Post on 05-Feb-2018
1
Betreuung der Zuchthündin und ihrer Welpen
während der Geburt und Nachgeburtsphase
Dr.med.vet.(H) Nina Stratmann
Bedburg, den 26.03.2011
Die Geburt unterteilt sich in vier Stadien:
Vorbereitungsstadium
Öffnungsstadium
Austreibungsphase
Nachgeburtsstadium
Geburt
Vorbereitungsstadium
In diese Phase fallen die genannten Symptome wie Unruhe, Hecheln, Nestbau, Temperaturabfall
Öffnungsstadium
Allmähliches Erweitern des MuttermundesKennzeichen: Unruhe, Nestbauverhalten, beginnende
Wehentätigkeit
Geburt
Austreibungsphase
Eigentliche Geburt mit starker Wehentätigkeit und Bauchpresse die zur Austreibung der Welpen führen.
(Dauer 1 - 20 Stunden)
Nachgeburtsstadium
mit Austritt der letzten Nachgeburt beendet, in der Regel unmittelbar nach dem letzten Welpen
Geburt
Wie kommt es zum Eintritt der Geburt ?
Eigentlicher Auslösemechanismus noch unbekannt, wahrscheinlich mehrere initiale Faktoren.
Primärer Impuls wird wahrscheinlich vom geburtsreifenWelpen über Kortikoide aus der Hypophyse gegeben.
Auslöser für komplexe Hormonkaskade beim Muttertier
Geburt
Kortikoide
Plazenta (Mutterkuchen)
Prostaglandine
HypophyseRelaxin
Gelbkörper Oxytocin
Welpen
2
Welpenreanimation =
Anregung der Atmung und der Kreislauffunktion
Absaugen von Fruchtwasser
„Rubbeln“
Medikamentelle Anregung der Atmung
1. Freilegung der Atemwege
2. Trockenreibung und Anregung der Atmung durch Kompression des Brustkorbs mit einem angewärmtenTuch
Rhythmus der Atmung beachten!!
3. Medikamentelle Anregung der Atmung
- Doxapram : zentrales Analeptikum
Dosierung: 0,2 ml/ Welpe auf die
Zunge, s.c
- Energiezufuhr durch Glucose (5%ig) s.c oder (10%) oral
Nach der ersten
Kolostrumaufnahme
Ermitteln des Geburtsgewichtes
Kontrolle der Welpen auf Mißbildungen
Kontrolle und Jodierung des Nabels
Kennzeichnung der Welpen
VORSICHT: Mutter-Kind-Bindung nicht stören
Kopf und Hals
Symmetrie ?Kopfform ?
Verletzungen ?Korrekte Anlage der Augen und Ohren ?
Schleimhautkolorit/KRZ ?
Freie Beweglichkeit des Kopfes ?
Lymphknoten ?
Kontrolle der Mundhöhle !!!
3
Gaumenspalte Palatochisis
Abdomen
Symmetrie ?Verletzungen ?
Bauchdeckenspannung ?
Kontrolle und Jodierung des Nabels
„Knickschwanz“ „ Atresia ani“ohne Afteranlage
Gliedmaßen
Frakturen ?Verletzungen ?
Korrekte Ausbildung der Pfoten ?
Geburtsstörungen bei der Hündin
Abwarten, Oxytocin oder Kaiserschnitt?
4
Anzeichen für Geburtsstörungen
Ausbleiben des Geburtseintrittes
Körperliche Schwäche der Mutter
Grünlicher Ausfluß vor der Geburt des 1. Welpen
Starke, anhaltende Presswehen über mehr als 30 Minuten
Schwache, unregelmäßige Wehen
Mehr als 4 Stunden keine Geburt eines Welpen
Ausbleiben des Geburtseintrittes
Eine Verlängerung der Trächtigkeit über den 70. Tag hinaus kann verschiedene Ursachen haben:
Unterschied zwischen Deck- und Befruchtungszeitpunkt
Scheinträchtigkeit
Resorption / Abort
Einfrüchtigkeit / Gehirnmißbildung
Gabe von Langzeitgestagenen während der Trächtigkeit
Anzeichen für Geburtsstörungen
Ausbleiben des Geburtseintrittes
Körperliche Schwäche der Mutter
Grünlicher Ausfluß vor der Geburt des 1. Welpen
Starke, anhaltende Presswehen über mehr als 30 Minuten
Schwache, unregelmäßige Wehen
Mehr als 4 Stunden keine Geburt eines Welpen
Möglichkeiten zur Unterstützung der Geburt
Traubenzuckergabez.B. Dextroenergen
orale Kalziumsubstitution z.B. Frubiase calzium
leichte Bewegung bei Geburtsstockung
Möglichkeiten zur Unterstützung der Geburt
Caulophyllum D 6 (während Geburt)(Weitung des Geburtskanales,
Unterstützung der Wehentätigkeit)
Secale Cornutum D 6 (während Geburt)(Unterstützung der Wehentätigkeit)
Podophyllum D 4 (1 x nach Geburt)(Verhindert Durchfälle nach Aufnahme der Nachgeburt)
Arnica D 6 (3 x täglich über 1 Woche)(Traumata, unterstützt Rückbildung der Gebärmutter)
Anzeichen für Geburtsstörungen
Ausbleiben des Geburtseintrittes
Körperliche Schwäche der Mutter
Grünlicher Ausfluß vor der Geburt des 1. Welpen
Starke, anhaltende Presswehen über mehr als 30 Minuten
Schwache, unregelmäßige Wehen
Mehr als 4 Stunden keine Geburt eines Welpen
5
Wehe – Blutfluss ↓↓↓↓ – Hypoxie
Wehenpause - Blutfluss –Sauerstoffversorgung ↑↑↑↑
Geburtspausen sind für die Hündin und die Feten notwendig
Intervall zwischen den Austreibungen bis zu 2 Std. (4 Std.)
Cave: - Uterusspasmus durch Oxytocingabe
- zu kurze Behandlungs-intervalle
Maternal bedingte Geburtsstörungen
Mangelhafte Öffnung oder Weite des Geburtskanals (weicher Geburtsweg)
Passagestörungen, z.B. Beckenfraktur (knöcherner Geburtsweg)
Maternal bedingte Geburtsstörungen
Wehenschwäche(Muskeldefekte, fehlende Elektrolyte, fehlende Energie,
Gebärmutterruptur, Gebärmutterverdrehung)
Gebärmutterspasmus(Überangebot von Hormonen, z.B. durch Oxytocingabe)
Gebärmutterruptur(Überangebot von Hormonen, z.B. durch Oxytocingabe)
Vorsicht bei Oxytocingaben !!!
Fetal bedingte Geburtsstörungen
Hormonelle Faktoren(Fehlen von Teilen des Gehirns)
Fetopelvine Disproportionen(Absolut zu große Welpen, Mißbildungen)
Fruchttod(Mumifikation, Mazeration,Fäulnisemphysem)
Einstellungsanomalien(Lage, Stellung, Haltung)
6
Indikationen zur Sectio caesarea
Nicht korrigierbare Lage-, Stellungs- oder Haltungsanomalie eines Welpen
Absolut zu große Frucht (Mißbildungen)
Nicht behebbare Wehenschwäche
Enge des Geburtsweges
Monitoring-Richtlinien für eine Sectio
Sonographische oder „Doppler“-Kontrolle der Herzaktion der ungeborenen Welpen
Auszählung der Herzfrequenzen
• Fetale Herzfrequenz < 150 Schläge/min: GEFÄHRDET !
• Fetale Herzfrequenz < 130 Schläge/min: INTERVENTION !
Aussehen des Fruchtwassers, Fruchtbewegungen
Vorbereitung der Sectio caesarea
Besitzeraufklärung
• Narkoserisiko für die Hündin und die Welpen
• Eventuelle Notwendigkeit über die Durchführung einer
Sectio porro intra operationem
• Operationsrisiko für die Hündin (Infektionsgefahr,
Wundheilungsstörungen, Gesäugeveränderungen,
Subfertilität, Infertilität) - Komplikationsrate bei 3-7%
• Laktationsstörungen in deren Folge eine Handaufzucht
der Welpen notwendig wird
• Fehlprägung der Hündin und Abstoßen der Welpen
7
Aufnahme von Imunglobulinen (Antikörper)
Darmschranke schließt sich bereits 24 Stunden nach der Geburt
Bei Kaiserschnitt eventuell erst verzögerte Kolostrumaufnahme möglich, dann eventuell
Plasmagabe
Atemzüge 15 - 35 / minsehr unregelmäßig
Herzfrequenz 180 - 220 / min
Körperinnentemperatur = Uterustemperatur ~ 39°C
� fällt in der 1. Lebensstunderapide ab auf 37°C
Normwerte neugeborener Welpen
Kontrolle der Welpen in der Folgezeit
Gewichtskontrolle
Kontrolle der Umgebungstemperatur
Kontrolle des Nabels
Verhaltensbeobachtungen
Krallen kürzen
In den ersten 24 Stunden ist ein Gewichtsverlust von 10
% tolerierbar
Ab dem zweiten Lebenstag kontinuierliche
Gewichtszunahme
Verdoppelung des Geburtsgewichtes am
10. Tag p.n. bei caninenWelpen
g/KM
1000
800
600
400
200
Geburt 2. 4. 6. 8. 10.LT
Gewichtsentwicklung
8
Erst mit 14 Tagen kann der Organismus die
Körperkerntemperatur aufrecht halten, deshalb optimale Umgebungs-temperaturen schaffen
Aber niedrigere Normwerte als beim Adulten bedenken
C°
38°
37°
36°
35°
34°
Geburt 2. 4. 6. 8. 10.LT
Thermoregulation
Aus diesen Situationen ergibt sich die hohe Gefahr der Entstehung eines
- Hypothermie-Hypoglykämie-Komplexes -
Energiereserven der Feten werden gegen Ende der Trächtigkeit angelegt (CAVE Frühgeburten !)
Energiebedarf post natum:
- Erhaltung
- Wachstum
- Thermogenese (Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur)
Hypothermie-Hypoglykämie-Komplex
Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom
Unzureichende Thermoregulation
Geringe Energieversorgung
Abfall der Körpertemperatur
Hypothermie Hypoglykämie
Tod des Welpen
Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom
Symptome
• zu Beginn erhöhte Bewegungsaktivität und Vokalisation
• kalte Körperoberfläche
• mit sinkender Körpertemperatur Beginn von Ausfallserscheinungen
• kein Saug- und Schluckreflex
• vor Exitus Streckkrämpfe
Beachte: Hypotherme Welpen werden häufig vom Muttertier aussortiert!
Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom
Therapie
1. Ausgleich des Energiedefizits- Gabe von 5% Glucose sc, intraabdominal, per Magensonde, oral- erst bei vollständig ausgeprägten Saug- und Schluckreflex Gabe
von Milchaustauscher
2. Parallel zum Ausgleich des Energiedefizits erfolgt eine langsameErwärmung- pro Stunde Erhöhung der Außentemperatur um 5°C
9
Umgebungstemperatur kontrollieren:
1. Lebenswoche: 28 - 32°C
2.+3. Lebenswoche: 24 - 26°C
>3. Lebenswoche: 20 - 22°C
Nahrungsaufnahme / Gewichtsentwicklung kontrollieren:
Gewichtsverlust in den ersten 24 h ist zu tolerieren Kontinuierliche Gewichtszunahme
Verdopplung des Geburtsgewichtes bis zum 10.d post natum
Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom
Prophylaxe durch den Züchter
Kontrolle der Welpen in der Folgezeit
Gewichtskontrolle
Kontrolle der Umgebungstemperatur
Kontrolle des Nabels
Verhaltensbeobachtungen
Krallen kürzen
NabelkontrolleUnmittelbar post natum beginnt der Welpe mit:
• pendelnden Suchbewegungen des Kopfes zum Auffinden einer Zitze
• robbende, kreisförmige Bewegungen
• beim Saugen Ausführen des sogennantenMilchtrittes
• „Hilfeschrei“ bei fehlendem Körperkontakt zur Mutter oder Wurfgeschwistern
genetisch fixiertes Verhalten, welches das Überleben sichert
Kontrolle von Urin- und Kotabsatz
10
Beugemuskeldominanz Streckmuskeldominanzin den ersten 4 Lebenstagen
Da nur eine frühzeitige Detektion von Normab-weichungen ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglicht, regelmäßige Kontrollen durchführen.
Tagebuch über Entwicklung führen.
• Welpen „sauber“ ?• Welpen gut genährt ?• Welpen zeigen entsprechendes Verhalten ?
• Ausgeglichenheit im Wurf ?• Wurfkiste sauber ?• Umgebungstemperatur ?
Puerperium (Wochenbett) der Hündin
Die Zeit nach der Geburt, in der mit der Trächtigkeit und Geburt verbundene Veränderungen des
mütterlichen Organismus zurückgebildet werden und die funktionelle Ausgangssituation wieder
hergestellt wird.
Physiologischer Ablauf des Pueperiums
Regeneration der Plazentarstelle
Plazentationsstelle im Querschnitt
Endothel
Endothel
Endothel
unmittelbar p.p.Verlust der Schichten durch Plazentation
Wiederaufbau der Schichten (Reparation)
Regeneration des Endometriums abgeschlossen
6 Wochen p.p.
12 Wochen p.p.
Kontrolle der Hündin
Auffälligkeiten - sofort zum Tierarzt !!!
