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INDIV IDUALIS IERTE MEDIZ IN –DAS ALLGEMEINE VERSTÄNDNIS

E b M K o n g r e s s 2 0 1 1 : E b M & I n d i v i d u a l i s i e r t e M e d i z i n

DAS ALLGEMEINE VERSTÄNDNIS

E b M - K o n g r e s s 2 0 1 1 : E b M & I n d i v i d u a l i s i e r t e M e d i z i n

B e r l i n , 2 4 . - 2 6 . 3 . 2 0 1 1

Dr. Bärbel HüsingFraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Karlsruhe

© Fraunhofer ISI

I s t ind iv idua l i s ie r te Mediz in e ine Mediz in , d id ie…

„… dem Menschen besonders zugewandt ist“

„…den Patienten mit seinen

„… eine ganzheitliche Sicht auf Patientinnen und Patienten hat“individuellen Wünschen und

Problemen, Werten und Präferenzen wahr- und ernst

i t“

und Patienten hat

nimmt“

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I s t ev idenzbas ier te Mediz in ind iv idua l i s ie r te M di i ?Mediz in?

„Es bedarf der klinischen Erfahrung des Arztes,

d B ü k i hti d ti t i di id ll Sit tider Berücksichtigung der patientenindividuellen Situation,

um die bestmögliche externe Evidenz in eine

für den individuellen Patientenfür den individuellen Patienten

bedarfsgerechte Therapieentscheidung umzusetzen“

Sackett et al. (1996): BMJ, 312, S. 71-72

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PotenzialeAusgangslage

Höhere Qualität der VersorgungWeniger Nebenwirkungen und Fehlversorgung

g g g

Alternde BevölkerungChronische KrankheitenN b i k und Fehlversorgung

Zielgerichtete, bedarfsgerechte Allokation

NebenwirkungenFehlversorgungSteigende Kostenschwieriger werdende

Prävention und FrüherkennungGeringere KostenPatienten im Mittelpunkt

gFinanzierbarkeitSinkende Produktivitätder Pharma-FuE

Patienten im MittelpunktHöhere AdhärenzMärkte für die Gesundheitswirtschaft

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Studien zur ind iv idua l i s ie r ten Mediz in

http://www.tab-beim-bundestag.de http://www.nuffieldbioethics.org

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p g p g

Tre iber für d ie ind iv idua l i s ie r te Mediz in

Wissenschaftlich-technische Entwicklungen und Erkenntnisse

Genom und PostgenomforschungGenom- und Postgenomforschung

IuK-Technologien, Internet

Bildgebung Gesellschaftlicher Trend zur Individualisierung auch im

d d l

ZelltechnologieIndividualisierung, auch im Gesundheitswesen

Höhere Autonomie und Patientensouveränität

Individualisierte Medizin

Patientensouveränität

Für Individuen: mehr Kontrolle über bzw. Verantwortung für seine Gesundheit

Medizinischer Bedarf

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Fünf Konzepte der Ind iv idua l i s ie rung

Therape tische UnikateTherapeutische Unikate

Patientenindividuell gefertigte Interventionen, nur für Zielperson wirksam

Autologe Zelltherapien, patientenspezifische Tumorvakzine, Bestrahlungen

Biomarker-basierte Stratifizierungen von einheitlich erscheinenden Patientengruppen in klinisch relevante Sub-Gruppen, die unterschiedlich behandelt werden

Biomarker-basierte Stratifizierungen von einheitlich erscheinenden Bevölkerungsgruppen zur Ermittlung individueller Risikoprofile

Umgang mit den Risiken entsprechend der individuellen Präferenzen

Direct-to-consumer-Angebote von Gesundheitsdienstleistungen

Genprofile, Ganzkörperscans

Online medicine: Internetbasierte Dienste

Gesundheitsinformationen und –beratung für Patienten und BürgerGesundheitsinformationen und beratung für Patienten und Bürger

Austausch und Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal und Mit-Patienten

Erhebung und Verwaltung von Gesundheitsdaten in einer persönlichen Gesundheitsakte zum Monitoring des individuellen Gesundheitszustands

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Gesundheitsakte zum Monitoring des individuellen Gesundheitszustands

Zwischenfaz i t

„Bunter Strauß“ sehr heterogener Entwicklungen

Jedes Konzept hat spezifische Ziele, Anwendungen und Problembereiche

Differenzierte Analyse und Diskussion erforderlichy

Im FolgendenIm Folgenden

Biomarker-basierte Stratifizierung in der Therapie

Wo stehen wir?

