Pflegeprobleme in Deutschland - geriatrie.charite.de · Autoren Projektleitung PD Dr. Nils Lahmann,...
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Pflege- abhängigkeit
Schmerzen
Inkontinenz
SturzErnährung
Dekubitus
Hautpflege
???
Kognitive Einschränkungen
Mobilität
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
Pflegeprobleme in DeutschlandErgebnisse von 15 Jahren Forschung in Pflegeheimen
und Kliniken 2001–2015
Schwerpunkt:Kognitive Einschränkungen
Charité – Universitätsmedizin Berlin Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
in Zusammenarbeit mit dem
Clinical Research Center for Hair and Skin Science, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Pflegeprobleme in Deutschland15 Jahre Forschung in Pflegeheimen und Kliniken 2001–2015
Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen
Autoren
ProjektleitungPD Dr. Nils Lahmann, MSc.EProf. Dr. Theo Dassen
Wissenschaftliche MitarbeiterDr. Antje Tannen, MPHPD Dr. Jan Kottner Gabriela Schmitz, MSc.Simone KuntzKathrin RaederRainer CentmayerAndrea LichterfeldOliver LudwigPatrick Fehling
Studentische MitarbeiterMaria KlemtVerena KühnJuliana Supplieth
Herausgabe Prof. Dr. Theo Dassen, Berlin, November 2015Charité – Universitätsmedizin BerlinCentrum 1 Human- und Gesundheitswissenschaften Institut für Gesundheits- und PflegewissenschaftAugustenburger Platz 1, 13353 BerlinSitz: Oudenarder Straße 16Tel.-Nr. (030) 450 529 092Fax-Nr. (030) 450 529 900E-Mail: [email protected] Homepage: http://igpw.charite.de
© Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Berichtes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder einem anderen Verfahren) ohne Genehmigung des geschäftsführenden Direktors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Berichte können gegen ein Entgelt von 9,90 € (inkl. MwSt.) pro Stück bei oben genannter Adresse (per Fax oder e-Mail) bestellt werden.
VorwortOhne die Mitwirkung insbesondere der Bewohner der Pflegeheime und der Patienten in den Kliniken, die zu einer körperlichen Untersuchung bereit waren, sowie der akti-ven Mitarbeit des Pflegepersonals in den Einrichtungen wäre eine Erhebung in dem Umfang, in dem sie in diesem Bericht präsentiert wird, nicht realisierbar gewesen.
Wir danken allen beteiligten Institutionen, Verantwortlichen, Pflegekräften, Bewoh-nern und Patienten für das Gelingen der Studien.
Prof. Dr. Theo Dassen
Inhalt
5
Inhalt
1 Einleitung (N. Lahmann, J. Kottner) ............................................................................................. 7
2 Stichprobe, Pflegeabhängigkeit (S.Kuntz , J. Supplieth) ..................................................... 11
3 Chronische Wunden und Dekubitus (K. Raeder, V. Kühn) .................................................. 21
4 Hautpflege (A. Lichterfeld, J. Kottner) ........................................................................................ 34
5 Sturz (S. Kuntz) .................................................................................................................................. 42
6 Ernährung (A. Tannen) ................................................................................................................... 47
7 Schmerzen (R. Centmayer) ........................................................................................................... 54
8 Inkontinenz (G. Schmitz) ............................................................................................................... 60
9 Mobilität (P. Fehling, O. Ludwig) .................................................................................................. 65
10 Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen (M. Klemt, N. Lahmann) ........................... 70
11 Zusammenfassung und Schlussfolgerung (N. Lahmann) .............................................. 78
12 Anhang ............................................................................................................................................. 84
1 Einleitung
7
1 EinleitungN. Lahmann, J. Kottner
1.1 HintergrundIn den Jahren seit der ersten Erhebung 2001 zu Pflegeproblemen in Pflegeheimen und Krankenhäusern sind zu den ursprünglichen Schwerpunktthemen Dekubitus, Pflegeabhängigkeit und Sturz im Rahmen der jährlichen Erhebung einige neue The-men hinzugekommen. Untersucht wurden Inkontinenz, Ernährung, chronische Wun-den, Hautpflege sowie Schmerzen und Mobilität. Im Rahmen dieser 15. Erhebung standen Berechnungen zu kognitiven Einschränkungen im Mittelpunkt. Dabei wur-den unter anderem Zusammenhänge zwischen kognitiven Leistungseinbußen und Pflegeabhängigkeit, Pflegeproblemen und Verhaltensweisen berechnet.
In enger Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Forschungsbereich der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité wurde das Thema „Haut-pflege“ zum wiederholten Male untersucht.
1.2 FragestellungenInformationen und Analysen zu oben genannten Pflegeproblemen stehen nach wie vor nur sehr begrenzt zur Verfügung. Daher dienen unsere Erhebungen vornehmlich dem Zweck, das Ausmaß und die Häufigkeit von Pflegeproblemen in deutschen Pfle-geheimen und Krankenhäusern zu erfahren. Der wissenschaftliche Ausdruck für die dafür erforderliche Maßzahl ist die Prävalenz. Diese beschreibt den Anteil von Per-sonen mit einem bestimmten Pflegeproblem (z. B. Inkontinenz, Dekubitus), der zu einem bestimmten Zeitpunkt beobachtet wird. Dieser Anteil wird meist in Prozent an-gegeben. Prävalenzen bieten einen wertvollen Einblick in die Häufigkeit und Verbrei-tung von Pflegeproblemen. Auf Basis aktueller Kennzahlen zu Häufigkeiten und Aus-prägung lassen sich zunächst Pflegeprobleme identifizieren, von denen besonders viele Menschen betroffen sind und es kann der Bedarf an pflegerischer Versorgung eingeschätzt werden. Prävalenzerhebungen eignen sich weiterhin dazu, praktizierte Pflegemaßnahmen und Interventionen abzubilden und zu beschreiben. Vergleicht man die erhobenen Pflegeprobleme mit den durchgeführten Maßnahmen, können Rückschlüsse auf deren Angemessenheit gezogen werden. Führt man Prävalenzstu-dien mit einem standardisierten Verfahren regelmäßig durch, lassen sich zusätzlich Trends und Veränderungen feststellen und beschreiben.
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1.3 VergleicheDa sich dieses Jahr, wie in den Jahren davor, mehrere Institutionen an der Erhebung beteiligten, können die Prävalenzen der einzelnen Einrichtungen miteinander vergli-chen werden. Dieser Vergleich demonstriert die teilweise großen Schwankungen von Prävalenzen in Pflegeheimen und Krankenhäusern und bietet den teilnehmenden Institutionen einen Einblick, wo sie im Vergleich zu anderen stehen. Dadurch, dass wir die Erhebung so regelmäßig und auch schon so lange durchführen, lassen sich darüber hinaus auch Trends darstellen. In Anbetracht der Herausforderungen, die an das Gesundheitswesen gestellt werden (demographischer Wandel, Mangel an Pfle-gefachkräften, viele Strukturreformen, etc.) erhalten unsere Studien als potentieller Indikator pflegerischer Ergebnisqualität zusätzliche Bedeutung.
Obwohl im vorliegenden Bericht eine Vielzahl von Einrichtungsvergleichen enthal-ten ist, sollte deren Interpretation mit Vorsicht und Zurückhaltung erfolgen. Zum ei-nen sind Patienten- und Bewohnerstrukturen der Einrichtungen kaum vergleichbar. Es liegt auf der Hand, dass ein hoher Anteil schwerstpflegebedürftiger Personen in einem Heim kaum mit mobilen und wenig pflegebedürftigen Bewohnern eines an-deren Heims verglichen werden kann. Diese Heterogenität der Patienten und Bewoh-ner der einzelnen Institutionen wurde in der vorliegenden Studie durch sogenannte Risikoadjustierungen berücksichtigt, das heißt dargestellte Prävalenzen beziehen sich nicht auf alle Bewohner oder Patienten einer Institution, sondern nur auf eine bestimmte vorher festgelegte Gruppe. Dieses Vorgehen macht die Einrichtungsver-gleiche „fairer“. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die in der vorliegenden Auswertung nur teilweise berücksichtigt wurden: Größe der Einrichtungen und Rücklauf. Je kleiner eine Einrichtung ist und je geringer der Rücklauf, desto geringer ist die Aussagekraft der ermittelten Kennzahl.
1.4 MethodeFür die Erhebung im Jahr 2015 wurden, wie in den Jahren davor, deutschlandweit Pflegeheime und Krankenhäuser zur Teilnahme eingeladen. Jede teilnehmende Ein-richtung bestimmte einen Studienverantwortlichen. Auf der Basis schriftlicher und di-gitaler Schulungs- und Erhebungsunterlagen wurden Pflegekräfte der Einrichtungen durch die Verantwortlichen geschult.
Am Tag der Erhebung schätzten die geschulten Pflegekräfte die Bewohner und Pa-tienten auf der Grundlage schriftlicher Erhebungsbögen ein (siehe Anlage). Neben demographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht wurden
1 Einleitung
9
zahlreiche pflegerelevante Daten erhoben. Zur Diagnose und Einschätzung von De-kubitus wurde eine Hautinspektion durchgeführt. Zusätzlich zu den personenbezo-genen Daten wurden Strukturdaten zu Wohnbereichen und Stationen und der ge-samten Institution erfasst.
Die ausgefüllten schriftlichen Erhebungsbögen wurden an unser Institut geschickt, die Daten maschinell eingelesen, kontrolliert und ausgewertet. Die Auswertung und Ergebnisse sind in anonymisierter Form dargestellt. Die im vorliegenden Bericht ver-wendeten „Code-Nummern“ kennzeichnen die beteiligten Einrichtungen. Außer den Einrichtungen selbst und dem Forschungsteam sind die Identitäten der Einrichtun-gen niemandem bekannt. Von Seiten Dritter sind somit keine Rückschlüsse auf die beteiligten Institutionen oder erhobenen Personen möglich.
Es haben nur Bewohner und Patienten teilgenommen, die vorher ihre informierte Zu-stimmung gegeben hatten. Für die Durchführung der Studie in dieser Form liegt ein positives Votum der Ethikkommission der Ärztekammer Berlin vor.
1.5 Stärken und SchwächenJedes Forschungsprojekt hat Stärken und Schwächen, so auch die vorliegende Studie. Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt, wurden die Prinzipien der Anonymität und Freiwilligkeit beachtet. So wichtig die Wahrung der Persönlichkeitsrechte und der Selbstbestimmung sind, so können diese auch eine Fehlerquelle darstellen. Es könn-ten vor allem die Institutionen oder Personen ausgeschlossen worden sein, die sich von der dargestellten Stichprobe systematisch unterscheiden, z. B. stationäre Einrich-tungen mit besonders hohen Sturzraten oder nicht einwilligungsfähige Patienten, die besonders häufig Dekubitus aufweisen. Da solch eine systematische Selektion nicht ausgeschlossen werden kann, können die Ergebnisse nicht ohne weiteres verallge-meinert werden. Es gibt jedoch Gründe dafür anzunehmen, dass der Einfluss systema-tischer Verzerrungen gering ist:
1. Demographische Merkmale der Jahresstichproben unterscheiden sich nicht. Obwohl sich immer andere Pflegeheime und Krankenhäuser an den Erhebungen beteiligten, sind die Stichproben vergleichbar.
2. Es konnte gezeigt werden, dass die jährlichen Stichproben der Prävalenzerhe-bungen hinsichtlich Alter, Geschlecht und Fachabteilungen (nur in Krankenhäu-sern) die Gesamtheit aller Pflegheimbewohner und Krankenhauspatienten in Deutschland sehr gut repräsentieren (siehe Kapitel 2).
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3. Ergebnisse zu Mangelernährung und Dekubitus anderer Studien zeigten sich vergleichbar (siehe Zusammenfassung).
Abgesehen von der Stichprobenziehung kann die Aussagekraft durch den Prozess der Datenerhebung an sich gemindert sein. Fehlende Werte stellen das größte Prob-lem dar. Diese entstehen immer dann, wenn entweder etwas vergessen wurde zu be-urteilen, einzutragen oder die Dateneintragungen unleserlich und undeutlich waren. Je nach Auswertungskriterium wurden Fälle mit fehlenden Werten in diesem Bericht entweder ignoriert oder ausgeschlossen.
Abschließend muss erwähnt werden, dass die Teilnahme an der Studie selbst einen Einfluss auf die Ergebnisse haben kann. Die Entscheidung einer Einrichtung, sich an der Prävalenzerhebung zu beteiligen, hat weitreichende Folgen. Die Mitarbeiter wer-den für die zu untersuchenden Themen sensibilisiert, es wird diskutiert, Schulungen finden statt. Schließlich werden die Ergebnisse diskutiert und man vergleicht sich mit anderen. Erfahrungen der Teilnehmer belegen, dass dieser gesamte Prozess beispiels-weise zu einer Senkung der Häufigkeit von Pflegeproblemen und damit zu einer Ver-besserung der pflegerischen Versorgung führt.
1.6 Weiterführende InformationenDetaillierte Informationen über die Studie und die Ergebnisse der letzten Jahre las-sen sich über die Homepage des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft bestellen oder als Datei herunterladen (http://igpw.charite.de). Entsprechende Pub-likationslisten können ebenfalls über die Homepage des Instituts abgerufen werden.
2 Stichprobe
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2 StichprobeS. pKuntz , J. Supplieth
2.1 EinleitungIm Jahr 2015 beteiligten sich 16 Pflegeheime und 7 Krankenhäuser aus Deutschland an der Prävalenzerhebung.
2.2 RücklaufZum Zeitpunkt der Erhebung befanden sich 1617 Patienten auf den teilnehmenden Stationen der untersuchten Krankenhäuser. Davon lehnten 263 Patienten (16,3%) die Teilnahme an der Studie ab und 221 (13,7%) Patienten war es unmöglich teilzuneh-men. Daten von 1133 Patienten wurden erfasst, welches einem Rücklauf von 70,1% entsprach. In Abbildung 2.1 sind die Rückläufe der 7 beteiligten Krankenhäuser im Vergleich zum Mittelwert (AKH = alle Krankenhäuser) und im Vergleich untereinander dargestellt. Die Rückläufe in den Krankenhäusern schwankten zwischen 43,7% und 88%.
Der Rücklauf in den Pflegeheimen war deutlich höher. Von allen zum Zeitpunkt der Erhebung anwesenden Pflegeheimbewohnern (n=1140) lehnten 71 Bewohner (7,6%) die Teilnahme ab und 87 Bewohner (6,2%) waren unfähig teilzunehmen. Demnach wurden Daten von 994 Bewohnern erfasst, welches einem Rücklauf von 87,2% ent-sprach. In Abbildung 2.2 sind die Rückläufe aller Pflegeheime im Vergleich dargestellt. Die Abkürzung „APH“ (alle Pflegeheime) steht für den Mittelwert aller Pflegeheime. Die Rückläufe in den Pflegeheimen schwankten zwischen 39,7 und 100%.
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
43,7
53,1
68,8
69,9
70,1
70,5
83,7
88,03
5
4
AKH
6
7
1
2
Abbildung 2.1 Rückläufe der Krankenhäuser (n = 7) in Prozent
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2.3 Demographische MerkmaleIn der Tabelle 2.1 sind die Merkmale Geschlecht, Alter und Body Mass Index (BMI) ge-trennt nach Pflegeheimbewohnern und Krankenhauspatienten dargestellt.
Tabelle 2.1: Stichprobe 2015: Geschlecht, Alter, Body Mass IndexPflegeheime (n = 16) Krankenhäuser (n = 7)
Frauen (%) 70,4 51,5
Alter (Jahre)
Mittelwert 81,3 70,0
Standardabweichung 11,9 16,2
Body Mass Index (kg / m²)
Mittelwert 26,0 27,1
Standardabweichung 5,5 5,6
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
39,7
74,6
76,9
77
77,5
81,4
87,2
91,7
93,3
96,8
97,2
97,4
100,0
100,0
100,0
100,0
100,015
14
13
4
3
12
7
6
1
11
APH
16
2
9
8
10
5
Abbildung 2.2 Rückläufe der Pflegeheime (n = 16) in Prozent
2 Stichprobe
13
Das Verhältnis von Männern und Frauen war in den Krankenhäusern nahezu ausge-glichen, während der Anteil der männlichen Heimbewohner weniger als ein Drittel betrug. Pflegeheimbewohner waren im Durchschnitt 11 Jahre älter als Krankenhaus-patienten. Im letzten Jahr betrug der Altersunterschied noch 13 Jahre. Die höhere Standardabweichung des Alters in den Krankenhäusern ist ein Hinweis dafür, dass die Gruppe der Krankenhauspatienten heterogener zusammengesetzt war als die Gruppe der Pflegeheimbewohner. Hinsichtlich der Statur anhand des Body Mass Index (BMI) unterschieden sich die Teilnehmer beider Einrichtungsarten nur wenig voneinander.
2.4 Pflegeabhängigkeit und PflegestufenPflegeabhängigkeit ist das Ausmaß, in dem Menschen in ihrer Selbstpflegefähigkeit eingeschränkt sind und pflegerische Unterstützung benötigen (Dijkstra et al. 2000). Die Pflegeabhängigkeit wurde mit Hilfe der Pflegeabhängigkeitsskala (PAS) erhoben. Pflegende schätzten 15 Kategorien (Items), wie zum Beispiel „Essen und Trinken“, „Mo-bilität“, „Kommunikation“, ein. Den einzelnen Items wurden Punktwerte von 1 (völlig pflegeabhängig) bis 5 (völlig unabhängig) zugewiesen. Werden die Werte der ein-zelnen Items addiert, so erhält man Summenwerte (PAS-Werte), die ein Maß für die gesamte Pflegeabhängigkeit darstellen. Bei sehr hoher Pflegeabhängigkeit sind die Summenwerte niedrig (Minimum 15). Hohe Werte (Maximum 75) werden erreicht bei keiner oder geringer Pflegeabhängigkeit.
