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28.02.2016
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Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh – Schwerpunkt Prophylaxe
Staufenbiel, R.Klinik für Klauentiere an der Freien Universität Berlin
Königsweg 65, 14163 Berlin Rudolf.Staufenbiel@fu-berlin.de
Volatilität der Weltmarktpreise für Milch / Milchprodukte(Preis für 1000 kg Milchpulver in US$)
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Anzahl Milchviehhalter
Anzahl Kühe proMilchviehhalter
Anzahl Milchkühe in Deutschland in Mio
1984 369 000 15,1 5,38
02.04.1987 Einführung der Milchquote
01.04.2015 Wegfall der Milchquote
01.05.2015 74.762 57,3 4,29
35 (BY) bis 228 (MV);47 % in Herden > 100; 10 % in Herden > 500
% von 1984 20,2 379 79,7Prognose 2020(Bruns et al. 2012)Vollerwerbs-betriebe
< 10 000 200 – 500Ø 350
3,50(80%)
Tierärztliche Bestandsbetreuung durch spezialisierte Tierärzte,1000 Tierärzte mit überdurchschnittlichem Einkommen
Nebenerwerbs-und Hobbytier-haltung
30 000 1 -50Ø 30
0,90(20%)
lokale Tierarztpraxis, kurative Tätigkeit, geringer Anteil am Umsatz, Versorgungssicherheit?
Milchkuhhaltung in Deutschland
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"Rinder-Mann geh' Du voran: Wieder ist ein Held aus unserer Mitte aufgestanden". Mit diesen Worten beginnt ein Artikel der Tierrechtsorganisation Animal Peace, der am 10. Januar dieses Jahres auf der Website viva-vegan.info veröffentlicht wurde. Unter der Überschrift "Ein Bulle nimmt Rache" äußerte die Tierrechtsorganisation ihre große Freude über einen Unglücksfall, bei dem ein 61-jähriger Landwirt aus Nümbrecht bei Köln von einem Bullen getötet worden war. Silke Ruthenberg, die Vorsitzende des Vereins Animal Peace, bezeichnete den getöteten Landwirt als "Sklavenhalter".
Staatsanwaltschaft München stellt Verfahren ein.Der Jubel über einen Bullen, der einen Landwirt tötete, sei nicht strafbar und durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, das hier höher zu bewerten sei als die Würde eines Verstorbenen.
Ausgaben
Einnahmen
Aus
gabe
n / E
inna
hmen
in €
Milchleistung in kg / Kuh und Jahr
Bereich der ökonomischen Rentabilitiät
Verlust Verlust
Leistungssteigerung in der Milchproduktion als einein sich selbstlimitierender Prozess
Bereich der Gewinnoptimierung
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Tierarztpraxen Tierkliniken
Gesamtzahl 10 554 231 davon
152745
KleintierePferdeNutztiere
Praktizierende Tierärzte
Gesamtzahl 19 455
1,8 Tierärzte pro Praxis/Klinik
Tierärzteschaft in Deutschland Stand 31.12.2014Deutsches Tierärzteblatt 63 (Heft 5) (2015) 670 – 683
Schlüsselfrage zeitgemäße Struktur der Tierarztpraxen
- Territorialprinzipalle Tierarten werden im Praxisgebiet tierärztlich versorgt
- VerfügbarkeitsprinzipSicherung eines ständigen 24-Stunden-Bereitschaftsdienstes
- KompetenzprinzipSpezialisierung im Tagesdienst bei Erhalt der Fähigkeit zurBehandlung aller Tierarten im Praxisgebiet im Notdienst
- SozialprinzipGewährleistung geregelter Arbeitszeiten
- QualifikationsprinzipSicherung der kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung
Erfüllung des vom Landwirt geforderten Leistungskatalogs für die tierärztliche Betreuung seiner Milchkuhherde
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Bestandsbetreuung
- Gesunderhaltung des Einzeltieres und der Herde als gemeinsame Aufgabe aller für die Herde verantwortlichen Personen bzw. Berufsgruppen durch abgestimmtes Handeln
Drei qualitative Stufen der Bestandsbetreuung
(1) kurative BestandsbetreuungOrganisation der Zusammenarbeit Tierarzt/Landwirtbei der Behandlung von erkrankten Tieren
(2) problembezogene BestandsbetreuungBeseitigung eines Bestandsproblems
(3) prophylaktische BestandsbetreuungVermeiden des Auftretens von Bestandsproblemen
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Ziel der prophylaktischen Bestandsbetreuung
(1) Harmonisierung vonMilchleistungFruchtbarkeitsleistungTiergesundheit
(2) das vorausschauende Vermeiden der Entwicklung von Bestandsproblemen
(3) Vermeiden des Überschreitens vorgegebener Häufigkeitenbestimmter Erkrankungen
(4) Reduzierung der Häufigkeit subklinischer Erkrankungen
(5) Sicherung einer bedarfsgerechten Nährstoffversorgung
Voraussetzung Herdengröße ab 100 Milchkühen
Informationsquellen zur Risikokontrolle in der prophylaktischen Bestandsbetreuung
+ -MilchleistungFruchtbarkeitGesundheit
Stoffwechselprofil
Krankheiten/Abgänge
KuhsignaleFütterungskontrolle
Stalltests
Zuchthygienedaten
Milchkontrolldaten Körperkondition
