Post on 12-Sep-2019
INHALT
Zum Geleit | Frau Prof. Dr. Lehner
Zum Geleit | Dr. Matthias Everding
Vorwort
Einleitung
1. Astronomische und historische Grundlagen von Sternkarten
1.1 Wie teilt man den Himmel in zwei Hälften?
1.2 Welcher Sternkatalog soll verwendet werden?
1.3 Für welches Jahr soll die Sternkarte gelten?
1.4 Wie viele Leuchtkraftklassen der Sterne sollen dargestellt werden?
1.5 Welche Projektionsart wird verwendet?
1.6 Himmels- oder Globenansicht?
2. Die Vorläufer der Sternkarten von Albrecht Dürer
2.1 Mittelalterliche ikonographische Traditionen bei der Ausgestaltung der Sternbilder
2.2 Die Wiener Karten von 1435
2.3 Die Nürnberger Karten von 1503
3. Die Dürerkarten von 1515
3.1 Die Sternkarten von Albrecht Dürer von 1515
3.2 Die Karten von 1435, 1503 und 1515: Astronomische Gesichtspunkte
3.3 Die Karten von 1435, 1503 und 1515: Die Benennung der Sternbilder
3.4 Die Karten von 1435, 1503 und 1515: Ikonographische Gesichtspunkte
3.4.1 Wolkenbänder
3.4.2 Anmerkungen zu den einzelnen Sternbildern
3.5 Zusammenfassung
4. Karten und Globen, die die Sternkarten von Dürer zum Vorbild haben
4.1 Die Himmelsgloben von Johannes Schöner (1517)
4.2 Die Globen aus Brixen (1522)
4.3 Die Astrolabien von Lucas Cranach (1529) und Leonhard Thurneysser (um 1575)
4.3.1 Das Astrolabium von Lucas Cranach (1529)
4.3.2 Das Astrolabium von Leonhard Thurneysser (um 1575)
4.4 Die Karte des Südhimmels von Eufrosino della Volpaia (1530)
4.5 Die Sternkarte von Peter Apian (1536/1540)
4.5.1 Die Karte von 1533
4.5.2 Die Karte von 1536/1540
4.6 Die Globen und Karten des Caspar Vopelius (1532)
4.6.1 Der handbemalte Himmelsglobus von 1532
4.6.2 Die Hyginus-Ausgabe von 1534
4.6.3 Der bedruckte Himmelsglobus von 1536
4.6.4 Die Weltkarte von 1545
4.7 Die Sternkarten von Johannes Noviomagus (1537)
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11
13131619222426
28283540
62627386909192110
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IMPRESSUM
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ISBN 978-3-7319-0212-6
Die Nürnberger Astronomische Gesellschaft e. V. dankt der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg für die großzügige finanzielle Unterstützung, ohne die dieses Buchprojekt nicht realisierbar gewesen wäre.
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Ewig alt und ewig jung ist die Debatte um die Bedeu-
tung der Natur- und Geisteswissenschaften, wobei
die einen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
von den anderen behaupten, dass sie nur auswendig
lernen und die anderen von den einen, dass sie immer
lange schlafen können. Ob dieser Zwist zu schlichten
ist, mag dahingestellt bleiben. Sicher allerdings ist,
dass die geistige Elite der Freien Reichsstadt Nürnberg
sich da leichter tat, denn Trivium (Rhetorik, Gramma-
tik und Logik) und Quadrivium (Arithmetik, Geome-
trie, Musik und Astronomie), beides Teile der septem
artes liberales, der sieben Freien Künste, umfasste
eben natur- und geisteswissenschaftliche Fächer und
stellte die Basis jeder akademischen Bildung dar. Im
Mittelalter war dieser Bildungskanon Voraussetzung
für die Zulassung zu Medizin, Jurisprudenz und Theo-
logie. Deshalb hat es sicher niemanden gewundert,
dass die im Jahre 1515 erschienenen Sternkarten von
Albrecht Dürer mit Unterstützung eines Theologen
entstanden sind. Die beiden Holzschnitte waren als
eine naturwissenschaftliche Publikation ersten Ran-
ges in Nürnberg veröffentlicht worden. Mit diesen
ersten gedruckten Sternkarten überhaupt erwies Dü-
rer sich als humanistischer Künstler, der auf der Höhe
der geistigen Bewegung seiner Zeit mit Natur- und
Geisteswissenschaftlern zusammenarbeitete. In Nürn-
berg, seit Regiomontan ein Zentrum mathematisch-
astronomischer und geografischer Forschung, war der
Boden mehr als fruchtbar für diese außergewöhnliche
Publikation. So wird, trotz der heutigen Trennung von
Geistes- und Naturwissenschaften, mit der vorliegen-
den Untersuchung zu Dürers Sternkarten nicht nur
ein wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Dürerfor-
schung geleistet, sondern auch die Stadtgeschichte
um weitere Aspekte fortgeschrieben.
