Post on 28-Mar-2016
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20128,50 Euro
www.2012.atDas vielleicht letzte Magazin der Welt
Die UnschUlDigenMenschen, die wir nicht schützen konnten.
in tschernobylt. c. boyle
Nach der Atomkatastrophe
1673
Geschichten von den letzten Dingen
Das letzte zeugnis Der Menschheit
EndE
Der Homo sapiens, Herr über die Welt, Krone der Schöpfung, Ebenbild Gottes – was überlebt nach seinem Verschwinden, um von seinem Ruhm zu künden? Plastikmüll und atomarer Abfall.
W as tun Menschen nicht alles, um nach ihrem Tod in guter Erinnerung zu blei-ben, um ihrem Namen und Geschlecht
Ehre zu bereiten: Sie suchen neue Planeten, weil sie mal an Marsmenschen geglaubt haben (Seite 1633); sie schießen Wasserstoffbomben ins All, weil sie Wissenschaftler sind und JFK gerade US-Präsident ist (S. 1649); sie warnen vor einem töd-lichen Stern (S. 1557). Normalsterbliche hingegen machen digitale Familienfilme und -fotos. Milliar-den davon. Und jedes einzelne dieser Bilder der Erinnerung wird früher oder später verschwinden. In Tiefenspeichern und Archiven verrotten, auf Handymüllhalden und Festplattenfriedhöfen ver-rosten. Die Nachwelt wird dereinst von den Lebe-wesen der Plastikzeit sprechen, denn Kunststoffe werden – wenn längst alle Beweise menschlicher Existenz perdu sind – noch hunderttausende Jah-re überdauern. Und dann bleibt noch der letzte Zeuge (S. 1617): Uran-235 – mit seiner Halbwerts-zeit von 703 Millionen Jahren. Er wird davon be-richten, dass in einer relativ kurzen Zeitspanne relativ viel von diesem hochradioaktiven Element angereichert wurde. Wofür eigentlich? Und sind C
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die Plastikzeitmenschen deshalb ausgestorben? Andere wiederum wissen weder genau, als wes-sen man sich ihrer erinnern soll, noch, wer sie eigentlich sind (S. 1581). Oder ob sie den Welt-untergang überhaupt überleben wollen (S. 1545) – und falls ja, mit wem (S. 1535).
Die Neuen Zehn GeboteSollen wir unsere Daten mehr lieben als den Nächsten? Sollen wir uns sicherheitshalber weder von Gott noch von uns selbst ein Bild machen? Die Gebote fürs 21. Jahrhundert.
Also spielen sie ZerstörungAtomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion? Vor 50 Jahren brachten Politiker, Wissen-schaftler und Generäle die Welt an den Rand einer Apokalypse.
Botschaft des UnsichtbarenWer an ihn glaubt, nennt ihn Planet X. Die Sumerer hielten ihn für den zwölften Planeten. Existiert der geheimnisvolle Nibiru überhaupt? Und wenn ja, kommt er 2012, um die Erde zu zerstören?
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1633 1609 Die wir nicht schützen konntenBabys erlitten Missbildungen, Kinder erkrankten und starben an Krebs. Bilder nach Tschernobyl, die Sie schockieren könnten.
Versprechen des AtomsDie Kernspaltung sollte Land-schaften neu formen, Autos schier endlos antreiben und der Menschheit eine unerschöpfliche Energiequelle liefern. Doch die Euphorie endete in Enttäuschung und Angst.
Fakten des AtomsOb zu kriegerischen Zwecken oder zur sogenannten „friedlichen Nutzung“ – die Kräfte, die im Atomkern schlummern, übersteigen unsere Vorstellungskraft. Man muss ja schon Atomphysiker sein, um da intelligent mitreden zu können. Hier ist ein raἀscher Überblick.
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Von Seite 1676 bis 1513Inhalt #10 So lesen Sie 2012
2012 beginnt mit dem Ende. Mit Heft Nummer 12, auf Seite 2012 und zählt hinunter. Am Zwölften jeden Monats erscheint ein neues 2012. Bis Dezember 2012. Dann ist Schluss. Sie befinden sich in Nummer 10 – auf Seite 1671.
