Post on 05-Apr-2015
Soziale Erfahrungen in der Schulanfangszeit
Gliederung
1. Die Grundschule und Sozialisierung2. Schuleintrittskrisen3. Sozialisationsinstanzen Familie und Schule4. Sozialergebnisse und Sozialleben5. Phänomene des Soziallebens6. Forschungsprojekt7. Veränderung von Gruppierungen8. Interaktionen im Klassenzimmer9. Zusammenfassung: Ergebnisse des
Forschungsprojektes10. Literaturangaben
Die Grundschule und Sozialisierung
Charakteristika der grundlegenden Bildung in der Grundschule
Vermitteln der Grundformen menschlicher Verständigung
das miteinander Sprechen Einführung der Schriftkultur /
mathematischen Interpretationsmuster grundlegende Erziehung in den Bereichen
Sport, Bewegung, Musik und Kunst
Grundschule und Ängste
ruft als erste Bildungseinrichtung gewisse Ängste hervor
Lehrer müssen diesen Ängsten entgegenwirken durch:
- spielerische Lernformen
- Ansprechen möglichst vieler Sinne
- Phasen von Arbeit und Entspannung
GS als Ort GS als Stätteder Begegnung der Betreuung
Kinder aus allen Bevölkerungsschichten treffen aufeinander
Austausch von Erfahrungen und Sammeln neuer Erkenntnisse
gegenseitiges Kennen lernen
neue Perspektiven
volle Halbtagsschule > verlässliche Grundschule stehen an oberster Stelle
Lehrer erhalten neue Aufgaben:
- Hausaufgaben- betreuung, Beaufsichtigung mit teilweise Übernahme der Mutterrolle
Spezifische Störungsbilder in der Grundschule
1. Gefühls- und Verhaltensstörungen Verweigerung und nicht befolgen von
Regeln aggressives Verhalten gegenüber
Menschen, Tieren und Gegenständen Lügen und Stehlen Weinen und Gereiztheit ohne
erkennbaren Grund
2. Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität
Schwierigkeiten dem Unterricht aufmerksam zu folgen und bei dem eingestehen von Fehlern
Sehr kurze Konzentrationsphasen, Ignorieren von Aufgaben, schnelles Vergessen von Aufträgen
häufiges Verlassen des Platzes häufiges Unaufgefordertes Reden und
Stören
3. Ko-Morbidität (Verknüpfung verschiedener Störungsbilder)
signifikanter Zusammenhang zwischen Gefühls- und Verhaltensstörungen und den Aufmerksamkeitsstörungen
Schulisches Kardinalproblem:
Entwicklung der Lesefertigkeit und die Leistungsmotivation
Überschneidung Aufmerksamkeitsstörungen u. psychische Auffälligkeiten
= Symptomverschärfung
Schuleintrittskrisen
AuslöserVeränderungen im: Zeiterleben Raumerleben didaktisch-methodischen Bereich
Veränderungen in den Verhaltensanforderungen und Verpflichtungen
Veränderungen der sozialen Beziehungen
Identitätskrise Spagat zwischen „sich treu bleiben“ und
„Anforderungen der Lehrkraft erfüllen“
Balancefindung mit Hilfe der:
1. Rollendistanz
2. Empathie
3. Ambiguitätstoleranz
4. kommunikativen Toleranz
Selbstbild Schulphobieder Grundschüler
häufig überhöht können sich nur
schlecht angemessen einschätzen
verwechseln Wunsch und Realität
scheint in hohem Maße beeinflussbar
innerer Konflikt (Lösung von der Mutter)
Angst vor der Schule nur nebensächlich
Folgen: panikartiges Weinen, Unlust, häufiges Fehlen und Leistungsabfall
ausgelöste Lern- und Verhaltens-störungen in folgenden 4 Bereichen
sozial-emotionaler Bereich: eingeschränkte Kontaktfähigkeit
motorischer Bereich: Störungen bei Bewegungen und Handlungen
kognitiver Bereich: Probleme bei Aufgabenstellungen, bei der Mehrfähigkeit, beim Sprachverständnis und der Sprachanwendung etc.
