Post on 07-Feb-2018
Allgemeines (1)
� Transkription = „Verschriftlichung von akustischen oder audiovisuellen Gesprächsprotokollen nach festgelegten Notationsregeln“ (Uni Freiburg � Online-Tutorial)
� versch. Stellen eines Gesprächs simultan vergleichbar
� leichterer Überblick wird geboten
� Ermöglichung einer extensiven und beliebig oft wiederholbaren Analyse eines sprachl. Phänomens
� Ziel: „Originalgeschehen im Verlauf der Datenauf-bereitung möglichst authentisch zu erhalten“
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Allgemeines (2)� Gesprächsanalyse: seit 60er/70er Jahren
� Transkription von Interaktion in natürlichen Situationskontexten = Voraussetzung in Linguistik sowie Soziologie, Psychologie, Pädagogik etc.
� eigenes Transkriptionssystem erforderlich
� Problem: verschiedene Notationskonventionen
� Oberflächliche Zukenntnisnahme der Daten
� Vorschläge für einheitliches gesprächsanalytisches Transkriptionssystem ohne theoriegebundene Vorannahmen � Mindeststandard (Basistranskript) erforderlich (weiter ausbaufähig)
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Transkriptionsprinzipien
und -kriterien
� Ausbaubarkeit und Verfeinerbarkeit (Zwiebelprinzip)
� Lesbarkeit
� Ökonomie und Eindeutigkeit
� Robustheit
� Ikonizität
� Relevanz
� Kompatibilität mit anderen üblichen Systemen
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Aufbau
aus zwei Teilen aufgebaut:
● Transkriptionskopf
● Gesprächstranskript
� Basistranskript(Festschreibung gesprächsanalytischer Mindeststandards)
� Feintranskript
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Transkriptionskopf
� Herkunft, Zugehörigkeit, Name des Gesprächs
� Tag, Ort und Dauer der Aufnahme
� Namen der Aufnehmenden / Transkribierenden
� Situationsbeschreibung, z.B. Interview etc.
� Teilnehmerrollen, z.B. Lehrer und Schüler
� Teilnehmerbeschreibung: Kürzel, Geschlecht,
Alter, Beruf + relevante Infos (z.B. Dialekt)
� Gesprächsverlauf (Art Inhaltsangabe)
� Ggf. Hinweis auf Bearbeitungsstand
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Für Publikationen� Transkriptionskopf verkürzt
● Namen: Transkript und Autor
● Gesprächstyp
● Ausschnitt: Anfangs- und Endzeiten (wenn verfügbar)
● Situationsbeschreibung: (( ))
● stimmliche / sprachliche Besonderheiten
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Allgemeine Struktur des Gesprächtranskripts
● Nacheinander auf dem Papier = N. in der Zeit1) äquidistante Schrift (z.B. Courier),
Tabullatoren vermeiden2) generelle Kleinschreibung (groß = Akzent)3) Nummerierung der Zeilen beginnend mit „01“4) Nr., 3 Leerzeichen, Sprecherkürzel, 3 Lz, Text5) Basistranskript erweiterbar (z.B. Prosodie)6) Übersetzungen für fremdsprachliche
Publikationen: kursiv unter entspr. Zeile7) Für Analyse relevantes Phänomen: „—> “
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Basistranskript� Aufbau
� Wiedergabe des Wortlautes
� Minimale prosodische Transkription
� Überlappungen und schnelle Anschlüsse
� Pausen und Dehnungen
� Abbrüche
� Para- und nonverbale Aktivitäten (z.B. Husten)
� Interpretierende Kommentare
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1) Wiedergabe des WortlautesSegmentale sprachliche Transkription
� „Literarische Umschrift“- Ohne phonetische Symbole- Verschriftlichung erfolgt normkonform,d.h. entsprechend der Standardsprache (oderdes Dialektes)
� das/daß = /dat/ = „dat“ (nirgendwo standardkonform = gleich)
� nicht = /nich/ / „nich“aber: lustig = /�/ = „lustig“(normkonform), nicht: “lustich”- außer der Sprecher wechselt zwischen 2Variantenz.B. lustig vs. lustich (süddt.)
