Post on 11-Dec-2021
HISTORISCHES MUSEUM THURGAU
Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig
Dokumentation für Lehrerinnen und Lehrer
8.–10. Klasse
Altes Zeughaus Frauenfeld, 2020
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Inhalt:
Einleitung S. 2
Die Ausstellung «Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig» S. 3
Inszenierung macht den Kopf S. 4
Machtmenschen im Thurgau S. 5
Strippenzieher – Köpfe im Hintergrund S. 6
Influencer – Einflussnahme durch Geist und Überzeugung S. 7
08/15 – oder aus dem Rahmen gefallen? S. 8
Vorbereitung im Unterricht / Lehrmittelbezüge S. 9
Ausstellungsbesuch S. 10
Vermittlungsziele und Lehrplan S. 11
Nützliche Links und Literatur S. 15
Allgemeine Info zum Ausstellungsbesuch S. 16
Historisches Museum Thurgau 2020
Inhalt und Konzept: Melanie Hunziker & Ira Werner
Redaktion: Dr. Dominik Streiff Schnetzer & Cornelia Tannheimer
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Liebe Lehrerinnen und Lehrer
Für einmal stehen sie nicht im Scheinwerferlicht, die grauen Eminenzen, welche lange im
Zentrum der Geschichtsschreibung standen. Mit der Ausstellung «Thurgauer Köpfe – Tot
oder lebendig» richtet das Historische Museum Thurgau seinen Blick auf die Hintergründe
des Köpfemachens und zeigt im Alten Zeughaus Frauenfeld, wer wann und warum zu einem
Thurgauer Kopf wird.
Wie wird jemand also zu einem Thurgauer Kopf? Und: Wer entscheidet darüber, ob ein
Haupt in der öffentlichen Wahrnehmung gekrönt wird? Mit diesen Fragen beschäftigten wir
uns. Denn gerade in den letzten 20 Jahren ist mit den Social Media deutlich geworden, dass
es nicht nur herausragende Leistungen, sondern ebenso gesellschaftliche Trends und kultu-
relle Mechanismen sind, die einen Menschen potentiell zu einem «Kopf» machen.
Ausgehend von der These, dass heute dank Youtube, Instagram und Co. grundsätzlich jede
und jeder ein Kopf werden kann, thematisiert die Ausstellung verschiedene Aspekte rund um
das Köpfemachen in unterschiedlichen Epochen seit der Kantonsgründung 1803 bis in die
Gegenwart: Wie etabliert sich heute ein Kopf? Wie haben im Unterschied historische Persön-
lichkeiten den Status der öffentlichen Wahrnehmung erreicht? Welche Mechanismen spiel-
ten und spielen dabei die zentrale Rolle?
Die interaktive Führung für die Sekundarklassen nimmt «Influencer» im engeren und weite-
ren Sinn unter die Lupe. Sie thematisiert, wie Menschen die Meinungsbildung beeinflussen
und welche Voraussetzungen nötig sind, damit eine Person zu einem erfolgreichen, glaub-
würdigen und massgebenden Influencer wird – früher wie heute. Die Schülerinnen und Schü-
ler lernen bei diesen Erörterungen Persönlichkeiten kennen, die in Geschichte und Gegen-
wart ihre Spuren im Thurgau hinterlassen haben. Daneben reflektieren die Jugendlichen ihre
eigene Ansicht und verorten ihre Einstellung im historischen Kontext.
Das Museumsteam wünscht Ihnen und Ihrer Klasse viel Spass und nachhaltige Lerneffekte
beim Eintauchen in ein Hintergrundsthema, das aktueller nicht sein könnte.
Melanie Hunziker
Leiterin Kulturvermittlung
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Die Ausstellung:
«Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig»
Je nach Epoche variieren die Mechanismen, die jemanden zum «Kopf» werden lassen.
Während im jungen Kanton Thurgau zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem Staatsmän-
ner zu «Thurgauer Köpfen» gekrönt werden, sind es später oft Prominente aus den Medien.
Doch sind wir in der heutigen digitalen Welt nicht alle potentielle «Köpfe»?
Insbesondere «Influencer» profitieren von der medialen Präsenz und können über Nacht zu
Köpfen werden. Auf der interaktiven Führung Influencer früher und heute werden die Fak-
toren, welche die Person zum Kopf machen, anhand von Thurgauer Influencerinnen und In-
fluencern im engeren und weiteren Sinn beleuchtet – und zwar von der Kantonsgründung bis
heute.
Auf den folgenden Seiten gewinnen Sie einen Überblick über die Ausstellungsinhalte und die
an der Führung fokussierten Themen.
Legende:
in der Ausstellung
Fokuspunkte an der Führung
Diskussion / Auseinandersetzung an der Führung
Persönlichkeiten, die je nach Diskussionsschwerpunkten an der
Führung thematisiert werden können
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Alf
Raum 1: Die Inszenierung macht den Kopf
Der amerikanische Künstler Andy Warhol vertritt die These, dass dank der Medien
jede Person für eine Viertelstunde berühmt sein wird. Was heute Social Media nun
tatsächlich ermöglichen, wäre vor 200 Jahren noch undenkbar gewesen.
Berühmt zu sein und damit als Kopf zu gelten, ist von der medialen Inszenierung abhängig.
Im 19. Jahrhundert sind die Inszenierungsformen eingeschränkt. Gemälde, später private
Fotografien und gegen 1900 vermehrt auch die Bilder der Massenmedien zeigen Köpfe. Mit
Fernsehen und Internet ändern sich im 20. Jahrhundert die Voraussetzungen. Vermehrt wer-
den nun auch Köpfe einer breiteren Bevölkerungsschicht inszeniert. Während früher Reich-
tum, ein familiärer Hintergrund, politische oder wirtschaftliche Leistungen ausschlaggebend
waren, stehen heute Stil und Konsum im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Selbstinszenierung vom 18. bis 21. Jahrhundert
Entwicklung der Medien von der Bildenden Kunst, über Fotografie, Fernseher zu Internet und Social Media
Wie zeige ich mich in der Öffentlichkeit?
Inwiefern stimmt das von mir vermittelte Bild mit meinem «Ich» überein?
Alfred Huggenberger (1867–1960), Schriftsteller
Die Journalistin und SRF-Moderatorin Mona
Vetsch, gehört gemäss einer Umfrage zu den
bekanntesten Köpfen des Kantons.
Bild: Eva Nussbaumer © SRF
SRF/ Eva Nussbaumer
Die Inszenierung auf Social Media trägt
zum «Kopfwerden» bei.
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Raum 2: Machtmenschen im Thurgau
Ein Machtmensch setzt Erlangen und Bewahren seiner Macht vor moralische
Grundsätze. Erfolgreiche Machtmenschen haben auch im Thurgau beste Chan-
cen, als Köpfe wahrgenommen zu werden. Dermassen unverfrorene Machtpoliti-
ker wie den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump kennt der Thurgau aber
nicht. Dennoch gewinnen auch in der Thurgauer Geschichte verschiedene Persönlichkeiten
mittels verschiedener Ressourcen ein beachtliches Quantum an Macht.
Je nach Wirkungsbereich oder Epoche können Rhetorik, Wissen, Charisma, Kapital, Amts-
gewalt, Familienzugehörigkeit oder militärische Stärke entscheidende Ressourcen sein, um
öffentlich Macht auszuüben.
Machtressourcen und wie man dadurch «nach oben» kommen kann
Einflussnahme durch politische Machposition
Machtmonopole durch Ämterkumulation und Dagegenwirken durch Opposition (Kantonsverfassung)
Jahrhundertelanger Ausschluss der Frauen von politischen Ämtern
Sind Machtmenschen Influencer?
Welche negativen Aspekte kann Macht haben?
Joseph Anderwert (1767–1841), Politiker und Verfasser der Kantonsverfas-sung in der Restauration, die ihm und seinesgleichen die Macht sichert
Eduard Häberlin (1820–1884), «Diktator des Thurgaus»
Johann Konrad Kern (1808–1888), Abkömmling aus «bester Familie», Be-gründer der Berufsdiplomatie und Redaktor der Bundesverfassung
Peter Spuhler (*1959), früherer SVP-Nationalrat und Verwaltungsratspräsident der Stadler Rail Group
Aufgrund seiner Macht durch Ämterkumulation wird Eduard Häberlin
(1820–1884) als «Diktator des Thurgaus» bezeichnet.
Karikatur – Kampf gegen das «System Häberlin», 1874, Staatsarchiv
Thurgau
Ist ein Machtmensch wie Donald
Trump im Thurgau möglich?
Foto: Gage Skidmore, 2011
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Raum 3: Strippenzieher – Köpfe im Hintergrund
Früher bestimmen eidgenössische Gesetze oder Traditionen, wer im Thurgau das
Sagen hat. Seit der Unabhängigkeit des Kantons 1803 wird die Machtverteilung
breiter diskutiert – es kommt verstärkt zu Kritik. So etwa, dass im Kleinen Rat nur
eine wohlhabende Elite vertreten sei oder die Restaurationsverfassung Macht- und
Besitzverhältnisse aus der Alten Eidgenossenschaft verfestigt.
Ein Netzwerk aus Gleichgesinnten tritt für die Veränderung ein. Dafür treten liberale Politiker
in einen engen Ideenaustausch. Sie fordern eine transparente Politik, Gewaltenteilung sowie
andere Freiheitsrechte und lösen damit eine Volksbewegung aus.
Die Regenerationsverfassung von 1831 garantiert schliesslich die direkte Volkswahl des Gros-
sen Rats, die Gewaltentrennung, das Öffentlichkeitsprinzip, Presse-, Handels- und Gewerbe-
freiheit sowie das Petitionsrecht. Die Ideen des Liberalen Joachim Leonz Eder (1772–1848)
beeinflussen auch die gesamtschweizerische Regeneration.
Die Kantonsverfassung
Netzwerken um den Kreis zu erweitern
Welche Vorteile kann Netzwerken bringen?
Welche «Vorarbeit» gehört dazu, bevor man als Influencer in Erscheinung treten kann / öffentlich wahrgenommen wird?
Thomas Bornhauser (1799–1856), Oppositioneller, Netzwerker und Rhetoriker
Joachim Leonz Eder (1772–1848), Oppositioneller, Netzwerker und Verfassungsschreiber der Kantonsverfassung nach der Regeneration
Der liberale Politiker Thomas Born-
hauser (1799–1856) fordert zusam-
men mit seinen Verbündeten um
1830 eine transparente Politik, Ge-
waltenteilung, direkte Wahlen sowie
Handels- und Gewerbefreiheit und
löst damit eine Volksbewegung aus.
Porträt: Studer, Caspar, 19. Jh.,
Arenenberg,
Napoleonmuseum und Historisches
Museum Thurgau.
Netzwerk in Objektform: Die Mitglieder der
Kantonsschulverbindung Concordia schenken
einander die Zipfel und so dienen diese als Zeichen der
freundschaftlichen Verbindungen.
Zipfel der Concordia-Verbindung, 1962/64, KTV Concordia.
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Raum 4: «Influencer» – Einflussnahme durch Geist und
Überzeugung
Wer denkt eigentlich eine Gesellschaft? Seit dem 19. Jahrhundert liegt die Ent-
scheidungsmacht darüber, was als Wissenswert zu gelten hat, bei den Köpfen in
Staat, Medien und den Bildungsinstitutionen. Mit der Alphabetisierung breiter Be-
völkerungsschichten und der einhergehenden Demokratisierung der Information
können immer mehr Einzelpersonen «wie du und ich» die Meinungsbildung beeinflussen und
dadurch zum Kopf werden. Mit der Digitalisierung wird dieser Prozess beschleunigt.
In der Zeit vor Social Media wirken Influencerinnen und In-
fluencer durch andere Mittel. Als Influencer gilt eine Per-
son, die mit ihrem Denken und Handeln auf andere Ein-
fluss hat. Influencer können Kraft ihres Amtes mächtig sein
oder sie beeinflussen als Denkerinnen, Schriftsteller, Me-
dienschaffende oder Künstlerinnen den öffentlichen Dis-
kurs.
Vor- und Querdenkerinnen und -denker agieren im Thur-
gau abseits der politischen Bühne, brechen mit Klischees
oder schaffen solche und kämpfen Widrigkeiten zum Trotz
für ihre Anliegen im Interesse der Gesellschaft.
Personen stossen gesellschaftlich relevante Diskussionen an und ebnen heuti-gen Influencern den Weg
Personen können die Gesellschaft oder einzelne Gruppen überzeugen und für ein Thema mobilisieren
Schattenseite: sich beeinflussen lassen / unreflektiertes Folgen
Thurgauer Influencerinnen und Influencer im engeren Sinn
Welche Kriterien machen eine/n vertrauenswürdige/n Influencer/in aus?
Wer gilt heute als bedeutende/r Influencer/in?
Ursula Brunner (1925–2017), Fairtrade-Pionierin
Max Daetwyler (1886–1976), Kriegsdienstverweigerer und Pazifist
Helen Dahm (1868–1968), Künstlerin
Alja Rachmanova (1898–1991), Literatin mit einer loyalen Followerschaft
Elias Haffter (1815–1909), «Reiseblogger» des 19. Jahrhunderts
Mit Leiterwagen, Bananen und Zeitungen an der ersten öffentli-
chen Aktion der «Bananenfrauen», Frauenfeld 1973.
Bild: Brunner, Ursula: Bananenfrauen, 1999.
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Raum 5: 08/15 – oder aus dem Rahmen gefallen?
Entscheidend dafür, ob die Gesellschaft jemanden als Kopf anerkennt, ist die vor-
herrschende Norm. Doch diese verändert mit der Geschichte – was in einer Epo-
che als normal gilt, kann in einer anderen abnormal sein. Wer heute ein Thurgauer
Kopf ist, wäre früher vielleicht durch die Maschen gefallen, und umgekehrt.
Die ausgewählten Parameter Religion, Individualismus, Weltoffenheit und Konsumismus zei-
gen über fünf Epochen hinweg, wie sich die Norm verändert hat. In der Ausstellung themati-
sierte Persönlichkeiten verdeutlichen, wie sie in den verschiedenen Epochen wahrgenom-
men werden.
Gesellschaftliche Werte und Normen im Thurgau in den letzten 200 Jahren
Akzeptanz und Widerstand gegenüber dem, was aus dem Rahmen fällt, in den letzten 200 Jahren
Entsprechen Influencer der Norm oder fallen sie aus dem Rahmen? Inwiefern?
Welche Eigenschaften haben Influencer in den verschiedenen Epochen?
Je nach Epoche gelten Personen, die aus dem Rahmen fallen, als
krankhaft. Zwangsjacke aus der Klinik Münsterlingen – die Norm
für «Abnormale».
Zwangsjacke,1920, Historisches Museum Thurgau.
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Vorbereitung im Unterricht Die Ausstellung und die interaktive Führung können ohne Vorkenntnisse besucht werden.
Um einige Persönlichkeiten und ihr Wirken einordnen zu können, ist es für die Schülerinnen
und Schüler jedoch von Vorteil, den historischen Kontext rund um den Übergang vom Ancien
Régime zur modernen Schweiz zu kennen.
Begriffe und Stichworte: Aufklärung, Napoleon, Bundesverfassung, moderner Staat, bürgerli-
che Gesellschaft.
Lehrmittelbezüge Geschichte
Zeitreise 1 (Schulbuch Ausgabe für die Schweiz, Klett und Balmer AG, Baar 2016)
Ein Portrait entschlüsseln (S. 58–59)
Napoleon vermittelt in der Schweiz (S. 92–93)
Mit Krieg zur Bundesverfassung (S. 100–101) Zeitreise 2 (Schulbuch Ausgabe für die Schweiz, Klett und Balmer AG, Baar 2016
Die koloniale Schweiz: (S. 48–49) > Import/Export/Dreieckshandel, Exotismus
Faschismus in der Schweiz (S. 102–103) Mensch in Zeit und Raum 8: Unterwegs in die Moderne (Schulverlag plus AG, Bern 2008)
Lebensformen im 19. Jahrhundert (S. 112–116) > bürgerliche Gesellschaft
Eine neue Gesellschaft entsteht (S. 117–143)
China und Opiumhandel (S. 170–171) > Import/Export/Dreieckshandel, Exotismus Schweizer Geschichtsbuch, Band 2: Vom Absolutismus bis 1918 (Cornelsen Verlag, Berlin 2015)
Kapitel 4: Die Schweiz von 1798 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (S. 116–172)
Film-Empfehlung «Generation Selfie» – Was steckt hinter der Selbstinszenierung im Netz? – SRF DOK 2019
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Der Ausstellungsbesuch
Interaktive Führung «Influencer früher und heute» Ablauf: Die Kulturvermittlerin führt die Klasse durch die Ausstellung und gibt Inputs. Dazwischen sind Situationen vorgesehen, in denen die Klasse Fragen beantwortet Diskussionen führt und ei-gene Gedanken und Meinungen formuliert. Um die Diskussionen vorzubereiten, lösen die Jugendlichen zu Teilaspekten der Ausstellung Aufgaben in Kleingruppen. In diesen Sequen-zen in Kleingruppen sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, das Gesehene zu re-flektieren, Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu erkennen und eigene Erkenntnisse zu tei-len.
Dauer: 90 Min.
Kosten: CHF 100.–
Anmeldung: historisches-museum.tg.ch > Schulen
Selbständiger Besuch
Während der Öffnungszeiten kann die Ausstellung auch ohne Führung besucht und selbst-ständig erkundet werden. Wie die Individualbesucherinnen und -besucher erhalten die Schü-lerinnen und Schüler zu Beginn einen Badge, mit dessen Hilfe sie die Ausstellung auskund-schaften, an einigen Stationen Fragen beantworten und somit mit dem «Köpfemachen» im Thurgau auf die Spur gehen können. Der selbständige Besuch ist ab der 9. Klasse empfoh-len. Öffnungszeiten Ausstellung bis 18. Oktober 2020 Dienstag bis Sonntag 13:00–17:00 Uhr Eintritt: frei Eine Anmeldung der Schulklasse ist erforderlich: historisches.museum@tg.ch
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Vermittlungsziele und Lehrplan
Vermittlungsziele:
Die Schülerinnen und Schüler können anhand der interaktiven Führung «Influencer früher
und heute» …
… Mechanismen reflektieren, welche eine Person zu einer Persönlichkeit machen.
… Persönlichkeiten im Kontext kennenlernen, die im Thurgau auf unterschiedliche Weise eine besondere Spur hinterlassen haben – sei dies in Politik, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft, ...
… Facetten von «Influencertum» in Geschichte und Gegenwart erkennen und erör-tern.
… einen Überblick über Medien und Inszenierungsformen in der neueren Geschichte erwerben.
Lehrplan Thurgau:
Nach dem Lehrplan Volksschule Thurgau fördern die Angebote zur Ausstellung «Thurgauer
Köpfe – Tot oder lebendig» im 3. Zyklus folgende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler können …
RZG 5.2. … aufzeigen, wie Menschen in der Schweiz durch wirtschaftliche Veränderungen geprägt werden und wie sie die Veränderungen gestalten.
RZG 5.3. … können das Alltagsleben von Menschen in der Schweiz in verschiedenen Jahrhunder-ten vergleichen.
RZG 6.2. … können Kontinuitäten und Umbrüche im 19. Jahrhundert charakterisieren.
RZG 6.3. … können ausgewählte Phänomene der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts analy-sieren und deren Relevanz für heute erklären.
RZG 7.1. … können sich an ausserschulischen geschichtlichen Bildungsorten zurechtfinden und sie zum Lernen nutzen.
ERG 1.1. … menschliche Grunderfahrungen be-schreiben und reflektieren.
a) … in Erzählungen und Berichten prägende Lebenserfahrungen entdecken und interpretie-ren (z.B. Glück, Erfolg, Scheitern, Beziehung, Selbstbestimmung, Krankheit, Krieg).
c) … Erfahrungen des Heranwachsens bzw. Er-wachsenwerdens reflektieren (z.B. in Bezug auf Beziehungen, Abhängigkeit, Autonomie), indem sie auf Veränderungen und Entwicklungen ach-ten.
d) … Grenzerfahrungen betrachten (z.B. Schritte ins Unbekannte, Risikoverhalten, Ge-fahr, Rettung, Tod), indem sie deren Unum-gänglichkeit, Fragwürdigkeit und Faszination re-flektieren.
e) … für prägende Erfahrungen Ausdrucksmög-lichkeiten suchen und Worte finden für Fragen, die sie selber beschäftigen.
RZG 7.2. …können Geschichte zur Bildung und Unterhaltung nutzen.
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ERG 2.1. …können Werte und Normen erläu-tern, prüfen und vertreten.
a) …können über Sinn und Nutzen gesellschaft-licher und individueller Werte und Normen nach-denken und Normen entsprechend aushandeln. Werte, Normen, Regeln, Legitimation, Legitimität
b) …können alltägliche Situationen und gesell-schaftliche Konstellationen (z.B. Jung/Alt, Ar-beitschancen, Bürgerrechte und -pflichten, Ge-sundheitswesen) im Hinblick auf grundlegende Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung und Menschenwürde betrachten und diskutie-ren.
c) …können an exemplarischen Beispielen nachvollziehen, wie sich Werte und Normen in ihrer Umgebung oder in der Gesellschaft wan-deln. Wertewandel, Autoritäten, Gründe, Be-gründungen, Generationen, Epochen
ERG 2.2. …können Regeln, Situationen und Handlungen hinterfragen, ethisch beurteilen und Standpunkte begründet vertreten.
a) …können erlebte, beobachtete oder erzählte Situationen anhand der Perspektiven verschie-dener Beteiligter beurteilen.
b) …können Massstäbe ethischer Beurteilung reflektieren. Werte, Normen, religiöse Vorstel-lungen, Deklarationen, Instanzen
c) …können die Bedeutung des Gewissens für moralische, rechtliche, ethische Fragen und Konflikte einschätzen und respektieren. Gewis-sen
d) …können im alltäglichen Handeln oder gesell-schaftlichen Umfeld Benachteiligungen und Dis-kriminierungen erkennen und entsprechende Regeln diskutieren (z.B. Chancen, Zutritt, Aus-schluss, Sprachgebrauch). Diskriminierung, Emanzipation, Rechte, Interessen, Bedürfnisse
e) …können kontroverse Fragen diskutieren, Positionen, deren Interessen und Begründungen vergleichen und einen Standpunkt vertreten.
ERG 5.1. …können eigene Ressourcen wahr-nehmen, einschätzen und einbringen.
a) …können ihre Erfahrungen und Interessen einbringen, ihre Stärken und Talente beschrei-ben und sich in verschiedenen Situationen (z.B. Bewerbung, neue Gruppe) entsprechend vor-stellen. Stärken, Talente, Entwicklung
b) …können Träume und Sehnsüchte wahrneh-men, Vorstellungen ihrer Zukunft äussern und ihre Umsetzbarkeit reflektieren.
ERG 5.2. …können Geschlecht und Rollen re-flektieren.
a) …können Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht und Rollenverhalten in der Gruppe formulieren und respektvoll diskutie-ren (z.B. Bedürfnisse, Kommunikation, Gleich-berechtigung).
b) …können Darstellungen von Männer- und Frauenrollen sowie Sexualität in Medien auf
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Schönheitsideale und Rollenerwartungen analy-sieren und Diskriminierungen aufgrund des Ge-schlechts oder der sexuellen Orientierung kri-tisch betrachten.
c) …kennen Faktoren, die Diskriminierung und Übergriffe begünstigen und reflektieren ihr eige-nes Verhalten.
ERG.5.4 Die Schülerinnen und Schüler können Gemeinschaft aktiv mitgestalten.
c) …können Zuständigkeiten aushandeln und vereinbaren und sich verantwortlich für die Ge-meinschaft engagieren (z.B. Aufgaben, Ämter, Aktivitäten planen).
d) ...können vereinnahmende Einflüsse auf mögliche Ursachen analysieren und sich ab-grenzen (z.B. Manipulation, Modetrends, Grup-pendruck, Mobbing).
BO.1.1 Die Schülerinnen und Schüler können ihr Persönlichkeitsprofil beschreiben und nutzen.
a) …können Elemente ihres Persönlichkeitspro-fils wahrnehmen und beschreiben (Fähigkeiten, Voraussetzungen, Interessen, Einstellungen, Werte).
b) …können das Selbstbild mit dem Fremdbild respektive der Aussensicht vergleichen und festhalten.
c) …können aus ihrem Selbst- und Fremdbild Schlüsse für ihre Bildungs- und Berufswahl zie-hen.
Überfachliche Kompetenzen
Informationen nutzen: Informationen suchen, bewerten, aufbereiten und präsentieren
Die Schülerinnen und Schüler... o können Informationen aus Beobachtungen und Experimenten, aus dem Internet, aus Büchern
und Zeitungen, aus Texten, Tabellen und Statistiken, aus Grafiken und Bildern, aus Befragun-gen und Interviews suchen, sammeln und zusammenstellen.
o können die gesammelten Informationen strukturieren und zusammenfassen und dabei We-sentliches von Nebensächlichem unterscheiden.
o können Informationen vergleichen und Zusammenhänge herstellen (vernetztes Denken). o können die Qualität und Bedeutung der gesammelten und strukturierten Informationen ab-
schätzen und beurteilen.
