Post on 18-Oct-2020
Erfassung der Leistungsfähigkeit, ICF
und Arbeitsunfähigkeit
University of Zurich
Andreas Klipstein
AEH AG und
Rheumaklinik
Universitätsspital und
Zürich
Inhalt
• Was ist Arbeitsunfähigkeit ?- die medizinische
Perspektive
• EFL und die ICF
• Der Beitrag Arbeitsmedizinischer und
Ergonomischer Assessments
– Vorgehen
– Spezielle Probleme
• Schlussfolgerungen, Fragen und Diskussion
Die Bedeutung der Arbeit für die
Gesundheit
„The Work is the Grand
Cure of all maladies
and miseries that ever
beset mankind“
Thomas Carlyle,
1866
Was ist Arbeitsunfähigkeit ?- die
medizinische Perspektive
• Elemente der Beschreibung
• Gründe für eine Einschränkung
Elemente der Beschreibung
• Belastbarkeitsniveau, Belastungstoleranz
• Häufigkeit
• Spezielle Umstände
• Arbeitszeit (Präsenzzeit/ Pausen)
• Arbeitsrelevante zusätzliche
Leistungseinbussen
im Rahmen der geleisteten Arbeitszeit
Gründe für eine Einschränkung
• Sicherheit – Erhöhte Unfallgefahr:
Verminderte Konzentration und Fehlleistungen
• Gesundheit – Drohende Schädigung oder Verschlechterung des
Zustandes
• Arbeitsleistung – funktionelle Defizite im Vergleich zu den
Arbeitsanforderungen
• Lebensqualität – Psychische Dekompensation infolge übermässig
strapazierter Schmerztoleranz oder Erschöpfung, Angst, Depression
Möglichkeiten und Grenzen der
Funktionsbeurteilung
• ICD (10): International Classification of
Diseases
• ICF: Int. Classification of Function,
Handicap and Health der WHO
Konzept: ICF (Internationale Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit )
Teilhabe Aktivität Schaden
Personen-
bezogene
Faktoren
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Konzept: ICF (Internationale Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit )
Teilhabe Aktivität Schaden
Personen-
bezogene
Faktoren
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Anamnese
Psycho-metrische Instrumente
Anamnese
PACT Spinal
Function Sort
PACT Spinal function sort
Ohne
Probl
eme
Etwas
schwi
erig
Ziem-
lich
schwier
ig
Sehr
schwie
rig
Unmö
glich
X
eine tiefe Steckdose anschrauben ?
Konzept: ICF (International Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit )
Teilhabe Aktivität Schaden
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Anamnese
Akten
Psycho-metrische Instrumente
PACT Spinal
Function Sort
Subjektive
Arbeitsfähigkeit
WAI, COPSOQ
Personen-
bezogene
Faktoren
WAI (Workability Index, Ilmarinen 2002)
Konzept: ICF (International Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit )
Teilhabe Aktivität Schaden
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Anamnese
Akten
Psycho-metrische Instrumente
PACT Spinal
Function Sort
Akten
Klinische und
paraklinische
Untersuchun-
gen
Subjektive
Arbeitsfähigkeit
WAI, COPSOQ
Personen-
bezogene
Faktoren
Bedeutung des Schadens
Lassen sich Gruppen mit oder ohne
Beschwerden unterscheiden ?
Clinical examination
Active movements restricted
Furt
her
msd
Magnetic resonance imaging
End Plate changes L5/S1
N
erv
e r
oot com
pro
mis
e L
4/L
5
physical workplace factors
Frequency of pushing and pulling
Weekly
work
ing h
ours
psychosocial variables
Meaning of work
Vitalit
y
Schenk et al.
(2007) Eur spine J
Druckschmerzhaftigkeit und
Beschwerden
Schenk et al. (2006)
Eur Spine J
Konzept: ICF (Int. Classification of Function,
Handicap and Health)
Teilhabe Aktivität Schaden
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Befragung PACT
Klinische
Untersuchung
Subjektive
Arbeitsfähigkeit
WAI, FABQ
Personen-
bezogene
Faktoren
Kontext/ Arbeitsanamnese:
Struktur der Arbeit
Tätigkeiten
Arbeitsaufgabe
Beschreibung /
ev. Subtätigkeit
Relevante
Belastungen
Bestimmen
Vorgehen
Einrichten
Zeitdauer, % ?
Risikofaktoren ?
Anstrengung, Beschwerden ?
