Post on 11-Sep-2019
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Immer mehr psychisch bedingte Fehltage –
Immer mehr psychisches Leid?
Prof. Dr. Reinhard Lütjen
Interdisziplinäre Wochen FH Kiel WS 2018/19
R.Lütjen Psychische Erkrankungen FH Kiel, November 2018
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Immer mehr psychisch bedingte Fehltage –Immer mehr psychisches Leid?
Einführung: Immer mehr psychisches Leid?
Dramatisierung oder Tabuisierung?
Wie häufig sind psychische Erkrankungen
Wichtige psychische Erkrankungen
Wie entstehen psychische Erkrankungen
Welche Hilfen gibt es
Was ist Psychotherapie
Achtsamkeit als „neues“ Konzept zur StresstoleranzR.Lütjen
Psychische Erkrankungen FH Kiel, November 2018
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D. Munz, Präsident der Bundes-
psychotherapeutenkammer 2017:
„Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit und die häufigste für Frühverrentung.
Wenn wir diese Entwicklung endlich umkehren wollen, müssen wir die Arbeitswelt anders gestalten und psychisch kranke Menschen dürfen nicht mehr so lange auf einen Behandlungsplatz warten müssen.
Zu viele psychische Erkrankungen werden zu spät oder gar nicht behandelt.“
•
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Immer mehr psychisches Leid …•
•
(Kieler Nachrichten 24. April 2013)
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Psychische Erkrankungen
Werden sie dramatisiert?
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•
•
(Kieler Nachrichten 12. Oktober 2016)
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Psychische Erkrankungen
… oder immer noch tabuisiert?
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Zunahme psychischer
Erkrankungen … ?
Seit 2001 sind psychische Erkrankungen der häufigste Grund für Frühberentungen
Es gibt immer mehr Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen
Psychische Erkrankungen werden in den Medien viel häufiger als früher behandelt
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Zunahme psychischer
Erkrankungen … ?
„Die Steigerung der Inanspruchnahme von psychiatrischen Gesundheitsleitungen ist nicht mit einer Zunahme psychischer Probleme oder Störungen in der Bevölkerung assoziiert“
(Auswertung von 32 aktuellen Studien durch Richter & Berger 2013)
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Psychische Erkrankung: Verände-
rungen in der Wahrnehmung?
Diagnostik ist präziser und verlässlicher geworden
Gesellschaft ist toleranter gegenüber psychischen Faktoren geworden
Es gibt Tendenzen, dass Menschen früher erkranken und das Krankheitsbild schwerer ist (Z.B. bei Depressionen)
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Psychische Erkrankung: was ist
das?
Beeinträchtigung des Denkens, des Fühlens, des Wahrnehmens, des Erinnerns, des Wollens oder anderer psychischer Fähigkeiten
Verbunden mit subjektivem Leid und/oder Auswirkungen auf das Verhalten und die Beziehungen zu sich selber sowie zu anderen
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Psychische Erkrankungen –Klassifikation nach ICD
F00: Organische psychische Störungen
F10: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen
F20: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F30: Affektive Störungen
F40: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F50: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen
F60: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F70: Intelligenzstörungen
F80: Entwicklungsstörungen
F90: Verhaltensstörungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
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R.Lütjen Psychische Erkrankungen FH Kiel, November 2018
R.Lütjen Psychische Erkrankungen FH Kiel, November 2018
Was sind die häufigsten psychischen
Erkrankungen in Deutschland?
Deutsches Ärzteblatt PP 2013, 2, S. 61
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H
12,4
21,3
4
3,6
2
3,1
6,1
9,3
3,3
0,9
2
2,1
9,3
15,3
3,6
2,3
2
2,6
0 5 10 15 20 25
AFFEKTIVE STÖRUNGEN
ANGSTSTÖRUNGEN
ZWANGSSTÖRUNGEN
PTBS
BORDERLINE-STÖRUNGEN
SCHIZOPHRENE STÖRUNGEN
Häufigkeit psychischer Störungen (Jacobi 2014, Bohus und Lieb
2016)
Gesamt Männer Frauen
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Psychische Erkrankungen in Deutschland (DEGS-Studie 2008 – 2011):
Hohes Aufkommen:
Innerhalb eines Jahres weisen 33,3% der Bevölkerung eine oder mehrere psychische Störungen auf
Die höchsten Prävalenzen weisen junge Leute auf
