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Kuert + Co. AG
Tel. +41 62 922 18 58Fax +41 62 922 30 29info@seilerei.ch www.seilerei.ch
Material-anforderungenbei seilunterstützter Arbeit im Forsteinsatz
Kräfte, Normen, Faktoren
Impressum
Herausgeber:
Kuert + Co. AG
Seil- und Hebetechnik
Gaswerkstrasse 48
4900 Langenthal
Tel. 062 922 18 58
Fax 062 923 30 29
E-mail info@seilerei.ch
www.seilerei.ch
Texte, Layout & Gestaltung:
Stefan Kuert
Stand der Technik:
November 2014
zu beziehen bei Kuert + Co. AG, Langenthal oder unter www.seilerei.ch/kataloge
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Inhaltsverzeichnis
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1 Einleitung 3
2 Grundlagen und Normen 4
3 Begriffserklärung 5
4 Masseinheiten, Berechnungsgrössen 7
5 Allgemeine Grundsätze 8
6 Zugseile 9
7 Rundschlingen und Gurten aus Kunstfasern 11
8 Ketten 12
9 Drahtseilstruppen 13
10 Umlenkrollen 14
11 Zubehörteile 15
12 Sicherheitsfaktoren 16
13 Berechnungsbeispiele 17
14 Quellennachweis 21
Anhang I regelmässige Prüfungen 22
Anhang II Tabellen 23
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1. Einleitung
In Normen, Lehrmittel und Verkaufsprospekten werden für forstliche Zug- und
Hebemittel sowohl unterschiedliche Bezeichnungen und Masseinheiten verwendet als
auch unterschiedliche Bezeichnungen für Tragfähigkeiten angegeben. Dies gibt oft Anlass
zu Missverständnissen.
Wir haben deshalb die wichtigsten Begriffe und Masseinheiten zusammengetragen und
die Sicherheitsanforderungen an Zug- und Hebemittel für forstliche Verwendungszwecke
aufgelistet. Im Folgenden finden Sie auch Anwendungsbeispiele, welche Ihnen aufzeigen,
wie Zug- und Hebemittel richtig berechnet werden.
Diese Zusammenstellung ist nicht abschliessend. Laufend werden die Empfehlungen und
Richtlinien aus neuen Erkenntnissen aus der Praxis aktualisiert.
„Der Käufer hat ein Recht auf gute, kompetente Beratung. Er muss am Schluss aber selber
entscheiden, welches Produkt für seine Verwendung passt. Wichtig ist vor allem, dass die
Zugkräfte und die Maximalbelastungen aller Komponenten übereinstimmen. Das heisst,
Rollen und Anschlagmittel müssen auf die Kraft des Zugmittels (z.B. Winde) abgestimmt
sein….Der Anwender muss alle Informationen haben, damit ein sicheres und rationelles
Arbeiten gewährleistet ist.“
Zitat: Wald und Holz 10/13: Roger Sacher, Waldwirtschaft Schweiz, Bereich Ausbildung
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2. Grundlagen und Normen
Gesetzliche Grundlage:
Als rechtliche Grundlage gilt die in der EU und der Schweiz gesetzlich übernommene
Maschinenrichtlinie (MRL) – 2006/42/EG.
MRL – 2006/42/EG, Anhang I, Abschnitt 1.3.2:
„Die verschiedenen Teile der Maschine und ihre Verbindungen untereinander müssen den
bei der Verwendung der Maschine auftretenden Belastungen standhalten. Die
verwendeten Materialien müssen – entsprechend der vom Hersteller oder seinem
Bevollmächtigten vorgesehenen Arbeitsumgebung der Maschine – eine geeignete
Festigkeit und Beständigkeit insbesondere in Bezug auf Ermüdung, Alterung, Korrosion
und Verschleiss aufweisen.“
Technische Normen und Empfehlungen:
EN 14 492-1 Krane – Kraftgetriebene Winden und Hubwerke
EN 1492-1 Textile Anschlagmittel – Sicherheit – Teil 1: Flachgewebte Hebebänder
aus Chemiefasern für allgemeine Verwendungszwecke
EN 1492-2 Textile Anschlagmittel – Sicherheit – Teil 2: Rundschlingen aus
Chemiefasern für allgemeine Verwendungszwecke
EN 13414-1 Anschlagseile aus Stahldrahtseilen – Sicherheit – Teil 1: Anschlagseile
für allgemeine Hebezwecke
EN 818-2 Kurzgliedrige Rundstahlketten für Hebezwecke – Sicherheit – Teil 2:
Mitteltolerierete Rundstahlketten für Anschlagketten – Güteklasse 8
AS Nr. 268.d Sicherheitsfaktoren für Zug- und Hebemittel im Forsteinsatz, SUVA, Sektion
Forst, Rudolf Litscher, 09.1993
BGI/GUV-I 8627 Information Seilarbeit im Forstbetrieb, DGUV, 01.2014
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3. Begriffserklärung
Begriffe im Allgemeinen:
Benennung Bedeutung
Bodenzug ist im forstlichen Sinne die Lagerveränderung einer Last, wobei deren
Gewicht ganz oder teilweise auf dem Boden abgestützt bleibt
Anschlagmittel dienen zur Befestigung der zu ziehenden Last am Zugseil und werden
durch die Zugkraft belastet (Würgestruppen, Chokerketten etc.)
Befestigungs- stellen die Verbindung zwischen Ankerpunkt und Umlenkrolle her
mittel (Stammschutzgurten, Rundschlingen etc.)
Güteklasse Bezeichnet die Stahlqualität von Ketten und Zubehörteilen
Nutzlast max. Kraft einer Masse, welche auf das Arbeitsmittel wirken darf
Tragfähigkeit Gewicht einer Last (Masse) mit dem ein Arbeitsmittel belastet werden
darf. Häufig verwendete Begriffe hierfür sind: WLL (Working Load
Limit), SWL (Safety Work Limit)
Zugkraft Eine Zugkraft entsteht, wenn eine Last bewegt wird.
Bruchkraft Begriff für die Kraft, welche benötigt wird, um ein Arbeitsmittel zu
brechen oder zu zerreissen. Sie wird definiert durch den Kraftabfall,
der auftritt, wenn das Maximum der Kraft überschritten ist, bei der
sich der Werkstoff noch elastisch verformt
Ablegereife Fachausdruck für defekte, aus dem Verkehr zu nehmende Seil- und
Hebetechnik Produkte.
Sicherheitsfaktor gibt an, um welchen Faktor die Versagensgrenze (Bruchkraft) eines
Bauteils höher liegt als die Nutzlast. Gelegentlich spricht man auch
vom Reservefaktor.
Lastfaktor gibt an, wie die Kraftwirkung einer Last nach den physikalischen
Gesetzen ist.
Anschlagart gibt an wie ein Anschlagmittel an der Last befestigt ist. Die Anschlagart
steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Lastfaktor.
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3. Begriffserklärung
Begriffe und Berechnungsgrössen speziell für Stahldrahtseile:
Benennung Bedeutung
Metallischer Querschnitt die Summe der Querschnitte aller Drähte im Seil
Füllfaktor Verhältnis des met. Querschnittes zur Fläche des
Seilquerschnittes
Nennfestigkeit die Zugkraft des Drahtes in (Newton) oder Kilopound (kp)
bezogen auf 1 mm2
Rechnerische Bruchkraft das Produkt aus met. Querschnitt und der Nennfestigkeit
der Drähte
Ermittelte Bruchkraft die Summe der im einzelnen Zugversuch festgestellten
Bruchkäfte aller Drähte des Seils
Wirkliche Bruchkraft wird durch Zerreissen des Seiles im ganzen Strang
festgestellt
Verseilfaktor ein Erfahrungswert, der den Verseilverlust berücksichtigt
Mindestbruchkraft das Produkt aus rechn. Bruchkraft und Verseilverlust. Die
MBK muss beim Zerreissen des Seiles im ganzen Strang
erreicht werden.
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4. Masseinheiten und Berechungsgrössen
Masseinheiten im Allgemeinen:
Benennung Abkürzung Bedeutung
Meter m Längenmass
Millimeter mm Längenmass
Quadratmillimeter mm2 Flächenmass
Tonne t Masse
Kilogramm kg Masse
Newton N Krafteinheit
Deka Newton (*) daN Krafteinheit
Kilo Newton (**) kN Krafteinheit
Güteklasse G Stahlqualität
(*) 1 daN = ca. 1 kg Masse auf der Erde
(**) 1 kN = ca. 100 kg Masse auf der Erde
Beispiele für geläufige Verwendungen:
100 m Forstseile 12 mm, 1960 N/mm2, MBK 126 kN
10 m Chokerkette 8 mm, G10, Bruchlast 12 t
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5. allgemeine Grundsätze
Bei forstlichen Einsätzen werden Lasten schwebend transportiert oder über den Boden
geschleift. Aus diesem Grund muss zwischen Hebebetrieb und Bodenzug unterschieden
werden.
Im Hebebetrieb sind grundsätzlich die geltenden Normen aus der Hebetechnik anzu-
wenden (für Tragfähigkeitstabellen wenden Sie sich an Ihren Fachhändler). Im Bodenzug
darf in den meisten Fällen der Sicherheitsfaktor ca. halbiert, d.h. die nach EN deklarierten
Tragfähigkeiten ca. verdoppelt werden.
Niedrigere Sicherheitsfaktoren setzen aber saubere Führungen ohne scharfe Kanten und
eine sehr gute Pflege der Zugseile, Anschlagmittel, Rollen und Zubehörteilen voraus. Die
Arbeitsmittel sind permanent auf Abnützung und Schäden zu kontrollieren. Zudem muss
bei Bodenzug mit einem höheren Verschleiss und einer kürzeren Lebendauer gerechnet
werden. Die Ablegevorschriften der Hersteller oder die entsprechenden Normen sind zu
befolgen.
Zudem wird im Bodenzug mindestens irgend ein Arbeitsmittel (Zugseil oder Anschlag-
mittel) zuläufig angeschlagen, d.h. im sog. ‚Würger‘ befestigt. Es ist unbedingt zu
beachten, dass diese Anschlagart die Bruchkraft eines jeden Arbeitsmittels oder Zugseiles
um 20 % reduziert.
Beim Bodenzug darf der Sicherheitsfaktor in den meisten Fällen
ca. halbiert werden.
Beim Seilkran gelten die
Sicherheitsfaktoren der
Hebetechnik!
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6. Zugseile
Zugseile aus Stahl
Anbau- und Festaufbauwinden werden für das Ziehen von Lasten im Bodenzug eingesetzt.
Der Hersteller bestimmt die Dimensionierung der Seile. Dabei berücksichtigt er die
Zugkraft und die Stossbelastung der Seilwinde.
Die Windenzugkraft ist bei Trommelwinden von der Anzahl Seillagen auf der Seiltrommel
abhängig. Auf der untersten Seillage (Trommelkern) wird die grösste, auf der obersten
Seillage die kleinste Zugkraft erreicht. Mit Hilfe moderner Steuerungssysteme und durch
entsprechende Auslegung der Seilwinde ist es möglich, auch bei Trommelwinden
konstante Zugkraft lagenunabhängig sicherzustellen. Die Dimensionierung bzw. der
Sicherheitsfaktor bezieht sich immer auf die maximale Zugkraft.
Stahldrahtseile werden in der Regel mit Rechnerischer Bruchkraft und Mindestbruchkraft
bezeichnet. Als Berechnungsgrundlage für die richtige Dimensionierung muss immer die
Mindestbruchkraft (MBK) beigezogen werden.
Heute werden auf Forstwinden mehrheitlich verdichtete oder kompaktierte
Stahldrahtseile verwendet. Auch bei diesen Seilen ist immer der effektive, messbare
Enddurchmesser als Grösse für den Nenndurchmesser des Stahldrahtseiles beizuziehen.
Nach DIN EN 14492-1, Abschnitt 5.16.5 muss die Mindestbruchkraft des Seiles das
doppelte der maximalen Windenzugkraft betragen (SF 2). In der Schweiz ist leider jedoch
ein Sicherheitsfaktor 1,5 immer noch üblich.
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6. Zugseile
Zugseile aus synthetischem Material
Kunstfaserseile im Forstbereich sind in der Regel geflochtene Seile aus hochfesten
Polyethylenverbindungen (z.B. Dyneema HMPE), sowohl mit als auch ohne Schutzmantel.
Die Seile weisen eine sehr hohe Festigkeit bei geringem Eigengewicht auf. Dieses geringe
Eigengewicht bringt erhebliche Vorteile in der Arbeitsergonomie. Auch Gefahren durch
Schnitt- oder Stichverletzungen, wie sie durch Drahtbrüche auftreten, werden vermieden.
Das Arbeiten mit diesen Kunststoffseilen bedingt aber ein völliges Umdenken in der
Handhabung.
Kunststoffseile sind weniger scheuerbeständig als Stahldrahtseile. Dies ist bei steinigem
Gelände zu beachten. Auch scharfe Kanten vertragen diese Seile nur sehr bedingt.
Sämtliches Zubehörmaterial wie Seilgleiter, Haken und Endverbindungszubehör müssen
demzufolge auf das Kunststoffseil abgestimmt sein. Zubehörmaterial von Stahlseilen sind
für das Kunststoffseil zu scharfkantig. Auch Umlenkrollen sollten nicht gleichzeitig für
Stahlseile und Kunststoffseile eingesetzt werden. Allfällig vom Stahlseil eingelaufene
Rollen sind absolut ungeeignet für Kunststoffseile.
Seilendverbindungen sind immer genau nach Herstellerangaben anzufertigen. Einfache
Verknotungen, auch bei Seilrissen, sind ein absolutes ‚No go’ und genügen den
Anforderungen in keiner Weise.
Vor der Auswahl eines synthetischen Zugseils sind die auftretenden Gefährdungen genau
zu ermitteln. Während dem Betrieb müssen diese Seile häufiger auf Beschädigungen
kontrolliert werden. Eine genaue Protokollierung dieser Kontrollen ist empfehlenswert.
Nach dem derzeitigen Stand der Normung werden diese Kunststoffseile bei der
Festlegung der Dimensionierung analog den Stahlseilen gehandhabt. Also nach DIN EN
14492-1, Abschnitt 5.16.5 muss die Mindestbruchkraft des Seiles das Doppelte der
maximalen Windenzugkraft betragen (SF 2). In der Schweiz ist leider jedoch ein
Sicherheitsfaktor 1,5 immer noch üblich.
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7. Rundschlingen und Gurten aus Kunstfasern
Markante Unterschiede vom Hebebereich zum Bodenzug:
Rundschlingen und Gurten werden nach EN-Norm mit einer Tragfähigkeit in kg
gezeichnet. Die Gurten sind grundsätzlich für den Hebebereich konzipiert und
dementsprechend auch mit einem hohen Sicherheitsfaktor 7 berechnet. Diese
Tragfähigkeit ist auf 3 verschiedene Arten auf den Gurten ersichtlich: 1. auf der Etikette;
2. durch einheitliche Farbcodierung; 3. mittels eingewebter oder aufgedruckter
Tonnenstreifen (1000 kg = 1 Strichmarkierung).
Diese angegebene Tragfähigkeit darf im Bodenzug praktisch verdoppelt werden. Der
Sicherheitsfaktor darf, bezogen auf die maximale Belastung, auf den Sicherheitsfaktor 4
umgerechnet werden. 1
1 Warum Sicherheitsfaktor 4: Bis in die 90er Jahre wurden Hebegurten mit dem Sicherheitsfaktor 8
hergestellt. Im Bodenzug durfte dieser Faktor auf 4 gesetzt werden. Also die Tragfähigkeit
verdoppelt werden. Heute werden Hebegurten mit dem Sicherheitsfaktor 7 hergestellt. In den
Vorschriften für den Bodenzug ist das jedoch nie angepasst worden. Leider spricht man da nicht
von ‚Verdoppelung‘ sondern von ‚Sicherheitsfaktor 4‘. Der Paragraphenritter lässt grüssen!
Belastungstabelle für Bodenzug
für Rundschlingen und Stammschutzgurten
Im Gegensatz zum Hebebereich (Sicherheitsfaktor 7) gilt im Bodenzug Sicherheitsfaktor 4
Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor LastfaktorTyp / Streifen1.0 0.8 2.0 1.4 1.0 .
