Post on 07-Mar-2016
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www.fjordregion.de
Erlebniswelt Fjord Aktiv in der Natur
Die deutsch-dnischeErlebnisregion an der Ostsee
INTERVIEWS mitHandballprofi Michael KnudsenAutor Siegfried LenzFernsehstar Sabine Kaack
UND VIEL MEHR VONsturmerprobten
Segelprofis,
bekannten Sternekchen,
modernen Prinzessinnen...
Tradition & GeschichteSchlsser & KulturKulinarisches
Das Lifestyle-Magazin der Fjordregion Aabenraa - Flensburg Fjord - SnderborgfjordLIFE
204Auf Tour durch dieGrenzgeschichteStephan Kleinschmidt
13Blau machen am FjordSchnorcheln undSeetang grillen
04
24Schlemmen in
der SternekcheChristian Bind und Dirk
Luther im Interview
Flensburg Fjord Kulturelles Miteinander an der Grenze
Wie keine andere Stadt vereint Flensburg dni-sche und deutsche Kultur. Fast 400 Jahre lebte man hier unter der dnischen Krone. Flensburg bietet sowohl fr Erholungssuchende als auch fr Aktiv-Urlauber ein breites Spektrum an Mglichkeiten. Ob Schwimmen, Segeln, Tau-chen, Wandern oder Rad fahren: Hier gibt es Sportmglichkeiten fr jeden Geschmack. Wer es lieber ruhiger mag, kann sich bei einem aus-giebigen Spaziergang an der Hafenpromenade entlang entspannen oder die schne Altstadt mit ihren romantischen Kaufmannshfen entde-cken. An Regentagen empfiehlt sich ein Besuch in einem der vielen Museen der Stadt. Die sch-nen Badestrnde laden zu sonnigen Strandtagen ein, bei denen sich Wasserratten und Sandbur-genbaumeister austoben knnen.
Glcksburg und Angeln Vielfalt an der Ostsee
Nur ein Katzensprung ist es nach Glcksburg. Hinter dem bezaubernden Ostseebad wird es lndlicher. Die Landschaft Angelns lockt mit sanften Hgeln und leuchtenden Rapsfeldern. Ob entspannende Tage am Strand oder aktiv beim Wandern und Radfahren: In der Region rund um den Flensburg Fjord gibt es fr jeden Geschmack und jede Altersklasse genau das richtige Freizeitangebot. Zu den groen Attrak-tionen der Region zhlen das wunderschne weie Glcksburger Wasserschloss, mrchen-haft inmitten eines Sees gelegen und vom Wald umringt. Auch die umliegenden Drfer in An-geln bieten schne Ziele fr kleine Ausflge und locken mit idyllischen Gutshfen und reizvoller Natur.
Aabenraa Die Region zwischen den Fjorden
Eingerahmt vom Aabenraa Fjord und vom Flens-burg Fjord, bietet die Region vielfltige Angebo-te fr jede Altersgruppe von historischen und technischen Museen ber Wanderwege bis hin zur Draisinenfahrt gibt es hier Angebote fr die ganze Familie. Wem wandern alleine nicht ge-nug ist, dem bieten die Touristinformationen in Aabenraa und Krus eine tolle Mglichkeit: Geo-caching. Hier kann man sich GPS-Gerte auslei-hen und dann bei einer spannenden Schatzsu-che knifflige Rtsel lsen und viel Neues ber die Grenzregion und ihre Geschichte erfahren. Von einer der lngsten Fugngerzonen in D-nemark, mit gemtlichen Cafs, schnen Res-taurants und interessanten Geschften bis hin zum breiten Kulturangebot, in Aabenraa gibt es
INFO
Europische UnionEuropischer Fonds frregionale EntwicklungInvestition in Ihre Zukunft
fr jeden Geschmack das Richtige. Aabenraa kann auf eine bewegte Vergangenheit zurck-blicken. ber die lange Seefahrertradition der Stadt kann man sich im Schifffahrtsmuseum umfassend informieren.
Snderborg Von Schlssern und Ringreitern
Im Nordosten der Region liegt inmitten ei-ner der ppigsten Landschaften Dnemarks Snderborg. Wandern, Radfahren, Angeln, Baden oder jede andere Art der Entspannung sind mglich. Wer aktiven Urlaub mag, ist auf der wunderschnen Insel Als genau richtig. Ob Wandern oder Fahrrad fahren die idyl-lische Hgellandschaft ldt zu entspannten Ausflgen und Picknicks ein. Die windver-whnte Halbinsel Kegns am Sdende von Als ist ein Paradies fr Kiter und Surfer, und an den Badestrnden knnen groe und kleine Wasserratten nach Herzenslust plant-schen und schwimmen. Auf der Insel Als be-finden sich einige interessante Ausflugsziele, wie zum Beispiel das DANFOSS UNIVERSE in Nordborg, das Fischerdorf Hruphav oder die Stadt Snderborg. Neben einer gemtlichen Stadtmitte mit attraktiver Fugngerzone hat Snderborg noch einiges mehr zu bieten. Fr Kulturfreunde finden im Konzertsaal des Al-sion immer wieder interessante und vielflti-ge Konzerte statt. Die charmante Hafenfront mit ihren vielen Cafs und Restaurants ldt zu Spaziergngen ein. Freunde von Schls-sern und Burgen kommen in Snderborg und Umgebung voll auf ihre Kosten. Neben Schloss Snderborg findet man hier auch die Sommerresidenz der dnischen Knigin, Grsten, sowie die Schlsser in Nordborg und Augustenborg. Das Grenzland erweist sich als idealer Ausgangspunkt fr erlebnis-reiche Urlaubstage. berall stt man auf Aktivittsangebote, Sehenswrdigkeiten, ur-wchsige Landschaft und die fr die Region typische Gastfreundschaft.
Wir mchten dir auf den kommenden Seiten auf eine der interessantesten und abwechs-lungsreichsten Urlaubsregionen Nord- und Mitteleuropas Appetit machen. Bist du auf den Geschmack gekommen und mchtest du mehr wissen? Dann wende dich einfach direkt an unsere Touristinformationen oder schaue auf unsere Internetseite:
> www.fjordregion.de
34Kleine Knigreiche Schlsser in der Region
32Natur purUnterwegs durchdie grne Region
38Spielend einfach...Spiel & Spa frkleine und groe Leute
30KunstKnstlerisches amFlensburg Fjord
18Segeln hart am WindJesper Bank im Interview
16Rum ist sexyWestindien und FlensburgsRum-Vergangenheit
40Drehort FjordregionFlensburg auf vier Pfoten
42Die Zehninteressantesten Dinge ber die Fjordregion
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Herzlich Willkommenin der Fjordregion
10Das beste Surfrevier der Welt Endlose Kste, herrliche Strnde, blauer Fjord
4Nach der langen Steigung in Dybbl muss auch ein gebter Radfahrer erst einmal verschnaufen. Und das tut Stephan Klein-schmidt nicht irgendwo, sondern am schnsten Platz, hoch oben ber dem Fjord mit einem atemberaubenden Pan-orama-Blick. Wir wren allerdings nicht im deutsch-dnischen Grenzland, wenn der Radweg einfach ein Radweg wre und die Anhhe ein simpler Aussichtspunkt. Der Weg folgt als Gen-darmenpfad ungefhr 75 Kilometer lang von Padborg dem Fjord; stets den Blick aufs Wasser gerichtet. Der heutige Rad- und Wan-derweg diente viele Jahre dem Zoll. Bis vor 50 Jahren hatten die dnischen Patrouillen Schmuggler im Visier, die auf immer neu-en Wegen Butter und andere Kstlichkei-ten nach Deutschland brachten. Und auch die Anhhe hat etwas mit der deutsch-dni-schen Geschichte zu tun. Hier tobte im Ap-ril 1864 eine der Ent-scheidungsschlachten im deutsch-dnischen Krieg. Das ist fr mich ein ganz gewhnlicher
Bestandteil der Geschichte, von dem ich ein Teil bin. Kleinschmidt streift sich den Helm ab und fgt hinzu und von dem ich ein Resultat bin. Die Geschichte hat seit tausenden Jahren Landschaft und Men-schen geprgt. Herausgekommen ist ein ganz besonderer Menschenschlag. Das, was die Wissenschaft als Zweistrmig-keit bezeichnet, ist deutsch-dnischer Alltag am Fjord. Kleinschmidt gehrt
dazu. 33 Jahre alt, wohnt in Snderborg, arbeitet in Tnder, politisch aktiv und Teil der deutschen Minderheit in Dnemark. Einer, der das Beste beider Welten in sich zu vereinen sucht: deutsche Standpunkte und dnischen Charme. Darum ist fr ihn klar: Man kann das nicht als Einzelnes erzhlen, sondern da gehrt mehr dazu. Die Staatsgrenze liegt fest, das heit aber nicht, dass die Orte jemanden gehren: Feiern werden meist gemeinsam gefei-ert. Symbolische Bedeutungen verndern sich, so gedenken inzwischen Dnen und Deutsche gemeinsam der Opfer der Krie-ge. Die Menschen hier wissen um die Verheerungen, in die Konflikte mnden knnen und tun etwas dagegen, ohne auf Order von oben zu warten. Diese Toleranz einigt die Menschen rundum den Fjord: Wir sind hier nicht so autorittsglubig. uerlichkeiten, wie die Frage, ob man nun Gardinen vor den Fenstern habe wie in Deutschland oder nicht, seien unter-geordnet: Gemeinsam haben wir doch die nordische Art und Weise, so wie wir sind.
Historische Wege
entdecken
Auf Tour durch die Grenzgeschichte
in beiden Welten zuhause und kennt bei-de Betrachtungsweisen. Je mehr ich da-von erzhle, desto hher ist die Akzeptanz meiner doppelten Identitt.
Andere Regionen in Europa lassen sich in-spirieren von der Erfolgsgeschichte. Das ist die Botschaft, die wir nach auen tra-gen knnen. Kleinschmidt lobt die Unter-schiede, die in ein neues Ganzes aufgehen. In Vielfalt vereint, lautet darum auch das
Motto der Bewerbung Snderborgs als europ-ische Kulturhauptstadt 2017.
Wir erzhlen die Ge-schichte Europas, aber anders. Am Fjord sei Einzigartiges gelungen: aus Gegnern wurden Freunde: Wir sind nicht nur Deutsche oder Dnen, sondern auch Grenzlandbrger. Da gibt es eine starke Zugehrigkeit und eine starke Zusammen-gehrigkeit. Dieses neue Selbstbewusst-sein der ehemaligen Randregionen lste einen enormen wirtschaftlichen Erfolg
Jede Generation hatte ihre eigenen trauma-tischen Erfahrungen, Krieg, Grenzkampf, Abstimmung, Besetzung und Verfolgung, oder wie es Kleinschmidt formuliert: Das, was wir heute haben, ist die Konsequenz von dem, wie es frher war. Genau dar-um ist das Brckenbauen ber die Grenze hinweg und deren sinkende Bedeutung im Alltag selbstverstndlich geworden. Die direkte und persnliche Konfrontation mit Geschichte habe die Menschen ver-ndert. Sehr oft finge ein Gesprch am Fjord mit Begebenheiten an, die lange zurcklgen, aber: Es geht doch da-rum, dass Deutsche und Dnen nicht nur nebeneinander leben, sondern miteinander. Diese Geschichte von heute muss auch erzhlt werden. Genau das tut Kleinschmidt. In ganz D-nemark wird er zu Vortrgen eingeladen und lebt die gemeinsame deutsch-dni-sche Geschichte vor. Er erzielt damit oft verblffende Ergebnisse, denn als deut-scher Nordschleswiger ist Kleinschmidt
Wir erzhlen die Geschichte Europas
aber anders.
aus. Die Verwurzelung strahlt weit ber die Minderheiten beiderseits der Grenze hinaus, die nach der Grenzziehung vom jeweiligen Heimatstaat abgeschnitten wurden: Die Syddansk Universitet, fhrt Kleinschmidt an. ist Dnemarks interna-tionalste Uni mit 51 verschiedenen Nati-onalitten. [Anm. d. Red.: Die Syddansk Universitet ist die Snderborger Universitt, beheimatet im Alsion.]
Die Pause ist zu Ende. Jetzt geht es wie-der ans Training. Das soll trotz Politik und Job nicht zu kurz kommen. Da helfen dann preuische Tugenden: Dann muss ich eben abends um zehn aufs Fahrrad steigen und meine 70 km fahren. Kleinschmidt sammelte im Sommer mit dem Team Ryn-keby Spenden und will auch 2011 bis Paris fahren. Um dieses Ziel zu erreichen, helfen dem Marathonlufer Beharrlichkeit und die Fhigkeit, auch frustrierenden Situati-onen etwas Positives abgewinnen knnen. Und natrlich die abwechslungsreichen Fahrradstrecken rund um den Fjord.