Eigenständigkeit: Eigene Ziele und Werte reflektieren und verfolgen
Die Schülerinnen und Schüler... o können sich eigener Meinungen und Überzeugungen (z.B. zu Geschlechterrollen) bewusst-
werden und diese mitteilen. o können eigene und andere Meinungen und Überzeugungen auf zugrundeliegende Argumente
(Fakten, Interessen, Werte) hin befragen. o können Argumente abwägen und einen eigenen Standpunkt einnehmen. o können die Argumente zum eigenen Standpunkt verständlich und glaubwürdig vortragen. o können aufgrund neuer Einsichten einen bisherigen Standpunkt ändern; sie können in Ausei-
nandersetzungen nach Alternativen oder neuen Wegen suchen. o können einen eigenen Standpunkt einnehmen und vertreten, auch wenn dieser im Gegensatz
zu vorherrschenden Meinungen/Erwartungen steht.
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Umgang mit Vielfalt: Vielfalt als Bereicherung erfahren, Gleichberechtigung mittragen
Die Schülerinnen und Schüler...
o können Menschen in ihren Gemeinsamkeiten und Differenzen wahrnehmen und verstehen.
o können respektvoll mit Menschen umgehen, die unterschiedliche Lernvoraussetzungen mit-
bringen oder sich in Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, sozialer Herkunft, Religion oder Lebens-
form unterscheiden.
o können die Wirkung von Sprache reflektieren und achten in Bezug auf Vielfalt auf einen wert-
schätzenden Sprachgebrauch.
o können einen herabwürdigenden Sprachgebrauch erkennen und nehmen einen solchen nicht
passiv hin.
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Nützliche Links
Kurze Erklärung des Ancien Régime durch einen Lehrer:
https://www.youtube.com/watch?v=jGulWzmp0T0
Aufklärung, das Zeitalter der Vernunft, kurz erklärt (3Sat): https://www.youtube.com/watch?v=YxAG55aEhXU Zum Reflektieren ein Beitrag von funk (Arbeitsgemeinschaft von ARD und ZDF):
Influencer und ihr #Instalife – Werbung oder Realität?:
https://www.youtube.com/watch?v=ogja5YT7Wfc
«Generation Selfie» – Was steckt hinter der Selbstinszenierung im Netz? – SRF DOK 2019
https://www.youtube.com/watch?v=BxBNPpsWKh8
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Allgemeine Informationen zum Ausstellungsbesuch
Durchführung
Führung jederzeit auf Voranmeldung. Besonders profitieren können Sie am Vormittag, wenn
das Museum für die Öffentlichkeit geschlossen ist und alle Räume und Objekte ungehindert
zugänglich sind. Selbständiger Ausstellungsbesuch während der Öffnungszeiten möglich
(Dienstag bis Sonntag, 13–17 Uhr).
Ort
Die Ausstellung «Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig» befindet sich im Alten Zeughaus Frau-
enfeld. Auch in den Sommermonaten ist es im unbeheizten Gebäude sehr kühl, daher bitte
sich mit warmer Kleidung rüsten.
Ausrüstung
An der interaktiven Führung «Influencer früher und heute» wird unter anderem mediale Selbstinszenierung diskutiert. Dafür benötigen die Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone. Wer über keines verfügt, schliesst sich jemandem mit Smartphone an.
Anmeldung
Online unter www.historisches-museum.tg.ch > Schulen
Bezahlung
Bar an der Museumskasse.
Begleitmaterialien für den Unterricht
Download: www.historisches-museum.tg.ch > Schulen > Unterrichtsmaterialien
Für weitere Informationen und spezielle Anfragen
Melanie Hunziker, Leiterin Kulturvermittlung: melanie.hunziker@tg.ch
Beitrag für Schulklassen beim Museumsbesuch
Das Kulturamt des Kantons Thurgau spricht Beiträge für Museumsbesuche bis zu einem Be-
trag von CHF 200.– pro Klasse und Besuch, falls sich die Schule zur Hälfte an den Kosten
beteiligt. Es reicht, im Vorfeld den Beitrag mit einem Formular zu beantragen.
Mehr Informationen auf www.kulturamt.tg.ch unter Downloads.