Selbsthilfe 02 2015

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TASSA PAGATA / TAXE PERCUE - Poste Italiane Spa - Spedizione in abbonamento postale - D.L. 353/2003 (Conv: in L. 27/02/2004, n. 46) art. , comma 2, DCB Bolzano Reg. 3.7.995, n. 7/95, - Nr. 2/205 Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker 2 | 205 Herbst Empowerment

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Transcript of Selbsthilfe 02 2015

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Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

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Empowerment

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Liebe Leserinnen und Leser!

Impressum

Dritteljährliche Informationsschrift des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch KrankerEintragung beim Tribunal Bozen: Nr. 17/95 R. St. vom 3.7.1995

Herausgeber: Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker, G.-Galilei-Str. 4/a - 39100 Bozen, Tel. 0471 260 303 - Fax 0471 408 687, [email protected] - www.selbsthilfe.it

Verantwortlich für den Inhalt: Prof. Carla Leverato

redaktion: Martin Achmüller, Margot Gojer, Lorena Gavillucci, Laura Kob, Carla Leverato, Carmen Premstaller

Übersetzung: Martin Achmüller, Lorena Gavillucci, Margot Gojer, Carla Leverato, Carmen Premstaller, Paola Zimmermann

Layout: Carmen Premstaller

Druck: Karo Druck, Frangart

Bilder: Archiv, Martin Achmüller, Margot Gojer, Carmen Premstaller, pixelio.de

gefördert von der

Nachdruck und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit Einwilligung des Herausgebers. Namentlich ge-kennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors wieder.

Die Redaktion dankt allen, die durch verschiedene Beiträge zur Veröffent-lichung dieser Ausgabe beigetragen haben. Sie behält sich das Recht vor, Kürzungen an den Texten vorzuneh-men.

Editorial

Empowerment fördern - Beispiel Psychiatrie

Empowerment kritisch betrachtet

Gedicht: In der Psychiatrie

Aller Anfang ist schwer...

Was mich meine Tochter lehrte...

Mein Empowermentprozess

Im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen habe ich gelernt...

Empowerment - eine BegriffsannäherungEin spannender Trialog zum Thema

Einladung zum Workshop: Wie Experten aus Erfahrung die Psychiatrie verändern können

Trialogische Treffen - erstmals auch in Südtirol/Meran

Wir setzen uns ein! Für uns und für euch alle!

8. Internationale Psychiatrietagung: Psychiatrie der Zukunft

Der Bus ist organisiert: Auf nach Lienz zum Selbsthilfetag

3. Deutsch-italienische Psychiatrietage: Alterspsychiatrie - die große Herausforderung der Zukunft

Welttag der psychischen Gesundheit: Filmabend

Carla Leverato

gefördert von der

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Inhalt

eMPOWerMeNT

akTueLLes aus DeM VerBaND

Die verschiedenen Beiträge in dieser ausgabe zum Thema

“empowerment” sind wirklich sehr interessant. sie regen mich zum Nachdenken an und ich nehme an, auch euch.

Ich musste vor allem an die Fort-schritte in der Psychiatrie, in der Behandlung der psychischen erkran-kung unter Beachtung der erkrank-ten und ihrer Leiden denken. Dazu reicht es schon aufzuzeigen, mit welchen Begriffen die Betrof-fenen im Laufe der Zeit bezeichnet worden sind: verrückt, geisteskrank, psychisch krank, Menschen, die an psychischer erkrankung leiden, Patient/innen und schlussendlich klient/innen.

Die letztere Bezeichnung fand ich insofern tröstend wenn ich daran denke, dass Menschen mit einem psychischen Leiden einst nur als „ver-rückt“ galten. sie galten als unverant-

wortlich, gefährlich und unfähig, ein selbstständiges Leben zu führen. Man hielt sie versteckt, weil man sich ihrer schämte.

Beim empowerment geht es um Wür-de, um die Fähigkeit, die eigenen res-sourcen und das eigene Potential zu nutzen und um das recht auf selbst-bestimmung. allerdings fordern eini-ge Beiträge, dass dieser ansatz nicht nur Theorie bleiben darf.

Man darf aber auch nicht glauben, dass der Weg einfach ist. ein weiterer artikel verweist zu recht auch auf die nicht zu unterschätzenden risiken, die es dabei zu beachten gilt.

es ist nicht so einfach wie es scheinen mag, klient/innen wie angehörige und Profis von der suche nach Wohl-befinden zu überzeugen und sie alle einzubeziehen, obwohl es zur Verbes-serung der Lebensbedingungen aller führen würde.

Weitere Themen, die es verdienen er-wähnt zu werden und die die grund-lage für diesen Weg bilden, sind der Trialog, der eine Begegnung von kli-ent/innen, angehörigen und Profis auf augenhöhe ermöglicht und die selbsthilfe, deren Wirksamkeit seit Langem bekannt ist. selbsthilfe nicht ausschließlich auf gruppen bezogen, sondern als kultur und als Lebensstil gedacht.

Ich hoffe, dass diese ausgabe euch allen einen einblick gibt, welche Fort-schritte jede/r machen kann um die eigene Lebenssituation aber auch die der angehörigen zu verbessern.

Ich wünsche eine gute Lektüre und gutes Nachdenken!

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Alle Fachleute schmücken sich heute gerne mit dem Begriff „Empowerment“ – auch in der Psychiatrie. Doch wie weit ist das damit verbundene Konzept in der psychiatrischen Arbeit realisiert? Und: Was können professionell Tätige überhaupt dazu beitragen?

D er Begriff „empowerment“ ist heute in aller Munde. Derzeit

gibt es in der sozialpsychiatrischen und gemeindepsychologischen kon-zeptdebatte kaum ein häufiger ver-wendetes schlagwort. Dabei ist das damit verbundene konzept in der psychiatrischen arbeit noch kaum

realisiert. „em-powerment“ ist nur

„ein modisches Fortschrittsetikett, das auf die Verpackungen altvertrauter und schon angestaubter Handlungs- konzepte und Praxisrezepturen auf-geklebt wird“. Die Worte sind wieder einmal schneller gewesen als ihre umsetzung. Welcher professionell Tätige würde denn schon nicht von sich behaupten, längst selbsthilfe- und ressourcenorientiert zu arbeiten, partnerschaftlich zu behandeln? Doch ist das bereits „empowerment“? Was heißt überhaupt „empowerment“?

BegriffsDefinition

Historisch entstammt der Begriff „empowerment“ der amerikanischen emanzipationsbewegung der Frauen und der Befreiungsbewegung der schwarzamerikaner. In beiden Fällen ging es um eine auflehnung gegen unterdrückung und Machtlosigkeit. Dazu war es erforderlich, stärke und kraft zurückzugewinnen, um sich für die eigenen rechte einzusetzen und sich nicht länger unterlegen zu füh-len. Im Psychiatriebereich heißt „em-powerment“, dass die Betroffenen Möglichkeiten der einflussnahme auf ihr eigenes Leben zurückgewinnen – indem sie die psychische erkrankung bewältigen, vermehrt bei der Behand-lung und den Behandlungsstrukturen mitbestimmen oder auf politischer ebene einfluss nehmen.

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empowerment ist also ein akt der selbsthilfe. (Nebenbei bemerkt: Ich persönlich finde den Begriff „empo-werment“ schrecklich, vor allem weil sich viele Betroffene nicht spontan

damit identifizieren können. und auch die deutschen Übersetzungen „selbstbefähigung“ oder „selbstbe-mächtigung“ sind nicht viel besser.) seit etwa zehn Jahren gibt es eine selbsthilfebewegung im Psychiatrie- bereich. Diese wächst stetig und be-steht inzwischen aus Hunderten von selbsthilfegruppen und verschie-denen größeren selbsthilfeorgani-sationen. selbsthilfe macht möglich, was im klinischen selbstsicherheits-training oder in der einzeltherapie oftmals nicht gelingen will: Betrof-fene gewinnen ein neues selbstbe-wusstsein, werden aktiv, entwickeln kampfgeist und Durchsetzungskraft. und das alles ohne professionelle unterstützung. Ja, die abwesenheit von Fachpersonen scheint das aufblühen der selbsthilfebewegung gerade zu ermöglichen. Psychiat-risch Tätige sollten sich daher nur mit äußerster Vorsicht an diese empowerment-Bewegung der Betrof-fenen annähern.

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Fachleute missverstehen empo-werment oft als professionelles Handlungskonzept und Metho-denreservoir. Dabei ist empower-ment ursprünglich kein konzept professioneller arbeit. empowerment heißt selbstbefähigung und ist damit zunächst sache des Betroffenen. Wie kann es einem psychiatrieerfahrenen Menschen gelingen, sein selbstbe-wusstsein zu stärken, seine eigenen selbsthilfemöglichkeiten und sein recht auf selbstbestimmung zu nut-zen? Man könnte auch sagen: es geht darum, stolz, Würde und Mut zu-

rückzugewinnen. Professionell Tätige können empowerment unterstützen, begleiten, fördern, aber sie können es nicht bewirken. Wem es als Be-troffenem gelingt, seine selbsthilfe-fähigkeiten zu entdecken, der kann verdammt stolz auf sich selber sein. Das hat er erreicht, niemand anders.

Das ist dann nicht das ergebnis einer guten Therapie, sondern jenes einer mutigen auseinandersetzung des Be-troffenen mit sich selber und mit sei-ner erkrankung.Ich habe es mir deshalb angewöhnt, klar zwischen dem empowerment Betroffener und der empowerment-unterstützung (als einer aufgabe pro-fessionell Tätiger) zu unterscheiden.

„aufgabe professioneller arbeit ist es, Bedingungen bereitzustellen, die es den betroffenen Menschen ermög-lichen, sich ihrer ungenutzten, viel-leicht auch verschütteten ressourcen und kompetenzen (wieder) bewusst zu werden, sie zu erhalten, zu kon-trollieren und zu erweitern, um ihr Leben selbst zu bestimmen und ohne ‚expertendefinierte Vorgaben‘ eigene Lösungen für Probleme zu finden.“

empowerment unterstützen

empowerment-unterstützung, wie ich sie hier beschreibe, ist eher eine Haltung als eine Methode, eher eine atmosphäre als eine Tätigkeit. Da-her beschränkt sie sich nicht auf den kontakt zwischen Fachpersonen und klient/innen. eine auf die Förderung von selbstbefähigung ausgerichte-te atmosphäre zeigt sich ebenso im kontakt der Mitarbeitenden unter-einander und im umgang zwischen Leitungsebene und Mitarbeitenden.empowerment ist auch keine „spezialdisziplin“, sondern eine Hal-tung, die sich in jeder alltagshand-andreas knuf arbeitete für einen kri-

seninterventionsdienst in München, in einer psychiatrischen Tagesklinik im allgäu und für die schweizer stiftung Pro Mente sana in Zürich bis er 2007 seine eigene Praxis für Psychotherapie in konstanz am Bodensee eröffnete. Neben Beratung, Psychotherapie und supervision ist er in der Fort- und Wei-terbildung tätig. außerdem schreibt er artikel und Bücher.

www.andreas-knuf.de

Herzlichen Dank an dieser stelle an Herrn knuf für die erlaubnis diesen informativen und klaren artikel veröf-fentlichen zu dürfen.

Auch Selbstbestimmung will gelernt sein...

Die Fähigkeit dazu erwerben wir durch erfahrungen, durch Versuch und Irrtum, durch scheitern und erfolg. Zunächst gilt es, vor allem die selbstbestimmungsfähigkeiten zu fördern. Dies geschieht durch:

Impulse für entscheidungen wahrnehmen und diese unter- stützen

aufarbeiten, weshalb die entscheidungsfähigkeit verloren ging

recht auf Irrtum und risiko zugestehen und die klienten auch die konsequenzen ihrer entscheidungen erfahren lassen, um so Lernerfahrungen zu ermöglichen

entscheidungen akzeptieren und mittragen, auch wenn sie nicht als ideal angesehen werden

Den klient/innen zeigen, dass man ihren entscheidungen vertraut

ausreichend entscheidungs- spielräume aufzeigen und offen über die verschiedenen Möglichkeiten sprechen

Die klient/innen nicht dahin- gehend beeinflussen, gewünschte entscheidungen herbeizuführen

keine entscheidungen einfor- dern, die die klient/innen überfordern

keinen Druck auf die klient/ innen ausüben, damit sie sich entscheiden

unterstützung bei der entschei- dungsfindung anbieten und rückmeldungen dazu geben

EmpowErmEnt fördErn - BEispiEl psychiatriEandreas Knuf, Diplom-psychologe und psychotherapeut

lung professionell Tätiger manifestiert. grob lassen sich die Möglichkeiten zur unterstützung von empowerment in drei Bereiche aufteilen:

Steine aus dem Weg räumen: Empowerment nicht behindern

erlernte Hilflosigkeit und Traumatisierungen vermeiden

behindernde Medikation vermeiden

zu viel professionelle aktivität und Verantwortungsübernahme vermeiden

Ermutigung zur Selbsthilfe und Selbstbestimmung

selbstsicherheits- und selbstwirk- samkeitsgefühl fördern

absprachen und selbstbestim- mung für die akute krisenbehand- lung ermöglichen

selbsthilfeorientierte krisenvorsor- ge fördern

Gemeinschaftliches und poli- tisches Empowerment fördern

ressourcen wie geld, Wissen, räumlichkeiten und so weiter für selbsthilfeaktivitäten anbieten

Bereitschaft, „Macht“ zu teilen, zum Beispiel in gremien oder auf institutioneller ebene

Partizipation von Betroffenen in Bereichen wie Forschung und Öffentlichkeitsarbeit

Beteiligung von Betroffenen an Behandlungsangeboten, nutzer- initiierte und nutzerkontrollierte einrichtungen

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andreas knuf empowerment in der psychiatrischen arbeit

Anhand von zahlreichen Beispielen aus der Praxis wird gezeigt, wie Empowerment in der psychiatrischen Arbeit umgesetzt wer-den kann.Selbstbestimmungsfähigkeiten erwerben Menschen vor allem durch Lernerfahrungen. Profis können Psychiatrie-Erfahrenen in vielfältigen Bereichen Lernchancen eröffnen, sofern sie bereit sind zu riskieren, dass ein Versuch auch negativ verläuft. Die Eigenak-tivität und Motivation der Klient/innen zu fördern heißt nämlich

auch, aus fachlicher oder persönlicher Sicht „falsche“ Entscheidungen zu akzeptieren und mitzutragen. Diese neue Haltung, weg von der Fürsorge hin zu einem beruflichen Selbstverständnis, ist die Voraussetzung von Empowermentarbeit.Die Frage, was richtig oder falsch ist und was der Gesundheit des Klienten zuträglich ist, tritt zurück hinter der Frage, was die Klient/innen wollen und was sie bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen unterstützen kann.

Buchtipp:

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D er Begriff „empowerment“ wird gerne, aber nicht ausschließlich

für psychisch erkrankte Menschen verwendet und am ehesten mit „selbstbefähigung“ oder „selbster-mächtigung“ übersetzt. In diesem artikel will ich ganz bewusst auf die grenzen und gefahren hinweisen, die bei einer „ermächtigung“ oder „Be-fähigung“ eines Menschen bestehen, der nicht im Vollbesitz seiner kräfte ist – und zwar ganz einfach mit der Be-gründung, dass Menschen unter be-lastenden situationen oft unvorher-sehbar reagieren.

Wohl alle Menschen kennen einen Zustand von angst, Trauer oder er-schöpfung, einen energieschub oder irgendwelche Fantasievorstel-lungen. Dies sind keine psychischen störungen im sinn einer Phobie, einer Depression, einer Manie oder einer Psychose. Trotzdem ist man diesen gefühlen ausgeliefert, kann sie nicht vom Verstand her steuern, seine reaktionen und entschei-dungen im Nachhinein oft nicht mehr verstehen, begründen oder erklären. Ist man dabei entschei-dungsfähig?

Wie „befähigt“ oder „ermächtigt“ – also stabil oder verantwortungs-bewusst sind Bergtourist/innen, die mit ungeeigneter ausrüstung oder trotz klarer Warnung vor Wetterka-priolen einen gipfel besteigen? Oder autofahrer/innen, die trotz Über-müdung oder alkoholkonsum ein auto lenken? sie gelten sicher nicht als „psychisch erkrankt“, aber, sind sie „selbstermächtigt“ oder „selbst-befähigt“?

Wie kann ich dann Menschen, die als „gesundheitlich beeinträchtigt“ gel-ten (körperlich oder psychisch), „be-fähigen“ oder „ermächtigen“, verant-wortungsbewusste entscheidungen für sich selbst zu treffen?

es liegt wohl auf der Hand, dass es dazu eine intensive Begleitung und Betreuung braucht. Dazu gehört eine gute Information über die Beeinträch-tigung, die Begleiterscheinungen, risiken, Früh- und spätfolgen (nicht durch die Medikamente, sondern ohne Behandlung!). sie muss berück-sichtigen, dass die wenigsten Betrof-fenen ihre situation richtig einschät-zen - man nimmt es nicht richtig wahr, und deswegen hält man es nicht für wahr! es fehlt also sehr oft die krank-heitseinsicht – nicht nur auf grund einer verständlichen ablehnung der krankheit, sondern weil man in die-sem Zustand ganz einfach „gefangen“ ist!

Bei dieser „einschränkung“ spielen viele Faktoren mit. Ich will versuchen, einige davon aufzuzählen:

die angst vor der krankheit - dagegen: Wunsch nach gesundheit

die angst vor sich selbst - und den Vorurteilen der anderen

die angst zu versagen - wie „(ohn)mächtig“ bin ich?

die sorge um die Zukunft – und die gegenwart???

die angst vor Nebenwirkungen – und die Wirkung?

die angst vor der angst, Medikamente zu nehmen…

Bei einer solchen Menge von sorgen kann man sich leicht vorstellen, dass

die urteilskraft und damit eine ver-antwortete entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Ohne kompe-tente Hilfe und Begleitung wird eine „selbstbefähigung“ oder „selbster-mächtigung“ kaum zu erwarten sein – nicht nur für Betroffene, sondern auch für professionell Tätige, für an-gehörige und andere Menschen im umfeld (arbeitskolleg/innen, Nach-barn, Freunde…). es-braucht die Bereitschaft und die Zeit der Profis, sich auf Betroffene als Menschen ein-z u l a s s e n , mit ange-h ö r i g e n offen zu re-den, in einer supervision selber Hilfe zu suchen.

es braucht Betrof-fene und angehö-rige, die den Profis vertrauen, weil sie diese Bereitschaft vermitteln, die bereit sind dazuzulernen, eigene Ängste und Vorurteile abzubauen, die eigenen gren-zen zu erkennen und anzuerken-nen, sich nicht an der „Last“ einer Beeinträchtigung zu orientieren, sondern an der „entlastung“ durch mögliche Hilfen für die krankheit oder störung,

die als unangenehme Lebensbeglei-ter/in aufgetaucht ist.

Das alles erfordert Zeit, und Zeit ist Mangelware. Das bedeutet also mehr Personal und damit mehr geld. geld ist angeblich knapp, vor allem für hilfsbedürftige Menschen.

Damit ergeben sich – unabhängig von der Lebensqualität der Betrof-fenen und der angehörigen - die letz-ten Fragen: was kann ich umsetzen, um „selbstermächtigung“, „selbst-befähigung“, „selbstvertrauen“ bei psychisch erkrankten Menschen und ihren angehörigen zu erreichen? gibt es ein „recht auf krankheit“? Wo en-det die Freiheit des einzelnen, dessen entscheidungsfähigkeit beeinträch-tigt ist?

„empowerment“ heißt also „Befähi-gung zu einer verantwortungsbe-

wussten, objektiven entscheidung für

die Bewältigung einer (nicht er-wünschten) Le-benskrise“. allein diese erklärung zeigt auf, wie komplex dieses Thema ist.

EmpowErmEnt kritisch BEtrachtEtmartin achmüller In der Psychiatrie

Ich sitze hier im Aufenthaltsraumund schaue auf die Menschen,

die vorüberziehen draußen auf dem Gang.Ich höre ihrer Schritte Klang.

Die eine geht ganz still und leise,der andere schlurft dahin,

ein Schlurfen wie von einem Greise. Ein Pfleger eiligen Schrittes kommt vorbei,

das Rasseln vieler Schlüssel klingt, als ob im Gefängnis ich sei.Eine schreit ganz laut:

„Das Gehirn hat man mir geklaut…!Nicht leben kann ich ohne Hirn!“

und betroffen klopft sie sich an die Stirn.

Ich sitze hier und schaue in den Aufenthaltsraum, drinnen Ärzte, Pfleger gestikulierend entscheiden,

über das Für und Wider unserer Leiden.Dort drüben sitzt ein Mann, ein Blick wie von einem Stier,

fragt sich wahrscheinlich auch: „Warum bin ich hier?“Einer läuft hin und her, wie der Panther im Käfig

Und die dort drüben auf dem Stuhl, ach sie ist so schläfrig.Ein Mann trippelt, es ist fast nicht auszuhalten,

dieses Getrippel, Getrappel, kann man es nicht abschalten?

Hier sitze ich, hier muss ich verbringen meine Zeit,hört denn niemand, wie meine Seele vor Traurigkeit schreit?

Bin so müde, kann nicht mehr,alles drückt mich nieder, es ist so schwer.

Warum nur, warum muss ich hier sein?Warum fühl ich mich so verlassen und allein?

Wer hat das Recht, mir meine Freiheit zu nehmen?Wer will mich hier in Sicherheit wähnen?

Wer bestimmt über mein Leben?Wer kann mir meine Freiheit zurückgeben?

Das darf ich doch fragen?Das darf ich doch sagen?

Darf ich überhaupt noch hoffen, noch wagen?

HermineMärz 2015

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„Du kannst das, was deine Tochter in ihrer Störung durchlebt, nie ganz ver-stehen, da müsstest du schon in ihren Schuhen unterwegs sein!“

D ieser satz, den mir ein lieber Bekannter mit großem ernst ans

Herz legte, ließ mich zuerst einmal sprachlos werden und stimmte mich nachdenklich. Was, ich soll meine Tochter nicht verstehen, ich, die schon am ausdruck ihrer augen glaubt zu erkennen, wie es ihr geht? und den-noch tappe ich immer wieder in die gleichen Fallen.

Wie oft habe ich die Leere in ihren au-gen gesehen und doch gefragt, wie es ihr geht, obwohl ich wusste, dass sie jetzt keine antwort darauf geben kann! ein inneres Bedürfnis, schnell zu helfen, jetzt das richtige zu tun, ließ mir nicht die ruhe, nur beglei-tend neben ihr zu sein.

Ihre Tränen, die schein-bar ohne erkenn-

baren grund still über

ihre Wangen flossen, erschreckten mich. Was kann denn so schlimm sein, dass sie weinen muss? Bin ich es, die an ihrem Zustand „schuld“ trägt, oder was ist denn schon wieder passiert? Vielleicht warte ich auf erlösende Worte wie: „es ist nicht so schlimm!“ oder „Mama, es geht schon wieder!“ aber wie soll es ihr gut gehen, wenn die angst die seele, den geist und den körper einnimmt, wenn das gan-ze spektrum der angstreaktionen sie im griff hat? Wenn sie empfindet, dass das auto von der anderen straßensei-te auf sie zurast? Dass schwere Äste des ach so schönen Baumes auf sie fallen und sie zu erdrücken drohen? Dass spinnen übermächtig aus einer ecke des Zimmers quellen, dass glit-zernde Vögel ihre schnäbel wetzen? Wenn die Herausforderung einer neu-en situation sie in die embryonalstel-lung zurückzwingt, wenn kein Laut über ihre Lippen kommt?

alles, was wir rundherum rational verstehen, ist im Zustand der angst nicht abrufbar. gut gemeinte rat-schläge sind einfach nur fehl am Platz - auch die, die aus dem Mutterherzen kommen.

es ist viel wichtiger, da zu sein mit der achtsamkeit, die verlangt, zu hundert Prozent hinter dem Men-schen zu stehen und ihm empa-

thisch zu begegnen. Das Bild von der Welt wurde auf den kopf

gestellt.

Ich selber musste viele meiner Ängste über Bord werfen, um wirklich helfen zu können.

eine meiner Ängste war, dass die Medikamente meiner Tochter mehr schaden als nützen könnten, dass sie von bestimmten substanzen abhän-gig werden würde. Ich habe durch sie gelernt, dass es für eine bestimmte Zeit und unter gewissen umständen ein großer segen sein kann, hilfreiche Medikamente zu haben.

Ich finde gegenüber anderen Men-schen jetzt klarere Worte, wenn sie versuchen, die situation psychisch erkrankter Menschen zu bagatelli-sieren. Da gilt es, Partei zu ergreifen und stellung zu beziehen, auch ohne fachliche ausbildung, „nur“ als mitbe-gleitende Person. Menschen, die die-se krankheiten nur vom Hörensagen kennen, müssen durch uns lernen, den ernsten Zustand der störungen und der krankheitsbilder zu verste-hen und mitzutragen. Menschen mit psychischen störungen brauchen achtsamkeit, ernstnehmen und eine adäquate Hilfe.

Wir angehörigen sollen uns immer wieder selbst fragen, was uns gut tut, was wir uns wünschen. es kann uns helfen, wenn wir uns die Tage und erlebnisse bewahren, die uns besonders erfüllt, betroffen, erstaunt oder dankbar gemacht haben. In graueren Zeiten können wir sie wie aus einer kleinen schatztruhe herausholen und uns selbst wie ei-nen regenbogen schenken. Wir können sie ja sehen, die Farben des regenbogens, oder?

Empowerment aus Erfahrung einer Angehörigen

was mich mEinE tochtEr lEhrtE...r. a.

a ller anfang ist schwer und der, mit einer psychischen krankheit

konfrontiert zu werden, umso mehr. Der realität fern gewesen zu sein und nun plötzlich wieder teilzuhaben, er-fordert Mut und kraft. Das schamge-fühl ist hoch und das persönliche Ver-halten in einer krise wird hinterfragt.

Verzweifelt sucht man nach grün-den und ursachen, die man selten bei sich selber vermutet. unglaublich viel Zeit und persönliche ressourcen gehen verloren, das „kreisdenken“ beginnt. Immer wiederkehrende The-men beherrschen die stunden und Tage, dieser Teufelskreis scheint nie zu enden. Das gute ist, er endet irgend-wann, zumindest meistens. Doch die Zeit dazwischen gilt es zu ertragen. Freunde und Familie sind dabei die wichtigsten stützen. Wie diese rolle genau definiert ist, weiß wohl kei-ner. Zuversicht und Optimismus sind zu vermitteln, alles andere ist wohl nebensächlich. es gilt, nicht den Teu-fel an die Wand zu malen aber auch nichts zu beschönigen.

„alles wird gut und das Leben geht wie gehabt weiter, die gesetzten Ziele blei-ben weiter vor augen“ ist in meinem Fall und den meisten anderen auch wohl fehl am Platz. Das Leben geht nicht einfach so weiter und nichts ist wie früher. es steckt verdammt viel arbeit dahinter und eine rückkehr ins gewohnte alltagsleben ist vielleicht gar nicht möglich. Damit meine ich das erlebte Leben vor der ersten krise. Jeder, der von einer schwereren psy-chischen krankheit betroffen ist, weiß wovon ich spreche. Die erinnerungen an die Leichtigkeit der vergangenen

„gesunden“ Tage sitzen noch im Nacken.

„Wann bin ich endlich wie früher, wer weiß al-les von meiner störung und, ich bin doch gesund.“ Die erkenntnis, dass man von einer schweren psychischen krankheit betroffen ist, der Weg stei-nig und schwer sein wird, ist einer der kernpunkte zur genesung. Dies zu ignorieren kann manchmal fatal sein. Das Motto sollte lauten: „Ich bin krank und weiß das, denke aber nicht oder sehr selten an meine krankheit.“ Im gegensatz das fatale Motto: „Ich bin gesund und weiß es eben nicht, denke aber indirekt sehr oft an meine krankheit.“

Dieser oft langjährige Prozess erfor-dert geduld, glück und kompetenz der behandelnden Ärzte. Letztere bilden sicherlich auch eines der schlüsselelemente im genesungs-prozess. Ohne gut dosierte Medika-tion ist die bipolare störung kaum zu „bezwingen“.

als Betroffener gilt es also zu reali-sieren: �) schwierige situation (die jedoch besser wird), 2) Bewusstsein krank zu sein.