In den Abbildungen 2.3 und 2.4 sind die durchschnittlichen PAS-Werte der einzelnen Einrichtungen und der jeweiligen Einrichtungsarten dargestellt (AKH = alle Kranken-häuser, APH = alle Pflegeheime). Pflegeheimbewohner waren mit einem durchschnitt-lichen PAS-Wert von 45,9 pflegeabhängiger als Krankenhauspatienten (PAS-Wert = 64). Zwischen den Heimen gab es wesentlich größere Unterschiede. Die Spannweite der durchschnittlichen Pflegeabhängigkeit in den Pflegeheimen rangierte zwischen 16,5 (Einrichtung 3) und 67,4 (Einrichtung 5).
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Abbildung 2.4Pflegeabhängigkeit: Mittelwerte der Pflegeheime (APH = alle Pflegeheime)
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80
16,5
37,7
38,2
38,4
38,4
40,5
40,9
42,1
43,3
45,9
46,3
46,6
48,0
50,4
51,4
58,4
67,45
10
12
2
8
14
1
APH
13
15
4
16
11
7
6
9
3
Abbildung 2.3Pflegeabhängigkeit: Mittelwerte der Krankenhäuser (AKH = alle Krankenhäuser)
Kran
kenh
äuse
r
0 10 20 30 40 50 60 70 80
56,1
57,1
62,1
62,3
64,0
65,7
67,8
68,12
5
3
AKH
4
1
6
7
2 Stichprobe
15
Die Abbildung 2.5 zeigt die Verteilung der Pflegestufen im Pflegeheim und Kranken-haus allgemein. Die Einteilung der Pflegestufen unterscheidet sich entsprechend des Umfangs des Hilfebedarfs von pflegebedürftigen Personen (Bundesministerium für Gesundheit 2015).
Die Pflegeheimbewohner haben deutlich höhere Pflegestufen als die Krankenhaus-patienten. So weisen beispielsweise 13,3% der Bewohner die Pflegestufen III+ auf. Bei den Patienten liegt die Anzahl lediglich bei 0,2% der Befragten. Der größte Anteil der Patienten verfügt über keine Pflegestufen (83%), währenddessen es in den Pflegehei-men nur 0,6% sind.
2.5 TrendIn Tabelle 2.2 ist die Anzahl der Einrichtungen und der Bewohner und Patienten, wel-che in den letzten 15 Jahren teilgenommen haben, dargestellt. Pflegeheime nahmen erst seit 2002 teil. Aus dieser Tabelle geht hervor, dass heute Daten von über 37.000 Pflegeheimbewohnern und fast 59.000 Krankenhauspatienten im Rahmen der Studie erhoben und ausgewertet wurden.
Abbildung 2.5Pflegestufen: Pflegeheim und Krankenhaus gesamt
Proz
ent
0
20
40
60
8083,0
1,28,6
0,6 3,5 0,7 1,0 0,2 0,0 1,30,6 1,8
22,1
13,620,2 21,5
4,9
13,3
1,7 0,3beantragtHärtefallIII +IIIII +III +I0keine
Krankenhäuser
P�egeheime
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Tabelle 2.2: Anzahl Teilnehmer von 2001 bis 2015Pflegeheime Krankenhäuser
Erhebungsjahre Einrichtungen Bewohner Einrichtungen Patienten
2001 - - 11 3012
2002 15 1347 40 7225
2003 45 3499 47 9503
2004 29 2531 39 8515
2005 39 3530 37 7256
2006 24 2061 28 5046
2007 29 2393 23 4080
2008 37 3345 19 3391
2009 76 5521 15 2930
2010 52 3610 14 2417
2011 50 3759 10 2136
2012 47 3552 7 1496
2013 17 1142 8 997
2014 14 1091 6 955
2015 16 994 7 1133
Gesamt 474 37354 304 58959
Geschlecht, Alter, BMI und Pflegeabhängigkeit der Pflegeheimbewohner und Kran-kenhauspatienten der Stichprobe 2015 sind mit den Merkmalen der vorherigen Stichproben sehr gut vergleichbar. Als Beispiele sind in den Abbildungen 2.6 und 2.7 Durchschnittsalter und PAS-Werte aller vorherigen Jahre im Vergleich dargestellt.
Die demographischen Merkmale der Stichproben sind nicht nur untereinander ähn-lich, sondern sie sind auch mit allen Krankenhauspatienten und Pflegeheimbewoh-nern in Deutschland gut vergleichbar (Kottner et al. 2009; Lahmann et al. 2010).
Abbildung 2.6Durchschnittsalter pro Erhebungsjahr
50
60
70
80
90
64,0 63,6 63,9 63,465,4 65,2 64,5 63,9
66,663,6 62,6 63,5 62,7
69,1 70,0
83,781,2
83,9 83,0 83,2 83,4 83,284,9 85,2
83,4 85,0
80,5 81,6 81,3
201520142013201220112010200920082007200620052004200320022001
Jahr
e
Krankenhäuser P�egeheime
2 Stichprobe
17
2.6 HauptdiagnosenIn der Prävalenzerhebung 2015 wurden zum zweiten Mal die Hauptdiagnosen jedes einzelnen Teilnehmers erhoben. In Tabelle 2.3. sind die häufigsten Diagnosen der Pfle-geheimbewohner aufgeführt, in Tabelle 2.4. die der Krankenhauspatienten.
Tabelle 2.3 Diagnosen Pflegeheime*
Pflege-heim
Diab. Mellitus
Schlag-anfall
onkolo-gische Erkran-kungen
psychi-sche
Erkran-kungen
HKL- Erkran-kungen
Erkran-kungen d. Bewe-gungs-
apparats
Demenz Gesamt n
1 19,8% 13,5% 19,8% 27,9% 73% 67,6% 47,7% 111
2 40% 16,4% 3,6% 32,7% 55,5% 46,4% 42,7% 110
3 15% 5% 0% 0% 50% 95% 0% 20
4 12% 20% 24% 20% 76% 56% 56% 25
5 34,5% 17,2% 6,9% 10,3% 41,4% 17,2% 20,7% 29
6 25,6% 11,1% 6,7% 20% 55,6% 27,8% 42,2% 90
7 20% 5,7% 0% 22,9% 37,1% 34,3% 100% 35
8 19,4% 12,9% 9,7% 6,5% 87,1% 48,4% 32,3% 31
9 30% 20% 0% 30% 40% 70% 100% 10
10 30,2% 8,5% 11,3% 10,4% 81,1% 65,1% 44,3% 106
11 29,1% 24,5% 3,6% 32,7% 84,5% 29,1% 59,1% 110
12 18% 18% 6,3% 31,5% 47,7% 41,4% 61,3% 111
13 25% 25% 0% 35% 60% 50% 45% 20
14 16,7% 16,7% 0% 0% 16,7% 33,3% 91,7% 12
15 32,5% 17,1% 4,3% 24,8% 73,5% 65% 59,8% 117
16 31,6% 31,6% 3,5% 15,8% 78,9% 42,1% 42,1% 57
Gesamt 27% 16,4% 7,3% 23,4% 65,8% 48,6% 51% 994
Abbildung 2.7Durchschnittliche PAS-Werte pro Erhebungsjahr
30
40
50
60
70
6264 65 64 63
65 64 65 64 64 65 6567
64 64
44 43 42 42 42 4244 43 44 44 44 43
45 46
201520142013201220112010200920082007200620052004200320022001
PAS-
Wer
te
Krankenhäuser P�egeheime
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
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In Tabelle 2.3 werden häufig vorkommende Diagnosen aufgezählt. Fast 66% der Be-fragten im stationären Pflegebereich litten an einer Herz-Kreislauferkrankung. An zweiter Stelle der am häufigsten vorkommenden medizinischen Diagnose standen die demenziellen Erkrankungen mit 51% vor den Erkrankungen des Bewegungsap-parates (48,6%). In Pflegeheim 8 wiesen rund 87% der Einwohner eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auf. Alle der beteiligten Bewohner in PH 7 und PH 9 litten an einer Demen-zerkrankung, in Einrichtung 3 hingegen niemand.
Tabelle 2.4 Diagnosen Krankenhäuser*
Kranken-haus
Diab. Mellitus
Schlag-anfall
onkolo-gische Erkran-kungen
psychi-sche
Erkran-kungen
HKL- Erkran-kungen
Erkran-kungen d. Bewe-gungs-
apparats
Demenz Gesamt n
1 15,7% 0% 0% 49% 58,8% 51% 27,5% 51
2 21,6% 12% 24% 4% 39,2% 41,6% 1,6% 125
3 22,8% 26,5% 10,5% 10,2% 72,4% 67,8% 0,8% 373
4 22,5% 12,1% 26% 12,1% 51,5% 28,8% 7,1% 396
5 31% 20,7% 12,6% 10,3% 56,3% 54% 2,3% 87
6 22,8% 6,3% 16,5% 5,1% 63,3% 45,6% 7,6% 79
7 36,4% 13,6% 9,1% 0% 90,9% 63,6% 18,2% 22
Gesamt 23,1% 16,6% 17,5% 11,4% 59,3% 47,8% 5,2% 1133
* Aufgrund der Tatsache, dass mehrere Diagnosen gleichzeitig auftreten können, waren Mehrfachantworten möglich. Daraus ergeben sich mehr als 100% je Einrichtung.
Die teilnehmenden Patienten in den Krankenhäusern litten zu 59,3% an Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen. An zweiter Stelle der Erkrankungen befinden sich Erkrankungen des Bewegungsapparates (47,8%). Demenzielle Erkrankungen spielen hier mit 5,2% der Gesamtpatienten eine untergeordnete Rolle. Von den Patienten in Einrichtung 1 hatte keiner der Befragten weder einen Schlaganfall noch eine onkologische Erkran-kung.
Die Abbildung 2.8 zeigt die Anzahl der Diagnosen der Krankenhauspatienten. Über 2/3 der Patienten sind von einer (33,2%) bzw. zwei (35,3%) der erfragten Diagnosen betroffen. Knapp 1/4 aller Patienten hatte drei oder mehr Diagnosen. Im Krankenhaus 2 sticht besonders hervor, dass ein Fünftel der Patienten unter keiner der erfragten Diagnosen litt. Im Gegenzug hatten mehr als 1/3 der Patienten aus Krankenhaus 7 drei oder mehr Diagnosen.
2 Stichprobe
19
Abbildung 2.9Anzahl der Mehrfacherkrankung von Pflegeheimbewohnern in Prozent
P�eg
ehei
me
6 Erkrankungen54321keine
0 20 40 60 80 100
APH
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Abbildung 2.8 Anzahl der Mehrfacherkrankung von Krankenhauspatienten in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
6 Erkrankungen54321keine
0 20 40 60 80 100
AKH
7
6
5
4
3
2
1
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In der Abbildung 2.9 werden die Anzahl der Erkrankungen der Pflegeheimbewohner abgebildet. Etwa ein Drittel der Bewohner hatte zwei der erfragten Diagnosen und 46% waren von drei oder mehr Diagnosen betroffen. Vier Pflegeeinrichtungen be-treuen Bewohner, die von allen sechs Diagnosen betroffen waren.
LiteraturDijkstra A, Buist G, Moorer P, Dassen T. 2000. A reliability and utility study of the care
dependency scale. Scand J Caring Sci. 14(3):155–61.Kottner J, Wilborn D, Dassen T, Lahmann N. 2009. The trend of pressure ulcer preva-
lence rates in German hospitals: results of seven cross-sectional studies. J Tissue Viability. 18(2):36–46.
Lahmann N, Dassen T, Poehler A, Kottner J. 2010. Pressure ulcer prevalence rates from 2002 to 2008 in German long-term care facilities. Aging Clin Exp Res. 22(2):152–6.
Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Glossar. Pflegestufen. URL: http://www.bmg.bund.de/themen/pflege/pflegebeduerftigkeit/pflegestufen.html [Zugriff: 07.09.2015]
3 Chronische Wunden und Dekubitus
21
3 Chronische Wunden und DekubitusK. Raeder, V. Kühn
3.1 EinleitungNach dem Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ zählen alle Wunden als chronisch, die innerhalb von 4–12 Wochen nach Wundentstehung unter fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen zeigen. Die Ursachen, warum eine Wunde über einen längeren Zeitraum nicht abheilt, können recht unterschied-lich sein. Am häufigsten entstehen sie aufgrund arterieller und venöser Durchblu-tungsstörungen, Diabetes mellitus, klinischer Infektionen und Druckschäden. Im Fol-genden werden die Prävalenzen der verschiedenen chronischen Wunden aufgezeigt. Das Hauptaugenmerk liegt auf Dekubitus.
Der Begriff Dekubitus wird für diesen Bericht in Anlehnung an die Definition von EPUAP (European Pressure Ulcer Advisory Panel, „Europäische Dekubitus Gesell-schaft“) definiert und nach der Art der Ausprägung eingeteilt. Die Definition lautet seit 2009 in der neuen Internationalen Leitlinie Dekubitus-Prävention wie folgt: „De-kubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und / oder des darunterliegen-den Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, wel-che tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären.“ Für die Klassifikation können die Begriffe Stadium, Grad oder Kategorie verwendet werden. Dieser Bericht verwendet den Begriff Kategorie. Die Einteilung lautet demnach:
Kategorie 1 Nicht wegdrückbare, umschriebene Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöchernen Vorsprung. Bei dunkel pigmentierter Haut ist ein Abblassen möglicherweise nicht sichtbar, die Farbe kann sich aber von der umgebenden Haut unterscheiden. Der Bereich kann schmerzempfindlich, verhärtet, weich, wärmer oder kälter sein als das umgebende Gewebe. Diese Symptome können auf eine (De-kubitus-)Gefährdung hinweisen.
Kategorie 2 Teilzerstörung der Haut (bis zur Dermis), die als flaches, offenes Ulcus mit einem rot bis rosafarbenen Wundbett ohne Beläge in Erscheinung tritt. Kann sich auch als intakte oder offene / rupturierte, serumgefüllte Blase darstellen. Manifestiert sich als glänzendes oder trockenes, flaches Ulcus ohne nekrotisches Gewebe oder Bluterguss. Diese Kategorie sollte nicht benutzt werden um Blasen, Verbands- oder pflasterbedingte Hautschädigungen, feuchtigkeitsbedingte Läsionen, Mazeratio-nen oder Abschürfungen zu beschreiben.
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Kategorie 3 Zerstörung aller Hautschichten. Subkutanes Fett kann sichtbar sein, jedoch keine Knochen, Muskeln oder Sehnen. Es kann ein Belag vorliegen, der jedoch nicht die Tiefe der Gewebsschädigung verschleiert. Es können Tunnel oder Unterminierun-gen vorliegen. Die Tiefe des Dekubitus der Kategorie / Stufe / Stadium III variiert je nach anatomischer Lokalisation. Der Nasenrücken, das Ohr, der Hinterkopf und der Knochenvorsprung am Fußknöchel haben kein subkutanes Gewebe, daher können Kategorie III Wunden dort auch sehr flach sein. Im Gegensatz dazu können an besonders adipösen Körperstellen extrem tiefe Kategorie III Wunden auftreten. Knochen und Sehnen sind nicht sichtbar oder tastbar.
Kategorie 4 Totaler Gewebsverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln. Belag und Schorf können vorliegen. Tunnel oder Unterminierungen liegen oft vor. Die Tiefe des Kategorie IV Dekubitus hängt von der anatomischen Lokalisation ab. Der Nasenrücken, das Ohr, der Hinterkopf und das Gehörknöchelchen haben kein sub-kutanes Gewebe, daher können Wunden dort auch sehr oberflächlich sein. Katego-rie IV Wunden können sich in Muskeln oder unterstützende Strukturen ausbreiten (Fascien, Sehnen oder Gelenkkapseln) und können dabei leicht Osteomyelitis oder Ostitis verursachen. Knochen und Sehnen sind sichtbar oder tastbar.
TGS Vermutete tiefe Gewebsschädigung – unbekannte Tiefe Violetter oder rötlichbrauner, umschriebener Bereich verfärbter, intakter Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichge-webes durch Druck und / oder Scherkräfte. Dem Effekt vorausgehen kann eine Schmerzhaftigkeit des Gewebes, das von derber, breiiger oder matschiger Konsis-tenz sein kann und wärmer oder kälter als das angrenzende Gewebe ist. Vermutete tiefe Gewebsschädigungen sind bei Individuen mit dunkel pigmentierter Haut schwer zu erkennen. Bei der Entstehung kann es zu einer dünnen Blase über einem schwarzen Wundbett kommen. Die Wunde kann sich weiter entwickeln und mit Wundschorf bedeckt sein. Es kann zu einem rasanten Verlauf unter Freilegung weiterer Gewebeschichten auch unter optimaler Behandlung kommen.
Im Folgenden wird dargestellt, wie sich die teilnehmenden Pflegeheime und Kran-kenhäuser hinsichtlich des Risikos und des Auftretens von Dekubitus unterschieden haben. Da die Anzahl dekubitusgefährdeter Bewohner und Patienten in den Einrich-tungen nicht vergleichbar war, wurde zunächst der Anteil der Bewohner und Patien-ten mit Dekubitusrisiko bestimmt. Dieser erste Schritt ist wichtig, da diese Gefährdung bei der Berechnung der Prävalenz von Dekubitus berücksichtigt wurde. Das Dekubi-tusrisiko wurde durch die klinische Einschätzung der Pflegekräfte bestimmt. Bei der Berechnung der intern entstandenen (nosokomialen) Prävalenz wurden nur Personen berücksichtigt, die in der jeweiligen Einrichtung mindestens einen Dekubitus erwor-ben haben. Im Abschnitt Prävention wird beschrieben, inwieweit gefährdete Perso-nen mit Weichlagerungs- oder (dynamischen) Wechseldrucksystemen versorgt waren und wie oft diese auf den jeweiligen Systemen gelagert wurden. Abschließend zeigen die Ergebnisse zum Trend den Verlauf des Anteils von Prävalenzen in Pflegeheimen und Krankenhäusern von 2001 bis 2015.
3 Chronische Wunden und Dekubitus
23
3.2 DekubitusrisikoIn Tabelle 3.1 sind die Angaben der klinischen Risikoeinschätzung getrennt nach Pfle-geheimbewohnern, Krankenhauspatienten und insgesamt dargestellt.
