Urogenitale Infekte und Antibiotische Resistenzen: Wie ... · 2 • Vor der antibiotischen Ära war...

Post on 16-Aug-2019

218 views 0 download

Transcript of Urogenitale Infekte und Antibiotische Resistenzen: Wie ... · 2 • Vor der antibiotischen Ära war...

Klinik für Urologie Schlieren, den 7. Februar 2019

Med. pract. Sharon WaisbrodOberarzt Klinik für Urologie

PD Dr. med. Alexander MüllerChefarzt Klinik für Urologie

Urogenitale Infekte und Antibiotische Resistenzen:

Wie vermeiden wird den Wirkungsverlust unserer Wunderwaffen?

2

• Vor der antibiotischen Ära war die

Lebenserwartung im Durchschnitt 46 Jahre1

• Erstes Antibiotikum (Penicillin) ist erst 90 Jahre alt

• Einführung hat Medizin revolutioniert

• Mehr als 25% aller Antibiotika werden aufgrund von

Harnwegsinfekten verabreicht

Warum ist dieses Thema so

1CDC. National Centre for Health Statistics. Life Expectancy. https://www.cdc.gov/nchs/fastats/life-expectancy.htm . [Accessed on December 18, 2016]

3

Bakterielle Resistenz

4

Bakterielle Resistenz

5

• WHO Statement 2014-

“Antibiotic resistance is a serious threat [that] is no longer a prediction for the future, it is happening

right now in every region of the world and has the potential to affect anyone, of any age, in any

country”

Bakterielle Resistenz

6

Bakterielle Resistenz

7

Bakterielle Resistenz

8

9

10

Bakterielle Resistenz

GPIU Study

Update 2019 pending

11

Resistenzentwicklung

ESBL in der SchweizMensch

ARCH-Vet & anresis.ch Joint report 2013

12

Resistenzmechanismen

13

Die Gründe

ESBL in der SchweizTier

ARCH-Vet & anresis.ch Joint report 2013

% ESBL /AmpC Poulet Schwein

Selektivkultur 27.7% 9.4%

AbgepacktesCH Fleisch

73.3%

14

Die Gründe

15

Die Gründe

16

Die Gründe

17

1. Weniger Antibiotika verabreichen

2. Die richtige Substanz für die richtige Indikation

3. Kürzere Therapiedauer

Antibiotic Stewardship

18

Antibiotic Stewardship

19

Welche Substanz eignet sich am besten

20

Effizienz der Substanzen

Substanz Parenteral Oral

Tagesdosis Serum- Kon-zentration

Tagesdosis Serum- Kon-zentration

Ciprofloxacin 2x 400mg 2mg/L 2x500mg 1.5mg/L

Levofloxacin 2x 500mg 6mg/L 2x500mg 5.5mg/L

Bactrim 2x160/800mg 1-2mg/L // 40-60mg/l

2x160/800mg 1-2mg/L // 40-60mg/l

Amoxicillin 3x1g 22 mg/L 3x750mg 11 mg/L

Amoxi +BLI 3x 1.2g 22mg/L // 5.6 mg/l

2x1g 11.6mg/L // 2.2mg/L

Cefuroxim 3x1.5g >99 mg/L 2x 500mg 5-8 mg/L

Risiko einer Unterdosierung und grosse Gefahr einer Resistenzbildung

21

Asymptomatische Bakteriurie

22

Asymptomatische Bakteriurie

55 Jährige Patientin kommt in die Sprechstunde

Keine Symptome

DipStix: Positiv für Leukozyten-Esterase, Blut und Nitrit

Urinkultur: 104x E.coli

Therapie?

23

Asymptomatische Bakteriurie

24

Gruppe A Keine TherapieGruppe B Antibiotische Therapie

25

Resistenzmuster

26

Risiko-Faktoren:

Diabetes Mellitus?

Demenz?

Orthopädischer Eingriff?

Immunsuppression?

Postmenopausale Frauen ?

Asymptomatische Bakteriurie

27

Asymptomatische Bakteriurie

28

Asymptomatische Bakteriurie

Regel Nr. 13

Die beste ärztliche Betreuung besteht darin, so wenig wie möglich zu tun, davon aber reichlich.

29

Rezidivierende Harnwegsinfekte

30

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Mobley et.al. Expert Review Vaccines 2012

31

� mind. 3x Episoden/Jahr!!

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Extrinsische Faktoren:

• GV• Verhütungsmethode

Intrinsiche Faktoren:

• Wandhaftigkeit der Bakterien• Vaginale bakterielle Flora

32

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Postkoitale Prophylaxe:• Miktion nach dem GV• Wechsel der Verhütungsmethode (V.a. keine Spermatozide)• Postkoitale Antibiotika-Einnahme

33

Urologische Abklärung empfohlen v.a. bei

• Fehlender Besserung unter antibiotischer

Therapie

• Neurologischem Grundleiden

• Nach Uro-gynäkologischen Eingriffen (z.B. TVT)

• Inkontinenz

• Frauen über 40 Jahre mit Nikotin Abusus oder

pos. FA für Blasen-Ca

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Urinkultur

34

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

• Randomisierte Studie von 140 Frauen• Hatten 3 Episoden von HWI/ Jahr• Unterteilt in :

• Gruppe A: Intervention übliche Trinkmenge plus 1.5L/d • Gruppe B: Kontrolle übliche Trinkmenge

35

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

36

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

BMC Medicine 2010

37

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

Gagyor I et al. BMJ 2015

38

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

39

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

40

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

Urovaxom©

41

Rezidivierende HarnwegsinfekteAlternativen zur antibiotischen Therapie?

42

Rezidivierende Harnwegsinfekte

43

Nitrofurantoin 3x 100mg für 5 Tage vs. Fosfomycin 3g 1xmal

Unkomplizierte Harnwegsinfekte

44

1.Patienten mit Fremdmaterial

• Dauer Katheter

• Zystofixkatheter

• Pigtail (DJ)- Katheter

• Nephrostomie-Katheter

2.Komplizierte Harnwegsinfekte

Urologische Patienten

45

• Therapie nur bei klarer Symptomatik• Cave: Dip Stix und Urinsediment weisen immer eine Pyurie auf->

Keine Indikation zur Therapie!

• Abnahme einer Urinkultur (Komplizierte Infekte)• Bei negativem Ergebnis Stopp!

• Wechsel des Fremdmaterial unter der antibiotischen Therapie• Biofilmbildung der Bakterien-> Keine Wirkung der Antibiotika am

Fremdmaterial

Patienten mit Fremdmaterial

46

• Höhere Raten an Therapieversagen

• Höhere Resistenzraten : Beste empirische orale Medikation bis 20% Therapie Versagen

• Empfehlung 3.Generation Cephalosporin i.v. ; bei V.a. ESBL Ertapenem 1g i.v.

• Abnahme einer Urinkultur vor Beginn einer Therapie!!!

• Urologische Vorstellung zu Beurteilung von komplizierenden Faktoren (z.B. Obstruktion, Funktionsstörung)

Komplizierte Harnwegsinfekte

47

Fluorochinolone

48

Fluorochinolone CH

49

Fluorochinolone

50

Breitestes Spektrum für orale Anwendung

Ciprofloxacin einzige orale antimikrobielle Substanz für Pseudomonas aeruginosa

• Cave: Empfohlene Dosis 750mg 2xTag (Low IntrinsicResistance)

Sehr gute Penetration in Nierengewebe, Prostata und Hoden/Nebenhoden

The Good

51

• Hohe Resistenzentwicklung während Therapie bei Gram positiven Erregern

• Steigende Resistenzraten (Aktuell >20% in CH)

• Kreuzresistenz in allen Chinolonen

• Reduzierte Resorption mit metallischen Ionen (z.B. Ca, Supradyn Multivitamin, Zink, Mg, Al, Cu, Fe etc.)

The Bad

52

The UglyFDA 2016 issued

Black Box Warning

53

The Ugly

54

• Nebenwirkungen: Diarrhoe and Emesis; Sehnen- Gelenk-

Muskelstörungen, Netzhautablösung, Aorten-Aneurysma,

Insomnie, Ruhelosigkeit, Fatigue, Epileptische Anfälle, und

Psychose

• Ca. 31 500 000 Verschreibung pro Jahr in den USA

• USA: 1 Fall pro 3 000 000 Verschreibungen

• Kanada: 1 Fall pro 1 000 000 Verschreibungen

• >2500 Gerichtsklagen wegen Sehnenriss unter Chinolontherapie

The Ugly

55

• Fluorochinolone bleiben einer der wichtigsten Bestandteile der antibiotischen Therapie � v.a. bei chronischer Prostatitis, und komplexen HWI

• Leider zeigt sich in der Realität eine schlechte Anwendung von Chinolonen bezüglich Indikation, Dosis und Dauer der Therapie

• 41% unkomplizierter HWIs mit Ciprofloxacin behandelt

56

Empfehlung:

• Keine Therapie eines unkomplizierten Harnwegsinfekt mit

Chinolonen

• Keine Prophylaxe für HWI mit Ciprofloxacin

• Therapie soll nur mit höherer benefit-to-harm ratio für den

Patienten durchgeführt werden

57

• Die antibiotische Resistenzlage ist eine der grössten Gefahren für

die Zukunft unserer Zivilisation

• Wir treiben diese Gefahr an, es liegt an uns, diese zu reduzieren

• Asymptomatische Bakteriurie soll nicht behandelt werden!

• Alternativen bei rezidivierenden Harnwegsinfekten ausschöpfen

• Urologische Abklärung bei komplizierten und rezidivierenden HWI

• Cefuroxim p.o. nur als letzte Wahl!

• Flurochinolone nur bei komplizierten Infekten

(Epididymitis, Prostatitis, Pyelonephritis)

Take Home Message

Klinik für Urologie

Sharon.waisbrod@spital-limmattal.ch

Alexander.mueller@spital-limmattal.ch