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Wer bist du? Was bist du?Der reale Krieg am Balkan zerstörte Häuser und tötete Menschen; der mentale Krieg zerstörte Seelen und vernichtete Heimat und Bewusstsein. Die postjugoslawische Identitätsapokalypse.
Mu-sho-sho-no-no kommtEin ZuluHeiler sieht für 2012 einen BeinaheCrash der Erde mit einem schrecklichen Stern voraus. Credo Mutwas Prognosen sind allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben.
In der ZoneAls sich ihnen nach beinahe drei Jahren die Gelegenheit bietet, in ihr verlassenes Dorf im Sperrgebiet um Tschernobyl zurückzukehren, zögern Mascha und Leonid keinen Augenblick. Eine Erzählung von T. C. Boyle.
Das Bunker-ExperimentAcht Tage Bunker. Zu zehnt auf 16 Quadratmetern. Bei 14 Grad nasser Kälte und bestialischem Gestank. Tag ist, wenn die Neonröhren leuchten. Nacht ist, wenn man nicht schlafen kann.
„Wer wollen Sie in 24 Stunden sein?“ Die Familie als lebenslanger Identitätsstifter bricht weg wie der lebenslange Beruf und Arbeitsplatz. Ein Interview mit Zukunftsforscher Andreas Reiter.
A bis Z der GerettetenWenn die Welt untergeht und nur 100 Österreicher überleben dürfen, wer sollte das sein? Und wen sähen Sie gerne gerettet?
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Das letzte Zeugnis
Das letzte Paradies
Die Letzten ihrer Art
Letzte Wünsche: Sebastian Vettel
Letzte Wünsche: Niki Lauda
Letzte Frage: Mia
Standards
Die
Sollen wir unsere Daten mehr lieben als den Nächsten? Sollen wir uns sicherheitshalber weder von Gott noch von uns selbst ein Bild machen? Manche Gebote sind zeitlos, andere gelten speziell fürs 21. Jahrhundert.Festgelegt von: Thomas Macho, Wiener Professor und Philosoph an der Humboldt-Universität zu Berlin
NeueNZehN
Gebote
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Du sollst glauben,meinetwegen an Gott, an einen Sinn, an die Sterne, an die Liebe – doch jedenfalls daran, dass es gut ist, am Leben zu sein. Glaube nicht, dass der Tod deinem Leben Gewicht und Bedeutung verleiht.Foto: Daniel Gebhart de Koekkoek
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Sie wundern sich über Physiker, die im Kernforschungszentrum CERN ein künstliches Schwarzes
Loch erzeugen wollen? Sie fragen sich, wie man zum Krieg gegen den Iran blasen und damit vielleicht einen globalen Konflikt auslösen kann? Dann werfen Sie einen Blick ins Jahr 1962 – schon damals sorgten Politiker, Wissenschaftler und Generäle dafür, dass
die Welt am Rande der Apokalypse stand.Text: Peter Hiess
Zerstörungspielensie
Nibiru – der Unsichtbare. Planet oder Raum-schiff? Humbug oder Aufruf, nicht an die unbekannten Götter eines fernen Himmels, sondern an sich selbst zu glauben?
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Die Botschaft Des UnsichtBarenWer an ihn glaubt, nennt ihn Planet X. Schon die uralte Zivilisation der Sumerer hielt ihn für den zwölften Planeten ihres Sonnensystems. Existiert der geheimnisvolle Planet Nibiru überhaupt? Und wenn ja, wird er 2012 kommen, um die Erde zu zerstören? Text: Mike Mandly, Illustrationen: Phillip Comarella, Salon Alpin
Der Beweis erfolgte kurze Zeit später durch den Mathematiker und Astronomen Anders Johan Lexell, der berechnen konnte, dass sich die Ent-deckung Herschels auf einer fast kreisförmigen Bahn außerhalb der Saturnbahn bewegte. Uranus war plötzlich da, machte Wilhelm Herschel zum berühmtesten Astronomen seiner Zeit und lieferte den weltweiten Startschuss für die Suche nach neuen Planeten.
Die nächste heiße Spur lieferte wieder Lexell. Er fand heraus, dass die Bewegung des Uranus durch ein anderes Objekt gestört wurde, und ver-mutete einen weiteren Planeten, dessen Position sich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststel-
A m 13. März 1781 beobachtete der britische Astronom Wilhelm Herschel im Garten sei-nes Hauses den Nachthimmel über Bath mit
seinem Teleskop. Zwischen den Sternbildern Stier und Zwillinge machte er eine interessante Ent-deckung: Da war etwas, was da nicht hingehörte. Zuerst dachte Herschel an einen Kometen, denn bis dahin dachte man, das Son-nensystem ende bei Saturn. Herschels Entdeckung veranlasste jedoch auch den königlichen Astrono-men Nevil Maskelyne zu neuen Überlegungen. Er sei verwirrt und könne nicht ausschließen, dass es sich bei dem Himmelsobjekt um einen Plane-ten handle, lies er am 23. April ausrichten.
Das
Die Kernspaltung sollte Landschaften neu formen, Autos schier endlos antreiben und der Menschheit eine unerschöpfliche Energiequelle liefern. Doch die Euphorie endete in Enttäuschung und Angst. Text: Georg Eckelsberger
D er trockene Wüstenboden blähte sich zu einer gigantischen, fast 90 Meter hohen Kuppel auf, bevor die riesige Erdblase
platzte und der Druck der Bombe zwölf Millionen Tonnen Gestein und Sand in den Himmel schleu-derte. Noch von eineinhalb Kilometer Entfernung verdunkelte die Staubwolke, die sich wie in Zeit-lupe bis zu einer Höhe von 3.600 Metern auf-türmte, beinahe den gesamten Himmel. Als der Staub sich gelegt hatte, blieb ein 100 Meter tiefer Krater im Wüstenboden zurück. Die Messgeräte der Militärs hatten einen Ausschlag von 4,75 auf der Richterskala verzeichnet – ein menschenge-machtes Erdbeben. 104 Kilotonnen Sprengkraft barg die Atombombe, die die US-Regierung am 6. Juli 1962 in der Wüste von Nevada vergraben ließ und dann zündete. Die Frage, auf die das Experiment Antwort geben sollte: Kann man Atombomben benützen, um Täler zu schaffen, Berge zu versetzen – schlicht: riesige Mengen Erde zu bewegen? Die Antwort lautete: Ja, man kann.
„Einige hundert Pfund Uranium und Thorium würden ausreichen, die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nord-
kanada, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln“, schrieb der deutsche Philosoph Ernst Bloch in seinem berühmtesten Werk „Prin-zip Hoffnung“. 1954 kam das Buch erstmals auf den Markt und zeugt heute von der Atomeupho-rie, die damals die Welt wie im Sturm eroberte. „Aus Wüste Fruchtland“ und „aus Eis Frühling“ könne man mit der Macht der Kernspaltung for-men, schrieb Bloch und ist damit bis heute der wohl am meisten zitierte Denker, wenn es gilt, die Aufbruchstimmung zu Beginn des Atomzeitalters zu beschreiben. Es waren aber nicht die wirren Utopien eines einzelnen fortschrittsgläubigen Phi-losophen, sondern die Pläne der weltweit besten Wissenschaftler, es waren die größten Hoffnun-gen der Menschheit: Das Atomzeitalter begann mit dem Versprechen, die Welt in wenigen Jahren zu einem besseren Ort zu machen, und führte sie stattdessen immer wieder direkt an den Abgrund. Bis heute hat sich die Wissenschaft nicht von die-
Das erste zivile AKW der Welt ging 1954 in Obninsk (100 Kilometer südlich von Moskau) in Betrieb. Das erste kommerzielle AKW des Westens folgte 1956 in Calder Hall (500 Kilometer nördlich von London) – jedoch mit einer zehnmal höheren Leistung als sein sowjetisches Pendant.
