Quellen zu Auswanderern aus Westfalen€¦ · Die Auswanderung im 19. Jahrhundert Boom seit den...

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2007

Genealogie im Staatsarchiv:

Quellen zu Auswanderern aus Westfalen

Dr. Annette Hennigs

Geschichte der Auswanderung aus Westfalen

„Westfalen ist ein Land edler Sitten und bringt mehr Kinder hervor, als es ernähren kann.“ (Rolevinck 1478)Zweite Hälfte 16. Jahrhundert: Beginn der ArbeitswanderungenEinzelne ForschungsreisenErste „richtige“ Auswanderung: 1683 Mennoniten aus Krefeld siedeln an der amerikanischen Westküste1714 Eisenerzbergbaufachleute aus dem Siegerland siedeln in NordamerikaAb 1719 Täufergemeinde aus Schwarzenau wandert aus

Die Auswanderung im 19. JahrhundertBoom seit den 1830er Jahren

Revolutionsflüchtlinge 1848

Um 1900 ebbt der Boom ab

Gesetzliche Rahmenbedingungen in den geistlichen Staaten

1651 verbietet der Münsteraner Bischof Christoph Bernhard von Galen die Auswanderung bei schwerer Strafe1768 greift die münstersche Regierung ein kaiserliches Edikt auf, wonach die Auswanderung der Reichsuntertanen verboten wird und die Reichsstände aufgefordert werden, gegen die „Emigrations-Werbungen“ vorzugehen1781 Wilhelm Anton Bischof zu Paderborn verbietet die Arbeitswanderung nach Holland

Gesetzliche Rahmenbedingungen in Preußen

1739 Eltern, die ihre Kinder außer Landes schicken wollen, müssen dies bei der Obrigkeit anzeigen und für deren Wiederkehr haften1753 „Das Debauschiren der Königlichen Untertanen in die englischen Colonien in Amerika soll von den Beamten ... sofort zurückgewiesen werden.“1765 die Geistlichkeit soll keine Pässe ausstellenAllgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten (ALR) 1794 Teil 2 Tit. 17: Von Auswanderungen, Abfahrts- und Abschoßgeldern

Gesetzliche Rahmenbedingungen in Preußen

1820 Abwerbung von Untertanen wird mit Gefängnisstrafe belegt1822 ALR außer Kraft gesetzt1842 die Entlassung aus der preußischen Staatsbürgerschaft darf nicht verweigert werden1848 Verfassungsurkunde Tit. II Art. 10: Die Freiheit der Auswanderung ist von Staats wegen nicht beschränkt. Abzugsgelder dürfen nicht erhoben werden.1853 Konzessionierung von Auswanderungsagenten1867 Verfassung des Norddeutschen Bundes1870 Gesetz über die Reichs- und Staatsangehörigkeit1897 Gesetz über das Auswanderungswesen

Wie wanderte man legal aus ?

„Die Entlassung ist bei der Landes-Polizeibehörde des Wohnortes nachzusuchen und erfolgt durch eine von dieser Behörde ausgefertigte Urkunde“ (1842)Aufnahme eines ProtokollsErstellung eines Antrages für einen Pass mit Bestätigung des Amtmannes, dass der Auswanderung aus formalen Gründen nichts im Wege stehtWeiterleitung über den Landrat an die BezirksregierungAusstellung des Auswanderungskonsenses nach Anweisung von obenAushändigung der Urkunde durch den Amtmann, gleichzeitig Verlust der StaatsbürgerschaftDie Entlassung erstreckt sich – so weit keine anderen Regelungen getroffen wurden – auch mit auf die Ehefrau und die minderjährigen Kinder

In welchen Quellen spiegelt sich das wider ?

Bezirksregierungen:AnträgeListen

Landratsämter:AnträgeListenMusterungslisten

AnträgeLinke Spalte: „Signalement“

Namen des Antragstellers und seiner BegleiterAlter, ggf. GeburtsdatumPersonenbeschreibung des Antragstellers, sehr selten seiner BegleiterUnterschrift des Antragstellers

Rechte Spalte:NamePassantrag mit ReisezielPolizeiliches FührungszeugnisInformationen zur Militärpflicht

Quelle: Kreis Beckum Landratsamt Nr. 31

Anträge

Quelle: Regierung Münster 1681

Linke Spalte:• Formale Abfragen zu Vermögen, Militärverhältnisse, etc.

Rechte Spalte:• Name• Geburtsdatum, -ort• Wohnort• Begleitpersonen• Ziel

Statistik

• Namen

• Entlassungsurkunden

• Zahl der Ausgewanderten

• Militärverhältnisse

Quelle: Regierung Münster 1655

„Summerische Nachweise von den Ein- und Ausgewanderten im Kreise Lüdinghausen pro 1832“

Quelle: Regierung Münster Nr. 795

Quelle: Kreis Beckum Landratsamt Nr. 31

„Verzeichnis der seit dem Monat Juli 1846 aus dem Kreise Beckum ausgewanderten Personen“

• Name des Antragstellers

• Geburts-/ Wohnort

• Zahl der Auswanderer

• Vermögen

• Datum des Gesuchs

• Datum und Nummer des Konsenses

Musterungslisten

Name, VornameGeburtsdatum, -ortNamen der ElternWohnsitzReligionStand oder

GewerbeResultate der

Musterung

Quelle: Kreis Tecklenburg Landratsamt Nr. 831

„Verzeichnis derjenigen Individuen aus dem Kreise Warendorf, welche sich heimlich pp. nach Amerika begeben haben“

1834

Quelle: Regierung Münster Nr. 796

„Namentliches Verzeichnis derjenigen Individuen aus dem Kreise Tecklenburg, welche sich der heimlichen Auswanderung nach Nordamerika schuldig gemacht haben“

1834

Quelle: Regierung Münster 796

Weiterführende Hinweise

Datenbanken im Internet, z.B.:www.schiffslisten.dewww.ancestry.dewww.deutsche-auswanderer-datenbank.dewww.dausa.dewww.ellisislandsrecords.org

Quelle: Internet

Auswandererbriefe

Im Staatsarchiv Münster nicht vorhandenVerstreut in vielen anderen Archiven, v.a. in Nachlässen oder als SammlungsgutHäufig noch in Privatbesitz

Zeitungen

Hinweise zur Tätigkeit der Agenten

Aufrufe in Nachlassangelegenheiten

Aufrufe zur Regelung weiterer persönlicher Angelegenheiten

Personensuche

Praxistipps zum Schluss

Wegen der verstreuten Quellenlage:

Kennzeichnen Sie immer, aus welcher Quelle Sie Daten gewonnen

haben! Nur so bleibt die Angabe nachvollziehbar und damit seriös!

Vernetzen Sie sich, nur so können Sie die komplexe Quellenlage

optimal nutzen! (www.amerikanetz.de)