Deutscher Weiß-Tannen-Herkunftsversuch · Waldfläche in Thüringen anbaumöglich (TLWJF 2011)...

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Deutscher Weiß-Tannen-Herkunftsversuch Karpaten („rumänische Tanne“)

17. Fachkolloquium des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha, 24. April 2018 Wolfgang Arenhövel, FFK Gotha, Referat Monitoring, Klima und Forschung

Die Weiß-Tanne gehört unstrittig zu den großen Hoffnungsträgern in Zeiten des Klimawandels (I)

• nicht nur im Forstbezirk Eibenstock…(St. Schusser)

• Weiß-Tanne zur tlw. Kompensation der durch den Fichtenrückgang gefährdeten Nadelrohholzversorgung

• stabiler als Fichte (tiefreichendes Wurzelsystem, kann Wasser aus tieferen Bodenschichten nutzen)

• klimatoleranter als Fichte, v.a. in Mischbeständen (geht weiter in den warmtrockenen Bereich als Fichte)

• ideale Baumart (Stabilitätsfaktor) für den gemischten strukturreichen Dauerwald (Schattenerträgnis, geeignet für lange Verjüngungszeiträume)

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Die Weiß-Tanne gehört unstrittig zu den großen Hoffnungsträgern in Zeiten des Klimawandels (II)

• außerdem sehr gute Erfahrungen (auch in Thüringen) mit Tannen-Saaten (optimale Wurzelentwicklung – Geduld!)

• extrem gefährdet durch Wild (Verbiss, Schäle, Schlagen); nur bei konsequenter Wildbewirtschaftung erfolgreicher Waldbau mit Weiß-Tanne möglich

• anbaumöglich auf 65% (!) der verbliebenen Waldfläche in Thüringen

• große Unterschiede zwischen den Provenienzen!

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Mögliche Verbreitung der Weißtanne in Europa

TINNER et al. (2013)

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Weiß-Tannen-Inventur 1993 (HENKEL, 1995)

• 233 Tsd. Tannen; davon 90 Tsd. > 20 Jahre in 3.043 räumlich getrennten Vorkommen

• insgesamt: 123 ha (reduzierte Fläche) = 0.02 %

• BWI III (2012): 0,1 % Tannen-Typ (Oberstand)

• Jungbestockung: 0.4 % Tannen-Typ

• theoretisch ist die Weiß-Tanne auf 65 % der Waldfläche in Thüringen anbaumöglich (TLWJF 2011)

• realistisch: vorerst auf 4 bis 5 % im Landeswald

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Das Problem: die Thüringer Weiß-Tanne ist genetisch eingeengt (u.a. Konnert, 1994; Hosius, 1994)

• In TH ist sie am Ende ihrer Rückwanderung über den Ostalpenweg (ihre nördliche natürliche Verbreitungsgrenze verläuft in TH etwa an der A4, Südwestthüringen wäre von Natur aus tannenfrei)

• Die Tanne in TH ist fragmentiert und negativ selektiert (HENKEL, 1995) : durch Flaschenhalseffekte (durch die Länge des Rückwanderungsweges), Selektionsdruck durch Konkurrenz von Buche und Fichte, Altersklassen-wald/Kahlschlagbetrieb/Wild, Immissionsschäden…

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Stammzahlhäufigkeiten autochthoner Alttannen-Vorkommen im Forstamt Schönbrunn (HÖRR, 1997)

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Baumzahl pro autochthonem Vorkommen

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DÖRFELT, (2012) - Bachelorarbeit an der FH Erfurt

wo untersucht? im Forstbezirk Eibenstock

welche Provenienzen? Sachsen (autochthon), Polen (Krakau), Rumänien (Maramures)

kein Provenienzversuch - jeweils verschiedene Standorte,

unterschiedliches Alter (44 bis 52 Jahre)

Ergebnisse: Maramures am vitalsten; außerdem mit

3-5 VfmDh/ha und Jahr vor den beiden anderen Herkünften

„Wuchsverhalten und Ertrag von mittelalten Weißtannenbeständen verschiedener Provenienzen“

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Wie weiter mit der Tanne in Thüringen? Genetische Vielfalt (Anpassungsfähigkeit) sichern!

• Naturverjüngung (Anpassungsbonus) umfänglich nutzen

• Saatgutgewinnung in den 42 zugelassenen autochthonen Erntebeständen (Anpassungsbonus) für Pflanzung und Saat (Ernten für Saaten nicht ausreichend)

• Anlage einer Generhaltungssamenplantage (Erhöhung der genetischen Vielfalt) in Vitzeroda (FoA BSLZ); Ernte 2016: 1t Rohsaatgut, (netto: 110 kg)

• Verwendung von geeignetem Vermehrungsgut außerhalb Thüringens (u.a. Slowakei, Rumänien – Prüfung der Anbaueignung durch Herkunftsversuche)

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WTA - Generhaltungssamenplantage Vitzeroda

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Die Herkunft hat Einfluss auf Vitalität, Anpassungsvermögen und Wachstum (HARTIG, Tharandt)

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Deutscher Weißtannen-Herkunftsversuch Karpaten („rum. Tanne“) 2015/16 mit 10 rumänischen Herkünften

• bundesweiter Versuch (ARGE Forstpflanzenzüchtung)

• Zielstellung: geeignete Herkünfte für D evaluieren

• insg.12 Flächen: BY 2, BW 2, SN 3, HE 1, NI 1, SH 1,TH 2

• Koordinator: ASP Teisendorf

• ThüringenForst beteiligt sich mit 2 Flächen:

1. FoA Bad Salzungen, Rev. Krayenberg: unter Fichte

2. FoA Jena-Holzland, Rev. Quirla: unter Kiefer

• Pflanzung in TH: FJ 2016; Anwuchs: >> 90 %

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Deutscher Weißtannen-Herkunftsversuch Karpaten („rum. Tanne“) 2015/16 mit 10 rumänischen Herkünften

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Deutscher Weißtannen-Herkunftsversuch Karpaten („rum. Tanne“) 2015/16 mit 10 rumänischen Herkünften

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Herkünfte Gebirge Höhe ü. NN N/Jahr dTa

(mm) °C

Avrig (Bestand) Fagaras 840 733 6,8

Naruja Ostkarpaten 725 661 6,7

Moinesti Ostkarpaten 785 630 6,3

Rusca Montana Poiana Rusca 1050 904 6,3

Sinaia Bucegi 1130 855 5,3

Anina Semenic 725 818 8

Dobra Poiana Rusca 1075 885 6,4

Avrig (Plantage) Fagaras 630 670 8

Baia Mare (Plantage) Maramures 1070 885 4,5

Sugas (Plantage) Curve of Carpathiars 760 668 6,8

Untersuchungen in der FBS Breitenworbis

• Austriebsverhalten FJ 2012: 6 Termine (wöchentlich)

Aufnahme durch L. OSWALD: später Austrieb bei Baia

Sprie und thüring. Vergleichsherkunft (Heiligenstadt)

• Höhenwachstum in 2013 (H. STRAUBE):

langsames Frühjahrs-Wachstum bei Avrig (Bestand)

rasches Frühjahrswachstum bei Avrig (Plantage) und

größte Höhen insgesamt bei Avrig (Plantage)

Deutscher Weißtannen-Herkunftsversuch Karpaten („rum. Tanne“) 2015/16 mit 10 rumänischen Herkünften

• Flächenvorbereitung: mit Pein-Plant (je 3.000 lfm); Angebot insgesamt (incl. MW-Steuer): 3.927 €

• Vergleichsherkünfte auf beiden Versuchsflächen:

bundeseinheitlich: SHK „Dornthal“ (FoA SON) –

HKG 82706) - starker Mistelbefall

und „Schrög-Teisenberg“ (HKG 82711/Alpen - BY)

• zusätzlich auf Versuchsfläche „Quirla“:

Thüringen HKG: 82705 – Westdt. Bergland und

Oberrheingraben (Heiligenstadt/Eichsfeld)

Deutscher Weißtannen-Herkunftsversuch Karpaten („rum. Tanne“) 2015/16 mit 10 rumänischen Herkünften

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Versuchsfläche, Revier Quirla (FoA Jena-Holzland)

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6,00

19.04.2016 26.04.2016 02.05.2016 10.05.2016 17.05.2016 25.05.2016 31.05.2016 07.06.2016 14.06.2016 21.06.2016

110 117 123 131 138 146 152 159 166 173

Bo

nit

urs

chlü

sse

l

Aufnahmetag

Austriebsverhalten Tannenvergleichsanbau 2016 Revier Quirla

RUM 01

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RUM 05

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TH 705

TH 706

Besuch durch Frau Ministerin Keller am 06. September 2017 / 60 25

Ausfallkontrolle, Versuchsfläche Quirla, Januar 2018 / 60 26

N N Anwuchs Ausfall

Herkunft Anwuchs Pflanzung % %

Rum 01 Avrig 140 150 93 7

Rum 02 Naruja 149 150 99 1

Rum 03 Moinesti 76 100 76 24

Rum 04 Rusca montana 146 150 97 3

Rum 05 Sinaia 134 150 89 11

Rum 06 Anina 140 150 93 7

Rum 07 Dobra 125 150 83 17

Rum 08 Avrig plantage 148 150 99 1

Rum 09 Baia Sprie Plantage 147 150 98 2

Rum 10 Sugas Plantage 141 150 94 6

TH 162 82 705 001 2 128 150 85 15

TH 163 82 706 043 2 145 150 97 3

BY 091 827 11 117 2 123 150 82 18

Fläche Quirla nach Friederike (18.01.2018 / 60 27

Fläche Krayenberg nach Friederike (18.01.2018) / 60 28

• das Potential der Weiß-Tanne wird in Thüringen z.Z. (noch) nicht annähernd ausgeschöpft

• die Tanne sollte aber in Zukunft eine größere Rolle bei der Nadelrohholzversorgung spielen

• die Möglichkeiten zur Wiedereinbringung der Weiß-Tanne sind daher in ihrer ganzen Breite zu nutzen

• Herkünfte aus Rumänien könnten hier eine größere Rolle spielen (…größere Anpassungsfähigkeit)

• die Wildbewirtschaftung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Weiß-Tannen-Waldbaus

Zusammenfassung

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…mit dem Versuch „rumänische Tanne“ stehen wir freilich noch ganz am Anfang….

Herzlichen Dank

vor allem an

Christian Müller, Revierleiter,

Phillip Vogel, Revierleiter,

Mario Klein, SB FFK Gotha

und für Ihre Aufmerksamkeit!

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