Gendarmenpfad bei Stranderd
61412Ringsum den Flensburg Fjord stolpert man an nahezu an jeder Ecke ber Historisches. Und das kommt so: Die Gegend war frher Teil des dnischen Herzogtumes Schles-wig, das sich ca. 60 km auf beiden Seiten der heutigen Grenze nach Norden und S-den erstreckte. Dnische Adelshuser wie die Schaumburger, Oldenburger, Gottorfer und Glcksburger trugen abwechselnd den Titel eines Herzogs von Schleswig. Die Verbindung zum dnischen Knigshaus war traditionell eng, aber auch von Kon-flikten geprgt.
Wahrscheinlich infizierte sich die dnische Knigin Margrete I. whrend eines Besu-ches in Flensburg mit der Pest und starb 1412 auf der Kleinen Ochseninsel im Fjord. Damit starb die Verfasserin eines enorm wichtigen Friedensvertrages, der lange Zeit eines der Hauptstreitpunkte zwischen dem dnischen Knig und dem jeweiligen Herzog von Schleswig war. 1386 belehnte Margrete im ersten Frieden von Snderjyl-land den damaligen Graf Gerhard VI. von Holstein mit dem Herzogtum Schleswig. Er musste dafr im Gegenzug die Herrschaft der dnischen Krone anerkennen. Da-mit wurde erstmals das dnische Lehen, nmlich Schleswig, mit einem deutschen Lehen, Holstein, verbunden. Genauge-nommen wurde hier etwas formalisiert, was bereits wirtschaftlich eng verbunden war. Aber wie genau die beiden Teile ver-
bunden waren, blieb ber Jahrhunderte offen.Im 19. Jahrhundert spitzte sich die un-bersichtliche Konfliktlage weiter zu, was der englische Premierminister Lord Pal-
Geschichte des Grenzlandes
TraditionenEine der bekanntesten Traditionen im Grenzland ist das Ringreiten. In vollem Galopp jagen Pferd und Reiter auf einen kleinen Ring zu, der zwischen zwei Pfosten baumelt. Wer die meisten Ringe mit einer Stange einsammelt, hat gewonnen. Was heute ganz friedfertig zugeht, kostete im Mittelalter vielen Reitern das Leben. Darum traf diesen weit verbreiteten Adelssport zwischenzeitlich auch der ppstliche Bann. Nichtsdesto-trotz veranstaltete der dnische Knig Christian IV. anlsslich seiner Krnung im Jahr 1596 mit Ringreitern aus ganz Europa ein mehrtgiges Turnier.
Doch in der Folgezeit geriet das Ringreiten fast ganz ins Vergessen. Fast. 1845 belebte Herzog Christian August von Augustenborg diese alte Tradition wieder. Er wollte nm-lich seine Silberhochzeit besonders prachtvoll begehen. Das ist ihm gelungen: mehr als 450 Reiter von der Insel Als wetteiferten um die Ehre des besten Ringreiters.
Heutzutage findet man Ringreiterfeste in ganz Schleswig. Vorzusweise im Sommer jagen die Reiter ber die Bahnen. Hhepunkt sind dabei die groen Turniere in Snderborg und Aabenraa, die traditionell im Juli ausgeritten werden. Hunderten von Ringreiterin-nen und Ringreitern geht es dann um nichts Geringeres als um die Krone die Krone des besten Ringreiters. Es geht dort aber nicht nur ums Reiten, sondern auch um Bier, Limo, Tanz und ungezhlte Ringreiterwrstchen. Diese Volksfeste dauern insgesamt mehrere Tage. Wer die groen Turniere verpasst hat, dem sei das Ringreitermuseum in Snder-borg empfohlen, wo man die Tradition nacherleben kann.
...wirtschaftlicheng verbunden
merston im Gesprch mit Knigin Victoria angeblich folgendermaen beschrieb: Es gibt blo drei Menschen, die das schles-wig-holsteinische Problem berhaupt verstehen. Der eine ist der Herzog von Au-gustenborg, der ist inzwischen verstorben. Der zweite ist ein deutscher Professor, der ist darber aber inzwischen verrckt ge-worden. Der dritte bin ich selbst ich habe aber inzwischen alles wieder vergessen.
Tatschlich war das umstrittene Gebiet Dnemarks wirtschaftlicher Motor: mehr als jede dritte Krone im Knigreich wurde in den Herzogtmern erwirtschaftet. Nicht ohne Grund nannte man sie damals die Juwelen in der dnischen Krone. Dort gab es Wachstum und Fortschritt, unter anderem durch moderne Landwirtschaft und eine florierende maritime Wirtschaft.
1386
Auf den Spuren derGeschichte
Ringreiterfestival in AabenraaDas Ringreitermuseum
in Snderborg
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01 Agrar-Geschichte Bereits seit 1472 steht ein Reetdachhaus in Bov. Heute beher-bergt das alte Bauernhaus Oldemorstoft ein Museum, wo man den Wandel der Agrar-Geschichte zwischen der Jahrhun-dertwende und 1980 entweder anhand alter Gertschaften nachspren kann oder in einer groen Bibliothek zu dem The-ma schmkern kann. Zeitschriften und Statistiken ber Pflan-zenzucht oder Unkrautbekmpfung runden das interessante Angebot ab.Das Museum bewahrt die gesamte Lokalgeschichte der Region. Dazu gehrte 130 Jahre lang auch die deutsch-dnische Grenze mit Passkontrolle und Zollformalitten. Darum stellt das Mu-seum Grenzeruniformen aus und dokumentiert den Alltag im Grenzland whrend der Weltkriege.
02 Ein Dorf mit Museum... ... ein Museum mit Dorf Das Dorf Unewatt ist kein reines Freilichtmuseum, son-dern ein bewohntes Dorf, in dem die Zeit vor 100 Jah-ren stehen geblieben zu sein scheint. Spaziere durch die Dorfstraen und tauche in der Windmhle Fortuna in die Welt des Mllers anno dazumal ein. Das Frei-lichtmuseum der Region Angeln ist ein idyllisches Dorf in einem reizvollen Autal. Im historischen Ortskern mit seinen sechs Museumsinseln wird buerliches Leben und altes Handwerk gezeigt. Viele Veranstaltungen machen die Exponate lebendig.
Besuche auf dem imposan-ten Marxenhof (mit einem Sdangeliter Fachhallen-haus von 1626 und einer Wandstnderscheune) ei-nen urtypischen Bauernhof der Region. Bestaune in der Christesen-Scheune eine groe Sammlung von land-technischen Gerten und Maschinen oder entdecke den damaligen Alltag auf dem Lande in der Ruche-rei oder in der Wasserad-betriebenen Buttermhle.
03 Ziegeleien am EgernsundWutest du, dass entlang des Fjords 300 Jahre das Herz der Ziegelindustrie schlug? In Cathrinesminde Teglvrk wurde diese faszinierende Industrie-geschichte bewahrt. Zwischen 1732 und 1968 wurden hier Ziegel geformt und gebrannt. Heute bildet die Ziege-lei neben einem Museum eine beein-
druckende Kulisse fr Kulturveranstal-tungen jeder Art: Vortrge, Konzerte, Ausstellungen und ein Weihnachts-markt. Daneben ist das alte Ziegelwerk ein Klubhaus und Rckzugsraum fr einen Waldkinder-garten.
04 Museumsberg FlensburgGut sichtbar, in stdtebaulich hervorgeho-bener Lage, hoch ber der Stadt, erhebt sich der Museumsberg Flensburg. Das Heinrich-Sauermann-Haus und das Hans-Christian-sen-Haus geben auf 3000 qm Ausstellungs-flche einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte im Landesteil Schleswig vom 13. bis zum 20. Jahrhundert.
Geschichte des Grenzlandes
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8duktion unter Leitung von Ole Bornedal. Der Autor preisgekrnter Filme wie Nachtwache, Dina -
Meine Geschichte und Fri os fra det onde also Befreie uns von dem Bsen, kam nicht zufllig zu dem Projekt: In den Hnden von Ole Bornedal wird der Film ber 1864 be-stimmt kein so genannter schner Film. Er hat genug Wildheit und eine gehrige Por-tion Unberechenbarkeit. Ich bin mir sicher, dass er Bilder schaffen kann, die das Publi-kum anrhren knnen. Und das wird dann den ganzen Wahnsinn der Ereignisse sp-ren, sagt Tom Buk-Swienty.
Der Autor freut sich, dass er an dem Pro-zess teilhaben kann, indem er die Bilder zur Geschichte liefert, die seine Jugend in Sn-derborg bestimmten. Die Gegend, die wir heute Snderjylland nennen, war jahrhun-dertelang Teil des Herzogtumes Schleswig, das gewiss unter die dnische Krone gehrte, dessen sdlicher Teil im 19. Jahrhundert aber deutsch orientiert war. Aber eigentlich fhl-ten sich die Brger vor Ort nicht so sehr als Dnen oder Deutsche. Die waren zu allererst Schleswig-Holsteiner. Ich habe den Eindruck, dass dieses Selbstverstndnis langsam in die Gegend zurckkehrt. Das, was alle Schleswig-Holsteiner gemeinsam haben, ist auf jeden Fall, dass sie alle eine Gegend reprsentieren mit einer unglaublich faszinierenden, drama-tischen und einschlgigen Geschichte, sagt Tom Buk-Swienty.
Es spielen natrlich viele Fak-toren eine Rolle, wenn man verstehen mchte, was an na-tionaler Identitt verloren ging. In dem Sinn sind die Niederlagen von Dyb-bl und Als blo ein Teil der Geschichte; aber heutzutage sind sie von entscheiden-der Bedeutung, wenn man das dnische Selbstverstndnis verstehen will. Obwohl sich die Dnen nach der Niederlage von 1864 unntigerweise vom brigen Europa abwandten, hatte der verlorene Krieg aber auch eindeutig positive Folgen. Sowohl die Volkshochschul- als auch die Genossen-schaftsbewegung erhielt Rckenwind und schufen eine starke und gesunde Demo-kratiebewegung sagt Tom Buk-Swienty.
War die Schlacht bei Dybbl fr die Dnen ein historischer Dollpunkt, an dem das neue Dnemark seinen Anfang nahm, gab es auch fr die Deutschen eine Stunde Null. Denn ausgerechnet der Sieg ber die dnische Armee verlngerte fr Bismarck den Weg zu einem vereinten Deutschland unter preuischer Vorherrschaft. Es gibt viele unterschiedliche Geschichten, die sich um Deutschlands Beginn ranken; der Beginn des modernen Deutschland, sagt Tom Buk-Swienty, dessen Bcher nun end-lich auch auf Deutsch bersetzt werden.
Neben der bersetzung ist ein weiteres Projekt in Gang: die Verfilmung der B-cher in einer groen internationalen Pro-
Vielleicht war es ein Omen oder die Ner-ven spielten den Soldaten einen Streich. Wer wei das heute schon. Damals aber, kurz bevor die preuischen Truppen die dnischen Soldaten berrannten, war der Gesang einer Lerche zu hren. Stunden-lang schlugen feindliche Granaten ein, bis auf einmal gar nichts mehr zu hren war. Todesstille. Und dann brach die Hlle los. In seinen Bchern Schlachtbank Dyb-bl und Weltgericht auf Als beschreibt Tom Buk-Swienty anschaulich, wie sich die Soldaten mit angehaltenem Atem in Grben und Stellungen zurckzogen, die den Generlen als uneinnehmbar galten. Eine fatale Fehleinschtzung. Sie kostet Dnemark ein Drittel seines Reiches, aber schlimmer noch das Leben tausender Ehemnner, Vter, Shne und Brder. Die Schlacht bei Dybbl mndete in eine trau-matisierende Niederlage, die das Selbst-bild Dnemarks als Gromacht erscht-terte und das dnische Selbstverstndnis ber 150 Jahre lang prgte.
Fr Tom Buk-Swienty ist der verlorene Krieg 1864 mitverantwortlich fr die tief-sitzende Skepsis Dnemarks gegenber seinen Nachbarn. Die Furcht vor der Aus-lschung der eigenen Identitt wurde in der Folgezeit geradezu ein typischer We-senszug dnischer Politik. Das schlgt sich auch heute noch in einem tiefen Misstrau-en gegenber der EU nieder.
Nicht Dnen oder Deutsche sondern zu aller-
erst Schleswig-Holsteiner
Schlacht bei Dybbl
Stunde null
Nach der deutschen Niederlage im Ersten Welt-
krieg kam es zur Volksabstimmung. Das nrd-
liche Schleswig wurde dnisch. Die heutige
Grenze zwischen Deutschland und Dnemark
ist damit die einzige Grenze Europas, die de-
mokratisch festgelegt wurde.
In den Bonn-Kopenhagener-Erklrungen aus
dem Jahr 1955 legten beide Regierungen fest,
dass das jeweilige Bekenntnis zur deutschen
bzw. dnischen Nationalitt und Kultur im
Grenzland frei ist. Es darf nicht nachgeprft
werden. Die Erklrungen sollen sicherstellen,
dass die Minderheiten beiderseits der Grenze ihre
eigene nationale und kulturelle Identitt bewahren
knnen.
