Post on 14-Jun-2020
Stehen wir in der beruflichen Bildung aufgrund der
digitalen Transformation vor einem Paradigmenwechsel?
Betrachtungen aus einer pädagogischen Perspektive
Prof. Dr. Julia GillenLeibniz Universität Hannover
BvLB Regionalkonferenz 2019 Hannover, 03. Mai 2019
BvLB Regionalkonferenz 3.Mai 2019
2Gillen, Julia
1. Digitale Tranformation und Lernfähigkeit
2. Die Grundidee kompetenzorientierten Lernens
3. Wissen, Kompetenz und Persönlichkeit im Zeitalter der Beschleunigung
4. Konsequenz für die Gestaltung von Bildungsprozessen
Gliederung
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3Gillen, Julia
Digitalisierung – eine historische Perspektive
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4Gillen, Julia
Zusammenhang von technologischer Veränderung und menschlicher Anpassungsfähigkeit (vgl. Friedmann 2017)
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Zeit
Technikentwicklung
Menschliche Anpassungsfähigkeit
aktueller Stand der technischen Entwicklung
schneller lernen, intelligenter regieren
Komplexitätsentwicklung
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5Gillen, Julia
Vier „Zugrichtungen“ für qualifizierte Arbeitsplätze(in Anlehnung an Hirsch-Kreinsen 2017, Friedmann 2017)
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6Gillen, Julia
Bremsen funktioniert nicht!
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7Gillen, Julia
Die Grundidee Kompetenzorientierten Lernens
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8Gillen, Julia
Fertigkeit Handlungsausführung
Qualifikation
Handlungsspektrum
Kompetenz Handlungsvielfalt
Fertigkeit – Qualifikation – Kompetenz
(vgl. Dehnbostel o.J. )
„Auf dem Weg zu Industrie 4.0 sind nicht in erster Linie die fachlichen Inhalte entscheidend, denn diese werden sich schneller verändern als bisher.
Viel relevanter sind die Methoden des Lehrens.
Von der Erstausbildung an wird es nötig sein, mitdenkende und zum eigenständigen Handeln fähige Persönlichkeiten zu entwickeln“
(Pfeiffer 2015, S. 38)
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9Gillen, Julia
Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome
PrüfungInput(Inhalte)
Kompetenz(als Learning
Outcome)
Lehr-/ Lern-prozess
Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben
Prüfung(kompetenzorientiert)
( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)
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10Gillen, Julia
Kompetenzorientierung vs. Stofforientierung?
Kompetenz
für etwas
Performanz (Handeln = zielgerichtetes
Verhalten)Mentale Prozesse
(Wahrnehmen, Denken, Regulieren)
Wissensbasis(Elementen- und Regelsystem)
durch etwas
auf der Grundlage von
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11Gillen, Julia
Lehren als instruktionistischer Prozess(Unterweisung, Lehrgang...)
Aktive Rolle des Lehrenden
Instruktion
Gestaltung systemvermittelnder Lernumgebungen
Lernen als rezeptiver Prozess
Passive Rolle des Lernenden
Instruktionistische Auffassung vom Lehren und Lernen
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12Gillen, Julia
Lernen als konstruktivistischer Prozess(Lernstatt, Projektmethode ...)
Aktive Position des Lernenden
Konstruktion
Gestaltung situierter Lernumgebungen
Lehren: Begleiten, Moderieren, ...
Reaktive Rolle des Lehrenden
Konstruktivistische Auffassung vom Lehren und Lernen
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13Gillen, Julia
Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome
PrüfungInput(Inhalte)
Kompetenz(als Learning Outcome)
Lehr-/ Lern-prozess
Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben
Prüfung(kompetenzorientiert
)
( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)
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14Gillen, Julia
Wissen, Kompetenz und Persönlichkeit im Zeitalter der Beschleunigung
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15Gillen, Julia
Das Humanistische Bildungsideal
Persönlichkeit, die über • Fachkenntnisse• ein Verständnis von sich selbst • ein Verständnis von sich im
Verhältnis zu anderen verfügt
Strukturmerkmale der digitalen Zeit
• Verfügbarkeit• Individualisierung • Sichtbarkeit
Bildungsideal der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert
Urteilskraft
AnschlussfähigkeitArtikulationsfähigkeit
Philosophische Perspektive (bsp. Henniges 2015)
(Henning, S. 2015)
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16Gillen, Julia
Entwicklungsräume für Urteilskraft, Artikulationsfähigkeit, Anschlussfähigkeit
Aus Informationen Haltung machen (Henning 2015)
Bildungsideal der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert
UrteilskraftAnschlussfähigkeit Artikulationsfähigkeit
Schule als Ort, an dem aus Informationen Haltung wird
• Persönlichkeitsbildung durch Diskurs und Konfrontation• Wissen entwickeln und bewegen statt vermitteln• kooperatives Bemühen um Kompetenzentwicklung• Förderung einer kritisch-konstruktiven Haltung
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17Gillen, Julia
Das Humanistische Bildungsideal
Persönlichkeit, die über • Fachkenntnisse• ein Verständnis von sich selbst • ein Verständnis von sich im
Verhältnis zu anderen verfügt
Zauberwörter der Zukunft
Selbstorganisation
SelbstverantwortungSelbstermächtigung
Philosophische Perspektive (bsp. Precht 2018)
(Henning, S. 2015)
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18Gillen, Julia
Perspektive der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (vgl. Pfeiffer u.a 2016)
• Nutzung individueller Erfahrung• Gestaltung von Kommunikation
• Verständnis neuer Maschinen und neuer Technik • Verständnis von Prozessen / Überblick
Wesentliche Kompetenzen in der Digitalen (Arbeits-)Welt
Grundlagen verstehen und Prinzipien kennenKreativität
Kritisches DenkenKommunikation und Kooperation
Lebenslange Lerngewohnheiten
Digital Literacy
• Umgang mit Komplexität • Verständnis komplexer und vernetzter Systeme• Situationen einschätzen und bewerten• Umgang mit unbekannten Problemen• Umgang mit offenen Situationen und Unklarheit
Offenheit für Neues
Flexibilität
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19Gillen, Julia
Perspektive der PISA-Bildungsforschung(vgl. Schleicher 2018)
Globale Kompetenz in PISA als mehrdimensionales Ziel des lebenslangen Lernens
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20Gillen, Julia
Konsequenzen für die Gestaltung von Bildungsprozessen
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21Gillen, Julia
Kompetenzorientierung - vom Input zu Outcome
PrüfungInput(Inhalte)
Kompetenz(als Learning Outcome)
Lehr-/ Lern-prozess
Bildungskontext ArbeitskontextGesellschaftPrivatleben
Prüfung(kompetenzorientiert
)
( in Anlehnung an Sloane/Dilger 2005)
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22Gillen, Julia
Komplexe Probleme als Ausgangspunkt des Lernens
Quelle: https://www.nimmonsconsulting.com/digital-transformation/
„Die PISA-Ergebnisse zeigen. Dass die vom Auswendiglernen dominierten Lernstrategien den SuS immer weniger helfen, • wenn die Aufgaben, die sie lösen müssen, komplexer werden und • ihnen mehr analytische Nichtroutine-Fähigkeiten abverlangt werden“ (Schleicher 2018, 279)
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23Gillen, Julia
Prinzip der vollständigen Handlung (vgl. schucu-bbs.nline.nibis.de)
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24Gillen, Julia
Aktivierung intrinsischer Motivation
Intrinsische Motivation ist• die Absicht, eine bestimmte Lernhandlung durchzuführen,• weil die Handlung selbst interessant, spannend oder
zufriedenstellend scheint (Deci&Ryan 1985)
Die Handlung wird „um ihrer selbst willen“ durchgeführt und nicht, weil ihr wünschenswerte Konsequenzen folgen.
„Keine zweite Herausforderung dürfte unsere Schulen und Universitäten so sehr zum Umdenken zwingen, wie die intrinsische Motivation unserer Kinder zu bewahren und zu pflegen“ (Precht 2018, 169)
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25Gillen, Julia
Sicherheit
Wachstumsbedürfnisse – Säulen der intrinsischen Motivation
Autonomie
selbst entscheiden
Kompetenz
selbstwirksam
Beziehung
verbunden mit anderen
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26Gillen, Julia
Wann und warum handeln Menschen intrinsisch motiviert?
Anfo
rder
unge
n
Fähigkeiten
überfordernde Aufgaben
unterfordernde Aufgaben
FrustLangeweile
herausfordernde Aufgaben
StressAngst
Flow • bezeichnet das Gefühl des völligen
Aufgehens in einer Tätigkeit.• ist eine wichtige Quelle für
Kompetenzentwicklung
Merkmale: • Verschmelzen von Handlung und
Bewusstsein• Zentrierung der Aufmerksamkeit auf
die momentane Tätigkeit• Selbstvergessenheit• Ausüben von Kontrolle über
Handlung und Umwelt(vgl. Csikszentmihalyi 1988)
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27Gillen, Julia
Learners in the driving seat - Continuum of Ownership
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28Gillen, Julia
Bedeutung kollaborativen Lernens
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29Gillen, Julia
Stehen wir in der beruflichen Bildung aufgrund der
digitalen Transformation vor einem Paradigmenwechsel?
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Gillen, Julia
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30Gillen, Julia
Gestaltungsmerkmale
• Reale Probleme, konkrete Fälle und offene Fragen als Ausgangspunkt des Lernens
• Verbindung von technologischen, anwendungsorientierten und gesellschaftlichen Perspektiven
• Verknüpfung von Instruktion, Konstruktion und selbstorganisiertem Lernen
• Herausfordernde Aufgaben zur Aktivierung intrinsischer Motivation
• Anbahnung von eigenverantwortlich arbeitenden und funktionsübergreifenden Teams• Reflexion und Aktion als iterativer Prozess
• Technisch angemessene Lerninfrastruktur und -ausstattung
Konsequent umsetzen!
Entwicklungsräume für Kompetenzen in der digitalen (Arbeits-) Welt
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31Gillen, Julia
Vielen Dank!
Prof. Dr. Julia Gillen
julia.gillen@ifbe.uni-hannover.de