Post on 06-Apr-2016
Schrift und Sprache der Chinesen
Universität Duisburg - Essen Fachbereich 3: Kommunikationswissenschaft; WS 2005/06Teilgebiet: Sozialanthropologie und Ethnographie der KommunikationVeranstaltung: Problematik der Kommunikation mit ChinesenDozent: Prof. Dr. Zhu XiaoxueReferent: Sebastian Podwojewski
Inhalt:
1. Der Autor / Das Buch2. Einführung in die chinesische
Sprache und Schrift 3. Die Frühstufe der Sprache4. Die Wortbildung5. Die Schrift
1. Der Autor / Das Buch1.1. Biographisches
Klaus Bernhard Johannes Karlgren (* 1889, † 1978)
schwedischer Sprachwissenschaftler und Sinologe
versuchte das Lautsystem des Mittel- und Altchinesischen zu rekonstruieren, bahnbrechend für die chinesische Sprachwissenschaft
1. Der Autor / Das Buch1.2. Über das Buch
Bernhard Karlgrens „Schrift und Sprache der Chinesen“
erschien 1918 in schwedischer Sprache unter dem Titel „Ordet och Pennan i Mittens Rike“
englische Ausgabe „Sound and Symbol in Chinese“ wurde von Karlgren 1962 umgearbeitet und erweitert, 1975 ins Deutsche übersetzt
2. Einführung in die chinesische Sprache und Schrift2.1. Historie und Allgemeines
Chinesisch wird heute von ca. 1,2 Milliarden Menschen gesprochen
Schrift über 3.000 Jahre alt
ältesten bisher gefundenen chinesischen Schriftzeichen stammen aus der Zeit um 1400 v. Chr., 5000 Zeichen
2. Einführung in die chinesische Sprache und Schrift2.1. Historie und Allgemeines
Orakelknochen mit eingeritzten Schriftzeichen
2. Einführung in die chinesische Sprache und Schrift2.2 Dialekte und ihre Verbreitung
Chinesisch ist aufgegliedert in verschiedene einzelne „Dialekte„
mündliche Kommunikation zwischen einem Sprecher des Mandarin und einem des Kantonesischen sehr schwierig
die am weitesten verbreitete Variante ist Mandarin, Muttersprache von ca. 850 Millionen Menschen
2. Einführung in die chinesische Sprache und Schrift2.2 Dialekte und ihre Verbreitung
Stark vereinfachte Sprachenkarte von China
2. Einführung in die chinesische Sprache und Schrift2.3 Romanisierung und Verwandtschaft
voll ausgebildete offizielle Romanisierung für das Mandarin-Chinesisch, Pīnyīn
die anderen chinesischen Sprachen haben eigene Romanisierungs-Systeme.
chinesischen Sprachen haben andere ostasiatische Sprachen sehr stark beeinflusst
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.1. Bildliche Darstellungen
Form der Schriftzeichen hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, dahinter stehende Vorstellung ist die Gleiche geblieben
in den Anfängen der chinesischen Schrift steht jedes Zeichen für ein Wort
Schriftzeichen waren einfache Darstellungen der gemeinten Gegenstände
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.2. Bedeutung und Lautwert
das Chinesische ist keine phonetische Schrift
viele Homophone, Zeichen bessere Hinweise auf die Bedeutung als rein phonetische Wiedergabe
einen antiken Text im klassischen Schriftstil nur aufgrund einer phonetischen Wiedergabe zu verstehen, ist praktisch unmöglich
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.2. Bedeutung und Lautwert3.2.1. Beispiel für Homophone
Das folgende Gedicht besteht nur aus der Silbe "shi" variiert in den vier Tönen und ist selbst Chinesen nur an Hand der Schriftzeichen verständlich.
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.2. Bedeutung und Lautwert3.2.2. Beispiel für Homophone
« Shī Shì shí shī shǐ » Shíshì shīshì Shī Shì, shì shī, shì shí 10 shī. Shì shíshí shì shang shì shī. 10 shí, shì 10 shī shì shì. Shì shí, shì Shī Shì shì shì. Shì shì shì 10 shī, shì shì shì, shǐ shì 10 shī shìshì. Shì shí shì 10 shī shī, shì shíshì. Shíshì shī, Shì shǐ shì shì shíshì. Shíshì shì, Shì shǐ shì shí shì 10 shī. Shí shí, shǐ shì shì 10 shī, shí 10 shí shī shī. Shì shì shì shì. hh
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.2. Bedeutung und Lautwert3.2.3. Beispiel für Homophone
In einer Steinhöhle saß der Dichter Shishi, der gerne Löwen aß und sich entschloss; zehn davon zu essen. Er ging oft zum Markt, um nach Löwen Ausschau zu halten. Eines Tages, um zehn Uhr, kamen zehn Löwen auf den Markt. Genau zu dieser Zeit kam auch Shishi.