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Fakten des atoms
Ob zu kriegerischen Zwecken oder zur sogenannten „friedlichen Nutzung“ – die Kräfte, die im Atomkern schlummern, übersteigen unsere Vorstellungskraft. Man muss ja schon Atomphysiker sein, um da intelligent mitreden zu können. Hier ist ein grafischer Überblick.Grafiken: Birgit Lohmann
Nord- uNd MittelaMerika123 Reaktorblöcke
europa182 Reaktorblöcke
afrika2 Reaktorblöcke
SüdaMerika4 Reaktorblöcke
top 10 der atoMkraftAnteil an nationaler Stromerzeugung
Yucca MouNtaiN (NV), uSaderzeitiger StatuS: aufgeSchobeN, keiN baubegiNN fixiert200–425 Meter uNter der erde platz für 77.000 toNNeN hochradioaktiVeN atoMMüllS
Sierra del Medio, argeNtiNieNderzeitiger StatuS: aufgeSchobeN biS früheSteNS 2030geSteiNSuNterSuchuNgeN uNd Mach-barkeitSStudieN laufeN Seit 1986.
halbwertSzeiteN
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Die im Kernreaktor eingesetzten und durch Kernspaltung erzeugten Isotope sind unterschied-lich lange radioaktiv. Nach einer Halbwertszeit ist die Radioaktivität um die Hälfte gesunken.
= Kraftwerksstandort
8 tage29 Jahre30 Jahre24.110 Jahre703.800.000 Jahre
76 % Litauen
74 % Frankreich
52 % Slowakei
51 % Belgien
48 % Ukraine
42 % Ungarn
39 % Armenien
38 % Schweiz
38 % Schweden
37 % Slowenien
Fakten des Atoms1617
Asien123 Reaktorblöcke
noch gibt es kein einziges Atommüll-endlAger. nur diese Pläne:
ForsmArk, schwedenbAubeginn: 2015 Fertigstellung: 2023450 meter unter dem krAFtwerk ForsmArk im kristAllinen grund-gebirge
bure, FrAnkreichderzeitiger stAtus: ProbegrAbungen Fertigstellung: 2025500 meter unter der erde, 200 kilometer lAnges tunnelsystemPlAtz Für 150.000 tonnen Atommüll, dAvon 8.000 hoch rAdioAktiv
gorleben, deutschlAndderzeitiger stAtus: in erkundung (seit 1979) bAubeginn: Frühestens 2020der sAlzstock, in den dAs endlAger gegrAben werden soll, liegt gleich neben dem heutigen zwischenlAger.
olkiluoto, FinnlAndbAubeginn: 2004 Fertigstellung: 2020400–520 meter unter der erdePlAtz Für 5.000 tonnen hochrAdioAktiven Atommülls
300.000 tonnen hochrAdioAktiver Atommüll weltweit. Jährliches Plus: 10.000.
kosten eines AtomkrAFtwerksHat man einen Kernreaktor erst mal in die Landschaft gestellt, kommt der laufende Betrieb relativ günstig. Doch die Abriss- und Entsorgungskosten sind – sollte etwas schiefgehen – im Grunde unermesslich.
Österreich: 5 % Atomstrom im netz
Der gefährlichste Teil des nuklea-ren Abfalls muss für die nächsten 100.000 Jahre absolut sicher abgeschirmt werden. Erst dann ist die Radioaktivität auf ein harmloses Niveau gesunken. Heute lagert dieser Müll in ungeeigneten Zwischenlagern, meist in der Nähe der Kraftwerke. Für die wirklich endgültige Verwahrung wird zurzeit die Lagerung in geologischen Formationen favorisiert. Das heißt nichts anderes als: einen unglaublich tiefen Tunnel graben und zuschütten.
