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Impulstagung NOJZ, 14. November 2019, Luzern:
Insta, Noten, Body und Sex –Jugend unter Druck
Zwischen Selbstfindung und modernem Leistungsdruck – wie gehen Jugendliche damit um?
Nadine Plaschy Moreau
Leitende Psychologin, Klinik Neuhaus, UPD Bern
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Zwischen Selbstfindung und Leistungsdruck – wie gehen die Jugendlichen damit um ?
1. Ausgangslage – ein paar gesellschaftliche Fakten
2. Das Jugendalter und die dazugehörenden Entwicklungsaufgaben
3. Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen auf die Jugendlichen und deren Gesundheit
4. Jugendliche in der Psychiatrie
5. Empfehlungen aus der Ki- und Ju-Psychiatrie an die Jugendarbeit
6. Abschliessende Gedanken zum Mitnehmen
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Veränderungen in der Gesellschaft haben zu Veränderungen der Lebensphasen geführt: Während sich Kindheit und Erwachsenenalter verkürzt haben, haben sich das Jugendalter und die Seniorenzeit verlängert.
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Zwischen Selbstfindung und Leistungsdruck – wie gehen die Jugendlichen damit um ?
Gesellschaftliche Fakten 1
Verlängerte Ausbildungszeiten führen zu längerer wirtschaftlicher Abhängigkeit – Gleichzeitig sind die jungen Menschen in Bereichen Mode, Musik, Unterhaltung, Medien, Freizeit und Beziehungsgestaltung sehr frei.
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Gesellschaftliche Fakten 2
Familienstrukturen haben sich verändert:
• von der Grossfamilie hin zur Kleinfamilie
• weniger Geschwister - mehr Einzelkinder
• Grosselterngeneration ist nicht mehr im Haus
Zunahme anderer Familienformen:
• nicht eheliche Lebensgemeinschaft
• Alleinerziehende
• getrennt lebende Eltern
• gleichgeschlechtliche Eltern
• Patchworkfamilie
• andere individuelle Lebensgestaltungen
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Gesellschaftliche Fakten 3
Erziehungs- und Umgangsformen in der Familie haben sich stark gewandelt:
• traditionelle auf elterlicher Autorität basierende Erziehungsvorstellungen bieten keine akzeptierte Grundlage mehr
• an ihre Stelle treten emotionale Nähe, Teilnahme und Verständnis als wichtige Erziehungshaltungen
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Gesellschaftliche Fakten 4
Populärwissenschaftliche Erkenntnisse aus der Pädagogik finden über Medien und Erwachsenenbildung rasche Verbreitung – Ratgeber zu Erziehungsfragen mit sich rasch ändernden Aussagen schiessen wie Pilze aus dem Boden und hinterlassen völlig verunsicherte, desorientierte Eltern.
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Zwischen Selbstfindung und Leistungsdruck – wie gehen die Jugendlichen damit um ?
Gesellschaftliche Fakten 5
Zwischen Selbstfindung und Leistungsdruck – wie gehen die Jugendlichen damit um ?
Gesellschaftliche Fakten 6
Kinder und Jugendliche erfahren heute in der Kleinfamilie mehr Beachtung, mehr Zuwendung und mehr Umsorgung –
sie erleben aber auch verstärkt eine belastende Erwartungshaltung und betreuende Kontrolle bis hin zu einer Vernachlässigung von Erziehung.
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Effizienzsteigerung – Gewinnmaximierung – Flexibilisierung –Globalisierung:
• Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft voller Chancen und Möglichkeiten
• Mehr Möglichkeiten bergen aber auch Risiken und eröffnen mehr Stress und Angst, die falsche Option zu wählen…
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Zwischen Selbstfindung und Leistungsdruck – wie gehen die Jugendlichen damit um ?
