Post on 06-Feb-2018
Erfahrungsbericht
PJ auf Bali vom 07.09 – 30.11.2015
Rumah Sakit Umum Pusat Sanglah Hospital
- Denpasar -
MOTIVATION
PJ im Ausland? Das klang schon sehr verlockend! Aber wie soll man sich bloß für ein Land
entscheiden? Nachdem ein guter Freund uns von seinen positiven Erfahrungen berichtete,
stand auch für uns fest, dass es nach Indonesien gehen soll.
Bali liegt im Indischen Ozean zwischen Java und Lombok und ist von Deutschland ca. 20
Flugstunden entfernt. Das Krankenhaus in welchem wir 2 Monate unseres chirurgischen
Tertials absolviert haben heißt Sanglah Hospital und befindet sich in der Hauptstadt
Denpasar.
BEWERBUNGSVERAHREN UND VORBEREITUNG
Für die Bewerbung im Sanglah Hospital Denpasar müsst ihr euch spätestens 6 – 12 Monate
im Voraus an die zuständige PJ-Koordinatorin „Mrs. Dr. Kadek Sri Mulya Wati“ wenden.
Man schreibt ihr einfach eine Email mit den gewünschten Daten und dem Fachbereich. Eine
Antwort erhält man in der Regel innerhalb von 2-3 Tagen.
Emailadresse: bonbiyuabian@gmail.com
Je früher man sich bewirbt, desto eher hat man die Möglichkeit auch in den Fachbereich zu
kommen den man gerne hätte und zum anderen weniger Stress beim Organisieren der
Bewerbungsunterlagen.
Allerdings ist es auch kein Problem zwischen den Fachbereichen zu wechseln, wenn man erst
einmal dort ist.
Bei einer Antwort erhält man zeitgleich die „Application Form of elecitve studies der
Udayana University – Faculty of Medicine“.
Diese schickt man dann zusammen mit folgenden Unterlagen, Dokumenten via Email
zurück :
1. A letter of recommendation (in Indonesian) from The Indonesian Embassy/ Consulatein
your Country with student visa (social and culture).
2. A copy of your valid passport
3. A letter of recommendation from the Dean of your school.
4. Curriculum Vitae
5. A statement describes that you will not be involve in any business or political activities
during your study, verified by the Dean or the Head of your school.
6. Official Academic Transcript
7. A copy of this letter
8. A photograph (pasfoto 4 x 6 centimeters & full body)
Wie ihr das Empfehlungsschreiben „Surat Rekomendasi“ von der indonesishen Botschaft
bekommt ist hier erklärt : http://www.indonesia-
frankfurt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=268%3Aempfehlungsschreibe
n&catid=12&Itemid=25&lang=de
Nachdem man den ganzen Papierkrieg endlich erledigt hat, erhält man den ersehnten
„Letter of Acceptance“.
Mit diesem Dokument hat man seinen Platz sicher und kann sich entspannt um Flug,
Unterkunft etc. kümmern.
Um nach Bali zu fliegen gibt es unter anderem folgende Möglichkeiten:
1. direkt nach Denpasar (Bali)
2. Zwischenstopp in Singapur oder
3. über Hong Kong
IMPFUNGEN
Wir haben uns gegen: Tollwut, Japanische Enzephalitis, Typhus, Hepatitis A+B, Cholera
(kann man, muss man aber nicht) und Meningkokken acwy impfen lassen.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit, informiert euch vor Reiseantritt nochmal beim Robert
Koch Instiitut oder direkt auf der Seite des Auswärtigen Amtes.
KLINIK
Das Sanglah Hospital, oder einheimisch auch liebevoll „Rumah Sakit Umum Pusat Sanglah“
genannt, ist ein Haus der Maximalversorgung mit allen Patientenklassen, die man sich so
vorstellen kann.
Hier könnt ihr von Traumatologie, Kinderchirurgie, Pädiatrie über Kardiologie,
Neuro(logie)/-chirurgie bis hin zu Onkologie, Ophthalmologie und Radiologie so gut wie in
alles Einblick bekommen.
Am ersten Tag trefft ihr euch mit Dr.Kadek und lernt euch kurz kennen.
Mitzubringen sind: Kittel, lange Hose (dunkel- oder hellfarbig, keine Jeans) und ein
Polo-Shirt oder Hemd mit Kragen. Wir hatten natürlich keines dieser Dinge dabei ...
Kittel kann man auch dort erhalten. Diese sehen allerdings nicht schön aus und man schwitzt
schon ganz schön unter dem dicken Material.
Je nachdem wie viel Mrs.Kadek gerade zu tun hat bekommt man entweder direkt eine
Krankenhausführung oder aber absolviert erst einen kleinen „Powerpoint“-Kurs in dem euch
kurz die Geschichte des Hauses, etwas über Indonesien und die Insel Bali berichtet wird.
Alles in mehr oder minder gutem Englisch.
Hat man das abgehakt kommt noch ein kleiner Kursus „Bahasa Indonesia“ auf einen zu.
Auch dieser dauert nicht lang und kann ganz hilfreich sein. Man lernt zu zählen und
allgemeine Redewendungen.
Am zweiten Tag geht es dann in den jeweiligen Fachbereich. Wie lange man dort verweilen
möchte ist im Vorfeld mit Mrs.Kadek zu klären. Mindestaufenthalt sind 5 Tage pro
Fachbereich. Ihr bekommt auch ein Namensschild mit eurem Fachbereich den ihr an euren
Kittel steckt.
Die Arbeitszeiten sind ziemlich entspannt. Meist von 8 – 13 Uhr. Es stört allerdings auch
niemanden wenn man früher geht oder länger bleibt.
Lustig wird’s im OP. Neben Räucherstäbchen, seltsam geschnittener OP-Kleidung und noch
seltsameren OP-Schuhen (die an Badelatschen oder Businessschuhe erinnern) kann man
tatsächlich auch etwas lernen.
Hat man sich erst einmal an den Hygienestandard gewöhnt kann man doch erkennen, dass die
verschiedenen Operationen die ein oder andere Ähnlichkeit zu den hiesigen aufweisen.
Das soll keinesfalls lächerlich klingen, sondern auch die finanziellen Begrenzungen
widerspiegeln.
Im Allgemeinen sind die balinesischen Ärzte tiefenentspannt und locker im Umgang. Nicht
alle sprechen gutes Englisch, so dass es ab und an auch zu Verständigungsschwierigkeiten
kommen kann. Halb so wild! Einfach lächeln, dabei mit dem Kopf nicken und wiederholt OK
sagen. Schon sind alle Probleme aus dem Weg geräumt.
Aufgepasst: Für all diejenigen unter euch die es im Prinzip nur auf Urlaub abgesehen haben
gibt es gute Nachrichten.
Ihr könnt selbst entscheiden wann und wie lange ihr bleiben möchtet! Bedeutet, ihr gebt zum
Beispiel an nur die erste und letzte Woche eures Tertials in der Notaufnahme mit zu agieren.
Die zuständigen vom Studentenbüro wissen sehr wohl, dass ihr Lust habt auch mal zu
entspannen und etwas vom Land/Insel und den Leuten zu erleben.
SPRACHE
Auf Bali wird hauptsächlich Balinesisch und Indonesisch (Bahasa Indonesia) gesprochen. Als
nicht-indonesische Sprache ist Englisch wegen des Tourismus ebenfalls weit verbreitet.
Es leben allerdings auch noch einige wenige sehr alte Balinesen auf der Insel die Holländisch
sprechen.
1906-1908 wurde die ganze Insel niederländische Kolonie.
Erst 1949 wurde die Provinz Bali Teil Indonesiens.
KOSTEN, WOHNEN & FORTBEWEGUNG
So ein Auslandstertial ist natürlich nicht grad günstig, das steht fest, aber die Erfahrungen die
man sammelt und die Zeit die man dort verbringt machen einen umso reicher. Bevor ich zu
den Fixkosten komme zunächst mal, die gute Nachricht:
Das Leben an sich ist auf Bali schon rentabel.
Für kleines Geld lässt es sich schön wohnen, hervorragend essen und gut leben.
Beispielsweise kann man an jeder Strassenecke in sog. local food markets für umgerechnet
1-2 € einheimische Küche genießen und nur für wenig mehr von Burger, über Pizza bis Pasta
all das bekommen, was das Herz begehrt.
