Chef der Abteilung für Rehabilitation und Rheumatologie ... · PDF file-Sonderformen der...

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Dr. med. A. ThuelerRheumatologie FMH, Innere Medizin FMH, Manuelle Medizin SAMM

Chef der Abteilung für

Rehabilitation und Rheumatologie, Kantonsspital Baden

Definition gemäss WHO

Aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt.

Habe ich Rheuma?

Werden alle meine Gelenke deformiert?

Habe ich ständig Schmerzen?

Kann ich noch Sport machen?

Sollte ich Sport machen?

In der Umgangssprache bezeichnet man alle unerklärlichen, schmerzhaften Symptome und Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Gelenke als «Rheuma». Tatsächlich ist Rheumatismus eine Sammelbezeichnung für meist schmerzhafte Erkrankungen an Gelenken und Knochen sowie an dazugehörenden Muskeln, Sehnen und Bändern.Rheuma ist somit keine «Alterskrankheit »! Jeder 5. Schweizer ist von rheumatischen Erkrankungen betroffen: Rund 1,5 Mio. Menschen weisen rheumatische Symptome auf und etwa 150 000 Menschen leiden an schweren chronischen Formen. Weit mehr als 300 verschiedene Rheumaerkrankungen werden diagnostiziert: Dazu gehören u. a. Arthrose, Ischias und entzündliche Formen wie rheumatoide Arthritis. Dieses breite Spektrum macht Rheuma zur Volkskrankheit Nummer 1.

Rheumaliga Schweiz

RheumatoideArthritis

Spondyloarthritiden

- AnkylosierendeSpondylitis

- Psoriasisarthritis(PsA)

- SAPHO-Syndrom

- Enteropathische Arthritiden: Arthritis bei Morbus Crohn und

Colitisulcerosa

- Enteropathische Arthritiden: Arthritis bei Sprue

- EnteropathischeArthritiden:Intestinale Bypass-Arthritis

- Enteropathische Arthritiden: Arthritis bei Morbus Whipple

- Reaktive Arthritis: Chlamydien-Arthritis

- Reaktive Arthritiden: Yersinia-Arthritis

- Reaktive Arthritiden: Salmonellen-, Shigellen und

Campylobacter-Arthritis

Weiterebakteriell bedingte Arthritiden

RheumatischesFieber

Borrelien-Arthritis

Septische Arthritiden

- SeptischeArthritiden: Gonokokken-Arthritis

- SeptischeArthritiden: Tuberkulöse Arthritis

- SeptischeArthritiden: Tuberkulöse Spondylitis

(Wirbelsäulentuberkulose)

- Weitereinfektiöse (septische) Arthritiden

Viral bedingte Arthritiden

- Hepatitis-B-Arthritis

- Hepatitis-C-Arthritis

- ParvovirusB19-Arthritis

- Arthritis bei HIV-Infektion (AIDS-Arthritis)

- Weitere virale Arthritiden

Kollagenosen

- Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

- Primäres Antiphospholipidsyndrom

- Progressive systemische Sklerodermie (PSS)

- Sonderformen der systemischen Sklerodermie

- Mixedconnectivetissuedisease

- Dermatomyositis,Polymyositis

- Sjögren-Syndrom

Vaskulitiden

- Takayasu-Arteriitis

- Arteriitistemporalis

- Polymyalgia rheumatica

- KlassischePanarteriitis nodosa

- Mikroskopische Polyangiitis

- Wegener-Granulomatose

- Churg-Strauss-Syndrom

- Purpura Schönlein-Henoch

- Kutane Vaskulitis

- Erythema nodosum

- Sekundäre Vaskulitiden

- Morbus Behçet

Arthritissonderformen mit Beteiligung anderer Organsysteme

- Felty-Syndrom

- Still-Syndrom des Erwachsenen

- Caplan-Syndrom

- Arthritis bei akuter Sarkoidose: Löfgren-Syndrom

- Rheumatisch eSymptome bei chronischer Sarkoidose

- Arthritis bei multizentrischer Retikulohistiozytose

Arthropathien und Spondylopathien bei Stoffwechselkrankheiten

- Gicht

- Chondrokalzinose

- Periarthropathia calcarea generalisata

- Apatit-Arthritis, Milwaukee-Schulter

- Hämochromatose-Arthropathie

- Oxalose-Arthropathie

- Amyloidose-Arthropathie

- DiabetischeArthropathie

- Rheumatische Symptome bei Hyperlipoproteinämien

- Ochronose(Alkaptonurie)