lustig vs. lustik (norddt.)10
2) Turns und Überlappungen
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3) Schnelle Turnanschlüsse � schneller Anschluss eines neuen Turns / einer neuen
prosodischen Einheit ohne die übliche Mikropause
� Markierung am Ende der vorhergegangenen und am Anfang der nächsten Einheit
� Beispiel 1:
� Beispiel 2: (innerhalb der Intonationseinheit)
(„äh“ ohne Glottalverschluss direkt an „noch“ gebunden)
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4) Pausen � Notation innerhalb der Zeile oder am Beginn der
Folgezeile (wenn nicht eindeutig zuzuordnen: gesonderte Zeile zwischen Sprecherbeiträgen)
� (.) Mikropause
� (-), (--), (---) kurze, mittlere, längere Pausen (geschätzt)
� (2.0) Angabe der geschätzten Pausendauer in Sekunden
� (2.85) Angabe der präzisen Pausendauer in Sekunden (zwei Nachkommastellen)
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Pausen � Beispiel
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Sonstige segmentale Transkiptionskonventionen
1) Dehnungen� Abhängig von Akzentuierung, Sprechgeschwindigkeit
und Rhythmus
: Silbe etwas länger als erwartet gedehnt
:: / ::: deutlich größere Längung
� auffällige Verzögerung, Hervorhebung
● Beispiel: so:: un::d
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Sonstige segmentale Transkriptionskonventionen
2) Verzögerungssignale
� Sogenannte „gefüllte Pausen“
� äh
� öh
� ähm
� Beispiel:
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Sonstige segmentale Transkriptionskonventionen
3) Glottalverschluss
� ‘ steht für Abbruch durch Glottalverschluss
z.B. ich hab geda‘
� ein ohne Glottalverschluss endendes Wortfragment, z.B. bei einem reparierten Versprecher, sieht beispiels-weise so aus:
die ble bremse hat versagt
�Der normgerechte Einsatz des Verschlusses wird nicht notiert
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Sonstige segmentale Transkriptionskonventionen
4) Lachen
� so(h)o � Lachpartikeln beim Reden
� Hahaha, hehe, hihi � kürzeres und „silbisches“Lachen
� ((lacht)) � Beschreibung des Lachens
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Sonstige segmentale Transkiptionskonventionen
5) Rezeptionssignale� Einsilbige Signale: hm, ja, nein, nee
� Zweisilbige: hm=hm, ja=a, nei=ein, nee=e
� Reduplizierendes Signal mit Glottalverschlüssen (verneinend): ‘hm‘hm
� ne = Frageanhängsel (tag-question) / Dialogsignal, mit dem der Sprecher von seinem Gegenüber ein Rezeptionssignal anfordert. Beispiel:
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Prosodie: Phrasierungseinheiten
= kleinere Einheiten der Turns
� angegeben durch die Zeichen für Tonhöhenbewe-gungen am Einheitenende
� prosodische, syntaktische und semantische Grenze muss erkennbar sein
�Beginn einer neuen Einheit: durch Zeilensprung gekennzeichnet (wenn nicht: fortlaufend weiterschreiben)
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Prosodie: Akzente
� Pro Phrasierungseinheit mindestens ein Hauptakzent (Primärakzent)
� Akzentuierte Silbe in Großbuchstaben
z.B. RENnen, HOlen, HATte, …
� auffällig starker Akzent: ak!ZENT!
� Beispiel:
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Prosodie:Tonhöhenbewegungvor Einheitenende
� Angabe der letzten T.bew. = Ende der Intonat.phrase
hoch steigend : ?
mittelsteigend: ,
gleichbleibend: -
mittel fallend: ;
tief fallend: .
� ne? / nich wahr? : Notation der Tonhöhenbewegung am Ende der syntaktischen Einheit + Notation der Tonhöhenbewegung am Ende des Anhängsels
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Nonverbale Handlungen
� Charakterisierung außersprachlicher Handlungen
z.B. ((schnieft)), ((hustet))
� innerhalb eines Turns oder anstelle / parallel zu einer verbalen Einheit
� Beispiel:
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Interpretierende Kommentare
= alle Phänomene, die der Transkribierende nicht formbezogen beschreiben kann, die aber relevant sind
� mit Angabe der Reichweite
� z.B. <<erstaunt> >
� innere Klammer grenzt Kommentar vom Gesprächstext ab, die äußere gibt die Extension an
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Verständlichkeit
� unverständliche Passage: ( ) (untersch. viel Leerraum)
� vermuteter Wortlaut: (solche)
� nicht mit Sicherheit identifizierbare Laute oder Silben: al(s)o
� mögliche Alternativen, zwischen denen nicht sicher entschieden werden kann: (welche/solche)
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Feintranskript: prosodische Verfeinerung
� Kennzeichnung der Akzentstellen / -stärken
� Notation des Tonhöhenverlaufs in / nach Akzentsilben
� Markierung auffälliger Tonhöhensprünge
� Notation von Veränderungen des Tonhöhenregisters, der Lautstärke, der Sprechgeschwindigkeit
� Notation des Ein- und Ausatmens
(Basistranskript wird nicht verändert, nur erweitert)26
a) Akzentstellen, -stärken� zusätzlich: Differenzierung zwischen primären und
sekundären (schwächeren) Akzenten
� Primärakzent: gesamte Akzentsilbe großgeschrieben, z.B. akZENT
� Sekundärakzent: akzenttragender Vokal großgeschrieben, z.B. akzEnt
� Beispiel:
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b) Tonhöhensprünge= plötzliche deutliche Veränderungen der Tonhöhe
relativ zur Tonhöhe der vorherigen (un)akzentuiertenSilben
� am Beginn oder im Verlauf der Einheit markiert
� kleiner Tonhöhensprung zum Gipfel / Tal der Akzentstelle: nach oben: ↑ nach unten: ↓
� auffälliger Tonhöhensprung:
nach oben: ↑ nach unten: ↓28
c) Akzenttonhöhenbewegung
� Tonhöhenbewegung in und nach der Akzentsilbe
fallend: `KERL
steigend: ´KERL
gleichbleibend: KERL־
steigend-fallend: ^KERL
fallend-steigend: vKERL
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d) Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit
� << f > > forte, laut
� << ff > > fortissimo, sehr laut
� << p > > piano, leise
� << pp > > pianissimo, sehr leise
� << all > > allegro, schnell
� << len > > lento, langsam
� << cresc> > crescendo, lauter werdend
� << dim > > diminuendo, leiser werdend
� << acc > > accelerando, schneller werdend
� << rall > > rallentando, langsamer werdend
� vor die Stelle, an der die zu notierende Veränderung auftritt;
äußere Klammer geschlossen, wo Reichweite beendet ist30
e) Ein- und Ausatmen
� Einatmen (je nach Dauer):
.h, .hh, .hhh
� Ausatmen (je nach Dauer):
h, hh, hhh
� .h / h = sehr kurzes Atmen usw.
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Notation nonverbaler / sichtbarer Anteile von Kommunikation
� Erfassung von Blickbewegung, Mimik, Gestik, Kinestetik, Blickrichtung nur mit immensem Arbeitsaufwand � überkomplexe Darstellung
� Audiovisuelle Aufzeichnung muss vorliegen!
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