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Ausgabe Nr. 276/April 2011 ScheibenWischer Informationen für die Beschäftigten der Daimler AG im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW Von Erprobungsfahrten und „Chauffeusen“ Seite 6 Fremdarbeitskräfte in der Entwicklung Seite 9 Unternehmen vergibt Integralträger für neue C-Klasse fremd Seite 12

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1 Nr. 276/April 2011Ausgabe Nr. 276/April 2011

ScheibenWischerInformationen für die Beschäftigten der Daimler AG im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW

Von Erprobungsfahrten und „Chauffeusen“ Seite 6

Fremdarbeitskräfte in der Entwicklung Seite 9

Unternehmen vergibt Integralträger für neue C-Klasse fremd Seite 12

OperatiOn Übernahme

gelungen

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Edit

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Arbeitnehmerthemen spielten im Wahlkampf keine Rolle

Wolfgang NiekeBetriebsratsvorsitzender

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind vorbei. Die politischen Konstellationen haben sich von Rot zu Rot-Grün in Rheinland-Pfalz und zu Grün-Rot in Baden-Württemberg verändert. Alle Kommentatoren waren sich einig: Die Katastrophe in Japan hat diese Wahlen geprägt und in Baden-Württemberg hat zusätzlich Stuttgart 21 den Wechsel vorangetrieben. Eines haben diese Wahlen aber auch gezeigt: Politische Machtverhältnisse sind keine „Erbfried-höfe“. Dem kometenhaften Aufstieg der FDP bei der Bundestagswahl 2009 folgt der tiefe Absturz in der Gunst der Wähler bei den Landtags-wahlen in diesem Jahr. Auch die Grünen sind davor nicht gefeit und die Sozialdemokraten müssen immer noch spüren, dass sie mit der Agenda 2010 von Gerhard Schröder, den Harz-IV-Gesetzen und der Rente mit 67 bis heute einen Teil ihrer Stammwähler nicht zurückgeholt haben. Gerade darin aber liegt aus Arbeitnehmersicht das Dilemma der vergangenen Wahlen: Die Themen, die uns betreffen, spielten im Wahlkampf eine geringe bis keine Rolle. Für uns IG Metaller bleiben sie aber auf der Tagesordnung und wir werden die politischen Akteure in Bund und Land weiterhin daran messen, ob sie die alten Lösungen fortführen oder ob Politik sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.

Wir werden die gestärkte Mehrheit von Rot-Grün im Bundesrat daran messen, ob sie die widersinnige Rente mit 67 zurückführt. Die IG Metall fordert: Wer 40 Jahre lang in die Rentenversicherung einbezahlt hat,

muss mit 60 ohne Abschläge in Rente gehen können. Schon heute ist es für viele Kolleginnen und Kollegen schwer bis 60 in den Fabrikhallen zu arbeiten.

Grün-Rot wird gerade in Baden-Württemberg die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie suchen müssen. Ich bin mir sicher, dass auch den Grünen klar ist, dass Baden-Württemberg seinen Erfolg zu einem großen Teil dem Maschinenbau und der hiesigen Automobilindustrie verdankt. Japan lehrt: Energie muss sozial und ökologisch verträglich erzeugt werden und ohne Restrisiko. Daimler treibt neue Antriebstechniken und Elektromobilität mit Batterien oder Brennstoffzellen voran. Sowohl das Unternehmen als auch die grün-rote Landesregierung müssten jetzt die Chance nutzen und dieses Industrieland zu einer Spitzenregion für neue umweltfreundliche Antriebskonzepte machen. Dann hätten sie die Lehre aus Japan richtig verstanden.

Herzlichst

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Glosse

Die Weisheit unserer Vorstände bleibt unerreichtVon Dieter Gerlach

Für die Belegschaft eines Unternehmens gibt es nichts Beruhigenderes als in die Fähigkeiten der eigenen Geschäftsfüh-rung vertrauen zu können.

Uns kann eh keiner wasSich mit Urvertrauen in der Weisheit der Ge-schäftsführung geborgen zu fühlen ist keine Kleinigkeit. Gibt es doch unzählige Beispiele wie große Firmen einfach verschwunden sind, weil deren Geschäftsführungen technische oder gesellschaftliche Trends verschliefen oder die Mitwettbewerber unterschätzten (Von Konkurrenten spricht das moderne Ma-nagement nicht mehr). Man war übermütig der Meinung: Uns kann eh keiner was! Und so war unsere Geschäftsführung Mitte der 1980er Jahre mit der Ausweitung des Kernge-schäftes beschäftigt und erwarb Unternehmen wie MTU, AEG oder Dornier. Viele Milliarden später merkten sie, dass es das nicht wirklich

bringt. Daraufhin schlug Daimler die Rolle rückwärts und konzentrierte sich wieder auf das Kerngeschäft. Wieder einige Milliarden, eine Hochzeit im Himmel und eine Scheidungen auf Erden später, entschied die Geschäftsführung sich neuerlich auf die eigenen Stärken zu kon-zentrieren.

MTU passte nicht ins PortfolioSo wurde die MTU-Friedrichshafen 2005 an den Finanzinvestor EQT verkauft, weil der Vor-stand meinte ein Dieselmotorenbauer passe nicht mehr ins Portfolio. Der Verkauf wurde damals von der Wirtschaftspresse höflich als „nicht vorteilhaft für Daimler“ kommentiert. Im März 2011 möchte Daimler zusammen mit Rolls-Royce die Tognum AG (EQT gab der MTU diesen Namen) zurückkaufen, weil die Firma ein erstklassiger Anbieter von Motoren, Antriebssystemen und Komponenten sei.

Dieses Beispiel zeigt: die strategische Weis-

heit unserer Vorstände bleibt unerreicht. Beru-higend ist, dass Dr. Zetsche schon damals im Vorstand war und somit an der Entscheidung zum Verkauf beteiligt war und als Vorsitzender des Vorstandes am Rückkauf nun wieder be-teiligt ist. Solange wir in den Fabrikhallen und Büros nur ordentlich produktiv sind und spa-ren, um solch weise Entscheidungen bezahlen zu können, braucht uns Beschäftigten um die Zukunft der Daimler AG nicht bange sein.

Die MitwettbewerberDie Mitwettbewerber machten übrigens nicht viel von sich reden, sondern konzentrierten sich auf ihr „core-business“. Gemeint ist das Kerngeschäft. Englische Begriffe sind in dem Zusammenhang aber besser, weil sie irgendwie wichtiger klingen. Besonders ein Premium-Hersteller führt zwischenzeitlich die Verkaufsstatistiken an. Nein, nicht der aus Bayern, sondern der andere, der mit „A“ anfängt und mit „i“ endet. Für die dortigen Belegschaften ist das beruhigend.

Mehr Geld für Doktoranden und DiplomandenDer Gesamtbetriebsrat und die Unter-nehmensleitung haben sich auf eine Entgelterhöhung und die Zahlung einer Entfernungszulage für Praktikanten, Diplomanten und Doktoranden ver-ständigt.

Die Vergütung für Doktoranden wurde am 1. Februar 2011 auf 2 300 Euro pro Monat

angehoben. Die Erhöhung gilt auch für laufende Verträge.

Des Weiteren erhalten Studierende im Rah-men eines Praktikums oder einer Abschluss-arbeit, deren Studienort weiter als 100 km vom Einsatzort der Daimler AG entfernt ist, eine Entfernungszulage von 200 Euro pro Monat. Diese Entfernungszulage wird für

alle Neueintritte ab 1. Februar 2011 und später bezahlt.

Die Vergütung für Werkstudenten beträgt 1 600 Euro (ohne relevante abgeschlossene Berufsausbildung) bzw. 1 850 Euro (mit rele-vanter abgeschlossener Berufsausbildung). Berechtigt sind alle Werkstudenten mit Ein-trittsdatum 1. Februar 2011 oder später.

Genauere Auskünfte bekommen Sie bei Ihren Ansprechpartnern der IG Metall:

Constanze HeidbrinkBetriebsrätinTel. 2 63 06

Gesamtbetriebsrat und Unternehmen haben die Vergütung für Doktoranden, Diplomanden, Prak-tikanten und Werkstudenten erhöht

Udo BangertBetriebsratTel. 2 16 34

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Erfolge der GJAV und der JAV

Das haben wir für euch „geschafft“!Von Yunus Sari

Die Gesamtjugend - und Auszubil-dendenvertretung (GJAV) und die Ju-gend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Werk Untertürkheim hat in den vergangenen Monaten ganz schön viel „geschafft“: Beispielsweise bekommen die Auszubildenden in diesem Jahr zum ersten Mal eine Erfolgsbeteiligung ausbezahlt.

Erfolgsbeteiligung für Auszubildende Audi, BMW und Porsche zahlen ihren Auszubil-denden schon seit längerer Zeit eine Erfolgs-beteiligung. Die GJAV bei Daimler war immer davon überzeugt, dass unsere Auszubildenden auch zum Unternehmenserfolg beitragen. Das hat die GJAV deutlich gemacht. Der Vorstand lenkte ein: In diesem Jahr werden die Azubis mit einem Betrag von 315 bis 945 Euro am Unternehmenserfolg für 2010 beteiligt.

Qualität in der AusbildungNach einer Befragung aller Auszubildenden zur Qualität der Ausbildung arbeiten die Gesamtju-gend - und Auszubildendenvertretung (GJAV), der Betriebsrat und die Unternehmensleitung

an einer Checkliste, mit der jeder Auszubilden-de die Qualität seines Ausbildungseinsatzes überprüfen kann. Diese Checkliste soll zum Sommer 2011 fertig sein.

Übernahme der AuszubildendenIm Werk Untertürkheim ist es dem Betriebsrat gelungen, durchzusetzen, dass 87 Jungfach-arbeiter einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen. Das Unternehmen hat sie bisher nur befristet bis zum 31. Dezember 2011 übernommen.

Erhöhung der AusbildungsplätzeIm Zusammenhang mit den Verhandlungen zur Programmerfüllung hat der Betriebsrat durchgesetzt, dass 2011 und 2012 zusätzlich 25 gewerblich-technische Ausbildungsplätze angeboten werden. Zudem gibt es im Jahr 2012 25 zusätzliche Studienplätze für Duale Hochschüler im Werk Untertürkheim.

Verbilligtes Leasing-AngebotBei Daimler hatten die Auszubildenden bisher nicht die Möglichkeit, ein Fahrzeug günstiger zu leasen als „normale“ Beschäftigte. Bei BMW können die Lehrlinge aber beispielsweise den BMW 1er zu einem Sonderpreis leasen. Die

GJAV hat mit dem Daimler-Vorstand darüber diskutiert. Mit Erfolg. Seit Oktober 2010 kön-nen die Azubis einen smart günstiger leasen. Die GJAV hat angeregt, den Auszubildenden noch weitere vergünstigte Modelle anzubie-ten. Die Nachfrage ist zumindest da.

Flexible Arbeitszeit Die JAV hat bei der Ausbildungsleitung eine flexible Arbeitszeit für die Auszubildenden während des Betriebseinsatzes gefordert. Der Auszubildende muss die Möglichkeit haben, Arbeitsbeginn und Arbeitsende im Fachbereich flexibel zu gestalten. Der Personalbereich prüft derzeit den Vorschlag der JAV zu einer Rege-lung für eine flexible Arbeitszeit.

Yunus SariVorsitzender Gesamtjugend - und Auszubildenden-vertretung (GJAV)Vorsitzender Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) Werk UntertürkheimTel. 6 35 10

Dieses Jahr gibt es erstmals eine Ergebnisbeteiligung für Azubis. Das hat die GJAV durchgesetzt

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Extrem erleichtert„Auf der Betriebsversammlung in Hedel-fingen habe ich gehört, dass 87 Jung-facharbeiter einen festen Arbeitsvertrag bekommen. Ich war mir nicht sicher, ob das auch mich betrifft. Gleich nach der Versammlung habe ich beim Betriebsrat nachgefragt. Ich bin extrem erleichtert, dass ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekomme. Bisher konnte ich nichts planen, weil ich nicht wusste, was nach dem 31. Dezember 2011 ist. Ich wohne noch bei meinen Eltern, werde jetzt aber für die erste eigene Wohnung sparen. Im Sommer will ich mir auch ein größeres Motorrad kaufen. Momentan arbeite ich in der Vormontage des NAG 2. Ich könnte mir vorstellen Linienführer zu werden oder vielleicht den Techniker zu machen. “

Michael Hinderer (20)Kfz-MechatronikerPGE/Getriebemontage

Sicherer Job

„Einen sicheren Job haben – das ist schon ein gutes Gefühl. Weil ich jetzt endlich ein festes Einkommen habe, kann ich etwas Geld zurücklegen. Ich bin froh, dass die IG Metall-Betriebsräte durchgesetzt haben, dass alle Jungfacharbeiter einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen. Das habe ich am Wochenende mit meinen Kumpels in Hamburg gefeiert. Zurzeit ar-beite ich in der Logistik im Wareneingang als Staplerfahrer und beliefere die Bänder. Ich könnte mir gut vorstellen bei dem Projekt in China mitzuarbeiten und hoffe, dass dies klappt.“

Sebastian Ottmüller (21)IndustriemechanikerLOG/AP

Viel motivierter„Als ich gehörte habe, dass ich fest beim Daimler übernommen werde, war ich positiv überrascht. Ich bin froh, dass ich jetzt eine sichere Zukunft habe. Seit ich weiß, dass ich einen festen Job bekomme, bin ich viel motivierter. Das Arbeiten macht wieder mehr Spaß. Jetzt kann ich Geld für eine Eigentumswohnung sparen.“

Alexander Rothweiler (24)Elektroniker für Automa-tisierungstechnikLOG/AP

Froh, dass es geklappt hat„Ich hätte nicht gewusst, was ich machen soll, wenn ich Ende des Jahres keinen Job mehr gehabt hätte. Deshalb bin ich froh, dass es geklappt hat und ich eine Festanstellung bei Daimler habe. Jetzt kann ich mir hoffentlich bald ein größeres Auto leisten!“

Louis Nebl (20)FertigungsmechanikerPAC/Hinterachsmontage

Operation Übernahme gelungen: 87 Kolleginnen und Kollegen bekommen einen unbefristeten Arbeitsvertrag

Urlaub statt Jobsuche„Mein Arbeitsvertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll. In den vergangenen Wochen habe ich Hüseyin, meinen Betriebsrat, immer wieder gelöchert, ob es was Neues gibt. Dann hat mir Hüseyin gesagt, dass ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekomme. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Das war eine der besten Nachrichten, die ich jemals bekommen habe. Ich bin schon seit meiner Ausbildung Mitglied in der IG Metall. Zum Glück hat sich die IG Metall für uns eingesetzt. Weil ich jetzt eine Festanstellung habe, bin ich im November nicht auf Jobsuche, sondern mache Urlaub in Florida.“

JenniferWilken (20)AggregatemechanikerinPMO/RM

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125 Jahre Automobil und 100 Jahre Frauentag

Von Erprobungsfahrten und „Chauffeusen“

Von Michael Schick

Im Jahr 2011 ist nicht nur das Jubi-läum 125 Jahre Automobil. Gefeiert wird auch der 100. Geburtstag des Internationalen Frauentages.

Rechte der FrauenInnerhalb der 125jährigen Automobilge-schichte hat es viele – gesellschaftlich gesehen – bedeutende Veränderungen in Deutschland gegeben. Frauen wählten das erste Mal bei der Reichstagswahl am 19. Januar 1919, hatten also bis dahin kein Wahlrecht. Bis 1958 konnte ein Ehemann sogar das Arbeitsverhältnis seiner Frau fristlos kündigen.

Erst mit dem Gesetz über die Gleichberech-tigung von Mann und Frau, das am 3. Mai 1957 verabschiedet und am 1. Juli 1958 in Kraft gesetzt wurde, hatte der Mann nicht mehr das Entscheidungsrecht in allen Eheangelegenheiten. Trotzdem war die Rollenverteilung in der Ehe auch in den 1960er Jahren noch eindeutig. Der Mann verdiente das Geld und die Frau war für das Familienleben zuständig. Vielfach vergessen ist, dass in der Bundesrepublik Deutsch-land bis 1977 Frauen ihre Ehemänner laut Bürgerlichem Gesetzbuch um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie einer beruflichen Tätigkeit nachgehen wollten.

Die Fahrt der Bertha BenzIn Bezug auf das Auto war wohl Bertha Benz die erste Frau mit einer Fahrberechtigung. Sie fuhr das von ihrem Mann entwickelte Fahrzeug der Erzählung nach heimlich von Mannheim nach Pforzheim. Ob dies tat-sächlich so war, wer weiß? Denn ohne das Wissen, wie der Motor gestartet und das Fahrzeug betrieben wird, hätte sie diese Erprobungsfahrt nur schwerlich durchführen können. Da die damalige Technik noch sehr anfällig war, war für den Fahrzeuglenker eine technische Ausbildung sowie ein Re-paraturkurs Voraussetzung. Für Frauen war eine technische Ausbildung, gesellschaftlich gesehen, nicht schicklich.

Von der Herzogin Anne d`Uzès wird berichtet, sie sei die erste Frau, die in Paris 1898 eine Lizenz zum Autofahren erworben habe und sie soll die erste gewesen sein, die einem Strafzettel wegen zu schnellem Fahren bekam. Statt mit 12 km/h fuhr sie 13 km/h. Die „Allgemeine Automobil-Zeitung“ schreibt 1902: „Man darf wohl, ohne ungalant zu werden, die Behauptung wagen, dass sich bei den wenigsten Vertreterinnen des zarten Geschlechts jene Eigenschaften finden, die eine gute Automobilistin unbedingt haben muss: Kaltblütigkeit, rasches Auffassen der Situation, blitzartiges Entschließen, Vorsicht, Niederzwingen des in jedem Automobilisten schlummernden Schnelligkeitswahnsinns.“

Um 1905 soll es gleichwohl die ersten Taxifahrerinnen, die so genannten „Chauf-feusen“, gegeben haben.

Frauen werben für das AutoIn der Folgezeit bereichern Frauen die Auto-mobilwerbung: Während sie im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem die Ungefährlich-keit des Fahrzeugs demonstrieren sollen, werden sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts öfter in schmuckvoller Pose in der Werbung abgebildet, um den Verkauf anzukurbeln. „So wie weibliche Wesen zu Beginn dieses Jahr-hunderts in der europäischen Plakatkunst als Blickfang für Glühbirnen, Suppenessenz, Zigaretten oder Waschmittel werbewirksam präsentiert wurden, mussten sie natürlich auch das aufstrebende neue Verkehrsmittel Auto in Fahrt bringen und allerlei Unerläss-liches wie Benzin, Reifen oder Zündkerzen modisch gestylt anpreisen“, heißt es in einem automobilgeschichtlichen Rückblick in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

In Deutschland hatte Amalie Höppner 1909 als erste Frau offiziell ihren Führerschein ge-macht. Erst ab 1935 gab es in den amtlichen Führerscheinformularen die Möglichkeit, dass eine Frau den Führerschein machen konnte. Dies war nicht Ausdruck gesellschaftlicher Veränderung sondern war dem Umstand der Militarisierung geschuldet. Frauen mussten zunehmend die fehlenden Männer ersetzen, Bertha Benz mit dem Benz-Patentmotorwagen

Direkte Botschaft: Ein Werbemotiv von Mercedes-Benz von 1926

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die als Soldaten eingezogen wurden. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschärfte sich diese Situation weiter.

Frauen in die Hausfrauenrolle gedrängtNach Ende des Krieges gab es andere Sorgen als sich ein Auto zu kaufen. Erst Mitte der 1950er Jahre setzte der Wirtschaftsauf-schwung ein und viele Familien konnten sich dann überhaupt erst ein Auto leisten. Da die Frauen während des Faschismus in die Hausfrauen- und Mutterrolle gedrängt worden waren, hatten vermutlich viele Angst, einen Führerschein zu erwerben. Zudem hatten die Männer im Krieg oftmals

eine Fahrerlaubnis erworben, so dass kein Zwang bestand, selbst einen Führerschein zu machen. Der Mann war ja da und konnte Auto fahren. Warum also? Erst ab Mitte der 1960er Jahre wurde es für beide Geschlech-ter normal, direkt mit 18 einen Führerschein zu erwerben.

In der Folge war es irgendwie logisch, dass Frau sich auch für die Rennstrecke zu in-teressieren begann. Die erfolgreichste und wohl bekannteste Rallyefahrerin ist Michèle Mouton. 1977 wurde sie Europameisterin und vier Jahre später gewann sie ihren ersten WM-Lauf. Es folgen Siege und Stre-

ckenrekorde. Bis zum Ende ihrer Karriere 1986 gewann sie fünf EM-Titel und wurde Vizeweltmeisterin. Heute ist sie die erste Präsidentin der Frauen und Motorsport Kom-mission (WMC), der Fédération Internationale de l´Automobile (FIA), dem internationalen Dachverband des Automobils.

Michael SchickBetriebsratTel. 6 25 20

PWI in Untertürkheim

Beschäftigte haben Angst um ihre Arbeitsplätze

Die PKW-Instandsetzung (PWI) in Un-tertürkheim bearbeitet seit 1. März keine externen Aufträge mehr. Das hat das Unternehmen einseitig entschieden (wir berichteten). Externe Aufträge soll stattdessen die Niederlassung Stuttgart bearbeiten. In der PWI in Untertürkheim hat das Unternehmen dafür einen Teil der Gebäude zur Niederlassung umgebaut.

Der Betriebsrat verhandelt momentan mit dem Unternehmen über eine Betriebsverein-barung, in der unter anderem das Entgelt und

Der Betriebsrat verhandelt momentan mit dem Unternehmen über eine Betriebsvereinbarung für die Beschäftigten der PKW-Instandsetzung

Herausgeber: IG Metall Stuttgart

Verantwortlich: Hans Baur, 1. Bevollmächtigter IG Metall Stuttgart; Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart,E-Mail: [email protected]

Internet: www.stuttgart.igm.de

Redaktion: Jordana Vogiatzi (IGM) Tel. 0711-1 62 78-32; Dieter Gerlach, Tel. 6 12 55, Michael Schick, Tel. 6 25 20, Roland Schäfer Tel. 6 14 74,Udo Abelmann (IGM), Tel. 0711-1 62 78 23.

Gestaltung: hartmanndruck Wildberg

Druck: Druckerei Knödler, Benningen

Bilder fotolia: S. 3 ©Andrey Kiselev, S. 9 ©Massimiliano Serra Bilder S. 7 © Daimler

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Dienstag, 26. April 2011

Im Internet unter www.stuttgart.igm.de stehen alle SCHEIBENWISCHER-Ausgaben seit dem Jahr 2000.

Impressum

die Aufgabe der von der Umstrukturierung betroffenen PWI-Beschäftigten abgesichert werden soll.

Überraschend fuhr am Montag, 14. März in der neuen Werkstatt in Untertürkheim ein Lastwagen vor und lud Autos auf, die in der Niederlassung am Hallschlag repariert wer-den sollten. Die Firma begründete die Aktion damit, dass die Fahrzeuge nicht in Unter-türkheim repariert werden können, da dort wegen der Betriebsversammlung zu wenig Personal war. Am darauffolgenden Donnerstag war keine Betriebsversammlung, seltsamer-weise wurden trotzdem wieder Autos zum

Hallschlag transportiert.

Der Betriebsrat vermutet, dass die Nieder-lassungsleitung die neue Werkstatt in Un-tertürkheim mit solchen Aktionen langsam aber sicher auflösen will. Das verunsichert die PWI-Beschäftigten. Sie haben Angst um ihre Arbeitsplätze.

Dass Autos von Untertürkheim zur Niederlas-sung am Hallschlag transportiert werden müs-sen, zeigt auch, dass die PKW-Instandsetzung seit der Trennung zwischen externen und internen Aufträgen am 1. März die Aufträge nicht mehr flexibel abarbeiten kann.

Von Katarina Scardigno

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Der 64-jährige GET-Beschäftigte Erdogan Hazinedar im Porträt

Als das gesprochene Wort mehr zählte als eine EmailErdogan Hazinedar arbeitet seit über 40 Jahren im Werk Untertürkheim. Das türkische „Hazine“ in seinem Nachna-men bedeutet übrigens „Schatz“ oder „Geldverwaltung“. Seine Kollegen in der Gebäude- und Energietechnik (GET) in Hedelfingen nennen in „Hazi“.

Von Istanbul nach MettingenAls 16-Jähriger kam „Hazi“ aus Istanbul nach Deutschland, besuchte zunächst die Volksschule und begann 1964 eine Lehre zum Starkstromelektriker in der Maschinenfabrik Esslingen. Daimler kaufte ein Jahr später die Maschinenfabrik auf. 1970 fing „Hazi“ an, im Werkteil Mettingen in der Instandhaltung zu arbeiten. Bis 1988 reparierte Erdogan Hazinedar Maschinen in der Alu- und Grau-gussgießerei und in der Achsfertigung.

1988 wechselte „Hazi“ zur damaligen Elek-trischen Abteilung (ELA) und hat im Werkteil Sirnau das Versuchsgebäude eingerichtet. „Wir haben elektrische Leitungen gelegt, Lüf-tungsanlagen und Klimaanlagen eingebaut“, erinnert sich der Elektriker.

Nach 12 Jahren in Sirnau erlebte „Hazi“ erstmals, dass seine Arbeit „verkauft“ wur-de. Fremdvergabe - diese Auswirkungen des Sparwahns der Firma verfolgen ihn bis heute. Deshalb wechselte er im Jahr 2000 in die Gebäude- und Energietechnik (GET) nach Brühl und wartete Rückkühlanlagen und Notstromversorgungen. Nicht einmal ein Jahr später hat Daimler auch diese Arbeiten fremd vergeben. Daraufhin wechselte Erdogan Ha-zinedar ins Werkteil Hedelfingen.

Scheibchenweise fremd vergeben„Ich habe das Gefühl, dass es die Firma, bei der ich 1970 begann zu arbeiten, inzwischen nicht mehr gibt“, so der 64-Jährige. Er er-zählt, früher sei er durch Mettingen gelaufen und konnte sagen: „Diese Kühlungsanlage habe ich gemacht oder jene. Heute könnte ich sagen: Dort hab ich die Firma A beauftragt und dort die Firma B“. In den vergangenen vier Jahren hat der Elektriker erlebt, wie Daimler die Arbeiten der Gebäude- und En-ergietechnik (GET) scheibchenweise fremd vergeben hat. Fragt man ihn nach dem schönsten Erlebnis in seinem Arbeitsleben, sagt er schmunzelnd:

„Heute ist man austauschbar. Wenn ich nicht da bin, macht die Arbeit ein anderer oder die Firma vergibt sie fremd“, so Erdogan Hazinedar

Serie zum Jubiläum 125 Jahre Automobil

Die Menschen im Werk Vor 125 Jahren haben Gottlieb Daim-ler und Carl Benz beide unabhängig voneinander mit dem Benz Patent-Motorwagen und der Daimler Motor-kutsche den ersten „selbstfahrenden Wagen“ entwickelt. Im Jubiläumsjahr porträtieren wir im SCHEIBENWISCHER

Beschäftigte, die schon jahrzehnte-lang im Werk Untertürkheim und in der Entwicklung PKW arbeiten. Denn es sind die Menschen, die dieses Unternehmen ausmachen. Was haben sie erlebt? Was hat sich verändert über die Jahre?

„Mein letzter Arbeitstag“. Der 30. Juni 2011 rückt nämlich immer näher. Ihm fällt dann doch noch ein schönes Erlebnis im Betrieb ein: „Der Jahrtausendwechsel am 31. De-zember 1999. Die ganze GET hatte Dienst. An diesem Tag habe ich einen großen Zu-sammenhalt gespürt“.

Heute ist man austauschbarGemeinschaft und Zusammenhalt hat Erdo-gan Hazinedar auch mit den Metallern vor den Werkstoren erlebt. Sei es bei dem Streik 1984 um die 35-Stunden-Woche oder bei den Warnstreiks, wenn es um Tariferhöhungen ging oder am Aktionstag zur Leiharbeit dieses Jahr im Februar – „Hazi“ war dabei. „Ohne

die IG Metall hätten wir weder die 35-Stun-den-Woche, noch 30 Tage Urlaub im Jahr und auch keine Entgeltfortzahlung bei Krankheit“, betont der Elektriker, der schon seit fast 40 Jahren Mitglied in der IG Metall ist.

Wenn man „Hazi“ fragt, was sich im Laufe der Jahrzehnte beim Daimler verändert hat, sagt er: „Früher hatten wir keinen PC. Dafür hat das gesprochene Wort mehr gezählt als heute eine Email.“ Er vermisst auch das Ge-fühl, wirklich gebraucht zu werden. „Bis Ende der 1990er Jahre haben die Vorgesetzten uns Beschäftigten das Gefühl gegeben, dass sie uns brauchen. Heute ist man austauschbar. Wenn ich nicht da bin, macht die Arbeit ein

Port

rät

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anderer oder die Firma vergibt sie fremd“, sagt „Hazi“.

Überwintern in der TürkeiAuf seine Rente freut sich der 64-jährige Hobbyfotograf. Dann möchte er noch einige Fotokurse besuchen. Am liebsten fotogra-

fiert er Landschaften. Er liebt die Sonne und die Wärme. Zusammen mit seiner Frau Emel hat er sich schon einen kleinen Ort in Türkei ausgesucht, wo sie überwintern wollen: Kas an der Lykischen Küste. Den Sommer wollen sie aber in Esslingen verbringen. Dann fahren die beiden mit

dem Fahrrad den Neckar entlang oder ins Körschtal bei Deizisau. Ganz in die Türkei ziehen will „Hazi“ nicht. Schließlich leben auch seine beiden Töchter hier: Ebru ist Rechtsanwältin und schreibt gerade ihre Doktorarbeit. Esin studiert Chemie und Biologie in Tübingen.

Fremdarbeitskräfte in der Entwicklung

Firma stopft Personallöcher mit WerkverträgenVon Michael Häberle

Angeblich weiß Daimler nicht genau, wie viele Menschen über Werkverträge in der Entwicklung beschäftigt sind. Auf Anfragen des Betriebsrats antwortete das Unternehmen, man wisse keine Zahl, weil es ja der Fremdfirma oblie-ge, wie viele Arbeitskräfte sie einsetzt. Das ist verständlich, wenn darum geht, Waschräume zu sanieren oder Umklei-deräume zu reinigen.

