Post on 28-Mar-2016
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Eines Abends saß ich bei einem alten
Freund in der Küche und malte in sein
Blackbook und es waren diese zwei Jungs
da die einen Text von mir für ihr Graffiti-
Magazin haben wollten.
Dieser sollte sich um Tags dreh‘n und
vielleicht noch was über Throw-
ups.
Also habe ich das Blackbook
beiseite gelegt und auf den Style
geschissen. „Tags sind mir eh‘
lieber.“
Warum? Ich bin faul und habe wenig
Geld. Tags gehen schnell und man
braucht nicht viele Dosen kaufen. Die
meisten meiner Tags sind besoffen auf
dem Nachhauseweg von besagten Partys
oder auf ähnlich spontane Art und Weiße
entstanden und ich denke dass das die
Regel darstellt. Taggen macht unheimlich
Spaß ist aber wohl auch die Form des
Writing bei der man, aufgrund der
oben genannter Gründe, am ehesten und
häufigsten gefickt werden kann.
Aber lassen wir das, ich möchte das
taggen ja niemandem ausreden. Es gibt
in meinen Augen keine schöneren Stellen
in den Städten als die von oben bis unten
mit Tags und T- Ups verzierten Pissecken
und Seitenstraßen, Rollläden und Türen.
Wie ein Tag gesetzt ist spielt eine sehr
große Rolle. Nicht an jede Stelle gehört
eins hin an anderen geht es gar nicht
ohne. So ein kleines scheinbar schnell
hingeschmiertes „Gekritzel“ kann einen
Ort ästhetisch unglaublich aufwerten
und zu einem wahren Erlebnis für meine
Augen werden lassen, die dort locker ‚ne
Viertelstunde genießen und entspannen
können bis sie sich wieder mit ekliger
moderner Architektur und Beton
beschäftigen müssen.
Viele Writer interessieren sich leider nur
noch bedingt für das taggen oder gar ‚en
gescheites T- up. Ich bin keine hundert
Jahre alt aber weiß das die meisten
Writer in den so genannten „guten
alten Zeiten“ ein eigenes T- up
hatten und das der ganze Scheiß
mit Tags begonnen hat lernt man
inzwischen schon in der Vorschule.
Die meisten taggen halt irgendwie,
wenige entwickeln das ganze richtig
und feilen daran bis es was taugt. Ich
will keinen auf „ach ich bin so real und
Oldschool - orientiert“ machen, ich find‘s
nur schade, da ein gutes Tag oder Throw-
up -an der richtigen Stelle- noch jedes
Piece burnt.
Setzt euch hin und holt das Papier raus
und baut keinen Scheiß wenn ihr heut‘
Abend von der Party nach Hause lauft.
Frank 3000, Writer der KSR Crew, war jahrelang in der illegalen Graffitiszene unterwegs und hat unter anderem durch seine Tags maßgeblich an der Gestaltung der Universitätsstadt Tübingen teilgehabt, bis er festgenommen wurde und für ca. 2 Jahre in Haft war. Hier erzählt er über Tags und sagt was sie für ihn bedeuten.
Frank 3000
„So ein kleines scheinbar schnell hingeschmiertes „Gekritzel“ kann einen Ort ästhetisch unglaublich aufwerten.“
12 Tags
Tags 13
20 Three for Harmony
Semo Reutlingen 2004
Nore/Semo/Phew/Cream Reutlingen 2005
Phew Reutlingen 2001
Semo Reutlingen2006
Phew Reutlingen 2008
Three for Harmony 18
KSR24
Hamburg 2008
KSR 25
„Wir ham uns einfach nur selbst gefeiert...Action! Alles was bockt war erlaubt. Gute Zeiten!
Heute würde ich aber sagen, dass Graffiti in einer Kleinstadt wie Tübingen eigentlich nichts verloren hat.“
Kruel
30 KSR
Stuttgart 2008
Stuttgart 2008
Berlin 2008
Tübingen 2003
Berlin 2008
Stuttgart 2008
Stuttgart 2008
KSR 31
TUA Foto: Masel Riechert
Es gibt kaum moch Jams bei denen die
ursprüngliche vier Elemente repräsentiert
werden. Woran glaubst du liegt das?
Die Leute interessieren sich nur noch
am Rand für Grafitti und B-Boying.