Tabelle 3.1: RisikoeinschätzungBewohner
PflegeheimePatienten
KrankenhäuserGesamt
Angaben zu Risiko n (%) 954 (96,0)
1059 (93,5)
2013 (94,6)
Risikoanteil (%) 40,8 19,7 29,7
Von 95% der Teilnehmer lagen Angaben zum Dekubitusrisiko vor. Laut der klinischen Einschätzung durch die Pflegekräfte war der Anteil der gefährdeten Personen in den Pflegeheimen mit 41% doppelt so hoch wie in den Krankenhäusern (20%).
In den Abbildungen 3.1 und 3.2 werden die Anteile der Patienten und Bewohner mit einem Dekubitusrisiko in den teilnehmenden Einrichtungen dargestellt.
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
46,7
31,0
23,5
21,8
19,7
18,2
10,2
8,8
6
2
1
4
AKH
7
3
5
Abbildung 3.1Anteil der Patienten mit Dekubitusrisiko in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
24
Laut Abbildung 3.1 war der Anteil der Risikopatienten im Krankenhaus 6 (47%) am größten. In Krankenhaus 5 waren lediglich 9% der Patienten dekubitusgefährdet. In den Pflegeheimen schwankte der Anteil der Risikopersonen dagegen zwischen 15% (Pflegeheim 5) und 100% (Pflegeheim 9).
3.3 Prävalenz DekubitusTabelle 3.2 fasst die Prävalenzen von Dekubitus jeweils mit Kategorie 1 (1–4+TGS) und ohne Kategorie 1 (2–4+TGS) für Pflegeheime und Krankenhäuser zusammen. Deku-bitusprävalenz beschreibt den Anteil von Personen mit mindestens einem Dekubitus in einer definierten Gruppe von Personen wie beispielsweise alle Pflegeheimbewohner oder alle Krankenhauspatienten. Die Prävalenzen wurden unterschiedlich bestimmt.
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
100,0
90,0
66,7
57,1
53,2
52,9
48,4
44,4
43,0
40,8
40,8
36,4
35,8
29,2
28,4
23,6
14,8
9
3
14
16
11
7
8
13
15
APH
1
2
10
4
6
12
5
Abbildung 3.2Anteil der Bewohner mit Dekubitusrisiko in Prozent
3 Chronische Wunden und Dekubitus
25
Roh = alle Personen mit Dekubitus / alle untersuchten Personen
Risiko = alle Personen mit Dekubitus in Risikogruppe / alle Personen in Risikogruppe
Nosokomial = alle Personen, die mindestens einen Dekubitus in der Einrichtung erworben haben / alle untersuchten Personen
Tabelle 3.2: Prävalenzen 2014 in Prozent
Prävalenz Bewohner Pflegeheime
Patienten Krankenhäuser Gesamt
„Roh“ 1–4+TGS (2–4 +TGS) 3,6 (2,0) 5,2 (2,9) 4,5 (2,5)
Risiko 1–4+TGS (2–4+TGS) 8,0 (4,9) 22,5 (13,4) 13,0 (7,9)
Nosokomial 1–4+TGS (2–4+TGS) 1,7 (1,5) 3,4 (2,0) 2,6 (1,8)
Bei der sogenannten „rohen“ Prävalenz ist vor allem der Gesamtwert von 4,5% von Be-deutung, denn er weist auf die Verbreitung des Dekubitus unter allen Bewohnern und Patienten hin. Für den Vergleich so unterschiedlicher Gruppen wie Krankenhauspati-enten und Pflegeheimbewohner sind rohe Prävalenzen weniger geeignet. Ähnliches gilt für die nosokomiale Prävalenz, die in den Pflegeheimen bei unter zwei Prozent lag und in den Krankenhäusern bei über 3%. Für den Vergleich der Einrichtungsarten eignen sich „Risiko“ adjustierte Zahlen besser. Dies zeigt, dass 8,0% der Pflegeheimbe-wohner und 22,5% der Krankenhauspatienten mit einem Dekubitusrisiko einen Deku-bitus inklusive Kategorie 1 hatten.
3.3.1 Prävalenz bei eingeschätztem DekubitusrisikoIn Abbildung 3.3 ist die Dekubitusprävalenz (Risikopatienten) der einzelnen Kran-kenhäuser dargestellt. In dunkelblau ist jeweils die Prävalenz der Kategorien 2, 3 und 4+TGS abgebildet. Der helle Bereich zeigt die Prävalenz von Dekubitus Kategorie 1. AKH stellt die durchschnittliche Dekubitusprävalenz aller Krankenhauspatienten dar.
Kran
kenh
äuse
r Dekubitus Kategorie 1
Dekubitus Kategorie 2−4+TGS
0 10 20 30 40 50
0
0
15,2
16,7
9,1
2,9
5,5
5,6
50,0
42,9
11,4
8,3
13,4
17,1
13,9
5,5
7
5
4
1
AKH
6
2
3
Abbildung 3.3Dekubitusprävalenz bei Risikopatienten in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
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Die durchschnittliche Dekubitusprävalenz mit den Kategorien 2, 3 und 4+TGS aller Pa-tienten lag bei 13,4%, bei Kategorie 1 bei 9,1%. Die höchste Prävalenz der Kategorien 2, 3 und 4+TGS gab es im Krankenhaus 7 mit 50%.
Abbildung 3.4 stellt die Unterschiede der Dekubitusprävalenz (Risikobewohner) in den einzelnen Pflegeheimen dar. In dunkelorange ist jeweils die Prävalenz der Kate-gorien 2, 3 und 4+TGS abgebildet, die Prävalenz von Dekubitus Kategorie 1 ist hell-orange dargestellt.
Die Unterschiede in der Dekubitusprävalenz Kategorie 1-4+TGS hatte eine Spannwei-te von 0 bis 20%. In 2 von 14 Pflegeheimen gab es zum Erhebungszeitpunkt keinen Bewohner mit Dekubitus. In den Heimen 2 und 13 war die Prävalenz mit 18% bzw. 20% am höchsten.
Abbildung 3.4Dekubitusprävalenz bei Risikobewohnern in Prozent
P�eg
ehei
me
Dekubitus Kategorie 1
Dekubitus Kategorie 2−4+TGS
0 10 20 30 40 50
12,5
28,6
8,0
6,6
4,2
0
3,1
5,2
2,4
2,5
37,5
16,0
6,7
8,3
10,0
4,9
8,0
1,7
6,1
2,4
2,6
13
4
12
8
16
9
APH
6
11
15
10
2
14
7
5
3
3 Chronische Wunden und Dekubitus
27
3.3.2 Intern entstandene DekubitusIn diese Auswertung wurden alle Personen einbezogen, die mindestens einen Deku-bitus in der jeweiligen Einrichtung erworben hatten. Die Bezugsgröße (der Nenner) sind dementsprechend alle Bewohner / Patienten, da das individuelle Dekubitusrisiko zum Zeitpunkt der Dekubitusentstehung im Rahmen dieser Studie nicht erfasst wer-
Abbildung 3.5Nosokomiale Prävalenz bei Patienten in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
Dekubitus Kategorie 1
Dekubitus Kategorie 2−4+TGS
0 2 4 6 8 10
2,5
1,6
1,9
1,4
0,6
9,1
6,3
2,3
2,4
2,0
2,0
1,1
0,5
7
6
4
2
1
AKH
5
3
Abbildung 3.6Nosokomiale Prävalenz bei Bewohnern in Prozent
P�eg
ehei
me
Dekubitus Kategorie 1
Dekubitus Kategorie 2−4+TGS
0 2 4 6 8 10
4,0
1,8
0,2
10,0
10,0
5,0
3,2
2,7
2,2
1,8
1,5
1,7
0,9
13
9
3
4
8
12
6
16
11
APH
15
1
14
10
7
5
2
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den konnte. Bei der Berechnung der nosokomialen Prävalenz kommt der Dokumenta-tion des Entstehungsorts des Dekubitus entscheidende Bedeutung zu.
Die durchschnittliche intern entstandene Prävalenz im Krankenhaus lag bei 2% bei Dekubitus Kategorie 2–4+TGS und bei 1,4% bei Dekubitus Kategorie 1. In Kranken-haus 7 war der Anteil der intern entstandenen Dekubitus mit 9% am höchsten.
Das Pflegeheim 13 hatte mit 10% die höchste intern entstandene Dekubitusprävalenz (Kategorie 1-4+TGS). In 5 von 16 Heimen gab es zum Erhebungszeitpunkt keinen in-tern entstanden Dekubitus.
3.4 PräventionIn der Ende 2009 veröffentlichten „Internationalen Leitlinie zur Prävention von De-kubitus“ (http://www.epuap.org/guidelines.html), welche seit Mai 2010 in deutscher Übersetzung vorliegt und kostenlos als Download zur Verfügung steht, werden der Verwendung von speziellen Druck verteilenden Unterlagen, also Spezialbetten und / oder -Matratzen und der regelmäßigen (Um-)Lagerung von gefährdeten Personen die höchste Wirksamkeit bescheinigt. Dort heißt es unter anderem zu den Druck vertei-lenden Unterlagen:• Für Personen mit Dekubitusrisiko sollen spezielle Antidekubitusmatratzen statt
Standard Krankenhausmatratzen verwendet werden.• Es gibt keine Evidenz dafür, dass eine spezielle Schaumstoffmatratze der anderen
überlegen wäre.• Wechseldruckauflagen und Wechseldruckmatratzen sind bezogen auf die Dekubi-
tusinzidenz gleich effektiv.
Zum Thema „Lagerung zur Dekubitusprophylaxe“ werden folgende Hinweise gege-ben:• Um die Dauer und das Ausmaß von Druck auf gefährdete Körperregionen zu
verringern, sollte eine Wechsellagerung bei allen Personen mit Dekubitusrisiko durchgeführt werden.
• Die Häufigkeit der Wechsellagerung ist von der verwendeten Unterlage abhängig.
Abbildungen 3.7 und 3.8 der nachfolgenden Seite zeigen, wie viele Personen, die anhand der Risikoeinschätzung der Pflegekräfte als dekubitusgefährdet eingestuft wurden, mit Weichlagerungsmatratzen oder (dynamischen) Wechseldrucksystemen versorgt wurden.
3 Chronische Wunden und Dekubitus
29
Abbildung 3.8Weichlagerungsmatratzen / Wechseldrucksysteme bei Risikobewohnern in Prozent
P�eg
ehei
me
keine Angabekeine spezielle UnterlageWeichlagerungWechseldruck
0 20 40 60 80 100
APH
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Abbildung 3.7Weichlagerungsmatratzen / Wechseldrucksysteme bei Risikopatienten in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
keine Angabekeine spezielle UnterlageWeichlagerungWechseldruck
0 20 40 60 80 100
AKH
7
6
5
4
3
2
1
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
30
In Tabellen 3.3–3.5 wird dargestellt, wie häufig bei diesem sehr gefährdeten Perso-nenkreis auf den jeweiligen Unterlagen eine Lagerung laut Bewegungsplan durch-geführt wurde.
3.4.1 Verwendung einer speziellen Unterlage / SpezialbettEin dynamisches Lagerungssystem (Bett / Matratze) erhielten demnach 1,4% (AKH) aller Risikopatienten, 11% erhielten eine spezielle Schaumstoffmatratze. In den Pfle-geheimen erhielten insgesamt 8,2% der Risikobewohner dynamische Systeme und 43,2% eine Weichlagerungsmatratze.
3.4.2 Lagerungsintervall je verwendeter UnterlageÜber die Art der Druck verteilenden Unterlage hinaus, soll gezeigt werden, wie häu-fig dekubitusgefährdete Personen in Krankenhäusern und Pflegeheimen wechsel-gelagert werden. In den folgenden drei Tabellen wird die Häufigkeit der Lagerungs-intervalle von dekubitusgefährdeten Patienten und Bewohnern auf unterschiedlichen Unterlagen dargestellt.
Tabelle 3.3: Lagerungsintervalle – normale Matratzenindividu-
eller Lage-rungsplan
Lagerung nicht
möglichalle 2h alle 3h alle 4h Gesamt
(n)
Pflegeheime 53,8% 3,2% 3,2% 19,4% 22,6% 93
Krankenhäuser 53,9% 2,2% 20,2% 36,0% 5,6% 89
Gesamt 53,8% 2,7% 11,5% 27,5% 14,3% 182
Laut Tabelle 3.3 wurden 14% der Risikobewohner auf normalen Matratzen vierstünd-lich gelagert. In den Krankenhäusern sind 36% der gefährdeten Patienten auf einer normalen Matratze alle 3 Stunden gelagert worden. Insgesamt lag bei 54% der ge-fährdeten Personen auf einer normalen Matratze ein individueller Lagerungsplan vor.
Tabelle 3.4: Lagerungsintervalle – dynamische Systeme (z. B. Wechseldruck)individu-
eller Lage-rungsplan
Lagerung nicht
möglichalle 2h alle 3h alle 4h Gesamt
(n)
Pflegeheime 81,3% 3,1% 18,8% 34,4% 21,9% 32
Krankenhäuser 66,7% 0% 33,3% 33,3% 0% 3
Gesamt 80,0% 2,9% 20,0% 34,3% 20,0% 35
3 Chronische Wunden und Dekubitus
31
Wie in Tabelle 3.4 zu sehen ist wurden unter 20% der gefährdeten Bewohner und 33% der Patienten alle zwei Stunden auf dynamischen Betten oder Matratzensystemen umgelagert. Alle 4 Stunden wurden 22% der Bewohner und keiner der Patienten neu positioniert. Insgesamt lag bei 80% der Patienten und Bewohner ein individueller La-gerungsplan vor.
Tabelle 3.5: Lagerungsintervalle – Weichlagerungssystemeindividu-
eller Lage-rungsplan
Lagerung nicht
möglichalle 2h alle 3h alle 4h Gesamt
(n)
Pflegeheime 72,6% 4,2% 23,8% 29,2% 8,3% 168
Krankenhäuser 60,9% 0% 17,4% 47,8% 8,7% 23
Gesamt 71,2% 3,7% 23,0% 31,4% 8,4% 191
Insgesamt wurden 54% der gefährdeten Patienten und Bewohner auf Weichlage-rungssystemen alle 2 bzw. 3 Stunden neu positioniert. Bei 71% lag ein individueller Lagerungsplan vor (Tabelle 3.5).
3.5 Chronische Wunden3.5.1 Prävalenz chronische WundenIn Tabelle 3.6 wird die Prävalenz der teilnehmenden Pflegeheime und Krankenhäuser von chronischen Wunden aufgezeigt.
Tabelle 3.6: Prävalenz von chronischen Wunden in Prozent
PrävalenzBewohner
Pflegeheime (n=974)
Patienten Krankenhäuser
(n=1090)
Gesamt (n=2064)
Chronische Wunden 6,7% 13,5% 10,3%
Von allen Patienten der teilnehmenden Krankenhäuser hatten 14% mindestens eine chronische Wunde. In den Pflegeheimen hatten 7% der Bewohner mindestens eine chronische Wunde.
Die Verteilung der verschiedenen chronischen Wunden wird in Tabelle 3.7 gezeigt. Der Berechnung zugrunde gelegt wurden alle Patienten und Bewohner mit mindes-tens einer chronischen Wunde. Da ein Patient/Bewohner mehr als eine chronische Wunde aufweisen kann, beträgt die Gesamtprozentzahl mehr als 100%.
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32
Tabelle 3.7: Verteilung verschiedener chronischen Wunden in Prozent
Chronische Wunden Pflegeheime (n=65)
Krankenhäuser (n=147)
Gesamt (n=212)
Dekubitus 55,4% 40,1% 44,8%
Sonstige chron. Wunde 20,0% 27,2% 25,0%
Ulcus cruris 24,6% 19,7% 21,2%
Diabetisches Fußsyn-drom 10,8% 19,0% 16,5%
verursacht durch paVK* 3,1% 4,8% 4,2%
Gesamt: 113,9% 110,8% 111,7%
* exklusive Diabetiker, Wunden bei Diabetikern verursacht durch eine paVK sind beim diabetischen
Fußsyndrom dazugezählt
Der Dekubitus ist mit 45% die häufigste chronische Wunde gefolgt von den sonstigen chronischen Wunden (25%) und vom Ulcus Cruris mit 21%. Insgesamt traten bei 212 betroffenen Personen 279 chronische Wunden auf.
3.6 TrendDie Methode der Datenerhebungen und Auswertungen zu Dekubitusrisiko und Prä-valenz hat sich seit 2001 nicht verändert. Aus diesem Grund lassen sich die Ergebnisse aus den einzelnen Jahren sehr gut vergleichen. Im Folgenden werden Trends der An-teile an Risikopersonen und unterschiedlicher Prävalenzen dargestellt.
In der Abbildung 3.9 wird die „rohe“ Dekubitusprävalenz inklusive Kategorie 1 für bei-de Einrichtungsarten im Trend dargestellt.
Abbildung 3.9Dekubitusprävalenz ("roh") pro Erhebungsjahr
0
5
10
1513,1
11,110,2
9,0
10,9
6,7 7,16,3 6,9
6,24,8 4,5
2,1
3,9
3,6
11,8
8,2
6,5 6,1 6,0 5,85,1
4,3 3,8 3,8 3,5
6,7
2,7
5,2
201520142013201220112010200920082007200620052004200320022001
Proz
ent
Krankenhäuser P�egeheime
3 Chronische Wunden und Dekubitus
33
In beiden Einrichtungsarten sank die Dekubitusprävalenz seit 2001 (Abbildung 3.9). In den Krankenhäusern fiel die Prävalenz von 13,1% auf in diesem Jahr 5,2%. In den Pflegeheimen liegt die Prävalenz in diesem Jahr bei 3,6%.
In Abbildung 3.10 ist die Prävalenz intern entstandener Dekubitus bezogen auf alle Personen in der jeweiligen Einrichtungen dargestellt.