Tatschlich gibt es auch heute noch, mehr als 50
Jahre spter, eine deutsche und eine dnische Min-
derheit auf der jeweils anderen Seite der Grenze.
Die deutsche Minderheit umfasst ungefhr 15.000
Personen und hat eigene Schulen. Kindergrten,
eine eigene Tageszeitung, Bibliotheken und Sport-
vereine. Das gilt umgekehrt auch fr die 50.000 D-
nisch sprechenden Sdschleswiger.INFO
Bcher werden verfilmt
Im historischen Informationszentrum Dybbl Banke werden die traurigen Ereignisse gegenwrtig. Dort, wo frher verbissen gekmpft wurde, Granaten ex-plodierten und die Soldaten unter km-merlichen Umstnden litten, wird der Angriff auf die Stellungen ber dem Fjord lebendig. Tagebcher und Briefe geben einen Einblick in den Alltag des Krieges: ber Sehnsucht, Heimweh und die Angst vor der Schlacht. Im Zentrum selbst fin-den sich Rekonstruktionen der damaligen Stellungen, in denen man nacherleben kann, wie sich die Soldaten in den Gr-ben duckten oder in den Baracken leben mussten.
Am letzten Juni-Wochenende kann man das Schlachtgetmmel live erleben. Freiwillige aus ganz Europa rekonstruie-ren ab den frhen Morgenstunden die Schlacht um die Insel Als, die den Krieg entschied. Nachdem die Preuen am 18. April die Stellungen rund um Dybbl er-oberten, zogen sich die dnischen Trup-pen auf die Insel Als zurck. Frhmorgens am 29. Juni setzten 166 preuische Boote ber den Alssund. Bereits nach wenigen Stunden verzeichnete das dnische Heer schlimme Verluste. Jeder vierte Soldat, 3.000 der 12.000, geriet entweder in Gefangenschaft oder wurde verwundet. Nach ein paar Tagen mussten die dni-
Spuren des Krieges
GeschichtszentrumDybbl Banke
schen Truppen die Insel Als verlassen und um Waffenstillstand bitten. In Wien stimmte Dnemark der demtigenden Abtretung seiner Gebiete Schleswig, Hol-stein und Lauenburg per Unterschrift un-ter den Friedensvertrag zu.
In der Gegend um Dybbl finden sich vie-le Gedenksteine fr die Gefallenen des Krieges von 1864. Die meisten Gedenk-steine wurden im Laufe der 1930er er-richtet, nachdem das Gebiet wieder d-nisch war. Nachkommen der Gefallenen konnten ihren Brdern, Shnen, Vtern und Ehemnnern endlich angemessen gedenken. Die Grber selbst sind weit verteilt. Viele Gefallenen wurden damals an Ort und Stelle beerdigt. Nur in Dybbl findet man Massengrber.
Auf dem Gendarmenpfad findet man Spuren frherer Grenzpatrouillen, der Gendarme, die dem Pfad seinen Na-men gaben. Bis in die 1950er wurde der Schiffsverkehr lngs der Ksten zu Fu kontrolliert. Dabei musste jeder Gen-darm einen bestimmten Abschnitt der 74 km langen Strecke im Auge behalten. Der Pfad beginnt in Padborg und folgt der Ksten bis nach Hruphav auf Als. Dabei mussten groe Teile der Strecke neu an-gelegt werden, zum Beispiel ber Privat-grundstcke.
Nicht nur lngst vergangene Kriege be-stimmten die deutsch-dnische Geschich-te. Das Frslevlager war das am besten bewachte Lager fr Kriegsgefangene in ganz Europa. Zwischen 1944 und 1945 inhaftierte dort die Gestapo tausende Dnen. Davon wurden schtzungsweise 1.600 Gefangene in deutsche KZ-Lager deportiert.
Die Anlage ist ffentlich. In einer der damaligen Baracken kommt man dem Gefangenen-Alltag sehr nahe. In der Aus-stellung werden auch die Zustnde an-derer KZ-Lager dokumentiert. Daneben erfhrt man Nheres ber die so genann-ten weien Bus-se. Sie waren Teil einer dnisch-schwedischen Rettungsaktion, die skandinavi-sche KZ-Insas-sen vor dem Tod rettete.
2. Weltkrieg
Spaziergnger amGendarmenpfad
10
Der Sptsommerwind treibt das Wasser des Fjords in Wellen ber den Ostseearm Richtung Dnemark. Gun-nar Asmussen steht am Kollunder Lille Strand und blickt ber das Wasser gen Flensburg. Dem Ostwind ent-gegen, der dem Deutschen Meister im Windsurfen am dnischen Ufer mit vier bis fnf Strken entgegen blst. Bessere Surfbedin-gungen als in der Fjordregion gibt es einfach nicht, sagt der 31-Jhrige und zeigt ber die tiefblaue Wassergrenze, die Deutschland und Dnemark auf insgesamt rund 40 Kilometern Fjord miteinander ver-bindet. Gegenber liegt der Flensburger Strand Solitde im Windschatten. Vor ihm auf dnischer Seite des Fjords rollen die Wellen schumend auf den Strand. Kruselnd
zerfliet das angesplte Salzwasser an den im Sand liegen-den schwarzen Felsen, die entlang des Strandes kleine Ba-debuchten markieren.
Egal wie der Wind steht hier in der Region knnen wir Surfer uns aussuchen, an welchen Strand wir fahren. Holnis oder Kollund eignen sich bei Ostwind. Die Ostseite von Als bei Sdost-Nord. Bei Sdwest-Ost ist man in der Aabenraa Bucht gut bedient und die Halbinsel Kegns geht
bei fast jeder Windrichtung. Also, egal woher der Wind weht in der Fjordregion ist man in Krze beim richtigen Strand. Und somit am Wind und auf dem Wasser, sagt Gunnar Asmussen.
...in aller Krzeam richtigen
Strand ankommen
DAS BESTE SURFREVIER DER WELT!
Deutscher Meister im Speed- und Slalomsurfen
Interview mit Gunnar Asmussen
Der Deutsche Meister im Speed- und Slalomsurfen ist mit Wind und Wellen gro geworden. Aufgewachsen an der Ostseekste bei Kappeln packte ihn schon frh die Faszination Strand und Surfen. Der damals Zehnjhrige bas-telte sich aus Plane ein Segel und ma am Strand seine Krfte mit dem Wind. Irgendwann habe ich dann meine ei-gene Surfausrstung bekommen, erin-nert sich Gunnar As-mussen. Das Surfen habe ich mir nach und nach selbst bei-gebracht. Mit Erfolg. Wenn man hier in der Fjordregion lebt, liegt es natr-lich nahe, dass man die Mglichkeiten ausnutzt und surft, sagt Gunnar As-mussen, whrend er seine Segelaus-
rstung Stck fr Stck aus dem Kof-ferraum holt und im Sand platziert. Whrend an den zahlreichen Strnden entlang des Fjords im Sommer Tou-risten nebst Einheimischen sonnen-baden, schnorcheln oder im warmen Sand Beachvolleyball spielen, sind es auerhalb der Sommersaison vor allem Wassersportler, die den Fjord bele-ben. Kajakfahrer und Ruderer paddeln
einen Steinwurf vom Ufer entfernt durchs Wasser, nicht selten beglei-tet von einer Herde kleiner Tmmler.
Kite- und Surfschulen bringen Touris-ten und Anfnger sicher aufs Wasser und die bereits gebten Surfer fahren Tag fr Tag dem Wind hinterher. Im-mer am Fjord entlang erst hinterm Steuer auf Kstenstraen, dann hin-term Segel auf dem Wasser.
Mit gebter Hand baut Gunnar As-mussen Segel, Gabelbaum und Surf-brett zusammen und schlpft in seinen kurzrmligen Neoprenanzug. Rund 15 Regatten fhrt der Surfer pro Jahr, auf dem Wasser ist er bei Wind fast tglich. Wann immer es seine Arbeit als Segel-macher in Padborg erlaubt. Vor gro-en Veranstaltungen wie dem World Cup auf Sylt trainiere ich natrlich ge-zielter, da bin ich dann in jeder freien Minute auf dem Wasser, sagt Gun-nar Asmussen, der direkt hinter der Grenze auf deutscher Seite lebt und in Dnemark arbeitet. Dass ich hier in einer Grenzregion zwischen zwei Ln-dern lebe, empfinde ich schon als Vor-teil. Nicht nur beruflich. Man kann sich das Beste aus beiden Lndern raussu-chen. Vor allem, was Strnde angeht,
FJOR
D-BO
ARD
EGAL WIE DER WIND STEHT
Zahlreiche Strnde,unendliche Kste, das ganze Jahr...
Deutscher Meister im Speed- und Slalomsurfen
Interview mit Gunnar Asmussen
12
lacht Gunnar Asmussen. Hier sagt man gleich du. Es herrscht eine ge-wisse Lockerheit und es ist ganz natr-lich, zum Surfen in ein anderes Land zu fahren, findet Gunnar Asmussen. Besser gehts doch kaum.
In Sachen Surfen erweist sich die Fjordregion als Herausforderung. Es ist ein wirklich anspruchsvolles Revier. Die Wellen verlaufen oft durcheinan-der und der Wind kann sich schnell n-dern. Wer hier surft, kann es berall, sagt Gunnar Asmussen. Andererseits gibt es aber auch einige hervorragen-de Stehreviere zum ben. Strnde, die flach abfallen. Perfekt fr Anfnger.Dann wuchtet er sein Surfbrett samt Segel in den Wind und aufs Wasser. Kaum berhrt das Brett die ersten Wellenkmme, steigt der Deutsche Meister aufs Brett und lsst sich hin-auf auf den Ostseearm ziehen. Inner-halb weniger Sekunden berquert er die deutsch-dnische Grenze. Kaum gestartet, zieht er als immer kleiner werdender weier Punkt in Richtung Sonwik ber das Wasser, bevor er auf seinem Slalom-Brett rasant wendet. Eng am Ostwind brettert er gen Dne-mark zurck und so zieht er grenzber-schreitend seine Trainingsrunden.
Stets dorthin, wo man als einer der besten Surfer Deutschlands hingehrt: Hart am Wind und auf dem Wasser der Fjordregion.
Perfekt fr Anfnger, schnell und rasant
fr Profis
Willst du auch mal...?...wissen, wie es sich anfhlt vom
Wind ber die Wellen ge-
tragen zu werden? Anfnger knnen in der Surfschule Holnis
Surfen lernen und in der Fjordregion auf dem Wasser Gren-
zen berschreiten - genauso wie Gunnar.
Fr Anfnger und bei Ostwind eignen sich die Strnde Holnis und Skelde besonders gut. Das Wasser dort fllt flach ab und ist daher das, was man ein gutes Stehrevier nennt.
Kegns ist als Halbinsel an der Sdspitze von Als bei nahezu jeder Windrichtung perfekt, fr Anfnger und Fortgeschrittene. Man fin-det fast berall einen Spot, von wo aus der Wind stimmt.
Die Bucht beim Ziegeleimuseum Cathrinesminde sdlich von Bro-ager ist fr Kiter und Surfer super gut geeignet. Allerdings ist das Revier vom 15. Mai bis zum 15. September aus Naturschutzgrn-den fr Wassersportler gesperrt. Skelde liegt auf der Halbinsel Broager aber ganz in der Nhe und eignet sich genauso fr Anfn-ger und Kiter.
Skovby, Mommark, Fynshav und Himmark auf Als Ostseite sind bei Sdost- und Nordwind zu empfehlen.
Hulk ist bei Sdwest- und Ostwind eine Herausforderung und ein beliebter Spot fr Kiter. Nichts fr Anfnger, da der Strand schnell tief abfllt.
SURF-TIPPS VON GUNNAR ASMUSSEN
Surfer in KegnsSurfaktion in Holnis
Die dnische Un-terwasserwelt wird zu Unrecht als farb-los und langweilig bezeichnet, fin-det die Biologin. Mit den Fingern Fische aus dem Sand zu kitzeln oder Krebse zu dressieren, alles kein Problem!Besonders gerne mag ich die Aktion Iss deine Kste. So viele Kinder wissen gar nicht mehr, was man aus dem Meer alles essen kann. Ich zeige es ihnen und anschlieend gril-len wir gesammelte Miesmuscheln, Tang oder Krabben. So erleben sie das Meeresleben ganz intensiv. Wenn keine Aktionen auf dem Programm stehen, steht Anne-Marie Prahl Besuchern an der Station mit Rat und Tat zur Seite. Leiht Kescher und Schwimmwesten aus, verteilt Schnorchel und Eimer an Touristen und aktive Einheimische. Ich mag meine Arbeit - es gibt nmlich immer wieder berraschungen, sagt sie und schaut lchelnd auf das summende Aquarium.