Gesellschaftliche Fakten 7
Berufliche Ausbildung:
• früher blieb man ein Leben lang im selben Betrieb – heute wechselt man schneller und öfter den Arbeitsplatz
• Aus- und Weiterbildungen gehören dazu – Stichwort: lebenslanges Lernen
• Die Anforderungsprofile der Berufe steigen
• Alte bewährte Berufe verschwinden, neue Berufe entstehen
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Gesellschaftliche Fakten 8
2. Das Jugendalter und die dazugehörenden Entwicklungsaufgaben
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2. Das Jugendalter und die dazugehörenden Entwicklungsaufgaben
2.1 Das Jugendalter – Zeit der Veränderungen
Auf dem Weg zu sich selbst beginnt durch die Pubertät ausgelöst und über die Adoleszenz hinaus eine intensive Phase biologischer, psychologischer und sozialer Veränderungen:
- Das Interesse an der Schule sinkt
- Wichtig ist nur noch, was die Clique macht
- Es geht um Ausprobieren/Experimentieren: Alkohol, Drogen, Haare färben, Kleiderstil
- Jugendlichenzimmer werden für Eltern zu Sperrgebieten
- Gefühleachterbahn: zwischen absolut unsensibel bis hin zu wilden Ausrastern
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2. Das Jugendalter und die dazugehörenden Entwicklungsaufgaben
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2.1 Das Jugendalter - Zeit der Veränderungen
Gehirn: Achtung Baustelle!
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2. 1 Das Jugendalter – Zeit der Veränderungen
Pubertät!
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2.2 Entwicklungsaufgaben nach Havighurst
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2.2 Entwicklungsaufgaben nach Havighurst
Der Mensch steht im Verlaufe seines Lebens immer wieder unterschiedlichen Probleme gegenüber, die es zu bewältigen gilt.Dabei ergeben sich in den jeweiligen Lebensabschnitten spezielle altersentsprechende Aufgaben,
deren Bewältigung durch folgende Faktoren beeinflusst wird:• die individuellen Anlagen und die eigene Persönlichkeit• die physische, soziale und sozial gestaltete Umwelt
Innerhalb dieser Lebensspannen gibt es Zeiträume, die für die Erledigung der Aufgaben am geeignetsten sind – sensible Phasen!
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2.2 Entwicklungsaufgaben nach Havighurst
Zu den Phasen der Adoleszenz und Jugend rechnet Havighurst folgende zentrale Entwicklungsaufgaben:
• Akzeptieren des eigenen Körpers
• Erwerb der Geschlechterrolle – im Wissen um die Vielschichtigkeit von Geschlechterrollen
• Aufbau neuer Beziehungen
• Erwerb sozial verantwortlichen Handelns
• Ablösung und emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen erlangen
• Ein eigenes System von Moral und Wertevorstellungen aufbauen
• Eine eigene Zukunftsperspektive entwickeln und/oder eine Berufswahl treffen
• Ökonomische Unabhängigkeit von den Eltern erlangen
• Vorbereitung auf Partnerschaft und Familie
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
• Klaus Hurrelmann (*1944)
• Deutscher Sozial- und Erziehungswissenschaftler
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Entwicklungsaufgaben beschreiben
- Erwartungen, die von der sozialen und physischen Umwelt an einen Menschen herangetragen werden,
- sowie Anforderungen, die sich aus der körperlichen und psychischen Dynamik der persönlichen Entwicklung ergeben.
Die produktive Verarbeitung der inneren Realität von Körper und Psyche und der äusseren Realität von sozialer und physischer Umwelt erfolgt nach Hurrelmann in 4 Dimensionen:
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Qualifizieren:
• Schulung der Wahrnehmung der intellektuellen und sozialen Kompetenzen. Aktive Tätigkeiten übernehmen, die persönlich befriedigen und einen Nutzen für das Gemeinwohl haben.
Binden:
• Das Schaffen eines Selbstbildes von Körper und Psyche, damit eine eigene Identität erlangt werden kann. Erfüllende Kontakte zu anderen Menschen eingehen, sowie enge Bindungen zu nahestehenden Menschen.
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Konsumieren:
• Herausfinden von psychischen, sowie auch sozialen Strategien zur Entspannung und Regeneration. Produktiver Umgang mit Wirtschafts-Freizeit- und Medienangeboten.
Partizipieren:
• Die Bildung eines individuellen Werte- und Normensystems. Die Fähigkeit zur aktiven Mitgestaltung von sozialen Lebensbedingungen.
