Zimmer-Kultur

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Letzteres, den Thatbestand in Zweifel ziehende Schreiben rief in derselben Zeitung folgende Entgegnung aus Athen vom 28. Jiinner hervor: ,Der Wald, yon dessen Tannen wir Erwi~hnung gethan haben~ existirt trotz ungliiubigem Liingnen, wir besitzen ihn. %icht blos die Botaniker-Touristen haben diesen Waid nicht aufgesucht und gesehen, sondern selbst die so reich ansgertistete franziisische Expedition der Jahre 1828 bis 1830 ist um ihn herumgegangen. Will der Mtinchener Correspondent ihn ansehen, so miige er sich in den Peloponnes~ Pro- vinz Arkadien, begeben, dort die Eparchie Gortys aufsuchen und nach den Ortschaften Alonistena~ B?tina~ Chrysovitza, Maganliana und Dimi- zana fragen, zwisehen welchen der Wald in unzugfinglichem Gebirgs- land liegt, bei welcher Wanderung er hiichtens bemerken kann, dass die Gegend nicht im Osten des Peloponnes liegt, sondern in der Mitte. Alle Karten zeigen ein Gebirge, -- einen grossen Raum, yon keinen Orts~haftsnamen eingenommen."

Z i m m e r - K u l t u r . Es ist eine wahre Erheiterung des Gemtiths, eine angenehme Zer-

streuung von unangenehmen Geschiiften, wenn man in seinen Zimmern znr Winterszeit schi~n griine, sch0n bltihende Pflanzen besitz$, hn All- gemeinen ist man dbr Meinung, dass Zimmerkultur unter Einfluss des tleizens nicht immer miiglich sei, und doch, wie uns Dr. Rege l in seiner ~Gartenflora" (Januar 1860) mittheilt, gedeihen manche Pflanzen im Zimmer fast besser als im Gewiichshause. Dr. R e g e I meint abet nicht in Zimmern, wo Oefen eine strahlende Warme geben, sondern wo die ganzen Hiiuser gleichmiissig geheizt werden. In Wien ist die Meissner'sche Heizung in den meisten grossen Hiiusern eingefiihrt, nnd doch finden wir nicht jenen Reichthum ~ jene FiiUe an Pflanzen, wie man glauben soltte. Dr. R e g e l ftihrt einige in St. Petersburg in den Zimmern allgemein eingebtirgerte Pfianzen anf~ die nicht nur fiir kurze Zeit gedeihen und dann dnrch andere Pflanzen wieder ersetzt werden mfissen, sondern den ganzen Winter hindurch das Auge er- giitzen. -- Der Epheu (Iledera Helix) und die antarelische Rebe (Cissus antarelica) werden fast in jeder Wohnung gezogen, theils um Spaliere zu bekleiden, theils zur Bildung yon Lauben und BOgen, unter denen man sich am Fenster Sitze bildet; -- Olea fragrans~ der wohlrie- chende Oelbaum Japan's und China's gedeiht im Zimmer noch besser und entwiekelt seine BIumen noch dankbarer als im Gewiichshanse; anch der Kaffeebaum (Coffea arabica) gedeiht im Zimmer vortrefflich, trfigt Blumen nnd Frtichte in reichlicher Menge; man wfihle aber zur Zimmerkultur junge~ niedrige Exemplare, und man wird an dem schiinen immer grtinen Laubeund an den r5thlichbraunen Friichten viele Freude haben ;--- Dracaenaund Cordyline gedeihen, mit Ausnahme der roth- und buntblfitterigen Arten~ alle gut im Zimmer; -- der Theebaum (Thea viri- dis L. und 7'hea Bohea L.) gedeiht auch sehr gut~ und blliht vomHerbste

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an fast den ganzen Winter hindurch; dann folgen die Camelien, Ficus- Arten etc. -- Schliesslich beschreibt Hr. Dr. R ege l den Zimmergarten des Hrn. v. L u c h m a n o f f in St. Petersburg, in welchem eine Menge yon seltenenPflanzen cultivirt werden. Da sieht man m~ichtigeExemplare der Ravenala madagascariensis Sonn . , die fast his zur Decke des hohen Zimmers reichen ; die Coecotobtt excoriata L., die einen 8 Fuss hohen immergrfinen Stranch bildet; - - Coceoloba rugosa D e s f., Coco. uvifera L., C. nymphaeifolia und C. pubescens L.; unter den Palmen finden sich die Elfenbeinpatme, die Stelzenpalme, Thrinax, Orania, Livistona, Areca, Scaforthia, Caryota etc.; die illo.nstera Linnea C. Koch gedeiht ebenfalls so iippig wie im feuchten Warmhause; die Heriliera Fischeri bildet einen 10 Fuss hohen Strauch mit fusstangen fippigen Blfittern, die ~ledinilla "magnifiea L i n d I. gedeiht hi)chst iippig und bltiht j'/ihrlich in prachtvoller Schiinheit; die Pachira ma~roearpa Hock. mit weissen Blumen, aus der eine Masse yon fastfnsslangen Staubf'/iden hervorragt, u. s. w. Herr L u c h m a n of f hat seine u sorgffiltig controllirt und gibt HolTnung~ die Resuttate derselben zu ver- iiffentlichen. S r.

P e r s o n a l n o t i z e n . - - Dr. A. E. F t i r n r o h r , Lycealprofessor and Redakteur der

Flora in Regensbnrg, wurde vom K~nig yon Bayern durch Verleihung des Ritterkreuzes I. Classe des Verdiensordens yore hell. Michael aus- gezeichnet.

- - H e r m a n n und R o b e r t S c h l a g i n t w e i t erhielten yore Ki)nig in Hannover den Guelphen-Orden 4. Classe,

-- Von der botanischen Gesellschaft zu Regensburg wurden als Mitglieder aufgenommen : Professor Dr. K i e s e r in Jena, W. G fi m b e t in ~Itinchen, P. R e i n s c h in Erlangen, Professor Dr. R a d I k o fe r in Miinchen, Dr. Th. M. F r i e s inUpsala, Dr. K. J L 0 n n r o t h in Upsala, Prof. Dr. L o r e n z in Flume, Dr. Ed~lard v. M a r t e n s in Berlin, Dr. iNyla n d e r in Paris, Prof. Dr. P a n c i c in Belgrad und Dr. J. Mi i l l e r in Genf.

Die ki)n. baierische Akademie der Wissenschaften hat als neu gewfihlte Mitglieder proklamirt: W. J. H o o k e r , Direktor des Kew- Gartens als Ehren-Mitglied; Dr. C. iN~igeli, Professor in Miinchen, als ausserordentliches Mitglied; Dr. G. D. K i e s e r , Professor in Jena, a[s auswartiges Mitglied, nnd Dr. A. E. F f i r n r o h r in Regensburg, Dr. Wilh. H o f m e i s t e r in Leipzig und Dr. Georg B e n t h a m in Lon-, don als Correspondenten.

J. K. H a s s k a r l erhielt yon der Universitat Greifswaide das Diplom als Doctor Philosophiae at Magister artium liberalium honoris causa~

Kar l K r e u t z er , bisher Scriptor an der Bibliothek des poly- technischen Institutes zu Wien, wurde zum zweiten Custos an der Wiener Universitats-Bibliothek ernannt.