Der Kult-Adler fliegt wieder · Und der Bierbrauer wäre im ei-gentlichen Leben nicht...

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BALINGEN Samstag, 29. September 2018

Der Kult-Adler fliegt wiederWirtschaftAndreas Jetter lässt dieMarke Balinger Adlerbräuwieder aufleben. In Kürze gehtsein „Bier von heutemit der Seele von damals“ über den Ladentisch. Von Nicole Leukhardt

ABI 91 trauert ums Adler-bier“ stand in großenGraffiti-Lettern am cha-rakteristisch ovalen Ge-

bäude der Balinger Adlerbraue-rei, kurz bevor es den Abrissbag-gern zum Opfer fiel. Die Tränensind vermutlich längst getrock-net, doch nun dürfte die Freudenicht nur bei den alten Abituri-enten groß sein: Denn die Balin-gerKultmarkekehrtzurück.

Andreas Jetter, Wirtschaftsin-genieur für Immobilientechnikaus Dürrwangen, ist das Gesichthinter dem neuen Balinger Bier.Die Idee zumMarkenrevival kamdem jungen Mann – wo auchsonst – in einer Balinger Kneipe.„Ich habe das alte Emaille-Wer-beschild an derWand hängen se-hen und darüber nachgedacht,wie schade es ist, dass Balingenkein eigenes Bier mehr hat“, er-zählt er. „Balingen ist so einewunderbare Stadt, sie hat ihr ei-genes Bier verdient“, schwärmtAndreasJetter.

Das ist ungefähr anderthalbJahreher.Die Idee, dieMarkemitdem fliegenden Adler zu über-nehmen und wieder aufleben zulassen, ließ ihn ab da nicht mehrlos. „Ich habe mir ein Braukesselbesorgt und im Selbststudiumangefangen, das Brauen zu ler-nen“, sagt Andreas Jetter. Eine

persönlicheBegeisterung für denGerstensaft sei dabei eine ganzwesentliche Motivation, erzähltder 32-Jährige und lächelt ver-schmitzt. Denn mittlerweile istAndreas Jetter sogar IHK-Bier-

botschafter. Doch auch in dieGeschichte des Balinger Traditi-onsbetriebs habe er sich ausführ-licheingelesen.

Dennoch: Eine bloße Neuauf-lage vom damaligen Bier nachhistorischem Rezept – das warAndreas Jetter zu wenig. „UnserLeitsatz istBier vonheutemit derSeele von damals“, erzählt er.AuchdasLogo istneu,wecktaberErinnerungen. „Wir haben uns inZusammenarbeit mit einem Gra-fiker überlegt, wie das Marken-logoheuteaussehenwürde,wennes die Brauerei noch gäbe“, sagt

er. Der Adler mit ausgebreitetenSchwingen ist erhalten geblie-ben, hat jedoch einen modernenFeinschliffbekommen.

Das erste Bier, ein Helles, istbereit für den Verkauf. Gebrautwird es außerhalb der Eyach-stadt. „Noch“, sagt Andreas Jet-ter. Momentan sei sein jungesUnternehmen einfach noch zuklein, um alles aus eigener Kraftzu stemmen. Doch seine großeVision ist es, Balingen wieder ei-ne Braustätte zurück zu geben.Und der Bierbrauer wäre im ei-gentlichen Leben nicht Immobi-

lienfachmann, hätte er nicht auchdafür schon einen Plan in derSchublade. „Ich habe das schonmal visualisiert“, sagt Jetter undlegt einen Gebäudeentwurf aufden Tisch. Oval soll es sein, wieder charakteristische Bau in derBalinger Innenstadt war. Auchdie typischenBullaugen, die vieleBalinger beim Stichwort Adler-brauerei noch gut vor Augen ha-ben, hat Jetter in die Wände in-tegriert. „Ich träume von einerSchaubrauerei mit Ausschank,womangemütlich sitzt undgutesBier trinkt“, erzählt er und seineAugen leuchten. „Das ist meingroßesZiel“, fügtJetteran.