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.3. Wortton
das phonetische Mittel des Worttons macht die Homophonie erträglicher
jedes chinesische Wort hat eine bestimmte Melodie
heutigen Dialekte gebrauchen unterschiedliche Zahl von Tönen
3. Die Frühstufe der Schrift und Sprache3.3. Worttöne3.3.1 Beispiel für Worttöne
Im Schwedischen wird „gìftet“ (deutsch: Heirat) und „gíftet“ (deutsch: Gift) durch Töne unterscheiden
4. Wortbildung4.1. Isolation
die chinesischen Sprache ist isolierend
einzelne Wörter als isolierte Einheiten
grammatische Merkmale werden durch hinzugefügte kennzeichnende Worte ausgedrückt, falls es nötig ist
4. Wortbildung4.1. Isolation4.1.1. Beispiel für isolierende Sprache
Der Ausdruck „jên sin“ (auf deutsch - Mensch Herz) kann bedeuten
das Herz des Menschen
Menschenherz
Menschenherzen
4. Die Frühstufe der Schrift und Sprache4.2. Monosyllabismus
die chinesischen Sprache ist monosyllabisch
abgesehen von einigen unwesentlichen Ausnahmen besteht jedes einfache Wort (Simplicia) aus einer Silbe
das Chinesische bildet keine neuen Wörter mit Hilfe von Ableitungssilben
4. Wortbildung4.2. Monosyllabismus4.2.1. Beispiel für Monosyllabismus
im Englischen bilden wir z.B. von dem Verbum „shoot“ das Verbalnomen „shooting“ bilden
im Chinesischen werden beide Begriffe durch „shê“ wiedergegeben
5. Die Schrift5.1. Lexika
durchschnittliches chinesisches Wörterbuch listet etwa 10.000 Zeichen auf
bisher umfangreichstes Wörterbuch Zhōnghuá zìhǎi enthält rund 87.000 verschiedene Schriftzeichen und Varianten
die Mehrzahl dieser Zeichen kommt nur in alter Literatur, in geographischen Bezeichnungen oder in Dialekten vor
5. Die Schrift 5.1. Lexika
ältestes Lexikon für chinesische Schriftzeichen ist das Shuowen Jiezi aus dem Jahr 121 n. Chr.
die Schriftzeichen sind dort nach einem System von Elementarzeichen, den sog. Radikalen, eingeteilt
diese Klassifizierung der Schriftzeichen nach Radikalen hat sich bis heute erhalten
5. Die Schrift5.2. Radikale
Anzahl der Radikale wurde immer weiter reduziert, heute am weitesten verbreitete Liste traditioneller Radikale verwendet 214 Klassenzeichen
Einteilung wurde durch das Kangxi zidian unterstützt, das bereits ca. 49.000 Schriftzeichen enthält
Wörterbücher für vereinfachte Schriftzeichen verwenden andere Anzahl an Radikalen, 227 Radikale
5. Die Schrift5.2. Radikale
Der Radikale 52 und Schriftzeichen, in denen er enthalten ist
5. Die Schrift5.3. Schriftmedien
Chinesen verwenden Pinsel und schwarze und rote Tusche, um ihre Schriftzeichen auf Papier und Seide zu kalligrafieren
Siegelabdrücke waren schon lange vor dem 14. Jahrhundert bekannt
Die vier Schätze des traditionellen Gelehrtenzimmers waren Pinsel, Tusche, Reibstein und Papier
5. Die Schrift5.3. Schriftmedien
im modernen Alltagsgebrauch wird mit den auch im Westen üblichen Schreibgeräten geschrieben
in den Grundschulen Taiwans meist Bleistift
in Firmen werden chinesische Schriftzeichen meist auf mit moderner Textverarbeitung geschrieben
5. Die Schrift5.4. Kalligrafie
die Kalligrafie ist eine in China Hochangesehene Kunst
Schriftzüge gelten als Kunstobjekte, üblich Schriftzeichen in das Bild zu integrieren
buddhistische Mandalas werden im chinesischen Kulturraum, anders als in Südasien, eher mit Schriftzeichen als mit bildlichen Darstellungen gestaltet
5. Die Schrift5.4. Kalligrafie
Reihenfolge der zu malenden Striche
5. Die Schrift5.5. Schreibrichtung
die Schreibrichtung der chinesischen Schrift war in der vormodernen Zeit in der Regel senkrecht von oben nach unten
seit der Schriftreform wird in Büchern meistens in Zeilen von links nach rechts geschrieben
5. Die Schrift5.5. Schreibrichtung
Themen zur diskussion
Warum wird die chinesische Schrift nicht durch eine einfache, alphabetische Schrift ersetzt?Welche vor, bzw. Nachteile wuerden den Chinesen dadurch entstehen?