Ich habe ca. zwei Jahre dafür ge-braucht und fast war es zu spät. Mein wichtigster genesungsschritt war wohl das knüpfen einer Freundschaft. er litt auch unter einer Form der bipo-laren störung und hatte viel mehr er-fahrung mit den psychiatrischen Dien-sten. seine Lockerheit war ansteckend und die attitüde alles hinzunehmen

sowie es ist, auch. Fast drei Jahre dauerte diese Phase mit sehr vielen langen gesprächen und ermöglichte es mir wieder in der gesellschaft Fuß zu fassen. Das gefühl nicht allein zu sein, jemanden zu haben der ähnliche erfahrungen teilt und in einer ähn-lichen situation lebt, ist gold wert. Zu zweit ist man wenigstens nicht allein und dies will wohl keiner sein.

Die genesung ist ein langwieriger Prozess, der so verschieden ist, wie verschieden die Betroffenen selbst sind. aktivitäten aller art (sportliche, künstlerische, kulturelle, berufliche usw.) sind von Nöten. gebraucht, ge-liebt und toleriert zu werden in der gesellschaft sind essentiell für einen „lebenswerten“ alltag. kommt dann noch ein wenig glück in der Liebe hin-zu sind die steine strategisch gut ge-legt, um einen annehmbaren Weg zu bestreiten. Doch die schritte trittfest zu setzen und nicht auszurutschen ist einzig und allein vom Betroffenen selbst abhängig.

Ich will betonen, dass dieser Weg nicht ganz einfach ist und viele blei-ben auf der strecke. Der großteil je-doch ist gut ausgerüstet, sei es durch glück, Intelligenz oder charakterei-genschaften, und schafft es.

Empowerment aus Erfahrung eines Betroffenen

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Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

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m ein sohn war 22 Jahre alt, als er eine psychiatrische Diagnose

bekam, die ich bereits von meinem Vater kannte.aber was für ein unterschied, ob es sich um den eigenen Vater oder den eigenen sohn handelt!es folgten 2 äußerst schwierige Jahre und dann – gott sei es gedankt – ein Jahr der stabilisierung und Orientie-rung in einem Bildungsprojekt der autonomen Provinz südtirol – PFIFF – auf das ich durch puren Zufall ge-stoßen war und das meinem sohn vor allem durch verschiedene Prakti-ka den Weg zurück ins ausbildungs- leben ermöglichte und Zukunfts-perspektiven eröffnete. Nach einem weiteren knappen Jahr wechselte er studienrichtung und nahm das studium wieder auf.

Der weg zurück ins Leben war geglückt.

Wenn ich an meine entwicklung als angehörige, als Mutter, denke, mei-nen Prozess von empowerment und emanzipation, kann ich ihn folgen-dermaßen beschreiben:Im ersten Moment dachte ich mir, hätte die krankheit nicht mich tref-fen können, ich war schon älter, hatte mehr Lebenserfahrung und war so anmaßend mir vorzustellen, dass ich auch besser damit hätte umgehen können, über mehr Wissen und „bes-sere“ Bewältigungsstrategien verfügt hätte.aber das war nicht möglich.

so versuchte ich meinen sohn zu überreden und zu überzeugen, wie wichtig es wäre, regelmäßig die

psychiatrischen Visiten wahrzuneh-men, alle möglichen therapeutischen angebote zu nutzen, von Tages- klinik, Psychotherapie, selbsthilfe-gruppen…

es fiel mir schwer zu sehen, dass er all das, was ich und die expert/innen als so wichtig und gut für ihn befunden hätten, ablehnte, dass er ja gar nicht krank war, sondern alle anderen und ganz besonders ich als seine Mutter, schuld an seiner Misere wären.

als ich ihn zum x-ten Mal für eine Teilnahme an einer gruppen-„Thera-pie“ gewinnen wollte, meinte er, er gehe nicht, aber ich solle und könne ruhig gehen.

und da war etwas dran!

es brauchte lange, aber irgendwann war ich soweit, den Weg in eine selbst-hilfegruppe für angehörige von Men-schen mit einer psychischen erkran-kung zu finden. gleichzeitig nahm ich für mich selbst psychologische Hilfe und unterstützung in anspruch. ebenso hatte ich das glück, gerade in dieser Zeit eine ausbildung in der schweiz mit kolleg/innen zu machen, die im psychiatrischen und sozial- psychiatrischen Bereich tätig waren und von ihnen dahingehend unter-stützt zu werden, auf mich, mein Le-ben, meine Bedürfnisse und Wünsche zu achten und mich nicht in der Für-sorge für meinen „erwachsenen“ oder sich auf dem Weg ins erwachsenen- leben befindenden sohn zu vergessen und zu verlieren. Das war keine leichte aufgabe, diese gratwanderung zwi-schen Begleitung, unterstützung und

Überfürsorge und erziehung. Mich hier abzugrenzen, auch den Profis ge-genüber und darauf zu bestehen, dass ich nach dreimaligem aufräumen und Putzen einer „verwahrlosten“ Woh-nung das nicht noch einmal machen würde, dass es für mich nicht in Frage kam, wieder mit meinem sohn zu-sammen in einem Haushalt zu leben, weil ich davon überzeugt war, dass das weder ihm noch mir gut tun wür-de, dass dies dem Prozess des Findens einer „erwachsenen“ Beziehungs- modalität zwischen Mutter und sohn im Wege stehen und uns wieder in alte, ungesunde, entwicklungshem-mende Muster führen würde.

Ich hatte viele gespräche mit den be-handelnden Ärzten und an eines erin-nere ich mich noch sehr gut. Da sagte der Psychiater zu mir, mein sohn wäre noch sehr jung und es gehöre dazu und er habe das recht, seine erfah-rungen mit der krankheit zu machen, sich dagegen zu wehren, sich gegen die psychiatrische Meinung und die Medikamentenverschreibungen zu stellen, es sei ein Lernprozess, der brauche Zeit und könne niemandem abgenommen bzw. abgekürzt wer-den. Da fiel es mir wie schuppen von den augen, denn dasselbe galt auch für mich.

auch ich befand/befinde mich in einem Lernprozess.

Ich lernte Verantwortung zurückzu-geben, Vertrauen zu entwickeln in die Lebensfähigkeiten meines sohnes, ihm zuzutrauen, ein erfahrungs- wissen im umgang mit der krankheit zu erlangen, seine ganz eigenen Be-

wältigungsstrategien zu entwickeln, mich zurückzunehmen mit schnellen ratschlägen, besser zuzuhören und da zu sein, wenn es mich brauchte/braucht. und das geht nicht von heu-

Erfahrungsbericht einer Angehörigen

mEin EmpowErmEntprozEssursula

te auf morgen, dazu gehört auch ab-schied zu nehmen von Vorstellungen, Bildern und erwartungen und offen zu werden für andere Möglichkeiten, die das Leben bietet.

Im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen habe ich gelernt...Martin achmüller

es braucht unheimlich viel geduldwir können nur versuchen, die Betroffenen zu verstehen; ganz gelingen

wird es vielleicht nur, wenn wir selber das gleiche durchgemacht habennicht zu viel reden (aber auch nicht zu wenig)trotzdem immer wieder das gespräch sucheneher nicht viel fragenich muss selber auch manchmal um Verständnis für

mich bitteneigene (Vor)-urteile in Frage stellen und revidiereneigene Ängste anschauen, besprechen und

abbauenes ist eher gefährlich, mich am krankheitsverlauf

anderer zu orientieren (den besseren wie den schlechteren)

ich kann manches oft besser einschätzen als die Betroffenen oder die Profis – aber garantiert nicht immer

die „schuldfrage“ weglassen – Vergangenes kann ich nicht ändern

ich muss grenzen setzen, mich selbst schützen, meine eigene Belastbarkeit, meine Zeit, meine kraft und meine kompetenz im auge behalten

die grenzen für den erkrankten sollten nicht zu eng gesetzt werden – er will eine gewisse Frei- heit, autonomie, selbständigkeit, braucht aber auch manchmal strenge kontrollen)

ich muss selber Hilfe suchen (in selbsthilfe- gruppen, bei „Profis“…)

Verantwortung abgebennicht alles hilft bei jedem Menschen

gleich„mit-leiden“ ist nicht dasselbe wie

„verstehen“oft können „außenstehende“

besser helfen als „Nahestehende“„angriffe“ sind nicht immer

gegen mich gerichtet, sondern oft auch gegen die situation

eine Besserung wird oft nicht realisiert (sowohl vom Betroffenen als auch vom angehörigen)

und vor allem ist mir eines klar: theo-retisch lassen sich diese Punkte leicht aufzählen, in der Praxis nicht immer so leicht umsetzen, vor allem bei den eigenen angehörigen.

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empowerment hat für mich ganz viel mit emanzipation zu tun, weil es für mich auch bedeutet, sich aus der „ab-hängigkeit“ von rein medizinischen erklärungsmodellen und medika-mentösen Heilungsvorstellungen zu befreien, sondern vielmehr zu akzep-tieren, dass diese einen wichtigen Beitrag leisten können, vieles an einer psychischen erkrankung aber unver-ständlich bleibt und es uns alle braucht – experten, Betroffene, angehörige, Freunde, ja die ganze gesellschaft – mit ihren ganz eigenen, unterschied-lichen Beiträgen - damit das Leben mit einer psychischen erkrankung ge-meistert und selbstbestimmt gestal-tet werden kann, damit psychisches anderssein als eine seinsmöglichkeit

von Menschen respektiert, wahr-

g e n o m m e n und seinen b e r e c h -

tigten Platz im gesell-

s c h a f t l i c h e n Leben einnehmen kann.

Foto: Sigrid Rossmann / pixelio.de

angehörige und Profis können die erde bereiten,

wachsen muss der Betroffene selbst!

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Zwangseinweisung im besten Fall womöglich nicht nötig. Hier sind die Fachleute gefragt, die den Betroffenen in diesem Falle respektvoll behandeln und nicht zack – Zwangseinweisung und fertig. Mir ist ganz wichtig, dass Patienten ernst genommen werden. Das gehört für mich zum empower-ment.

M. S.: Die Frage war, ob empower-ment mit Zwangsmaßnahmen ver-einbar ist. aus sicht der Profis ist dies nur eine Möglichkeit, wenn die alter-nativen nicht funktioniert haben. Wir wären natürlich alle froh, wenn es anders gehen würde, weil eine solche Maßnahme oft sogar ein Trauma mit sich bringt, das verarbeitet werden muss. Ich finde, dass die ressourcen nicht nur bei den Betroffenen und ih-ren Familien gesehen werden sollten, sondern vielmehr auch in der gesell-schaft. Diese sollte nicht wegschauen, sondern Betroffenen das gefühl ge-ben dazuzugehören.

Verband: Zurück zum empowerment als die ermächtigung oder die selbst-befähigung einer Person, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen…

R. A.: Ich denke, es geht darum, dass ich aufgrund eines anders-seins von bestimmten rechten abgeschnitten bin. Der Blick geht auf die Defizite, auf die Diagnose, der Betroffene wird in eine schublade gesteckt… von einer Person ist gar nicht mehr die rede, und die ressourcen, die noch da sind, treten in den Hintergrund. In dieser ganzen Beziehungsproblematik gibt es aber auch eine B e z i e -hungsfä-higkeit.

Was wollen wir sehen, die unfähigkeit oder die Fähigkeit? Das ist für mich der Dreh- und angelpunkt.

T. K.: es ist aber auch nicht gut, nur auf das zu schauen, was funktioniert, nur das Positive zu sehen. es geht al-lerdings um die realistische sicht und das Bewusstsein, dass nur ein Teil der Person krank ist und nicht der ge-samte Mensch. Man soll sich auch ein-gestehen, dass manches in einer krise nicht möglich ist, einfach nicht geht.

R. A.: Folgendes hat es mir als ange-hörige ermöglicht, meinen betrof-fenen angehörigen zu stärken: Für mich war es ein emanzipationsprozess gegenüber den Fachpersonen, da die-se mich eigentlich in eine ganz andere richtung unterstützen wollten. sehr viel auseinandersetzung war nötig und es brauchte sehr viel kraft, nein zu sagen, zu sagen, dass ich es anders sehe, dass ich etwas anderes bräuchte. Die gespräche in der selbsthilfegrup-pe haben mir dabei sehr geholfen. Für mich gehört „emanzipation“ zum em-powerment dazu. Betroffene und an-gehörige emanzipieren sich und stel-len sich von ihrem Wissen, von ihrer erfahrung, von ihrem Leben her auf augenhöhe, gleichberechtigt neben die experten.

M. A.: selbsthilfe allein ist noch nicht empowerment, sondern es ist eine von vielen Möglichkeiten, dieses zu fördern. aber ich gehe von den Be-

troffenen aus, die noch nicht bereit sind für den Besuch einer gruppe, für unterstützung, für Vertrauen. Da kann empowerment gefährlich sein, weil es heißt, ich gebe dir mehr Machtbe-fähigung, Möglichkeit, ressourcen, selbstvertrauen…

T. K.: Oder ich beschaffe sie mir durch selbsthilfe (Lesen, entspannung, Freunde…). Das wäre das Idealste.

R. A.: alles braucht seine Zeit. eine psychiatrische Diagnose ist immer ein großer schock. Dieses Nicht-wahr-haben-wollen machen alle Familien durch. es ist aber ein Prozess, der notwendig ist. Ich erhoffte mir an-fangs große Hilfe vom Psychiater, bis ich verstand, dass ich auch meinem sohn vertrauen muss, und dass er das recht hat, seine eigenen erfahrungen zu machen. er hat das recht zu sagen, ich gehe zum arzt oder ich gehe nicht. Mir wurde ebenso bewusst, dass er über die Jahre viel erfahrung mit sei-ner krankheit gesammelt hat, dass er selbst merkt, wenn etwas nicht stimmt. Der arzt hat seine Möglich-keiten, aber die, die der Betroffene hat, sind noch viel wichtiger, und auf die muss ich vertrauen. aber bis ich diese erfahrung als ressource erkannt habe, dauerte es.

T. K.: Mir fallen da konkret dein selbst-vertrauen, dein Vertrauen in deinen sohn und das Vertrauen zur rechten Zeit in die Fachkräfte auf. Das ist wich-tig, denn ohne Fachkräfte geht‘s nicht. empowerment bedeutet für mich, zu lernen, den anderen und sich selbst zu vertrauen. empowerment ist etwas, das mit der Zeit reift und was man nicht aufdrängen kann.

M. A.: eben braucht es so lange. Diese Zeit ist mir zu lange. Das Vertrauen ist die grundlage. Bei einer körperlichen, sichtbaren erkrankung wird an der Diagnose des arztes kaum gezweifelt,

bei einer psychischen er-krankung sehr wohl. Weil kein Vertrauen da ist.

R. A.: Das ist der Punkt: ich kann empowerment

Verband: Was ist eurer Meinung nach unter empowerment zu verstehen?

M. S.: Mein persönliches engage-ment im Behindertenbereich abseits meiner rolle als Mitarbeiterin im Psychiatrischen Dienst hat mir gezeigt, dass Betroffene in erster Linie sie selbst sein sollten, sich also nicht in ihrem Wesen verändern sollen, sich nicht an eine Norm anpassen müssen und das Ideal der vollkommenen gesundheit in Frage stellen können. sie sind wie sie sind, mit ihren stärken und schwä-chen. als Fachperson ist es für mich stimmig, mich im Bereich des empo-werments etwas zurückzuhalten und den Betroffenen zu vermitteln, dass sie im Prozess der selbstbefähigung auch ohne meine unterstützung auskom-men können. Ich finde das Vertrauen seitens der Fachpersonen gegenüber der selbsthilfe und ihrer autonomie sehr wertvoll. aber dennoch sind bei vielen Professionellen auch große Ängste und Vorurteile da.

M. A.: Zwischen psychisch erkrank-ten und körperlich beeinträchtigten Menschen besteht ein großer un-terschied in der krankheitseinsicht. Häufig lehnen psychisch leidende Menschen ihre erkrankung ab und somit auch eine Hilfe. Für mich ist das das gegenteil von empowerment. au-ßerdem brauchen auch angehörige empowerment. auch sie sollen befä-higt oder ermächtigt werden, etwas zu tun. Ich kenne empowerment als Befähigung des Betroffenen – auch

EmpowErmEnt - EinE BEgriffsannähErungEin spannender Trialog zum Thema

Bei der Recherche zu „Empowerment“ haben wir schnell festgestellt, dass es sich um ein sehr komplexes Thema handelt, bei dem es zahlreiche Aspekte, Meinungen, Vorstellungen… gibt. Wir haben uns deshalb mit einer Fachperson sowie Ange-hörigen und Betroffenen zusammengesetzt. Ziel dieses Treffens war es nicht, zu einem bestimmten Ergebnis und zu einem Konsens zu kommen. Der Meinungsaustausch stand im Vordergrund. Dieses spannende Gespräch in der Runde möchten wir euch hier in verkürzter Form wiedergeben.

durch Zwangsmaßnahmen – und als Befähigung der angehörigen, die kei-ne krankheitseinsicht zeigen.

R. A.: Ich sehe empowerment als die selbstbemächtigung problembetrof-fener Personen. Das ist der Teil, der mich interessiert, der, der aus der selbsthilfe entsteht. ein anderer Teil betrifft eher die professionelle unterstützung von autonomie und selbstgestaltung. Da-rin gibt es große unterschiede, wie ich mit dem Betroffenen arbeite: so dass ich z. B. von einem defizitorientierten zu einem ressourcenorientierten Blick übergehe. es geht um Vertrauen und wie ich die Personen dazu bringe, wieder die energie in sich zu spüren, etwas tun zu wollen, da sie oft durch diese „Überfürsorge“ oder Übervor-sicht und Nicht-risikobereitschaft in eine erlernte Hilflosigkeit und resigna-tion kommen. Laut meinem erleben geht von professioneller seite noch Vieles in die richtung: du hast diese krankheit, du wirst sie ein Leben lang haben, du wirst immer Medikamente nehmen müssen… aber zum glück gibt es auch erfahrungsberichte von Betroffenen, die eine andere realität aufzeigen. Ich glaube nicht, dass eine empowermenthaltung heute schon unter Fachpersonen vorausgesetzt werden kann.

T. K.: Ich denke, ein Mittelweg wäre gefragt. Die desillusionierte Haltung vieler Ärzte geht nicht, ebenso wenig kann man den Patienten in einer krise sich selbst überlassen.

Verband: Passt diese Haltung oder die Idee vom empowerment eigent-lich mit angewandten Methoden wie Zwangseinweisung, Zwangsmedikati-on, Fixierung... zusammen?

M. A.: gegenfrage: habe ich das recht auf gesundheit oder das recht auf krankheit? Habe ich auch das recht, die krankheit nicht behandeln zu las-sen - das recht, mich nicht behandeln zu lassen und dadurch mich selbst und andere zu gefährden?

