Menschen, Die in Seelsorge Arbeiten, Sind Zufriedener Mit Ihrer Arbeit Als Allgemeinbevölkerung

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Eine Umfrage über die deutsche Lage im Priestertum

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  • idw - InformationsdienstWissenschaft

    18.05.2015 11:48

    Menschen, die in Seelsorge arbeiten, sindzufriedener mit ihrer Arbeit alsAllgemeinbevlkerungJan Vestweber PressestelleUniversitt Witten/Herdecke

    Aber auch Seelsorger erfahren Phasen spiritueller Krisen

    Was, wenn Seelsorger selber in eine spirituelle Krise geraten? Fast dieHlfte der Priester in Deutschland durchlebt gelegentlich Phasengeistlicher Trockenheit, bei zwlf Prozent tritt dieses Phnomenregelmig auf. Das tatschliche Gefhl, dass Gott ihnen fern ist,erleben allerdings nur vier Prozent regelmig. Dies sind Ergebnisseeiner Studie zur Lage der Seelsorge in Deutschland, an der sich 22 von27 katholischen Dizesen beteiligt haben. Unseres Wissens nachhandelt es sich damit um die grte Studie zum Thema weltweit, sagtArndt Bssing, Professor fr Lebensqualitt, Spiritualitt und Coping ander Universitt Witten/Herdecke (UW/H). Gemeinsam mit Forschern derUniversitt Freiburg, der Hochschule fr Philosophie und der LMU inMnchen, der Theologischen Fakultt Paderborn und der UniversittOsnabrck wurden 8.600 katholische Seelsorgende (Priester, Diakone,Pastoral- und Gemeindereferenten) zu Themen wie Lebens- undArbeitszufriedenheit, Gesundheitsbelastungen, sozialen Beziehungenund ihrer persnlichen Spiritualitt befragt.

    Wichtigste die geistliche Trockenheit verstrkende Faktoren waren diemangelnde Wahrnehmung des Transzendenten im tglichen Leben, eingeringes Kohrenzgefhl (im Sinne eines Vertrauens, dass dieLebensereignisse vorhersehbar und erklrbar, mit den eigenenRessourcen bewltigbar und der Anstrengung lohnend sind) sowiedepressive Symptome und emotionale Erschpfung, erlutert Prof. Dr.Arndt Bssing die Studienergebnisse. Hinzu kommen die Unfhigkeit,alleine zu sein, ngstlichkeit sowie geringe persnlicheLeistungsfhigkeit im Sinne eines Burnouts. Das Vorhandensein sozialerNetzwerke, die Persnlichkeitsstruktur oder dieSelbstwirksamkeitserwartung hatten dabei keinen signifikantenschtzenden Einfluss gegen spirituelle Krisen. Es handelt sich alsovornehmlich um innere Faktoren, die derartige Krisen von Seelsorgernentweder mit bedingen oder sie verstrken, weniger um uereFaktoren. Wenn diese Krise besteht, hat das natrlich Auswirkungenauf die Lebenszufriedenheit der Seelsorgenden.

    Wohingegen eine hhere Lebenszufriedenheit erreicht wird, wennFaktoren wie Ehrfurcht und Dankbarkeit sowie die Wahrnehmung desTranszendenten im alltglichen Leben von den Seelsorgenden erlebt

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  • werden. Insgesamt liegt die Lebenszufriedenheit der in der SeelsorgeTtigen hher als in der Durchschnittsbevlkerung (7,6 gegenber 7,0auf einer Skala von 0 bis 10), jedoch ist sie vergleichbar mit der vonMenschen in anderen akademischen Berufen.

    Wesentlich zur Lebenszufriedenheit tragen bei: die Zufriedenheit und dieIdentifikation mit der Ttigkeit, die Zufriedenheit mit der Partnerschaft(bei den Laien) bzw. mit der zlibatren Lebensform (bei den Priestern),ein untersttzendes soziales Umfeld, gute Gesundheit und positivespirituelle Erfahrungen. Die Lebenszufriedenheit hngt - wie auch in derAllgemeinbevlkerung - mit dem Alter zusammen. Die ltesten sind amzufriedensten, die mittleren Altersgruppen am wenigsten zufrieden, diejungen Seelsorgenden liegen in der Mitte. Mehr als die Hlfte derZufriedenheit mit der Ttigkeit hngt dabei von Anerkennung undWertschtzung, der Qualitt des Vorgesetzten, der Autonomie bei derArbeit, einem visionren Team und dem Organisationsklima ab.

    Weiterhin ergab die Studie, dass 58 Prozent der Priester, 66 Prozent derDiakone, 56 Prozent der Pastoralassistenten und 63 Prozent derGemeindereferenten in Deutschland tglich oder auch mehrmals am Tagbeten. Die Beichte hingegen scheint nicht nur bei den Laien, sondernauch bei den Priestern selbst an Bedeutung zu verlieren: 54 Prozent derPriester gehen nur einmal im Jahr oder seltener zur Beichte. Dies giltauch fr 70 Prozent der Diakone, 88 Prozent der Gemeindereferentenund 91 Prozent der Pastoralassistenten. Bestimmte Formen desreligisen Tuns scheinen also auch bei den Profis an Bedeutung zuverlieren.

    Der viel diskutierte Zlibat wird von zwei Dritteln der Priester alspositiv empfunden. Ein Drittel gab jedoch an, dass er sich belastendauf ihren Dienst auswirke, ein Viertel wrde sich nicht wieder fr diezlibatre Lebensform entscheiden. Fr jeden achten Priester ergebensich laut eigener Angaben dadurch Probleme, die er nicht bewltigenkann.

    Weitere Informationen: www.seelsorgestudie.comKontakt: Prof. Dr. Arndt Bssing, Arndt.Buessing@uni-wh.de oder 02330/ 623810

    ber uns:Die Universitt Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Grndung 1982eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: AlsModelluniversitt mit rund 2.100 Studierenden in den BereichenGesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H fr eine Reform derklassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immerHand in Hand mit Werteorientierung und Persnlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

    Merkmale dieser Pressemitteilung:JournalistenErnhrung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, ReligionberregionalForschungsergebnisse, Wissenschaftliche PublikationenDeutsch

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