Noch ist alles still an der Bl Flag-Station am Snderborger Seglerhafen. Die Sonne knallt vom blauen Himmel, einzelne Segler laufen mit Kulturtasche unterm Arm ber die Boots-stege. Wenige Meter daneben blickt Bl Flag-Stationslei-terin Anne-Marie Prahl ratlos im bunt bemalten Container umher. Es ist still. Zu still. Das Aquarium summt nicht! Die Sicherung ist herausgesprungen. Ein Berg blauschwarzer Miesmuscheln im Aquariensand zeigt sich zumindest u-erlich unbeeindruckt vom Stromausfall und auch der See-stern darber rutscht nicht gleich leblos von der Scheibe. Doch so geht es nicht weiter! Einen Besuch vom Hafen-meister und eine gefundene Schwachstelle im Stromsystem spter: Smtliche Weichtiere der Station sind gerettet und die Sauerstoffzufuhr im Aquarium summt wieder.
Ein weiterer Sommerferientag kann beginnen und der All-tag von Anne-Marie Prahl geht weiter. Zu 10 Uhr haben sich acht Kinder zum Aktiv-Sommer-Programm angemeldet. Ich mag meine Arbeit sehr. Was fr ein genialer Arbeits-platz, schner geht es doch nicht, sagt die Frau Anfang 30, die bereits zweimal die Sommermonate an der Snderbor-ger Station verbrachte. Als ich Anfang 2010 mit meinem Biologiestudium fertig war, wollte ich die Aufgabe gerne nochmal bernehmen. Man lernt ja schlielich nie aus! Ihre Aufgabe neben Wartung und Pflege der Station inklusive Aquarium: Kinder in die Welt des Meeres einfhren. Und das nicht theoretisch. Ob die Aktion Kraulen und Krabben, Expeditio-nen mit dem Segelschiff Haabet zur Fjordsafari oder Schnorcheltouren Anne-Marie Prahls Arbeitsalltag knnte wohl kaum abwechslungs-reicher sein.
Schnorcheln und Seetang-Grillen mit Anne
Blaumachen am Fjord: Bl Flag
Bl Flag-Leiterin Anne-Marie Prahl
geniet es, Kindern Meeresbiologie
nahezubringen. Gerne auch mit Hilfe
von Schnorchel und Taucherbrille.
Wenn die blaue Flagge weht...
Bl Flag ist eine Kampagne des Dnischen Freiluftrats (Frilu
ftsrdet). Ziel ist es, H-
fen und Ksten des Landes aktiv zu beschtzen und das B
ewusstsein von Brgern
und Besuchern fr Meeresschutz zu schrfen. Kommunen m
it Strnden und Segel-
hfen, die sich ganz besonders fr den Umweltschutz vor
Ort einsetzen, werden
mit einer Blauen Flagge (Bl Flag) ausgezeichnet. Weht die
Blaue Flagge, dann sind
Naturschutz und Wasserqualitt, Umweltinformation, Serv
ice, Sicherheit und Sani-
tranlagen vor Ort buchstblich ausgezeichnet. Die Bl Flag
-Stationen laden Kinder
dazu ein, sich mit dem Thema Meeresbiologie und Umwe
ltschutz spielerisch aus-
einanderzusetzen. In der Fjordregion ldt die Bl Flag-Stati
on in Snderborg in der
Sommersaison sowie in den Herbstferien zum Mitmachen a
m Meer ein.
INFO
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ERLEBNISREGION FJORD Schnorcheln, Strand und Surfen und was noch?
Wer die Strnde entlang der 300 Kilome-ter langen Kste in Richtung Unterwasser verlsst, kann etwas erleben. Tauchtouren fhren zu versunkenen Wracks, Schweins-walschwrme kreuzen die Buchten und auch die brig ppige Tier- und Pflanzen-welt der Ostsee machen das Tauchrevier Fjord zu einem echten Unterwasseraben-teuer. Mehrere Tauchschulen in Deutsch-land und Dnemark stehen Anfngern und Fortgeschrittenen beim fachkundigen Ab-tauchen mit Rat und Tat zur Seite. Weitere Informationen sowie Adressen unter www.fjordregion.de.
Tauch dochmal ab
Kreuz (und quer)-Fahrten
Kreuz und quer ber den Fjord schippern, mal eben ein paar Stunden im Nachbarland verleben und sich an Bord die Seeluft um die Nase wehen lassen Fhren schippern lustige Seefahrer und solche, die es wer-den wollen, durch die Grenzregion. Ob mit der MS Viking von Flensburg ber die Och-seninseln nach Glcksburg oder mit der MS Mwe oder MS Jrgensby eine Fjordrund-fahrt viele Fhren queren den Fjord und alle Wege fhren bers Wasser. Weitere Informationen zu Verbindungen und Ab-fahrtszeiten unter www.fjordregion.de.
Wusstest du schon...?...dass du in der Fjordregion
vieles auspro-
bieren kannst? So kannst du zum Beispiel
die Unterwasserfotografie im Rahmen eines
Workshops im Meer kennenlernen oder
einen Tag lang im Fjord unter profes-
sioneller Anleitung erleben.
(02)
Aktivurlaub entlang des Fjords hat viele Gesichter: Im Kajak den Fjord entlang paddeln (www.kajaksyd.dk). Hochsee-angeln auf einem Kutter in der Aabenraa Bucht. Im Vitalhotel Alter Meierhof, im Campusbad Flensburg, in der Glcksbur-
ger Frdeland Therme oder in der Marina Fiskenaes in Wellness baden. Am Strand von Solitde den Beachvolleyball auspacken und losbaggern oder ganz entspannt beim Wandern rund um die Halbinsel Holnis die Zeit vergessen. Weitere Informationen rund um Aktivangebote entlang des Fjords unter www.fjordregion.de. Einfach mal was anderes!
Mal was anderes
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Etwas versteckt in einer kleinen Gasse gegenber der imposanten Flensburger Marienkirche trotzt die Marienburg den Zeiten. Der Zie-gelbau mit Treppenturm, Ladeluken und grnen Holztoren birgt einen Schatz: Rum aus eigener Herstellung.
Ein Schluck Rum ist ein Schluck Kulturgeschichte, sagt Martin Johannsen selbstbewusst. Rum ist sein Geschft, zugleich aber auch sei-ne Firmenphilosophie und seine Leidenschaft. Das ist nicht immer einfach, denn ums Image des braunen Getrnks ist es nicht gerade gut bestellt: Mir erzhlen Kunden oft, dass ihr Opa frher Rum getrunken hat, sagt Johannsen. Doch selbst getrunken htten sie es nicht. Noch nicht. Denn Johannsen wei ein Gegenmittel gegen das ewi-ge Vorurteil vom altbackenen Rum: probieren. Der Rumexperte in vierter Generation lsst die flssige Kstlichkeit fr sich sprechen. Johannsen und seine Frau Astrid Schle-singer bieten regelmig und auf Anfrage Fhrungen durch die Marienburg an. Dann kann man Rum riechen, die Besucher atmen ihn ein und hren ihn, wenn er in die Flaschen rinnt. Hhepunkt jeder Fhrung: die gemeinsame Rumprobe zwischen Las-tenaufzug und Flaschenanlage. Der Rum kann dann zeigen, was in ihm steckt. Bereits vor dem ersten Schluck versagt das erste Vorurteil. Rum ist eben nicht immer braun. Es gibt auch weien Rum. Und auch der ist nicht durchsichtig, sondern bekommt ei-nen Schimmer nach der Lagerung im Holzfass. Rum schmeckt auch nicht immer gleich: nach langer Reifung im Holzfass kann ihn manchmal nur der Experte vom Brandy oder Whiskey unterscheiden. Und so verabschiedet sich der Besucher Schluck fr Schluck vom engstirnigen Bild des Rums als Opa-Getrnk. Die Liebe auf dem zweiten Blick bleibt manchmal lebenslang bestehen, davon ist Johannsen berzeugt: Rum ist eben kein Standardprodukt. Darum wird bei Johannsen-Rum jede Flasche fr sich und ohne einen einzigen Tropfen zu verschtten abgefllt. Abfllen ist eben eine Kunst,
ist sexy, weil er schmeckt!
Flssige Kstlichkeiten aus eigener Herstellung
RUM
Willst du auch malrum-probieren?
Flensburgs lteste Rumfabrik
Johannsen Rum bietet ein-
mal in der Woche eine offene
Fhrung inklusive Verkostung
an. Gruppenfhrungen werden
nach Absprache angeboten.
Verkostungen sind auch im
Rumladen bei Braaschs Rum
mglich.
sagt Johannsen. Darum geschehen im Familien-betrieb Lagerung, Flaschenabfllung und Etiket-tierung von Hand. Dabei kommen immer noch die gleichen Gertschaften zum Einsatz, wie man sie einen halben Kilometer nrdlich im Schiff-fahrtsmuseum bewundern kann.
Das liegt im ehemaligen Zollpackhaus, in dem bis 1972 Rumfsser gelagert wurden, bevor sie vom Zoll freigegeben wurden. Heute werden in dem imposanten Bau die berbleibsel einer mehrere Jahrhunderte umspannende Rumgeschichte in Deutschlands einzigem Rum-Museum bewahrt. In den letzten vierhundert Jahren war Flensburg Stadtgeschichte eben Rumgeschichte. Rum und Zucker prgten Flensburg von der Gestaltung der Huser bis hin zur Form der Straen. Alles war darauf ausgerichtet, die Rohstoffe vom Schiff auf kurzen Wegen in die Rum-Firmen, zu bringen. Fischgrtartig fhren Gassen und Straen vom Hafen hoch zu Packhusern und Rumfabriken.
Der Rum wurde zum wichtigen Nahrungszweig der Stadt, erzhlt die Rum & Zucker Meile. Sie erinnert mit insgesamt zwanzig Stationen auf Deutsch und Dnisch an die Rumstadt Flensburg.
Gste und Einheimi-sche erfahren dort, wie Flensburger Rum-Firmen den Markt dominier-ten. Sie verkauften zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Norwegen jhrlich mehr als 1,5 Mio. Liter Rum. Dieser gigantische Wirt-schaftszweig ent-stand durch die dnische Westindi-enfahrt und begann
1755 mit dem Trn der Neptunus nach Dnisch-Westindien. Die karibischen Kolonien des dni-schen Knigs mussten nmlich mit Waren des tglichen Gebrauchs versorgt werden. Zunchst machten sich vereinzelte Flensburger auf die ge-fahrvolle zwei- bis dreimonatige Fahrt. Wenn ihr Schiff mit dem Bauch voller Rum und Zucker un-versehrt zurckkehrte, waren sie gemachte Leu-te. Die wertvollen Rohstoffe wurden dann vor Ort in Flensburg weiterverarbeitet. Im Gegensatz zu den Zuckersiedern konnten die Branntwein-brenner ohne Konzession wirtschaften; mit der Folge eines gewaltigen Booms, des so genannten Rum-Rausches. Dampfmaschinen betriebene Zuckerraffinerien in Kopenhagen liefen Flensburg aber seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Rang ab. Als Dnemark 1864 zum Ausland wurde, war das das endgltige Ende der Siedereien, die dem billigen deutschen Rbenzucker zum Opfer fielen. Die Flensburger setzten danach voll auf Rum und importieren erstmals Rumkonzentrat
auch aus Jamaica. Als Rum nmlich nach der Reichsmonopolsteuer nach Volumen versteuert wurde, verfielen die pfiffigen Flensburger darauf, den edlen Tropfen ausschlielich hochkonzentriert zu im-portieren und ihn erst vor Ort zu verdn-nen, im Rum-Deutsch heit das: zu ver-schneiden. ber mehrere Generationen hatten die Flensburger herausgefunden, wie das am besten geht. Sie verschnit-ten das importierte Destillat so gekonnt, dass die Bezeichnung Flensburger Rum-Verschnitt zu einem Prdikat wurde. Der krftige und vollmundige Geschmack war als German Flavor bald global in aller Munde und war der Kern groer Rum-Marken, made in Flensburg.
Diese Tradition hat nach einer giganti-schen Talfahrt der letzten Jahrzehnte nur noch in kleinen Nischen berlebt. Die groen Firmen haben sich inzwischen entweder anderen Produkten zugewandt oder wurden vom Markt gefegt. Geblie-ben ist die Liebe zum Rum in der Rum-stadt Flensburg und der behutsamen An-nherung an neue Verbraucherwnsche. Davon kndet mit Vanillerum, prmier-ten Rumtrffeln und Jahrgangsabfllung auch das Sortiment von Johannsen-Rum. Das, was die Franzosen mit dem Rot-wein machen, machen wir mit dem Rum, sagt Johannsen. Rum in Mixgetrnken zu verpanschen, ist dem schlanken Mann ein Gruel. Dafr steckt auch zu viel Lie-be in der Herstellung. Darum antwortet Johannsen ohne langes Nachdenken, ob Rum sexy sei: Rum ist sexy, weil er schmeckt.
Fhrungendurch Flensburgs Rum
- und Zuckerge-
schichte kannst du in der Altstadt erle-
ben: sie geben einen eindrucksvollen
Einblick in die historischen Kaufmannsh-
fe, Speicher und Hfe. Besuche die noch
bestehenden Rumhuser Flensburgs und
probier das Gold der Karibik.
Die rum & Zucker meile
fhrt zu den Spuren, die die Westindi-
enfahrt im Stadtbild hinterlassen hat, z.B.
das bauliche Erbe der groen Flensburger
Kaufmannsfamilien, Zuckerraffinadeure
und Rumhuser.
Das rum-museumIm Keller des Flensb
urger Schifffahrts-
museums dreht sich alles um den Rum,
von den Zuckerrohrplantagen bis zum
Rum-Grog.
Weitere Informationen gibt es auf
www.fjordregion.de
INFO
Gnter Storrer, Gstefhrer von Johannsen Rum, fhrt die Handabfllung von Johannsen Jubilum, einem traditionellen Jamaika-Rum-Verschnitt, vor.
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Jesper Bank segelt Richtung Yacht-hafen Aabenraa. Dort, wie in ganz Dnemark, kennen ihn einfach alle, so dass es beim Anlegema-nver zu allen Seiten hin gren muss. Das tut er aber gerne, denn Jesper Bank ist ein Star ohne All-ren. Er ist einer der bekanntesten dnischen Segler.
Insgesamt zwlfmal wurde Bank Weltmeis-ter, in vier unterschiedlichen Bootsklassen. Viermal trat er bei Olympischen Spielen an und brachte in der Soling-Klasse zwei Gold- und eine Bronzemedaille mit nach Hause. Dieser Riesenerfolg beruhte aber eigentlich auf einem Zufall.
Ich wuchs in Fredericia auf, als meine Freunde irgendwann anfingen, Optimis-tenjollen zu bauen. Da wollte ich natrlich auch mitmachen. Niemand unserer Eltern segelte damals. Als die Jollen fertig waren, brachten wir sie zu Wasser und mussten selbst herausfinden, wie das geht. Das war nicht so richtig durchorganisiert, aber eine groe Herausforderung. Gleich beim ers-ten Mal hrten die angehenden Segler, dass diejenigen, die das andere Ufer als erste erreichten, dabei sein wrden, wenn nach-her die Zeitung ein paar Bilder schieen wollte. Die Strecke ging gegen den Wind. Niemand hatte uns erzhlt, wie man das macht. So mussten wir einfach herum pro-bieren, erinnert sich Jesper Bank, der die Strecke schlielich als einziger bewltigte. Die anderen 25 Jollen kamen einfach nicht von der Stelle. Da dachte ich mir, dass ich vielleicht eine Ader frs Segeln habe. Und so blieb ich an dem Sport hngen.
...immer einen Platz
in Lee und gengend
Ankerpltze finden
Dieser Nachmittag in Fredericias Hafen war der erste Tag eines langen Lebens auf dem Wasser. Sein Talent fhrte Jesper Bank rund um die Welt und mehr noch: neben der Weltmeisterschaft und der Olympia-siege war Bank beim Americas Cup Skip-per fr das schwedische und spter fr das deutsche Team.
Seit 1988 hat der motivierte Sportler sei-nen Heimathafen in Aabenraa. Hier kennt er die Gewsser wie seine Westentasche.
Wellen, so etwas passiert am Flensburg Fjord nicht. Unter anderem darum ist der Flensburg Fjord ein besonders geeignetes Revier fr Regatten. Dort zu segeln stellt eine Herausforderung da, ohne aber un-verhltnismige Schwierigkeiten zu berei-ten; aber man bentigt schon eine solide Taktik. Aber es ist nicht nur die seglerische Herausforderung, die Bank am Flensburg Fjord schtzt: Die Vereine in Flensburg sind auf jeden Fall deutsche, wenn nicht sogar nordeuropische Meister in Sachen
Besonders begeistert ist er allerdings von vom Flensburg Fjord. Ich war sehr oft auf dem Fjord unterwegs und kann das Revier auch im Dunkeln ohne Grundberhrung segeln. Auf dem Flensburg Fjord kann man immer einen Platz in Lee finden und dar-ber hinaus gibt es massenhaft gute Anker-pltze.Weil sich der Fjord landwrts schlngelt, ist der Fjord sozusagen geschlossen; ohne ffnung wie der Aabenraa Fjord. Bei Ost-wind haben wir hier mehrere Meter hohe
...begeistert vom Flensburg Fjord!
Wer istJesper Bank?Jesper Bank wurde am 6. Apr
il
1957 in Fredericia geboren. Der
zwlfmalige Weltmeister hat in
vier verschiedenen Bootstypen
triumphiert: Drachen, Soling, H-
Boot und Matchrace. Zwischen
1984 bis 2000 trat Jesper Bank
viermal bei Olympischen Spie-
len an und gewann dabei eine
Bronze- und zwei Goldmedail-
len. Beim Americas Cup war er
2003 Skipper frs schwedische
Team Victory Challenge und
vier Jahre spter fr das deut-
sche United Internet Team.
Am 10. Januar zog Jesper Bank
in die Dnische Ruhmeshalle des
Sports ein.
INFO
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Als Coach stand Jesper Bank 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking im Mittel-punkt eines realen Segel-Dramas, als der Mast des dnischen 49er Boots kurz vor dem Start der entscheidenden Wettfahrt brach. Mit dem kurzerhand geliehenen
kroatischen Boot segelte die Crew dem Feld hinterher und segelte eine spannende Auf-holjagd. Tatschlich gewann das dnische Boot die Gold-medaille. Einige Lnder leg-
ten Protest ein, weil die Dnen mit einem falschen Boot, unter falschem Namen und falscher Flagge gestartet waren. Jesper Bank setzte seine gesamte Erfahrung ein. Tatschlich gelang es dem vierfachen Olym-pioniken, die Jury davon zu berzeugen, dass die Dnen zu Recht gewonnen hatten. So blieb die Goldmedaille in Dnemark.
Natrlich liegt die Frage nahe, ob ein neu-er Bank das Erbe des Vaters im Segelsport antritt und hnlich fleiig Medaillen sam-melt. Nein, wir segeln zwar viel mit der ganzen Familie, aber keines meiner Kinder wurde bislang Olympiasieger. Genauer ge-sagt, einer wird es vielleicht, aber dann in einer anderen Disziplin, nmlich auf dem Snowboard. Er besucht ein Internat in Nordschweden, wo es einen entsprechen-den Schwerpunkt gibt. Man wei ja nie, schmunzelt Jesper Bank.
Vereinsleben. Es ist unglaublich ange-nehm, dort Segelwettkmpfe auszufah-ren. Sobald man seinen Fu an Land setzt, kommt bereits jemand zur Untersttzung oder bietet etwas zu trinken oder zu essen an. So etwas hnliches erlebt man in D-nemark nicht, sagt Jesper Bank und stellt fest, dass Deutschland heutzutage eines der fhrenden Segelsportnationen sei. Ungefhr vor dreiig Jahren lag Dne-mark vorne, aber inzwischen haben uns die Deutschen berholt. Wenn Du mit je-mand sprechen mchtest, der etwas vom Segeln versteht, dann empfehle ich einen Deutschen. Deutsche haben die interes-santesten Boote und das beste Knowhow und unter ihnen gibt es wirklich viele pas-sionierte Segler.
Jesper Bank wei, wo von er spricht. 2005 gehrte er zum deutschen Team beim Americas Cup. Und auch dabei hatte der Zufall seine Hand im Spiel. Nachdem ich zweieinhalb Jahre vorher mit dem schwedischen Team segelte, hr-te ich zuhause, dass in Deutschland krf-tig die Trommeln geschlagen wurden. Auf einmal war ich laut dnischer Medien Kan-didat fr Fresh Seventeen, wie das Team damals hie. Ich hatte noch nie davon ge-hrt und rief damals dort an, um zu hren, was da los war. Dort antwortete man mir ausweichend mit naja und so, aber wenn Du schon mal dran bist, dann knnen wir auch richtig mit Dir sprechen! Als Jesper das erzhlt, muss er immer noch schallend lachen. Ja, so war das damals.
Nein, eigentlich nicht, sagt Jesper Bank: Wir waren Dnen, Schweden, Australier, Neuseelnder, Schweizer und natrlich auch Deutsche im Team. Wenn Du auf dem Wasser bist, macht es keinen Unterschied, ob man aus dem einen oder anderen Land
kommt. Segler sind Segler. Nur der Akzent verrt, dass sie nicht der gleichen Nationa-litt angehren.Jesper Bank blieb Skipper bis Ende 2007. Er war damals Segelprofi, so wie bereits in den Jahren 2000 bis 2003, als er mit dem schwedischen Team beim Americas Cup war. Ansonsten hat er nebenbei noch einen Job, zunchst im Aufsichtsrat bei Elvstrm Sails, dann als Direktor und schlielich als Miteigner der renommierten Segelmache-rei. Heutzutage segelt er aber im Groen und Ganzen nur noch in Verbindung mit seiner Arbeit.
Mein Boot liegt in Aabenraa, aber ich segle meistens mit Kunden oder alten Freunden und nicht mehr in eigener Regie. Wenn wir mit Kundschaft segeln, handha-ben wir das so, dass ich die Aufsicht habe. Ich gehe an Bord, untersttze an den richtigen Stellen, da-mit das Boot gut segelt und die Mannschaft optimal zu-sammenarbeitet. Ich bin nicht mehr lnger derjenige, der tatschlich das Ruder in der Hand fhrt. Ich bin dafr da, dass, nachdem unsere Produkte ausgeliefert sind, die Kunden ge-nauso gut segeln, wie ich es selbst kann. Sein Job schmeckt also immer noch nach Gischt und Salzwasser. Vier Monate lang, im Mai, Juni, August und September wohnt Jespers Frau im gemeinsamen Haus auf Mallorca und Jesper ist dann die meis-te Zeit auf dem Wasser.
Zu einer weiteren Teilnahme beim Ameri-cas Cup wird es aber wohl fr den dnischen Skipper nicht kommen. Nicht, weil es so hart ist, den Ame-ricas Cup zu segeln. Wir segeln ja nicht um die Welt, sondern liegen fest nur in unserem Basishafen. Die
Familie ist dabei und die Kinder gehen dort zur Schule. Es ist eine unheimliche intensi-ve Arbeit. Morgens um 5 Uhr gehts schon los und wir sind erst abends gegen 21 Uhr fertig, sagt Jesper Bank, der bereits mehr-mals Nachwuchstalente trainierte.
Salzwasserund Gischt
Tipps vomWeltmeister...Wenn Du auf dem Flensbur
g
Fjord unterwegs bist, segle un-
bedingt zu den Ochseninseln
fr ein znftiges Omelett. Mei-
ne Frau und ich machen das zu-
mindest immer, das ist schon ein
richtiges Ritual.
Flensburgs Altstadt ist unglaub-
lich schn. Also, nichts wie hin-
segeln, eine Tour durch das alte
Hafenviertel machen oder ein
Restaurant besuchen. Die Stadt
ist den Aufwand absolut wert.
Da gibt es viele gute Geschfte
und man segelt mitten hinein ins
Stadtzentrum.
Gibt es eigentlich Mentalitts-unterschiede zwischen deutschen und dnischen Seglern?
In der Fjordregion scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: wie schon vor hundert Jahren treibt der Wind hunderte Segler vor sich her. Heute allerdings ist das an-spruchsvolle Segelrevier Flensburg Fjord vor allem eine sportliche Herausforderung. Dabei spielt es keine Rolle, ob eigenes oder gechartertes Boot, Jolle oder Yacht, Holz oder Kunststoff, Profi oder Anfnger. Gste sind herzlich willkommen. Die Sommersegler erkunden ganz gemt-lich per Segelboot von Flensburg aus den Fjord Richtung Ochseninseln. Dieses unvergessliche Erlebnis lsst auch die intensivste Lektre von Seewolf,Moby Dick oder dem Neu-Klassiker Wir Ertrunkenen verblassen. Ohne Motorenlrm sprt man unmittelbar und direkt Wind und Wellengang: die Kraft der Elemente.
Doch auch Sehleute, wie manche Crew die Fugnger titulieren, profitieren vom Segelrevier Fjord. Sptestens bei den alle zwei Jahre stattfindenden Nautics mit vie-len Segelriesen, ist das Herz jeder passionierten Landrat-te im Sturm erobert. [Anmerkung der Redaktion: Groes Treffen der Windjammer, Yachten und Gaffelsegler, das alle 2 Jahre stattfindet.] Wie bei gnstigem Wind hun-derte Segelquadratmeter an den Masten ziehen und die Schiffe in Gang bringen, ist schon eine einmalige Se-henswrdigkeit. Klassische Yachten aus dem gesamten skandinavischen Raum zieht es im Sommer zu der Robbe & Berking Classic Week, um das schnells-te Schiff bzw. die beste Crew auszusegeln. Fnf Wassersportvereine organisieren unterschiedli-che Regatten, entweder an der Innenfrde oder in den Revieren vor Snderborg und Aabenraa. Da knnen die Ladies unter den Segelschiffen, von denen einige dau-
erhaft in Flensburg festgemacht haben, zeigen, was in ihnen steckt. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ein Schiff 50 oder 70 Jahre alt ist.Frher dominierten Einmas-ter und kleine Frachtensegler den Hafen, erzhlt Thomas Overdick, Chef des Flensburger Schifffahrtsmuseums, wo die Zeugnisse der maritimen Fjord-geschichte bewahrt werden. Weil das so ist, findet bereits seit 1980 alljhrlich am Himmelfahrtswochen-ende die Rum Regatta statt, ein lebendiges Denkmal fr die Berufssegler wie Kutter und Jagten. Kennst Du nicht? Die Danske Jagt war bis vor ca. 160 Jahren der herrschen-de Lastensegler an der Ostseekste: flach, wendig und schnell. Durch Industrialisierung und Eisenbahnverkehr wurde die Jagt schlagartig vertrieben. Dass die einst allgegenwrtigen Sperlinge des Meeres trotzdem un-vergessen bleiben, verdanken sie der Flensburger Mu-seumswerft. Dort grt mit grn-orange gestrichenem
Bug der Nachbau einer Danske Jagt. Sie gibt einerseits einen Eindruck von den Bauknsten vergangener Jahr-hunderte, wo erfahrene Handwerker ohne eine einzige
Segeln auf dem Fjord
Die K raft der Elemente
Kleine Segler...