R. A.: Die selbstgefährdung und ge-fährdung der anderen ist für mich sehr wohl ein Punkt, wo eine Zwangs-maßnahme ein Thema sein kann. Wo ich jetzt ein bisschen hänge, ist die aussage: „Das recht auf gesundheit, das recht auf krankheit.“ Wer hat hier die Definitionsmacht? Ich glaube, dass Betroffene auch das recht haben, die krankheit abzulehnen oder sich gegen die Diagnose zu wehren. Ist das wahr, was der Mediziner sagt, oder - und hier liegt für mich der kern vom empower-ment - hat das, was der Betroffene spürt, wahrnimmt, weiß, erlebt hat, neben der medizinischen sichtweise auch eine Berechtigung? Ist hier ein Dialog möglich? Wäre es möglich, den Betroffenen zu fragen, was er braucht oder unter welchen umständen er Hilfe annehmen könnte? eine Defini-tionsänderung kann oft schon bewir-ken, dass sich jemand helfen lässt.

T. K.: Wenn vorab achtsamer die si-tuation angegangen wird, ist eine

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nicht aufzwingen, und ich kann es nicht verschreiben. es ist ein Prozess, der irgendwann beim einzelnen einsetzt.

M. S.: aber woher kommt diese abwehr, nicht psychisch krank sein zu wollen? Das hat auch mit der gesellschaft zu tun. Deshalb heißt empowerment für mich auch, die gesellschaft ein stückweit zu sensibili-sieren.

T. K.: Die Zeit, bis em-powerment greift, wird vielleicht bei psychischen erkrankungen nie so kurz sein wie bei anderen krankheiten, aber durch die akzeptanz in der ge-sellschaft kann diese Zeit sicher ver-kürzt werden, vor allem auch, indem Betroffene und angehörige zur psy-chischen krankheit und somit zum psychisch erkrankten stehen.

R. A.: Ich habe mich oft gefragt, wes-halb körperliche und seelische Beein-trächtigungen bei den Betroffenen, aber auch in der gesellschaft so unter-schiedlich wahrgenommen werden. erst wenn sich mehr Betroffene wie auch angehörige trauen, nach außen zu gehen, könnten sie für andere zu Hoffnungsträgern werden. Das wäre für mich dann, wie in anderen Län-dern schon gang und gäbe, der Über-gang zum Peer-support. Menschen, die auf grund eigener Betroffenheit ihre erfahrungen anderen weiterge-ben und eventuell auch in diesem Bereich arbeiten. Was ja im grunde schon vorkommt, bloß weiß man es bei den meisten nicht. unter den Pro-fis im psychiatrischen Bereich gibt es viele, die sich nicht bekennen, weil sie die stigmatisierung durch die eigenen kollegen befürchten. Hier steht noch viel arbeit an, die sensibilität dafür zu schärfen, bis dies gesellschaftsfähig wird.

Verband: Weil sie „entpowern“ müssten, um den Betroffenen zu „em-powern“…?

M. S.: Wir Profis tun uns ganz schwer zu sagen, dass auch wir an einer psychischen erkrankung leiden können, weil dann die rolle Patient-arzt nicht mehr gegeben ist,

in Frage gestellt zu sein scheint. Wir

fragen uns auch oft, was wäre, wenn wir selbst eine Psychose hätten, was würden wir dann wollen? Ich habe schon überlegt, eine Patientenverfü-gung zu schreiben, wo ich festlege, wo, wie und von welchem arzt ich be-handelt werden möchte.

T. K.: gut, wenn euch Fachpersonen das gelingen sollte. als Betroffener habe ich diese Möglichkeit nicht. Die freie arztwahl ist ja schon lange ein Wunsch von uns.

M. A.: Für mich seid ihr da schon „empowert“. Wenn ich mich soweit damit beschäftigt habe, dass ich sa-gen kann, welche Behandlung ich dann möchte, dann habe ich so viel Power, dass ich nicht mehr viel empo-werment brauche.

Verband: Dann ist empowerment keine Methode, sondern eine Haltung, hat also mit selbstwert zu tun. und welche ist die Methodik dazu?

M. S.: Training und ausbildung zum Peer-Berater wäre z. B. eine Metho-de, weitere wären trialogische Tref-fen, Information, sensibilisierung, selbsthilfe, einsatz für die rechte… und was mir besonders wichtig ist, ist ein würdiger sprachgebrauch: sage ich „psychisch kranke“ oder

drücke ich es anders aus? Für alle wäre es sehr wichtig, zu lernen, im Dialog auf die eigene Wortwahl zu achten.

M. A.: es gibt Leute, die weit besser damit umgehen können, wenn man von „störung“ als von „krankheit“ spricht. Ändert nichts daran, dass die Person Beschwerden und Beeinträch-tigungen hat.

T. K.: Das sind „Luxusprobleme“, sich ewig den kopf darüber zu zerbrechen, was denn nun ein „schöner“ ausdruck wäre. Mir ist ein sensibler umgang mit dem erkrankten wichtiger. Die pas-senden Worte im umgang mit dem er-krankten sind deutlich wichtiger (!), als die perfekte krankheitsbezeichnung. gerade dann, wenn es jemandem schlecht geht, sollten sich die Leu-te bemühen, die richtigen Worte zu finden. unabhängig von psychischer erkrankung finde ich, diese art der kommunikation wäre für die ganze gesellschaft wichtig.

M. A.: Trotzdem fehlt mir immer noch der Betroffene, der noch auf dem Weg ist. Wie kann im Betroffenen das Ver-trauen und die Bereitschaft geweckt werden, sich helfen zu lassen? Ich glaube, man ist erst dann „empowert“, wenn man seine krankheit als Lebens-begleiter akzeptiert hat.

ex-IN ist die englische abkürzung für experienced Involvement - einbeziehung von experten aus erfahrung. In einer einjäh-rigen ausbildung reflektieren die Teilnehmer/innen ihr erfahrungswissen über psychische erkrankungen, ge-sundheitsfördernde Haltungen und erwerben sich eine Beratungs- und Begleitkompetenz.

Die Beteiligung psychiatrieerfahrener Menschen in Forschung, ausbildung, in psychiatrischen und sozialpsychiatrischen Diensten ist ein wertvoller Beitrag zur erweiterung und Verbesserung der Hilfsangebote für psychisch erkrankte Menschen. Diese Idee trägt inzwischen vielerorts Früchte und wir möchten auch hierzulande den Weg dafür bereiten.

Der Verband angehöriger und Freunde psychisch kranker organisiert dazu in Zusammenarbeit mit dem Psychiatrischen Dienst Bozen für alle Interessier-ten (Fachkräfte, Betroffene, angehörige, andere) einen ganztägigen Workshop als schnuppertag.

Datum: Freitag, ��. Dezember 20�5Ort: Psychiatrisches rehabilitationszentrum Bozen-gries, Fagenstraße 44/c - BozenAnmeldung: bereits ab jetzt beim Verband unter Tel. 047� 260 303 oder per e-mail [email protected]: 50,00 euro pro PersonSprache: der Workshop findet in deutscher sprache statt

Bitte ausführliches Programm beim Verband anfordern.

M. S.: aus meiner sicht liegt auch in dieser „Nichteinsicht“ eine Wahrheit. Ich will damit sagen, wenn man sei-nem gegenüber vermitteln kann, dass er irgendwie auch recht hat, dann kann er seine abwehr leichter aufgeben.

T. K.: Die Normalität in diesem anders-sein. Denn dies hat es immer schon gegeben.

M. A.: aber wer setzt die grenzen, von dem, was noch akzeptabel ist?

R. A.: Ich glaube, ab einem bestimmen Zeitpunkt muss man die entscheidung des Betroffenen einfach auch akzep-tieren. empowerment bedeutet nicht, dass die richtung vorgeschrieben wird, in die es gehen soll, und jemand ist dann gut „empowert“, weil er genau das tut. es bedeutet, dass der Betrof-fene entscheidet und dann auch mit den konsequenzen leben muss.

M. A.: aber psychisch erkrankte Men-schen sind vor allem in krisenzeiten

nicht urteilsfähig oder auch nicht entscheidungsfähig. Hier ist für mich die grenze der selbstbefähigung, der selbstermächtigung.

R. A.: eine Möglichkeit wäre, dass der Betroffene mit seinen angehörigen ein abkommen trifft und ihnen er-laubt, für ihn zu entscheiden, wenn er selbst nicht dazu in der Lage ist. Das wäre so eine Idealvorstellung von em-powerment.

T. K.: Wenn ich zwar die einsicht noch nicht habe, mein umfeld, meine ange-hörigen, meine Freunde aber schon, dann kann ich umso leichter die Dia-gnose akzeptieren, wenn sie von Men-schen kommt, denen ich vertraue.

M. S.: Mich würde interessieren, ob unsere gesellschaft Leute ohne krankheitseinsicht auffangen könnte. Dürfen die in dieser Phase auch so sein, wie sie sind? Die Idee, die für uns irrational ist, hat in sich ja auch eine Wahrheit. und wenn ich meinem ge-genüber das gefühl geben kann, dass

ich ihn anerkenne, ihm zuhöre, dann kann er sich auch meine Wahrheit an-hören, so sehe ich es in meiner arbeit. ressourcenorientiertes Denken ist mit sehr viel Druck verbunden – ich muss etwas können. aber was ist, wenn je-mand keine ressourcen mehr hat? Je-der sollte dann noch spüren können, dass er trotzdem wertvoll ist – auch für die gesellschaft.

T. K.: Ich hatte einen ganz tollen Psy-chologen. er hat mir gleich zu Beginn das „du“ angeboten. Für mich war das ein Zeichen, dass wir auf gleicher au-genhöhe miteinander sprechen. un-sere gespräche haben wir oft auch in der Bar weitergeführt. Mir hat es gut getan, dass die Behandlung auch übers gesprächszimmer hinausge-gangen ist. Das ist für mich ein tol-les Beispiel von empowerment von professioneller seite aus. aber auch ein akzeptierendes, wohlwollendes schweigen kann empowerment sein. Den Menschen einfach so sein zu las-sen, wie er ist.