1000 I 1750 1400 3500 2450 17502000 II 3500 2800 7000 4900 35003000 III 5250 4200 10500 7350 52504000 IIII 7000 5600 14000 9800 70005000 IIIII 8750 7000 17500 12250 87506000 IIIIII 10500 8400 21000 14700 10500
8000 IIII IIII 14000 11200 28000 19600 14000
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8. Ketten
Man unterscheidet 3 verschiedene Arten von Ketten:
Anschlagketten für den Hebebereich
Die Tragfähigkeit dieser Anschlagketten wird mit dem Sicherheitsfaktor 4 gerechnet. Es
gibt verschieden Stahlqualitäten, die in Güteklassen unterteilt sind. Die Güteklasse ist
durch 2 verschiedene Kennzeichnungen auf den Ketten ersichtlich: Auf der
Belastungsplakette, mit der Güteklassenstempelung (auf einem Kettenglied mind. 1 x pro
Halbmeter). Eine 3. Art der Kennzeichnung, die der Farbcodierung, hat sich nicht
durchgesetzt. Jeder Hersteller ist in der Farbwahl seiner Ketten frei. Zudem wäre eine
Farbkennzeichnung nicht von Dauer (Abnützung).
Zurrketten bzw. Ladungssicherungsketten
Zurrketten werden immer mit einem Spannelement eingesetzt, damit eine
entsprechende Vorspannkraft auf ein Ladegut erreicht wird. Die maximale Tragfähigkeit
bzw. Zugkraft LC wird hier gegenüber dem Hebebereich verdoppelt. Also mit
Sicherheitsfaktor 2 gerechnet. Die verschiedenen Stahlqualitäten sind analog den
Anschlagketten.
Rücke- bzw. Chokerketten
Im Forstbereich haben sich die sog. Profil- bzw. Vierkantketten durchgesetzt. Durch den
entsprechend höheren Materialquerschnitt haben diese Ketten eine etwas höhere
Bruchkraft. Zudem resultiert aus der viereckigen Form mehr ‚Grip‘ auf den Stämmen. Die
verschiedenen Güteklassen lassen sich nur durch eine Kennzeichnung erkennen: die der
Güteklassenstempelung. Eine Plakette ist hier nicht vorgeschrieben. Es ist jedoch ratsam
als zusätzlichen Nachweis für die Güteklasse die Prüf- und Kaufdokumente bei der
Anschaffung zu archivieren. Forstketten werden mehrheitlich mit der Bruchkraft
angegeben. Daraus muss die entsprechende max. Belastung mit dem Sicherheitsfaktor 2
errechnet werden. Vielfach vergessen wird, dass bei zuläufigem Anschlagen (der sog.
‚Würger‘) die Bruchkraft der Kette um 20 % reduziert wird.
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9. Drahtseilstruppen
Drahsteilstruppen für den Bodenzug
Drahtseilstruppen werden in der Regel als Anschlagmittel eingesetzt, selten als
Befestigungsmittel, da diese den Ankerbaum doch stark in Mitleidenschaft ziehen.
Es gibt die unterschiedlichsten Ausführungsvarianten.
Wenn Würgestruppen eingesetzt werden, ist darauf zu achten, dass der Gleithaken mit
einer Sicherung ausgestattet ist.
Drahtseilstruppen-Schlaufenverpressungen sollten nicht mit Schlagpresswerkzeugen
hergestellt werden, sondern immer nach den einschlägigen Normen mit den richtig
dimensionierten Alu-Pressklemmen auf einer hydraulischen Presse hergestellt sein.
Das gleiche gilt für Chokerstruppen mit Stahlendzapfen. Um diese Stahlendzapfen
aufzubringen wird ein sehr hoher Pressdruck benötigt.
Die Dimensionierung der Drahtseilstruppen erfolgt analog den Zugseilen unter der
Berücksichtigung der entsprechenden Anschlagart.
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10. Umlenkrollen
Bei Umlenkrollen immer Herstellerhinweise beachten
Umlenkrollen können sowohl im Hebebereich als auch im Bodenzug eingesetzt werden.
Sind Rollen für den Hebebereich vorgesehen muss dies eindeutig erkennbar vermerkt
sein. Ansonsten sind die Angaben über max. Belastungen etc. nur für den Bodenzug.
Hier ist wichtig zu beachten, dass sämtliche Angaben auf den Rollen NUR die Rolle selbst
betreffen. Angegebene max. Lasten oder max. Zugkräfte verstehen sich NIE als Zugkräfte
für die einzusetzenden Seilwinden. Eine angegebene max. Zugkraft bzw. max. Belastung
ist immer auf den Bolzen bzw. den Haken der Umlenkrolle zu verstehen.
Gerade bei den Umlenkrollen ist augenscheinlich, wie die Möglichkeiten der Technik bei
der Erfüllung der Wünsche des Anwenders an Grenzen stösst: Möglichst hohe Bruchkraft
bei möglichst geringem Eigengewicht.
Winden und Maschinen werden immer stärker, dabei ist daran zu denken, dass das
Verankerungsmaterial diesen immer höheren Kräften standhalten muss.
Bei der Anschaffung von Umlenkrollen macht es Sinn, dass bei der Dimensionierung
immer die Vollumlenkung (LF 2) beigezogen wird. Also immer die doppelte maximale
Windenzugkraft.
Der Rollendurchmesser muss mindestens das 10-fache des Seildurchmessers betragen,
um die Belastung des Seils durch Wechselbiegebeanspruchung in vertretbaren Grenzen
zu halten. Zudem ist der vom Hersteller angegebene maximale Seildurchmesser nicht zu
überschreiten.
Die Bruchkraft einer Umlenkrolle im Bodenzug muss immer mindestens eine doppelte
Sicherheitsreserve aufweisen. Also Sicherheitsfaktor 2.
Die angegebenen max. Lasten bzw.
max. Zugkraft ist immer auf den Bolzen
oder Haken der Rolle zu verstehen.
NIE als Zugkräfte für die Winde!
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11. Zubehörteile
Nur hochfestes Material verwenden
Als Zubehörteile werden sämtliche zusätzlich verwendete Beschläge aus Stahl bezeichnet
(z.B. Schäkel, Lasthaken, Ringe etc.). Hierbei ist darauf zu achten, dass nur hochfeste,
legierte Kohlstoffstähle eingesetzt werden. Hochfeste Zubehörteile sind daran zu
erkennen, dass die Tragfähigkeit (diese Teile kommen meist aus dem Hebebereich) auf
den Teilen selbst vermerkt ist. Typische Abkürzungen sind: WLL (Woring Load Limit) oder
SWL (Safety Work Limit). Diese Tragfähigkeit ist mit einem Sicherheitsfaktor 4 gerechnet.
Dieser darf im Bodenzug halbiert werden. D.h. der angegebene Wert auf dem Teil darf
verdoppelt werden. (= Sicherheitsfaktor 2)
Tragfähigkeit (WLL): Hebebereich 3,2 t / Bodenzug 6,4 t
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12. Sicherheitsfaktoren und Materialqualitäten
Zusammenfassung Sicherheitsfaktoren (SF) für den Bodenzug
DIN EN 14492-1:2006 üblich in
und BGI/GUV-I 8627: 2014 CH Praxis
Seile Stahlseile, Faserseile SF 2(*) SF 1,5
Stahl Ketten, Rollen, Zubehör WLL SF 2
Textil Rundschlingen, Gurten WLL SF 4
(*) Nur auf Zugseil; Seile als Befestigungselement bzw. Verbindungselement sind nach der
WLL einzusetzen
…ein Ferrari kann über 300 km/h fahren, trotzdem darf
und tut man’s nicht. – Das Sicherheitsrisiko im
Strassenverkehr ist viel zu hoch!
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13. Berechnungsbeispiele
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13. Berechnungsbeispiele
Berechnungsbeispiel 1
Windenzug Kraftwirkung Sicherheits- benötigte
Faktor (SF) Bruchkraft
1 Seilwinde Zugkraft 6‘000 daN
2 Zugseil 6‘000 daN x LF 1
6‘000 daN x SF 2(*)
12‘000 daN
3 Umlenkrolle 6‘000 daN x LF 1.7
10‘200 daN x SF 2 20‘400 daN
4 Stammschutzgurte 6‘000 daN x LF 1.7
10‘200 daN x SF 4 40‘800 daN
5 Kette 6‘000 daN x LF 1
6‘000 daN
x Würger 1.2
7‘200 daN x SF 2 14‘400 daN
6 Drahtseilstruppe 6‘000 daN x LF 1
6‘000 daN
x Würger 1.2
7‘200 daN x SF 2(*)
14‘400 daN
(*) in der Schweiz üblich SF 1,5
Kraftwirkung auf Umlenkrolle
und Stammschutzgurte
0° 45° 60° 90° 120° 135°
Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor LastfaktorWindenzugkraft 2.0 1.8 1.7 1.4 1.0 0.8
3 t
4 t
5 t
6 t
7 t
8 t
9 t
10 t
12 t
14 t
16 t
6.0 5.4 5.1 4.2 3.0 2.4
8.0 7.2 6.8 5.6 4.0 3.2
10.0 9.0 8.5 7.0 5.0 4.0
12.0 10.8 10.2 8.4 6.0 4.8
14.0 12.6 11.9 9.8 7.0 5.6
16.0 14.4 13.6 11.2 8.0 6.4
18.0 16.2 15.3 12.6 9.0 7.2
20.0 18.0 17.0 14.0 10.0 8.0
24.0 21.6 20.4 16.8 12.0 9.6
28.0 25.2 23.8 19.6 14.0 11.2
32.0 28.8 27.2 22.4 16.0 12.8
5+6: Würger nicht vergessen!
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13. Berechnungsbeispiele
Seite
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13. Berechnungsbeispiele
Berechnungsbeispiel 2
Windenzug Kraftwirkung Sicherheits- benötigte
(x Lastfaktor LF) Faktor (SF) Bruchkraft
1 Seilwinde Zugkraft 8‘000 daN
2 Zugseil 8‘000 daN x LF 1
8‘000 daN x SF 2(*)
16‘000 daN
3 Umlenkrolle 8‘000 daN x LF 2
16‘000 daN x SF 2 32‘000 daN
4 Stammschutzgurte 8‘000 daN x LF 2
16‘000 daN x SF 4 64‘000 daN
5 Kette 8‘000 daN x LF 1
8‘000 daN
x Würger 1.2
9‘600 daN x SF 2 19‘200 daN
6 Drahtseilstruppe 8‘000 daN x LF 1
8‘000 daN
x Würger 1.2
9‘600 daN x SF 2(*)
19‘200 daN
(*) in der Schweiz üblich SF 1,5
Kraftwirkung auf Umlenkrolle
und Stammschutzgurte
0° 45° 60° 90° 120° 135°
Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor LastfaktorWindenzugkraft 2.0 1.8 1.7 1.4 1.0 0.8
3 t
4 t
5 t
6 t
7 t
8 t
9 t
10 t
12 t
14 t
16 t
6.0 5.4 5.1 4.2 3.0 2.4
8.0 7.2 6.8 5.6 4.0 3.2
10.0 9.0 8.5 7.0 5.0 4.0
12.0 10.8 10.2 8.4 6.0 4.8
14.0 12.6 11.9 9.8 7.0 5.6
16.0 14.4 13.6 11.2 8.0 6.4
18.0 16.2 15.3 12.6 9.0 7.2
20.0 18.0 17.0 14.0 10.0 8.0
24.0 21.6 20.4 16.8 12.0 9.6
28.0 25.2 23.8 19.6 14.0 11.2
32.0 28.8 27.2 22.4 16.0 12.8
5+6: Würger nicht vergessen!
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14. Quellennachweis
Sicherheitsfaktoren für Zug- und Hebemittel im Forsteisatz, SUVA, AS Nr. 268.d – 9.93
Sicherheitstechnische Anforderungen an Forstschlepper mit Seilwinden
im Bodenzug, SUVA, AS Nr. 269.d – 4.94
Belastungstabelle für Bodenzug, Kuert + Co. AG Langenthal
Krafteinwirkung auf Umlenkrolle und Stammschutzgurte, Kuert + Co. AG Langenthal
Anschlagmittel richtig einsetzten, Wald und Holz 10/2013
Information, Seilarbeit im Forstbetrieb, DGUV, BGI/GUV-I 8627 – 02.2014
Waldarbeiten, EKAS Richtlinie Nr. 2134, 01 – 1991
Checkliste Forstliche Aus- und Weiterbildung, SUVA, N. 67134.d – 2007
Checkliste Rücken von Holz mit Seilwinde und Fahrzeug, SUVA, Nr. 67118.d – 2010
Profi im eigenen Wald, SUVA, Nr. 44069.d – 02.2003
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Anhang I regelmässige Prüfungen
Allgemeines
Im Gebrauch unterliegen Arbeitsmittel schädigenden Einflüssen (Verschleiss, Korrosion,
Materialermüdung, Risse, Verformungen etc.)