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Konstruktionszeichnung diese eleganten Lastesel bauten, aber andererseits auch von der Enge an Bord, die der Besatzung nur das Allerntigste zugestand. Wer genau wissen will, was es mit den Schiffstypen und ihren unterschiedlichen Formen auf sich hat, geht am besten ins Museum. Das Flensburger Schifffahrts-museum versteht sich dabei einerseits als Wissensspeicher und andererseits als Teil eines maritimen Freilichtmuseums, sagt Overdick, dessen Haus mitten drin im Flensburger Hafen liegt. hnlich wie auch im Schifffahrtsmuseum Aabenraa, das die Sammlungen reicher Kapitne bewahrt, geht es an der Schiffbrcke um die Verbin-dung zwischen dem modernen Menschen und der maritimen Geschichte vergange-ner Jahrhunderte. Selbst viele Fjordan-wohner haben nur noch familire Bindun-gen zur Seefahrt. Sie kennen aber, wie die meisten Hafenbesucher, nicht mehr aus eigener Erfahrung den Umgang mit Schiff und Fracht. Berichte ber den Alltag an Bord findet man darum im Museum, wo auch die entsprechen-den Zusammenhnge und wirtschaftlichen Verflechtungen erklrt werden. Die neu erworbenen Kenntnisse kann man dann ein paar Schritte weiter gleich anbrin-gen. Der historische Hafen zeigt lebendige Segel-Geschichte: Lotsen-, Zoll und Lasten-kutter. Angucken ist kostenlos.
Wer lieber selbst Hand anlegen mchte, der ist bei den Abendtouren in Snder-borg richtig. Dort kann man in den Som-mermonaten einen Segelausflug mit dem Traditionssegler Haabet machen: inklu-sive Segel setzen und Steuern. Man kann aber auch einfach nur Seebr sein und sein Abendessen genieen. Gehrig ins Schwitzen kommt man dage-gen bei der Apfelfahrt, wenn man denn will. Traditionell holt zur Erntezeit eine ganze Traditionsschiffe-Flotte frische pfel aus Kollund und Glcksburg. Dort werden auch pfel verkauft, versaftet oder verkos-tet. Wir wren nicht am Fjord, wenn dabei kein znftiges Fest herauskommen wrde. In Flensburg lsst man es beim Apfelfest ordentlich krachen, nachdem die pfel in langen Menschenketten von Bord geladen wurden.
Das alles, lautes Lachen, knarrende Schiffs-planken und knatternde Segeln, passen hierher. Alles ist lebendig und authentisch. Flensburg ist eine besondere, maritim geprgte Stadt, sagt Overdick. Verschont von den Verheerungen des Krieges blieb hier ein riesiges Areal erhalten, dass die gesamte Spannbreite maritimer Wirtschaft zeigt, und dabei auf Schnickschnack und falschen Pathos verzichtet. Rotlichtviertel, Speicherhuser, Hafenkneipen und Kauf-mannshfe bilden ein einmaliges Ensemb-le, das man erst wieder ca. 6.000 km weiter westlich in Connecticut findet. Im dortigen maritimen Museumsdorf Mystic Seaport wurde allerdings knstlich das geschaffen, was Flensburg von sich aus zu bieten hat: die direkte Nachbarschaft maritimer Werk-sttten, historischer Schiffe und imposanter Handelshuser.
Die Zeit ist in der Fjordregion nicht stehen geblieben, wie der moderne Hafenbetrieb in den Hafenstdten zeigt; doch die Tradition ist unvergessen. Neben den Seglern geht es
um schwimmende Dampfma-schinen, allen voran: der 1908 gebaute Salondampfer Alex-andra, die in privater Initiati-ve vor der Schrottverwertung
gerettet und wieder in Gang gesetzt wurde. Damit ist die alte Dame das lteste seegn-gige Dampfschiff Deutschlands und Mittel-punkt des grten Dampferspektakels, dem Dampfrundum mit dampfenden Lokomo-tiven, Dampfwalzen und Dampfbooten, das alle zwei Jahre die Hafenluft mit Pfeifen und Zischen erfllt.Die Alexandra ist das Aushngeschild der Fjordschifffahrt. Frher hatte man mit einer Armada dicker Butterschiffe vor allem eines im Sinn: die Nachteile einer Grenze mitten durch den Fjord in einen absoluten Vorteil zu verwandeln, zum Einkaufsvorteil. Zoll-freier Einkauf spielt inzwischen keine Rolle mehr auf dem Fjord, aber man kann immer noch mit einem der Linienschiffe fahren.
Wer einmal auf dem Fjord unterwegs war, versteht dann auch Petuh, die Mischspra-che aller Sprachen, die entlang des Flens-burg Fjord gesprochen wurden: Was, nich aufm Schiff gewesen? Das is ja voll Snde, nich?
Lebendigund authentisch
Segelausf luge und Seebren
..
HIGHLIGHTSDie
der FjordregionZeitraum
Jhrlich im April, in Flensburg, Snderborg und Aabenraa
Jhrlich am Freitag des Himmelfahrtswochenendes
Jedes Jahr am Himmelfahrts-wochenende, in Flensburg
Mehrere Monate im Hochsommer, in Flensburg
Jhrlich im Juli,in Glcksburg am Kurstrand
RingreitenJhrlich im Juli,in Grsten, Snderborg,Aabenraa und Broager
Alle 2 Jahre im Juli oder August, in Flensburg
Alle 2 Jahre im Juli oder August, in Flensburg
Jhrlich im Mai, in Aabenraa
Jhrlich im Juni,in Glcksburg
Jhrlich am letzen Samstagim August, in Flensburg an der Hafenspitze
Jhrlich im September, in Aabenraa
Jhrlich im Dezember,in Flensburg
Silvester,in Glcksburg an der Promenade
Jhrlich im August,in Glcksburg
Jhrlich im Juni,in Aabenraa
Info
Ein Festival rund um die Volksmusik aus den Lndern des Ostseeraums.
Die alljhrliche Zubringer-Regatta von Snderborg nach Flensburg bildet den Auftakt zur groen Rum-Regatta.
Das grte nordeuropische Treffen von Gaffelriggern ist ein Highlight fr alle Fans von Traditionsseglern.
Konzerte, Theater, Kabarett und Film in den romantischen Kaufmannshfen der Flensburger Altstadt.
Der beschauliche Kurstrand verwandelt sich fr ein Wochenende lang in ein groes Familien-Sommerfest! Hhepunkt ist der Glcksburger Feuerzauber, das grte musiksynchrone Feuerwerk im Norden.
Eines der grten und beliebtesten Feste nrdlich der Grenze mit einer langen Tradition in Snderjylland. Erleben Sie wie die Reiter um den Titel Knig, Kronprinz und Prinz kmpfen und genieen Sie die einzigartige Stimmung.
Das grte Dampfer-Spektakel Europas lockt mit historischen Schiffen, Dampfloks und einem sehenswerten Technikpark jedes Jahr tausende Besucher nach Flensburg.
Beim Fest der Schiffe wird die maritime Vergangenheit Flensburgswieder lebendig, wenn Gaffelsegler, Windjammer und Klassik-Yachten den Hafen bevlkern.
Eine feste Tradition ist die sddnische Tierschau. Ein festliches und heiteres Ereignis, das auf dem Ringreiter- und Tierschauplatz in Aabenraa stattfindet.
Jedes Jahr findet an zwei Tagen im Juni das Glcksburger Rosenfest statt Ein Erlebnis fr alle Sinne und jedes Alter. Mit einem Markt der Mglichkeiten und vielen Ausstellern zum Thema Garten. Fr Jung und Alt gibt es ein musikalisches Begleitprogramm.
Der Flensburger Drachenboot-Cup ist mit fast hundert Teams (insg. ca. 2.000 aktive Paddler) und gut 3.000 Zuschauern - welche die Teams laut-stark anfeuern - Flensburgs grte Ein-Tages-Veranstaltung
Hier erlebst du ein echtes Soldatenlager, die inoffizielle dnische Meis-terschaft im Kanonenschiessen (Bllern), Ausstellung von Kanonen, Auf-fhrung/Demonstrationsschiessen von Schwarzpulverschtzen, Heer-/Zeltlager aus dem 18. und 19. Jahrhundert , Spiel- und Lehraktivitten fr Kinder, Musik uvm.
Ab Ende November herrscht in Flensburg Weihnachtsstimmung! Dann duftet es in der nrdlichsten Stadt Deutschlands nach Punsch, Kakao, gebrannten Mandeln und leckeren Bratpfel. Die Pltze und Straen der Altstadt sind festlich geschmckt und alles hat skandinavisches Flair.
Silvester Open Air an der Promenade in Glcksburg. Das beliebte Freiluftevent mit exklusiver und knallerfreier Freilufttanzflche. So erwarten die Silvester-Gste in Glcksburg Musik und Party vom Feinsten vor der traumhaften Kulisse des Flensburg Fjord.
Der Ostseeman ist der einzige Langtriathlon ber die IronMan-Distanz und beginnt mit einem Massenstart im offenen Meer. Unter den Teilnehmern finden sich bekannte Spitzensportler, vom Deutschen Meister bis zu Ironman-Anwrtern.
Anspruchsvoller Lauf mit Strecken von 4,3 km bis Marathondistanz und bis zu 15% Steigung. Ein groes Ereignis in Aabenraa und Umgebung.
Alle Events und Regatten
findest du auch unter:
www. fjordregion.de
Event
Folk Baltica
Flensburg Fjord Regatta
Rum-Regatta
Flensburger Hofkultur
Strandmeile
Dampf Rundum
Nautics
Det snderjyske Fllesdyrskue (Tierschau)
Glcksburger Rosenfest
Drachenboot-Cup
Pulver, Kugeln und Kanonen
Flensburger Weihnachtsmarkt
Silvester Open Air
Sportliche Highlights
Ostseeman
Aabenraa Bergmarathon
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Schlemmen IN DER STERNEKCHE
Es ist schlichtweg eiskalt. Frierend stehen wir auf dem Steg am Fue von Christian Binds Restaurant bei Kollund und warten darauf, hinaus auf das Wasser des Flensburg Fjord zu gelangen. Abgesehen von der Klte ist es ein schner Herbsttag. Die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken, die in vielen verschiede-nen Grautnen am Himmel hngen. Es ist nahezu windstill. Die Klte ist lngst unter die Jacke gekro-chen und die Fe in den hohen grauen Gummi-stiefeln sind kaum noch zu spren.
Doch trotz des Wetters ist Christian Bind in bester Laune: Ich habe das Boot zusammen mit meinem Nach-barn gekauft und es ist mein erster Fischkutter. Vorher haben wir von Jollen aus gefischt, aber das hier ist weitaus besser, sagt Christian Bind. Mit einer warmen Thermojacke bekleidet, ist er fr eine Fahrt ber den Fjord natrlich bestens aus-gestattet. Spter erzhlt er, dass er auch im Winter baden geht. Offenbar ist das kalte, dunkelgraue Fjordwasser nichts, was ihn abschreckt. Wir ha-
ben sowohl Dorsch als auch Scholle gefangen und wenn wir Glck haben, kriegen wir auch eine Mee-resforelle, fhrt der Chefkoch fort, whrend sei-ne Augen vor Begeisterung fast Funken schlagen.
Als wir an Bord gehen, bedeckt Wasser einzelne Teile des Decks. Nichts, was den Fischer zu be-unruhigen scheint. Doch sowohl Journalistin als auch Fotograf bringen sich ganz vorne im Boot in Sicherheit. Der tuckernde Herzschlag des Kutters
bringt uns hinaus auf den Fjord. Mit einiger Mhe holen wir die erste Boje an Bord. Vorsichtig ziehen drei Mnner die Netze ein, whrend Skipper Bind den Kutter in den niedrigsten Gang
schaltet. Die Spannung steigt was ist im Netz? Stielaugen wachsen. Selbst der Krper vergisst nun das Frieren und im selben Moment bricht die Sonne zum ersten Mal durch die Wolken. Einem Schwung Krebse, die schnell wieder ins Wasser geschmissen werden, folgen die Fische. Zunchst Schollen und ein paar Flundern, die in der Fisch-tonne landen. Und dann, wie fr das Fischfangfi-
Die Spannung steigt
Vom Meer in die Pfanne auf Fischfang mit Christian Bind
nale bestellt, ein ausgewachsener Dorsch. Christian Bind ist sichtbar zufrieden.