Welche Herausforderungen?

Welcher Diskussions- und Handlungsbedarf?

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Innovat ionsver läufe : „Kamelhöcker-Kurve“Roboter

200 1000Diffusion

140

160

180

700

800

900

Patente

Ernüchterung

100

120

140

Pate

nte

500

600

700

likat

ione

n

Publikationen (-1)

Aufstieg

40

60

80

P

200

300

400 PublEuphorie

Neuorientierung

Entdeckung

0

20

40

0

100

200Entdeckung

19741976

19781980

19821984

19861988

19901992

19941996

19982000

2002

Quelle: Fraunhofer ISI

© Fraunhofer ISI

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Quelle: Fraunhofer ISI

Wo steht d ie ind iv idua l i s ie r te Mediz in?

Annahme:Prinzipiell ähnlicher Innovationsverlauf für die individualisierte Medizin

These:Die individualisierte Medizin befindet sich in der frühen Phase von Entdeckung, Euphorie und Ernüchterung

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Entdeckung und Euphor ie – Forschung und G dh i f h l i ikGesundhei t s forschungspol i t ik

Bekanntmachung der Vision zur Akquisition von Ressourcen

Strategischer Schwerpunkt in Hightech-Strategie 2020und im Rahmenprogramm Gesundheitsforschungh b bf dhttp://www.bmbf.de

Forschung gut aufgestellt

Technologien

Forschungsinfrastrukturen (z.B. Kohorten, Biobanken, Kooperationen)

Wissensbestände

Größere Projekte implementiertGrößere Projekte implementiertGreifswalder Approach to Individualised Medicine (GANI_MED)http://www.medizin.uni-greifswald.de/GANI_MED/

Spitzenclusterm4 – Personalisierte Medizin und zielgerichtete Therapien – eine neue Dimension in der Medikamentenentwicklunghttp://www.m4.de

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Entdeckung und Euphor ie –Ph i d iPharmaindust r ie

Starke Zunahme des Interesses und der Aktivitäten in den letzten Jahren

Präklinik (z.B. Toxikologie) 40%

Projekte mit pharmakogenetischen Begleituntersuchungen

Ko-Entwicklung Biomarker und Wirkstoffe, v.a. Krebs(„basic pathway/mechanism as target“:

i P th d 26%

36%

30%

40%

gemeinsame Pathways, andere Indikationen für etablierte Medikamente (KRAS, EGFR, BRAF…))

Molekulare Tests 13%

20%

Molekulare Tests (Diagnostik, Prognostik, Monitoring)

13%

10%

0%

2005 2007 2009

Quelle: vfa „Forschung für das Leben“, 7/2009

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Quelle: vfa „Forschung für das Leben , 7/2009

Entdeckung und Euphor ie – ta rge ted the rap ie s , the rap iebes t immende D iagnos t i k

Medika- Krankheit Test auf Zugelassen

the rap iebes t immende D iagnos t i k

Proof of concept in Einzelfällen erbracht

10 Kombinationen Test/Medikament in Deutschland zugelassen

mentg

seit

Abacavir HIV/AIDS Nebenwirkung 2/2008

Dasatinib Leukämie Wirksamkeit 11/2006Weitere Kandidaten in der Pipeline

Krebs, AIDS

>1 % der zugelassenen Medikamente

Dasatinib Leukämie Wirksamkeit 11/2006

Erlotinib Lungenkrebs Wirksamkeit 9/2005

Gefitinib Lungenkrebs Wirksamkeit 7/2009g

Imatinib Leukämie Wirksamkeit 11/2001

Lapatinib Brustkrebs Wirksamkeit 6/2008

Maraviroc HIV/AIDS Wirksamkeit 9/2007

Nilotinib Leukämie Wirksamkeit 11/2007

Panitumumab Darmkrebs Wirksamkeit 12/2007Panitumumab Darmkrebs Wirksamkeit 12/2007

Trastuzumab Brustkrebs Wirksamkeit 8/2000

f d St d H b t 2010

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www.vfa.de; Stand Herbst 2010

Ernüchterung (1 ) – Va l id ierung und Nutzen

Wissenschafts- und technikgetriebenes, techniklastiges Konzept

Bedarf der Ergänzung und Weiterentwicklung!

Wird die medizinische Entscheidungsfindung verbessert, ein besseres Behandlungsergebnis erzielt?