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MilchleistungInappetenzSchwergeburtenNachgeburtsverhaltungenPuerperalstörungenFruchtbarkeitsstörungenFestliegen
Gebärpareselebertoxischtraumatisch
KetoseLeberverfettungLabmagenverlagerungIndigestionen
AzidoseAlkalose
KlauenerkrankungenReheZusammenhangs-trennungenSohlengeschwüre
FutteraufnahmeFutteraufnahme
Ketose - gelöst
mikrobiellePansenfunktions-
störung MPFS
Hypokalzämie-gelöst
Ketose
Hypocalcämie als Bestandsproblem
klinisch manifeste Hypocalcämie =
Gebärparese
Indigestionen
KetosePansenhypotonie Labmagenverlagerung
Lochiometra EndometritidenNachgeburtsverhaltungen Uterusvorfälle
Puerperalstörungen
subklinische Hypocalcämie
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Erkrankungshäufigkeit
- Kühe mit hoher Milchleistung - Milchviehrassen (Holstein-Friesian)- verfettete Kühe (BCS > 4)- ältere Kühe
selten/nie hochtragende Färsen/Jungkühezweite Laktation variabel (0,5% bis 10 %)ab dritter Laktation bis zu 20%
- Zielgröße in der Bestandsbetreuung- Herden <100 Milchkühe Inzidenz < 10 %- Herden >100 Milchkühe Inzidenz < 5 %
- effektives Prophylaxekonzept in großen Herden Inzidenz < 2 %
Laktationsnummer bei n=185 festliegenden Kühenn = 118 Fleckviehkühen = 67 Holstein-Friesian-Kühe
Laktationszahl
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Häufikgkeit
absolut (15) 12 41 51 25 21 10 7 2 1
relativ in % (8,1) 6,5 22,2 27,7 13,5 11,4 5,4 3,8 1,1 0,5
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Downer-cow-Syndrom24 Stunden nach Erstbehandlung kein Aufstehen
Primäres Festliegen
metabolischGebärpareseFettmobilisationssyndrom
toxischMastitis
Metritis
traumatischNervenlähmungMuskelschaden
sonstigeUrsachen
Fraktur
Sekundäres Festliegen
Druckschäden und Ischämien von Nerven und Muskeln
Tertiäres / endgültiges Festliegen
Ruptur von Muskeln und Bändern, Nervenschädigung
Verteilung des Abstandes zwischen Kalbung und Festliegen bei n=185 festliegenden Kühen in % n = 118 Fleckviehkühe / n = 67 Holstein-Friesian-Kühe
Krank-heits-beginn
a.p. 0-6 hp.p.
6-24hp.p.
24-48hp.p.
48-72hp.p.
> 72hp.p.
Me-dian
hFV
n=1185,1 30,5 45,8 14,4 1,7 2,5 10a
HF
n=671,5 26,9 43,3 19,4 3,0 5,9 16b
gesamt 3,8 29,2 44,9 16,2 2,2 3,8 11
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Klinische Stadien der Gebärparese
22,8 %
Stadium 2aKuh in Brustlage festliegend,ohne Störung des Sensoriums
57,2 %
Stadium 1Kuh noch stehend, ataktischer Gang, Tremor
Stadium 3 – GebärkomaKuh in Seitenlage festliegend, mit Störung des Sensoriums
8,3 %
5,0%Stadium 2bKuh in Seitenlage festliegend, mit Störung des Sensoriums
Laktationsparese- hypokalzämisches Festliegen in der Laktation unabhängig vom Kalbezeitpunkt
- plötzliche Futterumstellung- Auslösererkrankung verursacht plötzliche Inappetenz- Stress, Transport, Umgebungswechsel- klinische Bild der Gebärparese Typ 2a oder 2b- Diagnostik Hypokalzämie (Ca < 2,00 mmol/l)- Therapie intravenöse Kalziuminfusion- sehr gute Prognose, Aufstehen nach einer Kalziuminfusion
Gebärparese der Mutterkühe- häufig Hypokalzämie und Hypomagnesämie kombiniert- um den Abkalbezeitraum und in der Laktation- Futterumstellung / Weidewechsel- Behandlung mit magnesiumbetonten Kalziumlösungen
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Therapieempfehlung
1. Standardtherapie für alle Kühe mit Gebärparese15 - 20 - 25 mg Ca / kg Kuh
500 ml Ca -Gluconat-Lösung 24% i.v.
Cave! i.v. Infusion organische
streng intravenös Kalziumverbindungen
körperwarm besser verträglich
langsam
Herz-, Kreislaufkontrolle
2. Ergänzend300 ml Ca-Gluconat-Lösung 24% s.c.und / oderbei ungetrübtem Sensorium ein Ca-P-Gel/Bolus oral
Prognose – Gebärparese / Laktationsparese
Rechtzeitige Behandlung – Notfall !!!
Heilung 90 - 95%
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Cammol/l
Panorg
mmol/lMg
mmol/l
1 Behandlung n=110
1,64a 0,76a 1,08
2 Behandlungen n=29
1,43b 0,61b 1,15
3 Behandlungen n=12
1,08c 0,35c 1,15
Behandlungserfolg n=164
1,55a 0,67a 1,10
Euthanasie n=21
2,11b 1,26b 1,03
Behandlungserfolg bei n=185 festliegenden Kühenund Blutserumelektrolytkonzentration vor der Behandlung
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Praktische Umsetzung der Dosierungsempfehlung
1ml 24%ige Ca-Gluconat-Lösung enthalten 22 mg Cadaraus folgt als Dosierungsempfehlung
1ml / kg LM500 ml / 500 kg LM
1ml 36%ige Ca-Gluconat-Lösung enthalten 32 mg Cadaraus folgt als Dosierungsempfehlung
0,66 ml / kg LM oder 1ml / 1,5 kg LM500 ml / 750 kg
Die Hypophosphatämie ist ein Laborbefund, der bei verschiedenen Erkrankungen häufig angetroffen wird.
