Post on 06-Apr-2016
Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze
Leitung: Dr. C. EichenbergReferenten: Stephan Lieder,
Svetlana Leushkina
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GliederungWiderstand
1. Einführung2. Funktion von Widerständen3. Widerstand vs. Abwehr4. Klassifikation von Widerständen5. Das Arbeitsbündnis6. 4 Schritte in der Analyse7. Konfrontation
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GliederungÜbertragung
1. Einführung2. Übertragung und Widerstand3. Das Arbeitsbündnis4. Die reale Beziehung zwischen Patient und
Analytiker5. Klassifikation von Übertragungsreaktionen6. Übertragungswiderstände7. Die Technik der Übertragungsanalyse8. Besondere Probleme beim Analysieren
Widerstand
Widerstand 7
Widerstanderstmals erwähnt bei Freud und Breuer (1893-95)Beginn der Widerstandsanalyse = Beginn der PsychoanalyseDefinition: alle Kräfte im Patienten, die sich den Verfahren und Prozessen der Therapie entgegenstellen
Widerstand 8
Widerständedurchziehen die gesamte Therapieentstehen aber nicht in der Therapie, erfüllen im Leben des Patienten wichtige Funktionennicht nur Abwehrmechanismen:JEDE Aktivität kann als Widerstand benutzt werden!
Widerstand 9
einfache Beispieleschweigennicht erinnern könnenzu spät kommenoder: starre Pünktlichkeitwichtiges Thema erst 2 Minuten vor Sitzungsende ansprechen…
Widerstand 10
Widerständebehindern das freie Assoziieren und stören Versuche zu erinnern, Einsicht zu gewinnen und sich zu eigen zu machenarbeiten gegen das vernünftige Ichkönnen bewusst, vorbewusst oder unbewusst sein
Widerstand 11
Funktion von Widerständen
schützen vor unangenehmen Affekten / Emotionenverteidigen den Status quo den Patientensollen Beziehungen regulieren (z.B. zum Therapeuten)sekundärer Krankheitsgewinn
Widerstände sind im Grunde adaptiv, können aber auch maladaptiv werden
Widerstand 12
Begriffsunterscheidung: Widerstand vs.
AbwehrAbwehr zielt auf Ebene der Inhalte (z.B. gegen Bewusstwerden einer bestimmten Emotion)Widerstand zielt auf Ebene der therapeutischen Beeinflussung (gegen das Wirksamwerden einer Intervention)Widerstand ist ein interaktionelles Phänomen: Patient und Therapeut beteiligt
Widerstand 13
Widerstand vs. Abwehr
Abwehr hat 2 Bestandteile: Gefahr und schützende Instanz
Widerstand hat 3 Bestandteile: Gefahr, eine das (irrationale) Ich schützende Kraft und eine Kraft, die zum Eingehen eines Risikos drängt
Widerstand 14
Beispiel 1
„die etwas übelriechende Vagina“
Widerstand 15
Woran erkennt man Widerstände?
Unangemessenheit der AffekteKörpersprache (verkrampfte Körperhaltung, geballte Fäuste etc.)Vermeiden von ThemenbereichenFixierung auf Vergangenheit oder Zukunftgestelzte Ausdrucksweise, KlischeesFehlleistungen
Widerstand 16
Beispiel 2
„die schmerzhafte hervorstehende Hämorrhoide“
Widerstand 17
Klassifikation von Widerständen
ichsyntongut in Selbstbild integriert, oft 'Charakterzug', rationalisierbarschwerer als Widerstand zu erkennen und konfrontieren
vs.ichfremddem Patienten selbst ungewohntleichter zugänglich
Widerstand 18
Beispiel 3
„Redefluss“
Widerstand 19
Klassifikation von Widerständen
nach Freud:Verdrängungswiderstand (auch andere Abwehrmechanismen können Widerstand hervorrufen)Übertragungswiderstand (später mehr zu Übertragung)Widerstand aus dem sekundären Krankheitsgewinn (Symptom verschafft Vorteile, Befriedigung)Es-Widerstand (Klammern an alten Gewohnheiten, "Klebrigkeit der Libido")Über-Ich-Widerstand (aus unbewusstem Schuldgefühl oder Strafbedürfnis)
Widerstand 20
Warum Widerstände analysieren?
ohne Analyse kein Zugang zu problematischem Materialnicht analysieren kann Therapieerfolg gefährden!Widerstände enthalten wichtige Informationen (über Umgang mit Objektbeziehungen etc.)‚vom Es zum Ich‘: nur durch Analyse Einsicht des Patienten möglich
Widerstand 21
Warum Widerstände analysieren?
andere Therapien umgehen, stärken, ignorieren Widerstände(andere Zielsetzung, z.B. VT verlangt kein Bewusstmachen der Ursachen)verschiedene psychoanalytische Schulen legen unterschiedliche Schwerpunkte(z.B. Melanie Klein: Widerstand kein großes Thema, Fokus fast ausschließlich auf frühen Objektbeziehungen; Franz Alexander: Widerstandsanalyse überflüssig, Einsicht überschätzt)
Widerstand 22
Muss jeder Widerstand analysiert werden?
nicht, wenn zu viel Angst mobilisiert würdebei kleinen Widerständen reicht oft Aufforderung (z.B. bei Themenwechsel, Unpünktlichkeit)
Widerstand 23
Widerstand gegen den Widerstand
hierarchische Strukturen möglichein Widerstand wird durch einen darüber liegenden geschütztBsp.: Thema vermeiden -> schweigen, nicht schweigen wollen -> Trivialitäten erzählenBearbeitung ‚von der Oberfläche in die Tiefe‘
Widerstand 24
Das ArbeitsbündnisPatient hat erlebendes und rationales IchBündnis: Therapeut und rationales Ich analysieren gemeinsam
Widerstand 25
4 Schritte in der Analyse
Aufgabe ist, dem Patienten zu zeigen,dass er Widerstand leistetwarum er Widerstand leistetwogegen er Widerstand leistetund auf welche Weise.
(nicht unbedingt in dieser Reihenfolge)
Widerstand 26
Beispiel 4
„keinen Parkplatz gefunden“
Widerstand 27
Konfrontationnicht zu früh konfrontierensonst: Rationalisieren oder Bagatellisieren, besser ‚Beweise sammeln‘
Affekt schwächer Konfrontation weniger bis nicht mehr wirksamwichtigstes Kriterium: Wird die Konfrontation für den Patienten sinnvoll sein?auf angemessenes Angstniveau achten!
Übertragung
Übertragung 29
DefinitionÜbertragung ist eine Wiederholung, eine Neuauflage einer alten Objektbeziehung. Triebimpulse, Gefühle und Abwehrhaltungen, die sich auf eine Person in der Vergangenheit beziehen, sind auf eine Person in der Gegenwart verschoben worden.
Übertragungsreaktionen immer unangemessenRichtung auf eine WunscherfühlungUrheber – wichtige Menschen in den ersten Lebensjahren des Kindes (Eltern, Geschwister)
Übertragung 30
Allgemeine Kennzeichen
UnangemessenheitAlle Reaktionen auf den Analytiker ≠ Übertragung
IntensitätDas Fehlen von Reaktionen ist auch ein Zeichen von Übertragung
AmbivalenzLaunenhaftigkeit/UnberechenbarkeitZähigkeit und Starrheit
Übertragung 31
Geschichte„Patienten neigen dazu peinliche Gedanken, die aus dem Inhalt ihrer Analyse aufsteigen, auf die Figur des Analytikers zu übertragen. Diese Patienten hatten eine »Falsche Verknüpfung« mit dem Analytiker Hergestellt“
„ …man sollte zeigen, dass sie ein Hindernis ist“ [1893-95]„Notwendiger Bestandteil der Psychoanalytischer Therapie“ [1905]„Sie ist für die Analyse von der entscheidender Bedeutung, denn sie ermöglicht es dem Patienten, in der Gegenwart mit seinen ungelösten Konflikten in bezug auf wichtige Objektbeziehungen seiner Vergangenheit zu kämpfen, » denn schließlich kann niemand in absentia oder in effigie erschlagen werden«.“ [1912]
Übertragung 32
Ich, Es und Über-IchNeurotischer Patient ist fähig, sein erlebendes Ich von seinem beobachtenden Ich abzuspalten
spontan oder durch Deutungenseine frühe Ichentwicklung war im wesentlichen erfolgreich
Grundmotive für Übertragungsphänomene sind Triebversagung und Suche nach BefriedigungDie regressiven Züge der Übertragung beeinflussen das Über-Ich
Übertragung 33
Übertragung und Widerstand
Manche Übertragungsreaktionen verursachen Widerstände, weil sie peinliche und erschreckende libidinöse und aggressive Impulse enthalten. Übertragungsphänomene sind im allgemein ein Widerstand gegen das Sich-Erinnern Einige Übertragungsreaktionen können als Widerstand gegen die Aufdeckung anderer Übertragungsreaktionen benützt werden
Übertragung 34
Das Arbeitsbündnis„voller und gleichberechtigter Partner der Übertragungsneurose“ (Greenson)Relativ unneurotischer, rationaler Rapport zwischen dem Patienten und seinem Analytiker Vernünftiger und zweckgerichteter Teil der Gefühle des Patienten gegenüber dem AnalytikerMotivation des Patienten = Kern des Arbeitsbündnisses Das wirkliche Bündnis besteht zwischen dem vernünftigen Ich des Patienten und dem analysierenden Ich des Analytikers
Übertragung 35
Beispiel 1
„Raskolnikow“
Übertragung 36
Die reale Beziehung zwischen Patient und
AnalytikerÜbertragungsreaktionen sind echt, werden wirklich empfundenEs gibt keine Übertragungsreaktion ohne einen Keim von WahrheitFehler vom Patienten verbergen? Die echten Gefühle des Analytikers müssen sich dem Arbeitbündnis unterordnen
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Klassifikation von Übertragungsreaktione
nPositiv
Liebe, Vertrauen, Bewunderung, Sehnsucht, Zärtlichkeit, Respekt usw.