Frauen sind geringfügig mehr betroffen als Männer (deutliche Unterschiede allerdings bei Angststörungen und Depression)
Insgesamt ist die Bevölkerung in den letzten 10 Jahren nicht „kränker“ geworden
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Psychische Erkrankungen in Deutschland (DEGS-Studie 2008 – 2011):
Niedrige Behandlungsrate:
Personen, die in den letzten 12 Monaten an einer oder mehreren psychischen Störungen litten, hatten zu 42,9% „irgendwann in ihrem Leben“ schon Kontakt zum professionellen Behandlungssystem – richtig behandelt wurden in den letzten 12 Monaten aber nur etwa ein Drittel
Behandlungsraten bei einzelnen psychischen Störungen:
Alkoholmissbrauch: 25,8%
Zwangsstörungen: 42,5%
Phobien: 45,6 – 53%R.Lütjen
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Psychische Erkrankungen
in Europa - Hauptergebnisse
1. In jedem Jahr sind 38% der EU-Bevölkerung
in allen Altersstufen von klinisch
bedeutsamen psychischen und/oder
neurologischen Erkrankungen betroffen
2. Es ergeben sich keine Hinweise, dass sich
zwischen 2005 und 2011 die Erkrankungen
vermehrt haben
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Psychische Erkrankungen
in Europa - Hauptergebnisse3. Zwischen 2005 und 2011 haben sich die
extrem niedrigen Erkennens- und
Behandlungsraten (nur 1/3 aller Betroffenen
wird versorgt) nicht verbessert
4. Psychische und neurologische Erkrankun-
gen sind als die Erkrankungen mit dem
höchsten Belastungsausmaß in der EU
anzusehen (Kostenschätzung: 800 Mrd. €)
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Angststörungen I
Generalisierte Angststörung (F41.1)Eine Art „Dauerangst“: anhaltende und ausgeprägte Befürchtungen oder ängstliche Grundhaltung von mehreren Monaten Dauer oder länger
Unruhe, Zittern, Anspannung, Benommenheit, fahrig, unkonzentriert, leicht ermüdet und erschöpft; körperliche Symptome: schwitzen, kalte oder feuchte Hände, Mundtrockenheit, „Kloß im Hals“, Herzklopfen, Schwindel, Atemnot usw.
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Angststörungen II
Panikstörung (F41.0)
wiederkehrende schwere Angstattacken, die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken
Empfindung unkontrollierbarer Angst bis hin zur Todesangst, exzessive Angstattacken wie „aus heiterem Himmel“, Gefühl der Unsicherheit und Ohnmacht, Hyperventilation, Herzrasen, Herzstolpern (Angst vor Herzinfarkt) – ähnliche Symptome wie oben, aber akuter und quälender
Einer Panikattacke folgt meist die ständige Furcht vor einer neuen.
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Angststörungen III
Phobische Störungen (F40)
Eine Phobie ist eine zwanghafte Befürchtung, die sich der betroffenen Person angesichts bestimmter Situationen, Personen, Objekte oder Tiere aufdrängt – wobei diese Situationen von den meisten Menschen als völlig ungefährlich eingeschätzt werden
Agoraphobie: Angst vor weiten Plätzen, aber auch anderen öffentlichen Räumen, in denen es unangenehm wäre, einen Angstanfall zu bekommen – resultierend oft in der Angst, die eigene Wohnung zu verlassen
Soziale Phobie: unangemessene Furcht vor anderen Menschen, v.a. die Angst, sich lächerlich zu machen, zu versagen oder durch ungeschicktes Verhalten gedemütigt zu werden
Spezifische Phobien: bezogen auf Tiere, Naturereignisse, Krankheiten, Ärzte ...
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Angststörungen IV
Häufigkeit: Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen (insgesamt ca. 14% der Bevölkerung)
Verlauf: unbehandelt können sie leicht chronisch werden, bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose meist günstig
Therapiemöglichkeiten:Psychotherapiesoziale Korrekturen in Partnerschaft, Familie, am Arbeitsplatz viel körperliche AktivitätEntspannungsverfahren (Autogenes Training,
Muskelentspannung, Yoga)Psychopharmaka (Tranquilizer, Antidepressiva)
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Angststörungen V
Wichtig für das Gegenüber:
Verständnis, nicht ausreden wollen (etwa: „Es gibt überhaupt keinen Grund für deine Angst“)
wenn möglich, über Hilfen informieren
akzeptieren heißt nicht: Verantwortung abnehmen
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Zwangsstörung I F 42.x
Als Zwangsstörung wird das Krankheitsbild bezeichnet, bei welchem das zentrale Symptom in einem Gefühl subjektiven Zwanges besteht, bestimmte Vorstellungen haben, bestimmte Gedanken denken und bestimmte Handlungen tun zu müssen.
