Gut genug oder immer am Besten? - baselland.ch · 2020. 10. 7. · Gut genug oder immer am Besten?...

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Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

05.02.2020

KD Dr. med. Dagmar Pauli

Gut genug oder immer am Besten? Risiken und Chancen im Umgang mit Förderung und Überforderung von Kindern und Jugendlichen

Seite Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 05.02.2020

Pathogenese Salutogenese

Was macht Kranke krank? Was erhält Gesunde gesund?

Prävention Gesundheitsförderung

Vermeidung von Risikofaktoren

Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren

Früherkennung Behandlung

Primär Sekundär Tertiär

Förderung von Gesundheit und Früherkennung

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Pathogenese Salutogenese

Was macht Kranke krank? Was erhält Gesunde gesund?

Prävention Gesundheitsförderung

Vermeidung von Risikofaktoren

Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren

Früherkennung Behandlung

Primär Sekundär Tertiär

Förderung von Gesundheit und Früherkennung

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Überforderungsdepression im Kindes- und Jugendalter - ein relevantes Gesundheitsproblem!

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Themen, welche Jugendlichen Sorgen bereiten

Befragung 2017/2018 zu Gesundheit und Lebensstil von Jugendlichen der Stadt Zürich Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich, N = 1.678, 2. Sek Schülerinnen und Schüler

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Anzahl Jugendlicher, die sich durch die Schule ziemlich oder sehr gestresst fühlen

6

HBSC-Studie Schweiz, 2014

Jugendliche, die sich durch die Schule mehr gestresst fühlen, haben eine geringere Lebenszufriedenheit und mehr psychische Störungen

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Zukunftssorgen und Suizidalität von Jugendlichen

Befragung 2007/08 zu Gesundheit und Lebensstil von Jugendlichen der Stadt Zürich Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich, N = 1.678, 2. Sek Schülerinnen und Schüler

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Gesundheitszustand und Lebensstil Sekundarschülerbefragung 2012/2013

Beschwerden täglich, bzw. mehrmals wöchentlich: Mädchen > Buben

17% Rückenschmerzen

15% Kopfschmerzen

11% Bauchschmerzen

13% andere Schmerzen

Sekundarschülerbefragung der Stadt Zürich, n=1.757. Schulgesundheitsdienst, Wiegand et al., 2013.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Il servizio sanitario della città di Zurigo nel 2012/2013 ha fatto un indagine con alunni della Scuola Secondaria di primo grado sullo stato sanitario e sullo stile di vita. Sono stati interrogati p.e. la località e la frequenza di dolori. Il 17% degli alunni riferiva dolori alla schiena piu volte alla settimana oppure giornalieri, il 15% dolori alla testa, l’11% dolori addominali e il 13% riferiva altri dolori. Le ragazze in questa indagine soffrivano piu frequentemente di dolori rispetto ai ragazzi.

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Pathogenese Salutogenese

Was macht Kranke krank? Was erhält Gesunde gesund?

Prävention Gesundheitsförderung

Vermeidung von Risikofaktoren

Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren

Früherkennung Behandlung

Primär Sekundär Tertiär

Förderung von Gesundheit und Früherkennung

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Entstehung eines Burnouts

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Entstehung eines Burnouts

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Fragen

• Hast du manchmal das Gefühl, dass alles zu viel wird?

• Wie oft denkst du an die Schule und wann?

• Wie tankst du Energie auf?

• Wann hast du Pause?

• Hast du Sorge, etwas nicht zu schaffen?

• Was würde geschehen, wenn du eine schlechte Prüfung / ein schlechtes

Zeugnis bekommst?

• Wenn du nicht schlafen kannst, worüber denkst du nach?

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Frühwarnzeichen

• Lernt andauernd

• Lernt Abends lange bis zum Schlafen

• Kann nicht einschlafen wegen Schulsorgen

• Bedrückt

• Lacht wenig

• Spricht nur noch von Schule und Lernen

• Hat psychosomatische Beschwerden

• Äusserungen:

„Ich kann das nicht schaffen…“

„Es ist alles zu viel…“

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Symptome einer Erschöpfungsdepression bei Kindern und Jugendlichen

• Gedrückte Stimmung

• Antriebsminderung

• Interessensverlust und Freudlosigkeit

• Verminderte Konzentration

• Vermindertes Selbstwertgefühlt und Selbstvertrauen

• Psychosomatische Beschwerden: Kopfschmerz, Bauchschmerz…

• Schlafstörungen

• Schuldgefühle

• Pessimismus

• Eventuell Suizidalität

Die Symptome der Depression wirken sich negativ auf den Schulerfolg aus

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Der Teufelskreis des Burnouts

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Erschöpfung Antriebsminderung

Selbstzweifel Verminderte Konzentration

Schlafstörungen Psychosomatische Beschwerden

Verminderte Schulleistungen Schulabsentismus

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Schulabsentismus

Kind/Jugendlicher geht nicht in die Schule

Angststörung

Depression

Soziale Problematik

erhöhter Medienkonsum

schwere Verhaltensstörungen macht andere Dinge statt Schule

Antriebslosigkeit Freudlosigkeit Gereiztheit, Rückzug

erhöhte Ängstlichkeit Vermeidung

Soziale Ausgrenzung

Prüfungsangst Soziale Ängste

Mobbing

Schulangst

Halluzinationen Paranoide Ängste

selten:

Psychose

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Gründe für den Schulabsentismus

Befragung 2017/2018 zu Gesundheit und Lebensstil von Jugendlichen der Stadt Zürich Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich, N = 1.678, 2. Sek Schülerinnen und Schüler

Vorführender
Präsentationsnotizen
Knaben geben im Vergleich zu Mädchen häufiger an, die Schule geschwänzt zu haben, weil sie die HA nicht gemacht haben (31%versus 18%). Jugendliche, die Hinweise auf eine Angststörung zeigen, blieben in häufiger mehrmals der Schule fern als Jugendliche, die keine Hinweise auf eine Angststörung aufweisen (13% versus 6%). Ebenso Jugendliche mit Kopfschmerzen im Vergleich als Jugendliche, die seltener oder nie Kopfschmerzen haben (10% versus 6%).