Diese systematische Untersuchung der Karten unter
astronomischen und geschichtlichen Aspekten knüpft
gewissermaßen an die Tradition des Kulturreferats an,
zum 500. „Geburtstag“ herausragende Werke des
großen Künstlers in den Mittelpunkt des Interesses zu
stellen. Dafür sei herzlich gedankt.
Prof. Dr. Julia Lehner,
Kulturreferentin der Stadt Nürnberg
ZUM GELEIT
4.8 Himmelsgloben in der Bildtradition von Dürer (1533–1585)
4.9 Die Sternkarten von Johannes Honter (1532/1541)
4.10 Deckengemälde (1565/75)
4.10.1 Das Deckengemälde im Palazzo Besta in Teglio (1565/75)
4.10.2 Das Deckengemälde im Sala del Mappamondo der Villa Farnese in Caprarola
4.10.3 Das Deckengemälde im Sala Bologna im Vatikan
4.11 Die Sternkarten von Isibrand Middochius (1558)
4.12 Sternbilddarstellungen in Kometenschriften (1572/77)
4.12.1 Der Neue Stern von 1572
4.12.2 Der große Komet von 1577
4.13 Die Sternkarten von Giovanni Antonio Rusconi (1590)
4.14 Die Sternkarten von Zacharias Bornmann (1596)
4.15 Exkurs: Spiegelung von Himmelskarten
4.16 Ausblick
Anmerkungen
Literatur
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140 144 152152153154155158158160161162164165
166173
als Zierde deiner ganzen Generation, der du einen zu
deinen Sitten passenden Ruf hast,
der mit Beliebtheit, Wohlwollen und Güte verbunden
ist
Die angesprochenen rot leuchtenden Schilde sind das
Wappen der Stadt Nürnberg sowie das von Heinfo-
gel, bei dem spiegelbildlich zum Stab in der Mitte je
ein Stern angebracht ist. Name und Wappen finden
2. DIE VORLÄUFER DER STERNKARTEN VON ALBRECHT DÜRER | 41
des ptolemäischen Verzeichnisses die Nummer 9 bis
12. Dieser Fehler findet sich auch im Sternverzeichnis
des Codex 5415.143 Beim Schützen sind die Längen
der Sterne 4 und 5 falsch, gravierender ist aber die
Abweichung in der Breite von Stern 5: Er müsste
nördlich der Ekliptik auf dem Bogen liegen, nicht wie
hier südlich zwischen Bogen und Sehne. Im Sternver-
zeichnis sind die Längen korrekt verzeichnet, Stern 5
hat aber auch hier eine südliche statt einer nördlichen
Breite. Katalog und Wiener Karte sind damit eng ver-
wandt, doch siehe Näheres dazu in Kapitel 3.2.
Es gibt weitere Abweichungen von geringerer Bedeu-
tung: Bei der Schlange fehlt Stern 18 am Ende des
Schwanzes. Der linke Fuß des rechten Zwillings ist
nicht mehr auf dem Blatt enthalten, hier fehlt eben-
falls Stern 18. Beim Stier, den Zwillingen und dem Lö-
wen fehlen ein paar Sterne außerhalb des eigentli-
chen Bildes. Skorpion 10 und 11 sind vertauscht. Am
Ende des Drachenschwanzes folgt auf Stern 28 und
29 zweimal die 31. Bei den Zwillingen wurde Stern
13 nicht beschriftet, beim Wolf Nummer 18 und 19.
Die beiden bei Ptolemäus außerhalb der Wasser-
schlange gelisteten Sterne stehen hier innerhalb des
Bildes. Letzteres trifft in ähnlicher Form auch bei der
Waage zu.
