Ruanda – ein neues Afrikachirurgen-afrika.de/Downloads/2013/ruanda_neues_afrika_2013.pdf · 1...

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Ruanda–einneuesAfrikaBerichtdesdeutsch/britischenTeamsinNyamataundRemeraRukoma

Ruanda-einLandimAufbruch:nachdemVölkermordvorfast2Jahrzehnten,demnachSchätzungenbis zu1MillionMenschen zumOpfer gefallen sind,hatdas Land sich inden letzten Jahren rasantverändert. Als eines der Ländermit demniedrigsten Korruptionsindex in Afrika vermeldet RuandaeinenormesWirtschaftswachstum.Ruandahat aberunter anderemaucheineSchulpflicht für alleKinder eingeführt. Die Regierung um Präsident Kagame unternimmt im Rahmen des Programmes2020großeAnstrengungenaufdemGebietderGeburtenkontrolle,derEnergiegewinnungunddesUmweltschutzes.InnerhalbvonwenigenJahrenisteinrevolutionäresGesundheitssystemeingeführtworden. Jeder Bürger zahlt einen geringen Beitrag zur Krankenkasse und jeder! erhält dafür einemedizinischeGrundversorgung.DennochgibtesnochvieleProblemezulösen.Fürdie12MillionenEinwohnergibtes lediglich221Ärzte(0,2Ärzte je10000EinwohnerzumVergleich inDeutschlandsindes36Ärzteje10000Einwohner)und4050Krankenschwestern(*WorldHealthStatistics2012).

NachdemSondierungsbesuchvonDr. ChrisOppong imFebruar2012entstandderWunschdiesesbeispielhafte Land zu unterstützen und regelmäßige humanitäre Einsätze in dieses Land auchmitOperationHerniazuorganisieren.

DasTeam

Eineerstegrößere12köpfigedeutsch/britischeMissionführteunsdaherinderZeitvom08.bis18.Februar2013in2regionaleKrankenhäusernachNyamataundRemeraRukomainRuanda.

Ein erstes Team bestand aus den Chirurgen Dr. Ralph Lorenz und Dr. Jens Heidel aus Berlin, derAnaesthesistin Dr. Maral Miller aus Berlin und den beiden OP- Schwestern Ines Kuhl und PeggyGrassmannebensoausBerlinundarbeiteteimNyamataHospital

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Einzweites internationales Team bestandaus denChirurgenDr.ChrisOppongausPlymouth,Dr.KarlSpitzerausMünchenundDr.ChristineKoschausBerlin,derAnaesthesistinDr.PetraWölkerlingaus Berlin, den OP-Schwestern Helena Azevedo und Sandra Gess aus Plymouth und derAnaesthesieschwesterCarolinDaukschausBerlinundarbeiteteimRemeraRukomaHospital.

DiebefürchtetenProblemebeimcheckinder24KistenÜbergepäck(ca.500kg)bliebenebensoauswie Zollproblemebei der Einreise inRuanda. Ein großerDank gebührt der FluggesellschaftBrusselAirlines die uns bei Buchung und Durchführung des Transportes unkompliziert unterstützte. Dieeinzige Überraschung war, dass wir bei der Ankunft in Kigali noch auf dem Flughafen sämtlichePlastikfolien zum Schutz der Kartonswieder entfernenmussten. In Ruanda ist per Gesetz jeglicheEinfuhrvonPlastikverpackungenundPlastiktütenverboten,wassichaufhöchstangenehmeWeiseauchimStraßenbildwiderspiegelt-keinPlastikmüllsäumtdieStraßeninRuanda!

DiegepacktenKisteninBerlin

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TransportnachNyamata

ImVorfeldkoordiniertePastorOseevonderHilfsorganisationLegacyofHopeunserenEinsatzundempfingunsamFlughafen.BeideTeams wurdenvorundnachdemhumanitärenEinsatz ineinemGästehaus in Kigali untergebracht. An dieser Stelle sei Pastor Osee und seinen zahlreichenMitarbeiternderHilfsorganisationnochmalsganzherzlichfürdieperfekteZusammenarbeitgedankt.

Wir danken ebenso der Botschafterin Ruandas in Deutschland Frau Christine Nkuliyinka für ihreUnterstützungdesProjektes.

DieerstenbeidenTagewarenzurAkklimatisierungundTeamfindungangedacht.BereitsamSamstagbesuchten wir gemeinsam beide Hospitäler um letzte Vorbereitungen für den Arbeitsbeginn amMontagzutreffen.AmSonntagbesuchtedasgesamteTeamaufEinladungdesCEODr.Buteradasgrößte und Vorzeigehospital in Ruanda das King Faisal Hospital in Kigali. Wir waren über dieAusstattungsehrbeeindruckt.

AmMontag frühbegannenwirmitdereigentlichenArbeit in2Teams imNyamataHospitalund inRemera Rukoma Hospital. Wir operierten von morgens 8 bis abends 8 soviel wir in dieser Zeitschaffenkonnten.EswarenvielePatientenaufdenWartelisten.DieUnterbringungderOP-Teamserfolgte jeweils in einfachen aber gepflegten Gästehäusern in der Nähe der Hospitäler. An dieserStellemöchtenwir den regionalen Verantwortlichen, den Schwestern und Pflegern in den beidenKrankenhäusern unter der Leitung und Koordination von Dr. Alfred Rutagengwa als ärztlicherDirektordesNyamataHospitalsundDr.KalindaViateuralsärztlicherDirektordesRemeraRukomaHospitalsfürdieperfekteVorbereitungsehrherzlichdanken.