Die Hypophosphatämie ist ein Nebenbefund ohne kausale Beziehung zur Erkrankungsursache.
Die Hypophosphatämie ist Folge einer gestörten Phosphatabsorption im Gefolge einer verminderten Futteraufnahme oder einer verminderten Vormagenmotorik.
Die Blutphosphatkonzentration normalisiert sich mit Beseitigung der Primärerkrankung.
Interpretation einer Hypophosphatämie
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Klinik
- subklinische Hypokalzämie
bis 50% der Kühe einer Herde
Blutserumkalziumkonzentration < 2,00 mmol/lKühe steheneventuell unsicheres Stehen, Tremor
Bedeutung als Risikofaktor für das Entstehenanderer Erkrankungen
NachgeburtsverhaltungPuerperalstörungEndometritisLabmagenverlagerung
Physiologische Kalziumfunktion und Bedeutung der subklinischen Hypokalzämie
- Aufrechterhaltung der Kontraktilität der quergestreiften und der glatten Muskulatur
- Hypokalzämie bedingt eine graduell zunehmende Muskelhypotonie
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Blutserum-Ca 2 in mmol/l (Referenzbereich 2,0-3,0 mmol/l)
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
0 500 1000 1500 2000 2500
Kalziumkonzentration im Blutserum 1 Tag post partumN = 2180 Abkalbungen in 12 Monaten (Jessen, 2010)
Anionenration (saure Salze) Ca-arme Ration
Zeitpunkt p.p.in Tagen
nAnteil in %
Ca < 2,0mmol/l
P < 1,25 mmol/l
0 1797 35 741 1803 39 213 1799 29 205 1777 14 10
χ 2 - Test 0,001 0,001
Anteil an Kühen mit einer postpartalen Hypokalzämie und Hypophosphatämie in Abhängigkeit vom Zeitpunkt
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Multiple Regression für die abhängige Variable Ca-Konzentration 0 bis 1 Stunde post partum
Gesamtmodell Modell Variablen ß r r2 F p
1 Laktation -0,341 0,341 0,116 217,7 0,000
2 Laktation -0,346 0,344 0,118 111,1 0,000
DauerTS2 -0,047 Abhängige Variable: Ca-Konzentration 0 bis 1 Stunde p.p Einflussvariablen: Laktationszahl, RFD zur Kalbung, Geburtsgewicht des Kalbes, Geburtsverlauf, Geschlecht des Kalbes, Kalbemonat, Dauer der Vorbereitung
P-Konzentration im Blutserum 0 bis 1 Stunde p.p.n = 1794
Referenzgrenzen
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Hypocalcämie als Bestandsproblem
klinisch manifeste Hypocalcämie =Gebärparese
Ketosen
Indigestionen
Pansenhypotonie Labmagenverlagerung
Lochiometra EndometritidenNachgeburtsverhaltungen Uterusvorfälle
Puerperalstörungen
subklinische HypocalcämieRisikofaktor
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Achtung
- den stärksten und einen signifikanten Effekt hat die postpartale Hypokalzämie auf die Milchzellzahl und die Mastitishäufigkeit
Grundsatz
- unabhängig von der aktuellen Inzidenz der Gebärparese sollte zu jeder Zeit in einer Milchkuhherde ein systematisch geplantes Prophylaxeprogramm gegen die subklinische Hypokalzämie etabliert sein
- die Prophylaxeprogramme basieren auf der Kenntnis der Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung/Störung
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Ätiologie
- Adaptationsproblem an den plötzlich post partum drastisch steigenden Ca-Verbrauch für die Laktation
- antepartale Hemmung der Adaptation durchKalziumüberversorgung (> 30 g (40 g) /Kuh/Tag) Phosphorüberversorgung (> 80 g /Kuh/Tag) alkalische Stoffwechsellage
Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)- Effektverstärkung durch
hohe Milchleistungintensive Lipolyse
- Vitamin-D-Mangel- Futteraufnahmedepression durch Primärerkrankungen(Mastitis, Klauenerkrankung, Indigestion, Ketose, Fettleber,Schwergeburt, Nachgeburtsverhaltung)
Wir unterscheiden
Allgemeine Prophylaxemaßnahmen
Strategische Prophylaxekonzepte
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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen
- Optimierung der Haltung
- rutschfeste Stand- und Liegeflächen
- Vermeiden und Erkennen von Primärerkrankungen
- Gesundheitskontrollen in der Trockenstehperiode
- Vermeidung einer Verfettung
- systematische Anwendung der Konditionsbeurteilung
- verzögertes Ausmelken bis 3 Tage post partum
- Drenchen/Tränken innerhalb 1 Stunde post partum-
- orale, subkutane, intravenöse Kalziumgaben
- hohe Futteraufnahme in den Tagen um die Kalbung
Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Optimierung der Haltung - rutschfeste Stand- und Liegeflächen
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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Vermeiden von Primärerkrankungen
- Gesundheitskontrolle zum Trockenstellen- Gesundheitskontrollen in der Trockenstehperiode
- Allgemeiner Eindruck - Euter- Klauen- Pansen / Verdauung - Geburtsverlauf
Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Vermeidung einer Verfettung - systematische Anwendung derKörperkonditionsbeurteilung
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Herde 1 07.07.09
Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- verzögertes Ausmelken bis 3 Tage p.p.
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28
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Stunden nach der Kalbung
Blu
tser
um-C
a-K
onze
ntra
tion
in m
mol
/l n = 101Signifikanz pZeit < 0,003Gruppe < 0,960Zeit/Gruppe < 0,900
Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus mit / ohne Melkfrequenzvariationauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben
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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Tränken / Drenchen einer kalzium- und phosphorhaltigen Nährstofflösung p.p. (20 bis 30 Liter)
Haupteffekt hat das Wasser
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30
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Stunden nach der Kalbung
n = 23Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,330Zeit/Gruppe < 0,410
Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus mit und ohne Kalbetrunk auf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben
Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p.
