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ISBN Print: 9783525252888 ISBN E-Book: 9783647252889 2012, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gttingen

Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

HypomnemataUntersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben

Herausgegeben vonEwen Bowie, Albrecht Dihle, Siegmar Dpp, Dorothea Frede,

Hans-Joachim Gehrke, Gnther Patzig,Karla Pollmann, Christoph Riedweg, Gisela Striker

Band 188

Vandenhoeck & Ruprecht

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Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

Andreas Schatzmann

Nikarchos II: Epigrammata

Einleitung, Texte, Kommentar

Vandenhoeck & Ruprecht

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Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

Verantwortlicher Herausgeber:Christoph Riedweg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet ber http://dnb.d-nb.de abrufbar

ISBN 978-3-525-25288-8ISBN 978-3-647-25288-9 (E-Book)

Die vorliegende Arbeit wurde in einer frheren Version von der Philosophischen Fakultt der Uni-versitt Zrich im Wintersemester 2006/7 auf Antrag von Herrn Prof. Dr. Christoph Riedweg und

Herrn Prof. Peter J. Parsons (Oxford) als Dissertation angenommen.

Umschlagabbildung: POxy 56402, courtesy of the Egypt Exploration Society.

Gedruckt mit Untersttzung des Schweizerischen Nationalfonds zur Frderung derwissenschaftlichen Forschung sowie des Fonds fr Altertumswissenschaft und des

Fonds zur Frderung des Akademischen Nachwuchses (FAN) der Universitt Zrich.

2012, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gttingen /Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.

www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschtzt.

Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fllen bedarf der vorherigenschriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany.

Gesamtherstellung: L Hubert & Co, Gttingen

Gedruckt auf alterungsbestndigem Papier.

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Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Einfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

IIVI. Nikarch II.: ein Steckbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Die Quellen Nikarch II. in der Literaturgeschichte Vita

IVII. Form und Aufbau, Sprache und Stil . . . . . . . . . . . . . . . 26

Form und Aufbau Sprache und Stil

VIII. Metrik und Prosodie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Anzahl Distichen pro Epigramm Prosodie Brcken und Zsu-ren Fazit

IIIV. Nikarch-Epigramme in der AP: Probleme ihrer berlieferungs-geschichte und Verteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Die Anordnung der Spottepigramme in der AP und APl und da-mit verbundene Probleme Das Problem der Diogenian-Antholo-gie Epigrammbcher des Lukillios und Nikarch? Nikarch (undLukillios?) auf Papyrus Die berlieferten Autorenzuweisungen

IIIV. Spottepigramme und ihr Sitz im Leben . . . . . . . . . . . . . 71

Epigramm und Gastmahl: Realitten einer Institution im Spiegeldes Epigramms Mndlichkeit und Schriftlichkeit Hintergrund:Das Symposion/convivium im 1. Jh. n.Chr. Traditionsberkreu-zungen: Epigramm, Skolion, und Symposion

IIVI. Das Spottepigramm im Rahmen der Geschichte des Epigramms 89

IVII. Einwirkungen auf das Spottepigramm von auerhalb der Epi-grammtradition her . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

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Archilochos als Urvater skoptischer Dichtung Aristophanesund die alte Komdie Theophrast Neue Komdie (griechischund lateinisch) Mimus Catull Philogelos und andere antikeWitzsammlungen Carmina Priapea

VIII. Spottepigramme, moderne Witztheorien und eine Non-sensetheory . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Texte und KommentarSigla, Conspectus criticorum, Abbreviationes . . . . . . . . . . . . . . 126Comparatio numerorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

I. Die wichtigsten MotivgruppenI.1. Epigramme auf rzte ( ) . . . . . . . . . . . . . . . 129

Das Image des Arztes in der frhen Kaiserzeit ein berblickEin Paradigma: rztesatire und epigrammatisches Gattungsspiela. AP 11,18 b. AP 11,124 c. AP 11,122 d. AP 11,119 e. AP11,120 f. AP 11,121

I.2. Epigramme auf gealterte Hetren ( ) . . . . . . . . . 164a. AP 11,71 b. AP 5,38 c. AP 11,73

I.3. oder Leptologiai: Epigrammeauf Dnne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184Ein Paradigma: Thema und Augmentationena. AP 11,110 b. AP 11,407

I.4. Schiffsepigramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198Schiffbruch als existentielles Thema ein berblicka. AP 11,332 b. AP 11,331 c. POxy. 4501

I.5. Eine Spezialitt Nikarchs: Epigramme auf Schwerhrige () . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218a. AP 11,74 b. AP 11,251

I.6. Les avares . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232a. AP 11,169 b. AP 11,170

II. EinzelthemenII.1. Der erfolglose Athlet (AP 11,82) . . . . . . . . . . . . . . . . . 245II.2. Zu trockenes Essen (AP 11,96) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250II.3. Symposionsatmosphre: Zwischenflle, Lebensweisheiten, Mn-

nergesprche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

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Zu kaltes Bad oder ein schlechtes Tischgert? (AP 11,244)

Weinverlust (AP 11,1)

Sterben mssen wir so oder so (AP 5,39)

Fremdgehen ist Ehrendelikt (AP 11,7)

Durch zu viele Bankette verausgabt? (POxy. 4502,2b)

II.4. Der Krummnasige (AP 11,406) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272

II.5. Der Wahrsager (AP 11,162) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

II.6. Gut gemeinte Ratschlge (AP 5,40) . . . . . . . . . . . . . . . 286

II.7. Sterile Geburt? (AP 11,18) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295

II.8. Der Emporkmmling (AP 11,17) . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

II.9. Der Badefetisch (AP 11,243) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306

II.10. Vom Gockel zum Glatzkopf (AP 11,398) . . . . . . . . . . . . . 312

II.11. Der tdliche Snger (AP 11,186) . . . . . . . . . . . . . . . . . 316

II.12. Hohe Treppen (AP 11,330) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320

II.13. Mnage quatre (AP 11,328) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327

II.14. cunnilingus (AP 11,329) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339

II.15. Die (a. AP 11,252 b. AP 11,242 c. AP 11,241) . . . 344

II.16. Knigin (AP 11,395) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349

III. Die neuen Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351

III.1. Ein junger pathicus? (POxy. 4502,1) . . . . . . . . . . . . . . . 352

III.2. Ein alter Lstling (POxy. 4502,2a) . . . . . . . . . . . . . . . . 359

III.3. Das Rtsel der Sphinx neu gelst! (POxy. 4502,4) . . . . . . . . 365

III.4. Der gefhrliche (POxy. 4502,5) . . . . . . . . . . . . . . 371

III.5. Fragmenta minora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

Fazit: Ein neuer Nikarch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384

Index verborum Nicarchi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400

a. Namen und Sachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400

b. Textstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410

c. Griechische Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421

Inhalt 7

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Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

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Andreas Schatzmann, Nikarchos II: Epigrammata

Vorwort

Dieses Buch entspricht der berarbeiteten und ergnzten Fassung einer Arbeit,die von der Philosophischen Fakultt der Universitt Zrich im Wintersemes-ter 2006/07 auf Antrag von Prof. Dr. Christoph Riedweg und Prof. Dr. PeterParsons als Dissertation angenommen wurde.

Mein Doktorvater Prof. Christoph Riedweg hat es mir whrend der ganzenEntstehungszeit dieser Arbeit ermglicht, in der Funktion eines Assistentenund Lehrbeauftragten aktiver Teil des Hochschulbetriebs und zuletzt Mitar-beiter am Istituto Svizzero in Rom (ISR) zu sein. All dies hat vielleicht nichtimmer den Fortgang dieser Arbeit beschleunigt, doch erwuchsen daraus nebenwertvollen arbeitstechnischen Erfahrungen zahlreiche wissenschaftliche Kon-takte, die sich fr den Kommentar in der einen oder anderen Weise als vor-teilhaft erwiesen. Besonders wichtig war ein halbjhriger Aufenthalt am Cor-pus Christi College in Oxford, der in jeder Hinsicht ein unvergesslichesErlebnis bleiben wird. Er wurde verdankenswerterweise durch ein Stipendiumfr angehende Forschende vom Schweiz. Nationalfonds (SNF) untersttzt.Groer Dank gebhrt Ewen Bowie und Prof. Peter Parsons: sie haben sich indieser Zeit in uerst freundschaftlicher Weise um mich gekmmert, Teilemeiner Arbeit mit mir besprachen und mir viele wertvolle Anregungen gege-ben. Vom unermesslich reichen Wissensschatz von Peter Parsons, hat dieserKommentar durch und durch profitiert: an diesem lie er mich nicht nur inseinen Tutorials teilhaben, die ich auch wegen seiner menschlichen Wrmeund seines Sinns fr Humor in angenehmster Erinnerung habe. Auch in derPhase der berarbeitung des Manuskripts habe ich dank zahlreicher uerstwertvoller Beobachtungen, die er mir zukommen lie, noch eine Menge vonihm gelernt; er ist im Buch weitaus strker prsent, als es die Funoten erah-nen lieen. Dafr mchte ich ihm von Herzen danken.

Die berprfung der zahlreichen Textstellen im Kommentar erwies sich inRom leider als beraus kompliziert und zog sich weit ber den erwartetenZeitraum hinaus, insbesondere weil diese Phase mit der vorbergehendenSchlieung der Bibliothek des Deutschen Archologischen Instituts zusam-menfiel, die fr eine solche Arbeit am geeignetsten gewesen wre, whrend dieLiteratur sonst auf viele Institutsbibliotheken verstreut ist. Christoph Riedweghat mir in den entscheidenden Phasen immer wieder gengend Freiheit gelas-sen und mich von der brigen Arbeit entlastet, so wie er stets bereit war, auchim informellen Rahmen mit mir ber ein aktuelles Problem zu diskutieren.Seine wertvollen kritischen Beobachtungen haben mich gezungen, manchem

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Aspekt und manche Formulierung nochmals zu berdenken; ebenso hat ermit vielen feinsinnigen Bemerkungen Interpretation und Herausarbeitung derverschiedenen Verstndnisebenen der Epigramme wesentlich bereichert undverbessert. Fr all dies mchte ich ihm herzlich danken. Einschlieen in denDank mchte ich aber auch die Emeriti an der Universitt Zrich, die Profes-soren Walter Burkert, Hermann Trnkle und Heiner Marti, die von Anbeginndes Studiums durch ihren Unterricht meine Begeisterung fr antike Texte, oftauch weniger kanonische, immer weiter vergrert haben.

An der Entstehung des Buches haben weitere Personen mitgeholfen, denenich zu Dank verpflichtet bin. Schon in die erste Fassung flossen zahlreiche in-teressante Diskussionen mit meiner damaligen Arbeitskollegin am ISR, Nata-lie Breitenstein; Magdalene Stoevesandt hat Teile des Manuskripts gelesenund geholfen, mein Vertrauen in die geuerten Thesen zu strken. Die ber-arbeitete Version haben Sebastian Geisseler, meine Schwester Franziska Rutzund meine Mutter Annelies Schatzmann ganz oder in Teilen gelesen und vielesprachliche Verbesserungen eingebracht. Meine derzeitige Arbeitskollegin amIstituto Svizzero, Camille Semenzato, hat mir schlielich in uerst verdan-kenswerter Weise bei der schwierigen und langwierigen Endredaktion der In-dices mitgeholfen.

Fr die Aufnahme des Manuskripts in die Reihe Hypomnemata fhle ichmich geehrt und den Herausgebern sowie dem Verlag Vandenhoeck & Rup-recht fr das entgegengebrachte Vertrauen dankbar verbunden. Die Entschei-dung, das Manuskript neu zu setzen, wurde mit der berlegung getroffen, denInhalt auch als e-book zugnglich zu machen; die mit der Satzherstellung und-korrektur verbundenen technischen Schwierigkeiten haben die Verffentli-chung des Buches leider erheblich verzgert. Frau Ulrike Blech und ganz zu-letzt Herr Kai Ptzke haben in diesem Prozess, der allen Beteiligten viel Ener-gie abverlangte, das Buch mit Kompetenz und Verstndnis unbeirrt zu seinerendgltigen Form gefhrt. Dass es auch zu einem erschwinglichen Preis ange-boten werden kann, ist nur wegen eines grozgigen finanziellen Zuschussesdes Schweizerischen Nationalfonds sowie des Fonds fr Altertumswissen-schaft und des Fonds zur Frderung des Akademischen Nachwuchses (FAN)der Universitt Zrich mglich, denen an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

Den grten Dank schulde ich allerdings meinen Eltern, die sich stets mitder Arbeit identifizierten und wenn ntig auch finanzielle Untersttzung bo-ten. Sie haben mich mit liebenswertem Zuspruch, von Zeit zu Zeit auch deut-licheren Ermahnungen dazu gebracht, dieses Buch nach lngerer Zeit dochnoch zu Ende zu fhren, und haben auf ihre Weise berhaupt viel mehr zudieser Arbeit beigetragen, als es in diesen Zeilen zum Ausdruck gebracht wer-den kann. Ihnen und meiner lieben Gromutter, in deren schnem Haus ichTeile dieses Buches schreiben durfte und die sich ber das fertige Resultat au-erordentlich gefreut htte, sei dieser Kommentar gewidmet.

