Post on 12-Jan-2016
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ULRICH OEVERMANN:
THEORETISCHE SKIZZE EINER REVIDIERTEN THEORIE PROFESSIONALISIERTEN HANDELNS
Ein Referat von Rocco Fritzsche, Markus Litwa und Wiebke Richter
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Professionalität in der Kinder- und Jugendhilfe
Leitfaden
1. Einführung in die
Problematik
1.1 Vorbemerkung
1.2 Allgemeines
1.3 Krise-Routine-Verhältnis
1.4 Zwei Phasen der Krisenbewältigung im Kontext
der Profession
2. Gesellschaftliche Funktionen
professionalisierten Handelns
Leitfaden
3. Der Fokus Therapie
3.1 Ambivalenz professio-
nalisierten Handelns
3.2 Elementare Strukturmerkmale des
Arbeitsbündnisses
4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit
1. Einführung in die Problematik 1.1 Vorbemerkung
Profession bedeutsam für das Funktionieren von
fortgeschrittenen Gesellschaften
Spezifische Leistungen der Professionen auf
kollegiale Selbstkontrolle angewiesen
Anliegen: Modifizierung klassischer Theorie um
analytische Defizite zu überwinden
1. Einführung in die Problematik
Zentral: Strukturlogik professionalisierten
Handelns
Profession ergibt sich aus der Handlung
heraus
Durch kontrollierende Bürokratisierungs-
und Technokratisierungstendenzen sind
Professionen gefährdet
1. Einführung in die Problematik 1.2 Allgemeines
Struktur allein macht nicht die Zukunft aus,
sondern ebenso subjektives Handeln
Geschichte als praktische Zukunftsoffenheit, die
nicht von objektiven Naturgesetzen abhängt
Geschichte keine Notwendigkeit, sondern
Kontingenz
1. Einführung in die Problematik 1.3 Krise-Routine-Verhältnis
Dynamischer Prozess
Krisen für Gesellschaft von großer
Bedeutung
Krisen stellen Zukunft in Frage und wirken
somit routiniertem Handeln entgegen
1. Einführung in die Problematik
Sie sind allgegenwärtig und ihre Lösung
sorgt für Fortschritt
Professioneller sollte von Krisen ausgehen,
darf nicht Routinier werden
1. Einführung in die Problematik
1. Bestimmung:
Professionalisiertes Handeln als Vermittler
zwischen Theorie und Praxis: Erfahrungs-
bzw. Fachwissen kann Entscheidung in einer
konkreten Situation nicht übernehmen,
sondern im Nachgang eigenes Handeln
rekonstruieren, reflektieren und letztlich
begründen
1. Einführung in die Problematik Unterschied zwischen bürokratischen und
professionalisierten Handeln: Differenz von
Krisenbewältigung und routiniertem Handeln
2. Bestimmung:
Professionalisiertes Handeln folgt dem
Komplex der systematischen Erneuerung
durch Krisenbewältigung
1. Einführung in die Problematik 1.4 Zwei Phasen der Krisenbewältigung im
Kontext der Profession
Primäre Phase:
Aktiv praktische Entscheidung zu einer Handlung;
spontan, reflexartig, intuitiv von der Richtigkeit
überzeugt
Sekundäre Phase:
Rekonstruktion und Reflexion der ersten
Entscheidung
1. Einführung in die Problematik In eigenständiger Bearbeitung von
Geltungsfragen wurzelt die Strukturlogik
professionalisierten Handelns
Logik des besseren Arguments zählt ständige
Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit, damit
Abgrenzung zur alltäglichen Praxis
Verbindliches, professionalisiertes Ideal
2. Gesellschaftliche Funktionen professionalisierten Handelns (1) Funktionieren einer Gesellschaft
benötigt minimalen Konsens darüber, was
als gerecht und normativ gerechtfertigt gilt
(Fokus); in der moderne bedarf es
rechtspflegerisches Handeln als
professionalisierungsbedürftiges Handeln
2. Gesellschaftliche Funktionen professionalisierten Handelns (2) Leibliche oder psychosoziale Integrität
einer gesellschaftlichen Gruppe können in
Frage gestellt werden; daraufhin bildet sich
professionelles Handeln im Sinne der
Beschaffung von therapeutischen Potentials
3. Der Fokus Therapie
3.1 Ambivalenz professionalisierten Handelns
Aufgabe des Therapeuten: Resozialisierung
des Klienten/Wiedergewinnung Autonomie
Widersprüchliche Einheit zwischen
Rollenhandeln und Handeln als ganzer Person
spezifischer und diffuser Sozialbeziehung
3. Der Fokus Therapie
Diffuse Sozialbeziehung:
in ihr wird alles thematisiert
Spezifische Sozialbeziehung:
Menschen treffen in bestimmten Rollen
aufeinander
somit steht nur eine gewisse Themenauswahl
zur Verfügung
3. Der Fokus Therapie
Für Resozialisierung des Klienten beide
Typen der Sozialbeziehung erforderlich
Therapeuten-Klienten-Verhältnis als
Beziehungspraxis Arbeitsbündnis:
Wiederherstellung der Autonomie nur in
Zusammenarbeit beider Akteure möglich
3. Der Fokus Therapie
3.2 Elementare Strukturmerkmale des Arbeitsbündnisses
1. Entscheidung und Bindung durch
Leidensdruck
Autonome Entscheidung des Klienten: „sich
selbst zum Patienten zu machen“
3. Der Fokus Therapie
2. „Die Grundregel“
Klient soll alles thematisieren (diffuse
Sozialbeziehung) und Empathievermögen des
Therapeuten
3. Professioneller als „Verwalter„
Professioneller muss Grenzen innerhalb der
diffusen Beziehung einhalten „Abstinenzregel“
3. Der Fokus Therapie
4. Widersprüchliche Einheit von Spezifizität
und Diffusität im therapeutischen
Arbeitsbündnis
Latente Symmetrie: widersprüchliche Einheit gilt
für beide in gleicher Weise
Asymmetrie: Patient sucht Hilfe als Beschädigter,
Therapeut bietet Hilfe als Kompetenter
3. Der Fokus Therapie
5. Distanzwahrung durch
professionellen Habitus
Durch Erfahrungs- und Theoriewissen
besitzt Professioneller professionalisierten
Habitus mindert Gefahr, die Distanz zum
Klienten zu verlieren
3. Der Fokus der Therapie
6. Unklare Dauer der Beziehung
Befristete Dauer wäre ein Eingriff in die
professionelle Autonomie
Beziehungsendlichkeit muss beiden jedoch
bewusst sein risikoabwägende
Entscheidung des Professionellen
3. Der Fokus Therapie
Zusammenfassung zentraler Bestandteile des
Modells:
(a) widersprüchliche Einheit von diffusen und
spezifischen Sozialbeziehungen im
Arbeitsbündnis
(b) widersprüchliche Einheit von Autonomie und
Abhängigkeit des Patienten im Arbeitsbündnis
4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit
Ausbildung nicht primär durch
Wissenserwerb, sondern
Habitusformation
Erfahrungswissenschaftliches Wissen
begründet professionalisiertes Handeln
4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit
Es existiert doppelte
Professionalisierung:
(1) Erlernung eines
erfahrungswissenschaftlich
professionalisierten Habitus; zeigt
Lösungsmöglichkeiten für spezifische
Probleme
(2) in der konkreten Praxis (Lösung der
Probleme) praktische Vermittlung von
Theorie und Praxis: Arbeitsbündnis