Dieses Zwangsgefühl ist trotz voller Einsicht in seine Unsinnigkeit nicht unterdrückbar
R.Lütjen
Psychische Erkrankungen
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Zwangsstörung II F 42.x
Karl Jaspers 1912:
„Der Zwangskranke wird verfolgt von Vorstellungen, die ihm nicht nur fremd, sondern unsinnig erscheinen, und denen er doch folgen muss, als ob sie wahr seien. Der Kranke muss z.B. etwas tun, sonst stirbt eine Person oder es geschieht ein Unheil. Es ist, als ob sein Tun und Denken magisch das Geschehen verhindere. Er baut seine Gedanken zu einem System von Bedeutungen, seine Handlungen zu einem System von Zeremonien und Riten aus.“R.Lütjen
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Zwangsstörung III
Denkstörungen (Zwangsgedanken): unablässiges Grübeln, ständiges Wiederholen der gleichen Abläufe, Verlust des Blicks für das Wesentliche, das Denken wird beherrscht durch einen alles dominierenden Zweifel Religiöse Zwangsvorstellungen
Zählzwänge: alles muss gezählt, geordnet, sortiert werden
Magische Grundeinstellung: bestimmte Gedanken, Zahlenkombinationen, Farben, Dinge müssen vermieden werden, weil sie Unglück bringen, „Gegengedanken“ müssen gedacht werden
dem Gedanken wird eine magische Allmacht zugesprochen: ein falscher Gedanke kann töten
Zwangsimpulse, Zwangseinfälle: plötzlich einschießende Vorstellungen meist aggressiven und sexuellen Charakters
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Zwangsstörung IV
Zwangshandlungen: sind Folge der inhaltlichen Zwangsideen –magische Rituale sollen das Böse bannen, die durch das eigene Denken und Wünschen heraufbeschwört werden
Kontrollzwänge: z.B. ob Wasser, Herd abgestellt – sichern vor den Folgen der Gedanken, müssen aber wiederholt werden, da rasch Zweifel auftauchen
Ordnungszwänge: stundenlang Bett glattstreichen, Schrank überprüfen, Gegenstände von einem Ort zum anderen bewegen
Waschzwang: bis zu 100 und mehr Handwaschungen am Tag – das Gefühl, dass die Hände schmutzig sind, ist jeweils nur kurz zu beseitigenIm Gegensatz dazu steht oft eine auffallende Verschmutzung des übrigen Körpers oder der Umgebung
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Zwangsstörung V
Lebenszeitprävalenz: 2-3%, Männer eher Kontroll-, Frauen eher Waschzwänge, häufig kombiniert mit Angst-, depressiven Störungen
Verlauf: meist chronisch, seltener episodisch-wellenhaft, z.T. progredient verschlechternd mit Ausdehnung auf Gesamtpersönlichkeit
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Zwangsstörung VI
Therapie: Zwangskranke galten früher als „verloren“, als kaum behandelbar, heute gilt
das nicht mehr
Der Leidensweg vom Krankheitsbeginn bis zur Therapie dauert bis zu 7 Jahren
Psychotherapie: am günstigsten Verhaltenstherapie mit strukturiertem Behandlungskonzept (Exposition in der Phantasie bzw. in der Realität, Bewältigungsstrategien, kognitive Neubewertung von Situationen)
„Selbstmanagement“: soll dazu beitragen, auch in Zukunft in konfliktreichen Situationen auf günstige Bewältigungsstrategien zurückzugreifen
Pharmakotherapie: v.a. Antidepressiva (sog. „Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), die lange genommen werden müssen, wenn sie ihre Wirkung entfalten sollen
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Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) I
Die PTBS stellt eine extreme Reaktion auf eine sehr starke Belastung dar. Sie tritt bei Menschen auf, die besonders schrecklichen Erlebnissen wie Krieg, Vergewaltigung, Flugzeugabstürzen, Unfällen, Naturkatastrophen zum Opfer fielen (oder deren Zeuge wurden).
Die Betroffenen fühlen sich hilflos, wertlos, das Selbstbild ist verletzt, eine sichere psychische Existenz besteht nicht mehr.
Sie empfinden die Welt als feindlich und unkontrollierbar.
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“Mythos“ der Allmacht des Traumas
Trauma
SubjektiveWahrneh
mung
Trauma-Störung
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Realistische Darstellung der Trauma-Einwirkung
Trauma
Subjektive Wahrnehmu
ng
Trauma-Störung
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Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) II
Die Symptomatik der PTBS lässt sich in drei Kategorien unterteilen.