Die monatlichen Kosten für einen Roller (dringend nötig um von A nach B zu gelangen)
belaufen sich auf ca. 45 €; Aber auch Taxi Fahrten, Uber und Go Jek sind weit verbreitet und
sehr Kosten günstig. Dafür einfach die jeweiligen Apps runterladen.
Die Kosten für Wohnen auf Bali sind schwer zu beziffern, da es stark davon abhängt was ihr
sucht, wo ihr sucht und für welchen Zeitraum ihr sucht. In Homestays oder Hostels lässt es
sich natürlich preiswerter leben (umgerechnet vielleicht 10€ die Nacht) als in einer sog. Villa;
Und selbst da ist die Preisspanne riesig. Aber für 150€ bis 300€ pro Person pro Monat findet
man extrem schöne Bleiben mit Pool etc.
Womit man als Fixkosten in jedem Falle rechnen muss sind:
1. Flüge -> zwischen 500-800€ je nachdem wie früh ihr bucht, für welche Airline ihr euch
entscheidet, wie viel Stopps ihr bereit seid in Kauf zu nehmen und und und)
2. Visum -> wir haben uns für die Variante des Visa on arrival entschieden (VoA = 35 $).
Dieses ist 30 Tage gültig und muss zeitig (!) vor Ablauf verlängert werden (nochmal ca. 30€).
Dieses ganze Prozedere ist relativ langwierig und nervig, weil man dafür 3 mal zur Botschaft
rennen muss (1. Beantragung, 2. Foto machen + Bezahlung, 3. Abholung).
Man hat auch die Möglichkeit im Voraus über die indonesische Botschaft ein längeres Visum
zu beantragen;
Ablauf und Kosten dafür müsstet ihr an der jeweiligen Zulaufstelle erfragen.
3. Krankenhaus Gebühren -> pro Woche berechnet das Sanglah Hospital 80€. Für 2 Monate
mussten wir also 640 € zahlen plus eine Bearbeitungsgebühr von 30€.
SICHERHEIT
Sehr beliebt auf Bali ist, dass den Touristen Handys und Handtaschen geklaut werden.
Vor allem auf iPhones wird hier großen Wert gelegt.
Wir können nur dringend empfehlen euch ein billigeres Handy vor Ort zu kaufen (es gibt
etliche kleine Shops am Straßenrand)oder eins mitzunehmen.
Uns wurde während der Rollerfahrt (50km/h) das Handy aus der Hand gerissen. Hierbei
kommt es sehr oft zu Unfällen! Wir hatten Glück im Unglück und nur das Handy war weg.
Also bloß aufpassen und so viele Leute wie möglich warnen!
Das Handy braucht man gerade anfangs sehr häufig um den Weg zu finden, da auf Bali jede
Straße der vorigen ähnelt.
Auch Frauen sollten keine Tasche während dem Rollerfahren tragen. Es ist schon
vorgekommen, dass die ein oder andere vom Roller runtergezogen wurde, um die Tasche zu
klauen.
Des weiteren sollte man gerade Nachts aufpassen, da viele betrunken Roller fahren.
Nehmt euch lieber ein Taxi oder nutzt die „Uber“ App.
FREIZEIT & AKTIVITÄTEN
Ein sei gesagt, langweilig wird euch nicht. Garantiert nicht ;)
Bali bietet euch ein extrem großes Spektrum an Freizeitaktivitäten, Sport Möglichkeiten und
Chill Out Areas. Aber mal eins nach dem anderen...
Sport:
Wenn man grade nicht am Strand rumliegt und sich die Plauze bräunt kann man eigentlich
24/7 in Bewegung bleiben. An fast allen Stränden (Vor allem Seminyak und Kuta) gibt es
einen Stand neben dem nächsten wo ihr euch Surf Ausrüstung ausleihen könnt (Preise sind
von Wind, Wetter, Ortschaft und Laune abhängig ;) ). Mit dem Surf Board könnt und solltet
ihr euch unbedingt in die Wellen wagen, man munkelt, dass es süchtig macht!