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Können diese Aufgaben nicht erfüllt werden, so kommt es aufgrund des Vergleichs mit Gleichaltrigen zu «Entwicklungsdruck».
Auf diesen Entwicklungsdruck reagieren Jugendliche im Wesentlichen durch das Einschlagen von drei Risikowegen (Hurrelmann/Quenzel2016)
- externalisierend
- evadierend
- internalisierend
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Externalisierend, nach außen gerichtet:
• Aggressionen gegen andere
• Als Schutz vor eigenen weiteren Verletzungen und Abwehr von Misserfolgsgefühlen
• Durch Angriffe nach außen verschafft man sich das trügerische Gefühl, eine Herausforderung bewältigt zu haben, ohne jedoch bei den eigentlichen Herausforderungen weiter zu kommen.
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Evadierend, Ausweichen, Aus-dem-Feld-gehen:
• Zeigt sich in unsteten, wechselhaften sozialen Beziehungsmustern und in suchtgefährdetem Verhalten aus wie unkontrollierten Konsum legaler wie illegaler Drogen, Nahrungsmittel , unbeschränkter Nutzung von elektronischen Medien
• weist fremdaggressive und selbstaggressive Züge auf
• eine Art Betäubung, um sich von den unangenehmen Entwicklungsaufgaben abzulenken, die man bislang schlecht oder gar nicht gemeistert hat.
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2.3 Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann
Internalisierend, nach innen gerichtet:
• zeigt sich durch Rückzug und Isolation, Desinteresse und Apathie, psychosomatische Störungen und depressive Stimmungen
• Selbstaggressionen bis hin zu Suizidversuchen kommen vor
• durch das Zustandekommen von mangelnden Bewältigungskompetenzen wird man auf eigene Schwächen zurückgeführt
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„Jugendliche sind Pioniere in der Entwicklung einer Lebensführung, die auf jeweils aktuelle kulturelle, ökonomische und soziale Veränderungen der Gesellschaft reagiert und schrittweise auch von älteren Generationen übernommen wird.“
Zitat Klaus Hurrelmann (2016)
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3. Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen auf die Jugendlichen und deren Gesundheit
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3.1 Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind». 2017-2019
Laut Pro Juventute melden sich täglich Jugendliche bei ihnen, die mit ihrer Kraft am Ende sind – erschöpft und ausgelaugt.
Mit ihrer Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind.» greift Pro Juventute 2017 das aktuelle Thema auf und fordert «Mehr freie und selbstbestimmte Zeit für Kinder und Jugendliche».
Ihre Zahlen und Fakten zu Stress und Druck, welche aus dem Beratungsbereich Telefon-SMS-E-Mail-Chat stammen, sprechen eine deutliche Sprache!
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3.1 Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind».
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3.1 Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind».
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3.2 “Health Behaviour in School-Aged Children”, Studie der WHO, 2014
• Diese Studie der WHO misst alle 4 Jahre mittels einer Schülerbefragung die Gesundheit von 11-15-jährigen in 44 Ländern.
• Es wurden 10’000 Schüler und Schülerinnen befragt.
• Die Ergebnisse von 2014 für die Schweiz können folgendermassen zusammengefasst werden:
Hohe Lebenszufriedenheit, nüchterne Stressbilanz!
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3.2 “Health Behaviour in School-Aged Children”, Studie der WHO, 2014
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3.2 “Health Behaviour in School-Aged Children”, Studie der WHO, 2014
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3.2 “Health Behaviour in School-Aged Children”, Studie der WHO, 2018
HBSC-Studie 2018:
Die Lebenszufriedenheit nimmt mit zunehmendem Alter ab:
- 61.5 % der 15-jährigen Jungs und
- 44.0% der 15-jährigen Mädchen sind mit ihrem Leben zufrieden
Der selbsteingeschätzte Gesundheitszustand verschlechtert sich ebenfalls mit zunehmendem Alter:
- 11.5 % der 15-jährigen Jungs und
- 19.4% der 15-jährigen Mädchen schätzen ihren Gesundheitszustand einigermassengut bis schlecht ein.