Postgenomforschung liefert enorme Vielzahl neuer BiomarkerPostgenomforschung liefert enorme Vielzahl neuer Biomarker

Lediglich statistische Korrelation mit Krankheit

Validierung erforderlich, aber: anspruchsvoller, zeit- und ressourcenintensiver Prozess

G f h d h ll Ei füh i ht i h d lidi t Bi k i diGefahr der vorschnellen Einführung nicht ausreichend validierter Biomarker in die Versorgung

Ausbau der Validierung und translationalen Forschung!

f i i füh i di kli i h d üb h d hStufenweise Einführung in die klinische Versorgung und Kostenübernahme durch GKV in Abhängigkeit vom Wissensstand

z.B. Zentren, Konditionale Zulassung, progressive licensing, Risk sharing agreements

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Er nüchte rung (2 ) : The rap ien fü r immer k l e ine re Pa t i en tengruppen Orphan i s i e rung“?Pat i en tengruppen - „Orphan i s i e rung“?

Herausforderungen an klinische Studien

Von nachträglicher Analyse der Probanden auf Biomarker zu Rekrutierung nur derjenigen Probanden, bei denen ein Ansprechen erwartet wird

Andere Studienformen mit kleinerer Fallzahl und erhoffter größerer Effektstärke

Multizentrische, internationale Rekrutierung von Probanden

Umstrukturierung Pharma-FuE: Diagnostischer Test ist vor Studienbeginn bereitzustellenUmstrukturierung Pharma FuE: Diagnostischer Test ist vor Studienbeginn bereitzustellen

Weiterentwicklungen des Studiendesigns

Grenzen der Praktikabilität? Grenzen von Kosten/Aufwand zu Erkenntnisgewinn?

Orphan drugs als Normalfall?

Anreize für die Entwicklung von „orphan drugs“

AMNOG: keine Nutzenbewertung

Hohe Therapiekosten – Bezahlbarkeit bei Ausweitung auf Vielzahl von Arzneimitteln

Monitoring der Entwicklung für targeted therapies!

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Monitoring der Entwicklung für targeted therapies!

Ernüchterung (3 ) : S t rat i f i z ie rende Mediz in i A P i V hä l iim Arzt -Pat ient -Verhä l tn i s

Diagnostik, Therapieplanung und –durchführung wird komplexer und aufwändiger

Je mehr Subtypen, umso schwieriger die Differenzierung, umso höher das Risiko von Missklassifikation und Behandlungsfehlern

Akzeptanz bei medizinischem Personal und Patienten?

Wirksame Qualifizierung und hochwertige Unterstützung des medizinischen Personals

VergütungsstrukturenVergütungsstrukturen

Höherer Erklärungsbedarf der Therapieoptionen und –sequenzen

Fikt d ti l t h id d d h d l d M hFikton des rational entscheidenden und handelnden Menschen: Forschungsbedarf zu Patientenpräferenzen und -verhalten

Umgang mit erhöhtem Bedarf bei begrenzten Ressourcen

ü kVergütungsstrukturen

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Zusammenfassung

Individualisierte Medizin umfasst sehr heterogene EntwicklungenDifferenzierte Betrachtung erforderlich!

Individualisierte Medizin ist eine Priorität in der aktuellen Gesundheitsforschungspolitik

Diskussion zwischen Entdeckung, Euphorie, Ernüchterung und Verunsicherung

Klärung zahlreicher Fragen erforderlich

Weiterentwicklung techniklastiges KonzeptWeiterentwicklung techniklastiges Konzept

Einführung in die medizinische Versorgung als Balanceakt zwischen notwendiger Erweiterung des Wissens über Nutzen und Folgen und raschem Zugang zu Innovationen

Validierung, translationale Forschung

Zentren, konditionale Zulassung

Umgang mit kleinen Patientengruppen: klinische Studien NutzenbewertungUmgang mit kleinen Patientengruppen: klinische Studien, Nutzenbewertung, Bezahlbarkeit

Umsetzung im Arzt-Patient-Verhältnis: Forschungsbedarf, Rahmenbedingungen

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Vie len Dank für Ihre Aufmerksamkei t!

KontaktDr. Bärbel HüsingLeiterin Geschäftsfeld Biotechnologie und LebenswissenschaftenCompetence Center Neue TechnologienFraunhofer-Institut für System- und InnovationsforschungBreslauer Str 48Breslauer Str. 4876139 Karlsruheb.huesing@isi.fraunhofer.dehttp://www.isi.fraunhofer.de

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