Post on 06-Apr-2015
Lernmotivation in der
Erwartungs-Wert-Konzeption
Magdalena Krieber
Iris Tomantschger
Leistungsmotivation aus erwartungs-wert-theoretischer Sicht
1. Wahl der Leistungsaufgaben2. Festhalten an diesen Aufgaben3. Energie um sie durchzuführen4. Bewältigung der Aufgaben
... kann erklärt werden durch die Meinung darüber, wie erfolgreich man bei einer Aktivität sein wird und die Höhe des Werts, den man der Aktivität beimisst.
Erwartungs-Wert-Modelle
Risiko-Wahl-Modell
(Atkinson)
Erwartungs-Wert-Modell
(Eccles & Wigfield)
Erweitertes Kognitives Motivationsmodell
(Heckhausen & Rheinberg)
Risiko-Wahl-Modell(J.W. Atkinson)
2 Persönlichkeitsvariablen– Erfolgsmotiv (Me)
– Misserfolgsmotiv (Mm)
4 Situationsvariablen– Anreiz von Erfolg (Ae)
– Anreiz von Misserfolg (Am)
– Erfolgswahrscheinlichkeit (We)
– Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm)
Anreiz von Erfolg (Ae = 1 - We)
Anreiz von Misserfolg (Am = - We)
Erfolgswahrscheinlichkeit (We)
Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm)
(We + Wm = 1)
Risiko-Wahl-Modell(J.W. Atkinson)
Tendenz, Erfolg anzustreben = (Me × Ae × We)
Tendenz, Misserfolg zu vermeiden = (Mm × Am × Wm)
Resultierende Tendenz:
RT = (Me × Ae × We) - (Mm × Am × Wm)
Risiko-Wahl-Modell(J.W. Atkinson)
Erwartungs-Wert-Modell(Eccles & Wigfield)
basiert auf Atkinsons Risiko-Wahl-Modell aber:
1. ausführlichere Erwartungs-Wert-Komponenten, breiteres Feld psychologischer und soziokultureller Faktoren
2. Annahme, dass Erwartungen und Werte in positivem Zusammenhang zueinander und nicht wie bei Atkinson in umgekehrter Relation stehen
Erwartungs-Wert-Modell(Eccles & Wigfield)
Erfolgserwartungen
Subjektive Aufgabenwerte
LeistungsbezogeneWahlen
Aufgabenspezifische Überzeugungen
Erwartungs-Wert-Modell(Eccles & Wigfield)
Erfolgserwartungen
Subjektive Aufgabenwerte
LeistungsbezogeneWahlen
Aufgabenspezif. Überzeugungen- Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten- wahrgenommene Schwierigkeit- individuelle Ziele- Selbst-Schemata- Affektive Erinnerungen
Erwartungs-Wert-Modell(Eccles & Wigfield)
(Erfolgs-)Erwartungen– Wie gut werde ich abschneiden?
Werte– Anreizwerte und Zielerreichungswerte– Nützlichkeit– Wahrgenommene Kosten
Studien(Eccles & Wigfield)
(1) Geschlechtsunterschiede bzgl. des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und der Werte in Mathematik und Englisch (LS über 2 Jahre, 5. – 12. Schulstufe)
(2) Einfluss des Übergangs von Grundstufe zur Mittelstufe bzgl. der Erwartungen und Werte in akademischen Fächern, Sport, Freizeitaktivitäten? (6. Schulstufe, die in Junior High wechselten)
(3) Veränderung des Leistungsvertrauens und Werte von Schülern während Grundschul- und Sekundarschulzeit (LS über 10 Jahre; Beginn mit 1., 2., 4. Klasse)
Studien: Fragestellungen(Eccles & Wigfield)
a. Wie ändern sich Erfolgserwartungen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und subjektive Werte über die Schuljahre hinweg?