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
• In dieser Studie der Jacobs Foundation von 2015 wird auf Leistungsdruck und Stress eingegangen.
• Dabei wurden 1538 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 21 in einem Online-Voting gebeten, unter anderem auf folgende zentrale Fragen zu antworten:• In welchen Bereichen erfahren Jugendliche Leistungsdruck?
• Worin sehen sie die Ursachen für Leistungsdruck?
• Zu welchen Auswirkungen führen Stressbelastungen und wie gehen die Jugendlichen mit diesen Belastungen um?
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.3 Juvenir-Studie 4.0, Studie der Jacobs Foundation, 2015
Einige wichtige Studienergebnisse in Kürze
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
Die eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ hat sich von 2017-2019 eingehend mit der Frage der digitalen Transformation und deren Auswirkungen auf die Bereiche, die Kinder und Jugendliche betreffen, auseinandergesetzt.
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
• In der repräsentativen Studie zum Thema Online-Sein, sollte der Frage nach gegangen werden, wie die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dieses ständige Online-Sein erleben und inwiefern dieses Verhalten Chancen oder Gefahren für das Bestehen in einer digitalisierten Welt birgt.
• Im Januar 2019 wurden 1001 jüngere Jugendliche (16-20 Jahre) und ältere Jugendliche (21-25 Jahre) sowie 390 Erwachsene von 40-55 Jahre befragt.
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
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3.4 «Always on», Studie der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen, EKKJ, 2019
Jugendliche, die unterschiedliche OnlineAktivitäten intensiv nutzen, beschäftigen sich auch in besonders hohem Mass mit ihrer eignen Nutzung und den Folgen von Always on für die Gesellschaft.
Eine intensive Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten im digitalen Raum bringt für Jugendliche viele Chancen aber auch viele Herausforderungen mit sich.
Quelle: Steiner, Olivier, Heeg, Rahel (2019):
Studie Always on. Wie Jugendliche das ständige Onlinesein erleben. FHNW Muttenz/Olten
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4. Jugendliche in der Psychiatrie
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4.1 Aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
• Die Zahl der Konsultationen hat sich in den letzten 10 Jahren verzehnfacht
• Laut Studien in D und CH entwickeln sich bei 20% der Heranwachsenden psychische Störungen
• 10% der Kinder und Jugendlichen leiden unter psychischen Störungen, die eine Behandlung benötigen
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4.1 Aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Gründe für die Zunahme:
- Psychische Probleme sind weniger tabuisiert, mehr Betroffene suchen Hilfe
- Kinder und Jugendliche stehen vermehrt unter Druck: durch soziale Netzwerke, Leistungsdruck in Schule und Ausbildung, durch die Anforderungen der fluiden Gesellschaft, verunsicherte Eltern, usw.
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4.1 Aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
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Versorgungslage in der Schweiz:
In der Schweiz gibt es eine deutliche Unterversorgung für psychisch kranke Kinder und zwar
- in allen Regionen und Angebotsformen
- in der Stadt und auf dem Land
- ambulant wie stationär…
4.1 Aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Beunruhigende Erkenntnisse
• Eine grosse Zahl von psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen wird teilweise lange nicht erkannt
• Nicht selten verstreichen Jahre bis Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Fachpersonen aufsuchen und sich Hilfe und Unterstützung holen.
• Unbehandelte psychische Störungen beeinträchtigen die Lebensqualität, den Schulerfolg, die emotionale Befindlichkeit und/oder die soziale Integration!
• Bei Behandlungsverzögerungen ist die Suizidrate in der Regel höher, der Drogenmissbrauch häufiger und die Delinquenzrate ausgeprägter als bei frühzeitigem Therapiebeginn!
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4.1 Aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Erfreuliche Erkenntnisse• Die meisten Jugendlichen bewältigen die Sturm- und Drangzeit der
Adoleszenz gut und ohne Folgeschäden
• Viele Eltern holen sich frühzeitig professionelle Hilfe für ihre Kinder
• Früherkennung von manifesten Störungen ist sehr nützlich und die Heilungschancen werden dadurch klar verbessert
• Der heutige Wissens- und Forschungsstand hat viel dazu beigetragen, dass effiziente Therapiemethoden und -programme eingesetzt werden
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4.2 Die 4 häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
• Angsterkrankungen (ca. 10%)
• Störung des Sozialverhaltens/Störung mit oppositionellem Trotzverhalten (ca. 7-9%)
• Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS (4-5%)
• Depression (5%) (mit Suizidalität und NSSV)
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Angststörungen
Dazu gehören soziale Phobie, Trennungs- und Versagensängste, generalisierte Aengste, spezielle Phobien
Symptome:
Körperliche Symptome wie Schwitzen, Herzrasen, Zittern, Angst zu sterben oder verrückt zu werden, allgemeines Vermeidungs- und Fluchtverhalten, bei Phobien Vermeidung der spezifischen Situation usw.
Der Zusammenhang zwischen kindlichen und jugendlichen Ängsten und der Diagnose Angststörung im Erwachsenenalter ist gut belegt.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Störung des Sozialverhaltens
Wiederholt und persistierende Verhaltensmuster, bei denen entweder Grundrechte anderer oder nicht altersentsprechende Normen oder Gesetze verletzt werden, die länger als 6 Monate auftreten und nicht durch andere psychische Störungen verursacht sind.
Handlungsbedürftige Symptome:
Frühe Kindheit: oppositionelles Verhalten, Wutausbrüche, körperliche Aggression, Zerstörung, provozierendes Verhalten
Mittlere Kindheit: Lügen, Stehlen, Regelverstösse, Tierquälerei, Hänseln, Zündeln
Adoleszenz: Grausamkeit, Gewaltanwendung, Raub, Einbruch, Vandalismus, Weglaufen, Substanzmissbrauch
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS
Hauptsymptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Bei manchen auch Verträumtheit
Auswirkung von ADHS: Lern- oder berufliche Schwierigkeiten, Verhaltensstörungen, Probleme im Umgang mit Anderen
Therapie: Verhaltenstherapie, gegebenfalls in Kombination mit Medikamenten. Schulung der Eltern für den Umgang mit den Kindern.
Prognose: Bleibt als "ADS" häufig bis ins Erwachsenenalter bestehen. Hyperaktivität nimmt dann ab. Unbehandelt drohen gravierende Folgen für berufliches und privates Leben
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Depression
Depression bei Ki und Ju festzustellen, ist schwierig, da sich depressive Erkrankungen bei Heranwachsenden oft anders präsentieren als bei Erwachsenen.
Symptome:
• vermindertes Selbstvertrauen, erscheinen teilnahmslos oder ängstlich, können sich schwer konzentrieren, die schulischen Leistungen nehmen ab, sie klagen über Schlafstörungen, zeigen unerklärliche körperliche Symptome oder das Gewicht (Zu- oder Abnahme) verändert sich.
• Häufig kommt auch selbstverletzendes Verhalten und wiederkehrende Suizidgedanken vor.
• Bei den männlichen Jugendlichen kann neben einer erhöhten Reizbarkeit, Aggressivität, auch eine erhöhte Bereitschaft, übermässige Risiken einzugehen dazukommen, oder sie zeigen ein atypisch überbordendes Verhalten.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Suizidalität
• Jede Woche nehmen sich in der Schweiz 2-3 Jugendliche und junge Erwachsene das Leben – Suizid ist damit die zweithäufigste Todesursache für diese Altersphase
• Das Vorhandensein einer psychischen Erkrankung erhöht das Risiko, an einem Suizid zu sterben um das Zehnfache!
• Junge Männer sterben häufiger durch Suizid als junge Frauen (dies gilt auch für alle anderen Altersgruppen!)
• Frauen verüben häufiger Suizidversuche
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Suizidalität
Risikofaktoren für einen Suizid:
• Suizidversuche in der eigenen Vorgeschichte
• Psychische Störungen wie Depression, Angststörung, Psychose und oder andere psychische Krankheiten
• Selbstverletzendes Verhalten
• Suiziddrohungen
• Drogenkonsum
• Hotspots
• Zugang zu Schusswaffen
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Suizidalität
Suizid-Prävention ist wirksam!
