Symbiosen Vorlesung im Blockkurs Pflanzenbiologie, 2009 Teil: Ektomykorrhiza Verena Wiemken...

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Symbiosen

Vorlesung im Blockkurs Pflanzenbiologie, 2009Teil: Ektomykorrhiza

Verena WiemkenBotanisches Institut der Universität Basel

Hebelstrasse 1, 4056 Basel

VW Okt 2009

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Glossar

Ekto- mykor - rhiza = aussen - Pilz – Wurzel

Symbiose = Lebensgemeinschaft

Mutualistische Symbiose = Lebensgemeinschaft zum Vorteile der Beteiligten

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Die Ektomykorrhiza Symbiose

Hartigsches Netz H

Pilzmyzel (Hyphen)

Pilz-Fruchtkörper

Pilzmantel M

Ektomykorrhiza EM

vergrössert

Rhizomorphen

Querschnittdurch dieEktomykorrhiza

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Austausch von Zuckern gegen Mineralsalze und Wasser

Kohlehydrate (Zucker)

Mineral-Nährstoffe,Wasser

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Austausch von Zuckern gegen Mineralsalze und Wasser

PhosphatPhosphatZucker Zucker

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Wurzel mit Wurzelhaaren

Unverzweigte Mykorrhiza

stark verzweigte Mykorrhiza

Die Entwicklung von der Feinwurzel zur Ektomykorrhiza

+ Ektomykorrhiza-Pilz

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Der Ektomykorrhizapilz ersetzt die Wurzelhaare und...

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......bildet mit der Wurzel zusammen die EktomykorrhizaPilzmantel

Kölbchen

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Pisolithus tinctorius / Pinus sylvestris EktomykorrhizaMorphotyp = morphologisch unterscheidbare Gestalt

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Pisolithus tinctorius / Pinus sylvestris

Rhizomorphen

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Pisolithus tinctorius, der ErbsenstreulingFruchtkörper

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Schema einer ausgebildeten Ektomykorrhiza

Hartigsches Netz H

Pilzmyzel (Hyphen)

Pilz-Fruchtkörper

Pilzmantel M

Ektomykorrhiza EM

Rhizomorphen

Die Funktion des extraradikalen Myzels der

Ektomykorrhiza-Pilze

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Das extraradikale Myzel mobilisiert Nährstoffe aus dem Boden

a) aus organischer Substanz b) aus Gestein z.B. Fe, Mg

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Das extraradikale Myzel der Ektomykorrhiza Pilze:

seine Funktion

Nährstoffsuche und Nährstoffmobilisation aus dem Boden und Transport zur Wurzel.

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Schema einer ausgebildeten Ektomykorrhiza

Hartigsches Netz H

Pilzmyzel (Hyphen)

Pilz-Fruchtkörper

Pilzmantel M

Ektomykorrhiza EM

Rhizomorphen

SchutzSpeicher

Der Pilzmantel

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Mykorrhizierte Fichten (B) transpirieren nach Befall durch pathogene Pize stärker als nicht mykorrhizierte (A).Dies als Folge des Schutzes der Wurzeln durch den Mykorrhizapilz.

A

B

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Der Pilzmantel schützt die Wurzel vor Frass und vor Befall durch pathogene Pilze

Im Mantel kann der Pilz Nährstoffe speichern, z.B. Kohlenstoff in Form von Glykogen und Phosphat in Form von Polyphosphat.

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Schema einer ausgebildeten Ektomykorrhiza

Hartigsches Netz H

Pilzmyzel (Hyphen)

Pilz-Fruchtkörper

Pilzmantel M

Ektomykorrhiza EM

Rhizomorphen

Das Hartigsche Netz

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Zelle mit HartigschesPilzmantel! Netz

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Das Hartigsche Netz gebildet von den Symbiosepartnern Tuber borchii mit Cistus incanus in elektronenmikroskopischen Aufnahmen (Miozzi L et al. 2005)

1.7 micro m 5 micro m

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Pflanzenzellen geben Stoffe ab Pilzhyphen geben Stoffe ab

Hartigsches Netz

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Pflanzenzellen nehmen Stoffe auf, die vom Pilz abgegeben werden.

Pilzhyphen nehmen Stoffe auf, die von

der Pflanze abgegeben werden.

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Glucose

Saccharose

INVERTASEHEXOSETRANSPORTER

UDP-Glucose Glucose

TPS TREHALOSE PHOSPHAT SYNTHASETPP TREHALOSEPHOSPHAT PHOSPHATSE

Trehalose

Blätter

Wurzeln

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Extraradikales Myzelim Boden

Stickstoffquellen im Boden:NO3-

NH4+

AminosäurenPeptideSOURCE

Hartigsches Netzin der Wurzel

Blätter

NO3 - SINK

NH4+

Aminosäuren

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In der Ektomykorrhiza werden zwischen Pflanze und Pilzen

Stoffe ausgetauscht

beide Symbiose-Partner sind besser ernährt.

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Ammonium: ein Kandidat für den Stickstofftransfer vom Pilz zur PflanzeChalot M., Trends in Plant Science 2006

NH4

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Möglicherweise ist aber der Transfer von Stickstoff vom Pilz zur Pflanze weit komplizierter

Müller T.et al., Phytochemistry 2007

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Modellsystem zum Studium von Genexpressionen bezüglich NH4+ Aufnahme

TIP:Ektomykorrhizen

RZM:Rhizomorphen

PCH:NährstoffquelleNH4+

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Relative Expression von Genen, der am Stickstoffmetabolismus beteiligten Enzyme

Säulen: > Null, höher exprimiert, <Null, weniger exprimiert schwarz: TIP, hellgrau: RZM, dunkelgrau: PCH

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Die Pilzhyphen sind im Hartigschen Netz, im Mantel, als Rhizomorphen und als Einzelhyphen funktionell verschieden.

Testsystem: Genexpressionsmuster

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Synthese von Ektomykorrhizen

unter axenischen Bedingungen (Picea abies /

Pisolithus tinctorius)

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Entstehung der Mycorrhiza im Modell-Versuch (1)

Photographien: Verena Wiemken

Keimfrei (axenisch) angezogene Fichte

Reinkultur von Pisolithus tinctorius (Erbsenstreuling)

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Entstehung der Mycorrhiza im Modell-Versuch (3)

Photographien: Verena Wiemken

Voll funktionstüchtige Mykorrhiza nach 30 Tagen

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Synthese von Ektomykorrhizen

unter axenischen Bedingungen (Picea abies /

Pisolithus tinctorius)

Nachweis, dass ein Pilz in der Tat ein Ekto-mykorrhizapilz ist.

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Drei Sämlinge am selben Hyphennetzwerk des Pilzes

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Was geschieht dank der Pilzverbindung zwischen jungem und altem Baum?

Sämlinge werden vom Mutterbaum ernährt!Ammen-Funktion der Altbäume für die Sämlinge.

Kohlenstoff

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Vergleich der Ektomykorrhizapilzarten von Baum und SämlingTeste FP et al. 2009 Fungal Ecology

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Die Bäume sind im Untergrund über die Pilzhyphen miteinander vernetzt. Nährstoffe fliessen nach dem

source / sink Prinzip.

Es existiert eine unterirdische, mutualistische Symbiose über ganze Waldpartien und nicht nur zwischen zwei Individuen.

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Diversität der Ektomykorrhizapilze

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Artenvielfalt und Gewicht der Mykorrhizapilze in einem 100 jährigen Fichtenwald 

Oberirdisch: Fruchtkörper von Mykorrhizapilzen 48 Arten Über 6 Jahre gesammelt: 23, 29, 27,17,25,19 Arten jeweils pro JahrUntersuchte Fläche: 100 m2

Trockengewicht pro Hektare: 8.8. kg

Unterirdisch: Mykorrhizapilze an den Wurzeln 25 Arten Untersuchte Fläche: 22.5 cm2

Trockengewicht pro Hektare: 250 - 400 kg

Beispiel: Douglasie Maximales Alter: 1300 JahreMaximale Höhe: 100 mMaximaler Durchmesser: 4.4 m 2000 verschiedene Ektomykorrhizapilze

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Fruchtkörper

EktomykorrhizaIm Boden

Pilz-Arten, oberirdisch und unterirdisch

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Fruchtkörper

EktomykorrhizaIm Boden

Pilz-Arten, oberirdisch und unterirdisch

Cortinarius Brunneus, schwarzbraune Gürtelfuss

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Cortinarius Brunneus, der schwarzbraune Gürtelfuss

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Sukzession der Ektomykorrhizapilze

Kronenschluss

geringe Wirtsspezifität höhere

Wirtsspezifität

Qualität der Streuschicht

Umfang der Streuschicht

Pilz-DiversitätPilz-Diversität

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Häufigkeit/Seltenheit der Ektomykorrhizapilz-Arten

KoideRT New Phytologist 166, 251 (2005)

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Dominanz gewisser Ektomykorrhizapilz-Arten im Sommer resp. Winter Buée M, Mycorrhiza 15,235 (2005)

SommerWinter

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Bodenhorizonte und Ektomykorrhizapilze

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Verteilung der Mykorrhizapilzarten bezüglich Bodenhorizonten

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Bäume sind mit vielen verschiedenen Pilzarten mykorrhiziert. Es wird angenommen, dass die Pilze

unterschiedlich zur Symbiose beitragen.

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Verdrängung oder Zusammenleben bei den Ektomykorrhizapilzen

(Species avoidance, species co-occurrence)

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Experiment zur Interaktion zweier Mykorrhizapilze

Wu B. Mycorrhiza (1999)

Pinus densiflora

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Zonen der Besiedelung durch Hyphen und der Ausbildung von Mykorrhizen (Punkte)

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Folgerungen aus der Arbeit:

Pisolithus tinctorius bildete viele Rhizomorphen, war nicht konkurrenzfähig.

Tanashi besiedelte die ganzen zur Verfügung stehenden Flächen.

Jedoch:Auf einem anderen Substrat könnten die Konkurrenzverhältnisse

anders sein.

Im extrem heterogenen Boden eines Waldes könnten beide Pilze nebeneinander als Mykorrhizapilze vorkommen.

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Pilz und Baum tauschen Stoffe aus.

Es sind spezielle Strukturen vorhanden.

Das Wachstum von Pilz und Baum wird gefördert.

Vorteile der Symbiose:

Ein grösseres Bodenvolumen kann nach Nährstoffen abgesucht werden.

Das Bodenvolumen wird durch die feinen Hyphen intensiver genutzt.

Die Bodenstruktur wird durch die Krümel, welche durch Hyphen verfestigt werden verbessert.

Der Pilzmantel bietet Schutz vor krankheitserregenden Pilzen.

wood wide web (www): Bäume, Pilze und gewisse Kräuter bilden eine ganz besonders enge Lebens-Gemeinschaft, die sich bei der Nährstoffversorgung unterstützt.

Definition der Ektomykorrhiza Symbiose: