Post on 29-Mar-2021
Das Sitzen ist ein ganz wesentlicher Bestandteil un-
seres Lebens, mit dem wir täglich rund 9,3 Stunden verbrin-
gen. Im Sitzen essen, arbeiten oder entspannen wir. Dem
Gegenüber einen Platz anzubieten ist ein uraltes Zeichen der
Höfl ichkeit oder es unterstreicht die Wichtigkeit einer Situation
oder Person. Wir sitzen auf Stühlen, Sofas, Flugzeugsesseln,
Hockern, Auto sitzen etc. – oder auf einer Bank.
Aber wieso gehen wir »zur Bank«?Die Bank zum Sitzen und jene für Geldgeschäfte sind nahe
Verwandte. Auf den spätmittelalterlichen Märkten breiteten
die Geldwechsler ihre Instrumente, also Waagen, Münzen
und Wertpapiere auf einer Holzbank aus. Ein frühes Büro
oder ein »Bankschalter«, wenn man so will. Da die meisten
dieser Geldwechsler aus der oberitalienischen Lombardei
W I E E S Z U R » S K U L P T U R E N - B A N K « D E R R H E I N G A U E R V O L K S B A N K K A M
kamen, arbeiteten sie auf einer »Banca«. Wurden sie bei
unlauteren Geschäften oder falschem Wechseln erwischt, so
kam die Obrigkeit und zerschlug ihre Bank – sie gingen
»Banca rotta« (Bank kaputt). Viele der heutigen Bezeichnun-
gen im Bankwesen gehen auf die Zeit der Lombarden zurück:
Bankrott, Lombardsatz oder Giro – der Kreislauf des Geldes
im bargeldlosen Zahlungsverkehr von Konto zu Konto. Aber
auch Kontokorrent, Skonto und Diskont.
Eine logische Idee: Die »Skulpturen-Bank« der Rheingauer Volksbank.
Sucht man nach einem Symbol für die 150jährige erfolgreiche
Geschichte der Rheingauer Volksbank, so kommt man also
fast automatisch auf eine Bank, weil sich diese auch logisch
aus dem Namen ableitet. In diesem Fall eine ganz besonde-
re: Eine »Skulpturen-Bank« eben. Sie symbolisiert in Eiche
und Edelstahl nicht nur Stabilität, sondern steht auch für das
Miteinander und den Dialog. Sie ist ein Synonym für all die
Dinge, die wir in den letzten 150 Jahren gemeinsam mit den
Menschen im Rheingau erreicht und aufgebaut haben. Und
sie soll ein ganz persönliches Geschenk für unsere Region sein,
dem Sie überall begegnen. Sie lädt ein zum Innehalten für
ein paar besinnliche Minuten, zum Kraft schöpfen oder zum
Treffen mit Freunden. Es ist Ihre Bank.
Die »Skulpturen-Bank« wird Sie beim Spaziergang durch
diese Broschüre und ihre facettenreichen Themen begleiten.
Dabei wünschen wir Ihnen viel Vergnügen. v
Bitte nehmen Sie doch Platz –Es ist Ihre Bank
Bild fehlt nochWird noch fotografi ert
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K O L U M N E
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R H E I N G A U E R V O L K S B A N K
150 Jahre Zeitgeschichte
1864 1865Ferdinand Lassallegründet in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV)
In Amerika werden erstmals Zwei-Cent-Münzen mit derbis heute gebräuchlichenAufschrift »In God We Trust« ausgegeben.
Der Gemeinde Geisenheim werden die Stadtrechte verliehen.
Prinzessin Marianne von Preussen stiftet den Bau der evangelischen Pfarrkiche in Erbach.
Geburtsstunde des Roten Kreuzes: Zwölf Staaten unterzeichnen die Genfer »Konvention zur Verbesserung des Loses der verwundeten Soldaten der Armeen im Felde«.
W I E E I N E I D E E F O R M E N A N G E N O M M E N H A T
Vom Entwurf zur handgefertigten
Skulptur
Oft ist es ein langer Weg von der Idee
über zahlreiche Entwürfe bis hin zur
präzisen handwerklichen Ausführung.