1. Wiedererleben des traumatischen Ereignisses: Verdrängte Erlebnisse tauchen plötzlich wieder auf, ausgelöst durch bestimmte Schlüsselreize (Gerüche, Bilder, Geräusche) – dies führt zu intensiven psychischen und körperlichen Angstreaktionen
2. Symptome gesteigerter Erregung: erhöhte Wachsamkeit und Reizbarkeit, Schlafstörungen durch Übererregung und Alpträume
3. Meidung der mit dem Ereignis verbundenen Aktivitäten
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Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) III
Die PTBS weist eine sehr hohe Komorbiditätsrate auf (zusätzliches Auftreten weiterer psychischer Störungen):
1. Angststörungen
2. Depression, Suizidalität
3. Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch
4. Somatisierungsstörungen: chronische Schmerzen, Herz-, Kreislaufstörungen
5. Dissoziative Störungen: Erinnerungslücken, Ohnmachtsanfälle, Wahrnehmungsausfälle, körperliche Ausfälle ohne organische Ursache
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Posttraumatische Belastungsstörung IV
Häufigkeit: • wurde lange eher unterschätzt, wenig verlässliche Angaben,
Prävalenz wird bei Männern auf etwa 5%, bei Frauen doppelt so hoch auf 10,4 % geschätzt
• Die Prävalenzrate ist abhängig von der Art des Traumas:• Physische Angriffe, v.a. sexueller Art, gehören mit
Prävalenzraten bis zu 50% zu den häufigsten Auslösern einer PTBS
• Bei Verkehrsunfällen (gehören zu den häufigsten Traumata) oder bei schweren Organerkrankungen liegt sie bei etwa 10-15%
• Durchschnittlich entwickeln etwa 25% von einem Trauma Betroffenen eine PTBS
• Der größte Teil der Bevölkerung erlebt irgendwann im Leben ein Ereignis traumatischen Ausmaßes, die Lebenszeitprävalenz liegt weltweit bei 1-9%, in Deutschland bei 1-3% - das heißt, „die meisten Traumatisierten entwickeln keine PTBS, sondern zeigen Spontanerholung“ (Frommberger & Maercker, 2018, S.284)R.Lütjen
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Posttraumatische Belastungsstörung V
Verlauf:• Die Störung kann dem Trauma mit einer Latenz von
Wochen bis Monaten folgen, selten jedoch länger als sechs Monaten
• Nach dem Erleben eines Traumas kann sich eine PTBs in jedem Lebensalter entwickeln. Entgegen der häufigen Vermutung, dass Kinder das größte Risiko für eine PTBS haben, zeigen sich bei Teenagern die höchsten Risikoraten für eine PTBS. Ein zweiter Erkrankungsgipfel zeigt sich im Alter von 65-70.
• Bei mehr als einem Drittel der Betroffenen treten auch nach 10 Jahren PTBS-Symptome auf
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Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) VI
Therapiemöglichkeiten:
Alle Traumatherapieverfahren sind darauf ausgerichtet, die Verbindung zwischen externen oder internen Auslösereizen (Triggern) und der tief eingravierten Angst-Furcht-Bedrohungsstruktur zu kappen
Dies geschieht entweder über angeleitete Konfrontation oder über intensive nachträgliche gedankliche Beschäftigung damit (sog. Narrative Verfahren)
Psychotherapie ist besser al Pharmakotherapie
Psychopharmaka: Antidepressiva sind zugelassene, Benzodiazepine (Valium) sind zu vermeiden
Entspannungsverfahren, Meditation, Yoga
-
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Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) VII
Wichtig für das Gegenüber:
einerseits empathisches Verständnis haben, Unterstützung bieten
andererseits selbst genügend Distanz gegenüber dem berichteten Leid bewahren
über geeignete Hilfen informieren (z.B. für Folteropfer)
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Schizophrenie (F20) I
Die Schizophrenie gehört nach alter Klassifikation wie die affektiven Psychosen zu den endogenen Psychosen.
Schizophren erkrankte Menschen leiden vor allem an Funktionseinschränkungen des Denkens und der Wahrnehmung.
Affekte, Verhalten, die Realitätsorientierung und das Empfinden von Ich-Identität und die alltägliche Lebensbewältigung sind dadurch meist beeinträchtigt. Aus diesen Gründen wird die Schizophrenie oft als schwerste psychische Erkrankung angesehen, zumal die Persönlichkeit sich bei chronischen Krankheitsverläufen in Richtung geringerer Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit verändern kann. 50
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Schizophrenie (F20) II
Unterformen der Schizophrenie:
Paranoid-halluzinatorische Form: Wahnsymptomatik ist vorherrschend, v.a. Beziehungswahn oder Verfolgungswahn (nichts ist mehr zufällig, alles ist „gemacht“), gekoppelt mit akustischen, Geschmacks oder Geruchshalluzinationen.
Katatonie: Motorik erstarrt oder übersteigert-agitiert
Hebephrenie oder desorganisierter Typus: unernste alberne Gestimmtheit (Eindruck des „Nicht-Erwachsen-Werden-Wollens“), Oberflächlichkeit, Enthemmtheit
Schizophrenia simplex: keine dramatischen Symptome, schleichender Verlauf
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Schizophrenie (F20) III
Häufigkeit: im Lebenslauf ist etwa 1% der Bevölkerung betroffen, weltweit fast gleiche Verbreitung
Verlauf: bei akut-heftigem Beginn ist die Prognose günstiger; Ersterkrankung bei Männern zwischen 20 und 25, bei Frauen etwa 5 Jahre später; „Drittel-Regel“: 1/3 nur 1-2 Episoden, 1/3 häufiger Rückfälle, dazwischen relativ stabil, 1/3 chronisch beeinträchtigt
Therapiemöglichkeiten:Psychopharmaka (Neuroleptika)stützende (meist keine aufdeckende) Psychotherapiealltagsnahe sozialpädagogische Unterstützung in den Lebensbereichen Wohnen, Arbeit, soziale Teilhabe, BehandlungUnterstützung in Selbsthilfe„Trialog“, Psychoseseminare
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Schizophrenie (F20) IV
Wichtig für das Gegenüber:Die Diagnose Schizophrenie ist kein Grund zur Resignation: Schizophrenie ist nicht heilbar, aber gut behandelbar (wie etwa Diabetes)als „Gegenübertragung“ empfindet man: Verwirrung, Unverständnis, z.T. bodenloses Leid oder Erschrecken – all das sind Hinweise, wie es den Betroffenen mit sich selbst ergehtMenschen mit schizophrenen Störungen haben große Probleme mit der Abgrenzung von „Innenwelt“ und „Außenwelt“, deswegen haben sie meist ein relativ großes Distanzbedürfnis, das unbedingt respektiert werden sollte; als Gegenüber fühlt man sich infolge dieses Distanzbedürfnisses häufig als aufdringlichAnsonsten: niemand ist 100%ig schizophren, jeder Mensch hat gesunde Anteile, auch Menschen mit schizophrenen Störungen
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Depression (F32/33) I
Depressionen gehören zu den affektiven Störungen, bei denen die Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität, des Antriebs und der vegetativen Befindlichkeit bestehen.