vs. NegativHass, Wut, Feindseligkeit, Mistrauen, Abscheu, Ressentiment, Neid, Verachtung, Ärger Fehlen = Zeichen einer unvollständiger AnalyseWiderstand gegen die positive Übertragung
Alle Übertragungsphänomene sind ambivalent
Aufspaltung der Übertragung
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Übertragungswiderstände
Die Suche nach Übertragungsbefriedigung
Die technische Aufgabe des Analytikers – das vernünftige Ich zu mobilisieren
Defensive ÜbertragungsreaktionenAbwehr gegen triebhaftes und emotionales EngagementDas Fortbestehen eines vernünftigen und rationalen Verhalten gegenüber dem Analytiker = eine der häufigsten Form
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Beispiel 2
„Sie sollten froh sein, dass ich hier so beherrscht bin“
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Übertragungswiderstände
Generalisierte ÜbertragungsreaktionenUnspezifisch und nicht begrenztTypisch und habituellAufgabe des Analytikers – Die Übertragung in eine ichdystone zu verwandeln
Das Agieren von ÜbertragungsreaktionenGut organisierte, zusammenhängende Reihe von Handlungen, die zielgerichtet zu sein scheint, bewusst gewollt und ichsyntonAbwehr gegen die ErinnerungNachträglicher Versuch der Wunscherfüllung
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Die Technik der ÜbertragungsanalyseDie Sicherstellung der Übertragung
„wie ein Spiegel sein“Die Abstinenzregel: „Flucht in die Gesundheit“ hindern, um „Übertragungsheilung“ zu erleben
Nähe und Distanz sicherstellen Übertragung analysieren
wenn sie ein Widerstand istVernünftiges Ich muss vorhanden sein
wenn optimales Intensitätsniveau erreicht istwenn Intervention neue Einsicht zu Folge hat
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Technische Schritte beim Analysieren
Bewusstmachen der Übertragungsreaktionen
Schweigen und GeduldKonfrontationVerwendung von Beweisen
Klärung der ÜbertragungBeschäftigung mit intimen Einzelheiten Aufspüren des Übertragungsauslösers
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Beispiel 4
„Ich liege hier und sauge das friedliche Gefühl dieses
Behandlungszimmers ein“
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Deutung der Übertragung
Ein unbewusstes psychisches Phänomen bewusst machenEin langer ProzessAm beginn der Analyse müssen wir Fragen stellen; später scheint der Patient sie sich selber zu stellen
„Wo haben Sie dieses Gefühl schon einmal gehabt?“„Wem gegenüber haben Sie in der Vergangenheit schon einmal so empfunden?“„Wie erschrecke ich sie heute?“
Keine einzelne Übertragungsdeutung bleibt lange wirksam. Sie muss viele male wiederholt werden
Deuten in der aktuellen Situation und in bezug auf ursprüngliche Reaktion
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Besondere Probleme beim Analysieren
Akute GefühlsstürmeDas Wochenende
FreizeitEin Im-Stich-LassenVerlust von Ichfunktionen
Unbehandelbare ÜbertragungsreaktonenFehler in der TechnikAusbildungskandidatenAnalytikerwechsel
Vielen Dank für die
Aufmerksamkeit
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LiteraturGreenson, R.R. (2000). Technik und Praxis der Psychoanalyse (8.Aufl.).Stuttgart: Klett-Cotta, Kap. 2 und 3Wöller, W. & Kruse, J.(2005). Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (2. Aufl.). Stuttgart: Schattauer, Kap. 18 - 22
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Beispiel 3
„Ich möchte, dass Sie mich in die Arme nehmen und mich festhalten,
so…, dass ich kaum Luft kriege“