In den Jahren 2001 und 2002 war die intern entstandene Prävalenz von Dekubitus mit über 7,5% in den Krankenhäusern am höchsten und liegt in diesem Jahr bei 3,4%. 2012 gab es einen leichten Anstieg auf 4,0% und 2013 sank sie auf 0,6%. In den Pfle-geheimen lag die Prävalenz, die nur die intern entstandenen Dekubitusulzera berück-sichtigt, im Jahr 2002 bei 7,5%. Diese reduzierte sich stetig bis auf 1,7% in diesem Jahr.
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Moore Z, Cowman S. 2012. Pressure ulcer prevalence and prevention practices in care of the older person in the Republic of Ireland. J Clin Nurs. 21(3-4):362-71.
0
5
10
7,7
6,55,7 5,8 5,8
2,93,7
2,9
3,2 2,9 2,6
4,0
0,6 1,9 1,7
7,5
4,8 4,53,9
4,2 4,23,4
3,1
1,92,2 2,3
3,4
2,2
3,4
201520142013201220112010200920082007200620052004200320022001
Proz
ent
Krankenhäuser P�egeheime
Abbildung 3.10 Prävalenz intern entstandener Dekubitus pro Erhebungsjahr
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
34
4 HautpflegeA. Lichterfeld, J. Kottner
4.1 EinleitungDie Haut als das größte menschliche Organ, erfüllt eine Vielzahl an wichtigen Funktio-nen. Sie schützt den Körper vor dem Eindringen von Mikroorganismen, vor mechani-schen Einflüssen und vor UV-Licht. Da die Haut als Grenze zwischen dem Körperinne-ren und der Umwelt fungiert, unterstützt sie die Aufrechterhaltung des körperinneren Milieus und erfüllt eine Reihe von Immunfunktionen.
Die Beurteilung der Haut und das Durchführen von Hautpflegemaßnahmen sind inte-grale gesundheitsbezogene Maßnahmen der beruflichen Pflege. Seit 2012 werden im Rahmen der vorliegenden Prävalenzerhebung systematisch Daten zur Hautpflege bei pflegebedürftigen Krankenhauspatienten und Heimbewohnern erhoben.
Hautpflege wird als allgemeine Gesunderhaltung der Haut definiert und mittels ad-äquater Waschungen, Bäder, Reinigungen unter Verwendung von Hautpflegemitteln durchgeführt (U.S. Libary of Medicine 2012). Hautpflege wird im Rahmen dieser Erhe-bung in die Bereiche „Hautreinigung“ und „Hautanwendung“ unterteilt.
Das Entfernen von Substanzen und Stoffen, wie Verschmutzungen, Mikroorganismen oder Rückstände von Pflegemitteln von der Hautoberfläche durch Duschen, Baden oder Waschen mit oder ohne Seifen und synthetischen Detergentien („Syndets“) ist definiert als „Hautreinigung“. Zu häufiger und langer Kontakt mit Wasser und/ oder Reinigungssubstanzen kann die Haut schädigen.
Der Begriff „Hautanwendung“ ist im Rahmen dieser Erhebung als das Auftragen und der Verbleib nichtkörpereigener Stoffe und Substanzen (z.B. Cremes, Lotionen, Öle) auf die Hautoberfläche definiert. Hautanwendungen werden meist nach der Haut-reinigung durchgeführt und dienen dem präventiven Schutz der Hautbarriere sowie der Wiederherstellung des Gleichgewichts. Hautpflegeprodukte, die für das Auftra-gen und den Verbleib auf der Haut bestimmt sind, werden in einer unüberschaubaren Vielfalt angeboten. Die Art und Zusammensetzung dieser Produkte variiert jedoch stark. Die Auswahl eines „geeigneten“ Hautpflegeprodukts stellt eine große Heraus-forderung dar, da nur wenig Evidenz verfügbar ist (Guenther, Lynde et al. 2012, Loden 2012, Kottner and Blume-Peytavi 2014).
4 Hautpflege
35
Zum zweiten Mal wurden im Rahmen dieser Erhebung Daten zur Hauttrockenheit er-fasst. Unter dem Begriff „trockene Haut“ werden Hautzustände verstanden, die durch Rauheit, Rötung, Schuppung und Juckreiz gekennzeichnet sind. Daraus resultieren-des Jucken und Kratzen führt zu einer weiteren Schädigung der Haut und zu einer Störung der Barrierefunktion (Proksch 2014). Trockene Haut kann an verschiedenen Körperstellen mit unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Vermehrt tritt trockene Haut im höheren Lebensalter (65+ Jahre) auf (Guenther, Lynde et al. 2012).
Die Erfassung der Inkontinenzassoziierten Dermatitis (IAD) findet ebenfalls seit 2012 statt. Unter IAD werden Hautschäden im perianalen und perinealen Bereich bezeich-net, die durch wiederholten und länger dauernden Kontakt mit Stuhl und/oder Urin entstehen. Es handelt sich um eine Form der Kontaktdermatitis, die mit Rötungen bis hin zu Verlusten der oberen Hautschichten einhergeht (Kottner and Blume-Peytavi 2014). Hautschäden, die durch Inkontinenz verursacht werden, haben einen erhebli-chen negativen Effekt auf das physische und psychische Wohlbefinden der Patienten und Bewohner (Beeckman, Schoonhoven et al. 2009, Black, Gray et al. 2011).
4.2 Pflegeabhängigkeiten der Bewohner und Patienten bei der Körperpflege
Tabelle 4.1 bildet die Abhängigkeitsverhältnisse der Stichprobe bei der Körperpflege von den Pflegenden ab. Die Erfassung erfolgte anhand des entsprechenden Items der Pflegeabhängigkeitsskala. Bei insgesamt 19 Fällen wurden keine Angaben dazu gemacht.
Tabelle 4.1: Abhängigkeit der Bewohner und Patienten bei der Körperpflege (n = 2108)
Einrichtung völlig abhängig
überwiegend abhängig
teilweise abhängig
überwiegend unabhängig
völlig unabhängig
Pflegeheim (n = 986) 329 (33,4%) 225 (22,8%) 281 (28,5%) 111 (11,3%) 40 (4,1%)
Krankenhaus (n = 1122) 108 (9,6%) 102 (9,1%) 138 (12,3%) 133 (11,9%) 641 (57,1%)
Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil der Personen, die hautpflegerische Unterstüt-zung benötigten, in den Pflegeheimen deutlich höher war als in den Krankenhäusern. Mehr als die Hälfte der Krankenhauspatienten führte die Körperpflege völlig selbst-ständig durch, in den Pflegeheimen waren es jedoch nur 4%. Mehr als 30% der Pflege-heimbewohner waren völlig abhängig von der Durchführung der Körperpflege durch das Pflegepersonal, im Krankenhaus waren es lediglich 10% der Patienten.
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
36
4.3 Einrichtungsvergleiche zur Unterstützung bei der HautpflegeDie prozentualen Anteile der Bewohner und Patienten pro Einrichtung, die Unterstüt-zung bei der Hautpflege benötigen, sind in den Abbildungen 4.1 und 4.2 dargestellt.
Der Anteil der Bewohner in den Pflegeheimen, die Unterstützung bei der Hautpflege benötigten, war generell hoch und variierte zwischen 70% bis 100%. Innerhalb der Krankenhäuser variierten die Anteile der Patienten, die hautpflegerische Unterstüt-zung benötigten, zwischen 22% bis 81%.
Abbildung 4.1 Anteil der Bewohner pro Pflegeheim, die hautpflegerische
Unterstützung benötigen in Prozent (n = 1066)
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
100,0
100,0
100,0
100,0
99,1
95,0
94,9
94,6
94,0
93,3
92,5
91,7
88,6
88,1
86,7
75,9
70,0
9
8
4
3
15
11
1
16
10
6
APH
14
7
12
2
5
13
4 Hautpflege
37
4.4 Hautreinigungen und HautanwendungenDie prozentualen Anteile der Bewohner und Patienten, die von den Pflegenden ge-waschen, geduscht, gebadet und / oder eingecremt wurden, sind in Tabelle 4.2 dar-gestellt.
Tabelle 4.2: Anteile der Bewohner und Patienten, die gewaschen, geduscht und gebadet wurden (n = 2127)
EinrichtungsartTeilweise oder
vollständig gewaschen
Geduscht Gebadet Eingecremt
Pflegeheim (n = 994) 887 (89,2%) 746 (75,1%) 846 (85,1%) 903 (90,9%)
Krankenhaus (n = 1133) 370 (32,7%) 187 (16,5%) 345 (30,5%) 329 (29,0%)
Der Anteil der Bewohner in den Pflegeheimen, die teilweise oder vollständig gewa-schen wurden, betrug fast 90%. Fast genauso viele Bewohner wurden eingecremt. Ungefähr zwei Drittel wurden geduscht und circa 85% gebadet. In den Krankenhäu-sern wurde seltener Hautreinigung durch die Pflegenden durchgeführt. Ungefähr 33% der Patienten wurde teilweise oder vollständig gewaschen, circa 17% geduscht und circa 31% wurden gebadet. Der Anteil der Patienten, die eingecremt wurden be-trug circa 30%.
Abbildung 4.2Anteil der Patienten pro Krankenhaus, die hautpflegerische
Unterstützung benötigen in Prozent (n = 583)
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
81,0
53,3
45,1
44,7
35,7
29,6
23,6
22,4
7
6
1
4
AKH
2
3
5
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
38
Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass in den Pflegeheimen bei na-hezu allen Bewohnern Hautpflegeprodukte, wie Cremes oder Lotionen angewendet wurden. In den Krankenhäusern betrug dieser Anteil nur circa ein Drittel.
4.5 HauttrockenheitIn Tabelle 4.3 sind die Anteile der Patienten und Bewohner dargestellt, bei denen tro-ckene Haut festgestellt wurde. Im Pflegeheim waren 42% der Bewohner betroffen. Im Krankenhaus wurde bei circa 55% der Patienten Hauttrockenheit festgestellt.
Tabelle 4.3: Anteil der Bewohner und Patienten, die trockene Haut aufweisen (n = 2127)Einrichtungsart trockene Haut
Pflegeheim (n = 994) 415 (41,8%)
Krankenhaus (n = 1133) 621 (54,8%)
In der Tabelle 4.4 sind die Häufigkeiten der trockenen Haut auf die verschiedenen Kör-perstellen dargestellt.
Tabelle 4.4: Verteilung der Hauttrockenheit bei Bewohnern und Patienten auf die betrof-fenen Körperstellen (n = 2127)
Einrichtungsart Gesicht Oberkörper Arme Beine Jucken und Kratzen
Pflegeheim (n = 994) 80 (8,1%) 86 (8,7%) 107 (10,8%) 201 (20,2%) 84 (8,5%)
Krankenhaus (n = 1133) 199 (17,6%) 199 (17,6%) 304 (26,8%) 355 (31,3%) 180 (15,9%)
Gesamt 279 (13,1%) 285 (13,4%) 411 (19,3%) 556 (26,1%) 264 (12,4%)
Die Ergebnisse zeigen, dass die Extremitäten am häufigsten von Hauttrockenheit be-troffen waren. Die Beine wiesen am häufigsten trockene Haut auf (ca. 26%). Mehrfach-nennungen waren möglich. Jucken und Kratzen trat bei den Krankenhauspatienten etwas häufiger auf als bei den Bewohnern in Pflegeheimen (9% vs. 16%). Insgesamt waren Krankenhauspatienten in dieser Erhebung etwas mehr von Hautrockenheit be-troffen als Pflegeheimbewohner.
4 Hautpflege
39
4.6 Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)Mit Hilfe des Inkontinenzassoziierten Dermatitis Interventions-Tool (IADIT-D) (Jukic-Puntigam, Steininger et al. 2010) wurde erfasst, ob ein Risiko für eine IAD bestand, ob eine aktuelle Entzündung in unterschiedlichen Schweregraden bereits vorlag und ob zusätzlich ein pilzartiger Ausschlag zu beobachten war.
In Tabelle 4.5 sind die Risikoverteilung und das Ausmaß an IAD dargestellt, das bei den Bewohnern und Patienten vorlag, die eine Harn- und / oder Stuhlinkontinenz auf-wiesen.
Tabelle 4.5: Inkontinenzassoziierte Dermatitis (n = 1013)
Einrichtungsart Hochrisiko Beginnende IAD Mäßige IAD Schwere IAD
Pilzartig er-scheinender
Ausschlag
Pflegeheim (n = 689) 48 (7,0%) 30 (4,4%) 31 (4,5%) 3 (0,4%) 13 (1,9%)
Krankenhaus (n = 324) 34 (10,5%) 28 (8,6%) 10 (3,1%) 4 (1,2%) 15 (4,6%)
Gesamt 82 (8,1%) 58 (5,7%) 41 (4,1%) 7 (0,7%) 28 (2,8%)
Bei insgesamt 82 Bewohnern und Patienten mit Stuhl- und/oder Urininkontinenz lag das Risiko einer IAD vor. Die Anteile zwischen den Einrichtungsarten zeigten nur geringe Unterschiede. Die Anteile einer beginnenden IAD und einer schweren IAD waren in den Krankenhäusern etwas höher. Mäßige IAD trat geringfügig häufiger bei Bewohnern in Pflegeheimen auf. Ein pilzartig erscheinender Hautausschlag wurde bei 13 Pflegeheimbewohnern und bei 15 Krankenhauspatienten festgestellt.
4.7 ZusammenfassungAnhand der vorliegenden Ergebnisse der Erhebung wird deutlich, dass Hautpflege-maßnahmen einen sehr großen Anteil im pflegerischen Handeln ausmachen. Beson-ders in Pflegeheimen führen Pflegende bei fast allen Bewohnern die Hautpflege- und Hautreinigung durch. Obwohl die Reinigung und Pflege der Haut einen bedeutenden Anteil im pflegerischen Handeln ausmachen, gibt es nur wenig Evidenz für eine ad-äquate Hautpflege im Alter und bei Pflegebedürftigkeit (Cowdell and Steventon 2013, Kottner, Lichterfeld et al. 2013). Ein gerade veröffentlichter Algorithmus zur allgemei-nen Hautpflege im Pflegesetting kann allgemeine Grundlagen, Hinweise und Anlei-
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
40
tungen geben, um eine standardisierte, evidenzbasierte Hautpflege im Pflegealltag durchzuführen (Lichterfeld, Hauss et al. 2015).
Wie die Ergebnisse zeigen, stellen das Risiko und Auftreten der Inkontinenzassoziier-ten Dermatitis ein nicht zu unterschätzendes Problem bei Personen, die unter Inkon-tinenz leiden, dar. Auch hierzu ist nur wenig Evidenz zu präventiven und therapeuti-schen Pflegemaßnahmen vorhanden (Beeckman, Schoonhoven et al. 2009).
Die Hautrockenheit wurde zum zweiten Mal in der vorliegenden Studie erhoben. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Zustand der trockenen Haut mit all seinen Fol-gen ein erhebliches Problem im Pflegesetting darstellt. Gerade bei älteren, immobilen und pflegebedürftigen Menschen tritt trockene Haut aufgrund von physiologischen Veränderungen vermehrt auf. In Anbetracht der Bedeutung für die Pflege, ist die ver-fügbare Evidenz für präventive Maßnahmen zur Hautpflege limitiert (Guenther, Lynde et al. 2012, Kottner, Lichterfeld et al. 2013, Lichterfeld, Hauss et al. 2015).
Die Ergebnisse zur diesjährigen Hautpflegepraxis sind mit denen der Erhebung 2014 gut vergleichbar und unterstützen die Validität der vorliegenden Ergebnisse.
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4 Hautpflege
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Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
42
5 SturzS. Kuntz
5.1 EinleitungStürze sowie sturzbedingte Verletzungen stellen eines der größten Probleme gerade bei älteren Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern dar (Heinze, Halfens et al. 2007). Risikofaktoren für Stürze sind unter anderem Einschränkungen bei der Mobili-tät und der Kognition, eine Sturzvorgeschichte, veränderte Urin- und Stuhlausschei-dung (Lahmann, Heinze et al. 2014), die Einnahme von Sedativa oder Psychopharma-ka und eine höhere Anzahl an Komorbiditäten (Müller, Halfens et al. 2009)
In diesem Kapitel werden Sturzhäufigkeiten und dessen Folgen dargestellt. Das Sturz-risiko der Bewohner und Patienten wurde aus pflegerischer Sicht auf einer Skala von 1 bis 10 eingeschätzt. Dieses ermöglicht Vergleiche zwischen den Einrichtungen und wird als Basis für die Beschreibung sturzpräventiver Maßnahmen genutzt.
5.2 Sturzhäufigkeit und SturzfolgenInnerhalb der letzten 14 Tage vor der Erhebung stürzten 6,2% der Pflegeheimbewoh-ner und 7,8% der Krankenhauspatienten (Tabelle 5.1).
Tabelle 5.1: Gestürzte Bewohner / PatientenEinrichtung Gestürzt (n) Gestürzt (%) Gesamt (100%)
Pflegeheime 61 6,2 978
Krankenhäuser 86 7,8 1096
Gesamt 147 7,1 2074
Abbildung 5.1 stellt den prozentualen Anteil der Schwere der Sturzverletzungen in-nerhalb der letzten 14 Tage dar. Im Vergleich zum Vorjahr, hat sich die Zahl der schwe-ren Verletzungen bei den Patienten erneut verdoppelt (von 4% auf 8,5%) und bei den Bewohnern sind die schweren Verletzungen nach einem Sturz wieder angestiegen (von 0% auf 3,4%). Die mittleren Verletzungen, die einer pflegerischen oder ärztlichen Versorgung bedürfen, sind in beiden Einrichtungsformen Pflegeheim (13,8%) und Krankenhaus (15,9%) gesunken.
5 Sturz
43
5.3 SturzrisikoDas Sturzrisiko wurde von Pflegenden auf einer Skala von 1 (sehr niedriges Risiko) bis 10 (sehr hohes Risiko) eingeschätzt. In Tabelle 5.2 werden Mittelwerte der Skala, deren Standardabweichung (SD) sowie die prozentualen Anteile der Bewohner und Patienten mit niedrigem, erhöhtem und sehr hohem Sturzrisiko dargestellt. Mehr Pflegeheimbewohner (13,8%) als Patienten (9,4%) wurden als hochgradig sturzge-fährdet eingeschätzt. Die Spalte „Fehlend“ zeigt die fehlende Werte (keine Angaben zum Sturzrisiko vorhanden) an. Bei 35% der Krankenhauspatienten fehlten die Anga-ben zum Sturzrisiko.
Tabelle 5.2: Sturzrisiko anhand pflegerischer EinschätzungPflegeheime Krankenhäuser Gesamt
Gesamt N 994 1133 2127
Mittelwert (SD) 1,8 (1,0) 2,4 (1,3) 2,1 (1,2)
Risikoanteil (%)
Niedrig (1–3 Punkte) 55,2 42,0 48,2
Erhöht (4–6 Punkte) 20,0 13,7 16,6
Sehr hoch (7–10 Punkte) 13,8 9,4 11,5
Fehlend 11,0 34,9 23,7
Proz
ent
Sturzfolgen
Krankenhäuser
P�egeheime
0
20
40
60
80
8,515,9
22,0
53,7
3,413,8
32,8
50,0
schweremittlereminimalekeine
Abbildung 5.1Sturzfolgen in Pflegeheimen und Krankenhäusern
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44
5.4 Sturzhäufigkeiten im VergleichIn diesem Abschnitt wird die Sturzhäufigkeit bei den Pflegeheimen und Krankenhäu-sern für die letzten 14 Tage aufgeführt. Die Angaben beziehen sich nur auf Patienten und Bewohner mit erhöhtem oder sehr hohem Sturzrisiko laut pflegerischer Einschät-zung. Alle Patienten und Bewohner mit einem Punktwert zwischen 4 und 10 auf der Sturzrisikoskala wurden in die Analyse einbezogen.
Insgesamt stürzten in den Pflegeheimen (APH) in den letzten 14 Tagen 13,8% der 333 sturzgefährdeten Bewohner. Die Sturzhäufigkeit der gefährdeten Personen in den Pflegeheimen liegt zwischen 0,0% und 100%. Die hohen Prozentangaben lassen sich teilweise auf den geringen Anteil sturzgefährdeter Personen (in einigen Einrichtung < 10) bzw. auf fehlende Angaben zum Sturzrisiko der einzelnen Einrichtungen zurück-führen. In PH 3 gab es keine Angaben zum Risiko, aus diesem Grund lassen sich keine Aussagen zum Sturz bei gefährdeten Bewohnern treffen.
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
100,0
76,9
33,3
33,3
25,0
23,1
13,8
13,0
10,7
10,3
7,5
7,1
6,7
6,1
5,4
5
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9
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4
APH
11
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1
2
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8
6
15
14
Abbildung 5.2Sturzhäufigkeiten bei sturzgefährdeten Bewohnern innerhalb der letzten 14 Tage in Prozent
5 Sturz
45
Von den 253 sturzgefährdeten Patienten stürzten insgesamt 23,7% (AKH). Die Sturz-häufigkeit in den einzelnen Krankenhäusern variierte zwischen 9,7% und 83,3%. Die hohen Prozentangaben lassen sich teilweise auf den geringen Anteil sturzgefährdeter Personen (z. T. weniger als 15 Patienten) bzw. fehlenden Angaben zum Sturzrisiko der einzelnen Einrichtungen zurückziehen.
5.5 TrendFür die Darstellung des Trends der Sturzhäufigkeiten bei Pflegeheimen und Kranken-häusern wurden die Jahre 2006 bis 2015 herangezogen, da ab 2006 die Sturzdefi-nition der Internationalen Klassifikation der Pflegepraxis benutzt wurde. Ein Sturz wurde definiert als „… Fallen des Körpers von einem höheren zu einem niedrigeren Niveau durch ein gestörtes Gleichgewicht des Körpers oder die reduzierte Kapazität,
0
5
10
4,1 3,9
3,7
4,4
3,8
2,6
4,2 4,6
8,47,8
3,9 3,7
3,9
3,8
4,9
6,45,5
4,7
4,0
6,2
2015201420132012201120102009200820072006
Proz
ent
Krankenhäuser P�egeheime
Abbildung 5.4Sturzhäufigkeiten in Pflegeheimen und Krankenhäusern pro Jahr
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
83,3
71,4
33,3
25,4
23,7
20,8
19,8
9,7
7
5
6
3
AKH
1
4
2
Abbildung 5.3Sturzhäufigkeiten bei sturzgefährdeten Patienten in Krankenhäusern
innerhalb der letzten 14 Tage in Prozent
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das Gleichgewicht des Körpers in verschiedenen Positionen zu erhalten“ (Hinz, Dörre et al. 2003).
Während bei den Heimbewohnern der Anteil der in den letzten 14 Tagen gestürzten Bewohnern von 2006 bis 2009 nahezu gleich blieb, gab es 2010 einen Anstieg auf fast fünf Prozent und 2011 einen weiteren Anstieg auf 6,4%. 2012 sank die Sturzrate wieder auf 5,5%. In diesem Jahr ist die Anzahl der Stürze in Pflegeheimen leicht ange-stiegen (6,2%).
In den Krankenhäusern stieg die Sturzhäufigkeit im Jahr 2012 von 2,6% auf 4,2% an und im Jahr 2014 auf 8,4% an. Die Ergebnisse der Erhebung 2015 zeigen, dass die An-zahl der gestürzten Patienten ein wenig rückläufig ist (7,8%). Aus diesen Ergebnissen lässt sich allerdings noch kein Trend ableiten.
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6 Ernährung
47
6 ErnährungA. Tannen
6.1 EinleitungUnzureichende Nahrungszufuhr und Dehydratation pflegebedürftiger Menschen sind ungewollte Ereignisse und stellen ein Risiko für Mangelernährung dar. Einschrän-kungen der oralen Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr können sowohl funktionell als auch kognitiv bedingt sein und müssen rechtzeitig erkannt und behoben werden. Wichtige funktionelle Beeinträchtigungen sind, unter anderem, erhöhte Pflegeab-hängigkeit bei der Nahrungszufuhr, funktionelle Probleme der Arme / Hände, Appetit-losigkeit, Kau- oder Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen sowie Schmerzen. Die Erkennung und Behandlung von Ernährungsdefiziten gehören auch in den Ver-antwortungsbereich von Pflegekräften. Wichtige ernährungsbezogene Maßnahmen sind ein Screening auf Ernährungsdefizite, die genaue Erfassung der zugeführten Ver-zehr- und Trinkmengen, regelmäßige Gewichtskontrollen, die Anpassung des Nah-rungsangebots sowie eine ernährungsbezogene Beratung der Betroffenen.
6.2 ErnährungsproblemeDie Prävalenz ernährungsrelevanter Pflegeprobleme in Pflegeheimen und Kranken-häusern ist in Abbildung 6.1 und Abbildung 6.2 nach absteigender Häufigkeit sortiert dargestellt. Mehrfachnennungen waren bei dieser Frage möglich.
0 10 20 30
23,3
17,5
16,3
13,1
10,7
3,0
1,6
0,6Erbrechen
Übelkeit
Schmerzen
Schluckprobleme
Kauprobleme
Appetitlosigkeit
Multimedikation
Funktionelle Probleme der Arme/ Hände
Abbildung 6.1Häufigkeit von Ernährungsproblemen in Pflegeheimen (n = 994) in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
48
Innerhalb der Pflegeheime waren die häufigsten Einschränkungen auf die Nahrungs-zufuhr funktionelle Probleme der oberen Extremitäten (23,3%), welche ein Zubereiten und Zuführen der Nahrung verhindern oder erschweren, Multimedikation (17,5%) so-wie Appetitlosigkeit (18,6%). Es folgten Kauprobleme (13,1%) und Schluckprobleme (10,7%). Seltener waren Schmerzen (3,0%), Übelkeit (1,6%) und Erbrechen (0,6%).
Innerhalb der untersuchten Krankenhäuser waren die häufigsten Probleme, die einen Einfluss auf die Nahrungszufuhr haben können, Multimedikation (24,1%) und Appe-titlosigkeit (22,6%). Es folgten Schmerzen (11,9%), Übelkeit (8,6%), Schluckprobleme (8,3%), funktionelle Probleme der oberen Extremitäten (6,9%), Kauprobleme (4,3%) sowie Erbrechen (3,2%).
6.3 Pflegeabhängigkeit beim Essen und TrinkenInsgesamt waren 34,0% der Pflegeheimbewohner und 10,8% der Krankenhauspati-enten überwiegend oder vollständig pflegeabhängig beim Essen und Trinken (Ab-bildung 6.3 und 6.4). Es gibt große Unterschiede innerhalb der einzelnen Einrichtun-gen, so schwanken die Anteile innerhalb der Pflegeheime von 3,4% (Pflegeheim 5) bis 95,0% (Pflegeheim 3) und innerhalb der Krankenhäuser von 4,5% (Krankenhaus 7) und 14,8% (Krankenhaus 4).
0 10 20 30
24,1
22,6
11,9
8,6
8,3
6,9
4,3
3,2Erbrechen
Kauprobleme
Funktionelle Probleme der Arme/ Hände
Schluckprobleme
Übelkeit
Schmerzen
Appetitlosigkeit
Multimedikation
Abbildung 6.2Häufigkeit von Ernährungsproblemen in Krankenhäusern (n = 1133) in Prozent
6 Ernährung
49
6.4 Ernährungsbezogene MaßnahmenDie Häufigkeiten durchgeführter ernährungsbezogener Maßnahmen in Pflegehei-men und Krankenhäusern sind in Abbildung 6.5 und Abbildung 6.6 nach absteigender Häufigkeit sortiert dargestellt. Mehrfachnennungen waren bei dieser Frage möglich.
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
95,0
80,0
62,9
44,0
43,9
42,9
41,7
41,0
40,0
34,0
30,0
27,0
25,8
23,4
22,7
9,4
3,4
3
9
6
4
16
7
14
15
11
APH
13
1
8
12
2
10
5
Abbildung 6.3 Anteil an Pflegeheimbewohnern, die überwiegend oder völlig
pflegeabhängig beim Essen und Trinken sind, in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
14,8
13,7
10,8
10,1
9,8
8,1
6,9
4,5
4
1
AKH
6
2
3
5
7
Abbildung 6.4Anteil an Krankenhauspatienten, die überwiegend oder völlig
pflegeabhängig beim Essen und Trinken sind in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
50
In den Pflegeheimen erfolgte bei 70,1% der Bewohner ein Screening auf Ernährungs-defizite. Regelmäßige Gewichtskontrollen fanden bei 93,6% und regelmäßige Kont-rollen der Nahrungszufuhr bei 55,5% der Bewohner statt. Die Erfassung der Trink- und Verzehrmengen erfolgte bei 44,3% der Pflegeheimbewohner durch ein Trinkprotokoll
0 20 40 60 80 100
93,670,1
55,545,5
44,335,9
32,621,1
14,69,8
8,58,58,4
7,34,1Ernährungssonde
parenterale Ernährung
Ernährungsfachkraft eingeschaltet
Ergänzungstrinknahrung
Energiereiche Kost
konsistenzadaptierte Kost
Zwischenmahlzeiten
Ernährungsprotokoll
Beratung Angehörige
Wunschkost
Trinkprotokoll
Beratung Bewohner
regelmäßige Kontrolle der Nahrungszufuhr
Screening bei Aufnahme
regelmäßige Gewichtskontrollen
Abbildung 6.5Ernährungsbezogene Maßnahmen in Pflegeheimen (n = 994) in Prozent
0 20 40 60 80 100
46,946,2
27,226,5
16,214,86,46,46,36,1
3,02,92,62,11,3Ernährungssonde
Beratung Angehörige
Ernährungsfachkraft eingeschaltet
Zwischenmahlzeiten
Energiereiche Kost
parenterale Ernährung
Ergänzungstrinknahrung
konsistenzadaptierte Kost
Ernährungsprotokoll
Beratung Patient
Trinkprotokoll
Screening bei Aufnahme
regelmäßige Kontrolle der Nahrungszufuhr
Wunschkost
regelmäßige Gewichtskontrollen
Abbildung 6.6Ernährungsbezogene Maßnahmen in Krankenhäusern (n = 1133) in Prozent
6 Ernährung
51
und bei 21,1% der Pflegeheimbewohner durch ein Ernährungsprotokoll. An mögli-chen angepassten Kostformen wurden bei 35,9% Wunschkost, bei 14,6% Zwischen-mahlzeiten, bei 8,5% energie- und / oder proteinreiche Kost, bei 9,8% konsistenzad-aptierte Kost und bei 8,5% Trinknahrung angeboten. Seltener waren enterale (4,1%) und parenterale (7,3%) Ernährungsformen. Bei 8,4% der Bewohner wurde eine Ernäh-rungsfachkraft hinzugezogen. Eine Ernährungsberatung erhielten 45,5% der Bewoh-ner und 32,6% der Angehörigen.
In den Krankenhäusern erfolgte bei 26,5% der Patienten ein Screening auf Ernäh-rungsdefizite. Regelmäßige Gewichtskontrollen fanden bei 46,9% und regelmäßige Kontrollen der Nahrungszufuhr bei 27,2% der Patienten statt. Die häufigsten ernäh-rungsbezogenen Maßnahmen in den Krankenhäusern waren Wunschkost (46,2%), Trinkprotokolle (16,2%) und Ernährungsberatung (14,8%). Alle übrigen Interventio-nen wurden bei weniger als 7% der Patienten durchgeführt.
6.5 Body Mass IndexZwar reicht der Body Mass Index (BMI) als alleiniger Indikator für eine Mangelernäh-rung nicht aus, jedoch ist er leicht zu erfassen und objektivierbar. Es werden in Abbil-dungen 6.7 und 6.8 pro Einrichtung der prozentuale Anteil an Bewohnern / Patienten dargestellt, die einen kritischen BMI von < 20 kg/m² hatten. Einen zu niedrigen BMI hatten 11,5% der Pflegeheimbewohner und 6,9% der Krankenhauspatienten. Die Prä-valenzen pro Einrichtung unterliegen erheblichen Schwankungen.
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
52
P�eg
ehei
me
0 10 20 30 40
32,0
19,8
17,2
12,7
12,2
11,8
11,5
11,4
11,3
11,1
8,4
8,3
7,3
6,9
5,0
4,7
4
12
8
11
6
15
APH
7
1
9
2
14
16
5
13
10
3
Abbildung 6.7Anteil an Pflegeheimbewohnern mit einem BMI < 20kg/m² in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
0 10 20 30 40
11,6
8,5
8
7,8
6,9
6,6
4,5
3,5
2
4
5
1
AKH
6
7
3
Abbildung 6.8Anteil an Krankenhauspatienten mit einem BMI < 20kg/m² in Prozent
6 Ernährung
53
LiteraturDeutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). 2008. 7. Exper-
tenstandard: Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege. Osnabrück.
National Collaborating Centre for Acute Care. Nutrition Support for Adults, Oral Nutrition Support, Enteral Tube Feeding and Parenteral Nutrition. 2006. Commis-sioned by the National Institute for Clinical Excellence (NICE). London.
National Collaborating Centre for Acute Care. 2006. Nutrition support for adults oral nutrition support, enteral tube feeding and parenteral nutrition. National Collaborating Centre for Acute Care. London. URL: https://www.nice.org.uk/guidance/cg32/evidence/cg32-nutrition-support-in-adults-full-guideline2 [Zu-griff 10.09.2015]
Tannen A, Schütz T, Dassen T, van Nie-Visser, Meijers J, Halfens R. 2008. Mangeler-nährung in deutschen Pflegeheimen und Krankenhäusern – Pflegebedarf und pflegerische Versorgung. Aktuelle Ernährungsmedizin. 33(4):177-83.
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
54
7 SchmerzenR. Centmayer
7.1 EinleitungSchmerz wird definiert als „ein unangenehmes sensorisches und emotionales Emp-finden, welches mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“ (IASP). Neben biologischen Faktoren spielen bei Schmerzen auch soziologische und psychologische Aspekte eine Rolle. Bei Menschen mit Schmerzen sind häufig eine geringere Lebensqualität und Einschränkungen der täglichen Aktivitäten zu beobachten, was zu höheren Gesund-heitskosten und einem erhöhten Betreuungsbedarf führen kann. Da die professio-nelle Pflege bei der Betreuung und Behandlung von Schmerzpatienten eine zentrale Rolle spielt, wurde im Rahmen der pflegerischen Qualitätsentwicklung 2005 erstmals ein Expertenstandard zum Schmerzmanagement in der Pflege veröffentlicht und in den Jahren 2011 (akuter Schmerz) und 2014 (chronischer Schmerz) konkretisiert und aktualisiert. Ziel ist es, den Umgang mit Schmerz zu verbessern. Unter anderem soll der Zeitrahmen zwischen dem ersten Auftritt von Schmerzempfindung und dessen Linderung deutlich verkürzt werden (DNQP 2011).
7.2 Häufigkeit von SchmerzenDie Prävalenz von Schmerzen in Pflegeheimen und Krankenhäusern ist in Tabelle 7.1 dargestellt. In Abbildung 7.1 werden die einzelnen Pflegeheime, in Abbildung 7.2 die einzelnen Kliniken miteinander verglichen.
Tabelle 7.1: Häufigkeit von Schmerzen in Pflegeheimen und Krankenhäusern insgesamtEinrichtung Schmerzen (n) Schmerzen (%) Gesamt (100%)
Pflegeheime 287 33,3 862
Krankenhäuser 609 54,4 1020
Gesamt 896 45,2 1982
Im Durchschnitt gibt jeder dritte Bewohner in Pflegeheimen Schmerzen an, dagegen ist es im Krankenhaus mehr als jeder zweite Patient. Innerhalb der Pflegeheime gab es eine große Spannweite der Schmerzprävalenz. In den Pflegeheimen 2 und 12 gaben etwas mehr als 16% der Bewohner aktuelle Schmerzen an, in den Pflegeheimen 10 und 3 sind es im Vergleich dazu 62,9% bzw. 85%. Der aussagekräftige Interquartilsab-stand bewegte sich zwischen 28,3% und 41,7%.