Der Verlauf kann in abgesetzten Phasen mit gesunden Intervallen erfolgen, es gibt aber auch depressive Störungen, die chronisch über Jahre verlaufen. Auch nach jahrelangen Erkrankungen treten meist keine wesentlichen Persönlichkeitsveränderungen auf.
Unter „Depression“ werden sehr unterschiedliche Ausprägungen von gestörter Befindlichkeit zusammengefasst, so spricht man von endogenen Depressionen, von leichten, mittleren oder schweren depressiven Episoden, von depressiven Reaktion, von rezidivierenden depressiven Störungen usw.
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Depression (F32/33) II
Symptome im einzelnen
• traurige, niedergeschlagene Stimmung, “Herabstimmung”
• Appetit und Gewicht verringert oder vermehrt
• Einschlaf-/Durchschlafschwierigkeiten, frühes morgendliches Erwachen
• Lethargie oder Agitiertheit
• Interessenverlust
• Antriebsverlust
• negatives Selbstbild, Gefühl der Wertlosigkeit und der Schuld, bis zum Wahnerleben: Schuld-, Armuts-, Krankheitswahn
• Konzentrationsschwierigkeiten, verlangsamtes Denken
• wiederkehrende Todes- oder Suizidgedanken
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Depression III
Endogene Depression: Schwere Form der Depression, in älteren Klassifikationen den endogenen Psychosen zugeordnet; Verlauf phasenhaft mit akuten krisenhaften Zuspitzungen, fast immer mit Suizidalität verbunden, Wahnphänomene möglich
Depressive Episode: In den neueren Klassifikationen wird von leichten, mittleren oder schweren depressiven Episoden gesprochen, wenn sie mindestens 2 Wochen anhalten
Rezidivierende depressive Störung: wiederholte depressive Episoden, fast vollständige Besserung zwischen den Episoden
Dysthymia: chronische depressive Verstimmung, oft monatelang gleichbleibend (früher: neurotische Depression)
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Depression IV
Manisch-depressive Erkrankung (bipolare Störung):depressive Phasen wechseln sich mit manischen ab
Die manische Erkrankung wird oft als Gegenpol zur Depression beschrieben, in ihrer Gegensätzlichkeit weisen sie aber auch viele Gemeinsamkeiten auf:
- extreme Stimmungsveränderungen
- Verlauf in abgesetzten Phasen mit gesunden Intervallen, keine wesentlichen Persönlichkeitsveränderungen
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Depression V
Häufigkeit: Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen (insgesamt ca. 11 - 15% der Bevölkerung, Frauen sind häufiger betroffen)
Verlauf: die meisten depressiven Episoden dauern zwischen 3 und 12 Monaten; das durchschnittliche Ersterkrankungsalter liegt bei Ende 20/Anfang 30 (bei bipolaren Erkrankungen früher), zwischen 50 und 60 besteht ein zweiter Krankheitsgipfelda durch sich durch depressive Erkrankungen die Grundpersönlichkeit wenig verändert (anders als z.B. bei Schizophrenien) ist die Prognose relativ günstig
Therapiemöglichkeiten:PsychotherapieNaturheilmittel (Johanniskraut)Psychopharmaka (Antidepressiva, Phasenprophylaktika) körperliche Aktivitätsoziales Training (Selbstbehauptung, Kontaktförderung)
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Depression VI
Wichtig für das Gegenüber:
Verständnis, lieber keine gut gemeinten Ratschläge (à la Schulterklopfen, „Wird schon wieder“)
als „Gegenübertragung“ empfindet man: Bedürftigkeit, Hilflosigkeit, Hilfeappell; Unzulänglichkeit, all diesen Problemen gerecht zu werden; nach einiger Zeit eventuell auch Gereiztheit über das dauernde Klagen und Anklagen
Für diese Impulse sollte man innerlich achtsam werden, sie helfen, um in professioneller Distanz zum depressiven Menschen zu bleiben, es hilft nicht, sich in seine Depression hineinziehen zu lassen
Ansonsten: was würde mir helfen, wenn es mir schlecht geht?
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Depression VII
Depression und burn-out
Unterschiede bei der Beantwortung der Frage:
„Was würden Sie tun, wenn Sie nicht so erschöpft wären?“
Burn-out-Betroffene verfügen über viele Ideen, was sie alles machen würden, Depressive nicht
„Man könnte also - sehr stark vereinfacht - sagen : Ein Lottogewinn von 10 Millionen Dollar könnte einem Menschen normalerweise aus einem Burnout-Prozess heraushelfen —einem Depressiven (im klinischen Sinne) dagegen nicht“ (www.swissburnout.ch)
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Depression VIII
Depression und burn-out
Burnout ist „kontext-bezogen“ (meist arbeitsbezogen),
während Depression „kontext-frei“ und allumfassend ist, also alle Bereiche des Lebens durchdringt
Beim Burn-out spricht man von einem „Aufwärts-Stress-Zirkel“,
bei der Depression von einem „Abwärts-Stress-Zirkel“
Ein anfänglicher burn-out-Zustand erreicht meist nicht das Ausmaß einer Depression,
schreitet der burn-out-Prozess dagegen fort, kommt es zu einer Erschöpfungsdepression, es beginnt die Eigendynamik der Depression, die speziellen burn-out-Charakteristika treten zurück
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Persönlichkeitsstörungen (F60)
Sie stellen eine heterogene Gruppe von Störungen dar. Persönlichkeitsstörungen (PKS) werden konkretisiert als lange bestehende, unflexible und schlecht angepasste Persönlichkeitsmerkmale. Das Sozialleben und das berufliche Leistungsvermögen sind beeinträchtigt, nicht aber der Kontakt zur Realität.
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Borderline-Störung (F60.31) I
Lange Zeit eine sehr umstrittene Diagnose im Bereich der
Psychiatrie
nach Schätzungen sind heute 30% der Psychotherapie-PatientInnen borderline-Fälle; ca 20% der PatientInnen von allgemeinpsychiatrischen Stationen leiden an einer borderline-Störung
in Praxen wie in Kliniken ist festzustellen, dass der Anteil von borderline-PatientInnen zunimmt; wissenschaftlich gesicherte Angaben über die Häufigkeit von borderline-Störungen lassen sich jedoch kaum finden.
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Borderline-Störung (F60.31) II
Diagnostische Kriterien
allgemein: durchgängiges Muster von Instabilität im Bereich der Stimmung, der zwischenmenschlichen Beziehungen und des Selbstbildes; 5 der folgenden Kriterien:
• instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen, Wechsel zwischen den Extremen der Überidealisierung und Abwertung
• Impulsivität bei mindestens 2 potentiell selbstschädigenden Aktivitäten (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch usw.)
• Instabilität im affektiven Bereich, ausgeprägte Stimmungsänderungen oft innerhalb einiger Stunden in Richtung Depression, Angst
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Borderline-Störung (F60.31) III
• übermäßige Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren
• wiederholte Suiziddrohungen, -andeutungen oder -versuche oder andere selbstverstümmelnde Verhaltensweisen
• ausgeprägte und andauernde Identitätsstörung in mindestens 2 der folgenden Lebensbereiche: Selbstbild, sexuelle Orientierung, langfristige Ziele oder Berufswünsche, Art der Freunde oder Partner oder in den persönlichen Wertvorstellungen
• chronisches Gefühl der Leere oder Langeweile
• verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern
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Borderline-Störung (F60.31) IV
Das Problem der borderline-Persönlichkeit (BP)
Die BP hat es nicht gelernt, die frühkindliche Aufspaltung in “gute” und “böse” Teile zu überwinden, die Welt der BP bleibt in Helden und Bösewichte aufgeteilt. Mehrdeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten können nicht toleriert werden. Lebensprobleme werden mit dem Abwehrmechanismus der Spaltung bewältigt.
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Borderline-Störung (F60.31) V
Das Problem der borderline-Persönlichkeit (BP) II
Freunde, Partner, Eltern, therapeutische Bezugspersonen können an einem Tag idealisiert, am nächsten völlig abgewertet werden. Es fällt der BP äußerst schwer, die optimale Distanz zu anderen zu halten.
Im Erleben gibt es oft keine Geschichtlichkeit: die BP erfährt ihr Gegenüber immer auf der Basis der letzten Begegnung, nicht auf einer Reihe von Interaktionen und Erfahrung mit dieser Person.
Durch die labile Identität leidet die BP sehr unter innerer Leere. Das Bedürfnis, die Leere zu füllen oder die Langeweile zu erleichtern, kann zu selbstschädigender Impulsivität bis zu Drogenmissbrauch, Anorexie und Suizid sowie extremen Stimmungsschwankungen führen, die dazu dienen, überhaupt irgendwelche Gefühlsregungen zu empfinden.