• Untersuchungen haben gezeigt, dass Präventivkampagnen in Schulen und in der Allgemeinbevölkerung, die Suizidrate senken können!
• Die Sicherung von sogenannten Hotspots wie das Aufspannen von Netzen, Installieren von Überwachungskameras, Notrufsäulen ist eine effektive Massnahme!
• Die bauliche Absicherung von besonders exponierten Bahngleisen verringert nicht nur die Suizidrate, sondern ist auch präventiv gegen die Traumatisierung von Lokomotivführern.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
• Die Angst, dass Präventivkampagnen zur Nachahmung im Sinne des Werther-Effekts animieren könnte, liess sich nicht bestätigen
• Die sachgemässeAuseinandersetzung mit der Suizidalität per se bewirkte noch keinen Suizid!
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Nicht-suizidales-selbstverletzendes Verhalten (NSSV)sind aufgrund ihrer Häufigkeit und Bedeutung in den Fokus der Forschung gerückt!
• ca 20-30% aller europäischer Jugendlicher geben an, sich bereits einmal selbst verletzt zu haben.
• 30-50% aller Jugendlicher, die sich in stationärer jugendpsychiatrischer Behandlung befinden, verletzen sich repetitiv selbst!
• NSSV haben eine wichtige klinische Relevanz als komorbideSymptomatik von früh beginnenden Borderline-Persönlichkeitsstörungen, bei affektiven Störungen und stellen einen Risikofaktor für Suizidversuche dar.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Weitere psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter
• Substanz- und nicht-substanzgebundene Abhängigkeiten
• Essstörungen
• Traumafolgestörungen
• Autismusspektrumstörungen
• Persönlichkeitsstörungen, Typ emotional-instabil (Borderline)
• Psychosen
• Zwangsstörungen
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Substanz- & nicht-substanzgebundene Abhängigkeiten
Diese Störungen befinden sich an fünfter Stelle der häufigsten psychischen Störungen.
• Der überwiegende Teil - mehr als 90% - der Jugendlichen hat zumindest einmal mit einer dieser Substanzen Kontakt.
• Viele dieser Substanzen gehören zu Jugendkultur - dieser Umstand birgt die Gefahr, dass zu lange weggeschaut wird.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Substanz- & nicht-substanzgebundene Abhängigkeiten
Warnzeichen von Frühformen für Suchtentwicklungen:
• Frühes Interesse oder sogar schon früher Konsum
• Ein sorgloser und bagatellisierender Umgang mit Drogenkonsum (Verschleierungs- und Lügentendenzen)
• Die Substanzwirkung: wenn Ju auf übliche, in der Altersstufe benutzte Drogen eigenartig reagiert
• Veränderung des Freundeskreises, der schulischen und sportlichen Interessen
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Medienabhängigkeit/Gamesucht:
• Gegenwärtig immer noch kaum abschätzbar ist die Entwicklung im Rahmen von nicht-substanzgebundenen Abhängigkeiten, insbesondere der Medienabhängigkeit.
• Aktuelle Studien gehen davon aus, dass 2-4% der Jugendlichen Kriterien für suchtartigen Internetgebrauch erfüllen
• 6-7% erfüllen die Kriterien für einen problematischen Mediengebrauch erfüllen, zeigen aber nicht das Vollbild einer Störung und werden somit als Risikogruppe angesehen.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Essstörungen
• Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge Eating bilden zusammengerechnet mit einem Prozentsatz von ca. 3% ebenfalls eine häufige Störungsgruppe!
• Dabei handelt es sich nach wie vor um eine vorwiegend bei den weiblichen Jugendlichen vorkommende Störung.
• Rund die Hälfte aller Anorexie-Neuerkrankungen tritt zwischen dem 14.-19. Lebensjahr auf.
• Es gibt Anzeichen, dass die Prävalenz zunimmt und das Ersterkrankungsalter nach unten rutscht.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Posttraumatische Belastungsstörungen
• Nicht wenige Ki und Ju erfahren in ihrer Entwicklung traumatische Erlebnisse wie psychische und physische Gewalt, wiederholt oder einmalig.
