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Dr. med. Christoph Drath, M.A.

Facharzt für Arbeitsmedizin– Umweltmedizin –

Arbeitsmedizinisch-Sicherheitstechnischer Dienst

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft

Christoph Drath ArbMedVV - DGUV Vorschrift 2, Tag der Arbeitssicherheit, Fellbach, den 13.3.2013 Seite 2

ArbMedVV vom 24.12.2008

Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge

Christoph Drath ArbMedVV - DGUV Vorschrift 2, Tag der Arbeitssicherheit, Fellbach, den 13.3.2013 Seite 3

Pflichtuntersuchungen (ArbMedVV)

Angebotsuntersuchungen (ArbMedVV)

Wunschuntersuchungen (gem. § 11 ArbSchG)

Eignungsuntersuchungen (G 25, G 41: Rechtsgrundlage?)

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Pflichtuntersuchungen (ArbMedVV):

Rechtlich verbindlich für AG/AN

Medizinische Beurteilung ( EU/NU)

Bescheinigung für AG/AN

Vorsorgekartei (Ergebnis)

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Angebotsuntersuchungen (ArbMedVV):

Rechtlich verbindlich für AG

Rechtlich unverbindlich für AN

Bescheinigung/Beurteilung nur für AN

Keine Vorsorgekartei, aber AMR 1

Regelmäßiges Angebot durch AG erforderlich

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Pflicht-/ Angebotsuntersuchungen

im Kontext der ArbMedVV

Praxisbeispiel zum Vorgehen im Baugewerbe

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Pflicht- und Angebotsuntersuchungen gem. ArbMedVV:

• Gefährdungsanalyse/ -beurteilung

• Grenzwerte-/ Grenzbelastungs-Problematik

• Rechtsproblematik: Recht auf

informationelle Selbstbestimmung

Beruf und Arbeit

körperliche Unversehrtheit

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Gefährdungsanalyse/ - beurteilung:

Baugewerbe: ca. 85 % der Betriebe < 10 Mitarbeiter

Stationäre Arbeitsplätze selten, wechselnde Baustellen

Gefahrgeneigte Tätigkeiten häufig vorhanden

Systematische Arbeitsvorbereitung nicht regelhaft

Hoher Anteil ausländischer Arbeitnehmer

Hoher Kosten- /Zeitdruck

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Grenzwerte-/ Grenzbelastungs-Problematik

Am Beispiel von Quarz/quarzhaltigen mineralischen Stäuben:

Gefahrstoffverordnung

Arbeitsmedizinische Vorsorge Verordnung

TRGS 559: Mineralischer Staub

TRGS 906:Verzeichnis krebserzeugender Tätigkeiten…..

Bekanntmachung 910 des AGS

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Grenzwerte-/ Grenzbelastungs-Problematik

Quarz/quarzhaltige mineralische Stäube:

Kanzerogener Arbeitsstoff (K1-Stoff) =>

kein Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) ,da Minimierungsgebot

=> gem. ArbMedVV Anhang Teil 1, (2).1:

„Angebotsuntersuchung…… wenn eine Exposition

besteht…….“

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TRGS 559 (2/2010) : Mineralischer Staub

3.2.7.

(7) Bei Stoffen ohne verbindlichen Grenzwert, wie bei quarzhaltigen

mineralischen Stäuben, müssen gem. TRGS 402 Nr. 5.3 zur Be-

wertung der Exposition andere Beurteilungsmaßstäbe herange-

zogen werden. Diese können unter anderem Informationen zum

Stand der Technik liefern.