Auf dem Weg zurck achtet keiner mehr auf die Kl-te. Das Erlebte auf dem Fjord hat alle im Boot wieder aufgewrmt. Whrend fachkundige Hnde das Deck von Krabbenresten reinigen, umkreisen Mwen das Boot. Die sind im Handumdrehen da, sagt Christi-an Bind. Doch der Fang liegt sicher und gut verstaut in der Fischertonne. Wir schippern zurck an Land.
Als wir wieder festen Grund unter den Fen haben, gibt es Kaffee und Kuchen. Christi-an Bind erzhlt von seiner Leidenschaft fr Essen. Eine Passion, die er bereits whrend seiner Kindheit in Frankreich fr sich entdeck-te. So lange ich denken kann, hatte alles, was mich anzog, mit Essen zu tun. Schon als ganz kleiner Junge sa ich stundenlang mucksmus-chenstill da und beobachtete meine Mutter in der Kche, in der sie jeden Tag zwei bis drei Zwi-schenmahlzeiten anrichtete und dasselbe noch mal am Abend tat. Spter durfte ich mithelfen. Wir haben eigentlich alles selbst angebaut, all unsere Kruter und das Gemse. Wir hatten eine eigene Geflgel-, Kaninchen-, und Taubenzucht und mein Vater hat sich auf den Weinanbau ver-standen, erzhlt er stolz.
Der junge Christian Bind ging bei den Brdern Haeberlin im Elsass in die Lehre. Doch die Reiselust fhrte ihn ber Umwege zum Falsled Kro auf Fnen, wo das Zusammentreffen mit seiner Frau Pia sein Schicksal besiegelte. Damals erffnete er das Res-taurant Chez Paul in Flensburg. Nach nur einem Jahr erhielt Christian Bind fr seine Kochknste vor Ort einen Stern im Michelin-Fhrer. Kurz dar-auf warb der Kollunder Fakkelgaarden mit Erfolg um den Spitzenkoch und drei Jahre spter erffnete Christian Bind sein Restau-rant Bind. 15 Jahre im Grenzland sind es mittlerweile geworden. Die naturbelassene Schnheit entlang des Flensburg Fjord ist lngst zur Heimat des Franzosen geworden.
Wenn man jeden Morgen beim ffnen seiner Augen ber den traumhaften Fjord blickt, geht einem die Gegend unter die Haut. Die Umgebung bedeutet mir viel, keine Frage. Meine Inspiration finde ich in den guten dnischen Lebensmitteln, die ich mit den stolzen Traditionen franzsischer Kochkunst kombiniere, erzhlt Christian Bind.
...oder hol dir fangfrischen
Fisch direkt vom Kutter!
Scholle, Barsch und Konsorten.bekommst du tglich frisch,
z.B. am Hafen in Langballigau. In Flensburg findet in regelmi
-
gen Abstnden sonntags ein Fischmarkt statt.
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In Dnemark bentigst du eine Angelkarte. Diese be-kommst du in jedem Turistbureau oder bei Vorbestellung vom Kapitn. Kontakte und welche Fische du zu welcher Jahreszeit fngst auf www.fjordregion.de/maritim
Fischverkauf am Hafen von Langballigau
Selbst gefangen
Das Restaurant Bind vo
m
Fjord aus gesehen
Gute Lebensmittel als Inspiration
Petri heil!
Der Fisch amHaken
Mnnlein und Weiblein, Jung und Alt. Mit einem Fischkutter stic
ht ein deutsch/
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mmark, Fynshav,
Aabenraa und Snderborg. Die meisten Touren dauern 3-4 Std
. und kosten ab
100 DKK. An Bord kannst du oft Wrstchen, Kseschnitten, Spru
del, Bier o. Kaf-
fee kaufen. Die meisten verleihen auch die Angelausrstung.
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Den heutigen Arbeitseinsatz auf dem Fjord bespricht man bei ei-ner dampfenden Tasse Kaffee. D sn, d ska`v`, Kedde (Genau so solls sein, Kedde) sagt der Nachbar im Snderjysk-Singsang, dem Dialekt der Sdd-nen, ber Christian Binds Einsatz als Skipper. Der Chefkoch lacht und hat sich ganz offenbar da-ran gewhnt, Kedde genannt zu werden, der besondere nord-schleswigsche Spitzname fr Christian. Der regionale Dialekt bereitet ihm anscheinend keine besonderen Probleme. Ich kann fnf Sprachen sprechen, sagt er, Franzsisch, Deutsch, Englisch, Dnisch und Snderjysk.
Als wir die warme Stube verlas-sen, schttelt sich Christian Bind doch ein wenig im rauen, kalten Herbstwetter. Das Klima ist der einzige Minuspunkt fr Dne-mark, sagt er lchelnd zum Ab-schied, bevor er in seine Kche entschwindet, um das Essen fr seine Abendgste zuzubereiten.
Alle Gste genieen ihren Aperit
if
bei einem Blick hinter die Kulisse
n.
Genau so...
Der Meister bei der A
rbeitFakkelgaarden mit gehobener Kche
01 - Frisch gefangen im Fjord
02 - Der Fisch in der Pfanne
03 - Das fast fertige Gericht
04 - Das leckere Fischgericht fertig auf dem Teller zubereitet
Feine Kche...
01 02 03
04
Als Chefkoch eines 5-Sterne Hotels wei Dirk Luther um die kulinarischen Bedrfnisse von Einheimischen, Touristen und Geschftsrei-senden. Mit buchstblich ausgezeichneter Kche seine kulinarischen Kompositionen erhielten bislang zwei Sterne im Guide Mi-chelin, sowie 17 Punkte im Guide Gault Mil-lau trifft der Spitzenkoch tagtglich den Geschmack der Fjordregion.
Wie schmeckt die regionale Kche entlang des Fjords, Dirk Luther? Zartes Rindfleisch. Salzwiesenlmmer. Und na-trlich frischer Hering und Dorsch handwerklich perfekt zubereitet. Ich persnlich praktiziere eine internationale Kche, die ich aber gerne mit regio-nalen Produkten ergnze. Wenn lokale Lebensmit-tel perfekt sind, muss ich schlielich nicht erst um die ganze Welt reisen.
Sie kamen 2006 aus Hamburg an das Hotel am Flensburg Fjord. Wie arbeitet es sich als Kchen-chef im uersten Norden Deutschlands mit Blick auf Dnemark?Ich mag das Leben hier oben sehr. Durch die Nhe zu Dnemark ist die Esskultur vielseitiger. Ich mag das Miteinander zweier Kulturen, zweier Spra-chen. Viele unserer Gste kommen aus Skandina-vien und schtzen gerade unsere Vielfalt aus regi-onalen Produkten und internationaler Kche.
Was ist Ihr persnliches Lieblingsessen?Gekochter Tafelspitz mit Meerrettichsoe und Bouillon-Kartoffel.
Internationale
Kcheunter Verwendungregionaler Spezialitten
Welche Ansprche stellt der anspruchsvolle Restaurantbesucher von heute an einen Chefkoch?Er erwartet hochklassige Kche auf internationalem Niveau. Einfach nur Hering an Bratkartoffeln als regionales Gericht zu servieren, reicht lngst nicht mehr aus. Aber auf internationalen Standard mssen Gs-te der Fjordregion heutzutage ja nicht mehr verzichten. Da hat sich in den vergangenen Jahren viel weiterentwickelt.
Geht man als Chefkoch auch selbst mal gerne essen?Ja, das tue ich schon ab und zu. Aber dann meistens in Frankreich oder Spanien, um neue Eindrcke zu gewinnen.
...mit Dirk Luther
Schne Aussichten vom Alten Meierhof
Speisen mit Blick auf den Fjord
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In ganz Schleswig gibt es guten und fruchtbaren Ackerboden, der seit jeher ideale Bedingungen fr die Landwirt-schaft bietet. Daraus entstand eine le-bendige Kche und so ist es keinesfalls ein Zufall, dass sich in der Region Gour-metrestaurants und Sternekche wie Per-len an einer Schnur aneinander reihen. Spezialisiert haben sie sich auf die Kom-position traditioneller regionaler Gerich-te, kombinieren dabei edle Zutaten mit stolzer Handwerkstradi-tion und kreieren so eine variantenreiche Kche mit unzhligen saisonalen Ge-schmackserlebnissen.
Wenn beispielsweise im spten Frhjahr alles grnt und spriet, bereitet man Kla-re Suppe mit sieben Sorten Grn oder nicht zuletzt die einzigartige Sauerrahm-suppe zu, die durch die besondere Zutat einen frischen, suerlichen Geschmack erhlt. Im Sommer wird hufig das regio-nale Gericht Schnsch serviert, das aus den ersten frisch geernteten Gemsen
Esskulturwie Erbsen, Mhren und Kartoffeln be-steht. Die Mahlzeiten des Herbstes sind geprgt von der Erntezeit mit Beeren und Obst und natrlich Grnkohl, der auf vielerlei Weise auf den Menkarten des Herbstes vorzufinden ist.In der Hochzeit des Winters zeigen sich mitunter deutliche Unterschiede zwi-schen dnischer und deutscher Esskultur. Whrend in Dnemark oftmals Schwar-tenbraten zum Hauptgang und Reisbrei
als Nachtisch auf dem Weih-nachtsabendmen stehen, isst man sdlich der Grenze eher Entenbraten, Roastbeef oder schlicht und einfach Kartoffelsalat mit Wrstchen,
weil es einfach zuzubereiten ist und so mehr Zeit fr das Miteinander bleibt. Den Silvesterabend verbringt man sdlich der Grenze oftmals bei Fondue oder Raclette, whrend der Sddne stolz die Tradition pflegt, am letzten Tag des Jahres Grn-kohl mit Kohlwrsten, Kassler oder geru-chertem Schinken zu servieren.
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tereien ber destillierten Hochprozentigen, Cidres, Hoflden, Ei
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produkte. Nicht zu vergessen sind natrlich die bekannten Braue
reien.
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Nougatbuchige Napoleon-Schnitten, Kranzkuchen voller Rosi-nen und salzig gebuttertes Steiggebck als kulinarische Her-ausforderung in den Abendstunden die sddnische Kaffeeta-fel (Snderjysk Kaffebord) hat es buchstblich in sich. In seiner literarischen Erzhlung Jtlndische Kaffeetafeln beschreibt Schriftsteller Siegfried Lenz eine gleichwohl berwltigende ku-linarische Eigenart der Grenzregion als Genuss, Kummer und Wohltat in einem. Der 1926 in Ostpreuen geborene Schrift-steller verbrachte 30 Sommer lang in seinem Ferienhaus auf Alsen, lebt mittlerweile in Hamburg sowie auf der dnischen Insel Fnen. Mit den Inhabern des Restaurants Bind verbindet Siegfried Lenz eine langjhrige Freundschaft, hier heiratete er im Sommer 2010 die Dnin Ulla Jespersen. Gelegentlich veran-staltet das Restaurant Bind Lesungen mit dem Autor.
Herr Lenz, an wievielen Sddnischen Kaffeetafeln haben Sie bereits teilgenommen, um das se Geschlemme derart de-tailliert wiedergeben zu knnen?Nun, sagen wir zehn. Zehn Einladungen zu nordschleswigschen Kaffeetafeln durfte ich annehmen und alle habe ich berlebt. Es war jedes Mal eine unglaubliche Wohltat, eine wuchtige Her-ausforderung sondergleichen.
Wo liegt der se Unterschied zum gedeckten deutschen Kaffeetisch?Ich bin kein Dnemark-Experte und habe lediglich Erfahrun-gen sammeln knnen. Meiner Meinung nach ist der dnische Schichtkuchen etwas ganz Besonderes. Ein Wohlgeschmack, der eine deutsche Torte in Se und Geschmack bei Weitem zu bertreffen vermag.
Was empfinden Sie als typisch fr die Grenzregion Dnemarks?Vor allem eins: Auf mich hat das wunderbare Prinzip der Nach-barschaft, der gegenseitigen Hilfe, immer wieder besonders Eindruck gemacht. Diese permanente und oft ungefragte Hilfs-bereitschaft ist eine beeindruckende Eigenart, die ich im Grenz-land erlebe. Eine wirklich grenzenlose Hilfsbereitschaft.
