Überblick – Beispiele – Befunde. Die Arbeit des Erziehers gleicht der eines Gärtners, der...

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Überblick – Beispiele – Befunde

„Die Arbeit des Erziehers gleicht der eines Gärtners, der verschiedene Pflanzen pflegt. Eine Pflanze liebt den strahlenden Sonnenschein, die andere den kühlen Schatten; die eine liebt das Bachufer, die andere die dürre Bergspitze. Die eine gedeiht am besten auf sandigem Boden, die andere im fetten Lehm. Jede muss die ihrer Art angemessene Pflege haben, anderenfalls bleibt ihre Vollendung unbefriedigend.“

Inter- und intraindividuelle Unterschiede bei Schülern

Bildungsauftrag nach KMK, 1994

„Eine wesentliche Aufgabe der Grundschule ist es, Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen so zu fördern, dass sie Grundlagen für ein eigenständiges Lernen und Arbeiten entwickeln und Kompetenzen im angemessenen Umgang miteinander aufbauen.“

Individualisierung ist ein fundierendes Unterrichtsprinzip, dasunterschiedliche Interessen, Neigungen, Motivationen, Begabungen, Vorkenntnisse und Vorerfahrungen der Kinder zu berücksichtigen, sowie

Identität und Selbstkonzept positiv zu beeinflussen sucht.

Definition Differenzierung

Äußere Differenzierung Innere Differenzierung

Differenzierung nach -Schularten-Schulwegen-Klassen und Kursgruppenäußere Differenzierung nach

Leistungsklassen werden in der Grundschule weitgehend abgelehnt

Äußere Differenzierungs-maßnahmen nach Förder- bzw. Neigungsaspekt

Differenzierung nach

-Inhalte

-Medien

-Methoden …

innerhalb einer Lerngruppe

Individualisierung im Überblick

IndividualisierungRealisierung

durch:

Formen „offenen“Unterrichts

Differenzierung

•Äußere Differenzierung

•Innere Differenzierung

•Planarbeit

•Werkstattarbeit

•Freiarbeit

•Unterricht nach der Projektidee

•etc.

Vor der Differenzierung: Die Diagnose

Vor der Differenzierung:Die Atmosphäre- Vertrauen

- Kultur der Rückmeldung

- Gruppenstabilität

- Atmosphäre des Sich-Gegenseitig-Annehmens

Innere Differenzierung

Schulorganisatorische Differenzierung nachQuantitätQualitätZieleInhalteMethoden und MedienSozialformenLernvoraussetzungenOrganisation & Zufall

Didaktische

Differenzierung nachLerninteresseMotivationLerntempoLernstile

Differenzierung nach Quantität

Mehr oder weniger von denselben Aufgaben

→ Berücksichtigung des unterschiedlichem

Arbeitstempos von Schülern

→ Fundamentum - Additum – Modell

Differenzierung nach Qualität

Aufgaben, die im Anspruch variieren

→ wird dem Leistungsspektrum am besten gerecht

Differenzierung nach InhaltenGleicher Unterrichtsinhalt, aber jede Untergruppe

hat anderen Schwerpunkt

Verschiedene Gruppen arbeiten zu unterschiedlichen Themen

Gruppen arbeiten individualisiert nach Aufgabenstellung

Differenzierung nach Lernvoraussetzungen

Leistungshomogene oder – heterogene Gruppen

Interessenabhängige Gruppen

Integrative Gruppen (z.B. Multikulturelle Gruppen)

Differenzierung nach ZielenSchulabschlussbezogene ZieleFörderung von (Hoch-) BegabungenHomogene Ziele bei Lerngruppen mit ähnlichen

Schwierigkeiten (zielindifferent= zielgleich)Heterogene Ziele bei Lerngruppen mit

unterschiedlichen Schwierigkeiten (zieldifferent)Gruppen zur Förderung der sprachlichen und

sozialen Integration von Migrantenkindern

Differenzierung nach Methoden& Medien

Differenzierter Methodeneinsatz

Grad der Lernhilfe

Differenzierung nach dem Abstraktionsgrad der Unterrichtsmittel

Differenzierung nach Organisation & Zufall

Gruppen nach Sitzordnung

„Abzählprinzip“, Auslosen von bestimmten Farben, Spielkarten usw.

Freundschaftsgruppen

Differenzierung nach Sozialformen

Lernen im Klassenverband

Feste Gruppenbildung

Partnerarbeit

Einzelarbeit

Didaktische Differenzierung

Nach Lerntempo

Nach Lerninteresse

Nach Lernmotivation

Nach Lernstilen/ Lerntypen

Arbeitsauftrag:1. Stellt kurz den Inhalt eures Textes dar und hebt

dabei hervor, welche Differenzierungsmaßnahmen ergriffen werden!

2. Versucht nun, die Differenzierungsmaßnahmen den Dimensionen innerer Differenzierung zuzuordnen!

Differenzierung verschränkt immer mehrere Dimensionen

Differenzierung nachLernvoraussetzungen

Ziele

QuantitätQualität

SozialformMethoden

Etc.

Beachte! keine dauerhafte Gruppenzuweisung und –

bezeichnung

„didaktische Schleifen“, um Schereneffekt nicht noch mehr zu vergrößern

Individualisierung durch Formen „offenen Unterrichts“

Planarbeit (Tages- Wochenplan)WerkstattarbeitFreiarbeitUnterricht nach der Projektidee

Planarbeit

Verbindliches Lernpensum für Schüler Verbindlicher Zeitrahmens Differenzierte Pläne festgelegt. Berücksichtigung spezieller Begabungen oder LerndefiziteSelbstbestimmung: Sozialform, Methoden, Reihenfolge

Zu Beginn Planungsgespräch führen Bei jüngeren SS evtl. methodische Vorgaben machen, um sie

langsam an das selbstständige Arbeiten zu gewöhnen Nach und nach die Pläne von den SS selbstständig erstellen

lassenMöglichkeit der SelbstkontrollePräsentation der Aufgaben = wichtiger Bestandteil!

Planarbeit

Individuelles Arbeitstempo Durch Festlegung von Wahl- und Pflichtaufgaben wird

Arbeitsbereich klar eingegrenztZusätzliche Wahlmöglichkeiten durch untersch. Schwierigkeitsgrade

der AufgabenEigenständige Aneignung von Sach- und FachwissenAufbau einer stabilen ArbeitshaltungVermittlung von MethodenkompetenzFörderung des selbstverantwortlichen LernensErmöglicht routiniertere Selbsteinschätzung und –kontrolle

Name:

__. Wochenplan vom___________ bis ______________

LESEN

SCHREI BEN

MATHEMATI K

HSU

KNI FFEL

FREI E AUSWAHL

Werkstattarbeit

materialgestütztes, erfahrungsorientiertes Lernen in einer pädagogisch gestalteten Umgebung

Bsp.: Einsatz der Druckerei SS können Inhalt,

nach Freinet Methode und Partner

mitbestimmen

Sinnliches Lernen, Produktorientiertes Lernen

Soziale Kompetenzen, Selbstkompetenz

Eingehen auf individ. Sach- und Fachkompetenz

Freiarbeit

SS bestimmen Thema, Aufgaben, Methode, Zeit, Sozialform, Material und Medien selbst

Selbstkontrolle

Lehrer als Berater, Gestalter der Lernumgebung

Freiarbeit

Entfaltung der Individualität der SS, Berücksichtigung der Wünsche

Berücksichtigung individ. Lernrhythmen, Lernvoraussetzungen und Interessen der SS

Kennenlernen persönlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten und Lernwege

Aber: Antriebsschwache und unruhige SS fehlen die strukturierte Lernsituation → L.: verstärkte Hilfestellung

Unterricht nach der Projektidee Ursprünge in amerikanischer Reformschulbewegung bei

John Dewey

Ursprüngliches Kennzeichen: Problemorientierung, heute vielfältiges Begriffsverständnis

Methode nach Karl Frey=idealisierter Projektablauf

1. Projektinitiative2. Auseinandersetzung mit der Projektinitiative3. Entwicklung der Projektinitiative zum

Betätigungsgebiet4. Projektdurchführung5. Beendigung des Projekts * Fixpunkte*

* Metainteraktion*

Unterricht nach der Projektidee: Beispiel

ForschungsbefundeFrage nach der Wirksamkeit von differenzierenden Maßnahmen im

U. (bezogen auf den Aspekt Leistung)

Kernaussagen:

Zu jahrgangsübergreifende n Differenzierungen

Zur Bildung von homogenen Leistungsklassen bzw.-kursen

Zur Binnendifferenzierung

Jahrgangsübergreifende Differenzierung

in homogenen Gruppen in heterogenen Gruppen

Spezieller Plan:

„Joplin- Plan“

(Gutierrez/Slavin, 1992, Mosteller/Light/Sachs, 1996)

Konzept des individualisierten Unterrichts

Untersuchungen von Gutierrez/Slavin (1992) bezogen auf Schulleistung:nur bei jahrgangsübergreifender Diff. in homogenen Lerngruppen, die mit direkter Instruktion und den Leistungsniveaus angepassten Unterrichtsmaterialien verbunden ist, werden insgesamt positive Effekte festgestellt!!!