Durch regelmässige Prüfungen, mit dem Ziel solche Beschädigungen rechtzeitig zu erkennen, wird die
Arbeitssicherheit erhöht und Arbeitsunfälle und Sachschäden weitgehend vermieden.
Es gilt der Grundsatz: Prüfung vor jeder Benützung
Der Anwender muss die Arbeitsmittel vor der Benützung überprüfen. Werden Mängel festgestellt,
die Auswirkungen auf die Sicherheit haben, dürfen die Arbeitsmittel nicht eingesetzt werden.
Ablegekriterien von Stahldrahtseilen
Knicke, Bruch einer Litze, Lockerung einer Litze in der freien Länge, starke Quetschungen, starker
Verschleiss (Abrieb), Drahtbrüche in grosser Zahl, dies liegt vor wenn folgendes zutrifft:
auf einer Länge von 3 x d : 4 Drahtbrüch oder 6 x d : 6 Drahtbrüche oder 30 x d : 16 Drahtbrüche
Ablegekriterien von Kunststoffseilen
Bruch einer Litze, starker Verschleiss, Verschmelzungen, Verknotungen, Garnrisse in grosser Zahl,
dies liegt vor wenn folgendes zutrifft:
mehr als 10 % der Gesamtgarnzahl, ab stärksten beschädigten Querschnitt
Ablegekriterien von Rundschlingen
Beschädigung des Mantels mit Sicht auf die Einlage, Verschmelzungen
Ablegekriterien von Flachgurten
Einschnitte von mehr als 10 % der Gesamtbreite, Beschädigung der tragenden Nähte,
Verschmelzungen
Ablegekriterien von Ketten
Verformung, starke mechanische Beschädigung oder Bruch eines Kettengliedes, starker Abrieb von
mehr als 10 % des Nenndurchmessers, mehr als 5 % Streckung eines Kettengliedes
Ablegekriterien von Umlenkrollen
Beschädigungen, Risse oder Verformungen des Gehäuses, Lagerschäden, Beschädigung des
Verschlussmechanismus
Ablegekriterien von Zubehörteilen
Verformungen um mehr als 10 %, Risse, starke mechanische Beschädigung, Defekte Verschluss-
mechanismen
Bei Unsicherheiten ist der Hersteller bzw. sein Bevollmächtigter oder eine befähigte Person zur
Prüfung von Anschlagmittel zu kontaktieren.
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Anhang II Tabellen
Belastungstabelle für Bodenzug
für Rundschlingen und Stammschutzgurten
Im Gegensatz zum Hebebereich (Sicherheitsfaktor 7) gilt im Bodenzug Sicherheitsfaktor 4
Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor LastfaktorTyp / Streifen1.0 0.8 2.0 1.4 1.0 .
1000 I 1750 1400 3500 2450 17502000 II 3500 2800 7000 4900 35003000 III 5250 4200 10500 7350 52504000 IIII 7000 5600 14000 9800 70005000 IIIII 8750 7000 17500 12250 87506000 IIIIII 10500 8400 21000 14700 10500
8000 IIII IIII 14000 11200 28000 19600 14000
Kraftwirkung auf Umlenkrolle
und Stammschutzgurte
0° 45° 60° 90° 120° 135°
Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor Lastfaktor LastfaktorWindenzugkraft 2.0 1.8 1.7 1.4 1.0 0.8
3 t
4 t
5 t
6 t
7 t
8 t
9 t
10 t
12 t
14 t
16 t
6.0 5.4 5.1 4.2 3.0 2.4
8.0 7.2 6.8 5.6 4.0 3.2
10.0 9.0 8.5 7.0 5.0 4.0
12.0 10.8 10.2 8.4 6.0 4.8
14.0 12.6 11.9 9.8 7.0 5.6
16.0 14.4 13.6 11.2 8.0 6.4
18.0 16.2 15.3 12.6 9.0 7.2
20.0 18.0 17.0 14.0 10.0 8.0
24.0 21.6 20.4 16.8 12.0 9.6
28.0 25.2 23.8 19.6 14.0 11.2
32.0 28.8 27.2 22.4 16.0 12.8