Doch zunächst konzentriert ersichaufdenWiederaufbauseinerMarke. „BalingerAdlerbräumusserst wieder wachsen“, sagt er.Nicht rasant, sondern solide undStück für Stück möchte Jetterseine kleine Biermanufaktur rei-fenundgedeihenlassen.

Denn beim Schwäbisch-Hell,das Jetter als untergäriges Voll-bier mit dezenter Hopfenblumebeschreibt, soll es nicht bleiben.„Wir wollen die klassischendeutschen Bierstile neu und pfif-fig interpretieren und hand-werklich sauber produzieren“,beschreibt Andreas Jetter seineZukunftspläne.

Am 12. Oktober geht die ersteFlasche über denVerkaufstisch –der das Dürrwanger Büro Fach-werk in der Ebinger Straße zurFlaschenbierhandlung macht.Aber nicht nur amStammsitz derFamilie Jetter, sondern auch inden Kommer-Getränkemärktenin Balingen undWeilstettenwirdes ab Mitte Oktober wieder Ba-linger Adlerbräu im kleinen odergroßenGebindezukaufengeben.Die schwarzen Kisten aus Re-cyclingmaterial mit dem alten,neuen Adler, stehen bereit. „Undwir sind gespannt, wie unser Ba-linger Adlerbräu von den Balin-gern angenommen wird“, sagtAndreasJetter.

Andreas Jetter ist bereit für denNeustart von Balinger Adlerbräu.Foto: nic

Balingen istso eine

wunderbare Stadt,sie hat ihr eigenesBier verdient.Andreas JetterNeuer Chef der Balinger Adlerbräu

Der runde Bau der Balinger Adlerbrauerei war lange Zeit aus demStadtbild nichtwegzudenken. Dannwurden die Braukessel in den frühenNeunzigern jedoch kalt. Andreas Jetter aus Dürrwangen haucht der Balinger Adlerbräu nunwieder neues Leben ein. Foto: Schneider /Archiv

HeuteBalingenMediothek: 10 bis 13 Uhr.Wertstoffzentrum: 9 bis 12 Uhr.Interkulturelle Woche: Ökumeni-scher Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche, 18.30 Uhr. Interkultu-relle Kommunikation – Fortbildungfür Dozenten und Ehrenamtliche inder Stadthalle, Konferenzraum 3, 9bis 16 Uhr (mit Anmeldung).Stadthalle: Jubiläumskonzert Jazz-club Balingen „Vierzig und kein biss-chen leise“, 19 Uhr.Bali-Kino-Palast: „Bad Spies“, 22Uhr; „Ballon“, 14.30 + 17 + 19.30 Uhr;„Book Club - Das Beste kommtnoch“, 17.45 Uhr; „Christopher Ro-bin“, 14.45 Uhr; „Das Haus der ge-heimnisvollen Uhren“, 14.30 + 16.30 +18.30 Uhr; „Das schönste Mädchender Welt“, 15.45 Uhr; „Die 1000Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“, 20.30Uhr; „Die Unglaublichen 2“, 14.45 +17.15 + 19.45 + 21.45 Uhr; „Gans imGlück“, 14.15 Uhr; „Hotel Transsilva-nien 3“, 15.45 Uhr; „Käpt'n Sharky“,14.15 Uhr; „Klassentreffen 1.0“, 17 +19.30 + 21.45 Uhr; „Mamma Mia!Here we go again“, 19.15 Uhr; „Meg“,17.45 Uhr; „Meine teuflisch guteFreundin“, 15.45 Uhr; „Mile 22“, 22.15Uhr; „Pettersson und Findus: Finduszieht um“, 14.15 Uhr; „Sauerkrautko-ma“, 17.30 Uhr; „The Equalizer 2“,21.30 Uhr; „The Nun“, 20 + 22.15 Uhr;„Predator - Upgrade“, 19.45 + 22Uhr.

OstdorfGrüngutplatz: 8 bis 12 Uhr.

WeilstettenDeponie Hölderle: 7.30 bis 12 Uhr.

Galerie, Museum, BäderÖffnungszeiten:Eyachbad Balingen: 8 bis 20 Uhr.Sauna 14 bis 20 Uhr.Lochenbad: 14 bis 18 Uhr.Zehntscheuer: 14 bis 17 Uhr.Rathausgalerie: StudienkurseKunst/Bild der VHS, 9 bis 13 Uhr.

Sonntag

BalingenBürgerkontakt: Cafétreff, 14.30 Uhr.Seniorenresidenz an der Eyach:Café-Residenz, 14.30 bis 17.30 Uhr.Heilig-Geist-Kirche: Benefizkonzertmit dem Saxofonensemble „SaxManiacs“, 18 Uhr.Bali-Kino-Palast: „Bad Spies“, 20.15Uhr; „Ballon“, 14.45 + 16 + 18.15 Uhr;„Book Club - Das Beste kommtnoch“, 18.15 Uhr; „Das Haus der ge-heimnisvollen Uhren“, 14.15 + 16.30 +18.30 Uhr; „Das schönste Mädchender Welt“, 16.15 Uhr; „Die 1000Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“, 18Uhr; „Die Unglaublichen 2“, 14.45 +17.15 + 19.45 Uhr; „Gans im Glück“,14.30 Uhr; „Hotel Transsilvanien 3“,16.15 Uhr; „Käpt'n Sharky“, 14.30 Uhr;„Klassentreffen 1.0“, 14.15 + 17.15 +19.45 Uhr; „Mamma Mia! Here we goagain“, 18.15 Uhr; „Meine teuflischgute Freundin“, 16.15 Uhr; „Mile 22“,20.30 Uhr; „Pettersson und Findus:Findus zieht um“, 14.30 Uhr; „TheEqualizer 2“, 19.45 Uhr; „The Nun“,20.30 Uhr; „Predator - Upgrade“,20.30 Uhr.

WeilstettenObstbauverein: Herbstfest in derTurnhalle. Beginn ist um 10 Uhr miteinem Gottesdienst.

Galerie, Museum, BäderÖffnungszeiten:Eyachbad Balingen: 8 bis 20 Uhr.Sauna 12 bis 20 Uhr.Zollernschloss: Waagenmuseum, 14bis 17 Uhr.Zehntscheuer: Museum undEckenfelder Galerie, 14 bis 17 Uhr.

Kurse in Kürze

DRK Zollernalb„Machmit -bleib fit“ -Schon-undSitzgymnastik, immer montags,lädt zum Schnuppern ein. Von9.30 bis 10.30 Uhr im Vereins-heim bei der LauwasenschuleHeselwangen.Weitere Informationen unterTelefon 07433/9099843 oderelvira.bruenle@drk-zollern-alb.de.

Kurz berichtetDie Ehemaligen vom Ge-sangverein Eintracht From-mern/Dürrwangen treffen sichzum Stammtisch am Mittwoch,10. Oktober, um 19.30 Uhr im„Catrina“.

Brückenmüssengebaut werdenGesellschaft Ein preisge-krönter Film greift Vorur-teile und Berührungs-ängste auf undwie Ver-ständigungmöglich ist.

Balingen. Am Donnerstagabendwurde im Rahmen der interkul-turellen Woche in Balingen derFilm Zentralflughafen THF imLandratsamt gezeigt. JohannesNoltenius,LeiterdesRechts-undOrdnungsamtes, eröffnete dieVeranstaltung.

„Der Film zeigt, wie zwischenverschiedenen Kulturen Brü-cken gebaut werden können“,erklärte Noltenius vor Beginndes Films. „Und gleichzeitiggreift er Vorurteile und Berüh-rungsängste auf, die ausgeräumtwerden müssen“, führte er wei-ter aus. Auch bedankte sich Nol-tenius bei Ute Sauter, die dieVorstellung und den Aufbau or-ganisierte.

Der Film erzählt die Ge-schichten von zwei Flüchtlin-gen, die nach Deutschland flo-hen und im Berliner Zentral-flughafen untergebracht wur-den. Dieser wurde während derZeit der nationalsozialistischenDiktatur unter Adolf Hitler er-richtet. Der Film spiegelt eineungewöhnliche Mischung zwei-er Gegensätze wider, die unter-schiedlicher nicht sein könnten.Für seine emotionale Erzähl-weise erhielt der Film jüngst dieAuszeichnung des AmnestyFilmpreises. Lea Irion

IbrahimAl Hussein ist einer dieHauptakteure des Films Zent-ralflughafen THF. Foto: Arne Höhne

Einmalerischer Nachmittagmit Mulugeta TekleBalingen. In der Cafeteria desLandratsamtes ging es gesternfarbenfroh zu. Im Rahmen derinterkulturellen Woche veran-staltete die Diakonie einen Mal-nachmittag mit Mulugeta Tekle,einem aus Eritrea stammendenFlüchtling, der sich in der Ver-gangenheit in Balingen bereitseinen Namen mit seiner Kunstmachte. Zusammen mit den Kin-dern schuf er unter anderem eindreiteiliges Werk, das ein Augemit einer farbenfrohen Weltku-gel darin zeigt. Die fertigenKunstwerke sollen im Landrats-amt und in der Diakonie ausge-stellt werden. Lea Irion

Mulugeta Tekle beimMalenmit den Kindern. Er zeichnete dasGrundgerüst vor, die jungen Künstlermalten es aus. Foto: Lea Irion

Pflugfunde als Teil der zeitgeschichtlichen ForschungBalingen. Am Donnerstag, 11. Ok-tober, um 19Uhr, ist in derZehnt-scheuerBalingeneinVortragvonDr. Karl Kleinbach in Zusam-menarbeit mit dem StadtarchivBalingen geplant. Es ist gleich-zeitig auch der Auftakt einerneuen Vortragsreihe des Balin-ger Stadtarchivs.

In Engstlatt wurde im Ried imSommer 1944 mit dem Bau des„Wüste“?Werks 3 begonnen. DasSchieferölwerk erstreckte sichauf einer Fläche von 19 Hektar.Das Schiefergestein sollte im Ta-gebau erschlossen werden umdaraus imSchwelverfahrenÖl zugewinnen. Für den Aufbau der

Industrieanlage wurden Häft-linge des KZ Bisingen eingesetzt.Von dieser Anlage ist heute nurnoch ein Backsteinbau sichtbar.Allerdings kommen durch land-wirtschaftlicheBearbeitungnochimmer zahlreiche KleinfundedieserAnlageansTageslicht. Seit2015 sammelt und dokumentiertKarl Kleinbach solche Pflugfun-de. Wie lassen sich solche Fundeauswerten und interpretieren?Lassen sich darüber neue Ein-sichten über Ausbeutung, Ver-nichtung und die Ordnung desTerrors durch das NS-Regimegewinnen? Wie können solcheBodenfunde die Methoden zeit-

geschichtlicher Forschung mitArchivdokumenten und Zeit-zeugen ergänzen?

Dr. Karl Kleinbach studierteKulturwissenschaften, Philoso-phie und Pädagogik. Er warHochschullehrer an der PH Lud-wigsburg im Bereich Sonderpä-dagogik. Neben seiner Tätigkeitim Arbeitskreis „Wüste“ Balin-gen ist Dr. Kleinbach Vor-standsmitglied im Gedenkstät-tenverein KZ Bisingen sowie beider Gedenkstätte Grafeneck. Zuseinen Aktivitäten gehören au-ßerdem Forschungsprojekte undLehrveranstaltungen zu Bil-dungsangeboten inMuseen.