Prostatakrebs und Ernährung - UKM · • Vitamin D 0,92 / 0,80 • Vitamin B5 0,87 / 0,76 •...

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Prostatakrebs und Ernährung

Münster, 13 Juni 2012Christian De Bruijn

Prostatakrebs und Ernährung

• Heutige Ernährung: Chancen und Risiken

• Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

• Chronische Entzündungsprozesse und Krebs

• Nahrungsstoffe und Prostatakrebs

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Die Bevölkerung in Deutschland

- Ißt zu viel

- Ißt zu fett

- Ißt zu süß

- Ißt zu wenig frisches Obst und Gemüse (max. 300 g/Tag, statt der empfohlenen 650 g)

- Bewegt sich zu wenig

- Trinkt zu viel Alkohol

Quelle: “Ernährungsbericht 2004”, Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Dezember 2004

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Konsequenzen der Fehlernährung

- 65% der Männer sind übergewichtig

- 55% der Frauen sind übergewichtig

- 68% der Todesfälle sind auf ernährungsbedingte Erkrankungen zurückzuführen

- Allein das Krebsrisiko könnte um mindestens 30% verringert werden bei ausreichendem Verzehr von Obst und Gemüse

Quelle: “Ernährungsbericht 2004”, Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Dezember 2004

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Tägliche Zufuhr Energie, Nahrungsinhaltsstoffe

x Referenzwert• Gesättigte Fette 1,60 / 1,75 (M / W)• Natrium 5,85 / 5,10• Calcium 0,86 / 0,79• Jod 0,51 / 0,45• Vitamin D 0,92 / 0,80• Vitamin B5 0,87 / 0,76• Folsäure (B9) 0,61 / 0,55• Faserstoffe 0,75 / 0,72

Quelle: ”Ernährungsbericht 2000”, Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Merkmale Ernährungsweise und Lebensstil

- zu viel „falsche“ Kohlenhydrate (Zucker, raffinierte Getreide-produkte aus Auszugsmehl)

- zu viel „falsche“ Fettsäuren (tierische gesättigte; gehärtete pflanzliche Fette) und zu wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. Omega-3, aus Fisch)

- zu wenig frisches Obst und Gemüse (zu wenig Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe)

- zu wenig Bewegung: unzureichender Abbau der (zuviel) aufgenommen Kalorien; fehlende Aufrechterhaltung Körperfunktionen

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Natürliche Fettsäuren und “gehärtete” Trans-Fettsäuren

“Natürlich”Cis-9-octadecenoic acid(Ölsäure)

“Gehärtet”Trans-9-octadecenoic acid(Elaidinsäure)

Prostatakrebs und ErnährungHeutige Ernährung: Chancen und Risiken

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Betrachtung aus evolutionär-genetischer Sicht

• Homo sapiens hat sich über einen Zeitraum von 2,5 Mio. Jahren mit einer “gen-kompatiblen” Ernährungsweise entwickelt

• Erst vor ca. 10.000 Jahren hat sich diese Ernährungsweise grundlegend geändert

• Genetische Veränderungen in der DNA in den letzten 40.000 Jahren liegt bei ca. 0,02%; genetisches „Set-up“ der Jäger/Sammler damit identisch mit A.D. 2012

• Ernährungsbedürfnisse entsprechen noch heute den der Jäger/Sammler; heutige Ernährungsweise und Lebensstil (z.B. Bewegungsmangel!) paßt nicht zu unserer genetischen Veranlagung

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Fazit: Unsere Ernährung ist nicht gen-kompatibel

• Viele der heutigen Nahrungskomponenten passen nicht oder kaum zu unserem genetischen „Set-up“

• Störungen in der genetisch festgelegten Gleichgewichten (Homeostase), welche sich vor allem in Form von “Wiederherstellungsversuche” (Entzündungprozessen) äußern, können vermehrt zu chronischen Erkrankungen führen

• Abhängig von der individuellen genetischen Veranlagung und in Kombination mit Umweltfaktoren (u.a. Ernährung) entstehen individuell bedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen und Krankheitsbilder

(Cordain et al., Am J Clin Nutr 2000; 71: 682-692)

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Gesundheitliche Konsequenzen dergenetischen Inkompatibilität

• Chronisch „nicht gen-kompatibel“ sein, bedeutet: Entzündungsprozesse chronisch zu fördern und instand zu halten: „Chronische Immunstimulation“

• Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in den Industrienationen weist aufgrund der Ernährungsgewohn-heiten entzündliche Merkmale auf

• Welche Entzündungsprozesse zu welchen gesundheitlichen Schäden führen, hängt wesentlich von der genetischen Veranlagung (Genvarianten) ab.

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Nährstoffe die wesentlich sind für die Regulierung von Entzündungsprozessen

• Anti-oxidanten (aus pflanzlichen Lebensmitteln, z.B. Selen, sekundäre Pflanzenstoffe aus Gemüse und Obst) (Holt et al., 2009; Hurst et al., 2012, Zermann, 2012;)

• Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Omega-3 und Omega-6

• Diese Nährstoffe beeinflussen die Aktivität der Gene die eine Rolle spielen bei der “chronischen Immunstimulation”(Coussens, Werb 2002; Weaver et al, 2009; Root et al., 2012)

• Diese Substanzen kann der Mensch nicht selbst herstellen; sie müssen mit der Ernährung aufgenommen werden

• Das bedeutet dass der Mensch im Prinzip selbst für die Kontrolle der eigenen “chronischen Immunstimulation”verantwortlich ist

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Prostatakrebs und ErnährungDie Ernährung lenkt unsere Gene, z.B. bei Entzündungsprozessen

Prostatakrebs und ErnährungChronische Entzündungsprozesse und Krebs

Chronische Immunstimulation fördert das Entstehen von Tumoren

• Bereits R. Virchow (1821-1902) hat auf die Beziehung zwischen Entzündung und Krebsentstehung hingeiwsen

• Inzwischen steht fest dass chronische Entzündungsprozesse dem Entstehen und der Entwicklung vieler Tumoren (z.B. Dickdarm, Blase, Lunge, Prostata) zugrunde liegen (Schottenfeld, Beebe-Dimmer, 2006; Mantovani, 2010)

• Der Tumor-fördernde Effekt: Oxidativer Stress durch Stoffwechselprodukte (Radikale); DNA Beschädigung, schnellere Zellteilung, verringertes Absterben von beschädigten, schnell sich teilenden Zellen; Neubildung von Blutgefäßen) (Grivennikov et al., 2010; Kwon et al., 2011)

Prostatakrebs und ErnährungChronische Entzündungsprozesse und Krebs

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Risikofaktoren Prostatakrebs

• Alter

• Genetik: Familiengeschichte; ca. 40% genetisch erklärbar; mehrere Gen-Varianten bestimmen Risiko (Reese et al., 2011; Yuan, Ferguson, 2011)

• Lebensstil: – Ernährung, Übergewicht /körperliche Tätigkeit (Fettzellen sind

Entzündungsherde!) (Tewari et al, 2012)

– Rauchen (speziell aggressive Formen) (Zu, Giovannucci, 2009; Kenfield et al., 2011)

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Negative Faktoren (nicht ganz unumstritten)

• Gegrilltes/gebratenes Rotes Fleisch: 30% erhöhtes Risiko um an Prostatakrebs zu erkranken(Kolonel, 2001)

• Rotes Fleisch: hauptsächlich Risiko auf aggressives Prostatkarzinom erhöht(Michaud et al, 2001; Punnen et al.,2012)

• Rotes Fleisch verursacht vermehrt Entzündungsmerkmale und oxidativer Stress(Montonen et al., 2012)

• Wahrscheinlich verantwortlich: Stoffe die entstehen beim Braten und Grillen (polyzyklische Amine, polyzyklische aromatische KohlenwasserstoffeGilt nicht nur für Prostatakrebs, auch für andere Krebsarten (Brust, Dickdarm)Giovanucci et al., 1993; Punnen et al., 2012)

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Negative Faktoren (2)

• Milchprodukte, speziell “low fat”; wahrscheinlich durch hoher Kalzium- und Phosphatgehalt; gilt für nicht-aggressive Form; nicht für aggresive Form (Mitrou et al.. 2007; Ahn et al, 2007, Newmark, Heany, 2010)

• Hochdosiertes Vitamin E (ab 400 mg/Tag) (Klein et al., 2011)

• Einnahme Omega-6 (z.B. industrielle Tierhaltung; Fertiggerichte) deutlich höher als Omega -3 (z.B. Fisch) (Berquin et al, 2007; Williams et al., 2011)

• Mehrere Studien mit isolierten Nährstoffen in Form von Nahrungserganzungsmitteln: keine überzeugenden Datenmit Selen, Folsäure, Grüntee-Polyphenolen, Soja-isoflavonen und anderen anti-oxidativen Substanzen

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Positive Faktoren?

• Granatapfelsaft (Polyphenole): Bei Patienten nach Primärtherapie, mit Voranschreiten nach Chemotherapie und OP): 570 mg polyphenole PSA-Wert 4 x so lange konstant als vor der Behandlung

• In 6-jähriger Nachbeobachtungsphase stieg PSA Verdopplungszeit von 15 auf 60 Monate (Pantuck et al 2009)

• Bei der Androgen-Ablation Therapie verlängern Omega-3 Fettsäuren die Zeitperiode von Anspechen auf die Therapie. Omega-6 Fettsäuren zeigen den umgekehrten Effekt (McEntee et al., 2008)

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Können wir eine „Gen-konforme“Ernährungsweise realisieren?

• Mit dem Angebot aus den Supermärkten wohl kaum (industriell vorgefertigt, geschmacksverstärkt, stabilisiert, konserviert)

• Überangebot an Fertigprodukten mit verarmtem Auszugsmehl, Zucker und gehärtetem Pflanzenfett (= Transfettsäuren!) (Weissbrot, Nudeln, Pizza, Pasta, Aufschnitt, Wurstwaren usw.)

• Übermächtige Marketingstrategien der Ernährungsindustrie stehen einer ausgewogenen, Gen-konformen Ernährung im Wege

Prostatakrebs und ErnährungNahrungsstoffe und Prostatakrebs

Was also tun um mehr „gen-kompatibel“(= anti-entzündlich) zu werden?

• Ernährung zu gut wie es geht umstellen auf „frisch“ (d.h. anti-entzündlich) mit viel Gemüse und Obst; Auszugsmehlprodukte meiden

• Nur qualitativ hochwertiges Protein: (Bio)Geflügel, Eier, Wild, Fisch. Industriell verarbeitete Fleischprodukte / Wurstwaren („mystery meat“) meiden

• Anti-endzündliche Ernährungsweise (z.B.Mediterrane Diät): Pflanzliche Kost wichtig hinsichtlich Prävention, Fortschreiten und Überleben bei Prostatakrebs (Berkow et al., 2007)

• Gesteigerte Einnahme von Omega-3 Fettsäuren (Rapsöl; fetter Seefisch; Fischöl guter Qualität) (Kobayashi et al., 2006; Kelavkar et al., 2009)

Prostatakrebs und Ernährung

Zum Schluss

• Lebensstil hat Einfluss auf das Entstehen von (Prostata)Krebs

• Die Ernährungsweise ist ein komplexer Vorgang mit Tausenden von biochemischen Variabelen und es ist praktisch unmöglich einzelne Wirkstoffe verantwortlich zu machen für das Entstehen von (Prostata)Krebs

• Aber: Eine “anti-entzündliche Ernährungsweise” bietet die besten Voraussetzungen um selbst die Risiken zu begrenzen: ”frisch und pflanzlich”

• Hierbei spielt der Verzehr von ausreichend Obst und Gemüse und Omega-3 Fettsäuren und das Einschrenken von industriell hergestellten Lebensmitteln eine wichtige Rolle