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OPSaalumRemeraRukomaHospital

Dr.JensHeidelundDr.NzeyimanaJeanBerchmansimNyamataHospital

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OPPflegerMugenziJuvenal/Sr.PeggyGrassmann-Sr.InesKuhl

DiechirurgischeStationimNyamataHospital

DieStatistikergab95 Operationen an 78 Patienten in 5 Tagen:

Insgesamt 72 Leistenhernien, davon 20 kindliche Hernien und 17 Inguinoscrotalhernien wurdenoperiert. IneinemFallerfolgtebeiInkarzerationdesDünndarmesmitbereitschronischemAbszesseinenotfallmäßigeDünndarmteilresektion.

Darüberhinaus wurden10Ventralhernien(epigastrische,umbilicaleundNarbenhernien)sowie14Hydrozelenoperiert.

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DasOPTeamimNyamataHospital

DasTeamimRemeraRukomaHospital

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Dr.KarlSpitzerundDr.JulesMbasha

Dr.PetraWölkerlingundDr.ChristineKoschmitPatienten

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CarolinDaukschundDr.JulesMbashaundDr.PetraWölkerling

VielePatientenbisaufdiejüngerenPatientenwurdenmitNetzversorgt.WirkonntendabeidankdergroßzügigenFirmenspendeninallenFällenOriginalnetzeverwenden.AllederzeitmöglichenoffenenOP-TechnikenwieSHOULDICE,LICHTENSTEIN,PlugandPatchundTIPPkamendabeizumEinsatz.DieOP- Befunde waren mit europäischen Maßstäben in der Regel nicht zu vergleichen. DieüberwiegendeMehrheitderLeistenhernienwarenindirekteHernien.

Als Anaesthesieverfahren wurde meist eine Allgemeinnarkose mit Larynxmaske angewendet. IneinigenFällenwurdejedochauchinLokalanaesthesiebzw.Spinalanaesthesieoperiert.DieMehrzahlder Patienten wurde aufgrund der weiten Anfahrtswege in der Regel stationär im Hospitalaufgenommen. In Remera Rukoma konnten wegen der starken Regenfälle einige der avisiertenPatienten aufgrund der unmöglichen Anreise das Krankenhaus nicht erreichen und somit nichtoperiertwerden.

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Dr.MaralMiller

Alle Operationen verliefen komplikationslos, alle Patienten konnten noch während unseresAufenthaltesausdenKrankenhäusernentlassenwerden.

Die Nachhaltigkeit der Mission bestand nicht nur darin, möglichst viele Medizingeräte,Verbrauchsmaterialien und chirurgische Instrumente vor Ort zu lassen, welche die Chirurgen jetztverwenden können sondern vor allem auch in der Ausbildung der Kollegen vorOrt. Nicht nur dieregional tätigen Chirurgen konnten step by step an moderne Operationstechniken herangeführtwerden. AuchdieAnaesthesistenwurdensystematischdurchunsereAnaesthesistinnenMaralundPetra ausgebildet. Nicht zuletzt hat auch das Pflegepersonal viele Tips und Tricks weitergebenkönnen. Es war ein sehr angenehmes Miteinander in diesen neuen gemischten OP- Teams ausRuandischen und Deutsch-Britischen Kollegen. Dr. Elda Balikwisha eine der jungen chirurgischenWeiterbildungsassistenzärztinnen amNyamata Hopsital führte am Ende derWoche souverän eineLeistenhernienoperation nach LICHTENSTEIN mit europäischer Supervision durch – ein schönerErfolg!

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Dr.RalphLorenzundDr.EldaBalikwisha

Nach der Rückkehr in Kigali gab es noch zwei herausragenden Begegnungen: Ein Treffenmit demPräsidenten der ChirurgischenGesellschaft RuandasDr. Emile Rwamasirabo entwickelte die Visionvon einer Intensivierung der Zusammenarbeit. So könnte möglicherweise bei einem nächstenhumanitärenEinsatzeinHernienworkshopfüralleChirurgenRuandasorganisiertwerden.

Einen überaus feierlichen und emotional berührenden Abschluss fand der humanitäre Einsatz imRahmeneinesgroßenGottesdienstesinKigali.

NachdieserarbeitsintensivenWochekonntediedeutschenTeammitgliederimRahmeneinerkurzenRundreisedieüberwältigendeSchönheitdesLandesnochkennenlernen.

OhnediegroßzügigeUnterstützungvonzahlreichenprivatenaberauchFirmenspendensowiedemherausragendenund selbstlosen Engagementder Teammitglieder wäredieser Einsatz undenkbargewesen. Der großartige Erfolg dieser Mission wurde auch durch die hervorzuhebendeTeamfähigkeitjedesEinzelnenermöglicht.

Wir haben unzählige positive Eindrücke durch diese humanitäre Arbeit in Ruanda erhalten. Amemotional berührendstenwar sicher die tiefe Dankbarkeit undWertschätzung der Patienten aberauch der Schwestern und Krankenhausmitarbeiter zu spüren. Innerhalb einer Woche ist so einepersönliche und kollegiale Partnerschaft entstanden. Alle Teammitglieder äußerten beim nächstenhumanitärenEinsatzinRuandawiederdabeizusein.

WirsindzutiefstdankbarundfreuenunsaufeinWiederseheninRuanda!

RalphLorenzfürdasTeamGermany/U.K.imMärz2013