Hochsensible AufgabenWenn es aber um hochsensible Forschungs- und Entwicklungsaufgaben geht, ist es selt-sam, dass das Unternehmen nicht weiß, wie viele Menschen über Werkverträge beschäftigt sind. Man müsste doch noch nur die Zutritts-ausweise zählen. Denn ohne Ausweis kommt niemand in den Entwicklungsbereich.

Der Betriebsrat geht davon aus, dass das Unternehmen ganz genau weiß, wer von welcher Fremdfirma an welchem Thema bei Daimler arbeitet. Das Unternehmen möchte dem Betriebsrat nur nicht den Beweis dafür liefern, dass es sich zum Großteil nicht um ordentliche Werkverträge handelt. Der Firma geht es nur darum, Personallöcher zu stopfen. Entwicklungstätigkeiten sollten aber aus Sicht

des Betriebsrats möglichst von Stammbe-schäftigten erledigt werden.

Prozess zum Einsatz von Fremdarbeitskräften2009 ist dem Betriebsrat in der PKW-Entwick-lung gelungen, einen Prozess zum Einsatz von Fremdarbeitskräften zu beschreiben. In dem Prozess ist festgelegt, wie der Betriebsrat zu beteiligten ist, wenn ein Fachbereich anstelle von Stammpersonal, Arbeitnehmerüberlas-sungen (auch Leiharbeitnehmer genannt) oder gar Beschäftigte über Werkvertrag einsetzen möchte.

Der Unterschied zwischen Arbeitnehmer-überlassung (Leiharbeit) und Werkvertrag ist der, dass der Betriebsrat bei Arbeitnehmer-überlassungen volles Mitbestimmungsrecht hat. Dafür kann der Leiharbeiter auch wie Stammpersonal eingesetzt werden.

Beim Werkvertrag besteht dieses Mitbestim-mungsrecht nicht, dafür unterliegt dieser Vertrag aber auch strengen gesetzlicher Bestimmungen. In der PKW-Entwicklung hat der vom Betriebsrat eingeführte Prozess dazu geführt, dass das Unternehmen viele Werkverträge in Arbeitnehmerüberlassungen umwandeln musste, weil es die gesetzlichen Bestimmungen für Werkverträge nicht ein-

Michael HäberleBetriebsratTel. 6 25 19

halten konnte. Mit der Wandlung in Arbeit-nehmerüberlassungen hat der Betriebsrat einen Überblick über diese Stellen. Das heißt, der Personalbereich muss jede neue Besetzung dieser Arbeitnehmerüberlassungen beim Betriebsrat beantragen. Dabei muss der Fachbereich begründen, warum er die Stelle nicht mit einem Stammbeschäftigten besetzen kann. Ziel des Betriebsrats ist es, Arbeitnehmerüberlassungen nur für zeitlich befristete Tätigkeiten zuzulassen. Dauerhafte Aufgaben müssen von eigenen Beschäftigten erledigt werden.

Fragwürdige WerkverträgeAm Ende sind wir mit diesem Prozess noch lange nicht, da es nach wie vor genügend Werkverträge gibt, welche aus Sicht des Betriebsrats mehr als fragwürdig sind. Der Betriebsrat ist dabei die Vereinbarung zu dem Prozess zu überarbeiten. Ziel ist es, die Vereinbarung auch auf andere Bereiche im Konzern zu übertragen.

Motorradausfahrten der IG Metall

Die Vertrauensleute der IG Metall laden alle Motorrad-freunde am 29. Mai und 16. Oktober 2011 zu ihren Ausfahrten ein. Wer gerne Motorrad fährt, sollte sich die Termine am besten gleich vormerken. Treffpunkt ist jeweils um 9:00 Uhr am Kreisel beim Mercedes-Benz-Museum. Bitte tankt schon vorher voll.

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Für psychisch erkrankte Beschäftigte

Projekt des Werksärztlichen Dienstes mit der Sonnenberg Klinik in Stuttgart Daimler-Beschäftigte an den Stand-orten Stuttgart und Sindelfingen mit psychischen und psychosomatischen Beschwerden können in der Sonnen-bergklinik Stuttgart ambulant versorgt werden.

Möglich wird dieses Angebot durch die Kooperation des Bereichs Health & Safety (Werksärztlicher Dienst und Sozialberatung) der Daimler AG mit der Daimler BKK, der AOK (Bezirksdirektionen Stuttgart-Böblingen und Neckar-Fils) und der Sonnenberg Klinik Stuttgart.

Die bei den oben genannten Krankenkassen versicherten Beschäftigten der Standorte Stuttgart und Sindelfingen können in der Sonnenberg Klinik Stuttgart eine zeitnahe ambulante Versorgung durch Spezialisten nutzen. Nach einem längeren Erstgespräch sind sieben weitere Termine von jeweils 50

Minuten möglich. Die Kosten dieser maximal acht Gespräche tragen die Daimler BKK und die AOK. Das Angebot hat den Charakter eines Pilotprojektes und ist zunächst bis 30. Juni 2011 befristet.

Da psychische Erkrankungen immer mehr zunehmen, hält der Betriebsrat das Projekt für eine sinnvolle Ergänzung bereits be-stehender Behandlungsmöglichkeiten. Da psychisch Kranke teilweise monatelang auf eine ambulante Therapie warten müssen, wäre es gut, das Projekt nach dem 30. Juni 2011 weiterzuführen. Allerdings sollte das Projekt für alle Beschäftigten angeboten werden, nicht nur für Versicherte der AOK und der BKK. Wünschenswert wäre auch, Koope-rationen mit weiteren Kliniken zu schaffen, weil jede Klinik auf bestimmte psychische Erkrankungen spezialisiert ist. Dann könnte für jeden Erkrankten die optimale Behandlung gewährleistet werden.

Psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu

Beschäftigte mit psychosomatischen Be-schwerden, die für das Programm infrage kommen, sollten sich bitte an die jeweils zuständigen Sozialberater oder Werksärzte am Standort oder die Daimler BKK oder die AOK wenden.

Die Sozialberatung

Lösungen für Spannungsfelder im Betrieb„Wenn ich zugebe, dass ich Probleme habe, werde ich vielleicht als schwach angesehen“, befürchten viele Beschäf-tigte und Führungskräfte und scheuen sich davor, zur Sozialberatung zu gehen. Dabei ist es besser nicht abzuwarten, bis Konflikte unüberwindbar erscheinen, sondern sich schon vorher einen Termin bei der Sozialberatung geben zu lassen oder einfach nur vorbeizukommen.

Bedeutend ist, dass Führungskräfte für den Umgang mit eskalierenden Konflikten und schwierigen Führungssituationen sensibili-siert und handlungssicher gemacht werden. Dazu bietet die Sozialberatung unter anderem Seminare an. Denn nur wer Zusammenhänge zwischen Aktion und Reaktion kennt, wer die Sensibilität für Verhalten und Auffälligkeiten besitzt, kann schneller und besser reagieren und etwas für die Betroffenen und die betrieb-liche Situation tun.

Mobbing, Ängste um den Arbeitsplatz, Sucht-probleme und familiäre Probleme haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Zwischenmenschliche Probleme machen vor den Werkstoren nicht halt. Jeder Beschäftigte kann die Sozialberatung in Anspruch nehmen, in jedem Werkteil gibt es entsprechende Ansprechpartner vor Ort. Die Sozialberatung hat den Auftrag, Beschäftigten und Führungs-kräften ein einfach zugängliches Angebot der Beratung und Begleitung, Hilfe und Unterstüt-zung anzubieten. Die Sozialberatung ist erster Ansprechpartner bei zwischenmenschlichen Problemen im Betrieb. Ähnlich wie ein Haus-arzt vermittelt die Sozialberatung bei Bedarf an Spezialisten wie beispielsweise Schuldner-beratung, Eheberatung oder Suchtberatung.

Ganz wichtig ist, dass alle Informationen der besonderen Schweigepflicht nach § 203 Strafgesetzbuch unterliegen. Weder Füh-rungskraft noch Kollegen erfahren etwas über

die Klienten und deren Aussagen bei der Sozi-alberatung, es sei denn, diese haben es aus-drücklich gewünscht und eine diesbezügliche Befreiung von der Schweigepflicht erteilt. Alle Sozialberater haben ein entsprechendes Stu-dium (Sozialpädagogik oder Psychologie) und wurden in mehrjährige Zusatzausbildungen auf die Beratung im Betrieb vorbereitet.

Sozialberater im Werk:

Hedelfingen und Außenstellen: Renate Borrmann-Atzler Tel. 6 11 07

Mettingen: Andreas Brändle Tel. 6 65 19

Untertürkheim: Peter Winkler Tel. 2 27 34

Wir brauchen mehr Sozialberater

„Der Druck in der Fabrik nimmt immer mehr zu. Das spüren wir Betriebsräte, wenn wir bei Gesprächen zwischen Personalabteilung und Beschäftigten dabei sind. Häufig geht es in den Personalgesprächen um psychische Belastung. Den Betroffenen wird dann in der Regel der Vorschlag gemacht, Kontakt mit der Sozialberatung aufzunehmen. Aus meiner Sicht muss die Firma deshalb mehr Sozialberater einstellen. Einerseits will das Unternehmen den Krankenstand senken, spart aber andererseits an der Sozialbera-tung. Das passt nicht zusammen. Das ist unehrlich.“

Michael SchickBetriebsrat

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11 Nr. 276/April 2011

Kunsterlebnis Nr. 1.1.208

Anmeldung und Einzugsermächtigung Mit der Unterschrift auf dieser Anmeldung geben Sie Ihre Ermächtigung zum Einziehen des Gesamtbetrages (Führung, Eintritt und evtl. Fahrtkosten) von Ihrem Bankkonto.Ihre personenbezogenen Daten werden ausschließlich für den Einzug des Betrags an Ihre Bank übermittelt. Wenn Sie an der angemeldeten Fahrt bzw. an der Führung nicht teilnehmen, ist eine Rückzahlung des Betrages leider nicht möglich.Um die Kunst intensiv zu genießen, ist die Teilnehmer-zahl begrenzt. Weil die Reihenfolge der eingegangenen Anmeldung entscheidet, empfehlen wir, sich möglichst früh anzumelden.

für Kunsterlebnis Nr. 1.1.208

PLZ u. Wohnort

Anzahl Teilnehmer

BLZ

Werk-Kenn-Nr.

Straße

Vorname u. Name AbteilungHauspostcode

Telefax Telefon

Gesamtbetrag€

Datum

UnterschriftKonto-Nr.

Für Beschäftigte im Daimler-Konzern

Name und Ort der Bank:

Das Stuttgarter HutzelmännleMittwoch, 20.04.2011, Altes Schloss

Anmeldung bis spätestens eine Woche vor der Führung bei: Isa Pscheidl, Daimler AG, Werk 010, M640, 70546 Stuttgart, Tel. (0711) 17-6 25 15, Fax (0711) 17-6 25 25oder bei Julia Massek, E 606, Tel. (0711) 17-5 64 46

terjungen Seppe und seiner Vrone. Wir er-fahren von den Schwierigkeiten, das Glück und die Liebe zu finden und vom Leben in einer mittelalterlichen Stadt. Unsere Spu-

„Ein Kobold gut bin ich bekannt in dieser Stadt und weit im Land...“

So beginnt die Geschichte vom Stuttgarter Hutzelmännle, die der Dichter Eduard Möri-ke 1853 aufgeschrieben hat. Wir hören die Geschichte vom Hutzelmännle, vom Schus-

Das Hutzelmännle

Termin: Mittwoch, 20.04.2011

Treffpunkt: 18:00 Uhr Innenhof Altes Schloss

Führung: Dr. Ulrich Weitz

Kosten: € 13,00

Das Stuttgarter Hutzelmännle –eine Stadtführung für Kinder und Erwachsene frei nach Eduard Mörike

rensuche führt uns vom Alten Schloss zum Bohnenviertel, über den Marktplatz zurück zum Fruchtkasten.

Leiharbeit ist kein Zukunftsmodell für unsere Kinder

„Die Krise ist vorbei, die Gewinne gehen wieder in die Höhe. Bis Ende März hat das Un-ternehmen aber trotzdem noch Arbeitsplätze über Ausscheidensvereinbarungen abgebaut. Für die Investoren sind acht Prozent Umsatz-rendite anscheinend nicht genug.

Was spüre ich vom Aufschwung an meinem Arbeitsplatz? Seit es wieder aufwärts geht, sind immer mehr Leiharbeiter in meinem Bereich beschäftigt. Diese Kollegen machen sich Sorgen, wie es mit ihnen weitergeht. Die heutige Leiharbeit ist hoffentlich nicht das Zukunftsmodell für unsere Kinder. Gut, dass der Betriebsrat durchgesetzt hat, dass in Untertürkheim 100 Leiharbeiter einen festen Arbeitsvertrag bekommen. Dann haben zu-mindest diese 100 Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive für die Zukunft“.

Pavlos StefanidisMaschinenbediener PMO/RM

Das einzig gute ist die Ergebnisbeteiligung

„Wir beim Daimler haben die Krise recht gut überstanden. Viele Menschen, die nicht beim Daimler arbeiten, spüren immer noch die Auswirkungen der Krise. Die sind heute noch in Kurzarbeit oder sogar arbeitslos. Selbst stabile Unternehmen wie Index oder Traub hat die Krise hart getroffen.

Vom momentanen Aufschwung kommt bei mir eigentlich nur Stress an. Wir haben in meiner Kostenstelle in der Seitenwellenpro-duktion sehr viel Arbeit. Viele Überstunden sind nötig. Wir müssen immer schneller ar-beiten, damit die Firma gute Zahlen schreibt. Das einzig gute ist die Gewinnbeteiligung. Ansonsten bleibt am Monatsende nicht viel übrig, weil alles teurer geworden ist.“

Mehmet-Ali Akseki MaschinenbedienerPAC/SWP

Dünne Personaldecke und Schmutz im Büro

„Vom Aufschwung kommt nicht sehr viel an meinem Arbeitsplatz an. Schade, dass wir so viele Fremdarbeitskräfte beschäftigen. Es ist bedauerlich, dass dann Entwicklungs-Know-how zwangsläufig abfließt. Unsere Personal-decke im Bereich ist viel zu dünn, wir sind am Rande unserer Belastungsgrenze.

Daimler spart, spart und spart – leider sogar am Putzen und am warmen Wasser zum Händewaschen. Ich schäme mich manch-mal vor Praktikanten, wie schmutzig es in unserem Büro ist.“

Beschäftigter aus der Entwicklung (EP)Name der Redaktion bekannt

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Unternehmen vergibt Integralträger für neue C-Klasse fremd

Chance für PAC verpasstDer Integralträger ist ein wichtiges Ka-rosserieteil an das Motor, Lenkung und Fahrwerk montiert werden.

Das Unternehmen überlegt offensichtlich, den Integralträger W205 für die neue C-Klasse weiter von einem Zulieferer zu beziehen. Dabei muss man Folgendes wissen: Es war schon beim Vorgänger, dem Integralträger W204, höchst umstritten, dass dieses Teil nicht in PAC produziert wird. Die Verantwortlichen auf der Unternehmensseite argumentierten, dass das Teil „aufgrund technologischer Fakten“ nicht im Hause gefertigt werden konnte.

Hinterachsmontage verlagertEnde 2009 kündigte die Unternehmensleitung an, die C-Klasse nach Tuscaloosa (USA) zu verlagern. Das Unternehmen prüfte damals, ob eventuell die Hinterachsen der neuen C-Klasse nicht mehr in Mettingen, sondern in Tuscaloosa montiert werden. Für diesen Fall

hat der Betriebsrat durchgesetzt, dass die wegfallenden Arbeitsplätze vollständig mit neuen Bauteilen ersetzt werden müssen. Dies haben Betriebsrat und Unternehmen in einer Vereinbarung schriftlich fixiert. Inzwischen hat das Unternehmen entschieden, die Montage der Hinterachsen der neuen C-Klasse von Mettingen nach Tuscaloosa zu verlagern.

Keine vertrauensvolle ZusammenarbeitDem Betriebsrat gegenüber hat das Unter-nehmen lange Zeit gesagt, mit dem Inte-gralträger der neuen C-Klasse werden die wegfallenden Montageplätze ersetzt. Jetzt rudert das Unternehmen zurück: So sei das nie gemeint gewesen. Besonders ärgerlich ist, dass die Werkleitung dieses Thema quasi unterm Tisch gehalten hat und versucht hat, Fakten zu schaffen. Dies ist kein Beispiel für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle des Standortes. Da C- und E-Klasse in Zukunft noch mehr

baugleiche Teile haben werden, stellt sich die Frage, welche Auswirkung die Entscheidung für den Integralträger der E-Klasse hat. Denn dieser wird heute bei uns in PAC gefertigt. Der Betriebsrat erwartet in allen Fragen, die unsere heutigen Produktumfänge betreffen, klare Aussagen zu den Planungen für die Nachfolgeprodukte und zwar so rechtzeitig, dass PAC nicht schon aus dem Rennen ist. Dies gilt insbesondere für die Achsteile W205 als auch für die Achsteile W213. Die Nach-folgeprodukte müssen in der PAC produziert werden. Dafür müssen aus unserer Sicht Werk- und Centerleitung sorgen.

Wolfgang NiekeBetriebsratsvorsitzenderTel. 6 25 11

PKW-EntwicklungIngenieure als ReinigungskräftePapierkörbe leeren, Reifenwechsel organisieren, Dienstautos aussaugen, Reisekosten abrechnen, Material be-schaffen, Versuchsteile transportieren – das alles müssen Ingenieure in der PKW-Entwicklung neben ihrer Haupt-aufgabe erledigen.

„Diese Nebentätigkeiten machen bei mir rund eine Stunde pro Tag aus. Die Zeit fehlt mir dann für meine eigentliche Aufgabe, so dass ich abends oft länger bleiben muss, damit ich die eigentliche Ingenieurstätigkeit erfülle“, so ein Daimler-Ingenieur, der anonym bleiben möchte. Das Unternehmen will zwar Kosten sparen, lässt aber hochbezahlte Ingenieure Verwaltungs- und Reinigungsarbeiten erledi-gen. Daimler sollte prüfen welche Aufgaben von Büroangestellten, Reinigungskräften oder Technikern erledigt werden können. Unsere Ingenieure sollten in ihrer Arbeitszeit, das tun, was sie am besten können: forschen und entwickeln.

Udo BangertBetriebsratTel. 2 16 34