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Katia Klose

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“Zuallererst musst du dich setzen, auch wenn du wahrscheinlich bereits sitzt. Der Tradition nach sitzt man mit überkreuzten Beinen auf einem Zafu-Kissen auf dem Boden, aber du kannst auch auf einem Stuhl sitzen, wenn du magst. Wichtig ist, dass man eine gute Haltung einnimmt und nicht krumm dasizt oder sich irgendwie aufstützt.Jetzt kannst du deine Hände übereinander in den Schoß legen, so dass die Rückseite der linken Hand in der Handfläche der rechten liegt und die Daumenspitzen sich oben berühren und einen kleinen Kreis bilden. Die Stelle, an der sich die Daumen berühren, sollte auf einer Höhe mit dem Bauchnabel liegen. Jiko sagt, diese Handhaltung heißt hokkai jo-in und symbolisiert das kosmische Universum, das man wie ein großes, schönes Ei im Schoß hält.Als nächstes entspannst du dich, hälst schön still und konzentrierst dich auf deine Atmung. Das ist gar nicht kompliziert. Man denkt nicht über das Atmen nach, aber man denkt auch nicht nicht darüber nach. Das ist so ähnlich, wie am Strand zu sitzen und den Wellen zuzusehen, wie sie auf den Sand auflaufen, oder ein paar Kindern, die du nicht kennst und die in der Ferne spielen. Du nimmst einfach alles wahr, was gerade passiert, in dir und außerhalb von dir, einschließlich deiner Atmung und der Kinder und der Wellen und des Sandes. Und das ist es im Grunde schon.”

aus “Geschichte für einen Augenblick” von Ruth Ozeki

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“Und wen außer mir würde das Ganze interessieren? Ich meine, wenn ich dächte, dass alle Welt sich für die alte Jiko interessiert, würde ich ihre Geschichten in einem Blog posten, aber damit habe ich vor einer Weile aufgehört. Als ich mich dabei erwischte, so zu tun, als würde sich jeder da draußen im Internet für meine Gedanken interessieren, obwohl es eigentlich allen scheißegal war, machte mich das traurig. Und als ich diese Traurigkeit mit all den Millionen Menschen in ihren einsamen kleinen Zimmerchen multiplizierte, die wie wild schreiben und auf ihren kleinen, vereinsamten Websites posten, die zu lesen niemand Zeit hat, weil alle so mit Schreiben und Posten beschäftigt sind, brach mir fast das Herz.”

aus “Geschichte für einen Augenblick” von Ruth Ozeki

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