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TRGS 559 (2/2010) : Mineralischer Staub

Anhang 1

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Bekanntmachung 910 (8/2010) des AGSRisikowerte und Exposition-Risiko-Beziehungen für Tätigkeiten mit

krebserzeugenden Gefahrstoffen:

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Gefährdungsprofil Dachdecker:

Tätigkeiten: > 50 % Steildachtätigkeiten (Flexen Ton-/Betonziegel)

Asbestsanierung gem. TRGS 519

G 1.1 : Silikogener Staub Angebotsuntersuchung

G 1.2 : Asbestfaserhaltiger Staub Pflichtuntersuchung

G 1.4 : Staubbelastung allg. Pflichtuntersuchung

G 20 : Lärm Pflichtuntersuchung

G 26 : Atemschutz (Angebots- (Kl. I)) / Pflichtuntersuchung (Kl. II)

G 46 : Muskel-Skelett Wunschuntersuchung

G 41 : Absturzgefahr Eignungsuntersuchung

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Pflicht-/ und Angebotsuntersuchungenim Kontext der ArbMedVV

Fazit:

Unter den Arbeitsbedingungen des Baugewerbes stößt

man gerade im Grenzwertbereich von Gefahrstoffen

schnell an eine Grauzone, die eine klare Unterscheidung

des Untersuchungstyps (Angebots-/Pflichtuntersuchung),

mit den sich daraus ergebenden rechtlichen Konsequen-

zen, häufig erschwert.

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Pflicht-/ und Angebotsuntersuchungenim Kontext der ArbMedVV

Fazit:

Die vom Gesetzgeber vorgegebene Unterscheidung in

Pflicht- und Angebotsuntersuchungen gem. ArbMedVV

(die in Europa einmalig ist), ist in der betriebsärztlichen

Kleinst- /Kleinbetriebsbetreuung zwar umsetzbar, für den

Unternehmer/Betriebsarzt jedoch zuweilen schwer nach-

vollziehbar.

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Pflicht-/ und Angebotsuntersuchungenim Kontext der ArbMedVV

Fazit:

Gerade bei der Exposition von krebserzeugenden Arbeits-

stoffen der Kategorie K1 oder K2 stellt sich die Frage, ob

Angebotsuntersuchungen gem. ArbMedVV Anhang Teil 1,

(2).1 ausreichend sind, oder ob hier wegen des Fehlens

eines Grenzwerts eine Pflichtberatung durch den Betriebs-

arzt erfolgen sollte.

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Referentenentwurf der Bundesregierung

Erste Verordnung zur Änderung der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge

Stand 01.02.2013

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Arbeitsmedizinische Vorsorge……. dient der Beurteilung der individuellen Wechselwirkung

von Arbeit und physischer und psychischer Gesundheit und der Früherkennung arbeits-bedingter Gesundheitsstörungen sowie der

Feststellung, ob bei Ausübung einer bestimmten Tätigkeit eine erhöhte gesundheit-

liche Gefährdung besteht

nach Referentenentwurf der Bundesregierung zur ArbMedVV, Stand 01.02.2013

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Frage:

muss der AG nicht Kenntnis von einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung seines AN oder seiner AN bei Ausübung einer bestimmtem Tätigkeit haben ( i. S. des ArbSchG/ ASiG/ BGV A1 )

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Stärkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung des Arbeitnehmers

Steuerung des Vorsorgeumfangs durch den Arbeitnehmer

Abgrenzung von individueller arbeitsmedizinischer Vorsorge und Eignung

aus Sicht des Arbeitgebers

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Vorsorgeuntersuchung Vorsorge

Pflichtuntersuchung Pflichtvorsorge

Angebotsuntersuchung Angebotsvorsorge

Vorsorge kann auch nur Beratung sein. Der Betroffene bestimmt den Umfang der Vorsorge. Eine medizinische Beurteilung erhält der Arbeitgeber nicht mehr.