Heutzutage kommen ja auch ganz andere
Leute zu Jams, das ist ja oft nur bedingt
das klassische HipHop - Publikum. Die
heutigen Rapper bringen eben ihre
Leute mit und da die oft selbst mit
HipHop wenig zu tun haben, sind ihre
Leute selbstverständlich nicht anders.
Mnachmal kommen mir so Jams vor, als
ob da zwei Paralellgesellschaften ihr Ding
machen würden: Die HipHopper und die
Rapper. Verrückt.
Du hast immer den Kontakt zu den
anderen Elementen gehalten,-im Video
sind B-Boys zu sehen, die werden
Bilder gewidmet- ist dir das aus einem
besonderen Grund wichtig?
Auf jeden Fall. Ich respektiere die Leute
krass. Aussredem halten mich natürlich
persönliche Bande dort.
Du machst seit 10 Jahren Hip-Hop
wie bewertest du den Umstand, dass
Neueinsteiger im Hip-Hop wenig oder
gar nicht an der Geschichte der Musik
Interessiert sind?
Irgendwie finde ich es schade, weil sie oft
einfach auch keine gute Musik machen,
anderereseits, was soll man machen - Ich
kanns nicht ändern und da ich eh kaum
mehr HipHop höre, juckt mich das auch
nur bedingt.
Bist du auch durch Musik aus
Deutschland beeinflusst worden bzw.
woher kommen deine Einflüsse?
Deutschen Rap hab ich natürlich auch
gehört, z.B. „Massive Töne - Kopfnicker“,
darauf bin ich damals hart durchgedreht.
Eigentlich haben mich aber schon damals
Gruppen wie „Portishead“ oder
„the Prodigy“ mehr geprägt.
ich habe ja auch damals schon
TripHop Zeug produziert. Ich
glaube ich hab eingentlich immer
relativ bunt durch die Generes mit
der Musik geflirtet.
Wie glaubst du geht es mit Hip-Hop in
Zukunft weiter?
Ich glaube HipHop in seinem
Grundegedacken ist einfach nicht
mehr wegzubekommen. Aus der
Musik sowieso nicht. Da ist HipHop
für mich eh eher eine Art von System,
asl ein dogmatischer Musikstil. All das
Sampling und Querverweisen ist längst
in so viele Subgenres übergeschwappt,
das bekommt man nicht mehr raus.
Die andren Elemente sind ebenfalls
deratig festgefahren, das ist nicht
wegzudenken. Man überlege, wie hart
Grafitti zb das ganze Webdesign geprägt
hat. Alles was heutzutage urban und
jugendlich aussehen soll, hat heute die
HipHopästhetik. HipHop lebt, bewegt und
wandelt sich und das wird sich so schnell
auch nicht ändern. Gut so
Haben Rap und Graffiti in deinen Augen
heute noch eine enge Verbindung?
Nein leider nicht. Rap hat sich komplett
von den anderen Teilen des HipHop
abgegrenzt. Das liegt einfach daran, dass
sich mit der Musik einfach Geld verdienen
ließ, während die anderen Kunstformen
immernoch hauptsächlich vom Idealismus
lebten. Denen sind ihre Werte heute noch
wichtig, während Rap sowas schon lange
nicht mehr kennt. Rap funktioniert nach
Popregeln. Wobei ich das jetzt auch gar
nicht so schlecht heißen will. Für Rap
zumindest, für die HipHopKultur als
Kreis aus verschiedenen Elemente
ist das natürlich tötlich.
Inwieweit hast du selbst einen
Bezug zu Graffiti?
Ich habe selbst 5 Jahre gemalt, aber
irgendwann ging dann einfach mehr
Zeit für Rap drauf. Als ich dann wieder
mehr Bock und Zeit hatte, waren meine
Jungs schon meilenweit davon. Aber die
Bewunderung für diese Kunstform habe
ich kein Stück eingebüßt.
Wenn du ein Piece siehst, hättest du da
auch mal lust wieder zur Dose zu greifen?
Voll. Bestimmt werde ich auch hin und
wieder malen gehen.
Wie stehst du zu illegalem Graffiti?
Ich denke, Grafitti ist von seiner Art her
eine dominante Kunst. Agressiv irgendwo,
aber natürlich nach Harmonie suchend.
Und dominante Kunst versteht sich nicht
mit Regeln und Gesetzen. Natürlich
funktioniert es auch legal, aber irgendwo
ist für mich das illegale doch ein Teil von
„echtem“ Grafitti.
„Graffiti ist von der Art her eine dominante Kunst. Aggressiv irgendwo, aber natürlich auch Harmonie suchend. Und dominante Kunst versteht sich nicht mit Regeln und Gesetzen.“
Der Reutlinger Rapper Tua gehört zweifelsohne zu den Ausnahmetalenten in der deutschen Rapszene. Sein letztes Album Grau setzte in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe und wurden mit Lob nur so überhäuft. Allerdings würde seiner musikalischen Vielfalt eine Einschätzung als typischer Rapper nicht gerecht werden, da er längst seinen eigenen Stil gefunden hat. Er arbeitete schon mit zahlreichen namhaften Künstlern zusammen,sowohl als Rapper als auch als Produzent. Hier erzählt er nun etwas über seine Verbindung zu HipHop und speziell zu Graffiti.
Wann habt ihr angefangen zu tanzen und
seit wann seit ihr als team zusammen
unterwegs?
Mark-Ski: Ich habe so etwa 1994 meine
ersten Gehversuche als B-Boy gemacht,
allerdings wusste ich damals noch
gar nicht was das genau ist. Ich hab
im Fernsehen damals eine Folge der
Schwarzwaldklinik gesehen in der ein
Popping-Tänzer mitgespielt hat. War halt
total Klischee, mit weißen Handschuhen
und sowas. Aber irgendwie fand ich das
super und hab dann in meinem Zimmer
versucht das nachzumachen. 1996 hab
ich dann zum ersten mal Beatstreet an-
geschaut und ab diesem Zeitpunkt hats
mich dann total gepackt und ich hab
angefangen richtig zu trainieren. Remo
hab ich glaub auch 1996 zum ersten
mal getroffen, damals gab es noch AOK-
Parties in der Listhalle, da trafen sich
immer alle Tänzer der Stadt und Remo
und seine Jungs von damals (an der Stelle
ein Gruß an die „Crazy Ghetto Force“)
waren halt auch da. Remo ist damals
schon gut abgegangen und wir haben
einfach zusammen gejamt und trainiert.
Damals gab es im Gegensatz zu heute
viele Crews in Reutlingen. Crazy Ghetto
Force (später Crazy United), Back Into
Time, meine Crew Incredible Steps und
natürlich noch die legendären Comic
Breakers die damals auf einem verdammt
hohen Niveau waren. Auf jeden Fall haben
wir ab diesem Zeitpunkt angefangen uns
immer öfters zum Training zu verabreden
und sind dann auch alle zusammen auf
Jams gefahren. Die „Incredible Steps“
haben sich Ende 1998 aufgelöst und
dann war ich erstmal Solo unterwegs,
Remo und Mark Ski, Mitglieder der deutsch/romänischen Moonwalkers Crew, sind seit den neunzigern dem B-Boying verfallen und haben sich im Laufe der Jahre zu einer festen Größe in der Szene etabliert. Sie sind Europaweit auf Battles anzutreffen und sind auch aus der „Reutlinger HipHop Szene“ nicht mehr wegzudenken.
Remo & Mark Ski
40 Remo & Mark Ski
1999 bin ich dann als festes Mitglied bei
Crazy United eingestiegen. Ich war mit
Remo zusammen paar mal in Rumänien
und so kam es das ich 2006 Mitglied bei
der Moonwalkers Crew wurde.
Remo: Also ich habe so ca. 1996 angefan-
gen zu tanzen, inspiriert dazu haben mich
die sogenannten „Breaker“ aus meiner
damaligen Grundschule die jetzt nicht
mehr aktiv sind. Danach habe ich ange-
fangen im Wohnzimmer meiner Eltern
auszuprobieren was ich gesehen hatte.