Arthropathien bei endokrinologischen Erkrankungen

- ArthropathiebeiAkromegalie

- Arthropathie bei Hypoparathyreoidismus

- Arthropathie bei Hyperparathyreoidismus

- Arthropathie und Myopathie bei Schilddrüsenfunktionsstörungen

Arthropathien bei anderen Allgemeinerkrankungen

- ArthropathiebeiHämophilie

- Arthropathie bei Sichelzellanämie und Thalassämie

- ParaneoplastischeArthropathien

- Hypertrophische Osteoarthropathie

- Arthropathie bei Hypo- und Agammaglobulinämie

- Arthropathie bei Allergien

- Neuropathische Arthropathie

Gelenkerkrankungen unsicherer nosologischer Zuordnung

- Hydropsintermittens

- Palindromer Rheumatismus

- RezidivierendePolychondritis

DegenerativeGelenkerkrankungen

- Arthrose

- Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen

- Spondylosis hyperostotica

Extraartikulärer (Weichteil-)Rheumatismus

- Pannikulose(„Zellulitis“)

- Pannikulitis

- Tendomyosen

- Fibromyalgie

- Tendopathien, Insertionstendopathien

- Periarthropathia humero-scapularis (PHS)

- Karpaltunnelsyndrom und andere Engpassyndrome

- Complexes regionales Schmerzsyndrom CRPS I und II

- Rheumatische Symptome bei Osteopathien

Benigne und maligne Neoplasien

- Synovitis villonodularis

Osteoporose

Osteomalazie

Morbus Paget

Juvenile Arthritiden und Spondylarthropathien

Beispiel

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche

Erkrankung der Gelenke und potentiell anderer Gewebe im

ganzen Körper

In der Schweiz sind rund 70'000 Personen von der chronischen

Krankheit betroffen (etwa 1% der Bevölkerung).

Die Ursache Der Krankheit ist unbekannt.

Entzündung der Gelenkkapsel

Gelenkerguss

Zerstörung von Gelenkknorpel

Zerstörung von Knochen

• Morgensteifigkeit über 1 Stunde

• Weichteilschwellungen/Arthritis in mindestens 3 Gelenkregionen, vor allem an den Händen

• Symmetrisch entzündete Gelenke

• Rheumakoten

Die Gelenkzerstörungen haben ständig zugenommen, die Form und Stellung der Gelenke hat sich verändert, die Bewegungseinschränkung ist nicht mehr rückgängig zu machen.Teilweise sind Gelenke durch die Zerstörung aufgelöst oder knöchern miteinander verbunden (Ankylose).

Die Patienten können sich nur mit Einschränkungenselbst versorgen.

Manchmal sind die Gelenkschwellungen und die Schmerzen rückläufig, es kommt zu einem Ausbrennen der Erkrankung, die Gelenkveränderungen (Deformitäten) bleiben jedoch bestehen.

Eine 50-jährige Patientin wird seit 16 Jahren wegen einer rheumatoiden Arthritis mit wöchentlich 15 mg Methotrexat subcutan behandelt. Sie hat seit mehreren Wochen leichte Schwellungen an beiden Handgelenken und am linken Knie und sie beklagt seit einem Monat Nackenschmerzen. In zwei Wochen ist die Implantation einer Kniegelenktotalprothese links geplant.

Altlanto-axiale Dislokation bei

rheumatoider Arthritis

Eine 50-jährige Patientin wird seit 16

Jahren wegen einer rheumatoiden

Arthritis mit wöchentlich 15 mg

Methotrexat subcutan behandelt. Sie

hat seit mehreren Wochen leichte

Schwellungen an beiden Handgelenken

und seit 2 Tagen am linken Knie. Eine

Kniegelenktotalprothese links geplant in

2 Wochen.

Gelenkpunktat

Kristalle

• Kalziumpyrophosphat

Gelenkpunktat

Erreger

Mikroskopie

Kultur

PCR - Borrelia burgdorferi

- Chlamydia trachomatis

- Tropheryma whippeli

- Mycobakterien

Endzündlich rheumatische Erkrankungen sind selten kurativ behandelbar und somit typische Beispiele für die Palliativmedizin.

Die Erkrankten sollen auch nach jahrelanger Erkrankung ernst genommen und nach neuesten Erkenntnissen der Medizin behandelt werden.

Das psychische und soziale Befinden sind gleich wichtig wie das rein körperliche.