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Borderline-Störung (F60.31) VI
Häufigkeit: in den letzten Jahren ist häufig zu hören, dass es „immer mehr“ Borderline-Störungen gebe, es gibt aber wenig verlässliche Belege dafür, fundiertere Schätzungen liegen bei 2%, mindestens 2/3 der Betroffenen sind Frauen
Verlauf: wie bei allen Persönlichkeitsstörungen muss beim Verlauf der Borderline-Störung in Zeiträumen von mehreren Jahren gedacht werden
Therapiemöglichkeiten:klinische Behandlungsozialpsychiatrische Betreuungstützende (meist keine aufdeckende) PsychotherapieNeuere Therapieansätze (am bekanntesten die „Dialektisch-behaviorale Therapie“ von Linehan) gehen handlungsorientiert vor, die Betroffenen lernen, ihre unterschiedlichen affektiven Befindlichkeiten zu differenzieren und auszudrücken, sie nicht mehr als “schwarz-weiß” zu betrachten, und zu innerer Achtsamkeit und neuen konstruktiven Stressbewältigungsformen zu kommen
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Borderline-Störung (F60.31) VII
Wichtig für das Gegenüber:Borderline-PatientInnen haben einen sehr schlechten „Ruf“ –dies kann kein Hinderungsgrund sein, ihnen die bestmögliche Hilfe zukommen zu lassenals „Gegenübertragung“ empfindet man u.a.: eine Stimmung, in der man sich innerlich auf alles gefasst macht; Hemmung oder Vorsicht, die andere Person nur nicht zu reizen; unerklärliche Gefühlsimpulse in sich selbst, die man sonst nicht kennt; aggressive Tendenzen; Sorgen um die andere Person, Schuldgefühlediese heftigen Gefühlsimpulse, die man z.T. bisher bei sich selbst gar nicht wahrnahm, können auch wieder Hinweise darauf sein, wie es den Betroffenen mit sich selbst ergeht – Borderline-PatientInnen schaffen es sehr gut, ihre Gefühlszustände zu „exportieren“immer auf den Mechanismus der Spaltung gefasst sein: heute ist man der tollste Mensch auf Erden, morgen vielleicht ein mieser Schwächling
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Verletzlichkeit
(Vulnerabilität)
„Dünnhäutigkeit“, besondere Empfindsamkeit
Vulnerable Menschen sind empfindsamer
gegenüber Innen- und Außenreizen, haben
weniger „alltägliche“
Bewältigungsmöglichkeiten
Ihre Abwehrschwelle gegenüber belastenden
Stressreizen ist gesenkt, sie sind anfälliger für
Stress
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Ursachen psychischer Erkrankungen
Phase I:Vulnerabilität alsVorbedingung
Phase II:Stress als Auslöser
Phase III:Verlaufsformen
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Ursachen psychischer Erkrankungen IVulnerabilität als Vorbedingung
Psychologische Einflüsse
GenetischeEinflüsse
Erworbene biologische Faktoren
Vulnerabilität(Verletzlichkeit)
KortikaleVeränderungen
Soziale Faktoren
Kulturelle Einflüsse
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Ursachen psychischer Erkrankungen IIStress als Auslöser
LebensphasischeStressoren
Akute Stressoren(Life events)
Alltagsstressoren
StressChronische Stressoren
Individuelle Bewältigungs-
strategien
Widerstandsfähigkeit(Resilienz)
SalutogenetischeFaktoren
(Kohärenzgefühl)
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Ursachen psychischer Erkrankungen III:Verlaufsformen
Rückfallgefährdung
(episodischer Verlauf)
Akute Erkrankung
Therapie, Krankheitsbewältigung,Psychosoziale Einflüsse
Chronifizierung(dauerhafte
Einschränkungen)
Gesundung
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Psychotherapie
Psychotherapeutengesetz §1 Abs.3:Psychotherapie ist jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung, Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist
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Psychotherapie – allgemeine Wirkfaktoren (nach Grawe)
Ressourcenaktivierung
Problemaktualisierung
Problembewältigung
Motivationale Klärung
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Psychotherapie – wichtige Verfahren
Psychodynamische Formen: Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
(kognitive) Verhaltenstherapie
Gesprächspsychotherapie
Systemische Therapie
Humanistische Therapieformen
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Psychodynamische Therapieformen
Hauptziel der klassischen Psychoanalyse: Aufhebung
der Verdrängung von in der Kindheit angelegten Konflikten
Techniken:
Freie Assoziation
Traumarbeit
Deutung
Tiefenpsychologische oder psychodynamische (Kurz-)Therapie: Konzentration auf aktuelle Probleme
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Grundsätze der Verhaltenstherapie
Verhalten wird
ausgelöst durch bestimmte Reize
aufgebaut durch Verstärkung
vermindert durch Bestrafung
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Verhaltenstherapeutische und kognitive Interventionen
Systematische Desensibilisierung als Anwendung
von klassischer Konditionierung
Techniken operanter Konditionierung, z.B. systematische Verstärkung
Kognitive Techniken: in der kognitiven VT werden Kognitionen als wichtige Determinanten von Gefühlen und Verhalten aufgefasst – negative Denkmuster sind für emotionale Störungen verantwortlich
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Beispiel kognitive Therapie:negative kognitive Schemata
Übergeneralisierung: wenn es in einem Fall stimmt, trifft es immer zu
Selektive Abstraktion: das einzige was zählt, sind Mißerfolge, Schwächen, Niederlagen
Übertriebenes Verantwortungsgefühl: Ich bin verantwortlich für jedes Misslingen, Versagen
Katastrophisieren: Denke immer an das Schlimmste. Es wird dir wahrscheinlich passieren.
