grundlage für eine nachhaltige Niederschlagswasserbe-wirtschaftung im Sinne des Boden- und Grundwasserschutzes”

Unveröffentlichter Abschlussbericht, Universität Essen - FB 9, Essen, 2001

Kaiser, M. (2001):

“Nachhaltig versickern - Wartungs- und Pflegemaßnahmendefinieren, beauftragen und durchführen”

In: Abwasserberatung NRW (Hrsg.), abwasserREPORT, Nr.4/01, S. 3 - 5, Düsseldorf, 2001

Kaiser, M. (2000):

“Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung - Hinweise zumErhalt und zur Entwicklung der Regenerationspotentiale”

In: Fachzeitschrift EntsorgungsPraxis 11/2000, S. 43 - 47,Wiesbaden, 2000

Kaiser, M. (1999):

“Aus Erfahrung lernen - Was man zur Planung undAusführung wissen muß”

In: Londong, D.; Nothnagel, A.: IBA Emscher Park (Hrsg.):Bauen mit dem Regenwasser. Aus der Praxis von Projekten.S. 99 - 115, München, 1999

Kaiser, M. (1998):

“Nutzungsdauer und Regenerierungsmöglichkeiten vonRegenwasserversickerungsanlagen”

In: Dohmann, M. (Hrsg.): Gewässerschutz - Wasser - Abwasser165, Impulse aus Europa - Impulse für Europa. S. 9/1 ff.Aachen, 1998Kaiser, M. (1997):

“Einsparungen von Baukosten und Gebühren im Gewerbe-bau durch naturnahe Regenwasserbewirtschaftung - Syner-gieeffekte zwischen Ökologie und Ökonomie realisieren”

In: Neue Landschaft, Nr. 10/97, S. 760 - 765, Hannover, 1997

Kaiser, M. (1996):

“Auswirkungen der Versickerung von Niederschlagswasserauf den Naturhaushalt am Beispiel des GewerbegebietesFlautweg in Dortmund”

In: Kommunale Umweltaktion UAN des NiedersächsischenStädtetages (Hrsg.): Ökologischer Wasserhaushalt, NaturnaheRegenwasserbewirtschaftung - Planung und Umsetzung. S. 111 - 119, Hannover, 1996

MUNLV (1995):

Verordnung zur Selbstüberwachung von Kanalisationen undEinleitungen von Abwasser aus Kanalisationen im Misch-system und im Trennsystem - Selbstüberwachungsverord-nung Kanal - SüwV Kan, NRW, 77 SGV

MUNLV (1998):

Niederschlagswasserbeseitigung gem. § 51 a des Landes-wassergesetzes, RdErl. d. Ministerium für Umwelt, Raum-ordnung und Landwirtschaft vom 23.06.1998; Ministerial-blatt für das Land NRW, Nr. 39, S. 654 - 666

7.1 Abkürzungen

Zeichen Einheit Benennung

a 1 Jahr

AE m2 Einzugsgebietsfläche

AS m2 Versickerungsfläche

AU m2 undurchlässige Fläche

D min Regendauer

DTV Kfz durchschnittliche täglicheVerkehrsstärke

kf m/s Durchlässigkeitsbeiwert dergesättigten Zone

n 1/a Häufigkeit

r D(n) l/(s ha) Regenspende für die Dauer Dund die Häufigkeit n

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Ministerium für Umwelt und Naturschutz,Landwirtschaft und Verbraucherschutzdes Landes Nordrhein-Westfalen40190 DüsseldorfTelefon 0211 45 66 -666Telefax 0211 45 66 [email protected]