2010 64,3 terAwAttstunden verbrAuch, dAvon 3,5 twh imPortierter Atomstrom
erzeugt 7 twh/JAhr
Österreich
200 mio. euro/JAhr
z. b. grAFenrheinFeld, unterFrAnken
20 % mÖgliche gesAmteinsPArung bei verzicht der Österreicher AuF strombetriebene heizungen
3–5 mrd. euro 200 mio. euro Pro JAhr
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Die Zahlen: 830.000 meist junge Soldaten wurden als Liquidatoren nach Tschernobyl geschickt. 112.000 von ihnen sind heute tot. Ungezählte Neugeborene hatten Missbildungen, viele Kinder erkrankten oder
starben an Krebs. Wir zeigen, wie die Wahrheit aussieht. Sie könnte Sie schockieren.
konnten
Plutonium-239 strahlt weiter – seine halbwertszeit beträgt 24.110 Jahre,bei uran-235 sind es 703,8 millionen Jahre. die seiten dieses hefts reichen nicht aus, um diese länge darzustellen.
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sValia Voronkova ist eines von tausenden Kindern aus Weißrussland und der Ukraine, die infolge der Explo- sion von Reaktorblock 4 in Tschernobyl genetische Schäden und Verstrahlungen erlitten haben. Bei Valia musste das rechte Bein erst vom Knie abwärts, später zur Gänze amputiert werden. Die mit dem Friedens-nobelpreis ausgezeichnete Ärztevereinigung IPPNW schätzt, dass über 600 Millionen Menschen gesund-heitlich von Tschernobyl betroffen sind.
In der ZoneAls sich ihnen nach beinahe drei Jahren die Gelegenheit bietet, in ihr verlassenes Dorf im Sperr-gebiet von Tschernobyl zurück-zukehren, zögern Mascha und Leonid keinen Augenblick. Eine Erzählung von T. C. BoyleIllustrationen: Sascha Vernik
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Wer bist du? Was bist du?
Die postjugoslawische Identitätsapokalypse. Der reale Krieg zerstörte Häuser und Brücken, tötete Menschen, aber der mentale Krieg zerstörte Seelen, vernichtete Heimat und Identität und ließ nicht nur Vertriebene ohne ihr Zuhause zurück.Eine Reportage von Teresa Reiter
Zulu-Krieger. Warten auf die Wiederkehr des großen Sterns im Jahr des Roten Bullen. B
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Jahr 2012Ein Zulu-Heiler sieht für dieses Jahr einen Bei-nahe-Crash der Erde mit einem schrecklichen Stern voraus. Credo Mutwas Prognosen sind allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben.Text: David Signer
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Wirtschaft – von klar abgetrennten Zielgruppen lässt sich schon länger nicht mehr sprechen. Die- se Segmentierung der Gesellschaft hängt vor allem mit der starken Individualisierung der vergange- nen Jahrzehnte zusammen. Der flexibilisierte, ver- änderliche Lebensstil wird zum Leitmotiv. Die Fami- lie als lebenslanger Identitätsstifter bricht ebenso weg wie der lebenslange Beruf, der lebenslange Arbeitsplatz.
Von Ewigkeit ist keine Rede mehr?
Nicht in der Liebe und nicht in der Arbeit. Wir den- ken und handeln nur noch in relativ kurzen Zeit-einheiten, in Lebenszyklen: Serielle Monogamie und serielle Jobs sind die dominierenden Muster der Patchwork-Biografie unserer Zeit.
Klingt nach einem Domino-Dasein?
Wir werden nicht automatisch unfreier dadurch. Prinzipiell vermehren sich unsere Möglichkeiten, aber auch unsere Unmöglichkeiten. Es vermehren
2012: Soziologen sprechen von der Atomi- sierung der Gesellschaft. Was meinen sie da-mit? Zerfällt unsere Gesellschaft tatsächlich in immer kleinere Einheiten?
Andreas Reiter: Die Gesellschaft im Westen fächert immer stärker aus, sie atomisiert sich – zu-mindest vorübergehend. Die kleinste gesellschaft-liche Einheit, die Familie, verliert ihre traditionelle Form und zerfällt – auch wenn sie sich dann wie-der neu organisiert. Jede zweite Ehe wird heute geschieden. Patchworkfamilien und Singles auf Zeit sind die Norm. In Wien leben über 46 Prozent der Bewohner in Einpersonenhaushalten, in der EU bestehen drei Viertel aller städtischen Haus-halte aus ein bis zwei Personen. Diese – wenn Sie so wollen – Atomisierung hat natürlich massive Auswirkungen auf die Gesellschaft …
… das Volk wird unkontrollierbarer?
