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Donneret»«,. 10. Mai 1945 Vlatt Der ZürcherZeitung 166. Jahrgang Auffahrtsausgabe 7sft

Neue ZmckerAbonnemente: IM,««! 3«««. »«,». >;:«,«.

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und schweizerisches HandelsblattTäglich 3 Ausgaben«»daillon: F«llenstl»ß« ll. Zürich l

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JlnMBnten.flilcil»««: HentfrfiTdfJf 1 »n» »n*iil)i>;fflrflje 70^Dfttfld) ^raiimfin(l«r. «DoUfdjtd VHl 12M

Am Tage der WaffenruheAnsprache des Vundespräsidenten

Kirchenglocken verlnnden den Abbruch der1lr>;egsl>;alldl»ngen. Die nnsäglichen Leiden dervom Nriege heimgesuchten Völler nehru drin(lüde entsage». Voll Taull,>;>;irleit vereinige»

»ich

»»lere herzen nut all»'», die von Druck nnd 3!otbcsreit werden nnd denen das Licht der Freiheitwieder leuchte».

Nnsere Danlbarleit gilt unsererN i m e e, die »niere (yrcnzen gehütet hat. (finirewenige UnIrene nnd verräter ansgeuomme». istdas Schweizervolk «/«chloren l,i»»er il,r gesta,,»

den. Unser Dan! gilt aber anch allenSchweizern nnd Schweizerinnen, diein harter Arbeit »nd treuer Pflichtersullnng mit»geholfen haben, durchzuhalten, >;» <;lriegLwirt>;

schaft, Ä/lehranban uud geistiger Disziplin.

henle soll es. ohne z» rilhmen. gesagt werden:Tauseude nnd Abertausende von «nndgebnngen

der Treue nnd des Berennens haben all die

Jahre hindurch von der misrechte» Besinnung

des CchweizeivullesZeugnis abgelegt, d e» Keift

der Abwehr wach gehallt» n»d die ^i»i<;,leit ge»

stärkt. Alle wußte», dah wir ans Gedeih »ndVerderb miteinander verbunden waren. Uebci»nsere Entschlossenheit znin ,N a m P funsere Freiheit gab es leinen Zweifel. Anchals wir gauz allein aus uns selbst

angewiesen

waren, gab es »nr eine Meinung hierliber in»

Tchwrizcivoll.Manch? sind nach all den Anspannung?» u»d

harten Pflichten etwas milde geworden. Alleatmen wir aus. Uud doch sind wir »n3 bewusst,

wie gnädig es im Vergleich mit allen lrieg.

sehrenden Ländern und gegangen ist. Unser grosz,

ter Da»! gebührt deshalb einem höheren alsmenschlichem Wollen nnd wonnen. In aller Vr»scheidenheit wollen wir dar»», de» grollen Tagbegehen. Nicht oft ist den Menschen so

eindringlich

zu wemnte geführt worden, wie Hochmut, lhewnltn»d List Viuzeluer auch

fleissige u»d tüchtige Völ>;

ler verderben lönne».An nns ist es nicht, zu richten. Unsere Sache

ist, zn Heise n, Not zn lindern »nd lhotes zntu«. Noch warten aus uns hier grosie Aufgabe»,

mit der Ausnahme n»d Pflege von Schwerver»N'nndeten angefangen. Das aber dürfen wirüberlegen,

das» es sich lohnt, zu unserer kleinenschweizerischen Demokratie Sorge

z ntragen. Welches Voll ans dem europäische»,f!o»!>;»c»t dnrsle troll allen Einschränkungen, diewir »»3 selbst i» bewusster

Disziplin auferlegthaben, die freiheit geuiesie». die loir währenddieser ,Nrieg?jahre geuiesien tonnten?

Die Schwierigkeiten, die wir zuüberwinde» habe» werde», bis wir alles i» dir^friedenswirtschaft

hinübergeführt haben, sindgrosi »nd schwer. Die ^inschränlnngen werdenschrittweise

abgebaut. Noch benötige» wirTruppen sür den Bewachungsdienst,

noch habe»wir mit Nahrnngssurgrn »nd anderen Wirt»schädliche»