Dieser Prozess ist nicht nur ungemein
spannend und manchmal dornenreich,
er ist auch fast immer gleich. Ob es sich
um die Kreation eines Automobils han-
delt oder um die einer Skulpturen-Bank.
Geburtsstunde: 2:23 Uhr – Geburtsort: Rüdesheim
Als das Team um die Diplom-Designerin
Conny Ohlig (Ohlig Design Rüdesheim
am Rhein) sich mit dem 150jährigen
Jubiläum der Rheingauer Volksbank zu
beschäftigen begann, suchten sie nach
einem optischen »Aufhänger«, einer
unverwechselbaren Symbolik. Ideen wur-
den skizziert, analysiert, verworfen. Der
Papierkorb bekam zu tun. Bis plötzlich
alles ganz einfach war: Sie nahmen den
Begriff Rheingauer-Volks-Bank wörtlich.
Und als der Mantel der Nacht über dem
Rheintal lag, wurde die Idee geboren,
eine Sitzbank für die Rheingauer zu schaf-
fen. Keine Gartenbank, sondern eine
unverwechselbare Skulptur. Stabil und
zuverlässig sollte sie sein, für Generatio-
nen gebaut und in der Lage Wind und
Wetter zu trotzen. Massive deutsche Eiche
und Edelstahl sollten die Materialien
sein. Nachhaltige Werkstoffe, wie man
heute in neudeutsch sagt.
Präsentation, Begeisterung, Prototyp
Gerechnet hatte das Gremium der
Rheingauer Volksbank mit einer solchen
Idee eigentlich nicht. Umso größer war
der Anklag und umso schneller wurde
der Bau eines Prototypen der Skulpturen-
Bank genehmigt. Nächster Schritt: Wer
setzt den Entwurf um? Recherchen, Ge-
spräche.
Zwei Gewerke unter einem DachWarum in die Ferne schweifen, wenn
das Gute liegt so nah? Der geeignete
Handwerksmeister fand sich schließlich
im Rheingau. Roman C. Döhring mit sei-
nem RCD Handwerkszentrum in Walluf
wurde als geeigneter Partner gewählt,
weil er Holz- und Metallverarbeitung
unter einem Werkstattdach vereint. Mit
viel Detailliebe realisierte er den ge-
wünschten Prototyp der Skulptur aus
feinstem Edelstahl und bestem abge-
lagerten Eichenholz.
Der Bankvorstand hatsich hingesetzt
Die Stunde der Wahrheit. »Begehung«
des Prototypen, der von allen Seiten
beäugt, befühlt und geprüft wurde.
Dann haben die Herren Platz genommen
und beschlossen: Die Skulpturen-Bank
der Rheingauer Volksbank soll ein ganz
besonderes Geschenk zum 150sten
Geburtstag für den Rheingau und seine
Bevölkerung werden. So kam es, dass
10 Bänke in Auftrag gegeben wurden,
denen man nun überall im Rheingau
begegnen kann. v
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»AM ANFANG
WAR DIE BANK!« –
AUS DIESEM ZUNÄCHST
SCHERZHAFTEN
SATZ, WURDE NACH
UND NACH EIN
»MASSGESCHNEIDERTES«
GESCHENK AN DEN
GANZEN RHEINGAU
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R H E I N G A U E R V O L K S B A N K
150 Jahre Zeitgeschichte
1866Louis Pasteur teilt seine Entdeckung mit, dass Krankheiten durch Mikro-organismen ausgelöst werden können. Erhitzen töte diese Keime. »Max und Moritz«
von Wilhelm Busch erscheint erstmals.
In Leipzig wird der Allgemeine Deutsche Frauenverein (ADF) ins Leben gerufen.
Raiffeisens Buch »Die Darlehns kassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung, sowie auch der städtischen Hand-werker und Arbeiter« erscheint.
Alfred Nobel stellt erstmals Dynamit industriell her.
In den USA wird der erste »Civil Rights Act« beschlossen, der allen dort Geborenen das Bürgerrecht gewährt, Indianer aber ausschließt.
Deutscher Krieg: Preußen siegt über den »Deutschen Bund« [unter Führung Öster-reichs].