Ärztinnen sind Beraterinnen und Begleitung für die Patienten.

Auch Gespräche über Alternativen und Komplementäres sollen Platz haben.

Der Einbezug von Familienangehörigen kann sehr wichtig sein.

• Medikamente

– Nichtsteroidale Entzündungshemmer

– Steroide (Cortison)

– Basismedikamente (Methotrexat, Sulfasalazin,

Chloroquin, Leflunomid, Gold, ...)

– Biologicals (Remicade@, Enbrel@, Humira@,

Orencia@, Mabthera@, Actemra@, Cimcia@, …)

• Injektionen

• Physiotherapie

• Operationen

Plasmazelle

T-Zelle

B-Zelle

Rheumafaktoren

AntigenPräsentie-rende Zelle

Il-6

TNFa

Rituximab(MabThera®)

TNFa-Hemmer(Remicade®, Enbrel®, Humira®)

Tocilicumab(Actemra®)

Abatacept(Orencia®)

• Linderung durch Kälte oder Wärme

• Muskelaufbau

• Gelenktraining

• Anpassung von Hilfsmitteln

• Instruktion von Ergonomie

Die Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung,

die durch eine verminderte Knochenmasse und eine

veränderte Mikroarchitektur des Knochengewebes

charakterisiert ist.

Daraus folgt ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche.

Aber bei weitem nicht jede Osteoporose führt zur

Komplikation von Knochenbrüchen, denn unabhängig

von der Knochenmasse und der Knochenarchitektur ist

auch die Qualität des Knochenkollagens eine

Determinante.

Frauen sind etwa

doppelt so häufig

betroffen als Männer.

• Im Alter von 65 Jahren finden sich bei 30% aller Frauen

osteoporotisch bedingte Brüche in Wirbelkörpern.

• 20% der Patientinnen und Patienten mit einem

Oberschenkelhalsbruch sterben innert einem Jahr.

Primäre Osteoporosen (unbekannte Ursache):

selten: juvenile, adulte, prämenopausale,

präsenile Osteoporose)

häufig: postmenopausale Osteoporose

sehr häufig: senile Osteoporose

Möglichkeiten der Betroffenen

Medikamentöse Therapie

Interventionelle Therapie

Physikalische Therapie

Operative Therapie

durch Gewichtsreduktion die Gelenke der Beine entlasten.

durch angepassten Sport das Fortschreiten der Arthrose bremsen. Ein Gelenk muss bewegt werden, damit es gut ernährt ist.

Ideal ist Bewegung ohne Belastung z.B. schwimmen, Velo fahren.

durch regelmässiges, d.h. tägliches Wiederholen der erlernten Gymnastikübungen die Beweglichkeit des Gelenkes erhalten und die Muskeln, die das Gelenk entlasten, kräftigen.

durch Benutzung von Hilfsmitteln (z.B. Gehstock, Pufferabsatz, gelenkschonende Haushaltshilfen, ...) kranke Gelenke vor Überlastung bewahren.

durch richtige Lagerung des Gelenkes (besonders nachts) die Entwicklung von Muskel- und Bandverkürzungen sowie Bewegungseinschränkungen vermeiden (z.B. nie ein Kissen unter die Knie legen).

Stabilisation der Muskulatur

Detonisation und Muskelaufbau

Förderung der Koordination und Kraft

Elektrotherapie

Trainingstherapie

Achsengerechter Einsatz der Gelenke

Tätigkeiten nach Möglichkeit beidhändig ausführen

Schienenversorgung

Arthrosen der

Wirbelsäule

Eine reine Alterserschinung?

Bankrott-Erklärung der Medizin?

Alter über 60 Jahre

Internistische Krankheiten

Medikamente

Hautveränderungen

Vorausgegangene Infektionskrankheiten

Polymyalgie rheumatica

Arteriitis temporalis

Altersform der rheumatoiden Arthritis

Polymyositis

Dermatomyositis

Steroide

Statine

Antibiotika, z.B. Chinolone

Diabetes mellitus

Hypo-/Hyperthyreose

Niereninsuffizienz

Infektionskrankheiten

› Hepatitis C

› HIV

› Parvovirus B19

Erkrankungen mit Fieber

Erkrankungen mit Fieber und

Halsschmerzen

Gastrointestinale Infektion

Urogenitale Infektion

Besten Dank für die Aufmerksamkeit … und …

… bleiben Sie fit und gesund!