Körpertemperatur messen (38,8 - 39,5°C)
Ausfluß kontrollieren(erst grünlich, später rötlich-bräunlich)
Gesäuge kontrollieren(verhärtet, warm, umfangsvermehrt, keine Milch)
Gewichtskontrolle, da starke Beanspruchung des Organismus durch Milchbildung
Erkrankungen der Hündin in der Zeit des Puerperiums
Mastitis (Gesäugeentzündung)
Gebärmutterentzündung(z.B. zurückbleiben einer Nachgeburt)
Subinvolution der Plazentationsstellen
Eklampsie, Krämpfe aufgrund eines Kalziumsmangel
Bei Erkrankungen des Muttertieres immer Welpen mitbehandeln, evtl. absetzen
11
Retentio secundinarum (Nachgeburtsverhaltung)
Mastitis (Gesäugeentzündung)
Plazentationsstelle im Querschnitt
Blutgefäß
Durchbruch Septikämie
Wichtige Erkrankungen im Pueperium
Symptome• rascher Verfall des Allgemeinbefindens• Abgang von übel riechenden Nachgeburtsanteilen • Fieber• reduzierte Futteraufnahme• vermehrte Tränkeaufnahme• Erbrechen • Milchmangel
Retentio secundinarum (Nachgeburtsverhaltung)
Retentio secundinarum (Nachgeburtsverhaltung)
Behandlung
• hochdosierte Antibiotikagaben• bis 36 h nach der Geburt Oxytocingaben möglich• Infusion, Toxinfänger• bei schwerer Störung des Allgemeinbefindens
Absetzen der Welpen
Falls nach 24 h keine Besserung Kastration!
Mastitis
Häufigster Nachweis von folgenden Keimen:-E.coli-Staphylokokkus aureus
Mastitis
Symptome
Fieberhafte Allgemeinstörung
verhärtete, vermehrt warme,gerötete Gesäugekomplexe
verändertes Milchsekret
Milchmangel, Hungersyndrom
„Welpenschreien“
Toxisches Milchsyndrom
MastitisBehandlung
Konsequente Antibiose (10d), Toxinfänger
Ausmelken des betroffenen Mammakomplexes
Absetzen der Welpen abhängig von der Schwere der
Erkrankung des Muttertieres
� Gabe von Antiprolaktinen
Beachte! Brutpflegeverhalten geht verloren!!
12
Akutes Abdomen
Welpen „schreien“ trotz guter Futteraufnahme
Diarrhoe
Exsikkose
Gewichtsverlust
Toxisches Milchsyndrom
Symptome
Absetzen der Welpen
Antibiotische Versorgung
Fütterung der Welpen mit Glucose / MAT
Flüssigkeitssubstitution
Therapie
Toxisches Milchsyndrom
- Anfänglich Fütterung jede Stunde, später Abstände verlängern
- In der ersten Lebenswoche Milchaustauscherpulver vor Verwendung
durchsieben
- Zum MAT immer Antitympanikum (Sab simplex®, 5 Tropfen / 20 ml
MAT) zugeben
- „Erfolgskontrolle“ durch Wiegen
- Stimulation von Defäkation und Miktion in den ersten 14 Lebenstagen
notwendig
- Ab der dritten Lebenswoche füttern eines Breies
Mutterlose Aufzucht
300 ml Kuhmilch50 g Eidotter
40 g Pflanzenöl540 g Magerquark10 g vitaminisiertes
Mineralfutter(20 % Ca)
Hausgemachte Notfallmilchaustauscher
2/3 Kondensmilch1/3 Wasser
240 ml Kuhmilch5 ml Pflanzenöl
1 Tropfen flüssige Kinderviamine
240 ml Kuhmilch3 Eidotter
15 ml Pflanzenöl1 Tropfen flüssige
Kindervitamine 1 Prise Salz
Fütterung am günstigen mit Flasche, nicht mit „Druck“
füttern, Gefahr der Aspirationspneumonie
Welpe in Bauchlage füttern,
Rolle zum Ausüben des Milchtrittes anbieten
Dr. med. vet. (H) Nina StratmannFTÄ für Zuchthygiene und Biotechnologie der Fortpflanzungab Mai: Tierarztpraxis Dr. StratmannVorhölterstr. 17-1944267 DortmundN.Stratmann@gmx.de