• Aber nur zirka 1% entwickelt tatsächlich eine posttraumatische Belastungsstörung.
• Symptome: Flashbacks, Albträume, sozialem Rückzug, Depressivität und Teilnahmslosigkeit
• Betroffene aus Risikogruppen wie Asylantenkinder, Kinder aus Familien mit psychisch kranken Eltern oder Familien mit psychosozialen Belastungsfaktoren wie häusliche Gewalt erleben einen grossenLeidensdruck und zeigen i 50 % der Fälle Anzeichen einer PTBS.
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Autismus-Spektrum-Störungen
• Für die einen ist ASS eine Modediagnose, für die anderen bedeutet es ein besseres Verständnis von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit sozialen Problemen.
• Es gibt eine Zunahme in der Diagnosestellung
• Kommt die Zunahme der Fallzahlen durch veränderte, bzw. verbesserte Diagnostik zustande? Oder gibt es andere Gründe?
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Betreffend dieser Störung hat sich in den letzten Jahren einiges verändert.
• Die falsche Annahme eines lebenslangen Schicksals mit nur eingeschränkten Therapieoptionen hat zu einer Angst vor Stigmatisierung und zu einer diagnostischen Zurückhaltung geführt.
• Viele Untersuchungen haben aber den Nutzen einer möglichst frühen Intervention aufgezeigt!
• BPS sind mit etwa 1% der jugendlichen Allgemeinbevölkerung eine verhältnismässig seltene Störung, aber ambulant erhalten bis zu 10% und stationär sogar 50% der Jugendpsychiatrischen Patientinnen diese Diagnose!
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4.2 Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen
Weitere….Psychosen:
• Zwischen 1-3% der Heranwachsenden sind von dieser schweren Störung betroffen
• die Betroffenen verlieren den Bezug zur Realität
• Sie nehmen sich selbst und die Umwelt verändert war.
• Hauptsymptome sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
• Im Jugendalter spielen die Drogeninduzierten Psychosen, vor allem ausgelöst durch Cannabiskonsum, eine grosse Rolle.
• Zwangsstörungen:
• Rund 2% der Kinder- und Jugendlichen leiden an Zwangsstörungen, welche Zwangshandlungen, Zwangsgedanken oder beides zusammen umfassen.
• Die Erkrankung beginnt zwischen dem 7. Und 12. Lebensjahr und bleibt oft lange unentdeckt.
• Sie betrifft meistens Kinder und Jugendliche, die unsicher, ängstlich und empfindlich sind.
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4. Jugendliche in der Psychiatrie
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Neuhaus, Ittigen bei BernUPD
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4. Jugendliche in der Psychiatrie
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –Psychotherapie Neuhaus, Ittigen bei Bern
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4. Jugendliche in der Psychiatrie
4.3 Stationäre Behandlung von Jugendlichen
• ein interdisziplinäres, milieutherapeutisches Behandlungskonzept, bei dem das Behandlungsteam (Therapie, Pflege/Sozialpädagogik, Schule) die Jugendlichen durch die Behandlung begleiten.
• Der milieutherapeutische Rahmen lässt Spielraum, auf die individuellen Grenzen, Fähigkeiten und Bedürfnisse der Jugendlichen und ihrer Familie einzugehen.
• Die Klärung des Auftrags mit gemeinsamer Zielvereinbarung stellt das Kernstück der Behandlung dar.
• Die Behandlung selbst verläuft in 3 Phasen: Diagnostik, Therapie, Austrittsplanung.
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4.3 Stationäre Behandlung von Jugendlichen in der Klinik Neuhaus
Grundsätzlich gilt:
• Ambulant vor teilstationär vor stationär!
• Stationäre Aufenthalte sollten nur so lang wie nötig und so kurz wie möglich sein!
• Eine sorgfältige Austrittsplanung ist die halbe Therapie!
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4.5. Empfehlungen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie………
……………….an die in der Jugendarbeit Tätigen20.11.2019 Impulstagung NOJZ, 14.11.2019, Luzern/Nadine Plaschy Moreau 83
Empfehlungen….
- Früherkennung ist wichtig!