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Wohn-mögl ichkeit

bedürfen. Das Thema wurde auch bei Landesrätin Martha

stocker deponiert und die Dienste und Verbände bemühen sich gemein-sam, eine Lösung für diese Problema-tik zu finden.

auch im koordinierungskomitee für die Psychiatrie Bozen, das sich im Mai traf und in dem der Psychiatrische Dienst, die sozialdienste, der Psycho-logische Dienst, der Verband angehö-riger und Freunde psychisch kranker vertreten sind, wurde neben vielen anderen Themen das Problem der mangelnden Wohnmöglichkeiten für chronisch psychisch erkrankte Men-schen besprochen und nach Lösungs-wegen gesucht.

Im koordinierungskomitee für die Psychiatrie Bruneck wurde dies ende Juni thematisiert. Dort möchte man der Problematik mit Wohngemein-schaften entgegentreten. Der Ver-band und auch die sozialdienste ziehen solche Projekte in erwägung. große Wichtigkeit wird auch auf die Betreuung jener Patient/innen ge-legt, die in altenheimen unterge-bracht sind. erster ansprechpartner bei schwierigkeiten ist jeweils der Hausarzt, der sich aber jederzeit an einen „Bezugspsychiater“ wenden kann. Dieses Modell entspricht auch der gängigen Praxis in Brixen.

mehr einBezug von Betroffenen

i m koordinierungskomitee für die Psychiatrie Meran, das sich eben-

falls ende Mai traf, war unter ande-rem die vom Verband veranstaltete Tagung „Psychisch gesunden – Ich werde aktiv“ Thema. Die rückmel-dungen waren durchwegs positiv und man möchte ge-meinsam

e in- bis zweimal jährlich trifft sich das Fachkomitee Psychiatrie un-

ter der Leitung von Dr. könig, Direktor des amtes für gesundheitssprengel. In diesem gremium sind die 4 Primare der Psychiatrischen Dienste vertreten, 2 Direktoren der sozialdienste der Be-zirksgemeinschaften, die Lichtung, der Verband und die Direktorin des amtes für Menschen mit Behinde-rung. Hier werden allgemeine und wichtige anliegen auf Landesebene besprochen.In der letzten sitzung im Juni brachte der Verband das Thema der Wohn-möglichkeiten für chronisch psy-chisch erkrankte Menschen ein. seit Jahren weisen wir, unterstützt von den Psychiatrischen Diensten auf die-se Problematik hin. es gibt landesweit ca. �20 Personen, die einer dauer-haften und betreuten

diese Linie weiterverfolgen. In

Zusammenarbeit mit dem Psychi-atrischen Dienst, den sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Burggrafen-amt sowie dem Verein Lichtung und der Dienststelle für selbsthilfegrup-pen des Dachverbandes organisieren wir ab November trialogische Treffen (siehe kasten links).

Weiters wurden die Weichen für eine Zusammenarbeit zwischen dem Psy-chiatrischen Dienst, dem Verband, dem Tagesclub Meran und dem so-zialsprengel salten schlern gesetzt, um einen Begleitdienst für psychisch erkrankte Menschen ins Leben zu rufen.

pfLegesiCherung

m it dem Landesgesetz vom Ok-tober 2007, „Maßnahmen zur

sicherung der Pflege“ wurde in südti-rol das Pflegegeld eingeführt. es hat bedeutende auswirkungen auf die Betreuungslandschaft gehabt und die Position der pflegebedürftigen Personen und der Familien gestärkt. Zusammen mit anderen akteuren des sozialbereichs wurden wir von der Provinz im vergangenen Mai zu einem Workshop eingeladen, um an verschiedenen Tischen stärken, schwächen und entwicklungsmög-lichkeiten der südtiroler Pflegesiche-rung zu besprechen, damit am system weitergearbeitet werden kann.

ein Problem, das unsere Zielgruppe betrifft, wurde in allen Workshops klar zur sprache gebracht und um Ver-besserung ersucht: die einstufung ist nicht für diese Patient/innengruppe zugeschnitten. Der erhebungsbogen berücksichtigt nicht die besonderen Bedürfnisse der Pflegesitua-tionen von Men-

Liebe Mitglieder,

ein Teil der arbeit des Vorstandes be-trifft die Vertretung der Interessen unserer Mitglieder im lokalen poli-tischen und gesellschaftlichen um-feld. Das heißt fast immer einen lan-gen atem zu haben, weil kurzfristige erfolgsmeldungen leider nicht sehr häufig sind.Dennoch möchten wir euch einige Beispiele für unsere Tätigkeit und den einsatz bei den politischen Vertretern des Landes, in den verschiedenen gre-mien auf Landes- oder Bezirksebene, in arbeitsgruppen und bei sonstigen sitzungen und Treffen geben.

Der Vorstand

schen mit psychischen erkrankungen und Diagnosen.

B ereits zum 6. Mal fand im Mai der koordinierungstisch sachwalter-

schaft statt, bei dem, neben Vertreter/innen verschiedener Landesämter, des Landesgerichtes, der sozialdien-ste, des Dachverbandes für soziales und gesundheit auch mehrere Ver-bände, darunter der unsere, mitarbei-ten. Bei diesem Treffen ging es unter anderem auch um die suche und ausbildung von ehrenamtlichen, die die aufgabe des sachwalters über-nehmen möchten. sachwalter/innen schützen Menschen, die im täglichen Leben vollständig oder teilweise handlungsunfähig sind und vertreten deren Interessen gegenüber Behör-den und privaten Vertragspartner/ innen. sie verwalten auch das einkommen und Vermögen und or-ganisieren, wo nötig, auch die medi-zinische Versorgung des Betroffenen. stets wird dabei darauf geachtet, die Handlungsfähigkeit möglichst wenig einzuschränken.

unserem Verband liegt dieses Thema sehr am Herzen. Öfters machen wir die erfahrung, dass Betroffene mit ih-ren sachwalter/innen nicht zufrieden sind oder ihm/ihr nicht vertrauen. ei-gentlich dürfte es kein Problem sein, sachwalter/in zu wechseln. Die Praxis zeigt aber etwas anderes. Bei der au-tonomen Provinz und auch bei der Volksanwältin hat sich der Verband für die einrichtung einer neutralen Beschwerde- bzw. schlichtungsstelle (Ombudstelle) eingesetzt, die in sol-chen Fällen vermitteln sollte.

TrialogBETROFFENE ANGEHÖRIGE FACHPERSONEN

Trialogische Treffen - erstmals auch in Südtirol/MeranDer Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker organisiert gemeinsam mit dem Verein Lichtung, der Dienststelle für Selbsthilfegrup-pen des Dachverbandes, dem Psychiatrischen Dienst Meran sowie der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt erstmals in Südtirol trialogische Treffen.

Menschen mit psychischen Problemen, deren Angehörige und im Bereich der psychischen Gesundheit tätige Personen, aber auch interessierte Mitbürger/innen treffen sich, nicht um übereinander, sondern um miteinan-der auf Augenhöhe über die eigenen Erfahrungen zu sprechen.

Durch das gegenseitige Zuhören und miteinander Reden wird ein Lernen voneinander möglich. In einem Klima von gegenseitiger Wertschätzung, Offenheit und Vertraulichkeit kann es zu wirklichen Begegnungen und einem tieferen, gemeinsamen Verständnis von psychischer Erkrankung kommen.

Das erste trialogische Treffen steht unter dem Thema

Was mir schon geholfen hat...

Datum: Donnerstag, 05. November 2015 Zeit: von 18:00 bis 20:00 Uhr (mit Pause)Ort: Fachoberschule „Marie Curie“, Mazziniplatz 1 in Meran Das Treffen findet in deutscher Sprache statt. Die Teilnahme ist kosten-los. Es ist keine Anmeldung erforderlich! Absolute Vertraulichkeit muss natürlich auch bei trialogischen Treffen gewährleistet sein: alles, was hier gesagt wird, bleibt im Raum.

Weitere, monatliche Treffen sind geplant.

Weitere Informationen bekommen Sie beim Verband unter der Telefonnummer 0471 260 303 oder per e-mail [email protected]

Seien Sie dabei! Wir freuen uns!

wohnmögLiChKeiten für ChronisCh psyChisCh erKranKte mensChen

saChwaLtersChaft

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anfang Juni trafen sich etwa 80 “akteure” des sozialwesens in

der Fortbildungsakademie schloss rechtenthal in Tramin. eingeladen waren öffentliche Vertreter/innen aus sozialwesen und sanität, Bezirks-gemeinschaften, gemeinden, sozi-algenossenschaften, die Verbände des Dachverbandes für soziales und gesundheit, so auch der Verband an-gehöriger und Freunde psychisch kr-anker und letztendlich die bunte Welt von Wirtschaft, Fortbildung, arbeit, Freiwilligenarbeit und sport zu einem sehr komplexen Thema: unsere Vision in den verschiedenen Bereichen, eben in krisenzeiten – vor allem finanziell, aber auch bezüglich Mitbeteiligung, Vertrauen, solidarität…

v on Freitag, �6. bis samstag, �7. Oktober 20�5 findet im Bil-

dungshaus Lichtenburg in Nals die 8. Internationale Psychiatrietagung in deutscher sprache statt. sie trägt den Titel „Psychiatrie der Zukunft?“ und bietet den Teilnehmer/innen die Möglichkeit, sich über die verschiede-

nen Themen und Projekte aus den be-teiligten Ländern zu informieren und erfahrungen auszutauschen.

auch die selbsthilfe nimmt dabei ei-nen wichtigen Part ein: unsere Vize-präsidentin Dr. renate ausserbrunner wird gemeinsam mit dem Vizepräsi-

denten des Vereins Lichtung einen Vortrag zum Thema „Über selbsthil-fe Betroffener und angehöriger zu mehr einflussnahme“ halten. außer-dem wird es unter anderem um tria-logisches arbeiten, die einbindung Betroffener in den Behandlungsweg und um konstruktiven umgang mit psychischen Problemen in der ar-beitswelt gehen.