Cave !!! CaCl2 wirkt ätzend !Einige Präparate können eine Retikulitisoder Ruminitis auslösen !Deshalb entweder verkapseltes CaCl2oder organische Kalziumverbindungen (Ca-Gluconat, Ca-Adipat) verwenden.
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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- i.v. Infusion von Kalzium- und Glukoselösungenunmittelbar p.p.
- s.c. Gabe einer Kalziumlösung unmittelbar p.p.
Abkalbesysteme
- socially stable prefresh calving group (pen)
- just in time calving
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Effekte einer Kalziuminfusion, der oralen Gabe eines Kalziumbolus, der Reduzierung der Melkfrequenz im Vergleich zu keiner dieser Maßnahmenauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Stunden nach der Kalbung
Blu
tser
um-C
a-K
onze
ntra
tion
in m
mol
/l
n = 132Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,001Zeit/Gruppe < 0,001
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Allgemeine Prophylaxemaßnahmen- Sicherung einer hohen Futteraufnahme in den Tagen um die Kalbung
Trockensubstanzaufnahme im peripartalen Zeitraum( nach Bertics et al. 1992 )
5
10
15
20
25
-20 -10 0 10 20
Tage post partum
TS
-A
ufna
hme
in k
g / d
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Milchmengein kg
AnzahlN
Mittelwert Standard-abweichung
s
Minimum Maximum
Kolostrum 1949 5,4 3,43 0,0 23,5
MT 2 1925 26,4 8,78 3,0 56,0MT 3 1925 28,8 9,29 3,0 56,0MT 4 1923 31,0 9,71 3,0 60,0MT 5 1924 32,9 10,27 3,0 62,0MT 6 1922 34,3 10,53 3,0 65,0MT 7 1917 35,7 10,65 3,0 64,0
SummeMT 2 bis 7
1907 189,3 55,87 24,0 333,0
MT MelktagHerdengröße 2.300 HF-Kühe Mittlerer 305-Tage-Leistung 11.200 kg (5210 ... 17.600 kg)
Anstieg der Milchmengenleistung in der ersten Laktationswoche
Milchmengen-leistung
in kg
Tages-Ca-Bedarf
in g
TM-Aufnahme pro Tag
10 15 20 25
Ca-Bedarf in g Ca pro kg TM
10 56 5,6 3,7 2,8 2,2
20 86 8,6 5,7 4,3 3,4
30 116 11,6 7,7 5,8 4,6
40 146 14,6 9,7 7,3 5,8
50 176 17,6 11,7 8,8 7,0
60 206 20,6 13,7 10,3 8,2
Milchleistung, Kalziumbedarf, Futteraufnahmeund notwendiger Kalziumgehalt in der TMR
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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)
3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)
4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)
1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)
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40
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3
Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)
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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)
3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)
4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)
1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)
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Kalziumbolus- plötzliches und drastisches Anheben der Kalziumkonzentration in der Ingesta erhöht die passive (parazelluläre) Kalziumabsorption- antepartale Kalziumbedarf liegt zwischen 30 und 40 g pro Kuh und Tag- zusätzlich 50 bis 70 g Kalzium pro Bolusgabe- nur kurzzeitiger (Stunden) Effekt, deshalb wiederholte Gabe - Wirkung von Auswahl der Kalziumverbindungen abhängig
- hoher personeller und finanzieller Aufwand - kleine Herden, die andere Konzepte nicht umsetzen können- zusätzlich für Kühe mit erhöhtem Erkrankungsrisiko(Anamnese Gebärparese, ältere Kühe, Kühe mit
überdurchschnittlicher Vorlaktationsleistung, Kühe mit Vorerkrankungen, aktuell erkrankte Kühen, Kühe mit Geburtskomplikationen)
28.02.2016
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Effekte einer Kalziuminfusion, der oralen Gabe eines Kalziumbolus, der Reduzierung der Melkfrequenz im Vergleich zu keiner dieser Maßnahmenauf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Stunden nach der Kalbung
Blu
tser
um-C
a-K
onze
ntra
tion
in m
mol
/l
n = 132Signifikanz pZeit < 0,001Gruppe < 0,001Zeit/Gruppe < 0,001
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25
Stunden nach der Kalbung
n = 21Signifikanz pZeit < 0,002Gruppe < 0,200Zeit/Gruppe < 0,023
Effekt der oralen Gabe eines Kalziumbolus bei Kühen der vierten Laktation auf den Verlauf der Blutserum-Ca-Konzentration in den ersten 24 h nach dem Kalben
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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)