Sorgenzu

kämpfe». Troll Abbau

der Vollmachten »nd der kriegsbedingten Ein»schränlllngen nnd troll drin Tillen znr raschen!)!ücllehr

z» allen Hreiheilr!' der Friedenszeitkönnen wir noch »ich! mit normalen Zeitenrechnen. Waffenstillstand heißt noch nicht Fne»densvertrag. Dabei harre» dringendeA n s

g a b r n der Friedenszeit vor der Tür:Alters» nnd hinterbliebenenversicherung, Tchnvder Familie. Verhütung der Arbeitslosigkeit, dieSorge jüi die Anslandschweizer nnd andere fo>;

ziale Fragen, landwirtschaftliche (<;iesel.!geb»ng

und Lüfnng l>;elller Flnanzprobleine. Dir lieber»gangszeit foll einmal »>;ehr zeigen, wie voll»lisch geschult das Schweizervolk ist. (fs

hat dietz während der Kriegszeit bewiefen, eswird es auch morgen noch tnn. Tollte» dabeiaber Anseinanderfelmngen n'id Meinnngö.

verschirdeüheitr» entstehen, dann sollen sie ver>;faffnngsmäfllg »nd iln (leiste eidgenössifcliei

Vrüderlichleit ausgetragen »verde». Die Leidender andere» Völler werde» uns zum Bewusst»fei» bringen,

das« sichUngeduld iür nns nicht

ziemt. N»r ei» geordneter Abban deranßeiordenllichen Mafznnhlnen cr»iöglicl>;t es«n8, dir Lebensbedingungen aller Eidgenossen,

vor allem der Nleinen nnd Bedürftige», ertrag»

lich nnd gerechtzn

gestalten.

In ernster <;5 n t Ich l 0 s srn h e i t tretenwir an die »rnen Ausgaben heran. Wen» s>;.l>;

Schwierigkeiten einstellen, dann werden wir siemeistern. Gewalt nnd Trug »nd Ueberheblichleitdürse» dabei jedoch nicht Herr werden. Mir habendie Gefahren, die nns von außen bedrohten, ge»

bannt nnd abgewiefen. Wir «volle» sie »»» nichtvo» ilmen entstehen lassen.

Aber troll allen Sorge» - die llriegshand»llingrn sind eingestellt, der Friedr »nht. fts geht

nicht mehr in de» Winter hinein, sonder» demSommer zn: Licht.' Wärme nnd das Glück sried»licher Arbeit strahlen »n5 entgegen. Nie aberwerden wir vergessen, daß wir dir Republikdes kleinen Mannes sind »nd bleibe»»»ollen. Weder das »»verdiente Glück, vom lUieg

verschontgebliebe»

z» fei», »och die Widerstands»linst unserer Wirtschaft dürse» nns unbesonnenund »nbesclieide» werden lassen. Mitten in einem(^»ropa, desie» Gestaltung sür »»3 »och im D»»»lel liegt,

soll die Schweiz ein Beispiel dasür sein,

daß anch ein kleines Land helfe» nnd groß»m n t i g fei» kann »nd daß i» diefer Demokratiedes Alpenlandes

anch dem «leinstr» »nd Pin»sachste», weicher Landessprache »nd »'elchenGlanbens er anch sei. der Weg

zu allen versa!»snngsmäßigc»

Kiechle» n»d Möglichleite» offenÜeht. (Ehrliches Wolle» nnd unbeirrbares Ver>;folgen des als richtig erkannte» Kieles ist, trollWiderständen nnd hindernissen, in der schweife»rische» Demokratie der Weg,

So hat die Schweiz ihre sei! Jahrhundertenbewährte nnd bebanptete Neutralitäts»Politik nnch in diesem «riege nnler demSchnee »»Irrer Armee unbeirrt nnd diszipliniertverfolgt. Mit Gottes hilfe ist sie von d enSchrecke» des Krieges

verschon!geblieben.

Tief rrgrifsen gedenk! henle der Schweizer die.ser

großen Gnade, nnd in seinem da»lersnl!!e»herze» klingt zugleich dir Ville mit:

»Laß nuch weiter strahlen deinen schön»ste» Ster» »irdrr a»s lnrin irdisch Vaterlnild.'