- Dazu braucht es ein waches Umfeld, welches die besorgniserregenden Auffälligkeiten feststellt und dann auch reagiert….
- bei unspezifischen Veränderungen, die länger als 2-4 Wochen dauern, sollte Hilfe von Fachpersonen in Anspruch genommen werden!
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……..
Ob als
- Fachpersonen, welche mit Kindern und Jugendlichen arbeiten
- Eltern, Gotte/Götti, Onkel, Tanten oder sonstige Bezugspersonen
- Lehrpersonen, Ausbildner/innen, Coachs, Trainer :
Es geht immer darum, mit den jungen Menschen in Beziehung zu treten!
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……..
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Sich als Diskussionspartner/in anbieten:
• die Ju animieren, sich Gedanken darüber zu machen, warum bestimmte Werte für sie wichtig sind und andere nicht
• Die Jugendlichen anregen, verschiedene Werte und Rollen auszuprobieren
• Werte und Haltungen von Ju wertschätzend hinterfragen, sich für Ihre Argumentation interessieren
• Mit seinem eigenen Stil ein Vorbild sein
• Aber auch offen, ehrlich und konkret Fehlverhalten, Grenzüberschreitungen ansprechen, ohne die Beziehungsqualität dadurch leiden zu lassen.
………..
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Wenn Ju in Not sind, dann melden sie sich oft vorgängig bei Gleichaltrigen, Vertrauens- und Bezugspersonen, auf Internet und in Foren mit Aussagen wie «es wird mir alles zuviel – ich mag nicht mehr». Darauf sollte man/frau unbedingt reagieren:
• Hinhören und sich Zeit nehmen
• Selbstabwertende und suizidale Äusserungen nicht als jugendliche Übertreibung abtun, sondern hinhören, nachfragen: wie meinst du das? Was geht dir durch den Kopf? Was wird Dir zuviel?
• Keine vorschnellen Tipps/Ratschläge wie «ist doch nur halb so schlimm», «Kopf hoch und vorwärts», «Jetzt nimm es nicht so schwer, das wird schon wieder « - ein Ju in der Krise fühlt sich durch solche – gut gemeinten – Ratschläge nicht ernstgenommen!
• Unterstützung anbieten: indem Sie als Kontaktperson und verlässliche, präsente Bezugsperson zugänglich bleiben und die Jugendlichen wenn nötig auch mit entsprechenden Fachstellen vernetzen und ev. sogar begleiten
• Selber bei Fachstellen Rat holen
Wir plädieren für ein aufmerksames Präsent-Sein im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, für wertschätzendes und interessiertes Nachfragen, wenn etwas auffällt, für Eingreifen und Verantwortung übernehmen, wenn nötig, aber auch Spielraum und Zeit lassen, so dass Jugendliche eigene Lösungswege finden können.
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Zum SchlussWir müssen die Resilienz der Jugendlichen stärken!
Jugendlichen müssen effektive Bewältigungsstrategien bei zuviel Leistungsdruck an die Hand gegeben werden.
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Zum Schluss
Eine stärkere Anerkennung und Aufwertung sozialer Qualifikationen, die ausserhalb von Schule und Ausbildung erworben werden, sollte angestrebt werden.
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Überlegungen zum Mitnehmen….
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• Weibliche Jugendliche sind gestresster, leiden stärker unter Leistungsdruck, reagieren stärker mit psychischen Problemen auf Stress und fühlen sich unzufriedener…. - Warum ist das so? Was kann dagegen unternommen werden?
• Schweizer Jugendliche setzen sich selbst unter Druck und scheinen das Streben nach Leistung, Erfolg und Perfektion verinnerlicht zu haben…- Woher kommt diese Einstellung?
Überlegungen zum Mitnehmen
• In dem Land mit der tiefsten Arbeitslosenquote bei jungen Menschen haben viel Jugendliche Sorge um ihre berufliche Zukunft und Angst vor Arbeitslosigkeit….- Wie kommt das?
• Nur gerade 4 % der gestressten Jugendlichen (46%) holen sich professionellen Rat zur Stressbewältigung…- Was heisst das für bestehende Interventionsprogramme?
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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