3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)
4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)
1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)
28.02.2016
45
Vitamin-D-Prophylaxe - Vitamin-D-Bedarf 10 IE/kg KM (5 000 bis 8 000 IE / Kuh und Tag)- Hydroxylierung von Vitamin D (Cholecalciferol) in der Leber (C-Position 25) und in der Niere (C-Position 1) zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol = Calcitriol = Hormon als biologisch aktiver Wirkstoff- Hydroxylierung ist streng reguliert (Blutkalziumkonzentration, Parathormon) - die effektive Wirkung ist von der tatsächlichen Calcitriolmenge abhängig- eine drastische Dosiserhöhung von Vitamin-D erhöht die Calcitriolbildung
- Prinzip der Vitamin-D-Prophylaxe ist die - parenterale (i.m.) Applikation- einer 1000 bis 2000 fachen Überdosis an Vitamin D3
Vitamin-D-Prophylaxe - Standardverfahren 10 Mio IE Vitamin D3 i.m. - alternativ 1 Mio IE Vitamin D3 / 50 kg KM
- wichtig Zeitfenster !!! der Applikation- 2 bis 8 Tage ante partum- ab 1 Tag a.p und später ohne Effekt - Ausbleiben der Abkalbung innerhalb von 8 Tagen, dann Wiederholung, andernfalls erhöhtes Gebärpareserisiko
- Kalzinoserisiko- möglichst genaue Schätzung des Geburtstermins
- gezielte Tierauswahl- nur pluripare Kühe - pluripare Kühe mit erhöhtem Erkrankungsrisiko
- Vitamin-D-Prophylaxe ist bei richtiger Anwendung ein effektive und mit anderen Verfahren gut kombinierbare Methode
28.02.2016
46
Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)
3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)
4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)
1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter < 4 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Modell der Regulation der Kalziumhomöostase einer 500-kg-Milchkuh (Reinhardt, Horst u. Goff, 1988)
28.02.2016
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Kalziumarme Fütterung - Training der Adaptation durch geringes Kalziumangebot - Kalziumangebot am unteren Bereich des Bedarfes ausrichten- Kalziumbedarf der tragenden Kuh
- Beginn der Trockenstehperiode 30 g Ca / Kuh und Tag- am Ende der Trockenstehperiode 40 g Ca / Kuh und Tag
- kalziumarme Fütterung < 4 g Ca / kg TS- Einsatz kalziumarmer / kalziumfreier Mineralstoffmischungen und kalziumarmer Futtermittel (Maissilage)
- wichtig !!! in der gesamten Trockenstehperiode kalziumarme Rationen versuchen- in jedem Fall in der Vorbereitung kalziumarme Fütterung einhalten- kalziumarme Fütterung und Anionenration (saure Salze) schließen sich in der Anwendung aus- kalziumarme Fütterung mit anderen Maßnahmen kombinieren
Kalziumarme Fütterung
- Verstärkung des Effektes einer kalziumarmen Fütterung- enges K/Na-Verhältnis (< 8)- enges Ca/P-Verhältnis (0,75 bis 1,0)
- relatives P-Überangebot aktiviert Parathormonwirkung- P-Angebot aber < 5 g P / kg TM
- azidfizierende Wirkung einer aktiven Pansenfermentation- Anheben des Angebotes an leicht fermentierbaren KH (Stärke, Zucker) über Auswahl der Futterkomponenten (Maissilage) - strukturwirksames Rohfaserangebot beachten - Zusatz von Kalziumbindern (Zeolith A, Phytinsäure in pansengeschützter Reiskleie Milki CalFix® ;7g Ca/kg)
kalziumarme Fütterung kann eine sichere Methode zur Gebärpareseprophylaxe sein- wichtig Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Methoden- Kontrolle über TMR-Analysen notwendig !!!
28.02.2016
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Strategische Konzepte zur Prophylaxe der Hypokalzämie / Gebärparese
2. Intramuskuläre Gabe von 10 Mio IE Vitamin D32 bis 8 Tage vor dem Kalben (plus 1, 3 oder 4)
3. Kalziumarme Fütterung mit einem Gesamtkalziumangebot < 40 g Ca/Kuh/Tag, enges Ca/P-Verhältnis (< 1:1)in der Trockenstehperiode(plus 1, 2)
4. Anionenration (saure Salze) 3 bis 2 Wochen vor dem Kalben (DCAB-Konzept) zur Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in Richtung des sauren Bereiches (plus 1, 2)
1. orale Gabe von 50 bis 70 g Ca (und 45 g P) alsDrench, Bolus oder Kartusche 1 Tag a.p., zumPartus, 12 und 24 Stunden p.p. ; Ca-Infusion (2, 3, 4)
Hauptursache der Hypokalzämie/Gebärparese als Bestandsproblem
- alkalische Stoffwechsellage Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)
- metabolische Alkalose hemmt die Parathormon-Rezeptor-anbindung
- Magnesiummangel verstärkt diesen Effekt