- Struktur- Mittelwerte
b. Wie sagen fähigkeitsbezogene Überzeugungen und subjektive Aufgabenwerte die Leistung in und die Wahl der Aufgaben voraus?
a. Veränderungen in der Struktur(Eccles & Wigfield)
Fähigkeits- und Erwartungsüberzeugungen sind bereichsspezifisch
Unterschied zwischen fähigkeitsbezogenen Überzeugungen und subjektiven Aufgabenwerten
a. Veränderungen in Mittelwerten(fähigkeitsbezogene Überzeugungen)
Jüngere Kinder haben positivere fähigkeitsbezogene Überzeugungen als ältere.
Lineare Abnahme insbesondere in akademischen Leistungsbereichen,
größte Änderung direkt nach Eintritt in Mittelstufe
a. Veränderungen in Mittelwerten(subjektive Werte)
Rückgang bereichsspezifisch– Mathematik, Lesen, Instrumentalmusik
Teilweise Anstieg – Sport
a. Mittelwerte: Fazit
Fähigkeitsbezogene Überzeugungen und Werte werden in vielerlei Hinsicht negativer, je älter die Kinder werden (zumindest in früher Jugend).
Kinder glauben, weniger kompetent zu sein und bewerten diese Aktivitäten schlechter.
Erklärungen?
a. Mittelwerte: Fazit
Besseres Verständnis für und bessere Interpretation von Feedback
Mehr soziale Vergleiche realistischere Selbsteinschätzung führt zu eher negativen Überzeugungen
Änderung der schulischen Umwelt Bewertung wird wichtiger, Wettbewerb wahrscheinlicher Reduktion der Leistungsüberzeugungen
b. Vorhersage
Beste Prädiktoren für Leistung: – Fähigkeitsbezogene Überzeugungen– Erfolgserwartungen
... sagen Ergebnisse besser voraus als frühere Noten oder Leistungsbewertungen
Bester Prädiktor für Wahl:– Subjektive Aufgabenwerte
Erweitertes Kognitives Motivationsmodell (Heckhausen & Rheinberg)
Situation Handlung Ergebnis Folgen
SE
HE EF
Tätigkeitsanreize Folgenanreize
Erweitertes Kognitives Motivationsmodell (Heckhausen & Rheinberg)
Vorhersage von Motivation: Wenn - SE niedrig- HE hoch- EF hoch- je mehr und je positiver die Folgen
desto höher die Motivation und die Wahrscheinlichkeit, dass die Person die Handlung durchführt.
Motivationsförderung
Rheinberg, Vollmeyer & Burns (2000):Einordnung von
a. Motivationaler Orientierung
b. Selbstwirksamkeit
c. Selbstbestimmung
d. Leistungsmotivation
in Modell von Heckhausen & Rheinberg
a. Motivationale Orientierung
Lernzielorientierung: Kompetenzzuwachs
Leistungszielorientierung: soziale Vergleiche
Annäherungstendenz: Aufsuchen von Leistungssituationen
Vermeidungstendenz: Vermeidung von Leistungssituationen
Lernzielorientierte:– Suchen Situationen, in denen HE-Erwartung
deutlich höher als SE-Erwartung
Leistungszielorientierte:– Suchen Lernsituationen mit hoher SE-
Erwartung, v.a. bei hoher EF-Erwartung– Ungünstig: Leistungsorientierung mit
Vermeidungstendenz
SE- und EF-Erwartung zu gering
a. Motivationale Orientierung(Erweitertes Kognitives Motivationsmodell)
a. Förderung von Erwartungen
Rheinberg (1980):
Lehrerbewertung individuell und sozial
Vgl. aktueller mit früheren Leistungen
Vgl. mit Leistungen anderer Schüler
b. Selbstwirksamkeit
Personen, die sich für kompetent halten, sind eher motiviert in einer Situation zu handeln
vgl. Erfolgswahrscheinlichkeit (Atkinson)
b. Selbstwirksamkeit(Erweitertes Kognitives Motivationsmodell)
Ist Akteur überzeugt, durch Handlung das gewünschte Ergebnis erreichen zu können? (HE-Erwartung)
Wertkomponente fehlt
b. Förderung von Erwartung
Strategie des Selbstgesprächs:
„Du kannst das!“, „Du schaffst das!“
Aber: Förderlicher Effekt unklar.