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Beispiel kognitive Therapie:Protokoll negativer Gedanken
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Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie
Ziel: den Klienten dabei unterstützen, freie
Entscheidungen zu treffen und so sich selbst zu verwirklichen (Selbstaktualisierung)
Förderlich sind bestimmte Eigenschaften des Therapeuten: bedingungslose Wertschätzung, Aufrichtigkeit, Echtheit, Empathie, Verbalisierung von emotionalen Erlebnisinhalten – diese Therapeutenmerkmale finden sich heute als Grundmerkmale in jeder Psychotherapie
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Systemische Therapie
Konflikte im familiären Zusammenleben sind
unvermeidlich – erkrankt ein Mitglied, wird dies nicht als ein individuelles, sondern als ein Familienproblem gesehen
Wichtigste Ziele: Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Familie und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Familienmitglieder
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Humanistische Therapieformen
Positives Menschenbild: Der Mensch strebt nach Autonomie und Selbstverwirklichung und ist fähig, für sich Verantwortung zu übernehmen und seine Bedürfnisse zu verwirklichen
Richtungen u.a.:
Gesprächspsychotherapie (s.o.)
Gestalttherapie
Bioenergetik
Transaktionsanalyse
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Psychische Erkrankungen
Einerseits verheimlicht
Andererseits dramatisiert
Nötig ist:
Ent-Tabuisierung
Und
Ent-Dramatisierung
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Was ist Achtsamkeit
Der achtsame Mensch achtet auf jeden Moment, ohne ihn zu bewerten, er begegnet dem Alltag und dem Leben liebevoll und akzeptierend
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Was ist Achtsamkeit
Wer etwas achtsam tut, agiert im Hier und Jetzt und überlegt nicht, was gestern war und morgen kommen könnte
„Er isst, wenn er isst, er geht, wenn er geht, und er schläft, wenn er schläft“ (Weisheit aus dem Zen-Buddhismus)
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Was bewirkt Achtsamkeit
Automatische Gedanken- und Gefühlsabläufe werden unterbrochen Annahme dahinter: psychische Probleme
entstehen vor allem durch die Versuche, Gefühle zu kontrollieren, nicht durch die Gefühle selbst
Förderung von distanzierender Betrachtung, Gelassenheit, Akzeptanz der Gefühlswelt, Entscheidungsfreiheit im Alltag
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Formen der Achtsamkeitsförderung
Es gibt verschiedene Formen der therapeutischen Achtsamkeitsförderung
Am bekanntesten ist die „achtsamkeitsbasierte Stressminderung“ (mindfulness based stressreduction): Body scan (den ganzen Körper erspüren)
Übungen aus dem Hatha-Yoga
Achtsamkeitsmeditation (Gedanken und Gefühle wie einen vorbeiströmenden Fluss beobachten)
Im Alltag einzelne Handlungen langsam und achtsam ausführen R.Lütjen
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Günstige Auswirkungen von Achtsamkeit auf die Gesundheit
Reduzierung von Angstsymptomen
Minderung von chronischem Stress
Weniger Rückfälle bei Depressionen
Stabilisierung bei borderline-Erkrankungen
Verbesserung des psychischen Zustandes bei Krebspatienten, bei chronischen Schmerzsyndromen u.a. Beeinträchtigungen
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Auswirkungen von Meditation
Bei langjähriger Meditation verdichtet sich die graue Substanz bim Gehirn bzw. die Hirnareale vergrößern sich, die z.B. zuständig sind für Körperwahrnehmung und Bewegungssteuerung
Gefühlsregulation und Umlernen bei unangenehmen Erfahrungen
Emotionale Bewertung von Situationen und Reaktionen
Gefühle von Präsenz, Freude und Verbundenheit
Fokussierung und Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit (Ott 2010)
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Meditation und Aufmerksamkeit
Enorme Verlängerung der Konzentrationszeiten bei erfahrenen Yogis gegenüber Laien (Brille mit unterschiedlichen Bildern für jedes Auge)
Langjährig Meditierende können z.T. sogar den sog „startle-Reflex“ unterdrücken (Zusammenzucken bei lautem Geräusch)
Bei der Beschäftigung mit komplizierten Aufgaben zeigt sich eher eine Minderung(!) der Hirnaktivität
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