Die Kapitulation DeutschlandsUnterzeichnung der Kapitulationserklärung in Verlin Ende

der Kämpfe in VSHmen Die letzten Heeresberichte

Die Unterzeichnung in VerlinVloolau. :». Mai. .iss Um N Uhr 1,', gab Radio

Moilan brlannt. daß am n, M ai i» Brrli» dieUnterzeichnung des Dokuments über die be>;

dingungslose Kapitulation der deutschen Streit»lräfte erfolgt fei. Teilens Deutschlands habe»Keitel. Fiiedeburg uud Stumps das Tolu»lnent unterschrieben. Auwesend waren als Ve>;vollmächtigter der Rote» Armee MarschallSchuko»', als Bevollmächtigter des Tber»lommaudos der alliierte» Streitkräfte Lust,man 'inll T e d d e r. als Heilge» der Komma»»da»! der strategischen Luftstreitkräfte der Vei»einigte» Staate». General Spaak, sowie einfranzösischer Vertreter. Dir Alte »»»faßt sechs

Punlte. Sie ist in russischer, englischer unddeutscher Sprache abgesaßt. Als offizielle Textegelte» der russische »ud der englische Tert, Nachder Belaxntgabc wnrde» im Moslauer Rund,

snnl die sowjetrussische, britische, amerikanischennd französische

Landeshymne gespielt.

Wünwch Irilli i»flt>;l>;! Nndw Ml'öla«:

Nochdem sich t»io Veille»! der viei Mil'Iinmchle!»>; 3aa! der V e i l i » e r M i l i l ä l I ch n l e oei»

füüimrl! l>;a!!r», erllniie Uarlchall Lchxluw in A».wcsc»l)rit uo» lüjsilchc» >;mt>; allsländüchen ^ulll»»nllsle». die militärischen Voiiiclri dec 3i»l>;ic!»»!on.

bei Vcieimsslc» Tlialr», Vlufil>;ri!n»»!e»s >;l»t>; ^iinil.reicha seien i» Vi^ili» ^»i »»Issensmmtime derl'l'I>;!,!n»»n»!ufe» «npüilla!,!,'» Tr»l!ch!a»t>;>;! emgelrof»

fe». Daiailfhin ellchic»!'» die Veiliclei t>;cr brxüchenTlrcüllnsle i» Brnleilmiss iliiei ?lt>;j»lc>;!>;!cn, Lchlllowflnqle die deutsche» Attirer, ob sie emvelltlNibenseie», d<;i>; Dolüme»! übel die bcdiüssllNss«!»!«'

NapÜu»

laüi'ii z» unterzeichne», »»d üb sie da^il l>;eiiollm>;1ch>;

tisst scieli. Die ssleiche sfrnne slellle Tedder. Nach eixissenMoule» nllssemeiiie» 3ch»oe>;sss»« l>;ca»lwi>;l!el<; Feld»marschall Neue! die Frasse mi! Ha. Vr lllielqab e!» vo»Admiral lunch »nler'.richüele« Ii'l»,»r»!. Die ssu»malilälrn sind eiiull!, »m lllir <;', ist die Alle mUei.fchricbe,!, De»!lchla»d l»a! bcdmnima,»!«« lapüülicrt.

Ilc NapitulntionsurlundeiNoola», !». Mai, Muited Preß) Amtlich wird

die Unterzcichnilua, solgeudeu Protokollsüber die deutsche Knvitull'tio» i» Berli» mitgeteilt:

.!, Wir unterzeichne» eilläre» »NÄ im ?lalnendes tunlichen ^l'crll'inmant»'« mi! der bedinN n » « l l' s e II a >;>; i t ll l n ! i l' » «»screr >;ielal»!eni/a»d., 3re. »nd l.'>;,l!s!lsi!ll,il!<;' sowie aller ölreil'lr,,!!e slnl'rrflanden. die smienwäilia, »lilcr denlfchemBrfe!>;! slelirn, a^ennber drin oberflen ^lununandi' der!!!l'l>;n Arinrc llnd ssleichiriüss

siegenllber dem «mnmandl» der nlliissll» »N'i'dilwnoslreiü'ralle,

2. Das deutschs ^l'erll'lnnialidl' wird »n»erzl>;>;i!ich

an alle drnllchen Vl'fclilichabei der ^n»d>;, >;3ee>; »ne>;l.'»jll!rri!lla!!e

sowie nn alle <;!re<;!ll,if!o, die »nleidenllchem ^berl'efelil s!r!>;en, den Pesch! er^c!>;e» lasse»,

am x, Mai !!N,', nln .''>; »!>;l <;>;! miüelellri'päilcher Zeildie Uami'Iliandllinssen eillillslellen. nl>; den P!,<;l>;en, wofie sich ,^» dirfri ^eit blfiüden, zn bleiben l>;»d die <;fn!wnfsnlulq ror,!lne!>;!!>;en, wobei alle ilire Wassen llnd!l>;i »Iiirsismalslial an die uiüiche» alliieilrn Befehl«Haber, bezieliiulnoweise an die von den Vertretern de»alllirite» ^berlonunnlidos bezeichneten Ofsiuele ad»

inlisfern sind. Die Dampfer. >;3chifse n»d sslünzeusst,

die ^laschinen >;l»d die Anslllstxnss »nd alle lrieqs

technische» Mittel überhaupt dürfen nichtbtschsdig!

uelde».3, Da» deutsche llbellommando wird unfttlzlinlich

die Numniandanlen bellimn.cn, welche die Dxich»snl,i»nn allrl wirren Beschle dcl obelstcn «om»

mandollchlünn der Roten Arm« und de« Ober»lllnunando« d el aUiieltcn Lrpeditwnzftleiillaftc

sichel»

stellen.<;. Diese» Protokoll .'löjudizielt nicht seine El»

Ichllng duich ein aoderr«, gcneielte« Kapitulation«»

dolnme»!. da« von de» ÄelcilUsslc» Nationen oder>;» iliicm Nänien in Anwendung a»! Deutschland ilnbdie nesamlen deutschen «ticUllclste «befahl weidenwild.

5. F a l ls das deutsche ^beilonunando oder irgend,

welche «»««traite, die unter seinen, Ves'hl stehen,

»ich! eütsprechrnd diele»! «apitulalionzsirowloll !)!»!>;

dfln, wsidf» da» cl'eilommando del Aoten Armeesoll»» da« llbelll'nnnando der alliierten ltlpcdiüon«»

ftleltlläsle »ach lhleni lill»essen Ltlasmahnal,»«» e»Nleüen odel andeiweiüg ooigshe».

U, Dlescs Prolololl wird in russischer, enalischtlund denlschcl Tsirache ausficht, ?lul dti russifche u»0der exsslischc Terl si»d autlientifch.

Unterzeichnet am », Mai l9<;5 in Verlin: im«anltn de« drilliche» Oberkommando«: «eitel, ssliede»bürg. Ciumps: in Gegenwart und mit <;il.n<;ich!>;g»ng

b ei oberstenNonunandoslililung der Noten Armee:

üilarschall Echulow: n»t Limachtlgnna, b« obelsten«omma»d!)ss!hlung del alliieiie» Llpedilio»»!!lci»>;

lläste: hauptlnünlalschall ledfter. Ve! del Unlel.zeichnllng wa«» feine» anwesend: der Vefel>;I»>;iahtl

d ei strategischen lüiststleitlräftc Ot T'eieinigten

«laaten. General Lpacch. und der Oberbeiehlfhalieldel französischen Almee, Ocnclal de Lall« de Tas»signy/

Deutscher Vefehlzur Einstellung des Feuers

Hqntzon. 8. Mai. »ß(Ncutcr) RHdi«ssleusbuig verbreitete am Dicnslagaveno

folgeudc» Vrschl des d e u t s ch e n O b e r l 0 m >;

m a n d 0 3 an die deutschenTruppen:

Mit Wirt»»,, ab 00 Uhr 01 am 9. Mai habenalle Wehrmachtsteile ans allen Nriegsscha>;,plcit»

zen ihre Nnmpshandlungen einzustellen. Ei! dür»

sei» leine Zerstörungen an Munitionoder Kriegsmaterial vorgenommen werden, auchdllrsen leine Schisse versenkt werden. Zuwider»handlungen bilden Verstöße gegen die vom ^bei»kommando der Wehrmacht angenommenen Nc>;dingungen.

Folgen der KapitulationLondon. 8. Mai. (Ncutci) Die (iinstellima,

der sfeiüdseligleile» wild das (t»ke des verlas»fullgsmäßige» Veftcheus des Tritte» teichesleullzrichnc», dessen

iiirgieinnii ihre ssunltioncneinstellen wird. Teutschland ist rill unterwürfe»»es, erobertes »nd besetztes

Land, d>;lis leine un»abhängige pristenz hat. Aller deutsche Vesit.; undalle drillichen Guthaben in sie in»den Ländern werden automatisch aus diezeiltrale alliierte Koulrolllommission llbertragen,die sosult ihre Tätigleit aufnimmt. Deshalb wirdes leine» Wasscustillstandoveitrag wie im Jahre,>;!>;!8. leioe Aufzähluug dcfsen

geben, was dieTentschen

abzugeben nnd was sie zu «stillenhaben. Vom Augenblick der offiziellen liinstel»lllng der feindseligkeiten

stehen sämtliche dcut»scheu Arbeitskräfte und säultlichcr deutscher Be»si!.l de» Alliierte» zur Verfugung.

Feuilleton>; «»«yd»«!» vllb»!«»

Has Wettfasten von Heimligen

Von Larl LpitltltlUnter solche»

lHespnichen innlen wir »»Niillknrlichdem Lager zugeschritten und standen PliMich. Nbel denüiand einel (5rdm»lde sleigend. inilten darunter. Da«

ssener brannte lichterloh unter der Psnnne. und htntelder glifternde» Glut waren Menschen nnd Dinge an»

znfehen wie dnich ein Gln», vine Menagerie vongeschorene» Pudeln, lranfen Po»l>;s und dressleltenschweinen u»d Vüsselu lagerte untol und nebe» derWagenbnrgi >;»i!!e» darnnler hoclten ei» I'nar b0l>;.

mische Musilauten nii! Milchgeflchtein. die Z,'<;l>;»e

sreulldlich fletschend: von innen wnte ein sshnrll'nrlvo» ^lindergeschre! und verwegenem Gelächter. ?ll!»

nüchllch kroch die Gesellschasl nns ihren trojanischen

Pserden zuin Borschein, zllerst der häuptling, dann diegallige Familie Noal), wie Tn»d am Meei. Man konnte

ohnegrosie MNHe jeden» a»sel<;en. luns er sNl eine Nunst»

seltiglelt betreibe, Dnit der lies erusthaslejunge Ma»n

init seinemnusgebuchtelen kropfige» hal» »»lfite ein

DegeüVerschliuger oder 3ch!angeni»enfch sein; der2!iernaclen de« Direktor« deutele auf herkulische i!cl»flllngen! da« Il'iüdeldNile, halbluNchsige

Mädchen mitden» lnhnen

Vrauenboge» «nd dem entschlossene»

Falkenblick links und rech!« von der lrästig hervor,lagende» !1!afeuwur,i>;'l mnsile >;>;a!l'«l>;lechende ^»stlNnfle»vage»! die junge, fette, läppische Trudel mit de»! seuchl

>;glänzenden «nd bläulich schimmernden Augapfel warosfenbai dazu bestimmt, eine rosafarbene Grazie vor»zuslellen, und die trübselige

schnauze jene«schlot!»rigen Gesellen verriet de» Lustigmacher.

Der Direktor wie? unter einem grwalüge» !>;!ede»

schwall, der die »nNbeltrefflichlei! feiner Truppe lob.Plie«. die Cchrifte» vor, .Vabl'erlabl'abbahl' rief beiC!ernen>;oirt. .Da« Hab' ich »ich! »ölig. Das, jeder voneuch

gebore» ist, da« fiche ich voraus, »nd nachdem daseinmal gefchehen, kann ich euch das Lebe» nicht nel>;

ine»!" »was habe» wir zu bezahlen. Ihro Gnaden?"»Bezahlen? Das fehüe noch, das« ich euch zu allem dieIchte» Vlchen abnähme, Ich weis, selber, was hungern

ist. Nicht wahr. Guhfäng? Da! hier ist eineD«blo»e. teilt sie miteinander, »nd sl,r die KinderHab' ich ein 3!!kk Kuchen mitgebracht, Aber jch! »«Mihr mir dafNl nnch etwa? ,,n lieb tun!' .«nsi die Hand,

Herr Baron!'»Hhl liw»!e! nänilich lnir lu,d den, Gnhsäng eine

kleine Piiftatvoistellnng gebel», Ich bezahl'«, ' »liberGllhsäng. U! IN fähr! die Pos!! ich habe nur noch einehalbe Stunde," .Nonni, mir »ich! fo, wen» wirsfreullde miteinander bleiben wolle»! D» bleibst zumMÜtagesfe»!

Odelßlneiiist du. ich sei umsonst nm vier»hr in der llach! aufgestanden, um sorelle» zu fan.gen. erpresl

sNr dich? Die Forelle» zähle» ans dlch,

»nd lu» zwei »l,r geht ja wieder ei»e Pos!," »nd schonhauen die Ceillnnzer ini! leuchlende»

Angel, hulügeinige Geläle gelüstet l,ud

sich iu'bnnle Lappen ge»

steck!, stolz darauf, ei»ei» gestrenge» Gemeindspräsi.

denleu spielenzn dürfen.