… und unberechenbarer. Die Unordnung wird zur neuen Ordnung. Das gilt besonders für die
„Wer Wollen Sie in 24Stunden
Sein?“Wer sagt uns, wer wir sind? Die Familie als lebenslanger Identitätsstifter bricht ebenso weg wie der lebenslange Beruf und der lebenslange Arbeitsplatz. Was wir Identität nennen, wird immer kürzer und kleiner, sagt Zukunftsforscher Andreas Reiter.Interview: Boro Petric, Bild: Laura Karasinski
Wie lebt es sich nach der atomkatastrophe?
das eXperi mentAcht Tage Bunker. Zu zehnt auf 16 Quad-ratmetern. Bei 14 Grad nasser Kälte und bestialischem Gestank. Bei Dosenfutter und „Mensch ärgere Dich nicht“. Tag ist, wenn die Neonröhren leuchten. Nacht ist, wenn man nicht schlafen kann. Das extreme Experiment eines fragwürdigen Überlebens nach der Atomkatastrophe.Text: Christian Hackl
Das Experiment1545
1. Tag22 Uhr: Es ist so weit. Seit einer Stunde bin ich in einen Bunker gesperrt. Mit neun, bis auf zwei Ausnahmen bisher fremden Menschen, sechs Me-ter unter der Erde. Zehn sind wir, auf 16 Quadrat-metern. Ich hab mir mein neues Zuhause schon genau angesehen. Das dauert ja nicht lange. Ein winziges Vorzimmer, dann der eigentliche Bunker sowie ein schmaler Gang, in dem sich der Brun-nen befindet. Eine dicke, von innen ver-sperrbare Eisentür trennt uns von der Außenwelt. Den Schlüssel habe ich in meiner Jacke. Sie werden jetzt sagen: Na gut, dann kann man ja jederzeit wieder raus. Leider nicht. Denn die Dogge des Bunkerbesitzers ist auf Gurgel- und Genickbiss abgerichtet und stellt somit ein fast unüberwindbares Hindernis dar. Wer ihrem Herrl allzu heftig die Hand schüttelt, ist ein toter Mann. Der Besitzer des Bunkers will übrigens anonym bleiben. Er hat Angst, im Falle eines Atomunfalls könnten Hunderte Menschen seinen Schutzraum stürmen. Also nennen wir ihn Herrn Maier. Herr Maier hat uns alle technischen Geräte erklärt. Die Luftpumpe, die man alle hal-ben Stunden einschalten soll, das Funkgerät, die Kochplatte, das Radio und das Telefon. Zur gro-ßen Freude aller gibt es auch einen Fernseher. Lebensmittel sind ausreichend vorhanden. Lauter Dinge, an denen man im Supermarkt normaler-weise vorbeigeht, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Während ich diese Zeilen schreibe, rich-ten sich die anderen häuslich ein. Die Betten – an den Wänden befestigte, ausklappbare Bretter – sind auch schon gemacht. Ich glaub, richtig warm werden kann ich mit den Typen nicht. Gut, dass mein Bruder Peter und unser Fotograf Manfred Klimek mit von der Partie sind. Es wird schon schiefgehen.
2 Uhr: Eine Woche lang, oder 168 Stunden, sol-len wir hierbleiben. Ich glaube nicht, dass wir das schaffen. Irgendetwas wird passieren: Entweder dreht einer durch, oder wir verbrennen alle. Neun von uns rau-chen, und da kann es schon passieren, dass einer vergisst, seine Zigarette auszudämpfen. Wir müs-sen was gegen die Raucherei unternehmen. Die Luft ist zum Schneiden. Die Luftpumpe bemüht sich zwar, aber sie packt’s nicht ganz.