Stern 8 des Kleinen Bären, der nicht zum eigentlichen
Bild gehört, ist im Gegensatz zu den beiden Folge-
karten vorhanden. Die Milchstraße ist eingezeichnet.
Auf der Nordkarte sind die Südliche Krone unterhalb
des Schützen sowie der Altar unterhalb des Stachels
des Skorpions angedeutet. Beide Bilder gehören zum
Südhimmel. Die Randbereiche sind nicht ausge-
schmückt.
Mit den Wiener Karten wurden erstmals konse-
quent alle Figuren in Globenansicht dargestellt,144
was sich so im Mittelalter nicht findet. Vor allem aber
wurde versucht, die Sterne exakt einzuzeichnen,
was gerade auf viele Zeichnungen der Aratea nicht
zutrifft. Somit scheinen erstmals im Europa der an-
gehenden Neuzeit astronomische und künstlerische
Leistung zusammengefunden zu haben.145 Zudem
wurde mit diesen Karten die Ekliptik als Begren-
zungskreis des nördlichen bzw. südlichen Himmels
etabliert.
2.3 Die Nürnberger Karten von 1503
Die Karten von 1503 waren Jahrhunderte lang ver-
schollen. Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhun-
derts tauchten sie in Österreich wieder auf. 1943 be-
fanden sie sich in Hamburger Privatbesitz, wo sie von
Voss beschrieben wurden. 1964 gelangten die Blät-
ter auf einer Auktion in den Kunsthandel von New
York, im Jahr darauf wurden sie von der BASF ange-
kauft und dem Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg geschenkt.146 Die Karten sind auf Quadra-
te aus Pergament mit einer Kantenlänge von je ca.
66,5 cm gemalt.147
Über dem südlichen Himmel findet sich die Jahres-
zahl „ANNO DO. MDIII“ (1503). Auch Herstellungs-
ort und beteiligte Personen sind verzeichnet: Links
oben hält ein Mann mit einer Feder am Hut148 das
rot leuchtende Wappen Nürnbergs in Händen, das al-
lerdings spiegelverkehrt dargestellt ist.149 Letzteres
gilt auch für das Titelblatt von Heinfogels Sphera ma-
terialis von 1516 sowie für den „Nürnberger Wap-
pendreiverein“,150 der 1502 den Vier Büchern über
die Liebe (Quatuor libri amorum) von Conrad Celtis
bei gebunden wurde. Dieses gehäufte Auftreten
macht ein reines Versehen unwahrscheinlich, ein
Sinn dahinter ist freilich nicht zu erkennen.
Rechts oben finden sich vier Conrad Heinfogel ge-
widmete Zeilen:
CLARA TVIS RVTILANT ARMIS CEV LVMINA BINA
SEC DECUS EXIMIAE FVLGES VIRTVTIS HONOSQVE
TOCIVS GENERIS HEIMFOGEL MORIBVS APTVM
NOMEN HABENS CVNCTIS GRATVS BONVSQVE BE-
NIGNVS
So wie hell rot deine Schilde wie zwei Lichter glänzen,
so glänzt du, Heinfogel, durch herausragende Tüch-
tigkeit und Ehrerbietung
40 |
Der Fuhrmann in der Darstellung derSternkarte von 1435 mit nur 12 statt14 Sternen.
rechte Seite:
oben: Karte des nördlichen Himmels,1503 (GNM Nürnberg: Inv. Nr. Hz5576).
unten: Lobgedicht auf Heinfogel mitseinem Wappen.
Bei zwei weiteren Varianten wurde der Randschmuck
komplett geändert. Darauf ist jeweils das Porträt Dü-
rers im Profil zu sehen, umschrieben mit:
Aetatis suae LVI Imago Alberti Dureri
Bildnis Albrecht Dürers im Alter von 56 Jahren
Dürer ist Jahrgang 1471, somit wurde er 1527 56 Jah-
re alt. Diese Jahreszahl findet sich auf dem Wappen
Dürers, das in Spiegelschrift umschrieben ist mit:
Inclyta Virtus MDXXVII
Mit weit berühmter Tugend 1527
3. DIE DÜRERKARTEN VON 1515 | 63
In diesem Kapitel werden zunächst die Dürerkarten
selbst vorgestellt: Welche Druckvarianten gab es,
wem sind sie gewidmet, welche Fehler sind diesen
Karten eigentümlich? In Kapitel 3.2 und 3.4 werden
die Karten von 1435, 1503 und 1515 unter astrono-
mischen bzw. ikonographischen Gesichtspunkten
verglichen, worüber die Entstehungsgeschichte trans-
parent werden sollte. Ergänzend beschäftigt sich Ka-
pitel 3.3 mit der Namensgebung für die Sternbilder.
3.1 Die Sternkarten von Albrecht Dürer von 1515
Von den Sternkarten Dürers haben sich die Holzstö-
cke erhalten: Sie befinden sich in der Sammlung Der-
schau des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Mu-
seen Berlin / Preußischer Kulturbesitz.271 Drucke der
Karten finden sich weltweit in zahlreichen Museen
und Sammlungen. Die Karten selbst sind Holzschnit-
te der Größe 43 x 43 cm, dazu kommen oben ca. 2,5
cm für den Kopftitel.272
Von der Karte des nördlichen Himmels gibt es vier
Druckvarianten. Nicht näher berücksichtigt wird im
Folgenden die Version, die zu Füßen der Jungfrau
am unteren Rand das bekannte Monogramm von
Dürer zeigt, auch fehlt die Überschrift.273 Dabei
dürfte es sich um einen späteren Nachdruck han-
deln.
Die Unterschiede der drei weiteren Varianten sind ge-
ringfügig: Einmal werden die Grade auf der Ekliptik
gleichmäßig durch leere Kästchen dargestellt,274 in
den beiden anderen Versionen sind die zu Stier,
Jungfrau und Steinbock gehörigen Abschnitte ab-
wechselnd schwarz-weiß markiert.275 Sie kennzeich-
nen damit ein Trigon: In der Astrologie unterteilt man
die zwölf Tierkreiszeichen in vier Klassen, die jeweils
ein gleichseitiges Dreieck bilden und auf kolorierten
Versionen der Karten auch mit der gleichen Farbe
markiert wurden: Widder, Löwe und Schütze sind die
feurigen Zeichen, Stier, Jungfrau und Steinbock die
irdischen, Zwillinge, Waage und Wassermann die
luftigen, schließlich bilden Krebs, Skorpion und Fische
die wässrigen Zeichen.
Große Konjunktionen, d.h. Zusammentreffen von Ju-
piter und Saturn am Himmel erfolgen in einem Ab-
stand von etwa 20 Jahren in einem Winkelabstand
von ca. 120°. Drei aufeinanderfolgende große Kon-
junktionen beschreiben somit fast ein gleichseitiges
Dreieck. Sie bleiben für ca. 200 Jahre in den feurigen,
irdischen, luftigen bzw. wässrigen Zeichen. Dem wur-
de in der Astrologie große Bedeutung beigemessen.
Allerdings erfolgten sie zu Dürers Zeiten in den wäss-
rigen Zeichen, also Krebs, Skorpion und Fische.
Die Markierung der irdischen Zeichen muss daher ei-
nen anderen Grund haben: Wie Dürer selbst auf dem
Philosophia-Holzschnitt darstellte, entsprechen den
vier Elementen die vier Temperamente:276 Den Cho-
lerikern das Feuer, den Sanguinikern die Luft, den
Phlegmatikern das Wasser und schließlich der Melan-
cholie die Erde. Dürer zählte sich zu den Melancho-
likern, was eine mögliche Erklärung für die Markie-
rung gerade dieser Zeichen bietet.277
In den meisten Versionen, in der die irdischen Zeichen
markiert sind, gibt es einen Fehler im Fuhrmann:
Stern 14, „der kleine über dem linken Fuß“,278 fin-
det sich zweimal: Der erste an korrekter Stelle, der
zweite im rechten Kniegelenk. Nur auf den Karten
des Germanischen Nationalmuseums ist der Fuhr-
mann korrekt dargestellt, doch die irdischen Zeichen
sind markiert. Wahrscheinlich hat man also zunächst
den Fehler korrigiert, wobei aber das zweimalige Auf-
tauchen von Stern 18 im Steinbock nicht beseitigt
wurde. Danach hat man auch die undurchsichtige
Markierung der irdischen Zeichen entfernt.
Beim südlichen Himmel sind vier zusätzliche Varian-
ten aufzuzählen: Wieder befindet sich im Britischen
Museum in London eine an der Ekliptik beschnitte-
ne Karte, auf der sich unterhalb des südlichen Fi-
sches das Monogramm Dürers findet.279 Auch hier
dürfte es sich um einen späteren Nachdruck han-
deln.
62 |
3. DIE DÜRERKARTEN VON 1515
Dürerkarte des nördlichen Himmels,1515 (SUB Göttingen: 2 Astr. II, 325Rara).
rer nicht erfunden, aber für einige Sternbilder popu-
lär gemacht hat. Im zweiten, wesentlich umfangrei-
cheren Teil werden die einzelnen Sternbilder der drei
Karten nebeneinander gestellt.
3.4.1 Wolkenbänder
Wolkenbänder wurden in der mittelalterlichen Ma-
lerei vielfach verwendet, waren aber auch im frühen
Buchdruck ein beliebtes Stilmittel:375 1491 brachte
Anton Koberger den Schatzbehalter oder Schrein der
waren Reichtuemer des Heils unnd ewyger Seligkeit
des Franziskanerpaters Stephan Fridolin376 heraus.
Darin ist der gekreuzigte Jesus von einem Wolken-
band umhüllt.377 Dies gilt auch für den Herrgott auf
dem Titelblatt der Schedelschen Weltchronik. Bei
der Beschreibung der Erschaffung der Welt auf den
folgenden Seiten ragt die Hand Gottes aus einem
Wolkenband heraus.
1503 ist der gesamte Südhimmel von einem Wolken-
band umrahmt, auf der Karte des nördlichen Him-
mels stehen die Planetengötter auf Wolken. Auch
Dürer benutzte Wolkenbänder: Bei ihm stehen die
vier auf der Karte des Nordhimmels dargestellten As-
tronomen auf Wolken, wie ähnlich schon die vier
Köpfe in den Zwickeln der Philosophia von 1502, die
3. DIE DÜRERKARTEN VON 1515 | 91
Um das Bild zu vervollständigen wurden in obige Ta-
belle auch Hyginus aufgenommen sowie die beiden
ersten Druckausgaben des Almagest. Selbstverständ-
lich hatten diese gedruckten Ausgaben keinen Ein-
fluss auf die Karten von 1515 oder gar die vorheri-
gen, sie lassen aber doch die Vermutung zu, dass
man sich 1503 bezüglich der Namensgebung am
Sternkatalog des Almagests orientierte. In der Aus-
gabe von 1528 finden sich dann schon einige neue-
re Namen wie Pegasus, das Pferd.
Dürers Bezeichnungen Aquila für den Adler, Ophi-
uchus für den Schlangenträger, Lyra für die Leier, Pe-
gasus für das Große Pferd sowie Crater für den Be-
cher haben sich bis heute erhalten. Der Schwan
heißt offiziell allerdings Cygnus, nicht Avis, der Fuhr-
man Auriga, die Schlange Serpens, das Dreieck Tri-
angulum und der Wolf Lupus.
3.4 Die Sternkarten von 1435, 1503 und 1515: Ikonographische Gesichtspunkte
In diesem Kapitel werden die Karten von Dürer un-
ter ikonographischen Gesichtspunkten mit den Kar-
ten von 1435 und 1503 verglichen, wobei typische
Merkmale herausgearbeitet werden sollen. Dies sind
zum einen die verwendeten Wolkenbänder, die Dü-
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Der gekreuzigte Jesus im Schatzbehaltervon Stephan Fridolin, 1491 (WLB Stutt-gart: Inc.fol.14507 (HB, 2), Bl. 31v).
Das Titelblatt der Schedelschen Welt-chronik (WIKIsource: http://de.wiki-source.org/wiki/Datei:Nuremberg_chronicles_-_f_1v.png).
Die Wolkenbänder bei Großem und Kleinem Pferd.
Die Wolkenbänder beim Stier.
Die Wolkenbänder beim Schiff.
Pegasus aus der Hyginus-Ausgabe von 1482 (Bl. c1r, United StatesNaval Observatory).
Der Stier aus der Hyginus-Ausgabe von 1482 (Bl. c2v, United StatesNaval Observatory).