Iel.lt haben nur'« I» vornehm wie der Oönig >;'»»

hin, ssine» Eih verfchniähte er. Dagegen zog el die

Weste aus und hanglesie über die linke Cchullei. was

ihm ein überlegenes,selbstzufriedenes Ansehen verlieh,

»nd ohne ein Glied zn rühren, schnnle er den Pnrzel»bäumen »nd Cchlenlereien zu, «»verwandle» Blicke«,

mi! dein Ansdlncl kindlichste! Leligkeü, dei zuweilenin ehrsnlchlsvolle Bewunderung übergiüg. Die Ll'äsiedes <;5lowu begrüfile ei mi! herzliche»! sleu»dlcha!t>;

llchem Gelächter, «ein Hl!nnder! el war jaselbst ein

llüvelbesserlicher Possenreisiel! Vor del Könlgin beiLust in ihre»! schlmmer»de» Miedel und gli!.,ei»den

Diaden! »'ich er scheu einen Zoll zurück, und feineAngen nahmen einen schwälmerischen Glanz an. als»b er eine ssee erblicke, Vr vermochte sich der «»mittel,balen Wirkung des ssliüers nicht zn entziehe», obschonihm sein Verstand sagen nulsile. d^si ev nur ei»eBeüeldillle vor sich habe, dürstig mir armseligem

Plchverlleide!. Leine mit Märchen grossgezogene Li».bildungskluft

liesl sich dolch diese»ladelllcheinlge»

Zaubel zuschloelgelischen Trnlllnvolstellllngen nel»

leiten, »nd >;ve»n ei sich volher vo» der D!l»e hattedie Hand küsse» laffen, «achläfsig und gnädig wie einPascha, fo

wagte er jet.il, nachdem sie ihm einmal nllholdselige Plinzessill de» Lnst

vorgegaukelt, kaummehr, sie a»z»sehen, si>; hehr lau« slc ihn» vul. Dal«»lneille ich, das» del Clelnenwii! ein schiel Vlllber vu»Heilnligen lual, tlich seinem nüchlelne» Milchnaps»gesichl und seinen blonde» Zornlocken, die el den» Milovon l5lolon gestohle»

z» h a b en schien. Aber al« derDirelloi i» losasalbe»em belkllleztrilot auftrat, danudelte er seine TÜrn, Diese strömenden Aime undBeine »ahm el als eine helan»fordel»»g

aus. n»d erVa>;ier»>;" sprach der Llernenwirl vergnüg! vor sich lieft feine

eigene» Mnoleln «»loilllürlich spiele», hall,

erstaunt, halb angliffslnstig, wie die Nahe, wenn sie

eine Matte «blickt, (irmaß sich in Gedanken mit ihm.

Als daher der Dilekloi zum Schlich seineVerbeugung

abstaltete, den Leib schlängelud »lud die Tllme lieli»lnnd empolhebend wie ei» Krebs, der eine Liebe«»erllälung entrichtet, schlilt der Lterlieüwilt mit fln»steiel Mie»e aus ihn z». beliachtcle ihn seindselig vo»oben bis unten und hielt ihm endlich

glosimütig dieHand zur Vclsühmuig hi»,

»Wil könnten vor dein lisse» »och einen Spazier»gang ins Feilstelli innche»".

schlug er mil vor. »ach.dem die Vorstellung z>;l linde war. »Das heißt, wen»du Lust hast,"

Echo» war ich im Vegriss freudigzuzustimmen:

de»» wer das Fensterlt kennt, de« scheut leinen Um»weg. es wiedelzufehell uud ob er viele Tage u»d Nächteleife» lnüfile. Da siele» mir Gustav und Ida ein. u»dich

llllsagle den,Vesilch. Das Fcnstelll gehülle, !l,»cnl

diesen liebe» Wc»schen wollte ich ihl Heiliglinn nichtenilveiheli! dol! spaziel! man nicht »>;ehl. da passen »ulnoch die hoffnung und die 3cl,»I>;lch! hin. Man muhnuch nicht alle« mi! den Augen

sehe» wollen. Die,Phalllasle, schaut das Schone liinunlischcr. war c» nichtschon Glück genug, das, ich die Niftsel der Vüsche et»blickle, noter welche» das Parodie« rühle, und mande» Willd lausche» hütte, de« den Dust a u« dem wo»,»ige» Tal l,erüber!rug? »nd al« lch mit den, Eterne».Wirt die grluuildene

Landstrasiehinnulelstieg. sl'lllle

ich dennoch den Lege» des Fensterlt !n melnel Vlnfl.das, lch ineinle. den blauen himmel zwischen de,» Wel.beninische» am gnlgel»de» Vächll!» mit händen gc»griffe»

zu habe», besser, nl« wäre lch lcibhafll« dortgewandelt.

Neue Zürcher Zeitung vom 10.05.1945