2.15 Uhr: Ich kann nicht schlafen. Irgend-jemand schnarcht wie ein Nilpferd, alle zehn Mi-nuten geht einer pinkeln. Der Klimek liegt links
neben mir und lallt was von „Ich will heim“ und „Mein Schlafsack stinkt“. Er hält mich für einen Optimisten, weil ich überzeugt bin, dass ich es länger als 48 Stunden aushalte. Es ist gut, dass wir noch nicht sehr stinken. Scheißen war auch noch keiner. Ich will die Scheiße zurückhalten, bis ich platze. Mein Bruder Peter, rechts neben mir, meint, dass es keinen Sinn hätte, die Unter-hosen zu wechseln, man könne es sich damit si-cher nicht verbessern. Gute Nacht!
2. Tag 12 Uhr: Ich finde mein Zahnbürstl nicht. Hat wer mein Zahnbürstl gesehen? Fragt der Günther, ob es ein rotes ist. Ja, es ist ein rotes. Sagt er: „Na, des hob i net g’sehn.“ Ich hätte ihm gerne eine geschmiert, hab mir’s dann aber anders überlegt und gelacht. Die Schmähs hier sind überhaupt nicht besonders. Der Klimek, mein Bruder und ich, wir verstehen uns prächtig. Die anderen fin-den unsere Witze eher nicht lustig, was natürlich nicht stimmt, sie sind lustig. Ein Beispiel: Sitzt ein schwarz gekleideter Mann in der Straßenbahn. Schwarze Stiefel, schwarzes Hemd, schwarze Maske, schwarze Hose, schwarze Handschu-he, schwarzer Hut, schwarzer Gürtel und zwei schwarze Pistolenhalfter. In diesen stecken zwei Tuben Senf. Fragt ihn ein anderer Fahrgast zö-gernd: „Bist du net der Zorro?“ Sagt er darauf läs-sig: „Na, dass das scho merkst.“ – „Oba warum hast du dann an Senf in den Pistolenhalftern?“ Sagt der Zorro: „Weil ihr olle Wiaschtln sads.“
18 Uhr: Bisher habe ich es nur als lästige Pflicht betrachtet, ein Tagebuch zu schreiben. Jetzt ma-che ich es zum ersten Mal gerne. Nicht einmal in der Pubertät habe ich eines gehabt. Apropos Wimmerln: An der rechten Schläfe wächst mir ein riesiges. Ob es am Bunker liegt, weiß ich nicht. Es geht mir ziemlich schlecht. Die erste Nacht war lang, kalt und feucht. Es ist ständig Nacht. Ich habe jedes Gefühl für Zeit verloren. Sie haben sicher schon gemerkt, dass meine Tage nicht von 0 bis 24 Uhr dauern, sondern von irgendwann bis irgendwann. Hier ist vollkommen egal, wie spät es ist. 14 Grad haben wir in unse-rem Loch. Die Kälte wäre nicht so arg, wenn sie trocken wäre, aber nein, sie ist feucht. Sie kriecht dir ganz langsam, so dass du es kaum merkst, in alle Glieder. Ich schlafe mit der Lederjacke und stopfe den Schlafsack mit Zeitungspapier aus. Dennoch bin ich in der Früh patschnass.
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Wenn die Welt untergeht und nur 100 Österreicher überleben dürfen, wer sollte das sein? Wir haben eine Reihe von Persönlichkeiten gefragt:
Philosophen. Olympiasiegerinnen. Konditormeister. Professorinnen. Filmemacher. Formel-1-Moderatorinnen. Lesen Sie selbst, auf wen unsere
Auskunftspersonen verfallen sind. Und treffen Sie Ihre persönliche Entscheidung: Wen sähen Sie gerne gerettet – die eigene Person und
Familie mal ausgenommen. Textkurator: Christian Ankowitsch, Illustrationen: Laura Karasinski
Vorschau auf Heft # 09
Gibt es eine andere Welt?
Ja, da ist jemand! Das ist keine Frage. Die Frage ist bloß: Wo? Und waren sie schon hier? Sind sie es noch? Und werden sie uns was tun? Die Außerirdischen. Müssen wir uns fürchten? Oder dürfen wir hoffen, dass sie uns eines Tages retten werden?Das nächste vielleicht letzte Magazin der Welt erscheint am 12. 4. 2012.
Evakuierungspläne für unseren Planeten
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