Haare nass machen
„Kundenbedienung“
Schneiden
Waschen
Konzept: ICF (Int. Classification of Function,
Handicap and Health)
Teilhabe Aktivität Schaden
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Befragung PACT
Klinische
Untersuchung
Performance
Tests: EFL
Subjektive
Arbeitsfähigkeit
WAI, FABQ
Personen-
bezogene
Faktoren
Evaluation der arbeitsbezogenen
Leistungsfähigkeit
EFL Konzept
•„Functional capacity evaluation FCE“ System Isernhagen
•Übersetzt, adaptiert und lizenziert durch IG Ergonomie der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation SAR
•16-29 standardisierte Tests sowie arbeitsbezogene Tests
•„Kinesiophysischer Approach“, dh. festgelegt wird die „ergonomisch noch sichere Limite“ sowie Zwischenstufen auf Grund von standardisierter Beobachtungskriterien
Konzept: ICF (Int. Classification of Function,
Handicap and Health)
Teilhabe Aktivität Schaden
Personen-
bezogene
Faktoren
Kontext
Faktoren
Subje
ktiv
obje
ktiv
Befragung PACT
Klinische
Untersuchung
Performance
Tests: EFL
Subjektive
Arbeitsfähigkeit
WAI, FABQ
AF angestammt
AF Allgemein
Berufliche
Reintegration
EFL Ergebnisse
• Physische Belastbarkeit im Vergleich zur Arbeitsanforderung
• Belastbarkeitsprofil und zumutbarer zeitlicher Umfang
• Konsistenz (in bezug auf Belastbarkeit, in bezug auf Verhalten bei Schmerz)
• Einsatzbereitschaft
• „Selbstlimitierung“
Wissenschaftliche Evidenz
• Reliabilität
• Validität
• Vergleich zu anderen Methoden
• Möglichkeiten zur Vereinfachung
Spezielle Problemstellungen
• Sicherheitsaspekte
• „Plausibilisierung“
• „Selbstlimitierung und dysfunktionales
Krankheitsverhalten“
• Haushaltfähigkeit
• ....
Plausibilisierung
• immer medizinisch:
• Bewegungsapparat- Facharzt PMR, Rheumatologie, Orthopädie
• zumutbare Willensanstrengung, Wertigkeit eines dysfunktionalen Krankheitsverhaltens: Facharzt Psychiatrie
EFL und zumutbare Willensanstrengung
1. Selbstlimitierung konsistent, „minimal performance erreicht“
2. Selbstlimitiert, teilweise inkonsistent,„minimal performance erreicht“
3. Selbstlimitiert, in wesentlichen Punkten inkonsistent und/oder unterhalb „minimal performance“
Elemente des Haushaltassessments:
Haushaltspezifische EFL Testitems
•Zusatztests
•Standardisie
rtes
Protokoll
•Standardi-
sierte
Bewertung
•Haushalt-
relevanz
Zusammenfassende Tabelle Individ. Tätigkeit Zeitdauer
Haushalt
individuell/
durchschnitt
Anteil
Haushalt
individuell
% (8h)
Einschränkungen
Haushalt gemäss
Tests EFL/
Haushaltspezifisch
(1=100%
Einschränkung)
%
Haushalteinschrän
kung individuell
Mahlzeitenzubereitung 1.5 h 18.75 0.1 1.875
Abwaschen / Tisch decken 0.5 h 6.25 0.2 1.25
Einkaufen/ Post chem.
Reinigung
1 h 12.5 0.2 2.5
Putzen/ aufräumen 0.5 h 6.25 0.2 1.25
Wäsche waschen/ bügeln 0.5 h 6.25 0.3 1.875
Handwerkliche Tätigkeiten 0.5 h 6.25 0 0
Haustiere/ Pflanzen/ Garten 0.5 h 6.25 0.2 1.25
Administrative Arbeiten 0.5 h 6.25 0.2* 1.25 *
Kinder/
Erwachsenenbetreuung
1 h 12.5 0.2* 2.5 *
Total 6 h 72 % 13.75 %
Beispiel: 38- jährige Frau verh., 2 Kinder (5 und 8 j), HWS chron., geringe MTBI * , 4-Z. Wohnung
20% einschr. Neuropsychologie (Aufmerksamkeit, Ausdauer, gutes Durchschnittsniveau)
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
„Wenn ich das gewusst hätte das ich
100-jährig werde, hätte ich besser auf
meinen Körper geachtet…“