Sehr zu empfehlen ist auch die Wild Water Rafting Tour! Nähere Infos bekommt ihr dort.
Für die Nicht-Wasserratten gibt es ein Großes Angebot an Yoga und Pilates. Wir haben es
nicht ausprobiert, aber uns sagen lassen, dass es sich lohnt rein zu schnuppern.
Wer auf sein Laufband oder die Gewichte nicht verzichten kann, muss dies nicht tun. Man
kann kostengünstig monatliche Mitgliedschaften im Fitnessstudio abschließen oder auch eine
10er Karte kaufen und sich austoben.
Eine sehr schweißtreibende sowie schöne Erfahrung ist sicherlich die Vulkan Tour
(z.b. Mount Agung), bei der man Nachts abgeholt wird und bis zum Sonnenaufgang (oder
auch mal 3 Tage lang...je nachdem für welche Tour man sich entscheidet..) den Berg (steil!!)
hochmarschiert. Der Ausblick bei Sonnenaufgang der sich einem bei Ankunft bietet ist
wunderschön und die Mühe wert. Es soll an dieser Stelle gesagt sein, dass festes und gutes
Schuhwerk ein absolutes Muss ist, für alle die sich entscheiden eine solche, doch recht
anstrengende und nicht ungefährliche Tour zu starten.
Freizeit:
Auf Bali angekommen werdet ihr schnell merken, dass eine der ersten Fragen „Und wie ist
eure Route? Wo geht’s als nächstes hin?“ lautet. Das liegt sicherlich daran, dass die
Umgebung rund um Bali ebenfalls sehr sehenswert ist und man unbedingt die ein oder andere
Tour starten sollte. Am beliebtesten sind folgende „zweit-Reiseziele“ : Lombok, Gili Air, Gili
Meno, Gili Travangan, Nusa Lembongan und Ubud. Wer bereit ist etwas mehr zu zahlen und
weiter weg zu fahren, für den könnten Java und Sumatra sehr interessant sein.
Auf die Gilis und nach Lombok kommt man mit dem Speedboat vom Hafen aus. Die
Überfahrt kostet ca. 50€ und dauert 2-3 Stunden. Infos erhaltet ihr dort an allen
Info-Ständen und Reisebüros.
Night Life:
Ziemlich schwer da einen Anfang und vorallem ein Ende zu finden... Auf Bali ist immer was
los. Es gibt zahlreiche Bars, Diskotheken und Kneipen wo man gemütlich beisammen sitzt
und Bintang (einheimisches Bier) trinkt. Kuta ist natürlich die Party Hochburg für diejenigen
die es bunt, laut und Mallorca-ähnlich mögen. Für alle anderen, gibt es das Old Mans (immer
Mittwochs), das Single Fin in Uluwatu (Sonntags) und das Deus (Taco Tuesday!!)
Shopping:
Einkaufen kann man guuut ;) Preislich nicht sehr viel günstiger als in Deutschland, aber
modisch umso besser. Vorallem in Seminyak reiht sich ein hübscher Laden neben den
nächsten.
Sehenswürdigkeiten:
Wer Lust auf Kunst und Kultur hat, sollte sich die bekanntesten Tempel der Insel nicht
entgehen lassen und auch die Nord Tour ist ein absolutes Highlight. Jeder Anbieter gestaltet
diese Tour etwas anders, aber im Groben seht ihr folgendes: Ubud als kulturelles und
künstlerisches Zentrum, Wasserfälle, Tempel, Monkey Forrest und die riesigen Reisfelder.
FAZIT
Unsere Zeit auf Bali war unvergesslich und wir können dieses Reiseziel nur wärmstens
empfehlen. Man verliebt sich nach kurzer Zeit in die Insel und schwimmt total im
Bali-Flair mit …
Grade deshalb ist uns der Abschied sehr schwer gefallen und wir werden garantiert
zurückkehren.
Wer auf der Suche nach einem entspannten und nicht lern-intensivem Tertial ist, ist hier
genau richtig. Diejenigen, die einen hohen Standard an Lehre erwarten, sind eher nicht an der
richtigen Adresse.
Falls ihr euch für Bali entscheidet, nehmt alles mit und genießt die Zeit.