c. Selbstbestimmung
Intrinsische vs. extrinsische Motivation
Person führt Tätigkeit aufgrund äußerer
Zwänge aus
Person führt Tätigkeit um ihrer selbst willen aus
c. Selbstbestimmung
Grundbedürfnis nach
– Autonomie– Kompetenz– soziale Eingebundenheit
wird durch intrinsisch motivierte Tätigkeit befriedigt.
c. Selbstbestimmung (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell)
Intrinsisch: Tätigkeitsanreize Extrinsisch: Zweckanreize
Lediglich Werte/Anreize betrachtet;
Erwartungskomponente fehlt
c. Förderung von Werten
Lehrstrategie von Reeve (2002):
persönliche Relevanz des Themas herstellen
Befriedigung von Bedürfnis nach Autonomie
d. Leistungsmotivation Anreiz: erwartete Emotion
– Erfolg: Stolz– Misserfolg: Scham
Wenn Hoffnung auf Erfolg überwiegt: Erfolgszuversicht wählen eher realistische Ziele
Wenn Furcht vor Misserfolg überwiegt: Misserfolgsangst wählen eher zu schwierige oder zu leichte Aufgaben
d. Leistungsmotivation (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell)
Erfolgszuversichtliche: suchen Situationen auf, in denen ihre
Handlung für Ergebnis verantwortlich ist (geringe SE-Erw., hohe HE-Erw.)
Realistische Ziele: gute Chance, Erfolg zu erleben (Stolz), günstige EF-Erw.
d. Leistungsmotivation (Erweitertes Kognitives Motivationsmodell)
Misserfolgsängstliche: erwarten nur negative Folgen (was zur
Wertkomponente gezählt werden kann), meidet Leistungssituationen
Geringe HE-Erwartung nach Misserfolg hemmt motiviertes Lernen und führt zu schlechteren Leistungen
d. Förderung (Furcht vor Misserfolg)
Motivationstraining von Krug & Hanel (1976):
Vermittlung realistischer Zielsetzung, günstiger Attributionsmuster und positiver Selbstbewertung in 16 Trainingssitzungen.
Furcht vor Misserfolg konnte reduziert werden, aber keine Leistungsverbesserung.
Vor- und Nachteile
(+) breites Anwendungsfeld
(+) leicht verständlich, plausibel
(+) Modelle haben sich bewährt, stabiles
theoretisches Fundament
(-) nicht ganz klar, wie groß der Einfluss
der einzelnen Komponenten ist
Eigene Forschungsideen
Haben Erwartungen und Werte einen Einfluss auf – Erfolg/Misserfolg einer Psychotherapie– Krankheits-/ Suchtbewältigung– ...
Welchen Einfluss haben Erwartungen und Werte der Eltern auf Erwartungen und Werte ihrer Kinder bzw. wie verändert sich dieser Einfluss im Laufe der Jahre?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
LiteraturEccles, J.S. & Wigfield, A. (2002). Motivational beliefs, values, and
goals. Annual Review of Psychology, 53, 109-132.
Schmalt, H.-D. & Sokolowski, K. (2006). Motivation. In H. Spada (Hrsg.), Lehrbuch Allgemeine Psychologie (3. Aufl.) (pp. 501-552). Bern: Hans Huber.
Urhahne, D. (2008). Sieben Arten der Leistungsmotivation. Psychologische Rundschau, 3, 109-132.
Vollmeyer, R. (2008). Motivationsförderung. In F. Petermann & W. Schneider (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie. Angewandte Entwicklungspsychologie. Band 7 (pp. 307-330). Göttingen: Hogrefe.
Wigfield, A. & Eccles, J.S. (2000). Expectancy-value theory of achievement motivation. Contemporary Educational Psychology, 25, 68-81.