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Depressionen bei Jugendlichen - Symptomatik

• Trauer, Verzweiflung • ev. innere Leere • Motivationslosigkeit • Antriebslosigkeit • Rückzug • Reizbarkeit, Aggressivität • Leistungsabfall • Appetitstörung • Schlaflosigkeit • Suizidalität • Stimmungsschwankungen • Selbstverletzungen • oft abends grosse Schwankungen • seltener Morgentief

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Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen

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Was können Bezugspersonen tun?

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Umgang mit Schlafstörungen

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Ursachen erkennen • Überforderung im Alltag • Depressives Gedankenkreisen • Verhaltensproblem (Einschlafweigerung)

Einschlafrituale • Regeln für blaues Licht • Ruhige Beschäftigung • Strukturiertes Beziehungsangebot

Schlafrhythmus optimieren • Schlafdauer ermitteln • Schrittweise früheres Einschlafen • Kein Tagesschlaf / kein langes Ausschlafen

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Lasst mich doch einfach mal in

Ruhe!

….es versteht mich ja doch niemand

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Ins Gespräch kommen….

„Ich habe gemerkt, dass du in letzter Zeit so gestresst wirkst. Kann es sein, dass

dir manchmal alles zu viel wird?“

„ Ich habe beobachtet, dass du in letzter Zeit abwesend gewirkt hast. Ist

irgendetwas los?“

„Mir ist aufgefallen, dass du seit einiger Zeit nicht mehr so fröhlich wirkst und da

habe ich mir Sorgen gemacht, ob es dir nicht gut geht.“

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Themen für Gespräche mit Jugendlichen und ihren Familien

• Umgang mit Druck

• Ansprüche / Ziele

• Plan B

• Stundenplan inklusive Hobbies

• Pausen

• Ressourcenaufbau

• Erholung, Ausgleich

• Erfolgserlebnisse

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Bei starken Zeichen von Depressivität und Überforderung Konkret nach Suizidalität fragen:

„Das klingt sehr belastend. Hast du in dieser schwierigen Situation denn schon mal daran gedacht, dass du gar nicht mehr leben willst?“

„Deine Situation ist nicht einfach. Ich kann gut verstehen, dass du manchmal sehr

verzweifelt bist. Ist es denn schon mal so weit gegangen, dass du dir sogar etwas antun wolltest?“

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Entstehung eines Burnouts

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Prophylaxe eines Burnouts: Anforderungen senken

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Anforderungen Eigene Kräfte

Notenbefreiung Aussetzen des Promotionsentscheides Schulwechsel

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Prophylaxe eines Burnouts: Ressourcen erhöhen

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Anforderungen Eigene Kräfte

Erholungszeiten schaffen Selbstbewusstsein aufbauen Ernährung / Schlaf regulieren

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Burnout und Ressourcen

• Drohende oder tatsächliche Ressourcenverluste

• Mangel an Gelegenheit, Ressourcen aufzubauen

• Ständige erfolglose Investition von Ressourcen

• Minimale Ressourcengewinne

Ressourcenverlustspirale

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Ressourcenerhalt als wichtiges Mittel der Burnout- Prophylaxe

Burnout aus ressourcentheoretischer Perspektive Buchwald und Hobfoll, 2004

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Pathogenese Salutogenese

Was macht Kranke krank? Was erhält Gesunde gesund?

Prävention Gesundheitsförderung

Vermeidung von Risikofaktoren

Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren

Früherkennung Behandlung

Primär Sekundär Tertiär

Förderung von Gesundheit und Früherkennung

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Mechanismen der Schwächung des Selbstwerts / der Selbstwirksamkeit

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Gelernte Hilflosigkeit • Geringe Reaktionen auf Beziehungsverhalten • Wenig Gegenseitigkeit • Eigene Aktivität wird nicht beantwortet

Abwertung • Überwiegen des neg. Feedbacks • Ständige Ermahnungen • Ständige neg. Vergleiche mit anderen

Überbetreuung • Zu viel Lob (ohne Anstrengung) • Schwierigkeiten aus dem Weg räumen • Eigenständigkeit wenig gefördert

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Selbstwirksamkeit Ich kann etwas bewirken! Problemlösefertigkeiten Ich kann eine Schwierigkeit selbständig überwinden! Beziehungsfähigkeit Ich kann anderen helfen und mir Hilfe holen!

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Umgang mit Ansprüchen

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Was bedeutet «gut genug»?

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Was kann das Umfeld tun?

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transparente Regeln und Strukturen

angemessener Leistungsstandard Förderung

Grundlage in der Beziehung Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Kind

Zeitressourcen

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Pablo Picasso: Le Bouquet