Schlaganfall! zurück in den Alltag - altmark-klinikum.de · Seite 2 Schlaganfall - zurück in den...

23
Schlaganfall! ...zurück in den Alltag Leitfaden für Patienten und deren Angehörige

Transcript of Schlaganfall! zurück in den Alltag - altmark-klinikum.de · Seite 2 Schlaganfall - zurück in den...

Seite 1

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Schlaganfall!

...zurück in den Alltag

Leitfaden für Patienten und

deren Angehörige

Seite 2

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Grundsätzliche Informationen

• Vergessen Sie nicht, dass Sie Ihrem Angehörigen vor jeder Tätigkeit erklären, was Sie mit ihm machen wollen.

• Grundsätzlich mit dem Patienten von der betroffenen Seite in Kontakt treten. Dies betrifft die Kommunikation, PflegetätigkeitunddietherapeutischeTätigkeit.

• Nicht die Kraft entscheidet, sondern die Technik: Achten Sie auf Ihren Rücken (z. B. Betthöhe).

• So viel Hilfe wie nötig, so wenig Hilfe wie möglich. Neh-menSiesichZeitundpassenSiedasTempoanIhrenAngehörigenan(Ruhepausenbeachten).

• AlltagsbezogeneHandlungensindbereitsTherapie,wenn sie richtig ausgeführt werden.

• Den Patienten soweit wie möglich im alltäglichen Leben integrieren und bisher gewohnte Interessen fördern.

• Niemals am betroffenen Arm ziehen oder reißen, um ein schmerzhaftes Schulter-Arm-Syndrom zu vermeiden. Den Arm am Ellenbogen oder Oberarm unterstützen.

• Ist eine zweite Hilfe notwendig, soll nur der Helfer die An-weisungen für den Handlungsablauf geben, der auf der betroffenenSeitesichbefindet.

• Bettvorleger,TeppicheundsonstigeHindernissewegräu-men.

• Hilfsmittel(z.B.Zahnprothese,Brille,Hörgerät)sollderPatient wie gewohnt verwenden.

• Motivation und Unterstützung sind wesentliche Faktoren für den Rehabilitationsfortschritt.

Der Aufbau der vorliegenden Broschüre orientiert sich an einem Patienten mit einer Halbseitenlähmung RECHTS.

Seite 3

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

PflegeimAlltag

InderPflegewerdenMenschenallerAltersgruppenmitkör-perlichenundseelischenErkrankungenoderBeeinträchti-gungenbetreutundberaten.ZudembeinhaltetPflegedieVorbeugung von Krankheiten und Schädigungen sowie die Förderung der Gesundheit.Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus betreuen, bera-ten und unterstützen SIE Ihren Angehörigen. Begleiten Sie ihnjetztinseinerschwierigenLebensphase.Sie sollten und müssen Ihren Angehörigen als ganzen Men-schenwahrnehmen,seinekörperlichen,seelischen,sozialenund religiösen Bedürfnisse erkennen, sich darauf einstellen undentsprechendhandeln.

Seite 4

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

• Nehmen Sie ihn in seiner Individualität an und geben Sie ihm das Gefühl als Mensch vollwertig zu sein.

• Wichtigist,dassSieIhremAngehörigenpositiveWert-schätzung,GesprächsbereitschaftundInteresseentgegen-bringen.

• VermittelnSieihmVertrauenundZuversichtinseineper-sönliche Zukunft.

• Es muss Ihnen wichtig sein, die Selbstständigkeit Ihres Angehörigen zu erhalten und zu fördern.

• Eine Orientierungshilfe ist das im Krankenhaus angewen-deteBobath-Konzept,welchesindieserBroschürebe-schrieben wird.

• Auch Sie brauchen Unterstützung und Beratung, um Ihre PflegezuHausebewerkstelligenzukönnen.NehmenSiediese Hilfestellung an.

Seite 5

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Drehen von Rückenlage auf die betroffene Seite

• beide Beine Aufstellen• den betroffenen Arm vorsichtig (Griff am Ellenbogen) zur

Seite legen

Vorsicht: nicht am betroffenen Arm ziehen!

• beideKniezurSeitedrehenundderOberkörperfolgtnach

Seite 6

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Sitzen am Tisch und auf dem Stuhl (Sessel, etc.)

• die Füße des Patienten müssen Bodenkontakt haben (evtl. unterlagern)

• der betroffene Arm soll bis zum Ellenbogen auf dem Tisch aufliegen

• evtl.zwischenOberkörperundTischeinKopfkisseno.ä.als Stütze geben

• der betroffene Arm soll beim Sitzen auf dem Stuhl (o.ä.) in einem Kissen oder Stuhltisch gelagert werden

Seite 7

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

• SO NICHT! Betroffener Arm darf nicht hängen• Patient sitzt asymmetrisch• betroffenes Bein hat keinen Bodenkontakt – SPASTIK wird gefördert

Seite 8

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Aufsetzten

• den Patienten auf die betroffene Seite drehen• beide Unterschenkel aus dem Bett schieben

• dieHilfspersonunterstütztdenPatientenamRumpfbzw.am Ellenbogen des betroffenen Armes

• der Patient drückt sich mit der nicht betroffenen Hand am Bettrand in den Sitz hoch

Seite 9

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

• beide Füße des Patienten haben Bodenkontakt, die Hilfs-personstabilisiertdasbetroffeneKnie

Transfer auf den Stuhl (über die betroffene Seite)

• WICHTIG: beide Füße des Patienten haben Bodenkontakt (vorrutschen)

• der Patient unterstützt selbstständig seinen betroffenen Arm

• dieHilfspersonhateineHandunterdemGesäß(aufderbetroffenen Seite), die zweite Hand greift auf Höhe des Schulterblattes der nicht betroffenen Seite

Seite 10

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

• dieHilfspersonsichertzusätzlichmitihrenKniendasbe-troffene Kniegelenk

• denOberkörpervorneigen,bisdasGewichtaufdenBeinenist und das Gesäß entlastet wird

• über Drehung den Patienten auf den Stuhl (oder Sessel, Rollstuhl etc.) setzen

Beachte!!!

DerPatientsollnichtanderHilfspersonfesthalten,Verlet-zungsgefahr der betroffenen Patientenschulter und der Hilfs-person(Rücken)!

Die Sicherheit ist nicht gewährleistet!

Seite 11

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Essen und Trinken

(Grundvoraussetzungen):• guteaufrechteSitz-undKopfhaltung–Kopfistleichtzur

Brust geneigt – Füße brauchen Bodenkontakt• Zahnprothesesitzthäufignichtmehrrichtig–Haftcreme

oder Pulver verwenden• nichtmitdemPatientenwährenddesEssens„plaudern“

(Gefahr des Verschluckens)• dem Patienten nur Fragen stellen, wenn der Mund leer und

alles geschluckt ist• dem Patienten beim Essen Zeit lassen• nur kleine Bissen/Schlucke nehmen• zwischendurch öfter nach schlucken und husten lassen• Nahrung gut kauen und den Mund beim Schlucken ge-

schlossen halten• nach jedem Schluck die Tasse abstellen – eine kurze Pau-

se einlegen• der Mund muss leer sein, bevor eine neue Portion einge-

nommen wird• MundpflegeistnachjedemEssenwichtig• der Patient soll nach dem Essen mindestens 20 Minuten

aufrecht sitzen – erst dann hinlegen• weiteGläser/Becherverwenden,damitderKopfnichtnach

Hinten überstreckt werden muss• bei Schluckschwierigkeiten das Essen mit einem kleinen

Löffel reichen

Seite 12

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Rückenlagerung

GenerellsolltederPatientdieLagerungalsangenehmempfin-den,sichdabeiwohlfühlenundsichentspannenkönnen.Indi-viduelleaberauchrichtigeLagerungensindwichtig,umSpas-tikenzuvermeiden.GroßflächigesAufliegenjedesKörperteilssollteseinundaufsymmetrischeKörperhaltungbitteachten.

• dasBettistflachgestellt• KopfkissenunterstütztdenKopfundbeiBedarfKissen

besonders unter Schulterblätter legen• der betroffene Arm wird in einem Kissen (Schiffchen) ge-

lagert, das Handgelenk liegt höher als der Ellenbogen, um Schwellungen entgegen zu wirken

• bei Bedarf wird der betroffene Oberschenkel bis zum Knie-gelenkmiteinemflachenPolsterunterlagert,umdasnachaußen Fallen des Beines zu verhindern

• Fußsohlen können leicht am Bettrand anstoßen, ABER: keineBettkästenzurSpitzfußprophylaxe–fördertSpastik

Seite 13

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Lagerung auf der betroffenen Seite (aktivierend)

• dasBettistflachgestellt• diebetroffeneSchulterbzw.Schulterkopfleichtnachvorne

ziehen, damit der Patient nicht darauf liegt, um Druckstel-len zu vermeiden

• dasKopfkissenunterstütztdenKopfunddenNacken–nicht die Schulter

• zwischen Rücken und Bettgitter dient ein Polster o.ä. als Stütze

• beide Beine liegen in leicht gebeugter Stellung, zwischen den Beinen liegt ein Kissen (der gesamte Unterschenkel liegt auf – von Knie bis Fuß)

• der betroffene unten liegende Arm liegt bequem, sodass der Patient ihn sehen und mit ihm arbeiten kann

Seite 14

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Lagerung auf der nicht betroffenen Seite (inaktiv)

• dasBettistflach• einKopfkissenunterstütztKopfundNacken• zwischen Rücken und Bettgitter dient ein Kissen o.ä. als

Stütze• der betroffene Arm liegt in einem Kissen vorm Bauch, zum

Anlehnen und Entlasten• beide Beine liegen in leicht angebeugter bequemer Stel-

lung, ein Kissen zwischen den Beinen dient als Polster (der gesamte Unterschenkel, einschließlich Fuß, liegen auf dem Kissen)

Seite 15

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Hochrutschen im Bett in Rückenlage

• beide Beine aufstellen• dasbetroffeneBeinbeiBedarffixieren,damitesnichtweg-

rutscht(HilfspersonfixiertmitihremeigenenKniedenFußdes Patienten)

• dieHilfspersongreiftmitbeidenHändenumsBecken(flä-chig)

• derPatienthebtdenKopfunddasBecken,unddieHilf-spersonunterstütztdabeidasGesäßmiteinemSchubRichtungPatientenkopf

Seite 16

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Gehen

Beachte!!!

Ein sicheres und kontrolliertes Gehen mit Ihnen als nicht geschulteHilfspersonistnurdannmöglich,wennderPatienteinen gewissen Grad an Gehfähigkeit erreicht hat.

• dieHilfspersongehtanderbetroffenenSeite• der Patient kann am Becken (seitlich) oder Brustkorb (vor-

ne/hinten) unterstützt werden

Seite 17

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

SO NICHT!

Nicht unter die betroffene Achsel fassen, Verletzungsgefahr der Schulter!

Seite 18

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Zur Seite rutschen in Rückenlage

• beide Beine aufstellen• dasbetroffeneBeinevtl.fixieren,damitesnichtwegrutscht

(HilfspersonfixiertmitihremeigenenKniedenFußdesPatienten)

• dieHilfspersongreiftmitbeidenHändenflächigumsBe-cken

• der Patient hebt das Becken hoch und zur Seite, die Hilfs-personunterstütztdabei

• dieHilfspersongreiftvonobenbeidseitsunterdieSchulter-blätter,derPatienthebtdenKopfhochunddieHilfspersonunterstützt,umdenOberkörperzuSeitezurutschen

Seite 19

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Zurückrutschen in Seitenlage

Beachte!!!AlsHilfspersonsolltenSiezumEigenschutzinSchrittstellungstehen und den Rücken gerade halten!!!

• beide Beine sind angewinkelt• dieHilfspersongreiftmitbeidenHändenuntersBecken,

verlagertihreigenesKörpergewichtnachhintenundnimmtbei dieser Rückwärtsbewegung das Becken mit zum Rand

• umdenOberkörpernachhintenzubringengreiftdieun-tereHandderHilfspersonunterdieuntenliegendeSchul-ter, die obere Hand greift von vorne über den Brustkorb zur unteren Schulter, und durch Gewichtsverlagerung der HilfspersonnachhintenwirdderOberkörperdesPatientenverlagert

Seite 20

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Langsitz im Bett

• Oberkörperistfast90°erhöht• beide Beine sind gestreckt (die Knie NICHT unterlagern –

Kontrakturgefahr)• der betroffene Arm liegt bequem in einem Kissen, das

SchultergelenkistleichtvomOberkörperentfernt,dasHandgelenk liegt etwas höher als der Ellenbogen

• eine kleine Rolle unter das Gesäß legen (Po-Bremse), da-mit der Patient beim Aufsetzen nicht ans Fußende rutscht

• auf der nicht betroffenen Seite liegt ein weiteres Polster, um dem Patienten Sicherheit zu geben

Seite 21

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Drehen von Rückenlage auf die betroffene Seite

• beide Beine aufstellen• den betroffenen Arm vorsichtig (Griff am Ellenbogen) zur

Seite legen

Vorsicht: nicht am betroffenen Arm ziehen!

• beideKniezurSeitedrehenundderOberkörperfolgtnach

Seite 22

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

Anhang

Wie soll der Raum ausschauen?

• Der Raum sollte so gestaltet werden, dass der Patient über die betroffene Seite möglichst viele Reize bekommt und Bewegungen ausführen kann. Das heißt, es muss so viel Platz vorhanden sein, damit das Hinlegen und Aufsetzen über die betroffene Seite erfolgen kann.

• Zur Förderung der Aufmerksamkeit der betroffenen Seite sollte sich der Nachtschrank, Fernseher, auf dieser Seite befinden.

• DasBettsolleinefesteMatratzehaben,flachgestelltundvon beiden Seiten zugänglich sein.

• Keinen Bettgalgen verwenden, da es dadurch zur Vernach-lässigung der betroffenen Seite kommt, was eine Erhöhung derSpastizitätzurFolgehat.

• ZumLagernsindmehrereLagerungspolsteroderKissennotwendig. Eine Wendehilfe kann zum Lagern hilfreich sein.

Welche Schuhe sind geeignet?

• Feste, bequeme, eingetragene Schuhe

Seite 23

Schlaganfall - zurück in den Alltag!

An dieser Broschüre haben mitgearbeitet:

von links:D.Schulz,I.Hupka,B.Kilz,S.Hoffmann,I.Lenz

IlkaLenz,Bobath-TherapeutinfürErwachseneBrunhildeKilz,Physiotherapeutin

DanielSchulz,IvonneHupka,StefanieHoffmann