Sddnemark Eine wuchtige Herausforderung
inSes
Siegfried Lenz bei einer seiner Lesungen im Restaurant Bind
Im Interview mitSiegfried Lenz
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Dort drinnen angekommen, wird schnell klar, warum Mette Ohlsen in der alten Scheune Quartier bezogen hat und das alte Stubenhaus als Atelier nutzt. Licht flutet durch groe Fensterpartien bis hinauf unters Scheunen-dach. Gemtliche Ecken, wohin man auch blickt. Alte Tren verleihen dem hellen Raum Atmosphre. Worte wie charmant oder idyllisch liegen dem Betrachter auf der Zunge. Doch das Ambiente ist mehr als das. Es hat Seele. Ohne Frage hat jeder einzelne Gegenstand im Raum eine Geschichte zu erzhlen. Ebenso wie die Be-wohnerin.
Denn Mette Ohlsen hat viel erlebt. Sie, die als Zehnjhri-ge in ein Kinderheim auf Sylt kam und dort die dnische Schule besuchte, nachdem ihre Mutter einen Deutschen geheiratet hatte. Die spter vom Rektorenpaar wie ein eigenes Kind aufgenommen wurde und fortan als Teil der dnischen Minderheit auf Sylt lebte.
Im Interview mitMette Ohlsen
Eine Minderheit ist etwas Besonderes. Eine ge-schlossene Gemeinschaft, in der man zusammenhlt, vielleicht auch ein wenig zu sehr fr sich bleibt. Aber meine Pflegeeltern waren gegenber den Deut-schen niemals negativ. Sie sagten immer: Was im Krieg passiert ist, sei das eine. Dem einzelnen Men-schen aber msse man stets mit Respekt begegnen, erinnert sich Mette Ohlsen.
35 Jahre lang lebte sie in Deutschland, bevor sie 1984 auf jenen Hof am Sdende der Insel Als zurckkehr-te, den ihre Mutter als Sommerhaus gekauft hatte. Dort lebt sie seither als Knstlerin. Whrend wir den Hofplatz berqueren, um ihr Atelier zu besichtigen, erzhlt sie von ihrer Verwunderung ber die zeitwei-se recht hitzig gefhrten Debatten ber Auslnder in Dnemark.
Ich selbst habe ja erlebt, wie es sich anfhlt, in ei-nem fremden Land zu leben. Wie man sich integrie-ren soll, es aber nicht gelingt. Und wenn berhaupt, dann erst viel, viel spter. Wenn Menschen in einer fremden Kultur sind, finden sie sich doch rein instink-tiv mit Gleichgesinnten zusammen und singen Lieder aus der Heimat. Es ist verwunderlich, dass wir nicht toleranter sind. Schlielich wollen wir auch dann als Dnen wahrgenommen und akzeptiert werden, wenn wir uns im Ausland befinden. Und in Deutsch-land habe ich als Dne nie etwas Negatives erlebt. Man fand das wohl charmant.
Die lebensfrohe Knstlerin mit den roten Haaren und den groen Augen scheint voller Lebensfreude zu sein. Inzwischen sind wir drinnen in ihrem Atelier angekommen. Hier stehen einige hbsche, rund zwei Meter hohe Holzschnitzereien, die Mette Ohlsen fr ein Rehabilitationscenter angefertigt hat, in dem Menschen lernen, mit Gehirnverletzungen zu leben.Ich hatte fr die Neurologische Abteilung des Sn-derborger Krankenhauses etwas gestaltet. Daraufhin kamen andere und sagten: Sowas wollen wir auch haben. Das kann ich nicht machen, habe ich ent-gegnet. Ich kann lediglich etwas entwerfen, das zu euch passt. Also ging ich nach Hause und versetz-te mich eine Zeit lang in die Welt der Gehirnge-schdigten.
Mette Ohlsen grinst ber das ganze Gesicht. Fr sie sei es normal, sich durch Selbstversuche in andere Menschen hineinzufh-len, sagt sie. Wenn ich beispielsweise jemanden sehe, der ein Ei auf ganz besondere Art isst, beob-achte ich das sehr genau. Wie macht er es? Wie wird der Lffel gehalten, wie zum Mund gefhrt? Und dann gehe ich nach Hause und versuche, es haargenau so nachzu-machen. Einfach nur, um nachzuvollziehen, wie es sich anfhlt.
Es ist einer jener Herbsttage: Nebel bedeckt die Felder. Gelbe, rote und brau-ne Bltter glnzen in der Feuchtigkeit. Niemand scheint da zu sein, auf jenem Hof im Sden der Insel Als. Der ehemalige Bauernhof wirkt ausgestorben. Doch dann, ein Lebenszeichen! Aus der Scheune ertnt eine frhliche Stim-me: Ich wohne hier drben!, ruft sie.
Kunst in der Fjordregion
Mette Ohlsen (geboren 1944),
ausgebildet an der Kunstakademie in Hamburg. Sie hat
berall in der Welt ausgestellt, aber
natrlich primr in Deutschland und
Dnemark.
Und wie fhlt und denkt man in der Welt der Hirnge-schdigten? Die Knstlerin dachte nach und machte Huser zum Thema ihrer Holzschnitte. Erst dachte ich an Vgel. Vgel wollen frei sein. Aber dann dach-te ich, nein, nein. Mein hirngeschdigtes Ich hat-te Angst vor Vgeln. Es musste etwas Sicheres sein. Und Huser kein Mensch hat Angst vor Husern!. Mette Ohlsen schmunzelt erneut. Auch die Wahl des Materials berlie sie nicht dem Zufall. Bewusst ent-schied sie sich, die Kunstwerke fr den langen Gang im Krankenhaus aus Holz herzustellen. berall war Plastik und Linoleum. Ich wollte den Menschen vor Ort etwas Anderes bieten. Ein Gegengewicht zur Krankenhausatmosphre. Ich hatte keinerlei Vorga-ben zu befolgen. Also entschied ich, etwas ganz Neu-es zu machen. Und ich hatte nie zuvor mit Holz gear-beitet. Ich bin eben wie ein Kind, das immer wieder Neues erkunden will. Das macht Spa. Ich hatte keine Ahnung, dass ich sowas entwerfen knnte. Aber jetzt kann ich es und ich werde es nicht nochmal machen. Ich will neugierig bleiben und mich immer wieder neuen Herausforderungen stellen.
Mette Ohlsen redet lebhaft und nahezu ununter-brochen. Die Batterie des Aufnahmegerts ist mitt-lerweile leer. Whrend wir zurck ber den Hofplatz laufen, reden wir ber die Unterschiede zwischen dnischer und deutscher Kunst. Als ich nach Dnemark zurckkam, fehlte mir der scharfe Dialog ber Kunst, wie man ihn in Deutschland stets gefhrt hat. Dinge klar zu benennen, sich gedanklich weiterentwickeln. Dnen werden ger-ne selbstzufrieden und denken dann Wir sind die Besten in... Allem oder Wir sind die kreativen Kpfe. Andere Lnder haben jedoch weitaus kre-ativere Kpfe hervorgebracht. Wir sind keine Welt-meister des Geistes.
Die Fjordregion hat fr Kunstinteressierte jede Menge zu bietenDas Kunstmuseum Brundlund Slot zeigt regel-mig wechselnde Ausstellungen mit lokalen Knstlern, Gegenwartskunst sowie kunstge-schichtlichen Themen. In einem Saal des Schlosses ist eine Sonderausstellung der C. W. Eckersberg-Sammlung zu sehen.
Im Snderborger Schloss befindet sich eine groe Sammlung vorrangig alter und wertvoller Kunstwerke. Zudem stellen regelmig moderne Knstler ihre Werke in Sonderausstellungen aus.
Auf dem Museumsberg hoch ber den Dchern der Stadt Flensburg wird Schles-wigsche Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1200 und 1900 gezeigt. Mit einer Ausstellungsflche von rund 3.000 Quadratmetern zhlen die beiden Gebude des Museumsberges zu den grten Museen Schleswig-Holsteins. Darin finden Besucher Werke u.a. von Erich Heckel, Ernst Barlach und Emil Nolde. Direkt ne-ben dem Museum befindet sich ein hbscher Park.
Im Skulpturenpark Augustiana reihen sich stolze und zumeist auch stattliche Werke von Knstlern aus vier Generationen aneinander. Knstler, die allesamt zu den bedeutendsten Bildhauern Dnemarks zhlen. Das Kunstcenter von Au-gustiana prsentiert im Palais des Schlosses zudem mittelgroe und kleinere Skulpturen, Installationen sowie Grafikkunst und Gemlde.
Die Knstlerkolonie EgernsundEinst strmten Knstler in Scharen in das kleine Dorf am Flensburg Fjord namens Egernsund. Zwischen 1875 und 1920 entwickelte sich in Egernsund eine Knstlerkolonie. Der Kunststil jener Epoche lag zwischen Natu-ralismus und Expressionismus und so waren krftige Farben und intensive Momentauf-nahmen die neuen Lieblinge der Kunstsze-ne. Vor diesem Hintergrund kam Egernsund
eine ganz besondere Rolle zu: Die wechselnden Lichtverhlt-nisse vor Ort lieferten Malern einzigartige Bedingungen. Als Egernsund nach
dem Volksentscheid 1920 wieder dnisch wurde, kehrten viele Knstler nach Deutschland zurck und die Kolonie verlor an Bedeutung. So kam es, dass die Egernsund-Maler in Deutschland noch heute anerkannt und wertgeschtzt sind, whrend sie in Dnemark weitestgehend unbekannt sind.
Kunstgeschichtlich bezeichnet man die Kolonie heute als deutsch. Tatschlich stammen aber mehrere der Maler aus jenen Gegenden, die bis 1864 der dni-schen Krone unterstellt waren. Nach der Neufindung der Grenze nahmen viele Dnen Abstand von allem, was deutsch war und durch den Zweiten Weltkrieg nahm diese Tendenz weiter zu. Mit dem Ergebnis, dass nur ganz wenige kunstin-teressierte Dnen die Egernsund-Maler bewusst wahrgenommen haben. Heute hngen die meisten ihrer Werke auf dem Flensburger Museumsberg. Das Muse-um hat rund 100 Malereien, wovon etwa 50 in einer Dauerausstellung zu sehen sind. In Dnemark sind nur wenige Werke ffentlich zu besichtigen. Beispiels-weise im Schloss Snderborg oder in Aarhus. Diese Bilder sind jedoch ohne ihren geschichtlichen Zusammenhang ausgestellt und tragen somit nicht dazu bei, die faszinierende Knstlerkolonie von einst widerzugeben. Aufmerksame Betrachter hingegen knnen sich indes noch heute von den einzigartigen Licht- und Lebensverhltnissen vergangener Knstlerkolonie-Zeiten berzeugen.
Weitere Informationen zu den Museen und Kunst in der Fjordregion auf www.fjordregion.de
Immer neugierigbleiben...
Skulpturenpark Augustiana
Egernsund
INFO
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Stefanie Dibbern, 43, muss man nicht lange fragen, was die Natur am Fjord ausmacht. Obwohl sich die passionierte Berg-steigerin mit beeindruckenden Alpenpanoramen gut auskennt, fhlt sie sich in der gemtlichen Fjordlandschaft zuhause. Der Grund, warum sie beinahe schon zwanzig Jahre im Norden, in Hrup, wohnt: Der Flensburg Fjord bietet dem Auge trotz der Weite des Meeres einen gewissen Halt. Das unterscheidet diesen Fjord von den anderen Frden entlang der deutschen und dnischen Kste. Zwischen Holnis und Broager mit seinen imponierenden Kirchtrmen findet man so einen Ort: Das ist ein schner, weiter Horizont. Gut ausgeschildert und leicht zu finden. Per Bus, zu Fu, mit dem Fahrrad und vom Wasser na-trlich auch. Doch die Natur- und Landschaftsfhrerin bleibt am liebsten in ihren Wanderschuhen und lockt Alt und Jung in die einheimische Landschaft, die voller Schtze ist. Die Natur sei an keiner Stelle einschchternd, sondern gerade durch die klei-nen Schnheiten enorm abwechslungsreich.
Man muss genau hinsehen und das mache den Reiz der Land-schaft aus. Sie prsentiert sich nicht jedermann, sondern er-schliet sich erst, wenn man sich Mhe gibt. Umso nachhaltiger der Eindruck.
Wiesen, Wege und Wlder der Nebentler stehen dabei ein wenig im Schatten des Flensburg Fjord. Diese wurde vor Jahr-tausenden von einem Gletscher ausgeschoben und abgeho-belt. Im rechten Winkel dazu stehen aber unheimlich viele,
kleine Seitentler, teilweise von alpiner Steilheit. Der riesige Gletscher zog sich nmlich nicht einfach wie eine Gummizunge zurck, sondern schmolz ber viele Jahre. Vorne heraus schoss eine trkis-milchige Wassergischt aus dem Gletschertor. Unter dem Gletscher lief aber ebenfalls das Wasser ab und formte ein einzigartiges Geflecht von Tunneltlern, von denen eines der bekanntesten das Krus Tunneldal (Krusauer Tunneltal) ist: gut erschlossen und hervorragend beschildert. Fr Kinder, die mit dem Mountainbike unterwegs sind, ein Highlight. Vor allem, wenn man auf dem Gendarmenpfad, dem Rckgrat der d-nischen Fjordseite,