2627KBL18 - Erzabtei Beuron

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18 · 2007 Konradsblatt

27Ausstellung

Gemeinsam mit dem Städti-schen Museum Engen lädt dasKonradsblatt zehn Leser zumBesuch der Ausstellung ein.

Wer an der Verlosung derfünf mal zwei Eintrittskartenteilnehmen möchte, schreibebis 14. Mai an: RedaktionKonradsblatt, Stichwort: „Be-uron-Ausstellung“, Postfach21 02 48, 76182 Karlsruhe.

Harald Siebenmorgen, der Di-rektor des Badischen Landesmu-seums in Karlsruhe, hat schonfrüh auf die künstlerische Vorrei-terrolle Beurons hingewiesen. Ei-ne Ausstellung im Kloster selbst(„Beuroner Kunst in der WienerSecession“; Konradsblatt 46/ 2005)arbeitete diesen Aspekt vor zweiJahren beispielhaft heraus. Diejetzige Schau im Städtischen Mu-seum Engen geht noch einenSchritt weiter: sie bezeichnet dieBeuroner Malermönche aus-drücklich als Avantgardisten – damit wird ein Begriff verwen-det, der eigentlich erst viel spä-ter, für die modernen Kunstent-wicklungen des 20. Jahrhundertsgeprägt wurde.

Gerade Peter Lenz hat wirklichrevolutionär Neues gebracht.Den Anstoß dazu gab seine Ent-deckung der altägyptischen

Kunst. In einer Bibliothek inRom fielen ihm 1864, Jahre vorseinem Eintritt ins Kloster, ent-sprechende Bücher in die Hände.Es muss eine „Erweckung“, ein„Offenbarungserlebnis“ gewesensein, sind sich die Experten einig.Die ägyptische Kunst war nachLenz’ Auffassung der SchöpfungGottes am Nächsten. Folglichmüsse sie auch das Maß für jedechristliche Kunst sein.

Ausgerechnet dieser Blick zu-rück wurde zum Neuaufbruch.Lenz richtete sich fortan formalam Vorbild der Ägypter aus. SeineKunst wurde streng, flächig, über-haupt geometrisch konstruiert. Soetwas hatte die (Kunst-)Welt nochnicht gesehen. Sie war geprägtvom Naturalismus; es ging –

überspitzt gesagt – darum, dieWelt möglichst getreu abzubilden.Nun kam einer, dem der korrekteFaltenwurf eines Gewandes, dasdramatische Erzählen oder dieTiefenwirkung von Bildern egalwaren. In mehreren Gegenüber-stellungen zeigt die Schau, welchgewaltiger Schritt dies war. PeterLenz hat vorweggenommen, wo-mit Jahrzehnte später etwa derJugendstil begeisterte.

Lenz war in seiner Kunstauf-fassung radikal. Entsprechendstieß er auf Widerstände. „Wohinverirrt sich Ihre Fantasie?“,fragte selbst seine Förderin Ca-therine von Hohenzollern. Aus-führlich dokumentiert die Aus-stellung, zu welchen Kompromis-sen Lenz immer wieder gezwun-gen wurde – bis seine „ägypti-

„Wohin verirrt sich Ihre Fantasie?“

Catherine von Hohenzollern,1871 in einem Brief an Lenz

Karten zu gewinnen

sche, unchristliche Kunstrich-tung“ im Jahre 1874 durch denAbt offiziell verworfen wurde.Der Aufbruch in die Modernewar vertagt.Vorerst.

Die Ausstellung

„Avantgardist und Malermönch– Peter Lenz und die BeuronerKunstschule“ ist noch bis 1. Juliim Städtischen Museum Engenzu sehen. Der aufwändigeKatalog kostet 22,50 Euro.

Informationen unter: www.engen.de sowie unter der Telefon-nummer (0 77 33) 50 22 11.

Am Sonntag kommenderWoche, 13. Mai, findet um 19 Uhr im Begleitprogrammder Ausstellung ein Gregoria-nisches Konzert statt. DieSchola der Erzabtei Beuronunter Leitung von Pater Ste-phan Petzolt trägt Gesängeder Osterzeit vor.

Christliche Ikonografie und antik-ägyptische Formensprache. In diesem Entwurf zu einem Wandbild einer Pietà(1865) zeigt Peter Lenz den toten Christus wie eine Mumie „bandagiert“.

Als „Isis-Madonna“ hat Lenz selbstdiese Statue der Muttergottesbezeichnet. Das Vorbild der alt-ägyptischen Kunst ist überdeutlich.

Obwohl Lenz bei diesem Entwurffür einen Engel (1874) zu Kom-promissen gezwungen wurde,zeigt sich darin die Modernitätseiner Kunstauffassung.

2627KBL18 27.04.2007 13:37 Uhr Seite 3