Das genaue Programm und das an-meldeformular sind auf unserer Web-seite www.selbsthilfe.it abrufbar.

anmeldungen mittels anmeldeformular (innerhalb 30.09.20�5):Dr. evi Lechthaler, amt für gesundheitssprengelTel. 047� 4�8 08�, Fax 047� 4�8 099, [email protected]

Der Bus ist organisiert...

auf nach liEnz zum 7. osttirolEr sElBsthilfEtag D ie selbsthilfe Tirol Zweigstelle

Osttirol veranstaltet am sam-stag, 7. November 20�5, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Verband angehöriger und Freunde psychisch kranker, der Dienststelle für selbst-hilfegruppen des Dachverbandes für soziales und gesundheit sowie dem Verein Lichtung, ihren selbsthilfetag in der Wirtschaftskammer in Lienz.

Der heurige aktionstag bietet ei-nen Tag lang interessante referate und Workshops und damit nicht nur

Information, sondern auch praxis- orientierte Lösungsvorschläge.

Im Programm findet sich alles über umgang mit psychischen erkran-kungen und die grenzen und Möglich-keiten der alternativen der Heilung. und wir sind neben internationalen experten auch mit einigen referent/innen aktiv dabei. Das ausführliche Programm finden sie auf unserer Website www.selbst-hilfe.it. gerne können wir es Ihnen auch per Post oder e-mail zusenden.

Melden sie sich einfach!

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Anmeldung zur Fahrgemeinschaft im Reisebus

(innerhalb 22. Oktober 20�5 )beim Verband unter Tel. 047� 260 303 oder [email protected] Busfahrt wird von der selbsthilfe Osttirol gesponsert.

Wir fahren mit dem reiseunternehmenDomanegg.

Treffpunkte und abfahrtszeiten:5:30 uhr Meran, Praderplatz6:00 uhr Bozen, autobahnparkplatz Bozen süd6:45 uhr Vahrn, autobahnausfahrt7:�5 uhr Bruneck, Busbahnhof8:30 uhr ankunft in Lienz

Die rückfahrt ist für �7:00 uhr geplant mit voraussichtlicher ankunft in Meran gegen 20:00 uhr.

open space Raum, Zeit, soziales: die Gestaltung des sozialen neu denken!Lorena gavillucci

stärKere einBeziehung psyChisCh erKranKter mensChen in Dienste

u nser Verband war durch die Vizepräsi-dentin renate ausserbrunner vertreten,

die einen Workshop zum Thema „stärkere ein-beziehung psychisch erkrankter Menschen in Dienste” initiierte, an dem an die �0 Personen teilnahmen.

eine stärkere einbeziehung von Betroffenen ist wertvoll im sinne des Teilens von Verant-wortung und der steigerung von Partizipa-tion. aus der sicht der Mitarbeiter/innen be-deutet das nicht eine arbeitserleichterung, sondern eine Herausforderung. Für eine echte Betroffenenbeteiligung fehlen den Haupt-amtlichen oft die Instrumente. es bräuchte schulungen für beide seiten. Bei den Profis steht häufig die sorge, Macht mit Betroffenen teilen zu müssen, im Vordergrund. es wird die Frage nach dem stigma aufgeworfen, das es psychisch erkrankten Menschen so schwer macht, sich für mehr Beteiligung stark zu ma-chen.

Nach einem einführungsreferat von susanne elsen über „sozialraumorien-tierung“ konnten die Teilnehmenden eigene Fragestellungen einbringen und in kleingruppen besprechen. Mit der Methode des „open space“ wurden auf diese Weise �5 verschie-dene Themen bearbeitet. Die gesam-ten Protokolle der einzelnen grup-pen können auf der Internetseite des Landes (http://www.provinz.bz.it/so-zialwesen/service/2480.asp) abgeru-fen werden.

arbeit und Wohnen: sie sind un-auflöslich miteinander verbunden; beide braucht es für die Würde des Menschen, um sich den Wunsch eine Familie zu gründen, zu erfüllen, um Vertrauen beim Heranwachsen der kinder und Zukunftsperspektiven zu haben, und im alter eine angemes-sene Lebensqualität zu genießen.

Hinzu kommen Vorschläge für neue Wohnformen, die verschiedene ak-teure seit langem zu realisieren ver-suchen: „social-housing“, „co-housing“, Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen, weitere sofortlösungen des Zusammenlebens für bedingt selb-ständige Menschen mit einer stär-kung der eigenen kompetenzen, einer größtmöglichen autonomie und ei-ner aufteilung der Betreuungskosten. In vielen Zusammenhängen wird von „share economy“ gesprochen.Verbindung zwischen „sozialem“ und „sanität“: ein uralter Wunsch, der nicht nur einigen wenigen Frauen und Männern mit gutem Willen überlassen

werden darf. Mitarbeiter und Betreute haben strukturen und jahrzehntelan-ge Wege hinter sich, grundverschie-den von der erlebten realität, den Problemen, Bedürfnissen und Zustän-digkeiten der beiden Bereiche.

Im Zentrum der aufmerksamkeit müsste der Mensch stehen, nicht das system. Wenn man in allen ebenen an der Inklusion arbeitet, befähigt man die Betroffenen, die angehörigen und die professionellen Helfer/innen, die ressourcen zu erkennen. Dies wird zu einem gemeinsamen gespräch, das von den Psychiatrie-erfahrenen in den deutschsprachigen Ländern als „Trialog“ definiert wird. Hand in Hand damit geht die Forderung nach flexib-leren kriterien für die Bewertung einer Lebensqualität, die die spezifischen Beeinträchtigungen eines selbstbe-stimmten Lebens berücksichtigt und damit auch für die Zuteilung des Pflegegeldes herangezogen werden kann.

In gleicher Weise wird eine Planung im sozial- und gesundheitsbereich, die die territorialen realen gegebenheiten berücksichtigt gefordert: Verantwor-tung soll definiert werden, es braucht klare regeln und ansprechpartner im aufbau einer wirklichen „subsidi-arität“ sowie ein konzept eines „sozi-alsprengels“, der allen zugänglich ist, für einen „sozialraum“; auffangwillen, kein konkurrenzdenken sondern Zu-sammenarbeit; aufwertung der Ver-tretungen, die für alle da sein sollen, nicht nur für ein paar wenige.

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Eine Veranstaltung im Rahmen des Welttages in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „UP & DOWN“ und dem Filmclub Bozen. Anlässlich des Welttages finden vom 08. bis 10. Oktober 2015 weitere Veranstaltungen statt. Das ausführliche Programm ist in Ausar-beitung.

M aledimiele ist die Geschichte von Sara, einer 15-jährigen die an Magersucht erkrankt. Sara führt ein Doppelleben: auf der einen Seite spielt sie das brave Mädchen, ist fleißig und hat scheinbar keine Probleme, auf der anderen Seite lebt sie ein

Leben voller Zwänge, Selbstdisziplin und eisernen Regeln, mit denen sie ihrem Körper ein unerreichbares Idealgewicht aufzwingen will. Anfangs gelingt es Sara, das krampfhafte Fasten, das Laufen

im Park bis zur völligen Erschöpfung, die Stun-den in der Turnhalle, die Mahlzeiten, die sie im Mülleimer verschwinden lässt, vor ihren Eltern

und besten Freundinnen zu verstecken. Wäh-rend Sara dünner und dünner wird, fühlt sie sich

immer stärker, mächtiger, unbesiegbar. Als sie je-doch während eines Schulausfluges ohnmächtig

zusammenbricht, fliegt ihr Doppelleben auf.

im anschluss an den film ist eine Diskussionsrunde mit experten geplant.

Donnerstag,

8. oktober 2015

20:00 uhr

filmclub BozenDr.-streiter-gasse 8/d

ticket: 5 €Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=44lZnoXa6HE

WeLTTag Der PsycHIscHeN gesuNDHeITFilmpräsentation:

(in italienischer Sprache)

p ensionierung, höheres und höch-stes alter werden immer längere

Lebensabschnitte. Dabei bedrohen Verluste, Trauer und Involution die psychische gesundheit, und begünsti-gen das auftreten oder die Intensivie-rung psychischer störungen. korrekte Diagnosen und geeignete Therapien sind dabei die beste Vorbeugung von chronischen Verläufen. Dies erfordert die abgestimmte Zusammenarbeit von Psychiatrie, Neurologie, geria-trie, Innere Medizin und allgemein-

11. - 12.11.2015 - Deutsch-Italienische Psychiatrietage

Alterspsychiatrie – die große Herausforderung der Zukunftmedizin sowie verschiedener ein- richtungen wie seniorenwohnheime, selbsthilfe und Volontariat. Die Hei-lungsaussichten alter Menschen, die von affektiven, wahnhaften, psycho-organischen oder psychosomatischen Leiden, von suchterkrankungen oder suizidgefahr betroffen sind, sollen verbessert werden.

auskünfte und anmeldung:cusanus-akademie, Tel. 0472 832 204, [email protected]

Programm3. Deutsch-Italienische Psychiatrietage

Alterspsychiatrie – die großeHerausforderungder Zukunft11. und 12. November 2015

referent/innen aus Italien, Österrei-ch, Deutschland und der schweiz sprechen und diskutieren über dieses aktuelle Thema.

Das Programm mit allen weiteren Inforamtionen ist auf unserer Website www.selbsthilfe.it abrufbar.