Lern- und Arbeitsbereich: geringe Ausdauer und Konzentrationsmangel
Sozialisations-instanzen Familie und Schule
Schule Eltern Weitergabe von
Wissen und Fertigkeiten
schulische Sozialisation
soziales Lernen im Zusammentreffen von Gleichaltrigen
Regeln und Pflichten stehen vor der Zuneigung
günstigere Leistungs-bewertungen für ihre Kinder
hoher Schulabschluss und gute Ausgangsposition für den beruflichen Werdegang
Liebe und Zuneigung vor Regeln und Verpflichtungen
Sozialereignisseund Sozialleben
Gruppe bietet die Möglichkeit: Sich mit anderen zu vergleichen Sich einen Status im Hinblick auf Einfluss,
Beliebtheit u.a. zu erwerben Normen mitzubestimmen Zugehörigkeit zu erleben Gedanken auszutauschen Auseinandersetzungen zu bestehen Sich in Publikumssituationen zu bewähren
Sozialereignisse im Verlauf der Schulanfangszeit
erstes bis zweites Schuljahr:
Umgang mit den Gleichaltrigen zentrales Thema Die Person des Lehrers bewegt die Kinder
weniger Die Schule wird im Vergleich zu Erlebnissen in
der Schülergruppe selten erwähnt wichtigstes soziales Thema zum Schulanfang:
Kennen lernen neuer Mitschüler
Das Sozialleben von Jungen und Mädchen
Bei den Jungen: körperliche Durchsetzungs- fähigkeit bei Vergabe sozialen Einflusses eine wirkungsvolle Funktion
Körperliche Auseinandersetzungen stehen im Mittelpunkt
Mädchen erreichen hohen sozialen Status durch sozialstrategische Kompetenzen
Diese werden häufig im Sinne von sozialem Ausschluss und verbalem Diskriminieren eingesetzt
Der Kreis der Interaktionspartner in der Gruppe erweitert sich für viele Kinder
Es entsteht ein dichteres Netzwerk gegen-seitiger Beziehungen
Die Zugehörigkeit zu einer Mädchen- oder Jungenclique gewinnt zunehmend an Bedeutung
Sozialereignisse werden differenzierter wahrgenommen
Bei der Wahl von Mitschülern unterscheiden die Kinder im Verlauf der ersten beiden Schuljahre deutlicher nach der Form der Beziehung
Kontaktangebote richten sich gezielter an Mitschüler, bei denen größere Erwiderungschancen erwartet werden
Phänomene des Soziallebens
Im Verlauf der ersten beiden Schuljahre verstärken sich negative Phänomene des Soziallebens: das Ausmaß an Schadenfreude nimmt zu es kommt häufiger zu Eifersucht ( besonders in Mädchengruppen) immer seltener wird gegenseitiges Helfen erwähnt Hänseln und sozialer Ausschluss werden häufiger praktiziert die Anzahl körperlicher Auseinandersetzungen erhöht sich >Gewaltniveau wächst
Außenseitertum Etwa 15% aller Kinder werden von keinem Mitschüler als Freund genannt Bei Jungen liegt der Anteil der isolierten Kinder höher als bei den Mädchen Außenseiterpositionen bleiben oftmals sehr stabil Über 70% der Kinder, die zum Schulanfang gemieden wurden, fanden auch zum Ende des zweiten Schuljahres keinen Anschluss Deutlicher Zusammenhang zwischen dem Sozialerfolg und Erfolg im formellen Bereich der Schule
Forschungsprojekt
Wer war das „Forschungsobjekt“?
4. – 6. Klasse
Grundschule Berlin
1 Schulklasse
Interviews
Veränderung von Gruppierungen
Definition: Gruppe
klares Wir-Bewusstsein
feste Strukturen
Klare Grenzen
hierarchisch
Definition: Geflecht
gleichaltrige Kinder agieren häufig miteinander an einigen Stellen ausgefranst Keine Hierarchisierung & Strukturierung
wie in Gruppe Beziehungen unterliegen auf und ab
Intensität Typisch für Kinder
Interaktionsfeld
keine freundschaftlichen Beziehungen
isolierte Kinder ohne Anschluss, die sonst niemanden haben
Interaktionen im Klassenzimmer
1. Hilfe und Kooperation
Kinder in 4. Klasse fordern Hilfe selten
Ungleichgewicht zwischen Hilfsbedürftigem und Helfendem
2. Zusammenarbeit
Nicht-Freunde: schlechte Ergebnisse Freunde: gute Ergebnisse Entwicklung 6. Klasse: Kinder freundlicher
> Zuwachs an Interaktionskompetenz in Prozessen außerhalb der Kontrolle Erwachsener
3. Soziale Einbindung und Schulleistung
unklar: besteht Freundschaft aufgrund guter Schulnoten oder umgekehrt?
klar: gute & vielfältige soziale Beziehungen = bessere Chancen für kognitive Entwicklung
Zusammenfassung
Ergebnisse Forschungsprojekt
Zusammenfassung
Schule = wichtigstes Rekrutierungsfeld
für Freundschaften
= stellt Aufgaben, die nicht nur
kognitiv, sondern auch sozial
herausfordern
= können Schritt für Schritt soziale
Handlungspotenziale erweitern
Geflechte dauerhaft wegen innerer Flexibilität
ab 6.Klasse: können besser mit Hilfe umgehen
Zusammenhang zwischen Schulnoten & sozialen Beziehungen
Noch Fragen ????? Vielen Dank !
Literaturangaben
Pekrun, Reinhard; Fend, Helmut (Hg.) (1991): Schule und Persönlichkeits-entwicklung
Beiträge von: H.Oswald, L. Krappmann und H. Petillon
Toman, Hans (2005): Die Didaktik des Anfangunterrichts. Kapitel 3: Aus der Perspektive eines Kindes