Bildung von homogenen Leistungsklassen bzw. -kursen

Einteilung der Schüler in eine Klasse nach ihrem Leistungsniveau Zwei Methoden der Bildung

Tracking/Streaming: einheitliche Differenzierung für alle Fächer

Setting: nach Fächern getrennte Fachleistungsdifferenzierung

Untersuchungen von Slavin: Maßnahmen dieser äußeren Differenzierung erwiesen sich als unwirksam

Untersuchungen von Houtveen, Booij, de Jong und van de Grift (1999) weisen darauf hin, dass Ss in niveauniedrigeren homogenen Leistungsklassen schlechter abschnitten

BinnendifferenzierungVergleich:

binnendiff. Unterrichts Unterricht in nicht- diff. Jahrgangsklassen

Binnendifferenzierender Unterricht ist insgesamt effektiver als nicht-differenzierender Unterricht

leichte Überlegenheit der leistungshomogenen Subgruppen

leistungsschwächere Ss profitieren deutlich von einer Bildung heterogener Subgruppen in Klassen,

Ss mit mittlerem Leistungsniveau erzielen bessere Leistungen bei homogener Differenzierung

Bei leistungsstärkeren Ss beides gleich

BinnendifferenzierungLou et al., 1996: auch eine Bildung von heterogenen Subgruppen ist

im Hinblick auf die Förderung der Schulleistungen wirksamer als nicht-differenzierter Unterricht

schlechtere Ss profitieren von Erklärungen/Vorbild der

besseren Ss

leistungsstärkere Ss profitieren auch durch Erklären (z.B.

Verbessern der Elaborationen)

ABER: entscheidender für Wirksamkeit ist nicht die Zusammenstellung der Lerngruppe, sondern die „dahinter stehende nochmalige lehrergestützte Behandlung, Wiederholung, Vertiefung des Lernstoffs“

betont wird insgesamt v.a. die Wirksamkeit der „direkten Instruktion“

Fazit Mosteller, Light und Sachs, 1996

eine breit angelegte Felduntersuchung über

Leistungsdifferenzierung fehlt

zentrale Forderung:

„Methoden der Leistungsdifferenzierung schaffen lediglich einen Rahmen für wirksame pädagogische Maßnahmen“

emp. U. (z.B. von Linchewski/Kutscher, 1998) zeigen, dass es v.a. auf einen sorgfältig durchgeführten Unterricht und nicht auf Maßnahmen der Differenzierung wie z.B. der Bildung homogener Leistungsgruppen ankommt

Blitzlicht

Überlege kurz, was du aus der heutigen Sitzung für dich als Lehrer/in für das Thema Differenzierung und Individualisierung mit in die Schulpraxis nimmst!

Literatur: Brügelmann, H. (2002): Heterogenität, Integration, Differenzierung: empirische Befunde- pädagogische

Perspektiven. In: Heinzel, F./Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Jahrbuch Grundschulforschung 6. Opladen: Leske + Budrich. S. 31-43.

Feige, B. (2005): Differenzierung. In: Einsiedler, W. u.a. (Hrsg.): Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Grassmann, M. (2006): Differenziert unterrichten- differenziert Leistungen bewerten? In: Grundschule, 2/2006. S.34-37.

Leupold, S. (1994): „Geisterstunde“. In :Unterrichten/Erziehen, 3/94. S.14-18. Miederer, G./Schubert, R. (1994): Individualisierung und Differenzierung bei der Arbeit mit Lernwörtern. In:

Unterrichten/Erziehen, 3/94. S. 23-28. Paradies, L./Linser, H.J. (2001): Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor. Roßbach, H.-G./Wellenreuther, M. (2002): Empirische Forschungen zur Wirksamkeit von Methoden der

Leistungsdifferenzierung in der Grundschule. In: Heinzel, F./Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Jahrbuch Grundschulforschung 6. Opladen: Leske + Budrich. S. 44-59.

Schorch, G. (Hrsg.)(2007, 3. Auflage): Studienbuch Grundschulpädagogik. Die Grundschule als Bildungsinstitution und pädagogisches Handlungsfeld. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.