Achtung !eine kaliumarme (< 15 g K / kg TM) und Mg-reiche Fütterung (3 bis 4 g Mg / kg TM)hat schon eine positive Wirkung
28.02.2016
49
Dietary Cation-Anion Difference DCABDietary Cation-Anion Difference DCAD
DCAB (mval/kg TS; meq/kg TS) = (Na+ + K+) – (Cl- + S2-)
um +200 mval/kg TS in üblicher Wiederkäuerration
Parameter zur Beurteilung der Alkalität einer Futterration
Kalkulation der DCAB auf Basis der Gehaltswerte in g/kg TS
DCAB (mval/kg TS = mequ/kg TS) =
42,5 Na (g/kg) + 25,6 K (g/kg) – 28,2 Cl (g/kg) – 62,3 S (g/kg TS)
28.02.2016
50
OssäreCa-Mobilisation98% des Gesamt-Ca
Ca-Zufuhr mitdem Futter 4-5 g/kg TS
CT PTH
Alter 1,25(OH)D3Adaptionszeit 48h
DarmResorption 40%
Alter 1,25 (OH)D3Adaptionszeit 24h
Speichel-drüsen
Extrazellulärer Ca-Pool8-10 g
Plasma Ca-Pool2,5-3 g
Milch Fetus Kot Niere20-80 g/d 2-7 g/d 5-8 g/d 0,2-1 g/d
10 kg = 23g
PTH -
CT+
Niere
Harn
Euter
Milch
Darm
Ca
Blut
metabolische
Azidose
pH ↓
Ca2+ ↑
KnochenCa
Ca ↑
Ca2+
Ca2+
TS
28.02.2016
51
Niere
Harn
Euter
Milch
Darm
Ca
Blut
metabolische
Azidose
pH ↓
Ca2+ ↑
KnochenCa
Ca ↑ Ca ↓
Ca2+
Ca2+
Laktation Laktation
Einfluss verschiedener saurer Salze auf den pHv-Wert im Blut
pH-W
ert
Probentage
7,30
7,32
7,34
7,36
7,38
7,40
7,42
s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4
H2O
(NH4)2SO4
NH4ClCaSo4
NH4Cl
NaCl
MgSo4
MgCl2
CaSo4
CaSo4D10
CaCl2MgSo4
CaCl2
28.02.2016
52
Einfluss verschiedener saurer Salze auf den pH-Wert im Harn
Probentage
pH-W
ert
5,5
6,0
6,5
7,0
7,5
8,0
8,5
s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4
H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2
Einfluss verschiedener saurer Salze auf die NSBA
Probentage
NS
BA
-100
-50
0
50
100
150
200
s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4
H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2
28.02.2016
53
Einfluss verschiedener Anionenergänzungen auf die Kalziumkonzentration im Harn
0,00
2,00
4,00
6,00
8,00
10,00
12,00
14,00
16,00
18,00
s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4Probentag
Kal
zium
in m
mol
/l
H2OCaCl2CaSO4CaSO4-D10MgCl2MgSO4NH4Cl(NH4)2SO4CaCl2+MgSO4NH4Cl+CaSO4NaCl
Pansen-pH
4
4,5
5
5,5
6
6,5
7
H2O
NH
4Cl
CaS
O4
CaC
l2+MgS
O4
CaS
O4D
10
NH
4Cl+C
aSO
4
MgS
O4
NaC
l
MgC
l2
CaC
l2
(NH
4)2SO
4
pH
S0 S7 S14
28.02.2016
54
Empfehlung 1
• vor Einsatzbeginn Bestimmung der DCAB, Na, K, Cl,S, Mg, Ca, P in der Mischration
• später weitere DCAB-Analysen zur Kontrolle der Mischrationnach Zusatz von sauren Salzen(Mischgenauigkeit)
28.02.2016
55
Empfehlung 2
• über Rationsanpassung DCAB auf ≤ 200 (300) mequ/kg TS einstellen
• Reduzierung der Ausgangs-DCAB durch Verminderung des Kaliumgehaltes über Austausch von Grassilage gegen Maissilage
• keine Pansenpuffer (Natriumbikarbonat) • keine kaliumreiche (> 15 g K / kg TS) Futtermittel (Melasse,
intensiv gedüngte Anwelksilagen, Luzernesilage)• keine Proteinüberversorgung (Harnstoffwerte)
Empfehlung 3
schwächere Kationen relativ zu stärkeren Anionen nach Auflösen in Wasser pH < 7,0
Schwache saure Salze: MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz)
CaSO4 x 2 H2O (Gips)
(NH4)2SO4 (nicht zugelassen)
Starke saure Salze: MgCl2 x 6 H2O (Tausalzlauge)
CaCl2 x 2 H2O
NH4Cl (in Deutschland nicht zugelassen)
• Auswahl des sauren Salzes / Salzgemisches
28.02.2016
56
Verfügbare Produkte
• zur Rationseinstellung ist es vorteilhaft, die Salze nach Bedarf einzeln zugeben zu können
• CaSO4 x 2 H2O Standardprodukt
• CaCl2 x 2 H2O wichtig nur verkapseltes CaCl2 x 2 H2O einsetzenverschiedene Fertigprodukte
• salzsäurebehandeltes Soja (SoyChlor®) oderProteinhydrolysat (Bio-Chlor®)
• in diesen Produkten sind die Salze geschmacksneutral
28.02.2016
57
Empfehlung 3
• Saures Salz der 1. Wahl CaSO4 x 2 H2O zur allgemeinen Anwendung, geschmacksneutral
• keine Depression der Futteraufnahme auf Grund der Geschmacksneutralität (Einmischen, Überstreuen)
• Anhebung des Gesamtschwefelgehaltes in der Ration bis maximal 4 g/kg TS
• ist eine weitere Absenkung der DCAB notwendig, dannzusätzliche Ergänzung durch CaCl2 x 2 H2O bis 10 g Cl/kg TS
• Beachte ! Ätzende Wirkung von CaCl2 x 2 H2O, deshalb möglichst verkapseltes CaCl2 einsetzen (Kosten)
• Alternative zu verkapseltem CaCl2 x 2 H2O ist SoyChlor® oderBio-Chlor® (Import)
Empfehlung 4• Ziel DCAB -50 bis + 50 mequ/kg TM
• Beachte ! Ausgeprägte tierindividuelle Reaktion auf den Effekt von sauren Salzen mit extremer Streuung der Verträglichkeit.
• im Mittel DCAB um 0 mequ/kg TM anstreben
28.02.2016
58
Blut-pH (venös) IIM
ittel
wer
t Blu
t-pH
Probentage Probentage
2,5 Ä 3,0 Ä 3,5 Ä 4,0 Ä 2,5 Ä 3,0 Ä 3,5 Ä 4,0 Ä 4,5 Ä
Gruppe 3 Gruppe 4
28.02.2016
59
Empfehlung 5
• Gesamtkalziumangebot muß auf 90 - 140 g Ca/Kuh/Tag eingestellt werden (9 - 12 g Ca/kg TS)
• Phosphorgehalt 30 – 40 g pro Tier und Tag (3 – 3,5 g P/kg TS)
• Ergänzung durch Futterkalk kann notwendig sein
• Möglichkeit des Anmischens der antepartalen Transitration(Vorbereiterration) aus der postpartalen Transitration (Startration)
Empfehlung 6
• Einsatzzeitraum (21 -) 14 - 10 (5) Tage vor dem Kalben = Vorbereitungsration = antepartale Transitration
28.02.2016
60
Einfluss verschiedener saurer Salze auf die NSBA
Probentage
NS
BA
-100
-50
0
50
100
150
200
s0 s1 s2 s3 s4 w1 w2 w3 w4
H2O(NH4)2SO4NH4ClCaSO4NH4ClNaClMgSO4MgCl2CaSO4CaSO4D10CaCl2MgSO4CaCl2
Empfehlung 7
• saure Salze gleichmäßig in die Ration einmischen
• einmalige Gabe pro Tag möglich (pelletierte Zusatzfuttermittel)
28.02.2016
61
Empfehlung 8
• ständige Kontrolle des Harn-pH-Wertes durch Landwirt/Herdenmanager- ein- bis zweimal pro Woche von
6 bis 12 Kühen
28.02.2016
62
Wertebereich für Einzelwerte Wertebereich
Mittelwert Poolwert
n = 10 Tiere
maximal1/6 der Werte
unterhalb
minimal2/3 der Werte
innerhalb
maximal1/6 der Werte
oberhalb
Harn-pH < 5,5 5,5 bis 7,7 > 7,7 5,7 bis 7,5
NSBAmmol/l
< -20 -20 bis 36 > 36 -12 bis 21
Kalzium-konzentrationmmol/l
< 2,9 2,9 bis 13,7 > 13,7 4,0 bis 11,4
Referenzwerte zur Kontrolle einer Anionenration mittels Harnproben über Einzeltierproben oder im Stichprobentest (n = 10 Probanden)
28.02.2016
63
n = 1767 r = 0,810 r2 = 0,657 p < 0,000 F = 1688
- 12 + 21
Wertebereich für Einzelwerte Wertebereich
Mittelwert Poolwert
n = 10 Tiere
maximal1/6 der Werte
unterhalb
minimal2/3 der Werte
innerhalb
maximal1/6 der Werte
oberhalb
Harn-pH < 5,5 5,5 bis 7,7 > 7,7
Referenzwerte zur Kontrolle einer Anionenration mittels Harnproben über Einzeltierproben oder im Stichprobentest (n = 10 Probanden)
Wird bei 6 Probanden der Harn-pH-Wert gemessen, müssen mindestens 4 Werte innerhalb von 5,5 bis 7,7 liegen, maximal 1 Wert darf oberhalb 7,7 und maximal 1 Wert unterhalb von 5,5 liegen.Bei 12 Probanden minimal 8 innerhalb, maximal 2 oberhalb und 2 unterhalb.
28.02.2016
64
Wichtige Schlussfolgerungen1. Bei fachgerechter Anwendung ist die Anionenration (saure Salze) ein
sicheres und zuverlässiges Konzept zur Prophylaxe der Gebärparese/Hypokalzämie bei Milchkühen.
2. Die notwendige begleitenden Kontrolle über die Harn-pH-Messung und die gelegentliche DCAB-Analyse der TMR signalisieren frühzeitig möglichen Handlungsbedarf, um die sichere Prophylaxewirkung der Anionenration auf Dauer sicherzustellen.
3. Diese begleitende Kontrollmöglichkeit ist bei einem akzeptablen Mehraufwand ein großer Vorteil im Vergleich zu allen anderen strategischen Prophylaxekonzepten, deren Wirksamkeit nicht unmittelbar überprüft werden kann.
28.02.2016
65
Empfehlung 9
• Beachte ! Für die Wirkung der sauren Salze ist derGesamteffekt der Ration auf den Säuren-Basen-Haushalt wichtig. Daraus ergeben sich Ursachen für eine fehlende Wirkung oder für unerwünschte Nebenwirkungen.
• Deshalb ganz wichtig, Kennwerte einer Vorbereiterration einhalten !
• Werden Abweichungen der Zielwerte für den pH-Wert, die NSBA oder Kalziumkonzentration im Harn gemessen, die nicht erklärt und nicht ohne Risiko durch eine Rationskorrektur beseitigt werden können, dann muss eine TMR-Analyse erfolgen.
Pansenazidose
- nicht angepaßter Rations-wechsel
- ↓ strukturwirksame Rohfaser
Blut
metabolische
Azidose
pH ↓
Darm
saure Salze
+
120 - 140 g Ca
Pansen
Energiedefizit in der Vorbereitungsperiode
- Ration mit zu geringer Energiekonzentration
- zu geringe Futteraufnahme durch
- nicht angepaßten Rationswechsel- appetitshemmende saure Salze
28.02.2016
66
Kennwerte für Anionenrationen
• Energiekonzentration 6,4 – 6,8 NEL/kg TS• Rohproteingehalt 140 – 150 g/kg TS• Abbaubares Protein 60 – 67 % von RP• Unabbaubares Protein 33 – 40 % von RP• Rohfaser 180 – 190 g/kg TS• ADF 230 – 280 g/kg TS• NDF 320 – 380 g/kg TS• Ca 9 – 12 g/kg TS• P 3 - 4 g/kg TS• Mg 2,5 - 4,5 g/kg TS • Na 1,5 – 2 g/kg TS• K < 15 g/kg TS• Cl bis 10 g/kg TS ( 5 g/kg TS unter K)• S bis 4 g/kg TS • DCAB - 50 bis 50 mequ/kg TS
Parameter Ziel -werte
Analysen -werte
Berechnete Werte
Trockensubstanz (g/kg) 400 - 500 391 470
Energie (NEL/kg TS) 6,4 – 6,8 6,3 6,0
Rohasche (g/kg TS) < 100 82
Rohprotein (g/kg TS) 140 - 150 183 136
Rohfaser (g/kg TS) 180 – 190 223
Zucker/Stärke (g/kg TS) 200 - 230 149 181
Ca (g/kg TS) 9 – 14 7,6 9,4
P (g/kg TS) 3 - 4 5,4 4,7
Mg (g/kg TS) 3,5 – 4 4,1 3,8
Na (g/kg TS) 1,5 - 2 1,3 2,1
K (g/kg TS) < 15 17,9
Cl (g/kg TS) < 10 4,1
S (g/kg TS)
DCAB (mequ/kg TS)
< 4
- 50 bis 50
4,9
+ 97
Bestand – mit sauren Salzen
28.02.2016
67
LiteraturStaufenbiel, R., Gelfert C.-C., Hof, K., Westphal, A., Daetz, C. (2009):
Einfluss verschiedener Varianten der Trockensteher- und
Transitkuhfütterung auf die Tiergesundheit und die Leistung.