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Führen einer Vorsorgekartei entfällt

Der Nachweis von:

Pflichtvorsorge (Bescheinigung)Angebotsvorsorge (Nachweis gem. AMR 1)ggf. Wunschvorsorge

ist vom Unternehmer weiterhin zu führen

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Beispiele mit Auswirkungen

auf die Bauwirtschaft

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Gefahrstoffe

Stoffe, die beim Menschen bekanntermaßen krebs-erzeugend wirken ( K1-Stoffe ohne Grenzwert ):

z. B. Quarz-Feinstaub

Steinmetze, Dachdecker, Betonindustrie, Betonsanierung Zimmerer, Abbrucharbeiten

bisher Angebotsuntersuchung, künftig Pflichtvorsorge

Pflichtvorsorge

Pflichtvorsorge bedeutet zumindest

Pflichtberatung

durch den Betriebsarzt

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Gefährdende Tätigkeit

G 26 Atemschutzgeräte:

Klasse I : z. B. partikelfiltrierende Halbmaske (Vlies)anorganische Stäube, Asbestsanierung

Klasse II : z. B. Filtermaske (Alu-Kartusche)Gefahrstoff-Umgang, z. B. Spritzlackieren

Klasse III : z. B. PressluftatmerKanalsanierung/ -befahrung/ Kläranlagen

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G 26 Atemschutzgeräte:

Angebotsuntersuchung ���� Pflichtuntersuchung

Vorsorgeuntersuchung ���� Eignungsuntersuchung

Warum im Entwurf nur noch Angebotsuntersuchung für alle Klassen mit Verweis auf andere rechtliche

Regelungen, z. B. FwDV

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Bio-StoffeHepatitis B/C- Gefährdung: Pflichtvorsorge

z. B. Reinigungspersonal in medizinischen Einrichtungen

Verkürzung der Vorsorgeintervalle von bisher 36 Monaten für Hepatitis B und C auf 24 Monate für die Hepatitis C⇒ Entkoppelung der Nachuntersuchungstermine⇒ Jahr: 0/2/3/4/6/8/9/10⇒ => 8 Vorsorge-Termine in den ersten 10 Jahren

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Wunschuntersuchung aus dem

§ 11 ArbSchG explizit in ArbMedVV

übernommen als Wunschvorsorge

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DGUV Vorschrift 2

Erfahrungenim Bereich des ASD der

BG BAU

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Betreuungsvarianten

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Alternative Betreuung

� > 95% der Betriebe in der Alternativen Betreuung,da vorwiegend Kleinst- und Kleinbetriebe

� > 85 % Kleinstbetriebe

� Handwerksbetriebe

� Teilnahme an Unternehmerschulungen zur alternativen Betreuung flächendeckend

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Regelbetreuung

� Vorwiegend eigene SiFa, historisch bedingt (>20 MA)

� Arbeits-/Gesundheitsschutz-Kultur vorhanden

� Gefährdungsbeurteilung meist vorhanden

� Meist Grundbetreuung von 1,5 Std/ VA/ Jahr

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Regelbetreuung

� ASD ist der Betriebsarzt

� Arbeitsmedizinische Vorsorge ist Bestandteil der betriebsspezifischen Betreuung

� Meist 20:80 % Regelung der Einsatzzeiten bei der Grundbetreuung

� Meist problemlose Zusammenarbeit SiFa/Betriebsarzt

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Ziele derDGUV Vorschrift 2

Deregulierung/Entbürokratisierung

Gleichbehandlung (WZ)

Stärkung Zusammenarbeit SiFa/BA

Harmonisierung (verbindliche Aufgabenkataloge)

Betriebsorientierte Betreuung

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Fazit:

Die DGUV Vorschrift 2 ist sehr komplex

Gefahr der Reduzierung der betriebs-spezifischen Zeiten aus Kostengründen

Keine Degression für Großbetriebe

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Fazit:

Grundbetreuung bei hohem Verwaltungs-personalanteil durch Wirtschaftszweig-Einstufung

ungenau

Konfliktpotential SiFa/BA bei bestimmter Betreuungs-Konstellationen vorhanden

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Fazit:

20 : 80%-Regelung in der Grundbetreuung zeitgemäß

Arbeitsmedizinische Vorsorge Bestandteil der betriebsspezifischen Zeit

Vollarbeiter ���� Mitarbeiterzahl

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Fazit:

Eine Kontrolle der Umsetzung und

Evaluation

sind notwendig

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Vielen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit