Zum Einfluss der Monojodessigsäure auf die Bakterielle Milchsäurebildung

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~8. FEBRUAR i933 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . 7 265

des Sag i t t a lo r thod iagramms, t den gr613ten, bei f ronta ler S t r ah l en r i ch tnng z u e rmi t t e lnden Tie fendurchmesser des Her - zens und k eine K o n s t a n t e yon o,63, die der Herz fo rm ent- sprechend, i n der Mit re des ffir das Ellipsoid: (o,67) und f i i r das Parabolo id (o,59) ge l tenden Fak t0rs liegt. Ftir das auf d iese Weise e r rechne te t -Ierzvolumen g ib t das K6rpergewich t das bes te Kor re la t ab, sofern es sich u m normal gewachsene, n ich t fe t t le ibige Ind iv iduen handel t . Der t i e t z q u o t i e n t (Herz- v o l u m e n in K u b i k z e n t i m e t e r / K 6 r p e r n a c k t g e w i c h t in Kilo- g ramm) schwank t dann normalerweise bei MXnnern zwischen 8 und I i und bei F r a u e n zwischen 7"und io .

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ZUM EINFLUSS D E R MONOJODESSIGSAURE A U F DIE B A K T E R I E L L E MILCHSAUREBILDUNG.

V o n

Dr. KORT MEYEr. Aus der Bakteriotogischen Abteilung des RudolfVirchow-Krankenhauses in Berlin.

Die Beobach tung LIIlqI~SGAARI~S ~, dab MonojodessigsXure (3~JE.) die Milchs~urebi ldung in a rbe i tenden Muskeln aufhebt , h a t umwalzend auf die Lehre v o m Chemismus der Muskel- kon t r ak t ion gewirkt . I h r e B e d e u t u n g war d a m i t aber noch n ieh t ersch6pft . Da die Milchs~urebi ldung einen der wich- t igs ten nnd ve rb re i t e t s t en u im biologischen Abbau des Zuckers darstel l t , l a g die Frage nahe, ob auch andere Zuckerabbauprozesse du t ch M J E . beeint luBt werden.

I n der T a t konn te berei ts LUNDSGAARD 2 selbst zeigen, dat3 s u c h die alkoholisehe Zuckerverg~rung dnrch Here yon I~[JE. ve rh inde r t wird. Dagegen konnte er ffir den o x y d a t i v e n Zuckerabbau , wie iibrigens auch ffir die Inve r t a sewi rkung der Hefe, keinen EinfluB der S~ure feststellen.

L ine besonders wicht ige Rel ic spielen m i t Milehs~nre- b i ldung e inhergehende Zuckerspa l tungen be im bakteriellen Zuckerabbau. I s t doeh die seit a l ther bekann te S~uerung der Milch ein bakter ie l le r ProzeB, und such bei pa thogenen ]3ak- te r ien is t die Milchst turebildung weir verbre i te t . Es mul3te yon In teresse sein zu untersuchen, ob auch die bakter ie l le MilchsAurebildung durch M J E . g e h e m m t wird.

HINSB~I~G und ttOLLA~Da haben ktirzlich in dieser Wschr. fiber Versuche, die sich mi t dieser Frage besch~ftigen, be- r ichtet . Sie s te l l ten lest, dab die spon tane Milchger innung du rch N J E . verz6ger t oder ganz unterdr f ick t wird. Obwohl die Auto ren dies n ich t d i rek t aussprechen, soll du tch ihre Ver- suche wohl da rge tan werden, dab die bakter ie l le Milchs~ure- b i ldung in ana loger Weise wie die im Niuskel durch M J E . g e h e m m t wird.

Dieser SchluB kann aber, wie mir scheint, aus ihren Ver- suchen n ich t ohne weiteres gezogen werden. Man darf n ich t fibersehen, dab die spontane Milchger innung yon zwei ver- schiedenen Prozessen abh~ngig ist. E i n m a l yon der Ver- m e h r u n g der yon aul3en in die Milch h ine ingelangten Milch-

Klinische Wochenschrift, x2. Jahrg.

st turebakterien, sodann v o n d e r von jedem einzelnen Bakte r ien gebi ldeten S~uremenge . Nun bes i tz t die MJE. stark bactericide und besonders entwicklungshemmende Eigenscha]ten. Es is t da- her selbstverst/~ndlich, dab sie, wie jedes Ant i sep t icum, in be, s t imm• Konzen t ra t ionen die Mi!chsi~urebildung h e m m t . L ine elektlve Wirkung der MJE. au] diesen Prozefl, analog der au] die Milchsdurebildung im Muskel, W~re aber erst dann erwiesen, wenn gezeigt wfirde, dab die Stiuerung noch durch Dosen yon M J E . g e h e m m t wird, b e i denen sonst ige Lebens- ~uBerungen der ]3akterien keine Sch~digung erfahren. Inwie- wel t dies bei den Versuchen der genann ten Au t0 ren der Fal l war, darfiber l inden sich in der Arbe i t keine Angaben.

Ich selbst biri seit e in ige r Zeit m i t Un te r suchungen in gleicher R i c h t u n g beschgft igt , fiber die in e iner demn/~chst in der Biochem. Z. erscheinenden Arbeit , auf die wegen aller Einze lhe i ten verwlesen werden muB, ber ich te t wird. I m Hin- blick anf di e Mi t te i lung v0n HINSBERG Ul/r HOLLAND m6chte ich jedoch auch an dieser Stelie kurz zu der F rage Ste l lung nehmen.

Meine Versuche bezogen sich auf den EinfluB der M J E . auf die S~urebi ldung in Traubenzuckerboui l lon dureh En t e ro - kokken, also typiseheMichs / iurebi ldner . U m zun~chst den Fak- fo r der B a k t e r i e n v e r m e h r u n g ganz auszuschal ten , so dal3 nur noeh der ProzeB der Milchs/~urebildung selbst i n Frage kam, lieB ich die Bakte r ien yon Vornherein in m a x i m a l e r Menge, die eine wei tere Ve rmehrung aussehlol3, a{ff die N/~hrflfissigkeit (0,5 % Traubenzuckerboui l lon) einwirken. Dabei ergab sich, daft MJE. in Dosen, die keine nennenswerte bactericide Wirkung erkennen liefien (1/5000 molar), die Saurebildung vSllig unter- dri~ckte und in Mengen, die noch welt darunter lagen (I : 2 o0o ooo molar), eine deutliehe Hemmungswirkung ausi~bte. Offenbar hande l t es sich also u m eine elektive Wirkung der MJE. au] den Prozefl der Milchs~iurebildung.

Dal~ diese Wi rkung eine spezifisehe war, zeigte ein Ver- gleich m i t anderen Antisept icis wie Phenol und Fo rma ldehyd .

Diese unterdri~ekten die S~urebildung v611ig nur in Konzen- trationen (i/] 0 m01. beim Phenol und 1/500 reel. beim Formaldehyd), die bereits in wenigen Stunden die Abt6tung der Bakterlen be- wirkten. Line Verminderung der S~urebildung war beim Phenol nur bei wenig darunterliegenden (1]50 reel.), ~fir Formaldehyd bei etwas st~rkeren Verdfinnungen (1/2000 reel,) nachweisbar. Setzt man die Konzentrationen, die noch einen EinfluB auf die S~ure- bildung erkennen lassen, mit denen, die innerhalb einer Stunde Abt6tung bewirkten, in Vergleich, so ergibt sich bei de rMJE , ein VerhMtnis yon I : 2o0000, beim Formaldehyd dagegen ein solches yon i : 4 ~ und bei Phenol yon I : 5.

Mit anderen Wor ten : Au] gteiche abt6tende Wirkung be- zogen, war, die ttemmungswirkung gegeni~ber der Milehs(~ure- bildung bei der MJE..5000real st(~rker als beim 2'ormaldehyd und 40 000 mal stgrker als beim Phenol. Ihre Spezif i t~t k o m m t in diesen Zahlen aufs e indringl ichste z u m Ausdruck.

U m dem Einwand zu begegnen, dab bei dieser Versuchs- ano rdnung s ich die ]3akterien un te r der W i r k u n g der M J E . in e inem Zus tand zwar n ieht aufgehobener , aber doch ge- h e m m t e r Lebenst/~tigkeit befanden, und dab aus diesem Grund e, gleichsam erst seku,nd~r, die Milchs~urebi ldung un te rdr f ick t war, wurde in wei teren Versuchsreihen gepriift , ob in Gegen- war t yon MJE. -Dosen , die die- Vermehrung der Bakterien zulassen, also die empfindl ichs te Lebensreak t ion nicht beein- fiussen, die Stturebildung g e h e m m t ist. Auch dies war der Tall.

E ine vollsttLndige Unte rd r f i ckung war zwar auch bei der Grenzdosis, die gerade Iloch eine Ve rmehrung zulieB (I/5000mol.), n ich t festzustellen. Viel leicht is t der in der S~urebi ldung z u m Ausdruck kommende Zuckerabbau Bed ingung des Ver- mehrungsprozesses. Es war aber noch bei Dosen, die n icht den ger ingsten EinfluB auf die Ve rmehrung der Bak te r i en erkennen liel3en, und selbst bei Bruchte i len dieser Mengen (1/1050000 molar) eine deut l iche H e m m u n g der SXurebildung zu erkennen. Aucli du tch diese Versuche wurde also der Nachweis einer eleletiven Schddigung des Zuekerabbauver- m6gens der Bakterien durch die MJE. erbracht .

Die spezi/isehc Wirkung zeigte sich bei dieser Versuchs- anordnung darin, dab bei Phenol und Formaldehyd , sobald t iberhaupt Ve rmehrung eintrat , die St iurebildung nur un- wesent l ich ve rminde r t Und bei nur e twas darun te r l i egenden Dosen f iberhaupt n icht g e h e m m t war.

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266 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . Nr. 7 18. FEBRUAR 1933

Die Hemmungswirkung der ~ J E . auf die S~urebildung erstreckte sich also auch bei dieser Versuehsanordnung fiber einen weit gr6Beren I(onzentrationsbereich als die des Phenols und des Formaldehyds. Diese eigenartige ganz allmAhliche Abnahme der Hemmung bei sinkender Konzentrat lon der MJE. kommt fibrigens auch in den Versuchen yon HINSBERG und HOLLAND deutlich zum Ausdruck.

Mit dieser Erscheinung dfirfte auch die Tatsache im Zu- sammenhang stehen, dab der t)bergang yon eben beginnender zu yoU entwickelter Vermehrung der Bakterien mit abnehmender Konzentration des Giftes bei der MJE. viel allm~hlicher erfolgt als bei Phenol und Formaldehyd. Die Erkl~trung ist vielleicht darin zu suchen, dab die MJE. nicht die Zelle als Ganzes, sondern nur eine Teilfunktion, den zur Assimila- tion notwendigen Zuckerabbau, sch~digt. Die Bakterien werden sich daher zwar in dem Augenblick zu vermehren beginnen, wo die Menge der MJE. die ersten Spuren des Zuckerabbaues erm6glicht. Die Vermehrung wird abet erst dann zu ihrer vollen H6he gelangen kSnnen, wenn die Menge der MJE, so weir gesunken ist, dab der Zuckerabbau nicht mehr nennenswert gehemmt wird. Dieser Grenzwert wird aber, wie wir oben gesehen haben, erst bei einer erheblich niedrigeren Konzentrat ion erreicht.

Ebenso dfirfte die bei der MJE. ungew6hnlich groBe Spanne zwischen abt6tender und entwicldungshemmender .Dosis darauf zurfickzuffihren sein, dab die durch kleinste Giftmengen bewirkte Hemmung eines lebenswichtigen Stoffwechsel- vorganges wohl die Vermehrung der Bakterien verhindert, dab aber zur Abt6tung weir h6here Konzentrationen, die die ganze Zelle sch~digen, erforderlich sind.

Zusammen]assung: Im Gegensatz zu Formaldehyd und Phenol hemmt Mono]odessigsgure die balcterielle Milchsgure- bildung noch in Mengen, die weir unter der abtStenden Konzen- tration liegen. Die Hemmung ist aueh nachweisbar gegenfiber der Sdiurebildung sich vermehrender, also in roller Lebensf~hig- keit befindlicher Bakterien.

Die Wirkung der Monojodessigs~ture auf die bakterielle 2r ist demnach dhnlich elektiv und spezi/isch wie die Wirkung au/ die Milchs,~urebildung i~n arbeitenden Muskel.

Durch die elektive Wirkung auf die Milchs~urebildung dfirJfte sich die grofie Spanne zwischen abt6tender und entwick- lungshemmender Konzentration der Monojodessigs~ure er- kl~ren.

L i t e r a t u r : 1 E. LUNDSGAARD, Biochem. Z. 217, ISZ (193o). -- 2 E. LUNDSGAARD, Biochem. Z. 22o, I (193o). -- ~ K. HINSBERG U. G. HOLLAND, Klin. Wschr. x932, 1338.

UBER DIE RUHIGSTELLUNG DER LUNGE BEI DER KOLLAPSTHERAPIE*.

Won

Dr. ERNST BRIEGER, Prim~irarzt am st~dt. Tuberlmlosekrankenhaus Breslau-Herrnprotseh, Privatdozent an

der Universit i i t Breslau.

Mit einer gewissen SelbstverstAndlichkeit n immt man an, dab die verschiedenen Verfahren der LungenkoUaps- therapie, an erster Stelle der l~i~nstlich~ Pneumothorax, die RuhigsteUung des erkrankten Organs herbeiffihren. Gerade beim kiinstlichen Pneumothorax vergleicht man gem die Wirkung auI die Lunge mit der Ruhigstellung der Extremit~t bei einer Fraktur und macht sich und den Pat ienten den Eingriif dadurch verst~ndlieh.

Diese uns ganz gel~ufige Vorstellung ist durch experimen- telle physiologische Untersuchungen gestfitzt worden. Die grundlegenden Beobachtungen yon GEPPa~RT und SACKUR fiber die Wirkung des Pneumothorax auf Gaswechsel und Sauerstoffs~tttigung des arteriellen Blutes beim Versuchs- tier gingen yon der selbstverst~tndlichen Voraussetzung aus, dab die Kollapslunge ruhiggestellt ist. Auch die Unter- suchungen yon LEBI~.aNC, der mit modernerer Methodik

* Nach einem u gehalten in tier Sehlesischen Gesellsehaft fax vaterl/indisehe Kultur am 22. Jul i 1932.

bestAtigte, dab beim einseitigen Neschlossenen Pneumo- thorax Gaswechsel und SauerstoffsAttigung normal blieb, wurden so gedeutet, dab die Kollapslunge ,,ruhiggestellt" und praktisch aus der Atmung ausgeschaltet ware, so dab die gesamte Leistung im Atmungsbetriebe (Lfiftung und Durchblutung) yon der anderen Lunge fibernommen wird, die dalnit die doppelte Arbeit leiste.

Trotzdem konnte der Physiologe Atembewegungen der Kollapslunge im geschlossenen Pneumothoraxraum nicht gAnzlich ausschlieBen. MURALT hat in seinem klassischen Pneumothoraxbuch in den Skizzen, die die Atemmechanik erl~utern sollen, gewisse Schwankungen der Kollapslunge angenommen, solange wenigstens der Druck im Pneumo, thoraxraum negativ bleibt. Auch der Kliniker konnte nicht an der Beobachtung vorbeigehen, dab die Inspirationsstellung der Kollapslunge bei der R6ntgenuntersuchung wesentlich anders lag als in der Exspiration. ALEXANDER hat z. B. in SAUERB~UCHS ,,Chirurgie der Brustorgane" das R6ntgen- bild eines Pneumothorax bei tiefster In- und Exspiration abgebildet und aus der aul3erordentlichen Verschiebung der Lungellgrenzen geschlossen, dab in erster Linie das Media- s t inum stark verschoben wird, dab aber, ,,solange im In- spirium noch negativer Druck zustande kommt, noch LuSt in die Kollapslunge eindringen kann, d. h. sie atmet in ge- ringem AusmaBe weiter". Auch SAUERBRUCH macht an der gleichen Stelle auf Atembewegungen der Kollapslunge bei negativen Druckwerten aufmerksam. Dagegen n immt ALEX- A~DER als selbstverst~ndlich an, dab ,,wenn Nulldruck er- reicht ist, die Lunge nicht mehr an der Atmung tei lnimmt". Dieser Fall t r i t t aber beim geschlossenen Pneumothorax bekanntlich niemals ein -- es werden ja immer Druckschwan- kungen beobachtet. Selbst wenn diese Druckschwankungen inspiratorisch negative und exspiratorisch Pluswerte zeigen, kann, wie die R6ntgenbilder eines entsprechenden Falles zeigen, doch neben der Mediastinalwanderung die Kollaps- lunge nicht unwesentlich ventiliert werden.

In einer sorgf~tltigen Arbeit fiber die Frage der operativen ZwerchfellAhmung bringt SCHIPPENKOTTER klar zum Aus- druck; ,,eine kollabierte Lunge braucht nicht ruhiggestellt, eine ruhiggestellte Lunge nicht kollabiert zu sein". SpAter hat KOCHS aus Bestimmungen der Vitalkapazit~t beim Pneumothorax geschlossen, dab die ,,Pneulunge nicht still- steht, sondern nur bis zu einem gewissen Grade -- dab die gewfinschte Ruhigstellung nut einige Tage vorhanden war und dab es nicht die gesunde Lunge ist, die kompensatorisch eintrit t".

Die Tatsache der Beteiligung der Kollapslunge an der Atmung wird in diesen Untersuchungen anerkannt , das Ausmal3 der Beteiligung aber nicht klar erfaBt.

Erst die Beobachtungen beim doppelseitigen Pneumo- thorax muBten den Kliniker nachdenklich stimmen. LIEBER- MEISTER hat auf die sehr interessanten Untersuchungen yon tIELLIN aus dem Jahre 19o 7 aufmerksam gemacht, der beim Kaninchen einen doppelseitigen Pneumothorax, ja sogar einen doppelseitigen offenen Pneumothorax ohne Kompli- kationen durchffihren konnte. Die t~gliche Beobachtung, die man beliebig durch R6ntgenbilder illustrieren kann, be- weist, dab die Kollapslunge nicht nur geringfiigige Atem- bewegungen ausffihrt, sondern tats~chlich an der Atmung anscheinend in normaler Weise tei lnimmt (FRIEDLAND).

Trotz dieser empirischen Feststellung und trotz der ein- Iachen physikalischen l:lberlegung, dab der Druck im ge- schlossenen Pneumothorax auI -- IOO ansteigen miiBte, wenn die Kollapslunge nur um lO% hinter den Volumenschwan- kungen des ]3rustkorbes zurfickbleibt oder dab bei den beobachteten Drucken yon h6chstens -- 20 cm Wasser die Volumenschwankungen der Kollapslunge hSehstens um 1% hinter den Volumenschwankungen des Thorax zurfick- bleiben, kann doch nur das physiologische Experiment end- gfiltige Aufkl~rung fiber die Atemleistung der Kollapslunge geben. Dieses Experiment muB am doppelseitigen Pneumo- thorax durchgefiihrt werden, weil beim einseitigen die N[edia- stinalverschiebungen und die Beteiligung der gesunden Lunge als unbekannte Gr6Ben auftreten.