Noch richtig auf nem Karton und so, auf
Beats von 2Live Crew. Damals hatten wir
halt noch kein Plan was für Beats es gibt
und wie man da ran kommt. Am Anfang
hat es mir einfach nur Spaß gemacht und
ich hab das mehr als Hobby gesehen,
aber nach einer Weile hat es mich dann
richtig gepackt und ich hab angefangen
härter zu trainieren und wurde natürlich
auch immer besser. Dann hab ich gehört
das im Jugendhaus Bastille andere B-
Boys trainierten, dort habe ich dann die
Jungs meiner ersten Crew kennen gelernt
– Crazy United. Wir wáren damals viel auf
Jams und Battles unterwegs, allerdings
hörten nach und nach immer mehr von
den Leuten auf zu tanzen. So ca. 1998
haben sich dann alle übrig gebliebenen
B-Boys aus Reutlingen unter dem Namen
Crazy United zusammengetan. Da nur
wenige von uns damals schon auf ei-
nem hohen Niveau waren haben wir uns
99/2000 mit den Jungs von den Battle
Toys zusammengetan. Wir haben so bis
Ende 2001 haben wir zusammen als
„Crazy Toys“ echt viele Battles gewonnen
und das war ne Hammer Zeit. Ca. 2002
waren in Reutlingen nur noch eine Hand
voll B-Boys aktiv und so hat es sich erge-
ben das ich dann bei der Crew aus meiner
Heimatstadt Timisoara (Rumänien) einge-
stiegen bin. Die „Moonwalkers Crew“, die
Jungs hatte ich paar Jahre zuvor kennen-
gelernt.
Was bedeutet das tanzen für euch und
woran habt ihr am meisten Spaß?
Mark-Ski: Also für mich ist B-Boy zu sein
nicht nur auf das tanzen beschränkt,
Sachen die du im Tanz lernst kannst du
auch auf dein normales Leben übertra-
gen, die ganzen Erfahrungen die man
macht bringen einen einfach wei-
ter. Für mich ist es ein Gefühl von
Freiheit, ich schalte beim Tanzen
komplett ab, alles um mich rum
wird irgendwie verschwommen
und ich höre nur noch den Beat
und mach mein Ding. Für mich ist es
einerseits ein Mittel um meinen ganzen
Frust raus zu lassen und gleichzeitig mich
meiner eigenen Kreativität hinzugeben.
Am meisten Spass macht mir dieses
spezielle Feeling, wenn du mit ein paar
Jungs in einem Raum bist, dicke heiße
Luft, laute Musik und jeder pusht sich
gegenseitig immer weiter bis am Ende
alle komplett ausgepowerd sind - danach
gehts dir so gut...unglaublich! Eigentlich
oder was weiß ich dann hat das fast im-
mer eine Verbindung dazu. Ob das nun
ein Paar Pumas sind oder ne Jacke, du
denkst halt zuerst mal daran: Hey, kann
ich damit auch rocken! Mich fasziniert am
meisten was ich mit meinem Körper alles
machen kann. Die ganzen verschiedenen
Bewegungen und Abläufe. Eben einfach
mit Kreativität und Energie seinen eigene
Style zu entwickeln und sich immer mehr
zu steigern! Besonders wenn man in
einem Battle oder bei einer Show seine
Sachen auf Abruf parat haben muss und
die dann auch noch klappen!
ist es genau diese Atmosphäre die ich an
B-Boying so liebe! Ganz egal wie schwer
oder anspruchsvoll das ist was du machst,
das wichtigste ist die Eigendynamik die
man dabei entwickelt und wie man sein
bestes gibt!
Remo: B-Boying ist für mich nicht nur ein
Hobby oder ein Sport, es bedeutet mir
viel mehr. Alles was ich mache, meine
komplett Lebenseinstellung ist B-Boy.
Wenn ich mir was zum anziehen kaufe
Mark Ski
„Für mich ist es ein Gefühl vonFreiheit, ich schalte beim Tanzen komplett ab, alles um mich rum wird irgendwie verschwommen“
41Remo & Mark Ski
Kre Tübingen 2007
Shy/Bash Reutlingen 2009
Don/Love (by Frank 3000) Tübingen 2008
Broke/Emi (by Saimen) Reutlingen 2007
Beks Tübingen 2007
Mixed Walls56
Mes Tübingen 2007
Sore Reutlingen2008 Miles Reutlingen 2007
Kwer/Cerl Reutlingen 2008
57Mixed Walls
62 Mixed Walls
Bad Boys Reutlingen 2008
Nore/Semo Reutlingen 2004
Ners Reutlingen 2009
Mixed Walls 63