Ethik, Recht - Palliativpsychologie · Moral - Ethik - Recht • Moral (lat mores - Sitte) =...

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Ethik, Recht Entscheidungsfindung

Dr. med. Birgitt van OorschotStellvertr. Sprecherin KEK Würzburg

Oberärztin Interdisziplinäres Zentrum PalliativmedizinUniklinik Würzburg

Moral - Ethik - Recht

Moral (lat mores -

Sitte) = Gesamtheit gültiger Überzeugungen, Argumentationsweisen und Grundhaltungen im Bezug auf menschliches Handeln (einer Gesellschaft / Organisation ...)

Ethik = methodisches Nachdenken über Moral•

Recht = Gesamtheit von sozialen Regeln, die äußeres Verhalten vorschreiben und als gerichtsfähig angesehen werden -

positives

(„gesetztes“) Recht

Ethik= Strukturierte Reflexion und Analyse der Moral

Was ist warum gut und richtig?Was ist warum schlecht und falsch?

Teil der Philosophie, Fülle von Konzepten, Theorien, Methoden und Ansätzen

moralische Intuition≠

Recht

Reflexion von Grundhaltungen und Überzeugungen

Was interessiert Sie an Palliative Care?

und

Was nervt Sie an Palliative Care?

… Ethischer Diskurs•

Auseinandersetzung mit eigenen Moral–

/ Wertvorstellungen

Einüben einer professionellen Haltung / Distanz zu eigenen Wertvorstellungen und denen der Kolleginnen im Handlungsfeld

Kommunikative Kompetenz und Moderationskompetenz im Umgang mit ethischen Konflikten im Team

Ethische Fallbesprechung - Moderationsmethoden •

offene Entscheidungsssituationen:–

Nijmegener Methode der ethischen Fallbesprechung (Norbert Steinkamp, Bert Gordijn)

Ethische Konsultation (Gerd Richter)–

Bochumer Patientenbogen (Hans-Martin Sass)

Neubewertung einer Situation:–

Ethische Situationseinschätzung (Marianne Rabe)

Retrospektive Analyse:–

sequenzierte Fallbesprechung (Gerlinde Sponholz)

Ethik in der Klinik - Strukturen •

Ethikkomitee Aufgabe: Beratung des Direktoriums / Geschäftsführung (Leitlinien, Empfehlungen)

EthikkonsilAufgabe: Moderation von ethischen Fallbesprechungen „auf Station“

Ethikkommission (gemäß

Arzneimittelgesetz)Aufgabe: Sicherung ethischer Maßstäbe bei der Forschung am Menschen

Entwicklung in Deutschland

Bis Mitte der 90er Jahre: Ethikkomissionen an Universitäten und Landesärztekammern

1997: Empfehlung des Dachverband kirchlicher Krankenhausträger : „Ethikkomitee im Krankenhaus“

Aufgabe: Beratung in

ethischen Konfliktfällen•

2001: 30 von 795 kirchlichen Krankenhäuser mit KEK (3,7 %; Simon 2001)

2005: 200 Ethikkonsile, 7 davon an Uniklinik

Gründe für den Ethikbedarf•

Zunahme medizinischer und pflegerischer Handlungsmöglichkeiten

Vielfalt moralischer Überzeugungen und Wertorientierungen

Stärkung der (Patienten)Autonomie•

Veränderungen in der Arzt-Patient-Beziehung

Flexibilisierung der Mitarbeiterbeziehungen •

zunehmender Kommunikationsbedarf

Anlässe für Ethikkonsile

Konflikte über die Fortsetzung/ Beendigung der Therapie am Lebensende

Unsicherheit über Patientenwille oder Patientenwohl

Uneinigkeit der beteiligten Parteien•

Schwierigkeiten mit unkooperativen Patienten / Angehörigen

Zugewinn durch Ethik

Verbesserung der Patientenversorgung•

Verbesserung des Miteinanders durch systematischen Perspektivwechsel

Verbesserung der Arbeitszufriedenheit

..... Risiken?? ...

Zugewinn durch Ethik

Verbesserung der Patientenversorgung•

Verbesserung des Miteinanders durch systematischen Perspektivewechsel

Verbesserung der Arbeitszufriedenheit

Missbrauch / Alibifunktion vermeiden durch •

Strukturentwicklung in der Klinik

Qualitätssicherung

Medizinethische Prinzipien für Handeln am Krankenbett

Nicht-Schaden•

Wohltun

Respekt vor der Autonomie•

Gerechtigkeit

(Beauchamp / Childress 1979)

Medizinische Entscheidungsfindung

Indikation

Einwilligung

Maßnahme

Wohltun, Nicht Schaden

Respekt vor der Autonomie(Gerechtigkeit)

Medizinische IndikationKurativsituation:

Übereinstimmung von Arzt und Patient

bzgl. Therapieziel (Heilauftrag Arzt, Werturteil „Heilung“

- das Gute, das Richtige ist immanent):

Indikationsstellung auf Basis objektiver medizinischer Kriterien

Patient: Beschwerden

Arzt:

Heilauftrag

Indikation

Patient: Einwilligung

Maßnahme

Durchführung der Maßnahme

Medizinische Indikation Kurativsituation:….

Kurativsituation:

Übereinstimmung von Arzt und Patient bzgl. Therapieziel (Heilauftrag Arzt, Werturteil „Heilung“

-

das Gute, das Richtige ist immanent):

Indikationsstellung auf Basis objektiver medizinischer Kriterien

Patient: Beschwerden

Arzt:

Heilauftrag

Indikation

Patient: Einwilligung

Maßnahme

Durchführung der Maßnahme

PalliativsituationPalliativsituation: Heilauftrag nicht erfüllbar, explizites Werturteil erforderlich, gemeinsame Erarbeitung des Therapieziel

Indikationsstellung auf Basis gemeinsamer Therapiezielfestlegung („Wann ist die Behandlung für Sie sinnvoll?“)

Heilung

„solange wie möglich so gut wie möglich leben“konkret:

geringstmögliche NW durch den Tumor?geringstmögliche NW durch die Therapie?bestmögliche Lebensqualität?längstmögliches Überleben?

Medizinische Situation: Lebensende Lebensende: Heilauftrag nicht erfüllbar, explizites Werturteil erforderlich, gemeinsame Erarbeitung des Therapieziel

Indikationsstellung auf Basis gemeinsamer Therapiezielfestlegung („Wann ist die Behandlung für Sie effektiv?“)

Heilung

„solange wie möglich so gut wie möglich leben“konkret:

geringstmögliche NW durch den Tumor?geringstmögliche NW durch die Therapie?bestmögliche Lebensqualität?längstmögliches Überleben?

Palliativsituation und LebensendeBehandlung am Lebensende: Heilauftrag nicht erfüllbar, explizites Werturteil erforderlich, gemeinsame Erarbeitung des Behandlungsziel

Indikationsstellung auf Basis gemeinsamer Therapiezielfestlegung

Patient: Symptome bzw. BefundeFestlegung Therapieziel

Arzt:

Therapieziel

Indikation

Patient: Einwilligung Maßnahme

Durchführung der Maßnahme

Ethik in Palliative Care