7 Schmerzen
55
Die Schmerzprävalenz in den Krankenhäusern war deutlich höher. Sie lag (siehe Ab-bildung 7.2) zwischen 43,7% im Krankenhaus 5 und 71,4% im Krankenhaus 7. In den Krankenhäusern lag der Interquartilsabstand zwischen 49,4% und 59,2%.
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
85,0
62,9
50,0
47,1
41,7
40,0
38,9
34,5
33,3
32,3
31,0
28,3
23,6
22,9
16,5
16,2
3
10
9
13
14
4
6
15
APH
8
5
16
1
7
2
12
Abbildung 7.1Häufigkeit von Bewohnern mit Schmerzen in den einzelnen Pflegeheimen
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
71,4
60,3
59,2
57,3
54,4
49,4
47,1
43,7
7
3
6
2
AKH
4
1
5
Abbildung 7.2Häufigkeit von Patienten mit Schmerzen in den einzelnen Krankenhäusern
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
56
7.3 Einschätzungen des Schmerzes Schmerz ist ein subjektives Geschehen, das nicht exakt gemessen, sondern nur von dem Betroffenen selbst eingeschätzt werden kann. Aus diesem Grund wurden alle untersuchten Personen mit Schmerzen gebeten die Stärke ihres Ruhe- und Belas-tungsschmerzes einzuschätzen. Dazu wurde die „Visuelle-Analog-Skala“ (VAS) oder die „Numerische-Rang-Skala“ (NRS) verwendet. Beide Skalen geben auf einem elfstu-figen Wertekontinuum zwei Extreme vor, den Wert „0“ für keinen Schmerz und „10“ als stärksten vorstellbaren Schmerz.
Die Expertenstandards des DNQP zu Schmerz empfehlen bei einer Ruheschmerzin-tensität von mehr als 3/10 analog der Numerischen Rangskala (NRS) und / oder bei ei-ner Belastungs-/Bewegungsschmerzintensität von mehr als 5/10 analog der NRS eine medikamentöse Schmerztherapie einzuleiten, respektive diese zu verändern.
Der Anteil der Personen, der diese tolerable Schmerzintensität überschreitet, ist in der Abbildung 7.3 dargestellt. In die Berechnung flossen nur Wertungen von Patienten und Bewohnern ein, die selbst Auskunft über ihren Schmerz geben konnten.
Die Erhebung zeigt, dass in den Pfle-geheimen von allen Befragten mit Schmerzen 6,4% in Ruheposition Schmerzstärken über 3 angaben und 5,8% Schmerzstärken über 5 bei Be-wegung.
In den Krankenhäusern gaben 39,7% aller Patienten mit Schmerz ein sub-jektives Schmerzempfinden über 3 bei Ruhe an und 37,2% eine Schmer-zintensität über 5 bei Bewegung.
Befragte mit Schmerzangaben sollten zusätzlich einschätzen, wie sehr sie sich in ihren Alltagsaktivitäten durch den Schmerz beeinträchtigt fühlen (0 keine Einschränkungen – 10 Schmerz bestimmt den Alltag). Die einzelnen Angaben sind in Tabelle 7.3 zusammengefasst. Es wurden zur Berechnung nur Wertungen von Patienten und Bewohnern herangezogen, die selbst Auskunft über ihren Schmerz geben konnten.
0
10
20
30
40
50
39,737,2
6,4 5,8
Bewegungsschmerz > 5Ruheschmerz > 3
Krankenhäuser
P�egeheime
Proz
ent
Abbildung 7.3Anteil von Bewohnern (n=185) und Patienten
(n=577) zur subjektiven Schmerzintensität
7 Schmerzen
57
Tabelle 7.3: Schmerzbedingte Einschränkungen im Alltag bei Patienten / Bewohnern mit Schmerzen
Pflegeheime Krankenhäuser Gesamt
Einschränkung n (n=183) % n (n=564) % n (n=747) %
0 17 9,3 64 11,3 81 10,8
1 48 26,2 57 10,1 105 14,1
2 42 23,0 80 14,2 122 16,3
3 34 18,6 59 10,5 93 12,4
4 17 9,3 52 9,2 69 9,2
5 9 4,9 65 11,5 74 9,9
6 8 4,4 49 8,7 57 7,6
7 2 1,1 54 9,6 56 7,5
8 4 2,2 48 8,5 52 7,0
9 1 0,5 13 2,3 14 1,9
10 1 0,5 23 4,1 24 3,2
Insgesamt machten 747 Bewohner und Patienten mit Schmerzen Angaben. Patienten in den Krankenhäusern fühlten sich durch Schmerzen mehr eingeschränkt in ihren täglichen Aktivitäten als die Befragten in den Pflegeheimen.
7.4 Schmerzerfassung Die Tabellen 7.4 und 7.5 zeigen Häufigkeiten der täglichen Schmerzerfassung in den verschiedenen Einrichtungen.
In Pflegeheimen wurde im Durchschnitt bei rund 37% aller Bewohner kein täglicher Schmerzstatus erhoben und nur bei 10,4% aller Bewohner aller Bewohner dreimal täglich oder öfter.
Keine tägliche Schmerzerhebung erfolgte im Durchschnitt bei 22,1% aller Patienten in Krankenhäusern. Bei 23,6% aller Patienten wurde zu Schmerz mindestens dreimal täglich oder öfter im Schnitt nachgefragt, bei 32,3% ein oder zweimal täglich.
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58
Tabelle 7.4: Schmerzerfassung in den einzelnen Pflegeheimen
Pflegeheim keine Angaben (%)
nie (%)
1–2 × tgl (%)
mind. 3 × tgl (%) Anzahl n
1 62,2 9,0 28,8 0,0 111
2 13,6 86,4 0,0 0,0 110
3 5,0 0,0 95,0 0,0 20
4 60,0 4,0 36,0 0,0 25
5 24,1 24,1 6,9 44,8 29
6 31,1 24,4 42,2 2,2 90
7 0,0 65,7 34,3 0,0 35
8 0,0 77,4 22,6 0,0 31
9 0,0 70,0 30,0 0,0 10
10 3,8 47,2 16,0 33,0 106
11 64,5 33,6 0,0 1,8 110
12 17,1 49,5 0,0 33,3 111
13 25,0 10,0 50,0 15,0 20
14 16,7 33,3 8,3 41,7 12
15 23,1 25,6 50,4 0,9 117
16 70,2 3,5 15,8 10,5 57
Gesamt 30,5 37,1 22,0 10,4 994
Tabelle 7.5: Schmerzerfassung in den einzelnen Krankenhäusern
Krankenhaus keine Angaben (%)
nie (%)
1–2 × tgl (%)
mind. 3 × tgl (%) Anzahl n
1 56,9 5,9 31,4 5,9 51
2 13,6 33,6 35,2 17,6 125
3 24,1 35,1 22,3 18,4 373
4 25,8 7,1 29,8 37,4 396
5 2,3 19,5 56,3 21,8 87
6 12,7 35,4 43,1 8,9 79
7 0,0 4,5 95,5 0,0 22
Gesamt 22,0 22,1 32,3 23,6 1133
7 Schmerzen
59
LiteraturDeutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP). 2011. Experten-
standard Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen. Osnabrück.Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP). 2014. Exper-
tenstandard Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen. Osnabrück.
International Association for the Study of Pain (IASP). 2012. Classification of Chronic Pain. IASP Taxonomy. Washington.
Takai Y, Yamamoto-Mitani N, Okamoto Y, Koyama K, Honda A. 2010. Literature review of pain prevalence among older residents of nursing homes. Pain Manag Nurs. 11(4):209-23.
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
60
8 InkontinenzG. Schmitz
8.1 EinleitungKontinenz ist die Fähigkeit, willkürlich und zur passenden Zeit an einem geeigneten Ort die Blase und den Darm zu entleeren (Getliffe & Dolman, 2003). Als Harninkonti-nenz wird jeglicher, unwillkürlicher Verlust von Urin bezeichnet (Abrams et al., 2002), wogegen unter Stuhlinkontinenz die unwillkürliche Entleerung von Gas, flüssigem oder festem Stuhl zu verstehen ist (Norton et al., 2002). Inkontinenz kann erheb-liche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben, je nach Art der Inkontinenz und Schwere grad (DuBeau et al, 2006).
8.2 InkontinenzhäufigkeitInsgesamt waren von allen in 2015 erfassten Personen, zu denen sowohl Daten zum Kontinenzstatus als auch zum Geschlecht vorlagen, 45,1% harninkontinent und 25,8% stuhlinkontinent. Die Tabellen 8.1 und 8.2 zeigen, dass ein deutlicher Unterschied in der Prävalenz von sowohl Harn- als auch Stuhlinkontinenz im Vergleich zwischen Pflegeheimen und Krankenhäusern und Frauen und Männern vorgelegen hat. In den Pflegeheimen war der Anteil inkontinenter Personen höher als in den Krankenhäu-sern. Eine Kombination von Harn- und Stuhlinkontinenz trat bei 20,8% (n = 401) der untersuchten Personen auf. Bei 24,2% (n = 467) der Bewohner / Patienten lag eine reine Harninkontinenz, bei 2,6% (n = 52) eine reine Stuhlinkontinenz vor.
Tabelle 8.1: Harninkontinenz in Pflegeheimen und Krankenhäuser (n = 1855)Frauen Männer Gesamt
Einrichtung n % n % n %
Pflegeheime 450 72,0 153 60,7 603 68,8
Krankenhäuser 159 31,1 75 16,1 234 23,9
Gesamt 609 53,6 228 31,7 837 45,1
8 Inkontinenz
61
Tabelle 8.2: Stuhlinkontinenz in Pflegeheimen und Krankenhäuser (n = 1941)Frauen Männer Gesamt
Einrichtung n % n % n %
Pflegeheime 245 37,4 117 42,9 362 40,6
Krankenhäuser 77 14,2 62 12,2 139 13,3
Gesamt 322 26,9 179 22,9 501 25,8
Die Häufigkeit beider Inkontinenzarten war zwischen den Geschlechtern unterschied-lich.
8.3 EinrichtungsvergleicheDie Abbildungen 8.1 und 8.2 zeigen die Prävalenzen der Harninkontinenz in den ein-zelnen Einrichtungen. Abbildung 8.1 zeigt den prozentualen Anteil betroffener Pati-enten in Krankenhäusern, Abbildung 8.2 den prozentualen Anteil harninkontinenter Pflegeheimbewohner.
Bei 68,8% der Bewohner aller Pflegeheime lag eine Harninkontinenz vor. Die Pflege-heime 3 und 9 sind spezialisierte Einrichtungen für schwerstpflegebedürftige Men-schen. Dort waren alle Bewohner harninkontinent. Den geringsten Anteil an harnin-kontinenten Bewohnern hatte das Pflegeheim 10. In den Krankenhäusern lag bei 23,9% der Patienten eine Harninkontinenz vor. Krankenhaus 7 wies mit 61,9% den höchsten Anteil und Krankenhaus 2 mit 12,5% geringsten Anteil an harninkontinen-ten Patienten auf.
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
61,9
37,3
34,0
26,4
23,9
22,5
19,5
12,5
7
6
1
4
AKH
3
5
2
Abbildung 8.1Anteil an Patienten mit Harninkontinenz in Krankenhäusern in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
62
8.4 Schweregrad der HarninkontinenzDer ICIQ-UI (International Consultation of Incontinence Questionnaire Urinary Incon-tinence Short Form) ist ein kurzer Fragebogen, der den Schweregrad einer Harninkon-tinenz und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität erfasst. Der Gesamtwert kann zwischen 1 und 21 Punkten aufweisen, wobei Werte von 1–5 Punkte als eine leichte, 6–12 Punkte als eine mittelschwere, 13–18 Punkte als eine schwere und 19–21 Punkte als eine sehr schwere Harninkontinenz interpretiert werden. Weiter erfasst der Frage-bogen Situationen, in denen eine Inkontinenz auftritt (Avery et al, 2004, Klovning et al, 2009).
Der überwiegende Teil der Betroffenen schätzte die Harninkontinenz als mittelschwer ein. Von Krankenhauspatienten wurde das Vorliegen einer Harninkontinenz insge-samt als schwerwiegender eingeschätzt als von Pflegeheimbewohnern.
Abbildung 8.2Anteil an Bewohnern mit Harninkontinenz in Pflegeheimen in Prozent
P�eg
ehei
me
0 20 40 60 80 100
100,0
100,0
91,5
85,7
81,7
78,3
75,0
75,0
72,7
68,8
67,8
66,4
65,0
60,8
58,3
44,4
28,6
9
3
1
7
11
16
8
4
15
APH
6
12
13
2
14
5
10
8 Inkontinenz
63
8.5 TrendDer Anteil der Personen mit Harninkontinenz seit 2004 ist in Abbildung 8.5 darge-stellt. Fast drei Viertel aller Pflegeheimbewohner waren harninkontinent mit Werten zwischen 67,4% und 74,1%. Der Anteil harninkontinenter Krankenhauspatienten schwankt zwischen 15,1% und 27,3%. Der Anteil harninkontinenter Pflegeheimbe-wohner war in allen Jahren deutlich größer als der Anteil harninkontinenter Patienten.
0
20
40
60
80
24,1 27,322,6
15,1 17,425,3 23,0 21,1 20,5
17,1
25,4 23,9
74,1 73,4 73,469,3
73,4 72,868,2 68,2 67,4 67,8
73,168,8
201520142013201220112010200920082007200620052004
Proz
ent
Krankenhäuser P�egeheime
Abbildung 8.4Personen mit Harninkontinenz pro Jahr
Proz
ent
0
20
40
60
80
23,1
51,9
22,4
2,6
21,3
65,0
12,61,0
sehr schwerschwermittelschwerleicht
Krankenhäuser
P�egeheime
Abbildung 8.3Schweregrad der Harninkontinenz bei Pflegeheimbewohnern
und Krankenhauspatienten in Prozent
Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
64
LiteraturAbrams P, Cardozo L, Fall M, Griffiths D, Rosier P, Ulmsten U, Kerrebroeck van P, Victor
A, Wein A. 2002. The standardisation of terminology of lower urinary tract function: report from the standardisation sub-committee of the International Continence Society. Neurourology and Urodynamics. 21(2):176–8.
Avery K, Donovan J, Peters TP, Shaw C, Gotoh M, Abrams P. 2004. ICIQ: A brief and ro-bust measure for evaluating the symptoms and impact of urinary incontinence. Neurourology and Urodynamics. 23(4):322-30.
Dubeau CE, Simon SE, Morris JN. 2006. The effect of urinary incontinence on quality of life in older nursing home residents. J Am Geriatr Soc. 54(9):1325-33.
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65
9 Mobilität
9 MobilitätP. Fehling, O. Ludwig
9.1 EinleitungDer Erhalt der Mobilität und Maßnahmen bei unterschiedlich eingeschränkter Mobili-tät stellen zentrale Bestandteile pflegerischen Handelns dar. Mobilität ist in vielen Le-bensbereichen eine grundlegende Voraussetzung für Selbständigkeit und autonome Lebensführung, für soziale Teilhabe, Lebensqualität und subjektives Wohlbefinden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen hat sich das „Deutsche Netzwerk für Qualitätsent-wicklung in der Pflege“ (DNQP) dieses Themas angenommen und erarbeitet derzeit einen neuen Expertenstandard zur „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ (DNQP 2014). Darüber hinaus gilt die Einschränkung der Mobilität als übergeordneter Risiko-faktor für die fünf häufigsten sogenannten „Geriatrischen Syndrome“: Inkontinenz, allgemeine Funktionseinschränkungen, Demenzielle Erkrankungen, Dekubitus und Stürze (Inouye et al. 2007). Letzteres konnte empirisch aus den Daten dieser Erhebun-gen aus den Jahren 2008 bis 2012 für Bewohner in deutschen Pflegeheimen belegt werden (Lahmann et al. 2014).
9.2 Mobilitätseinschränkungen anhand der „Elderly Mobility Scale“Mobilität und Mobilitätsbeeinträchtigungen sind komplexe Phänomene, die nicht al-lein auf der Grundlage einer Einschätzung von Bewegungsfähigkeiten beurteilt wer-den können. Für eine fachlich adäquate Gesamtbeurteilung müssen weitere Faktoren einbezogen werden. Anhand von sieben Aspekten bzw. Items kann mit der EMS („El-derly Mobility Scale“; Mobilitätsskala für ältere Menschen) die Mobilität von Kranken-hauspatienten und Pflegeheimbewohnern beschrieben werden (Smith 1994). In der folgenden Tabelle wird für Krankenhauspatienten und Pflegeheimbewohner jeweils dargestellt, wie stark drei dieser Items, „Vom Sitzen in den Stand“, „Gang“ und „Zeit für Gehstrecke 6m“ eingeschränkt waren.
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Tabelle 9.1: Vom Sitzen in den StandEinschränkungen Pflegeheim Krankenhaus Gesamt
benötigt Hilfe von 2 oder mehr Personen 13,5% 7,0% 9,9%
benötigt Hilfe einer Person 30,3% 15,7% 22,1%
unabhängig in mehr als 3 Sek 38,1% 29,8% 33,5%
unabhängig in weniger als 3 Sek 18,1% 47,5% 34,6%
Gesamt n 877 1123 2000
Laut Tabelle 9.1 benötigten 1/3 der betroffenen Pflegeheimbewohner und Kranken-hauspatienten Hilfe bei der Mobilisation vom Sitzen in den Stand. Schlüsselt man den Unterstützungsbedarf nach Pflegeheimbewohnern und nach Krankenhauspatienten hingegen auf, so wird deutlich, dass Pflegeheimbewohner deutlich mehr Unterstüt-zung (43,8%) als Krankenhauspatienten (22,7%) benötigten.
Tabelle 9.2: GangEinschränkungen Pflegeheim Krankenhaus Gesamt
benötigt aktive körperliche Unterstützung oder konstante Beobachtung 25,1% 17,9% 20,8%
mobil mit Gehilfe aber falsche bzw. unsichere 180°-Drehung 28,1% 18,6% 22,4%
unabhängig mit Geländer / Haltestange 19,9% 14,9% 16,9%
unabhängig 26,9% 48,6% 39,9%
Gesamt n 737 1107 1844
Während 48,6% aller Krankenhauspatienten keine Hilfen beim Gehen benötigten, wa-ren dies im Pflegeheim etwa nur halb so viele (26,9%, vgl. Tabelle 9.2).
Tabelle 9.3: Zeit für Gehstrecke 6mEinschränkungen Pflegeheim Krankenhaus Gesamt
über 30 Sek 33,8% 29,4% 31,1%
16–30 Sek 42,8% 25,5% 32,2%
unter 15 Sek 23,3% 45,1% 36,6%
Gesamt n 677 1963 1740
Laut Tabelle 9.3 benötigten sowohl etwa 1/3 der Pflegeheimbewohner als auch der Krankenhauspatienten für eine Gehstrecke von 6 Metern mehr als 30 Sekunden, doch deutlich mehr Krankenhauspatienten benötigten für eine 6 Meter Gehstrecke weni-ger als 15 Sekunden (45,1%) als es bei den Pflegeheimbewohnern der Fall war (23,3%).
67
9 Mobilität
9.3 Hilfsmittel und Maßnahmen bei ImmobilitätIn der Tabelle 9.4 werden die verwendeten Hilfsmittel bei Immobilität, die Hilfsmittel zur Mobilisation und die verwendeten Maßnahmen bei Immobilität je Mobilitätsgrad im Pflegeheim und Krankenhaus dargestellt. Anhand der Punktwerte der EMS kann eine Einteilung in drei Gruppen erfolgen.
Mobile Personen: Als diese gelten, wenn sie sich alleine weitgehend si-cher bewegen können und in der Regel keiner weiteren Hilfe bedürfen. Zu dieser Gruppe werden all diejenigen mit einem Punktwert zwischen 14 und 20 Punkten zu-gerechnet.
Teilweise mobile Personen: Zu dieser Gruppe gehören all jene Personen, die bei bestimmten Aufgaben, die die Mobilität betreffen, Un-terstützung benötigen. Zu dieser Gruppe zählen alle Personen mit 10–13 Punkten.
Immobile Personen: Diese Personen benötigen Hilfestellungen bei allen bzw. fast allen Aufgaben, für die Mobilität erforderlich ist. Zu dieser Gruppe zählen alle Personen mit weniger als 10 Punkten.
Tabelle 9.4: Hilfsmittel bei Immobilität bzw. zur Mobilisation
weitgehend immobil teilweise mobil weitgehend mobil
Pflege-heim
Kranken-haus
Pflege-heim
Kranken-haus
Pflege-heim
Kranken-haus
Hilfsmittel bei Immobilität
Kissen 27,6% 30,4% 2,2% 8,6% 0,3% 4,6%
Standardmatratze 19,4% 46,6% 26,7% 25,2% 22,2% 17,4%
Wechseldruck-matratze 2,9 2,0% 0% 0,7% 0% 0,1%
Superweichmatratze 35,9% 10,8% 13,3% 3,6% 8,2% 5,1%
keine Hilfsmittel 40% 31,9% 59,3% 67,6% 69,3% 76%
verwendete Hilfsmittel zur Mobilisation
Unterarmgehstützen 1,8 2,5 0,0 14,4 1,2 13,1
Rollator 40,6% 40,2% 73,3% 59% 59% 14,4%
Rollstuhl 71,2% 56,4% 32,6% 23% 9,1% 2,9%
keine Hilfsmittel 7,6% 12,7% 8,9% 12,9% 28,9% 66,2%
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Laut Tabelle 9.4 wurden in Pflegeheimen und in Krankenhäusern bei immobilen Be-wohnern (27,6%) bzw. Patienten (30,4%) in ähnlichem Umfang Kissen als Lagerungs-hilfsmittel genutzt. Die Nutzung der Standardmatratzen bzw. superweicher Matrat-zen wich dagegen deutlich voneinander ab: Während im Krankenhaus fast die Hälfte (46,6%) der weitgehend immobilen Patienten Standardmatratzen nutzten, hatten in den Pflegeheimen über ein Drittel der immobilen Bewohner eine Superweichmatrat-ze.
Sowohl in den Pflegeheimen als auch in den Krankenhäusern kamen Rollstühle mit Abstand als häufigstes Hilfsmittel bei immobilen Pflegeheimbewohnern bzw. Kran-kenhauspatienten zum Einsatz (71,2% bzw. 56,4%). Trotzdem nutzten selbst die weit-gehend immobilen Pflegeheimbewohner bzw. Krankenhauspatienten zu über 40% Rollatoren.
Tabelle 9.5: Maßnahmen bei Immobilitätweitgehend immobil teilweise mobil weitgehend mobil
Pflege-heim
Kranken-haus
Pflege-heim
Kranken-haus
Pflege-heim
Kranken-haus
Maßnahmen bei Immobilität
Beratung von Bewohner / Patient 36,5% 45,1% 31,9% 10,8% 19,1% 2,8%
Angehörigen-beratung 45,3% 9,8% 15,6% 0,0% 11,5% 0,3%
Ferse freigelagert 28,2% 37,7% 3,7% 6,5% 0,6% 2,1%
alle 2h lagern 8,8% 11,3% 0,7% 0,0% 0,6% 0,3%
individueller Lagerungsplan 36,5% 43,1% 7,4% 2,2% 0,9% 0,6%
keine Maßnahme 17,6% 22,5% 40,7% 66,9% 53,8% 90%
gesamt 170 204 135 139 329 680
Bei den ergriffenen Maßnahmen (siehe Tabelle 9.5.) sticht besonders die Beratungs-funktion hervor: je beeinträchtigter die Mobilität der Pflegeheimbewohner bzw. der Krankenhauspatienten war, umso mehr wurden sie bzw. ihre Angehörigen pflege-risch beraten.
Während 8,8% der Pflegeheimbewohner und 11,3% der Krankenhauspatienten nach einem festen 2-Stunden-Intervall gelagert wurden, hatte die individuelle Lagerung eine deutlich größere Bedeutung: fast viermal so viele Bewohner bzw. Patienten wur-den individuell gelagert.
69
9 Mobilität
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Smith R. 1994. Validation and reliability of the Elderly Mobility Scale. Physiotherapy. 80:744-7.
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70
10 Kognitive EinschränkungenM. Klemt, N. Lahmann
10.1 EinleitungDie Betrachtung von kognitiven Einschränkungen und deren Zusammenhang mit Pflegeproblemen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies wurde bereits in den vor-angegangenen Erhebungen „Pflegeprobleme in Deutschland“ deutlich. Zudem spie-gelt sich dies auch in den Leistungserweiterungen durch das 1. Pflegestärkungsgesetz wider (BMG 2015a). Zusätzlich zur Pflegestufe werden Leistungen für Pflegebedürfti-ge mit eingeschränkten Alltagskompetenzen gewährt (BMG 2015b). Dies wird der-zeit mit einem „+“ gekennzeichnet, beispielsweise „Pflegestufe II+“. Im Rahmen des 2. Pflegestärkungsgesetzes wurde der Pflegebedürftigkeitsbegriff neu bestimmt. War er vorher überwiegend somatisch ausgerichtet, findet sich nun eine zunehmende Ge-wichtung der kognitiven Einschränkungen wieder.
10.2 DemenzIn Tabelle 10.1 ist der prozentuale Anteil der untersuchten Patienten und Bewohner mit einer ärztlich diagnostizierten Demenz in den jeweiligen Einrichtungen darge-stellt.
Tabelle 10.1: Ärztlich diagnostizierte Demenz in Prozent.nein ja keine Angaben Gesamt (n)
Pflegeheime 45,9 52,4 1,7 994
Krankenhäuser 92,0 6,1 1,9 1133
Gesamt 70,4 27,7 1,8 2127
In den teilnehmenden Pflegeheimen weist etwas mehr als die Hälfte (52,4%) der Be-wohner eine diagnostizierte Demenz auf, wohingegen dies auf 6,1% der Patienten im Krankenhaus zutrifft.
Die Differenzierung dieser ärztlichen Diagnose wird in Abbildung 10.1 ersichtlich.
Annähernd gleiche Verteilungen der unterschieden Demenzformen sind in beiden Einrichtungsarten zu finden. Am häufigsten sind demnach der genaue Krankheits-typ und somit auch die Ursache nicht näher bezeichnet. Die zweithäufigste Form ist
71
10 Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen
die neurodegenerative oder auch Alzheimer-Demenz mit circa 21%. Vaskuläre und Mischform sind nahezu gleich verteilt (13,5–16,2%).
In Tabelle 10.2 ist die prozentuale Verteilung der einzelnen Pflegestufen inklusive ein-geschränkter Alltagskompetenzen je nach Einrichtung aufgezeigt.
Tabelle 10.2: Verteilung der einzelnen Pflegestufen in ProzentSGB11 Ge-
samt (n)keine 0 I I + II II + III III + Härte-
fallbean-tragt
Pflegeheim 0,6 1,8 22,1 13,6 20,2 21,5 4,9 13,3 1,7 0,3 961
Krankenhaus 83,0 1,2 8,6 0,6 3,5 0,7 1,0 0,2 0,0 1,3 1068
Gesamt 44,0 1,5 15,0 6,8 11,4 10,5 2,9 6,4 0,8 0,8 2029
Mehr als 80% der Krankenhauspatienten besitzen keine Pflegestufe. Am häufigsten findet sich die Pflegestufe I mit 8,6% sowie die Pflegestufe II mit 3,5%, alle anderen sind mit circa 1% oder weniger vertreten.
Wiederum weisen lediglich 0,6% der Pflegeheimbewohner keine Pflegestufe auf. Mit steigender Pflegstufe steigt die Anzahl derer mit eingeschränkten Alltagskompeten-zen, diese überwiegt bereits bei Pflegestufe II leicht und deutlich bei Pflegestufe III.
0 10 20 30 40 50
21,2
15,4
13,5
5,8
44,2
20,8
16,0
16,2
7,0
40,0unbekannt
anderer Demenztyp
Mischform
vaskulär
neurodegenerativ (Alzheimer)
Krankenhäuser
P�egeheime
Abbildung 10.1Demenztypen
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10.3 Global Deterioration ScalaZur Erfassung der kognitiven Leistungseinbußen kam die Global Deterioration Scale (GDS) von Reisberg et al. (1982) zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um eine sieben-stufige Skala zur Einschätzung des Schweregrades einer Demenz. Die hier verwen-dete deutsche Version stammt von Ihl & Fröhlich (1991). Die Abstufung reicht von „keine kognitiven Leistungseinbußen“ bis hin zu „sehr schwere kognitive Leistungs-einbußen“.
Die nachfolgende Tabelle 10.3 zeigt die Verteilung der einzelnen Schweregrade von kognitiven Leistungseinbußen getrennt nach Einrichtungsart.
Tabelle 10.3: Ausmaß der kognitiven LeistungseinbußenKognitive Leistungseinbußen
Gesamtkeine zweifel-
hafte geringe mäßige mittel-schwere schwere sehr
schwere
Pflegeheim Anzahl %
170 21,1
57 7,1
107 13,3
112 13,9
137 17,0
122 15,2
99 12,3
804 100,0
Krankenhaus Anzahl %
425 60,4
75 10,7
76 10,8
40 5,7
41 5,8
27 3,8
20 2,8
704 100,0
Gesamt Anzahl %
595 39,5
132 8,8
183 12,1
152 10,1
178 11,8
149 9,9
119 7,9
1508 100,0
In den erfassten Krankenhäusern weisen insgesamt 60,4% der insgesamt 704 Patien-ten keinerlei kognitive Leistungseinbußen auf. Mit je circa 10% folgen dann zweifel-hafte oder geringe Einbußen. Mit zunehmendem Schweregrad nimmt die Anzahl der Betroffenen stetig ab.
Anders stellt sich diese Verteilung in den Pflegeheimen dar. Hier weisen lediglich 21,1% der insgesamt 804 befragten Personen keine Einbußen auf. Geringe, mäßige und sehr schwere Einbußen sind nahezu gleich vertreten. Am häufigsten finden sich hier die mittelschweren Leistungseinbußen mit 17,0%, gefolgt von den schweren Ein-bußen mit 15,2%.
Anschließend folgt die Darstellung der Schweregrade der kognitiven Einschränkun-gen für jedes Pflegeheim (Abb. 10.2) und jedes Krankenhaus (Abb. 10.3) einzeln. Wird der Gesamtdurchschnitt aller Bewohner betrachtet, so lässt sich feststellen, dass alle Stadien kognitiver Leistungseinbußen ungefähr gleich häufig auftraten. Der Anteil der Bewohner mit einer schweren bis sehr schweren Demenz liegt mit 27,8% deutlich über dem der Krankenhauspatienten (5,4%). Abgesehen von Pflegeheim 10 liegt der
73
10 Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen
P�eg
ehei
me
sehr schwereschweremittelschweremäßigegeringezweifelhaftekeine
0 20 40 60 80 100
APH
APH
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
2
1
Abbildung 10.2Kognitive Leistungseinbußen von Pflegeheimbewohnern nach der GDS in Prozent
Kran
kenh
äuse
r
0 20 40 60 80 100
AKH
7
6
5
4
3
2
1
sehr schwereschweremittelschweremäßigegeringezweifelhaftekeine
Abbildung 10.3Kognitive Leistungseinbußen von Krankenhauspatienten nach der GDS in Prozent
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Anteil Bewohnerschaft mit schwerer bzw. sehr schwerer Demenz zwischen ca. 15% (PH 2, PH 5) und 55% (PH 7, PH 9).
Von insgesamt 608 Patienten lagen Angaben über ihre kognitiven Einschränkungen vor. Die Mehrheit (67%) von ihnen wiesen keine Einschränkungen bezüglich der geis-tigen Fähigkeiten auf. In den Krankenhäusern KH1 und KH6 befanden sich zum Zeit-punkt der Befragung keine Teilnehmer mit einer sehr schweren Demenz. Ein Zehntel aller Patienten in Krankenhaus 5 litten unter einer schweren Demenz.
10.4 Kognitive Leistungseinbußen und PflegeabhängigkeitDie Pflegeabhängigkeit wurde mit der Pflegeabhängigkeitsskala (PAS), die 15 Kate-gorien (Items) enthält, erhoben. Den einzelnen Items werden Punktwerte zwischen 1 (völlig pflegeabhängig) und 5 (völlig unabhängig) zugewiesen. In den folgenden Tabellen sind für die einzelnen Items Mittelwerte angegeben.
Tabelle 10.4: Kognitive Leistungseinbußen und Pflegeabhängigkeit in PflegeheimenKognitive Leistungseinbußen in Prozent
Gesamt (n)keine zweifel-
hafte geringe mäßige mittel-schwere schwere sehr
schwere
Essen und Trinken 4,17 4,00 3,65 3,36 2,92 2,20 1,42 799
Kontinenz 3,70 3,53 3,03 2,79 2,33 1,67 1,36 799
Körperhaltung 4,24 4,14 3,96 3,50 3,24 2,66 1,93 796
Mobilität 3,78 3,77 3,39 3,12 2,87 2,37 1,66 797
Tag und Nacht 4,71 4,42 4,25 3,76 3,31 2,48 1,70 799
An und Auskleiden 3,26 3,26 2,79 2,54 2,29 1,64 1,23 802
Körpertemperatur 4,63 4,45 4,23 3,64 3,24 2,49 1,55 795
Körperpflege 3,04 3,04 2,62 2,30 2,01 1,45 1,11 798
Vermeiden v. Gefahren 4,07 3,65 3,43 2,76 2,39 1,69 1,26 802
Kommunikation 4,58 4,28 4,06 3,76 3,28 2,58 1,54 801
Kontakt mit anderen 4,45 4,00 3,89 3,53 3,02 2,32 1,32 801
Sinn für Regeln und Werte 4,43 3,98 4,00 3,51 2,81 1,99 1,27 797
Alltagsaktivitäten 4,09 3,68 3,36 2,99 2,60 1,78 1,13 796
sinnvolle Beschäftigung 4,12 3,67 3,36 2,95 2,53 1,74 1,13 796
Lernfähigkeit 4,36 3,74 3,68 3,15 2,45 1,71 1,23 792
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10 Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen
Tabelle 10.5: Kognitive Leistungseinbußen und Pflegeabhängigkeit in KrankenhäusernKognitive Leistungseinbußen in Prozent
Gesamt (n)keine zweifel-
hafte geringe mäßige mittel-schwere schwere sehr
schwere
Essen und Trinken 4,64 4,36 3,62 3,43 2,56 2,30 1,85 699
Kontinenz 4,53 4,32 3,15 3,03 1,98 1,78 1,70 691
Körperhaltung 4,53 4,06 3,21 3,33 2,54 2,19 2,40 692
Mobilität 4,29 3,68 2,92 2,93 2,38 2,07 1,95 701
Tag und Nacht 4,73 4,36 3,95 3,78 3,02 2,58 1,50 700
An und Auskleiden 4,35 4,04 3,05 2,98 2,05 1,89 1,70 701
Körpertemperatur 4,84 4,64 3,95 3,83 3,33 2,52 2,35 698
Körperpflege 4,41 3,99 3,01 2,74 1,95 1,74 1,65 700
Vermeiden v. Gefahren 4,47 3,89 3,15 2,87 1,88 1,74 1,45 700
Kommunikation 4,83 4,51 3,99 3,95 2,93 2,00 2,35 699
Kontakt mit anderen 4,79 4,47 3,84 3,63 2,68 2,00 2,30 700
Sinn für Regeln und Werte 4,84 4,35 3,92 3,73 2,78 1,96 1,85 700
Alltagsaktivitäten 4,50 4,00 3,38 3,20 2,44 1,88 1,85 700
sinnvolle Beschäftigung 4,70 4,32 3,59 3,45 2,29 1,81 1,75 702
Lernfähigkeit 4,74 4,28 3,61 3,40 2,41 1,74 1,65 691
In beiden Tabellen zeigt sich ein ähnliches Bild der Pflegeabhängigkeit in den einzel-nen Schweregraden. Mit zunehmender Schwere der Leistungseinbußen nimmt die Unabhängigkeit ab. Dieser Zusammenhang zeigt sich in der Spalte „sehr schwere“ kognitive Leistungseinbußen. Bei Pflegeheimbewohnern (Tabelle 10.4) bewegt sich jeder Mittelwert aller 15 Items der Pflegeabhängigkeit unter ‚2‘, das heißt im Bereich „völliger Pflegeabhängigkeit“. Selbst bei Krankenhauspatienten gibt es in derselben Kategorie lediglich vier Ausnahmen.
10.5 Kognitive Leistungseinbußen und PflegeproblemeIn den Tabellen 10.6 und 10.7 wird die Häufigkeit des Auftretens von Pflegeproble-men differenziert nach der Schwere der kognitiven Leistungseinbußen dargestellt.
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Tabelle 10.6: Kognitive Leistungseinbußen und Pflegeprobleme in PflegeheimenPflegeprobleme Kognitive Leistungseinbußen in Prozent
Gesamt (n)keine zweifel-
hafte geringe mäßige mittel-schwere schwere sehr
schwere
Stuhlinkontinenz 11,8 19,3 17,1 29,7 46,0 66,4 91,6 313
Harninkontinenz 33,1 55,6 67,6 68,3 85,0 93,0 92,6 525
Sturz 3,6 7,0 3,8 9,8 8,8 7,4 7,1 53
teilweise mobil 14,7 15,8 17,8 23,2 13,9 11,5 6,1 118
immobil 14,1 15,8 16,8 13,4 22,6 27,0 22,2 152
Schmerz 45,8 33,3 29,8 27,9 21,8 21,5 20,4 232
chron. Wunde 7,2 5,4 9,4 7,3 5,9 3,4 6,3 51
Dekubitus 2,4 0 1,9 4,5 5,8 2,5 5,1 27
Den deutlichsten Anstieg mit zunehmender Schwere der Einbußen verzeichnen Stuhl- und Harninkontinenz mit circa 80% bzw. 60%. Umgekehrt ist dies bei dem Phänomen Schmerz, hier nimmt der Anteil mit zunehmender Schwere, von 45,8% auf 20,4%, ab.
Tabelle 10.7: Kognitive Leistungseinbußen und Pflegeprobleme in KrankenhäusernPflegeprobleme Kognitive Leistungseinbußen in Prozent
Gesamt (n)keine zweifel-
hafte geringe mäßige mittel-schwere schwere sehr
schwere
Stuhlinkontinenz 3,9 6,8 30,6 32,5 58,5 74,1 70,0 114
Harninkontinenz 14,9 25,4 58,6 63,6 75,0 83,3 78,6 184
Sturz 4,5 8,3 10,5 11,1 26,8 14,8 25,0 56
teilweise mobil 8,5 30,7 25,0 17,5 14,6 14,8 15,0 98
immobil 8,2 17,3 35,5 45,0 53,7 29,6 20,0 127
Schmerz 56,5 47,9 52,6 52,5 42,5 42,3 40,0 370
chron. Wunde 10,6 9,5 23,5 30,3 28,9 30,8 29,4 101
Dekubitus 4,0 2,7 11,8 7,5 19,5 29,6 20,0 51
Ähnlich wie in den Pflegeheimen stellt sich die Verteilung von Harn- und Stuhlinkonti-nenz in den Krankenhäusern dar. Ebenso ist auch hier die Abnahme von Schmerz mit steigender Schwere der Leistungseinbußen ablesbar. Anders als in den Pflegeheimen wird hier ebenfalls ein deutlich Anstieg bei chronischen Wunden und speziell bei De-kubitus ersichtlich.
77
10 Schwerpunkt: Kognitive Einschränkungen
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Charité Universitätsmedizin Berlin – Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
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11 Zusammenfassung und SchlussfolgerungN. Lahmann
Sinn und Zweck der jährlich wiederkehrenden Erhebungen in deutschen Pflegehei-men und Krankenhäusern ist das Ausmaß an Pflegeproblemen bei Bewohnern und Patienten zu beschreiben. Darüber hinaus sollen Informationen zusammengetragen werden, wie häufig bestimmte, in der Regel vorbeugende pflegerische Maßnahmen durchgeführt und dafür vorgesehene Hilfsmittel verwendet werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Erhebung „Pflegeprobleme in Deutschland“ dienen somit als eine Zustandsbeschreibung der Pflege in den Sektoren – Pflegeheime und Krankenhäu-ser – des hiesigen Gesundheitssystems. Daher enthält dieser Bericht keine explizit spezifischen Fragestellungen mit den entsprechenden wissenschaftlichen Analysen sondern vielmehr – in beschreibender Art und Darstellung – weitgehend neutrale In-formationen zu den untersuchten Pflegeproblemen. Im Folgenden werden die wich-tigsten Befunde der Erhebung nochmals zusammengefasst.
Insgesamt beteiligten sich bei der im Mai 2015 durchgeführten Studie 16 Pflegeheime und 7 Krankenhäuser. Dabei konnten Angaben von 994 Pflegeheimbewohnern und 1133 Krankenhauspatienten ausgewertet werden. Die Rücklaufquote betrug 87,2% in den Pflegeheimen und 70,1% in den Krankenhäusern. Das Durchschnittsalter lag bei 81,3 Jahren in den Pflegeheimen und bei 70 Jahren in den Kliniken. Die Angaben zur Rücklaufquote sind zu den Vorjahreserhebungen vergleichbar, das Alter der Patienten in den Kliniken ist jedoch angestiegen.
Zum zweiten Mal wurden mittels einer Skala (Global Deterioration Scale) die kogni-tiven Leistungseinbußen ermittelt. Hierbei stellte sich heraus, dass der Anteil der Be-wohner mit einer schweren bis sehr schweren Demenz mit 27,8% deutlich über dem der Krankenhauspatienten (6,6%) lag. Ein weiterer auffälliger Unterschied lag darin, dass in den Krankenhäusern über 60% der Patienten keinerlei kognitive Leistungsein-bußen aufwiesen, in den Pflegeheimen war dieser Anteil nur circa 21% der Bewohner. Es verwundert nicht, dass mit zunehmender Schwere der kognitiven Leistungsein-bußen die Pflegeprobleme Harn- und Stuhlinkontinenz, sowohl in den Krankenhäu-sern als auch in den Pflegeheimen, ansteigen. Auffällig ist hingegen, dass dies beim Phänomen Schmerz umgekehrt der Fall ist: Sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Pflegeheimen konnte die Abnahme von Schmerz mit steigender Schwere der kognitiven Leistungseinbußen festgestellt werden.
11 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
79
Von allen befragten Personen hatten 10,3% mindestens eine chronische Wunde. Den größten Anteil, mit fast 45%, hatte der Dekubitus gefolgt von sonstigen chronischen Wunden mit 25%. In den Pflegeheimen gab es 41% dekubitusgefährdete Bewohner und von den Krankenhauspatienten waren 20% dekubitusgefährdet. Die Prävalenz des Dekubitus war mit 3,6% in den Pflegeheimen einen Prozentpunkt höher als im letzten Jahr. Auch in den Krankenhäusern war die Dekubitusprävalenz mit 5,2% mehr als einen Prozentpunkt höher als im Vorjahr.
Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Clinical Research Center for Hair and Skin Science der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie liegen dieses Jahr zum vierten Mal auch Daten zum Thema Hautpflege vor. In den Pflegeheimen be-nötigten im Schnitt 93% der untersuchten Bewohner Unterstützung bei der Körper-pflege, im Krankenhaus betrug dieser Anteil 36%. Diese Anteile belegen, wie hoch die pflegerische Verantwortung bezüglich der Hautpflege im Pflegeheimbereich ist. Daher wurden dort circa 90% der Bewohner teilweise oder vollständig gewaschen. Zusätzlich wurden circa zwei Drittel geduscht und / oder 85% mindestens einmal pro Woche gebadet. Zum zweiten Mal wurden in diesem Rahmen Daten zur Hautrocken-heit erfasst. Trockene Haut wurde bei ungefähr 40% der Pflegeheimbewohner festge-stellt und bei über die Hälfte aller Krankenhausbewohner.
Die Zahl der gestürzten Bewohner, innerhalb der letzten 14 Tage betrug in diesem Jahr 6,2%. Im Krankenhaus stürzten 7,8% der Patienten innerhalb der letzten 14 Tage. Im Vergleich zum Vorjahr, hat sich die Zahl der schweren Verletzungen bei den Patien-ten erneut verdoppelt (von 4% auf 8,5%) und bei den Bewohnern sind die schweren Verletzungen nach einem Sturz wieder angestiegen (von 0% auf 3,4%).
Bereits zum achten Mal wurden in der Prävalenzerhebung 2015 Daten zur Ernäh-rungssituation der Patienten und Bewohner erhoben. Die häufigsten Einschränkun-gen bei der oralen Nahrungszufuhr waren Multimedikation, funktionelle Probleme der oberen Extremitäten und Appetitlosigkeit und somit interdisziplinär zu lösende Gesundheitsprobleme. Eine deutlich erhöhte Pflegeabhängigkeit bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme war bei 34% der Pflegeheimbewohner und bei 10,8% der Krankenhauspatienten vorhanden. Ein Screening auf Ernährungsdefizite wurde in den Pflegeheimen (70,1%) nahezu dreimal so häufig durchgeführt wie in den Kran-kenhäusern (26,5%).
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Zum dritten Mal wurden Daten zum Themenkomplex Schmerz erhoben. Kranken-hauspatienten waren deutlich häufiger von Schmerzen betroffen als Pflegeheimbe-wohner. Der Anteil der Schmerzbetroffenen, die ein tolerables Schmerzniveau über-schreiten, ist in den Krankenhäusern sechs Mal so hoch wie in den Pflegeheimen. Der Vergleich zwischen den Einrichtungen zeigte deutliche Unterschiede. War in einigen Heimen nur jeder 6. Bewohner von aktuellen Schmerzen betroffen, so betraf das in anderen Heimen mehr als jeden zweiten Bewohner. In den Krankenhäusern wurden Schmerzen deutlich häufiger erfasst. Bei 23,6% aller Patienten wurde täglich drei Mal und öfter nach Schmerzen gefragt, in den Pflegeheimen wurde dies nur bei 10,4% aller Bewohner berichtet.
Insgesamt waren von allen erfassten Personen 45,1% harninkontinent und 25,8% stuhlinkontinent. In den Pflegeheimen waren 68,8% der Bewohner und in den Kran-kenhäusern 23,9% der Patienten von Harninkontinenz betroffen. Diese Ergebnisse zeigten sich im Trend stabil. Durch die Erhebung des Schweregrads konnte gezeigt werden, dass die subjektive Belastung durch eine Harninkontinenz nur bei etwa ei-nem Viertel der Betroffenen als leicht eingeschätzt wurde. Beim überwiegenden Teil der Untersuchten wurde eine mittelschwere Harninkontinenz festgestellt, 13,6% der Pflegeheimbewohner und 25% der Krankenhauspatienten bewerteten ihre Harnin-kontinenz als schwer oder sehr schwer.
In dieser Erhebung wurde zum vierten Mal das Vorliegen einer inkontinenzassoziier-ten Dermatitis (IAD) untersucht. Insgesamt lag bei 8% der Bewohnern und Patienten mit Stuhl- und / oder Urininkontinenz das Risiko einer IAD vor. Eine tatsächliche IAD unterschiedlichen Schwergrades wiesen insgesamt 10,5% aller Patienten und Bewoh-ner auf und bei 2,8% lag zusätzlich ein pilzartiger Ausschlag vor.
Zum zweiten Mal wurde im Rahmen dieser Prävalenzerhebung das Thema Mobilität untersucht. Die in dieser Studie durchgeführten Analysen zeigen, dass hierbei vor al-lem in den Pflegeheimen ein hoher Unterstützungsbedarf besteht. So benötigte ca. 1/3 der Bewohner die Hilfe von mindestens einer Person, um vom Sitzen in den Stand zu kommen. Ebenfalls benötigten ca. 1/3 aller Bewohner für eine Gehstrecke von 6 Me-tern mindestens eine halbe Minute. Viele Bewohner benötigen dabei aktive körperli-che Unterstützung oder konstante Beobachtung. Daraus lässt sich ein hoher Zeit- und Personalbedarf ableiten. Der enge Zusammenhang von Immobilität und spezifischen Pflegeproblemen wie chronischen Wunden und Inkontinenz konnte auch in dieser Studie bestätigt werden.
11 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
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Bezogen auf den Grad der (Im-)Mobilität kamen unterschiedliche Maßnahmen und Hilfsmittel zur Anwendung. So war dies bei starker Einschränkung vorrangig der Roll-stuhl, bei geringerer Einschränkung meistens der Rollator. Interessant war das Ergeb-nis, dass sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeheimen keine teuren Spezial-hilfsmittel bei Immobilität zum Einsatz kamen, sondern vorrangig „normale“ Kissen. Ergänzt wurde der Einsatz dieser Hilfsmittel häufig mit den Maßnahmen der regelmä-ßigen Hautinspektion, Beratung und dem Lagerungswechsel nach Plan.
Wie repräsentativ sind die Ergebnisse?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Um überhaupt schlussfolgern zu dürfen, dass unsere Ergebnisse im weitesten Sinne auf alle deutschen Pflegeheime und Krankenhäuser übertragen werden können, müssen auf jeden Fall wichtige Vo-raussetzungen erfüllt sein. Zunächst ist es wichtig, dass die Erhebung gründlich und sorgfältig durchgeführt wurde und zum Zweiten, dass die hier untersuchten Gruppen von Patienten und Bewohnern repräsentativ für alle Krankenhauspatienten und Pfle-geheimbewohner in der Bundesrepublik Deutschland sind. Zu dem ersten Aspekt ist festzustellen, dass durch eine strenge Standardisierung der Erhebungsdurchführung und der Verwendung derzeit gültiger Definitionen und etablierter Instrumente, eine größtmögliche „Richtigkeit“ der vorliegenden Informationen angenommen werden kann. Bezogen auf die Repräsentativität der Ergebnisse können wir, durch die zu-nehmende Verbesserung der Studienlage in den letzten Jahren, schlussfolgern, dass andere Studien zum Thema zu vergleichbaren, zum Teil sogar zu identischen Teiler-gebnissen unserer Studien gelangt sind. So lag der Anteil an Pflegeheimbewohnern mit einem Body Mass Index von unter 20kg/m2 bei der Studie „Nutrition Day 2007“ bei 16,5%, in der von uns durchgeführten Erhebung beispielsweise 2010 bei 16,2% (Hengstermann et al. 2007).
Ähnliches gilt für den Anteil von Bewohnern mit Dekubitus. Der im April 2012 ver-öffentlichte 3. Bericht des Medizinischen Dienst der Spitzenverbände der Kranken-kassen (MDS) legt nach § 114A Abs. 6 des SGB XI den Bericht zur Qualität in der am-bulanten und stationären Pflege vor (4). Auf Seite 48 wird darin berichtet, dass „… von allen in die Prüfung einbezogenen Bewohnern (61.985) … Davon waren 2.714 Personen (4,4%) mit einem Dekubitus.“ Das Verfahren des MDS gilt weithin als reprä-sentativ. Im Zeitraum des dritten Berichtes des MDS lag die Prävalenz von Dekubitus in der hier vorgestellten Studie bei 4,3%, in diesem Jahr bei 3,6%, ähnlich den neue-ren Zahlen des MDS. In einer weiteren Studie in der die Prävalenz von Dekubitus bei über 75-jährigen Krankenhauspatienten verglichen wurde, wurde 11,8% gemessen.
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Im gleichen Zeitraum lag dieser Wert bei unserer Erhebung bei 11,0% (Lahmann et al. 2012). Neben der Vergleichbarkeit der Stichproben unserer Studienteilnehmer zu allen Pflegeheimbewohnern und Krankenhauspatienten anhand der Daten des sta-tistischen Bundesamtes (vgl. Kap. 2) sind die oben genannten Übereinstimmungen der Ergebnisse mit anderen Studien ein starkes Indiz dafür, dass die untersuchten Be-wohner- und Patientengruppen ein hohes Maß an Repräsentativität aufweisen. Aus diesem Grund kann festgehalten werden, dass der vorliegende Jahresbericht reprä-sentative Ergebnisse zu Umfang und Häufigkeit von Pflegeproblemen in Pflegehei-men und Krankenhäusern und den dort verwendeten Hilfsmitteln und angewandten pflegerischen Maßnahmen für die Bundesrepublik Deutschland enthält.
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12 Anhang
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Charité – Unversitätsmedizin BerlinInstitut für Gesundheits- und Pflegewissenschaftt
Augustenburger Platz 1, 13353 BerlinSitz: Oudenarder Straße 16
Tel. +49 (0)30 450 529 092Fax +49 (0)30 450 529 900
http://igpw.charite.de
Das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin führt seit 2001 jährlich eine Erhebung zu Pflegeproblemen in Krankenhäusern und Pflegeheimen in Deutschland durch. In diesem Zeitraum wurden nahezu 100.000 Patienten und Heimbewohner in über 750 Einrichtungen bundesweit untersucht. Im Jahr 2015 fand diese Erhebung zum 15. Mal statt. Die vorliegenden Daten liefern dabei nicht nur wichtige Erkenntnisse über das Ausmaß pflegerelevanter Probleme wie De-kubitus, Ernährung, Schmerzen, Sturzereignisse, Hautpflege, Inkontinenz und Mobilität, sondern auch Informationen zu Risikoprofilen und der allgemeinen Pflegeabhängigkeit der untersuchten Personen. Darüber hinaus wird die – für die Einschätzung der Pflege-qualität – bedeutsame Häufigkeit der Anwendung adäquater präventiver Maßnahmen und Pflegehilfsmitteln dargestellt.Dieses Jahr wurde dem Thema „kognitive Einschränkungen“ ein besonderer Stellenwert eingeräumt.
Die Autoren des vorliegenden Berichts sind: PD Dr. Nils Lahmann, MSc.EDr. Antje Tannen, MPHPD Dr. Jan KottnerGabriela Schmitz, MSc.Simone Kuntz
Kathrin RaederRainer CentmayerOliver LudwigPatrick FehlingVerena Kühn
Juliana SuppliethMaria KlemtAndrea Lichterfeld Prof. Dr. Theo Dassen