10. Symposium zu Fragen der Fütterung und des Managements von
Hochleistungskühen, Neuruppin, 25.10.2007,
Tagungsbericht, Neuruppin,
2009, Seiten 11-76.
e-mail: info@dr-pieper.com
Begriff der „sauren Salze“ durch den Begriffder DCAB-Regulatoren ersetzen
• die verfügbaren „sauren Salze“ sind bitter, ätzend oder im besten Fall geschmacklos, aber sie schmecken in keinem Fall sauer
• Ziel der Rationszugabe ist das Einstellen eines gewünschten DCAB-Bereiches
• DCAB-Regulatoren können eine Ration mit einem sehr hohen DCAB-Wert in einen günstigeren niedrigen Bereich absenken
• nur bei Erreichen einer DCAB zwischen – 50 und + 50 mequ/kg TS spricht man von einer Anionenration
28.02.2016
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Beachte !
• Saure Salze können in die Ration mit zwei verschiedenen Zielen eingemischt werden
• (1) Senkung der DCAB in den Bereich - 50 bis + 50 mequ/kg(gleich Anionenration im klassischen Sinn)
• (2) Senkung einer hohen DCAB bis 100 mequ/kg TM
• Die erreichte DCAB bestimmt die Auswahl des saurenSalzes, den Kalziumgehalt der Ration und Kombinations-möglichkeiten mit anderen Prophylaxemethoden
Salzmenge reduzierenPansenazidose prüfen
9 bis 12CaSO4 x 2 H2OCaCl2 x 2 H2O
(MgSO4 x 7 H2O)
< - 50nicht zu empfehlen
keine notwendig9 bis 12CaSO4 x 2 H2OCaCl2 x 2 H2O
(MgSO4 x 7 H2O)
- 50 bis 50
10 Mio IE Vitamin DPansenfermentation
6 (bis 8) MgSO4 x 7 H2OCaSO4 x 2 H2O(CaCl2 x 2 H2O)
50 bis 100nicht zu empfehlen !
10 Mio IE Vitamin Denges Ca/P-VerhältnisPansenfermentation
4 (bis 5) MgSO4 x 7 H2O100 bis 200
kalziumarme Fütterung10 Mio IE Vitamin Denges Ca/P-Verhältnis Pansenfermentation
< 4MgSO4 x 7 H2O> 200nicht optimal
Kombination mit anderen Prophylaxe-strategien
Kalziumgehalt in der Rationg/kg TM
Auswahl des sauren Salzes
DCAB-Bereich nach Zugabe saurer Salzemequ/kg TM
Differenzierter Einsatz von sauren Salzen in Abhängigkeit vom DCAB-Bereichund Empfehlung zur Kombination mit anderen speziellen Prophylaxemethoden
28.02.2016
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MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz)
• Mg-Sulfat senkt die DCABohne Erhöhung des Kalziumgehaltes in der Ration
• Magnesium unterstützt die Parathormonwirkung
• Beachte • Einhaltung der Höchstwerte von
maximal 4 g S / kg TSmaximal 4,5 g Mg / kg TS
• MgSO4 x 7 H2O (Bittersalz) Salz der Wahl für den DCAB-Bereich > 100 mequ/kg TS
• Nachteil schlechter Geschmack
Hauptursache der Hypokalzämie/Gebärparese als Bestandsproblem
- alkalische Stoffwechsellage Kaliumüberversorgung (> 15 g K / kg TS)
- metabolische Alkalose hemmt die Parathormon-Rezeptor-anbindung
- Magnesiummangel verstärkt diesen Effekt
Achtung !eine kaliumarme (< 15 g K / kg TM) und Mg-reiche Fütterung (3 bis 4 g Mg / kg TM)hat schon eine positive Wirkung
28.02.2016
70
Fütterungsmanagementder gesunden, fruchtbaren Milchkuh
- 8
TS 1
- 1,5Transitperiode Laktation
Partus 104
Hochleistung0- 3
TS 2
Vorbereitungsperiode
GlyzerinPropylenglykol
CaSO4/CaCl2 + Ca
????
Futterfett
Ketose
Hypokalzämie
Pansenazidose
Niedrigleistung
200 km/h
100 km/h
hohe Leistung,hohe Ansprüche,regelmäßige Wartungdurch Fachwerkstatt
Prophylaktische Bestandsbetreuung = regelmäßige WartungSicherung der Tiergesundheit in Milchkuhherden mit hoher Leistung
geringe Leistung,geringe Ansprüche,Reparaturen durch Fahrer