10 Vorwort

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Mais nest-ce point vident pour le genre de lpigramme et pourcelui de la satire? Il y a tant dallusions et de parodies! Il ne sagit passeulement de lire une pigramme et de cataloguer: ah! un musicien, unmdecin, un athlte, ah, cest toujours la mme chose; ni non plus desoupirer avec Geffcken: boshaft! Dautre part, on ne peut compren-dre allusions et nigmes par le jeu dune simple ingniosit. Nous nesommes pas de plain-pied. Il faut une tude rudite et ardue du milieuvoqu par le pote, avec la technique et le vocabulaire de ce milieu.Que ne faudra-t-il pas de travail dans lavenir et quelquefois un ave-nir proche pour comprendre nos journaux satiriques de ces annes-ci!(Robert 1968: 282)

Einfhrung

Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine vollumfngliche Kommentierung allerhandschriftlich und auf Papyri erhaltenen Epigramme, die dem Dichter Nik-archos (1. Jh. n.Chr.) zugeschrieben werden knnen, wobei ein spezielles Ge-wicht auf die Herausarbeitung intertextueller Beziehungen und die Einbet-tung in realweltliche Kontexte gelegt wird.

Nikarch hatte in der Forschung lange Zeit eine schlechte Presse; im einlei-tenden Zitat schimmert dies durch. Whrend die Epigramme des Lukillios,eines etwas lteren Zeitgenossen, noch knapp zutrglich erschienen, zeugtenNikarchs Gedichte demgegenber von einer Verrohung. Besonders ver-nichtend ist das Urteil, das J. Geffcken in seinem RE-Artikel von 1936 unddamit an besonders einflussreicher Stelle ber ihn zurckgelassen hat (p.279): Ich kann dieses Geschreibsel, das sich bemht, sogar noch eines Luki-lios hufig so alberne Themata und gezwungene Situationen zu berbieten,und vor allem mit reichlichem Schmutz arbeitet, nicht im einzelnen wrdi-gen. Etwas abgemildert ist die Einschtzung von V. Longo in der abgesehenvom schmalen Bndchen von F. Guglielmino (1931) einzigen monographi-schen Darstellung der Spottepigramme der Anthologia Graeca im vergange-nen Jahrhundert (1967: 78) le sue imitazioni di Lucillio costringono a ri-tenerlo pi giovane di lui, il tono ugualmente acre e disincantato, violente eimpietoso della sua poesia, anche l dove egli ci sembra pi independentedal suo modello, lo rivela pi giovane di poco.

Erst 1999 erschien die bisher einzige Ausgabe Nikarchs mit knappemKommentar, verfasst von Hendrich Schulte. Im gleichen Jahr publizierte Pe-ter J. Parsons zwei Oxyrhynchos-Papyri, auf denen neben einem bereitshandschriftlich bekannten sechs neue Epigramme enthalten sind, ein Mate-

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rialzuwachs, der, wie zu sehen sein wird, in vielen Punkten eine Perspekti-venerweiterung ermglicht. Diese Texte wurden vom Erstherausgeber bereitsumfassend und umsichtig kommentiert, dennoch konnten im Rahmen dervorliegenden Arbeit, u. a. auch dank einer erneuten Sichtung der Originaltex-te in Oxford, auch einige neue Aspekte hinzugewonnen werden. Auch Schul-tes Kommentar erwies sich zweifellos als hilfreich, auch wenn der Autormanchmal zu wenig in die komplexen Zusammenhnge und Assoziations-muster eindringt, die die Natur der skoptischen Epigramme so wesentlichmitbestimmte. Schulte legte sein Hauptaugenmerk auf Realien, motivischeTraditionen und lexikalische Untersuchungen; vom Potential der Texte, ver-schiedene Verstndnisebenen zu erffnen, und von intertextuellen Fragenbleibt er hufig wenig berhrt. Dabei war in letzterem Punkt bereits M. Laus-berg in ihrer beeindruckenden diachronen Untersuchung des Einzeldisti-chons (1982) oft einen Schritt weitergegangen; wegen der immensen Mate-rialflle konnte dort Nikarch natrlich nur gelegentlich und punktuelleinbezogen werden. Schlielich diente auch Gideon Nisbets Arbeit, eine wei-ter gefasste monographische Darstellung des Phnomens der Spottepi-gramme (2003), dank ihres frischen Zugangs zum Material und der Offen-heit der Perspektive als wertvolle Grundlage, auch wenn sich dort dieNikarchinterpretationen auf wenige ausgewhlte Textbeispiele beschrnken.Einzelne Ideen konnte ich im Rahmen einer Einladung in Oxford mit demAutor persnlich diskutieren, wofr ich ihm herzlich danke. Nisbet hebt inseiner Darstellung die Witzelemente in den Spottepigrammen hervor und er-hellt die Mechanismen, mit denen das Publikum zum Lachen gebracht wer-den soll, mit vielen modernen Vergleichsbeispielen. Zu wenig Beachtung istm.E. den im Genus Epigramm selbst seit frhester Zeit angelegten und imHellenismus weiter entwickelten Traditionen geschenkt, die bei Nikarch alsGrundlage der kreativen Auseinandersetzung an zahlreichen Stellen mitHnden zu greifen ist. Das Spottepigramm im 1. Jh. n.Chr. hat sich selbst-verstndlich nicht blo aus sich selbst heraus entwickelt. Nisbet stellte nichtzu Unrecht einen strukturellen Vergleich mit Techniken des Spotts in deraristophanischen Komdie an, doch ist diese Sichtweise zu eindimensional.In Wirklichkeit stammen die prgenden Krfte des nikarchischen Epi-gramms aus ganz verschiedenen literarischen Genera des Hellenismus undder frhen Kaiserzeit, denen es im Rahmen der Einleitung des vorliegendenBuches nachzuspren gilt. Auf die Epigramme auf Papyrus verweist Nisbetzwar, doch ist die Evidenz dieser neuen Texte in der Monographie nochnicht im Gesamtbild Nikarchs verarbeitet. Zusammenfassend lsst sich alsofeststellen, dass ein neuer Kommentar, der nun auch die Papyrustexte mit-einschliet, nicht nur gerechtfertigt, sondern im Grunde unabdingbar ist.

Wiewohl in Form eines Nachtrags, verdient schlielich die 2011 an derUniversit di Bologna eingereichte noch ungedruckte Doktorarbeit Studisullepigramma scoptico greco von Stefano Ceccaroli Erwhnung, die der

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Autor auch im Internet verffentlicht hat (Details s. Bibliographie). Darinwerden zur Hauptsache die spteren skoptischen Epigramme vorgelegt, dochwidmet Ceccaroli ein kurzes Kapitel auch Nikarch, wo er insbesondereZuordnungsfragen innerhalb der Anthologia Palatina diskutiert und dabeiinteressante neue Thesen vertritt. Wegen des bereits feststehenden Satzeskonnte auf diese Dissertation nur gerade noch in einzelnen Fllen verwiesenwerden; es ist zu hoffen, dass die Diskussion an anderer Stelle fortgefhrtwerden kann.

Vorliegende Arbeit ist folgendermaen gegliedert: In einem ersten Teil wer-den zunchst die sprlichen biographischen Angaben ber Nikarch zusam-mengetragen. Anschlieend werden regelmig wiederkehrende sprachlicheund stilistische Erscheinungen festgehalten. Zweck eines solchen berblicksist es, ein unertrgliches Ma an Wiederholungen im Kommentarteil zu ver-hindern, doch erscheint andererseits eine gewisse Redundanz unvermeidlich,wenn die Erklrungen zu den einzelnen Epigrammen auch fr sich autarksein sollen. Ein weiteres Kapitel widmet sich berlieferungsgeschichtlichenFragen. Auch wenn die Diskussion um die Gedichte Nikarchs nicht von denProblemen der Anthologia Palatina und Planudea abgetrennt werden kann,soll spezifisch die Stellung seiner Gedichte im Gesamtrahmen der Epi-grammanthologien im Vordergrund stehen; verzichtet wird auf eine noch-malige Aufrollung der berlieferungsgeschichte der Anthologien insgesamt,der Geschichte ihrer Erforschung und ihrer Ausgaben Themen, die bereitsandernorts gut greifbar und verlsslich abgehandelt sind. Stattdessen wirdder Akzent auch in den weiteren Punkten bewusst auf Nikarch gelegt: ur-sprnglicher Rezeptionszusammenhang (der Sitz im Leben) der nikarchi-schen Spottepigramme, ihre Stellung im Rahmen der Entwicklungsgeschich-te des Epigramms, sowie die Verbindungslinien zu anderen literarischenGenera. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die hier gebotene Einleitungvon der allgemeiner gehaltenen in Rozemas Ausgabe der Lukilliosepigramme(1971), die eine sorgfltig aufgearbeitete Forschungsgeschichte zur Antholo-gia Graeca insgesamt bis zum Erscheinungszeitpunkt der Arbeit mit ein-schliet. Zu Lukillios ist nun ein neuer Kommentar von Lucia Floridi (Mila-no) in Vorbereitung.

Die Kommentierung im Hauptteil erfolgt stets nach dem Motto, mit aus-gewhlten Textbeispielen die Ausdrucksweise Nikarchs so einleuchtend wiemglich zu erklren. Lexikalische Vollstndigkeit wurde nicht angestrebt,wie sie m.E. allzu hufig mit wenig heuristischem Gewinn in modernenKommentaren zu erreichen versucht wird (aufgrund der heute sehr einfachgewordenen Zugnglichkeit der Textcorpora auf neuen Medien wie demTLG, andererseits der Ausschnitthaftigkeit der berlieferten antiken Text-masse m.E. ein ohnehin fragwrdiges Unterfangen). Die Qualitt eines Kom-mentars liegt vielmehr in der Auswahl der Beispiele, die stets im Dienste des

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zu erklrenden Textes stehen mssen. Fr ein Verstndnis der sprachlich-stilistischen Eigenheiten von Nikarchs Epigrammen ist der Einbezug vonTexten der dokumentarischen Papyri von grundlegender Wichtigkeit. Diesezumeist in Alltagssprache verfassten Texte stehen (neben besonderen Er-scheinungen der Sprache der Septuaginta) in vielen Fllen als Parallele nherzu unseren Gedichten als irgendein literarischer Text. Umsomehr erstauntes, dass sie in anderen Kommentaren bisher kaum fr die Texterklrung zuRate gezogen wurden. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Beschrei-bung der verschiedenen Sprachstile gelegt: Zu den charakteristischen Merk-malen Nikarchs gehrt sein Oszillieren zwischen Umgangssprache undepisch-dramatischem Vokabular, aber auch gelegentlicher Einbezug fach-sprachlicher Termini. Selbstverstndlich sind denkbare Anklnge an lterein den Anthologien erhaltene Epigramme grundlegend wichtig, doch mussder Stellenwert solcher Bezge immer auch anhand der Zuflligkeit des Er-haltenen beurteilt werden. Ein Wort schlielich zum berhmtesten Kolle-gen Nikarchs, Martial. Whrend die bisherige Forschung (vgl. Prinz 1911;Burnikel 1980) den Schwerpunkt ausschlielich auf die Vorbildfunktion dergriechischen Autoren Lukillios und Nikarch auf Martial in den Vordergrundgestellt hat eine Beobachtung, die in einigen Fllen gewiss zutrifft , wirdin diesem Kommentar eine neutralere und der literarischen Eigenleistungder griechischen Autoren gerechtere Perspektive verfolgt (dazu s. Merli1993) und jedes Epigramm als ganz individuelle Ausgestaltung eines (wiesich zeigen lsst) in der Tradition in aller Regel bereits verankerten Motivsbeurteilt. Wiederum kann es nicht darum gehen, einfach nur smtliche Epi-gramme Martials aufzuzhlen, in denen hnliche Themata vorkommen (da-zu sei auf die genannten lteren Arbeiten verwiesen). Vielmehr interessierenuns diejenigen Flle, in welchen eine vergleichbare oder auch gerade die ent-gegengesetzte Technik Martials das Nikarchgedicht noch besser zu verstehenhilft.

Eine weitere m.E. bisher zu wenig beachtete Eigenheit der Nikarchepi-gramme ist es, dass sie hufig mit ganz verschiedenen Verstndnisebenenoperieren. Neben dem Oberflcheninhalt erffnet sich auf den zweiten Blickimmer wieder eine Aussage zwischen den Zeilen, die generiert wird etwadurch Ausnutzung verschiedener Bedeutungsnuancen eines Begriffs oderlautliche Anklnge an andere Wrter, welche gerade in der mndlichen Vor-tragssituation auch akustisch hervorgehoben werden konnten.1 Es zeigte sichbald, dass die klassische Form der Kommentierung ausschlielich mit Hilfevon Lemmata fr die jeweilige Kontextualisierung der einzelnen Epigramme

1 Die Untersuchung entsprechender Techniken bei Lukillios ist noch ein Forschungsdesi-derat; in den knappen Angaben bei Rozema (1971) wird darauf kaum eingegangen. Allerdingsscheint die Lcke bald durch Lucia Floridi geschlossen zu werden, der die Forschung bereits ei-nen Stratonkommentar von hoher Qualitt verdankt.

14 Einfhrung

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oder Epigrammgruppen und die Herausarbeitung der darin angelegtenMehrdimensionalitt zu wenig geeignet ist. Neben die Lemmata-Abschnittewerden daher in vielen Fllen auch Essaypassagen gestellt, in denen unterAusnutzung des vorliegenden Vergleichsmaterials ber mgliche Gesamtin-terpretationen und weitere Kontexte reflektiert wird. Auch wenn die Gefahrvon Interferenzen bei einer solchen Vorgehensweise nie ganz ausgeschlossenist und auch die Entscheidung, welche Information in den Lemmata-Teilund welche in den Essay gehrt, nicht immer ganz einfach zu treffen war,halte ich diese Darstellungsform doch fr die beste, dem Phnomen der Nik-archepigramme gerecht zu werden. Im brigen scheinen kombinierte For-men in Kommentaren sich in jngster Zeit zunehmender Beliebtheit zu er-freuen und in der Fachwelt gnstige Aufnahme zu finden.

Es ist somit zu hoffen, dass mit der vorliegenden Darstellung die Texte, diesich dem Leser nicht immer auf den ersten Blick in all ihren Dimensionenerschlieen, ein umfassendes Bild von der enorm facettenreichen ProduktionNikarchs vermittelt und die Faszination fr Texte, die im Grenzbereich zwi-schen Literatur und Alltagskultur stehen, erweckt werden kann. Wenn derEindruck des mediokren Schreiberlings, wie ihn Geffcken nannte, definitivkorrigiert wird, dann hat diese Arbeit ihre Hauptaufgabe erfllt.

Einfhrung 15

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Einleitung

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I. Nikarch II.: ein Steckbrief

Die Quellen. Der Autor, dem das vorliegende Buch gewidmet ist, Nikarch II.,gehrt auch unter Fachleuten zu den Unbekannten. Die Epigramme, die wirmit seinem Namen verbinden knnen, finden sich fast alle in der sogenann-ten Anthologia Graeca. Diese in ihrem Grundstock auf antike Ausgabenund Anthologien zurckgehende uerst umfangreiche Sammlung von Epi-grammen, zumeist mit Autorenangabe, ist neben der groen Zahl zumeistanonym berlieferter Gedichte auf Stein1 unsere wichtigste Quelle fr eineKleinform, die eine ihr ganz eigentmliche Zwischenstellung zwischen Lite-ratur und Improvisationskunst einnimmt.2 Sie manifestiert sich uns heute inzwei Haupthandschriften: der Anthologia Palatina (im Folgenden: AP; Mitte10. Jh.) und der Anthologia Planudea (APl), einem auf 1299 datierten Auto-graph des Mnchs Maximos Planudes.3 Fr die Spottepigramme ist diesezweite Quelle etwas weniger ergiebig, da Planudes mehrere Gedichte, derenInhalt seinem Sittlichkeitsempfinden nicht gengte, weglie; allerdingsbringt die APl an verschiedenen Stellen die im Vergleich zur AP eindeutigbesseren Lesarten.4 Die ersten Druckausgaben der Anthologia Graeca (dieeditio princeps von Ioannis Laskaris stammt von 1494) basieren ausschlie-lich auf der Planudea; die AP hingegen tauchte erst kurz nach 1600 in Hei-delberg auf und wurde sehr schnell in Form zahlreicher Abschriften unterden Gelehrten herumgereicht, die auf diese Weise die neuen variae lectionesin ihre Privatausgaben eintragen konnten.5 Heute sind bei der Zitierung vonEpigrammen aus der griechischen Anthologie Bucheinteilung und Zhlsys-tem der Anthologia Palatina als Referenzpunkte blich geworden.6 Planudes

1 Siehe die Sammlungen in GV, GG, sowie Merkelbach/Stauber (19982004).2 S. allg. Nisbet 2007; Tarn 1979; Hess 1989; Raubitschek (ed.) 1968; auch Puelma 1996.

Alle diese Aspekte werden im Laufe dieser Einleitung weiter vertieft, mit dem Ziel, den histori-schen Kontext dieser stark in der Alltagskultur verankerten Gattung mglichst adaequat zu re-konstruieren.

3 In Wirklichkeit gibt es zwei einander widersprechende Datierungen (1299 und 1301), vgl.Cameron 1993: 75ss. und unten Kap. IV.

4 Nicht zuletzt auch, was die Autorenzuweisungen angeht, dazu s. unten p.64ss.5 ber die Geschichte der Epigrammanthologien findet sich ein immer noch sehr lesens-

werter berblick im ersten Band von Beckbys Edition, 68ss., wo sie auf einen geschichtlichenAbriss ber das antike Epigramm im Allgemeinen folgt.

6 Die Epigramme, die nur in der Planudea berliefert sind, wurden in den Ausgaben derAP teilweise als sogenanntes Buch XVI angehngt (so z.B. bei Beckby), teilweise wurde fr

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Mitarbeit gilt im brigen auch an einer kleineren Sammlung (Sylloge Lauren-tina) als gesichert, die dem Abschluss der APl zeitlich vorausging: sie enthltu. a. die drei Nikarchepigramme AP 11,251; 252; 395 (dazu siehe Siglap.126).

Neben der Anthologia Graeca gibt es fr Nikarch noch einen zweitenberlieferungsstrang, der erst in jngster Zeit ins Blickfeld getreten ist: diebereits im Vorwort genannten Papyri. Es handelt sich im einzelnen umPOxy. 3725, sowie POxy. 4501 und 4502, die uns neben drei bereits aus derhandschriftlichen Tradition bekannten und Nikarch zugeschriebenen Epi-grammen (AP 5,40; 11,241 und 11,328) sechs vllig neue Texte und siebenkleine Fragmente geliefert haben. Sie bereichern unser Bild ber das themati-sche Spektrum und den Stil der Epigramme Nikarchs betrchtlich.7

Warum sprechen wir von Nikarch II.? Sowohl die AP wie auch die APlsind, geordnet nach Epigrammgattung, in mehrere Bcher gegliedert (Grab-,erotische, Spottepigramme usw.), und dabei fllt die etwas eigenartige Ver-teilung der Beitrge mit der Zuschreibung auf (in der AP gibtes davon insgesamt 48). Whrend es sich beim greren Teil davon umSpottepigramme handelt, weicht eine kleine Gruppe hinsichtlich Sprachstilund Inhalt erheblich ab: Zum einen sind sie nicht wie die anderen Gedichtein der teilweise recht derb klingenden Alltagssprache der kaiserzeitlichenKoine geschrieben,8 sondern in einem artifiziell wirkenden Stil, der fr denHellenismus typisch ist. Auerdem gehren genau diese Epigramme undnur diese auch in einen ganz anderen thematischen Bereich: nmlich dender Grab- und epideiktischen Epigramme. Dazu kommen aber auch nochuere Anhaltspunkte. Es wurde bereits erwhnt, dass die Anthologia Grae-ca auf antike Vorbilder zurckgeht, ja, mehr noch, diese streckenweise voll-stndig inkorporiert, wie in einem der folgenden Kapitel der Einleitung ge-zeigt werden soll. Die beiden wichtigsten Sammlungen, die in derAnthologia Graeca aufgegangen sind, sind diejenigen des Meleager (70/60 v.Chr.) und des Philipp (40 n.Chr.), beides Dichter, die ihre eigenen Werkezusammen mit denen anderer Autoren verffentlichten; daneben erzhlt unsdas Suda-Lexikon von einer Sammlung eines Diogeneianos, die in aller Regelin trajanische Zeit datiert wird. Was nun die beschriebene kleine Sonder-gruppe mit der Bezeichnung innerhalb dieser Epigramme an-geht, so stellte bereits Ende des 19. Jhs. Weihupl fest,9 dass zwei dieser ins-gesamt 5 Epigramme in der Anthologia Graeca offenbar in einer Sequenzstehen, die tel quel aus der Sammlung des Meleager bernommen zu sein

diese knstlich geschaffene Teilgruppe ebenfalls die Bezeichnung Anthologia Planudea ver-wendet beides Umstnde, die auf den ersten Blick etwas verwirrend wirken.

7 Zu diesen Papyri s. p. 61ss. und den Kommentar ab p. 352.8 Sprache und Stil sind im nchsten Kapitel (II.) dieser Einleitung behandelt.9 Weihupl 1889: 27.

20 Einleitung

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scheint, denn die Epigramme stehen an dieser Stelle immer noch in der al-phabetischen Reihenfolge, die Meleager als Prinzip seiner Edition gewhlthatte,10 und von den Autoren dieser Reihe ist keiner jnger als Meleager.Von den Spottepigrammen in kaiserzeitlichem Griechisch hingegen gibt esebenfalls einige, die in alphabetischen Sequenzen stehen (die in diesem Fallsolchen des Diogeneianos entsprechen mssen), und bei denen eine ver-gleichbare sprachlich-stilistische Homogenitt herrscht.

Der Umstand, dass es in der Anthologia Graeca also sprachlich rein helle-nistische Sequenzen neben rein kaiserzeitlichen Folgen ohne gegenseitigeberlappung gibt, auf der anderen Seite der Vermerk in bei-den Folgen auftritt, lsst nur einen mglichen Schluss zu, den auch schonWeihupl gezogen hatte: in der Anthologia Graeca mssen zwei verschie-dene Autoren gleichen Namens zusammengeflossen sein, je aus verschiede-nen Quellen. Dies erklrt wohl auch, warum die Zuschreibungen nicht mitunterscheidenden Adjektiven versehen wurden: sie wurden so bernommen,wie sie in den jeweiligen Vorlagen gefunden wurden. Die Unterscheidungzwischen zwei ist seit einigen Jahrzehnten allgemein anerkanntund in den Ausgaben vollzogen, allerdings leider nicht immer konsequent.11

In der vorliegenden Edition werden folgende Epigramme aus einem odermehreren der genannten Grnde als zu Nikarch I. gehrig ausgeschlossen:AP 6,31 und 285 (obwohl im zweiten Falle der jngere Nikarch in der Dis-kussion auch mit angefhrt wurde [cf. Beckby], was jedoch sprachlich ganzunplausibel ist); 7,159 und 9,330;12 ebenso 9,576, ein epideiktisches Epi-gramm typisch hellenistischen Stils, das ich im Gegensatz zu Beckby undFloridi 2007, jedoch in bereinstimmung mit Schulte ebenfalls dem lterenNikarch zuschreiben mchte.13 Fr Nikarch den Jngeren verbleiben somit:38 in der AP berlieferte Epigramme, wovon sich bis auf AP 5,3840 alle im11. Buch befinden, auerdem 9 auf Papyrus berlieferte, wovon 3 parallelauch in der AP berliefert sind. Dies ergibt ein Total von 44 EpigrammenNikarchs II., denen die vorliegende Edition gewidmet ist.

Nikarch II. in der Literaturgeschichte. ber Herkunft, Leben und ZeitstellungNikarchs II. suchen wir in den antiken Quellen vergeblich nach Informatio-nen. Wir knnen uns deshalb nur auf interne Merkmale seiner Dichtung

10 Siehe Cameron 1993: 20.11 Cf. auch die Einleitung zu POxy. 45012 in Parsons 1999: 38. Zu einem anderen Bild

fr Nikarchos I. gelangt jetzt Ceccaroli 2011: 60ss.12 Diese 4 Epigramme sind auch bei Gow-Page 1965 aufgefhrt.13 Cf. Longo 1967: 78 la questione oggi pu considerarsi soluta. Fr dieses und weitere

im Laufe der Zeit flschlicherweise dem jngeren Nikarch zugeschriebene Epigramme s. Schul-te 1999: 11. Epigramme, deren Autorenzuweisung in der Tradition schwankt oder wo die Zu-weisung in der berlieferung entstellt wurde, werden weiter unten S. 64ss. diskutiert.

I. Nikarch II.: ein Steckbrief 21

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sttzen und als chronologischen Bezugspunkt den lateinischen SkoptikerMartial heranziehen, der mit unserem Autor nicht wenige Themen gemein-sam hat und sein erstes Epigrammbuch 85 oder 86 n.Chr. publizierte.14 Daes in zumindest drei Fllen so gut wie sicher ist, dass Martial einen Text vonNikarch als Vorlage verwendet hat und nicht umgekehrt, knnen diese la-teinischen Epigramme als terminus ante quem fr die griechischen Vorlagengelten.15 Fr die Lebenszeiten der beiden Dichter dagegen ist eine gewisseberschneidung uerst wahrscheinlich.

Auf dieselbe Weise knnen wir die Schaffensperiode Nikarchs gegen hin-ten in der Zeitachse eingrenzen. Sprachliche und motivische hnlichkeitenrcken ihn in besondere Nhe zum etwas berhmteren Lukillios. Dieserwohl kaum mit Senecas Freund zu identifizierende16 Epigrammdichter lsstsich aufgrund eines Widmungsepigramms (AP 9,572) zeitlich besser fassen.Darin sagt Lukillios, er htte nicht ohne Neros wohlwollende (finanzielle)Untersttzung sein zweites Epigrammbuch herausgeben knnen (wie iro-nisch die rtselhaft kurze Bemerkung auch immer gemeint gewesen seinmag).17 Fr Nikarch wiederum steht in einigen Fllen zweifelsfrei fest, dasser ebenfalls in der AP berlieferte Texte (des Lukillios, aber auch andererAutoren) als Ausgangspunkt fr seine eigenen Epigramme verwendet hat:18

etwa 11,162, wo das Vorhandensein einer intertextuellen Beziehung zu 161resp. 163 schwerlich zu bestreiten ist, oder 11,110 und 407, fr die an gege-bener Stelle dafr argumentiert werden wird, dass sie eher aus lukillischenVorlagen weiterentwickelt wurden und diese also fr die Nikarchepigrammevorauszusetzen sind, als dass umgekehrt Lukillios sich aus nikarchischenMotiven htte inspirieren lassen. Man setzt daher Nikarchs literarische T-tigkeit in aller Regel geringfgig spter als diejenige des Lukillios an. DieseEinordnung Nikarchs als etwas jngeren der beiden Spottepigrammatikerknnte man darin besttigt sehen, dass dieser das von Lukillios festgelegteSpektrum weiter ausreizt. So werden im Kommentar auch einige Interpreta-tionen zur Diskussion gestellt werden, bei denen in der nikarchischen Bear-

14 Holzberg 2002: 35.15 Es handelt sich um AP 11,71 (~ Mart. 3,93, der eine eindeutig grere Komplexitt bie-

tet als die nikarchische Vorlage), 11,73 (~ Mart. 9,37) und 11,110 (~ Mart. 11,101, wo die Hy-perbel noch weiter gesteigert ist; s. unten Kap. I.3); cf. Holzberg 2002: 29. Die Techniken Mar-tials im Vergleich mit seinen griechischen Vorgngern sind gut untersucht von Burnikel 1980:110ss. und Holzberg 2002: 99ss. (meist steht allerdings Lukillios als Vergleichspunkt im Zent-rum). Vgl. auch Prinz 1911: 24s.

16 Dazu s. Rozema 1971: 44ss.; 124; Longo 1967: 9s. non giustificabile volerlo fare sc.identificarlo ad ogni costo; Burnikel 1980: 1; Nisbet 2003: 108ss.

17 Diskussion in Nisbet 2003: 36ss.; 113ss.18 Cf. Burnikel 1980: 110 er kennt und bentzt Lukill; im gewohnt negativen Ton Geff-

cken 1936: 279 N. hngt sich an Lukillios. Es wird u. a. Aufgabe dieses Kommentars sein zuzeigen, dass dieses Sich-Anhngen vielmehr eine kreative Auseinandersetzung ist.

22 Einleitung

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beitung eines von Lukillios (und ev. schon von Frheren) gepflegten Motivs,aber auch in der Hinzunahme zustzlicher bewusst alltglich-niedriger The-men, ein weitergehendes Abtasten der Gattungsgrenzen zu sehen ist.19

Nicht immer ist allerdings das Bild so eindeutig. Ob beim Vorhandenseingleicher Themen Nikarch wirklich immer der zweite Autor ist, der diesesaufgreift, sei wiederum zumindest vorsichtig in Frage gestellt auch wennfestzuhalten ist, dass sich in keinem einzigen Fall eine Verwendung von Vor-lagen Nikarchs durch Lukill eindeutig zeigen lsst. In vielen Fllen drftenLukill, Nikarch und auch Martial unabhngig voneinander in dieselbe Mo-tivtradition eingestimmt haben und die Autoren knnten sich auch imSinne eines Spiels von actio und reactio gegenseitig beeinflusst haben, vo-rausgesetzt, neben den zeitlichen htten dies auch die geographischen Um-stnde erlaubt.20

Vita. Auch darber wissen wir leidlich wenig. Immerhin, es gibt in den Epi-grammen Nikarchs eine ganze Reihe von Hinweisen, die dafr sprechen,dass deren Autor aus gypten stammt. Diese seien nachfolgend aufgelistet: AP 11,124,4: der Ort Paraitonion im Westen von Alexandria an der libyschen

Grenze, der einem Nicht-Einheimischen kaum gelufig sein drfte. Mehr noch:Es ist zu fragen, ob einer der Witze in diesem Epigramm nicht im Grunde zwin-gend eine alexandrinische Perspektive voraussetzt.21

19 Dieser zweite Punkt wurde in der Vergangenheit vorwiegend negativ beurteilt, wie diein der Einfhrung zitierten uerungen zeigen. Fr eine moderne Sichtweise, die zwar vonSubjektivismus ebenfalls nicht ganz frei ist und teilweise geradezu euphorisch klingt, in deraber moralisierendes Urteilen endlich berwunden ist, sei Nisbet 2003: 82 zitiert: Nikar-khos is far more than simply a cut-rate clone; he works creatively with Loukillian material,steering the new skoptic joke scripts in unexpected directions. Whats more, he is often morefun than Loukillios better value as a humorist, more adventurous as a poet. I very muchdoubt he was Loukillios only imitator. Instead, his work survives because he was the smart-est and most successful.

20 So ist etwa das Schiffbruchsepigramm AP 11,332 keineswegs nur mit den entsprechen-den Epigrammen des Lukillios AP 11,245ss. als einzig mglicher Vorlage denkbar. Etwas an-ders stehen die Dinge fr AP 11,331, von dem zu zeigen sein wird, dass die Schiffsbruch- mitder Hetrentopik auf berraschende Weise verbunden ist. Das Epigramm ist ein gutes Beispielfr die einer evolutionistischen Perspektive inhrente methodische Problematik; gem die-ser Perspektive muss ein einfaches Epigramm, wo blo mit einem einzigen Teilaspekt gespieltwird, im Vergleich zu einem komplexen Gedicht (wo dieser eine und/oder andere Teilaspektweiterentwickelt bzw. neu kombiniert ist) automatisch das ursprnglichere sein. Doch wre esz.B. unrealistisch anzunehmen, dass die Existenz eines Produkts wie AP 11,331 die Schaffungeines Epigramms nur zur Schiffbruchsthematik in der Folgezeit verunmglicht htte. Vielgewinnbringender ist somit eine Vorgehensweise, die zunchst frei von jeglichem Zwang, Ab-hngigkeiten herauszustreichen, fr jeden der beteiligten Autoren die ihm gebhrende Stel-lung als Schpfer eines eigenstndigen Texts mit den jeweils zu beschreibenden Eigenheitenwrdigt; dazu s. Merli 1993: 110ss., mit deren Argumentation ich in dieser Hinsicht vlligbereinstimme.

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AP 11,244,4: die nach Athen. 11,784b typisch alexandrinische Bezeichnung - fr den Weinkhler.

AP 11,406,5: das Wort Hgel, das zum Vokabular der Kyrenaika gehrt. AP 11,18,5: der Hinweis auf die gyptische Gttin Bubastis, die es anhand der

enormen Geburtsfreudigkeit der Philainion nicht mehr brauche. Bastet / Bubastisgeniet, wie im Kommentar z. St. gezeigt, im 1. Jhdt. n.Chr. einige Popularittauch in Rom. Doch die Formulierung, dass die Gttin fr niemanden mehr vonBedeutung ist, ist nach Longo pi naturale nella patria stessa della dea.

Die aufgezhlten Punkte knnen wohl fr sich alleine keinen endgltigenBeweis darstellen,22 doch bleibt die Hypothese einer gyptischen HerkunftNikarchs die wahrscheinlichste.

Neben der gyptischen Dimension tauchen im Wortschatz unserer Epi-gramme aber auch Latinismen auf, und zwar die folgenden:

AP 11,73,6: (~ lat. sext-arius) AP 11,244,1: (// lat. miliarium) auerdem ist wohl die Sg.-Form AP 11,74,8 lateinisch beeinflusst (vgl.

Petr. sat. 41,9): im Griechischen findet sich das Wort immer im Plural. Ein rmisches Element ist ferner in der Verwendung von Linsen beim Totenmahl

zu sehen (AP 11,119,4).

Keines dieser Elemente kann allerdings als Argument fr eine besondersstarke Berhrung Nikarchs mit der rmischen Kultur angesehen werden; siereihen sich ohne weiteres in den Rahmen der allgemein erfolgten Globalisie-rung rmischer Sitten und Vokabeln nach der Unterwerfung gyptens 31 v.Chr. ein.23

Ob sich nun Nikarch zeitlebens in gypten aufgehalten hat, wo er in ei-nem Zentrum wie Alexandria nicht nur in den engsten Kreisen der rmi-schen Verwaltungsaristokratie auch eine Gastmahlkultur vorgefunden habenmuss, die sich von derjenigen des Zentrums des Imperiums, Rom, kaum we-sentlich unterschieden haben kann,24 oder ob er doch eine bestimmte Perio-de seines Lebens in Italien, gar in Rom, verbracht hat,25 lsst sich somitkaum mehr feststellen. Auch wie er schlielich Anschluss an das gefundenhat, was ich als epigrammatischen Diskurs bezeichnen mchte, kann unsletztlich nur weitgehend die Phantasie zu erschlieen helfen. Die genannten

21 Siehe dazu die Besprechung in Kap. I.1.22 Cf. die bersicht in Parsons 1999: 38, mit der zusammenfassenden Bemerkung So

far, the Egyptian features have proved less than decisive.23 Zur Verbreitung des Latein in gypten mit interessanten soziolinguistischen berle-

gungen s. allg. Adams 2003: 527ss.24 Siehe dazu die Diskussion in Kap. V.25 Einige nehmen das ohne Angabe von Grnden, vielleicht wegen der Analogie zu Mar-

tial, ganz selbstverstndlich an: in der AP-Ausgabe von Aubreton 1972: 298 findet man im Na-menindex vcut Rome; ebenso Beckby IV 762.

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Verbindungslinien zu Lukilliosepigrammen drfen wir als Beweis dafr neh-men, dass er mit dessen Werk in Berhrung gekommen ist und dessen Stilnachhaltig auf ihn gewirkt hat. Die Frage ist, ob dies durch direkte Kenntnisdes Autors oder auf schriftlichem Wege geschehen ist, und dazu wre es wie-derum wichtig, Herkunft und insbesondere Wirkungsort des Lukillios besserfassen zu knnen. Doch ist der Stand der Kenntnis auch hier nicht viel bes-ser: Als Geburtsort wird Neapel vorgeschlagen, mit dem Gedanken einerebenfalls gyptischen Herkunft spielt Longo.26

Fr die Diskussion von Bedeutung ist auerdem die in jngster Zeit zuta-ge getretene Evidenz von Texten Nikarchs (und vielleicht auch des Lukil-lios?) auf Papyrus (POxy. L 3725; LXVI 4501s.; sowie Inv. 103/125 [c] [un-publ.]).27 Alle diese Papyri knnen wohl noch dem 1. Jhdt. zugeordnetwerden, fallen also, obwohl es sich wahrscheinlich um Teile einer oder meh-rerer privater Epigrammkollektionen handelt, wohl noch in die LebenszeitNikarchs. Wenn wir somit in diesem Zeugnis etwas fassen knnen, das manals Absatzmarkt fr diese Art von Epigrammen bezeichnen knnte, stelltsich die Frage, ob sich dies als weitere Evidenz werten lsst, die die gypti-sche Herkunft unseres Dichters unterstreicht, mit anderen Worten ob einzeitlich so nahe stehender Papyrus bei einem nichtlokalen Autor berhauptdenkbar wre. Andererseits wre nach Parsons bei der allgemeinen Hufungvon Epigrammpapyri in dieser Zeit ein so schnelles Aufscheinen auch imFalle eines Auslnders zumindest nicht auszuschlieen. So knnen die Papy-ri zwar keine zustzlichen biographischen Informationen zu unserem Autorliefern; sie besttigen aber dank ihres gut datierbaren Schrifttyps die zu Be-ginn dieses Kapitels vorgenommene zeitliche Einordnung Nikarchs. WelcheSchlsse sie fr die berlieferungsgeschichte zulassen, soll in einem spterenAbschnitt dieser Einleitung besprochen werden.28

26 Neapel: Robert 1968: 286; cf. Nisbet 2003: 105ss.; Aubreton 1972: 63s. (mit der Nennungdes Motivs der Agone, das mehr fr einen griechisch geprgten Kontext wie beispielsweise Par-thenope als fr Rom vor der ra Domitians spreche; zu den Capitalia vgl. auch unten Kap. V)und 297; zu gypten: Longo 1967: 12 Se lipotesi cogliesse nel vero, si potrebbe persino parla-re, nellambito dellepigramma scoptico, di una scuola egizia . Die angefhrten Indizienfr letzteres sind aber deutlich schwcher als im Falle Nikarchs. Zum gegenwrtigen Stand istder in Krze erscheinende Kommentar zu Lukillios von Lucia Floridi abzuwarten.

27 Fr das Folgende s. allg. Parsons 1999: 38s. (= Ed. von POxy. 4501 und 02); eine Diskus-sion dieser Papyri auch unten S. 61ss. Eine Edition von POxy. Inv. 103/125 (c) ist vom Schrei-benden vorgesehen.

28 Siehe unten p. 61ss.

I. Nikarch II.: ein Steckbrief 25

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